Chronik.Ereignis1033 Streit ums Taubental Epilog

Epilog

in dem über das weitere Schicksal der Handelnden berichtet wird.


Autoren: vivar, ehrenstein, dalias, lindholz, damotil, beiras, RobanGrobhand, Geron

Romina von Ehrenstein-Streitzig ritt zu allererst nach Punin, um Rat bei ihrem Großvater, Graf Praiodar, zu suchen. Dieser schickte seine verwirrt wirkende Lieblingsenkelin schweren Herzens, aber nachdrücklich nach Ragath zurück. Was war nur in das sonst so folgsame Kind gefahren? Er konnte und wollte die Verlobung mit dem jungen Jurios nicht verhindern. Sie hatte ihm versichert, dass in diesem vermaledeiten Taubental nichts Ehrrühriges passiert sei und er neigte dazu, ihr zu glauben. Nichtdestotrotz würde er Nachforschungen anstellen.

Zurück auf Castillo Ragath, ließ Romina die Verlobung wie im Traum über sich ergehen. Der junge Bräutigam Antorio war ihr gleichgültig; ebenso dessen öde Baronie im caldaïschen Hochland. Umso hingebungsvoller kümmerte sie sich um ihre Knappin Zaida. Oft ritten die beiden tagelang durch den gräflichen Forst oder besuchten das hauseigene Gestüt. Bei Hofe wurde gar gemunkelt, die Comtessa würde sich mit Zahoris herumtreiben. Ihre Gleichgültigkeit gegenüber der bevorstehenden Heirat und die wilden Gerüchte aus dem Taubental, zu denen sie sich nur unbefriedigend äußerte, brachten Ihren sonst so geduldigen hochwohlgeborenen Vater zur Weißglut. Er trug die vom Mondenkaiser angeordnete Verbindung staatsmännisch und erwartete von seiner jüngsten Tochter dasselbe. Sein Töchterchen indes schien nur eines zu wollen: Sie wollte die Zeit, die ihr blieb, bis sie sich um „das Kind“, wie sie Domnito Antorio gerne nannte, kümmern musste, nach eigenem Gutdünken nutzen.

Einige Monde und mehreren Dispute später flüchtete die Comtessa kurzerhand zu ihrem Oheim Gendahar von Streitzig ä. H. in den Thangolforst. Dort blieb sie auch, als ihr Oheim aufgrund der Tauffeier des kaiserlichen Thronfolgers Raul Eslam von Gareth nach Punin reiste. Der Aufruf der Disentes zum Sturm auf Al'Muktur erreichte sie, als es zu spät war, sich dem Widerstand anzuschließen. Trotzdem ritt sie hin und brach weinend über dem toten Großvater zusammen.


Ardan von Kündoch, Leutnant der Gräflich Ragather Garde, folgte seiner Comtessa leichten Herzens aus dem Taubental, kam aber schweren Herzens in Ragath an. Dort tat er alles, um weiterhin an Domna Rominas Seite zu bleiben, denn er war sich sicher, sie vor sich selbst bewahren zu müssen. Er begleitete sie auf Jagdausflügen, bei Abstechern zum Gestüt und auf der Reise zu ihrem Oheim im Thangolforst. So war er an ihrer Seite, als sie im Borontempel von Al'Muktur vor ihren aufgebahrten Großvater Praiodar von Streitzig ä. H. trat und in sich zusammensank. Es gelang ihm, sie aufzufangen und er glitt mit ihr zu Boden. Zu schnell waren ihre Verwandten da und nahmen sie ihm ab. Er trat zurück und schwor sich, immer für sie da zu sein, egal, was es ihn kosten würde.


Der Schöne Baron konnte die Zurückweisung durch die Comtessa nur schwer verwinden. Zwar suchte er während der Feiertage Vergessen in den Armen der anschmiegsamen Alisea von Lindholz und der zauberhaften Melisandra Chaziani. Dadurch konnte er lediglich die Flammen in seinen Lenden, nicht aber die in seinem Herzen beruhigen. Weil er zu stolz und eigensinnig war, weiterhin um die Comtessa zu werben, lebte Dom León in den folgenden Jahren hauptsächlich zurückgezogen auf Castillo Chellara. Er blieb dem Puniner Hof fern (und entzog sich so dem Einfluss des Mondenkaisers und dessen Puniner Valedor Vesijo den Einäugigen, der Dom Leóns Mutter in den Tod, seinen Bruder ins Exil und seine Schwester in die Trunksucht trieb) und suchte bei der Jagd die Einsamkeit der Wälder des Tosch Mur, um seinen Verlustschmerz zu heilen.

Bei der Krönung des Gwain von Harmamund zum Fürsten von Almada am 16. Phex 1034 zu Taladur hatte der Vivar im Gefolge der Waldwachter Gräfin Groschka Tochter der Bulgi seinen ersten und bislang einzigen öffentlichen Auftritt, um dem neuen Fürsten die Treue zu schwören und sich seine Lehnsrechte bestätigen zu lassen. Wie von Dom León vorhergesehen, erwies sich die Mundilla des Konnar vom Berg zum Berg, des ersten und radikalsten aller Disentes, die er als Pagin auf Castillo Chellara aufgenommen hatte, als Faustpfand für sein politisches Überleben nach dem Ende der Mondenkaiser-Ära.


Nachdem er gewahr geworden war, wie der selbsternannte ‚Seegraf’ Agnello di Barrizal offensichtlich von der Schönen Göttin (oder zumindest ihrer Heiligen) selbst für seine Hybris bestraft wurde, ließ der Grafenspross Gujadal Al'Kasim all seine während der Kampagne gemachten Gefangenen frei. Zutiefst enttäuscht von den scheinbar meuchlerischen Methoden des Remigius von Alstingen, den er für seinen Freund gehalten, und von Romina von Ehrenstein-Streitzig, auf deren Zuneigung er im Stillen gehofft, wandte er sich mit seinem gesamten Gefolge gen Praios. Mit seinen Reitern und Pikenieren verstärkte er den Heerbann seiner gräflichen Mutter, die vor kurzem Oberfels am Yaquir eingenommen hatte und hoffte, von der Festungsstadt aus ihre Grafschaft zurückerobern zu können.


Der Leichnam des Remigius von Alstingen wurde zunächst zum Beweis für einige Tage öffentlich ausgestellt und schließlich auf dem Boronanger von Santa Catalina beigesetzt. Sein Grab blieb ohne Namen.


Vitus von Alstingen-Gernebruch, Remigius' Erstgeborener, floh mit seinem Oheim Rodgrimm Grobhand von Koschtal zunächst in die Nordmarken. Es war eine beschwerliche und bisweilen recht abenteuerliche Reise, mussten die zwei Edelleute doch mit Verfolgern rechnen. Erst in der in den Koschbergen gelegenen Burg Gernebruch, bei seiner Mutter Dhuoda, fühlte sich Veit vor Nachstellungen sicher. Dorthin kehrte im Winter 1033 auch sein Knappherr Praionbur von Gernebruch zurück und überbrachte die traurige Kunde vom Schlachtentod des Remigius. Veit trat wieder in die Dienste des Familienfreundes, um seine Knappschaft fortzusetzen. Er schwor sich, ein tapferer Ritter wie sein Vater zu werden, um einst als strahlender Held seine Heimat zurück zu erobern.

Als im Winter 1034 die Nachricht vom Sturz des Mondenkaisers Gernebruch erreichte, keimte neue Hoffnung in der Familie auf, das Taubental einst wieder beherrschen zu können. Sofort machte sich Dhuoda von Gernebruch daran, alte Kontakte zu nutzen und neue zu knüpfen. Ob durch das Wort der Kaiserin oder die Macht der Waffen, einst würde ihr Mundillo Herr über das Taubental sein.

Rodgrimm Grobhand von Koschtal hingegen hielt es nicht lange an Veits Seite. Schon wenige Tage nach der gemeinsamen Ankunft in Gernebruch sattelte der Fahrende Ritter sein Pferd und zog wieder aus; neuen Erlebnissen, Abenteuern und hoffentlich hübschen Damen entgegen.


Dom Amando Dhachmani de Vivar und Domna Odina di Salsavûr konnten sich nach dem Ende ihrer Gefangenschaft wieder in die Arme schließen. Gemeinsam mit Dom Amandos Bruder León und Domna Odinas Verwandten Dartan begingen sie die feierliche Woche der Santa Catalina und kehrten anschließend nach Inostal zurück. Am 18. Rahja 1033 wurde zu Brig-Lo gar ihr Ehebund vor Rondra und Rahja geschlossen, bei dem Baronin Gerone vom Berg als Trauzeugin diente. Als Zeichen seiner Verbundenheit mit beiden Göttinnen stiftete das Brautpaar dem Puniner Rahjatempel ein prachtvoller Devotionalienbild der Santa Catalina und dem Vierertempel zu Brig-Lo eine nicht unerhebliche Summe für die Wiedererrichtung der Rondrastatue. Die Tyrannei des Valedors von Punin, eines persönlichen Feinds aller Vivar, zwang den Pfandvogt von Inostal jedoch bereits im darauf folgenden Rondramond, in die Fürstliche Gemeinde Urbasi, der Heimat seiner Gattin, ins Exil zu gehen.

Dort, im Palazzo Nemoblesco zu Urbasi, wurde im Phex 1034 Dom Amandos drittes Kind geboren und auf den Namen Rondrigo IV. Drago de Vivar y Salsavûr getauft. Auch nach Ende der Mondenkaiserzeit wollte das junge Ehepaar zunächst in Urbasi bleiben. Mit in Inostal erwirtschaftetem Kapital und einigen Wechseln des Handelshauses Dhachmani kaufte sich Dom Amando mithilfe der familiären Verbindungen seiner Gattin über nicht näher bezeichnete Strohmänner in die Silbertaler Bank ein. Als ihn die neu gewählte Puniner Ratsmeisterin Madalena Galandi jedoch durch einen Boten nicht nur zur Rückkehr aufforderte, sondern sogar die Absicht verkündete, ihn zu ihrem Stadtkämmerer zu berufen, machte Dom Amando seinen Besitz zu Geld, um im Ingerimmmond 1034 mit Weib und Kindern wieder den verwüsteten und geplünderten Palacio seiner Eltern in Punin zu beziehen. Von da an war ihm ein kometenhafter Aufstieg bestimmt: er kehrte als Ratsherr in den Hohen Rat zurück, wurde tatsächlich von der Ratsmeisterin zum Stadtkämmerer erhoben und stieg alsbald gar in den Cronrat des Fürsten Gwain auf, in dem er für alle Handels- und Geldangelegenheiten des Fürstentums zuständig ist.


Die tulamidische Handelsherrin Yashima saba Dhachmani konnte den Schreck über das misslungene Attentat auf ihren „Lieblingsneffen“ überwinden und nahm im Kreis der übrigen Gäste aus nah und fern an all den Feierlichkeiten zu Ehren der Santa Catalina teil. Noch viel häufiger hielt sie sich jedoch auf dem Pilgerfeld auf, wo sie mit allerlei Händlern von Preziosen und Rahjanika geschäftigen Umgang trieb. Bei ihrer Abreise hatte sie nicht nur den Verlust der Datteln kompensiert, sondern auch einiges an Nordlandwaren auf ihre Karren verladen, die in Omlad hervorragende Preise erzielen sollten. Im folgenden Jahr verzichtete Domna Yashima aufgrund der politischen Wirren im Königreich auf einen Besuch des Fests. Bereits 1035 erschien sie erneut und nutzte die Gelegenheit zu regem Handel auf dem Taubentaler Jahrmarkt.


Für Leonora Karinor vom Berg begann nach einem furiosen Auftakt – sie war verzaubert worden, hatte am Vorabend des eigentlichen Fests der Santa Catalina unfreiwillig ihren neuen Dienstherrn León de Vivar vergiftet und so eine spektakuläre Rettungsaktion der geladenen Gäste ausgelöst – der Alltag ihrer Pagenzeit auf Castillo Chellara. Sie lernte, ihren Herrn an der Tafel und auf Reisen zu bedienen, ohne ihn dabei zu vergiften, übernahm die Reinigung seiner Kleider und versuchte gewissenhaft, alle sonstigen Pflichten zu erfüllen, die Ugolino Gualdini, der Castellan, ihr auftrug. Ihre restliche Ausbildung wurde vor allem von Frauen beaufsichtigt: Unterweisung in den Lehren der Zwölfe und im Flötenspiel bei Ihrer Gnaden Elea Colombi, Unterricht im Lesen und Schreiben sowie im Bosparano bei Maestra Lariana Lampérez, und Fertigkeiten im Ringen, Wettlaufen, Weitsprung und verbotenerweise auf den Zinnen Klettern bei den Töchtern des Schmieds. Nur die Ausbildung im Fechten mit dem Holzschwert besorgte Dom León, wann immer er Zeit fand, selbst.


Hofkaplanin Elea Colombi nahm den Schönen Baron auch weiterhin abendlich ins Gebet und sah es als ihre Berufung an, Castillo Chellara trotz der politisch schwierigen Zeiten, in jenen Hort der Fröhlichkeit, der Gastfreundschaft und der guten Sitten zu verwandeln, der er einst gewesen war. Dabei stieß sie immer wieder auf den Widerstand des alten Castellans Ugolino Gualdini, der die Einkünfte und Ausgaben des Schlosses zu überwachen hatte und dem daher jedwede Festivität ein Graus war.


Die Illusionsmagierin Lariana Lampérez hingegen entzog sich nach dem Ende der Feierlichkeiten noch weiter dem zwischenmenschlichen Trubel und widmete sich vor allem ihren Studien der magischen Orte des Taubentals sowie dem Zwiegespräch mit den Geistern auf Castillo Chellara.


Die Zahori Nuerta Espadín hatte Domnatella Flavia Fröhling auf das Pilgerfeld begleitet, und sich dem Santa-Catalina-Ritt angeschlossen. Nach dem Rückzug der Schelaker betrauerte sie den Tod ihres Cumpanen Isonzo Valdepenya auf Mercenarioart: Sie trank ihm zu Ehren ordentlich einen über den Durst und verbrachte den Rest der Feiertage im Rauschzustand. Mangels Alternativen blieb Nuerta als Leibwächterin und gelegentliche Bettgefährtin in den Diensten des Schönen Barons und begleitete ihn auf verschiedenen Reisen.


Für „Baron“ Cesk Alcorta zu Schelak hatte sich dieser Zug nicht gelohnt. Auch wenn er wusste, dass er der Ehre gerecht geworden war und sich selbst nichts vorwerfen musste, hatte er doch begriffen, dass er auf der falschen Seite gestanden und damit seiner Position im Kampf um die Legitimation seines Amtes einen Bärendienst erwiesen hatte. Auch hatte ihn die Aktion viel Geld gekostet, dessen Erlös er nicht einstreichen konnte. Er lernte Dom Gujadal schätzen, da auch dieser zur rechten Zeit die wahren Begebenheiten erkannt hatte und den richtigen Schluss daraus gezogen hat, doch auch damit kann er sich wenig kaufen.

So kehrte Dom Cesk nach Schelak zurück und kümmerte sich wieder um baronieinterne Angelegenheiten. Kurze Zeit später erreichte ihn die Zeitung, dass der verschollene Domnito Praiodor aus dem Raschtulswall zurückgekehrt sei. Dies nahm er gelassen auf. Es wird Jahre dauern, bis der Knabe volljährig wird. Bis dahin wirde er sich auf Dom Cesk verlassen müssen, denn dessen Anliegen ist es einzig, bis dahin die Ordnung in der Baronie aufrecht zu halten. Dass der ehemalige Banus der Grafschaft Südpforte, Stordan von Culming, für dieses Amt gerne jemand anderen hätte, kümmert Dom Cesk wenig, denn dass er die richtigen Werte und Ideale predigt, daran hat er keinen Zweifel.


Maestro Calas Blumendâl, der sternenkundige Berater Dom Cesks, blieb trotz seines schlechten Rates, alles auf den Feldzug ins Taubental zu setzen, an seiner Seite. Der geschickte Astrologe wusste sich geschickt herauszuwinden und behauptete, genau so getäuscht worden zu sein wie die anderen und unter diesen Umständen natürlich niemals zu diesem Bündnis mit dem Alstinger geraten zu haben.


Tito von Taladur, dessen Mutter Phelicitas die unglückseligen Ereignisse um Dom León erst ausgelöst hatte, überlebte den Angriff der Hunde Dom Francos, verlor jedoch seine Stimme. Unter leichter Bedeckung sollte er wenige Wochen später zum Halsgericht der Gräfin der Waldwacht nach Taladur verbracht werden, wo man ihm wegen Beihilfe zum Mord den Prozess machen wollte. Der Gefangenenzug wurde jedoch kurz vor Bangour auf dem Waldwachter Stieg von unbekannten Maskierten überfallen und ausgeraubt. Tito verlor dabei als Einziger sein Leben.


Franco de Beiras y Vivar, Baron von Bangour, beglückwünschte seinen Vetter León zu dessen Sieg und seiner gefestigten Herrschaft über das Taubental. Er wohnte den weiteren Feierlichkeiten bei und zog sich anschließend mit seiner Familia in die Sicherheit von Castillo Beiras zurück, um über seine gescheiterten Pläne zu sinnieren und neue zu ersinnen, mit denen er sich an seinen Feinden rächen und seiner Familia zu mehr Macht verhelfen könne.

Bald darauf entfernte sich ein Dutzend Reiter, allesamt in tiefes Schwarz gekleidet und bis zur Unkenntlichkeit maskiert, vom Castillo der Familia. Sie legten sich auf dem Waldwachter Stieg in einen Hinterhalt. Aus dem Schatten der Bäume heraus überfielen sie den Gefangenenzug des Barons von Vivar, in dem sich auch Tito von Taladur befand. Schnell wie eine Meute wilder Wölfe kamen sie über sie, raubten alles, was sich schnell versetzen lassen würde und hinterließen Verwüstung, Verwirrung und einen Toten: Tito.


Yedra de Bejar stärkte ihrem Gemahl, dem Baron von Bangour, auch nach dem Fehlschlag seiner Intrige, die ihn zukünftig die Fäden im Taubental hätten ziehen lassen, weiterhin den Rücken. Von Castillo Beiras aus beobachtete sie gemeinsam mit ihm den Wandel der Macht im Königreich und überlegte, wie sie ihren Sohn, Salvestro de Beiras y Bejar und ihre beiden Töchter, Corvara und Luciana de Beiras y Bejar, gut und „machtbringend“ vermählen.


Aisha von Franfeld, die Cronvögtin von Franfeld, nahm nach ihrer Freilassung durch Gujadal Al'Kasim im Kreis der übrigen Gäste an den weiteren Feierlichkeiten teil und kehrte im Anschluss zurück auf ihre Güter im Caldaïschen. Die kurze Episode der Gefangenschaft bei einem Disente beförderte lediglich ihre Treue zu Kaiser Hal II.. Dennoch wurde sie nach dem Ende der Herrschaft des Mondenkaisers von Fürst Gwain in ihrem Cronamt bestätigt.


Obwohl auf der Verliererseite, hatte Dom Yantur von Pildek, der Junker von Kleinblitzackern sich nicht zuletzt durch seinen Gefährten Hagen von Mawet und dessen Taten zumindest Respekt verschafft. Die erhoffte Unterstützung zur Befreiung seiner Heimat konnte er dennoch nicht gewinnen. Auch wenn er mit Dom Gujadal übereinkam, dass die Grafschaft Südpforte schnellstens befreit werden müsste, kehrte er vorerst auf sein Gut zurück, um dort eine sichere Zone zu errichten. Mit seinen Veteranen versuchte er, eine kleine Truppe zusammen zu stellen und bot Schutz in unmittelbarer Nähe des Gutes. Mit Dom Gujadal und Dom Cesk hielt er Kontakt, um zur rechten Zeit für eine freie Südpforte zu streiten.


Der junge Gioseppo di Barrizal barg gemeinsam mit dem Reitknecht den Leichnam seines Vaters und kehrte nach Busch zurück. Da die Gräfin von der Südpforte mit Kämpfen an der Südgrenze beschäftigt war, konnte sich der Knabe mit Unterstützung seiner Mutter Dunjaca von Khoros und mit der stillen Duldung des Barons Stordan von Culming – der dadurch die Macht der Alcortas zu begrenzen gedachte – zunächst als „Graf vom Tschelaksee“ halten. Da seine Ansprüche auf Busch nach dem Tod seines rohajistischen und eigenmächtigen Vaters jedoch von Punin niemals anerkannt wurden, erhielt der horasische Baron Nicolo Faellan di Onerdi das Landedlengut im Phex 1034 aus Fürst Gwains Hand zu Lehen.

Frisch zum Landedlen erhoben, reiste Dom Nicolo denn auch gleich zu seinem Gut, nur um es besetzt vorzufinden. Unverrichteter Dinge zog er wieder ab, wobei er pro forma eine Anklage wider den jungen di Barrizal vor dem Fürsten verfasste. Fast ein Jahr ging ereignislos ins Land, bis Dom Nicolo schließlich zurückkehrte, in Begleitung seiner Cousine Isindia di Onerdi – und des Dartan di Salsavûr samt seiner Schwarzen Adler. Erwartungsgemäß konnten die wenigen Handlanger des „Seegrafen“ diesen keinen Widerstand entgegensetzen. Bereits am nächsten Tage zog Nicolo Faellan di Onerdi in Busch ein, vorbei am an einem Baume im Wind baumelnden Gioseppo di Barrizal. Seither verwaltet Isindia di Onerdi das Gut als Administradora, beschützt von einer Handvoll horasischer Mercenarios. Dunjaca von Khoros dagegen, geht das Ondit, sei freiwillig in ein Kloster gegangen.


Dom Rondrigo de Braast, der Edle von Deokrath, kam zu spät, um den Säbel zur Verteidigung althergebrachter Descendienterechte auf das Taubental schwingen zu können. Davon ließ er sich jedoch nicht verdrießen und nahm an Dom Leóns Seite an den Feierlichkeiten teil. Besonders bei der Baronsjagd tat er sich hervor.

Der echte Almadaner Edelmann, dem es im Kern egal war, wer in Punin oder Gareth herrschte – solange der Herrscher sich ehrbar verhielt –, war vom Terror abgestoßen und ging in die innere Emigration. Gegen Ende der Mondenkaiserzeit arrangierten sein Oheim Alrik Grantelbart und Dom León im Geheimen eine Verbindung zwischen Dom Rondrigo und der ebenso klugen wie schönen Hofkapellmeisterin Hal II., Delilah Dhachmani de Vivar. Der Schwester des Schönen Barons, die der aufopferungsvolle Dienst für den Mondenkaiser in die Trunksucht getrieben hatte, wurde (wie erwartet) von Seiten des Hofes nahe gelegt, Punin nach der Krönung Fürst Gwains bis auf Weiteres zu verlassen. Die Hochzeit fand am 12. Peraine 1035 auf Edlengut Deokrath im Kreise der Descendientes statt.


Domnatella Flavia Fröhling hatte durch den Feldzug des Alstingers Vater, Bruder und Heimathof verloren. Lediglich ihre Eigenhörigen, für deren Wohlergehen sie sich verantwortlich fühlte, waren ihr geblieben. Zupackend, wie sie veranlagt war, machte sie sich gemeinsam mit diesen und ihrem Verlobten, Dom Halmdahl von Sindelsaum, bereits am Tag nach Ende der Feierlichkeiten daran, Schutt und Asche aufzuräumen.

Ihre Heirat mit dem Koscher Rittersmann, arrangiert und vertraglich vorbereitet durch Castellan Ugolino Gualdini, fand bezeichnenderweise am Tag der Erneuerung 1033 statt. Dom León führte Domnatella Flavia in Ermangelung eines Brautvaters zum Altar des Rahjatempels. Die Bänke für die wenigen Hochzeitsgäste musste man zwar zwischen den Trümmern des Edlengutes errichten. Ein günstiger Kredit zu „Hochzeitskonditionen“ des Handelshauses Dhachmani (vertreten durch Domna Yashima, die ein Erbarmen mit der jungen Edlen und ihrem Koscher Verlobten hatte) ermöglichte dem Ehepaar jedoch in den folgenden Jahren den Wiederaufbau des Edlenguts Waldhaus. Im Peraine 1034 wurde nach schwerer Schwangerschaft beider Mundillo Baduar Falk Fröhling von Sindelsaum geboren. Beim Wiederaufbau stand Domna Flavia ab 1035 fast alleine da, hielt Dom Halmdahl es doch kaum zwei Jahre auf dem Hof aus und zog mit seinen Spießgesellen Alara und Ferk bald auf neue Questen aus. Seiner jungen Gemahlin blieb die schwere Arbeit vor Ort. Ihr Sohn ist Flavias Augenstern und auch Halmdahl kümmert sich, wenn er denn einmal auf dem heimischen Gut weilt, hingebungsvoll um ihn.


Nazir von Viryamun und Flogglond, Edler zu Falkenhain, nahm nach seiner Freilassung durch Gujadal Al'Kasim im Kreis der übrigen Gäste an den weiteren Feierlichkeiten teil. Am Tag der Schönen Künste gewann er mit einer bukolischen Versdichtung den Dichterwettstreit und nahm an der Seite der anderen Descendientes León de Vivar und Rondrigo de Braast erfolgreich an der Jagd teil. Anschließend kehrte er auf seine Güter zurück. Wie sein Bruder Sumudan stand er unverbrüchlich zum Mondenkaiser. Nur durch viel Überzeugungsarbeit konnten ihn Dom León und Dom Alrik Grantelbart im Herbst 1034 davon abhalten, auf der Seite des Valedors bei Al'Muktur gegen die aufständischen Disentes zu kämpfen – eine Entscheidung, die ihm vermutlich nicht nur sein Lehen, sondern auch sein Leben bewahrte.


Caballera Inarés von Viryamun und Flogglond wurde an der Seite ihres verblichenen Gemahls, Junker Zurbarán de Vivar y Sangrín, in der Gruft des Taubentaler Rosentempels bestattet.


Lodovico di Dalias, Administrador von Vivar, trauerte in verkatertem Zustand eine geschlagene Stunde um Inarés von Viryamun und gedachte all der herrlichen Zankereien und Gehässigkeiten, die sie geteilt hatten. Er besann sich dann aber wieder auf San Valpos Verheißungen und die schönen Seiten des derischen Daseins. Zwar prahlte er in der Folgezeit hin und wieder damit, gegen die – nicht näher bestimmten – Feinde des zwölfgöttlichen Glaubens reiten und streiten zu wollen, erkannte aber dann doch rechtzeitig den immensen Verlust, den er hierdurch den Schankleuten und Bauernmägden des Gutes Vivar zufügen würde. Und so blieb Dom Lodovico Administrador und zechte, bis der Mond unterging.


Yppolita di Dalias y las Dardas, Yaquirtaler Caballera, seine Base, hatte in der Heimat ihres Vaters ihr Herz an einen jungen Edlen aus der Heimat ihrer Mutter verloren. Zu ihrem Verdruss entstammte dieser, Dom Amaros Desidero von Lindholz, jedoch einem Geschlecht, das dem ihren seit jeher verfeindet war. Um dem Auftrag ihres Bruders und Soberans gerecht zu werden, zog sie gen Firun nach Elenvina weiter. In Treue zur Kaiserin sollte sich – so hoffte sie – ihr Zweig der Familia Dalias aus drückender Armut und Demütigung stolz erheben. Fürderhin rühmte sich die Caballera und ließ in diesem Punkte keine Widerrede gelten, dass es der Baron im Taubentale Dom Amaros' und ihrem Einsatz zuvörderst zu verdanken habe, dass er noch rechtzeitig die rettende Hilfe durch den Perainegeweihten Perinyo Salpena erfahren hatte.


Pribaldo Tracodi, Dom Lodovicos Secretario, hielt Wort und verließ als stolzer und ungebeugter Yaquirtaler die Waldwacht. Er wurde nach einigen erbärmlichen Monden des Wartens, der Sorgen und des Hungerns in einer Heimat, die ihn nicht sogleich in die Arme schloss, schließlich Secretario von Domna Yppolita.


Alricio, Lodovicos Diener, blieb seinem Herrn stets eine verlässliche Stütze.


Siona von Lindholz, Edle zu Ribera, kehrte mit ihren Kindern ins Yaquirtal zurück; erleichtert, die mit Waffengewalt wie Heimtücke geführte Auseinandersetzung sicher überstanden zu haben. Dennoch führten ihr die Ereignisse vor Auge, wie schnell sich das Blatt wenden kann und so wies sie Ihren Mann an, die beweglichen Güter Ihrer Familia soweit möglich unauffällig in bare Münze zu verwandeln. Diese monetäre Flexibilität sollte sich bei der späteren Flucht ins Koscher Exil als nützlich erweisen.

Amaros Desidero von Lindholz, ihr ältester Sohn, ein Illusionist, nahm seine Maskerade in Lindholz bis zur Rückkehr seines Vaters aus Perricum wieder auf. Nach dem Ende der Mondenkaiserzeit suchte er erneut die Nähe von Yppolita di Dalias.

Alisea von Lindholz, ihre ältere Tochter, erkannte nach einer Nacht in den Armen des Schönen Barons, dass sein Herz für eine andere schlug und kehrte enttäuscht ins Yaquirtal zurück. Verärgert über das herablassende Verhalten der Comtessa Romina erklärte sie diese zu ihrer Rivalin.

Lianna von Lindholz, ihre jüngere Tochter, zweifelte ob Ihrer Hilflosigkeit angesichts des Giftanschlags zunehmend an ihrer Eignung, jemals Herrschaftspflichten zu übernehmen und willigte später erleichtert in die Verlobung mit dem Koscher Baronet Ambros von Sindelsaum ein, der ebenfalls wenig Ambitionen zeigt, ein eigenes Lehen führen zu wollen.


Die Edle Salandra von Therenstein erlitt im Scharmützel von Taubental eine leichte Verwundung am linken Arm und genoss von diesem Tage an unfreiwillig die Gastfreundschaft des León de Vivar auf Castillo Chellara. Sie wurde mit allen Ehren behandelt, erhielt eine eigene Kammer, speiste und trank an der Tafel des Barons und genoss auch sonst alle Annehmlichkeiten, die ein von Rahjageweihten geschulter Gastgeber zu offerieren vermochte. Allein, die Mauern Chellaras zu verlassen, war ihr untersagt. Nach traviagefälligen vier Monaten wandte sich Dom León schriftlich an ihren Lehnsherrn, Baron Thorom von Haffith. Er kalkulierte darin eine einmalige Entschädigung für den Tod und das Verderben, dass Domna Salandra im Gefolge des Alstingers über seine Baronie – insbesondere über das niedergebrannte Edlengut Waldhaus – gebracht hatte und addierte diese zu den Lebenshaltungskosten, die für die Gastung der wohlgeborenen Domna monatlich anfielen. Nach der Entrichtung dieses Betrages und des Versprechens, sich in Zukunft nicht mehr gegen Dom León oder die ihm anvertrauten Lande zu wenden, sei Salandra von Therenstein, deren Anwesenheit auf Chellara man sehr schätze, frei, zu gehen, wohin sie wolle.

Dom Thorom tobte, als er den Brief erhielt und erwog für einen Moment, mit all den ihm zur Verfügung stehenden Kräften nach Kellfall zu ziehen, Castillo Chellara zu stürmen und Dom León eigenhändig zu enthaupten. Letztlich gewannen jedoch politische Besonnenheit, Sparsamkeit und Dom Thoroms Berater die Oberhand, so dass der Zwergenbaron sich nach zähen Verhandlungen eine etwas niedrigere Lösegeldsumme entrichtete und im Gegenzug seine Vögtin wieder zurück erhielt.


Der Condottiere Emilio Toldorán i Madero ward im Scharmützel von Taubental schwer verwundet und verlor sein linkes Bein bis unter das Knie. Mitsamt dem verbleibenden Drittel seines Terzios musste er auf Castillo Chellara in Gefangenschaft gehen. Da seine Abkunft aus edler Familia äußerst zweifelhaft war und ein einbeiniger Condottiere, von dem Kor sich abgewandt hat, von niemandem angeworben wird, fruchteten alle Lösegeldbriefe nichts. Als der härteste Winter vorbei war und der Frühling anbrach, wurde ‚Dom’ Emilio daher als Krüppel aus dem Castillo gejagt. Möglicherweise verstärkt er inzwischen die Reihen der Bettler Punins, Ragaths oder Taladurs.


Den Anführer der nordmärkischen Zwerge, Grubolosch Sohn des Gneis, ließ der Dartan di Salsavûr gegen ein Lösegeld von 560 Dukaten frei. Pherad von Gernebruch, Lichtsucher aus dem Nordmärkischen, ward zwar im Scharmützel von Santa Catalina ebenfalls zum Gefangenen des Dartan di Salsavûr geworden. Dieser setzte den Praioten jedoch gegen Ehrenwort, dass er nie wieder gegen ihn oder die seinen in den Kampf zöge, bald darauf wieder auf freien Fuß und ließ ihn seiner Wege ziehen.


Sein Bruder, der Ritter Praionbur von Gernebruch dagegen, war seit dem Tag des Santa-Catalina-Ritts Gefangener des León de Vivar. Auf Castillo Chellara wurde er hervorragend behandelt: Er verfügte über eine eigene Kammer, speiste an der Tafel des Barons und genoss auch sonst alle Annehmlichkeiten eines almadanischen Hofes. Nach wenigen Monden sandte Dom León einen Brief an Baronin Ortrud von Gernebruch, in dem er aufschlüsselte, welche Ausgaben er monatlich für die Bewirtung Ritter Praionburs und dessen Gefolge aufzuwenden habe. Er schlug der Baronin vor, den Rittersmann für die einmalige Zahlung von 1.000 Dukaten wieder in den Schoss der Familie zurückkehren zu lassen. Alternativ könne Ritter Praionbur auch gegen andere Gäste aus der Familie von Gernebruch, vorzugsweise gegen die Gebrüder Vitus, Travius und Ucurius von Alstingen-Gernebruch, eingetauscht werden, denen man auf Lebenszeit Kost und Logis gratis gewähren würde.

Das Haus Gernebruch ging auf diese überaus freundliche Alternative allerdings nicht ein, sondern übersandte dem Vivar eines Wintertags anstelle einer Antwort die verlangten 1.000 Dukaten. Daraufhin wurde Ritter Praionbur freigelassen.


Bonaventura XXV. Colombi blieb Abt des Catalinenserklosters Taubental. Im wundersamen Überleben Dom Leóns und der Vernichtung seiner Feinde sah der Abt die göttliche Bestätigung für seine Entscheidung, sich 1032 hinter den jungen Vivar gestellt zu haben. Auch in Zukunft versuchte Bonaventura, den Schönen Baron im Sinne der Göttin zu beeinflussen. Durch seine Großnichte Elea, die Beichtmutter Dom Leóns, hat er seinen Mund sehr nahe am Ohr Seiner Hochgeboren.


Zafir Contador, der Hospitiar des Klosters, war in den folgenden Tagen zur Gänze damit beschäftigt, aus dem Catalinenfest ein unvergessliches Ereignis zu machen. Darüber vergaß er beinahe die Ereignisse der Vortage.


Maestro Perinyo Salpena, Vorsteher des Perainetempels zu Orondo, wurde vom Baron für seinen Einsatz gedankt, kehrte nach Orondo zurück und bemühte sich verstärkt um eine Versöhnung der Zwerge der Aurixim-Sippe und der Dorfbevölkerung mit dem Baron.


Melisandra Chaziani war gewiss kein Kind von Traurigkeit, aber die Ereignisse waren auch an der geschäftstüchtigen Händlerin nicht spurlos vorbeigegangen. Ihre Entscheidung, der Giftmörderin die todbringende Tinktur zu verkaufen hatte sie, ihre Freundin und andere – nicht zuletzt auch den schönen Baron des Taubentals – in größte Gefahr gebracht. Sie zog daraus eine für sie weitreichende Konsequenz. Vor dem Antlitz der Göttin schwor sie, sich niemals mehr in solche Geschäfte würde verwickeln lassen. Ebenso schwor sie der Göttin, als Dank für die Errettung des Barons und der Schonung ihres Lebens dem Tempel ein prachtvolles Geschenk zu machen. So suchte sie bald nach den Festivitäten den Abt auf und erbot ihm die Übersendung eines Ensembles feinster aranischer Waren von Kunst, Schmuck und erlesenem Mobiliars als Zeichen ihrer Ehrerbietung vor der schönen Göttin und als Dank dafür, dass sie Zeuge werden durfte, wie der Baron errettet wurde.

Während der Feierlichkeiten kam es zudem zu einer kleinen Amorette zwischen Melisandra Chaziani und León de Vivar, als aus gewöhnlichem Tanze mehr und mehr ein rahjanisches Spiel auf dem Parkett wurde, welches letztendlich in einem der Göttin gefälligen Spiel im weichen Bette des Barons mündete. Nicht zuletzt dank ihrer satuarischen Begabungen sollte diese Nacht Dom León in Erinnerung bleiben.

Auch mit ihrer Freundin und Schwester Domna Fiona suchte Melisandra das Gespräch. Hitzigen Worten und erneuten Schwüren folgte aber eine Aussöhnung der beiden Hexenschwestern. Ein wenig schien es, als wären die Ereignisse das Fundament und Beginn einer weitaus tieferen Freundschaft der beiden geworden; denn ab jenen Tagen war Domna Melisandra ein häufig gesehener Gast im Taubental und auf Las Dardas, so wie auch Domna Fiona bei Reisen nach Punin stets wohlfeiles Logis im Anwesen der Händlerin fand.


Wie auch ihre Lehrmeisterin war Lessina den Freuden des Lebens nicht abhold. Ihre Herrin, Domna Chaziani schien beschäftigt und ihrer nicht zu bedürfen. So widmete sich die junge Satuarienstochter ganz den Feierlichkeiten, indem sie tanzte, dem Weine zusprach und sich anständig darum bemühte, jungen Taubentaler Burschen den Kopf zu verdrehen und mit dem ein oder anderen gar das Lager zu teilen.


Die Laune des aranischen Mercenarios Shafirio konnte das fröhliche Treiben der Feierlichkeiten nur bedingt heben. Aus dem geplanten kurzen Abstecher in das Taubental war ein rechtes Unglück geworden. Ein Teil seiner Ausrüstung war verloren, der Mann, den zu stellen und richten er gehofft hatte, war immer noch am Leben und sein Freund und Gefährte Darian war böse zugerichtet worden. Zwar half ihm Melisandra Chaziani großzügig dabei, sich wieder eine respektablere Gewandung zuzulegen, doch Hagen von Mawet blieb außerhalb seiner Reichweite und so drängte es Shafirio zu einer raschen Abreise. Auf Bitten der Domna Chaziani aber blieb er dennoch bis zum Ende der Feierlichkeiten, um die aranische Händlerin und ihre Schülerin Lessina nach Punin zurück zu begleiten, wobei sich auch der Trovere Darian sich ihnen anschloss. Das sprungvolle Temperament der Reisenden sorgte allerdings auf dem Weg nach Punin noch für Spannungen, die sich schlussendlich in einem fulminanten Streite entluden, bei dem der Mercenario noch zwischen Darian und Melisandra treten musste.

In Punin kehrte Shafirio zu seiner regulären Dienstherrin Baronessa Madalena Falcomar zurück, der er seit etlichen Götterläufen bereits als Leibwächter zur Seite stand.


Was sollte ein Trovere auf einem Rahjafeste schon tun? Zwar kochte in dem fahrenden Musikanten Darian noch der Zorn auf die Tat Melisandras und darüber, dass sich sein Freund Shafirio so willig vor den schmutzigen Karren ihrer Taten hatte spannen lassen, aber es war nun mal auch ein Fest und ein Fest verhieß Zuhörer und klingende Münze. So kanalisierte er seine Gefühle in der Musik, die er aufspielte. Obgleich es ihm eigentlich zutiefst zuwider war, schloss er sich der bei der Rückreise nach Punin Shafrio, Lessina und der von ihm so verachteten Domna Chaziani an. Sein Zorn brach sich schließlich Bahn und entfachte einen fulminanten Streit, der die Reisegefährten unversöhnt auseinander gehen ließ.


Contessina Amazetti, Sub-Commandantin der Taladurer Wehr und ihr Gefolgsmann Turogosch Sohn des Thundrim, die ausgezogen waren, den Baron im Taubental aufgrund der Schulden seiner Baronie bei der Stadt Taladur zu arretieren, mussten unverrichteter Dinge in die Streitturmstadt zurückkehren. Auch die Verhaftung des gesuchten Mörders Tito von Taladur war gescheitert. Obendrein war der linke Arm der schönen Contessina von unter den Hufen von Domna Rominas Ross zerschmettert worden, so dass er bis zur Schulter abgenommen werden musste. So entstellt und gedemütigt, wuchsen die Verbitterung und der Hass auf León de Vivar nur noch weiter.


Die alte Xsarsa Espadín nahm mit ihrer Sippe am Catalinenfest teil und zog dann unbehelligt weiter gen Punin, wo sie wie jedes Jahr ihr Winterlager aufschlug.


Väterchen Argmoschix Sohn des Aurix, der Älteste der Aurixim-Sippe, tat für die Taubentaler Unerhörtes und trat am ersten Tag des Catalinenfests, dem Tag der Anhörung von Petitionen seiner Untergebenen durch den Baron „sub oculos deae“, vor die versammelten Festgäste und forderte die Wiederherstellung gewisser Rechte für die Aurixim von Aurom-Dûm ein. Nur unter Aufbietung all seiner Autorität konnte Dom León verhindern, dass die wutentbrannten Taubentaler den alten Weißbart auf der Stelle am nächsten Bannermast aufknüpften, und Väterchen Argmoschix für die Dauer der Feiertage nach Orondo in Sicherheit verbringen. Daran schlossen sich langwierige Verhandlungen zwischen dem Baron und der von Väterchen Argmoschix geführten Zwergengemeinde über die Auslegung bestimmter Punkte in der Lex Zwergia an, die bis dato nicht abgeschlossen sind.