YB36 Trauer und Erleichterung im Hause Culming

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Erschienen in den Meldungen des Hauses Yaquirblick Nô 36
Hesinde bis Ingerimm 1033 BF (5 Hal II.)


Domna Fenia von Harpyien zerrissen, Schelaks Erbe endlich genesen[Quelltext bearbeiten]

CULMING. Schwarz trägt man dieser Tage in Culming, denn Boron hat die Schwester des Barons vor ihrer Zeit zu sich gerufen. Gerade einmal siebenundzwanzig Jahre zählte die einstmals liebliche Domna Fenia Rahjalind von Culming, als ihre Seele in die Hallen des Unausweichlichen einzog und ihr bewegtes Leben ein tragisches Ende fand.

Als Domna Fenia vor zehn Götterläufen den schneidigen Baron Ramiro von Alcorta zu Schelak kennen und lieben lernte, schien ihr mehr als nur die liebliche Göttin hold: Eine Liebeshochzeit mit dem umtriebigen Novadischlitzer, wie man ihren zukünftigen Gemahl hieß, versprach zugleich ein starkes politisches Bündnis, das die Macht ihrer Familia in der Südpforte weiter festigte.

Doch bereits die Hochzeit stand unter einem weniger guten Stern. Eilig hatte Dom Ramiro seine Verlobte nach Imrah bestellt, um in aller Kürze auf Burg Hohenasperg die Hochzeit abzuhalten, ehe er zusammen mit anderen Magnaten ins Amhallassih aufbrach, wider den Reichsverräter Khorim Uchakbar und die Novadis. Die Ehe nur nach altem Brauch vollzogen, Bein an bloßem Beine, und so ohne Hoffnung auf einen Erben, geriet Dom Ramiro in Gefangenschaft, und Domna Fenia musste fürchten, schon gleich nach der Hochzeit zu verwitwen.

Der Schelaker aber kehrte zurück, und dem Paar waren einige glückliche Jahre vergönnt, und im Firun 1024 BF wurde ihnen der Knabe Praiodor Eslamo geboren.

Drei Jahre später aber ereilte Domna Fenia das Schicksal, das so früh sich ihr angedeutet hatte: Sie wurde zur Witwe, als Dom Ramiro am 24. Peraine 1027 BF in der Schlacht auf dem Mythraelsfeld sein Leben ließ.

Domna Fenia verfiel in schweren Kummer, der noch ärger wurde, als ihr bis dahin kraftstrotzender junger Sohn im Winter 1029 BF an einer Sieche erkrankte, die zahlreiche Kinder in der Südpforte dahinraffte und auch Domnito Praiodor an den Rand des Grabes brachte.

Von Gram gebeugt und in großer Sorge um ihren Erben, begab sich Domna Fenia nach Ragath, um im dortigen Therbûniten-Spital um Hilfe für Praiodor zu ersuchen. Der Yaquirblick berichtete in Ausgabe 32. Die Geweihten aber konnten den Jungen zwar am Leben erhalten, doch blieb er kränklich und still und ein Schatten seines früheren Selbst.

Fenia von Culming verlor allen Lebensmut und wurde fortan zu ihrem eigenen Schutze in einem Kloster der Heiligen Noiona betreut.

Es war die Nichte ihres verstorbenen Gemahls, die Domna Fenia in diesen Zeiten beistand. Zwar hatte die junge Culming Richeza von Scheffelstein y da Vanya aufgrund ihres streitbaren Temperaments und wenig demütigen Lebenswandels zu Lebzeiten ihres Gemahls abgelehnt, doch nun verband sie die Trauer um Dom Ramiro, welcher der hitzköpfigen Landedlen ein brüderlicher Freund und Vertrauter gewesen war, und Domna Richeza, welche sich ihrem verstorbenen Onkel noch immer verbunden fühlte, schwor, nicht eher zu ruhen, als bis der Knabe Praiodor dem Leben zurückgegeben wäre. Doch auch sie vermochte dem Jungen nicht zu helfen.

Es soll ein Traum gewesen sein, der Domna Fenia schließlich neuen Mut fassen ließ, ein Traum von Seiner Kaiserlichen Majestät Hal Secundus, den sie, wie so viele, am 22. Ingerimm des vergangenen Jahres träumte und der sie veranlasste, gemeinsam mit ihrem Sohn und begleitet nur von einer Zofe in den unwirtlichen Raschtulswall aufzubrechen, um einen legendären Heiler zu suchen, der Praiodor von seinem Leiden erlösen sollte.

Doch schlechter hätte der Zeitpunkt nicht sein können, den Domna Fenia für ihre tollkühne Queste erwählte, denn just, da sie sich gen Kaiserlich Selaque wandte, fielen die wilden Ferkinas plündernd und mordend in die Baronien am Fuße des Gebirges ein.

Allein die Treue, zu der zwei tapfere Magnaten des Königreichs sich ihrem einstigen Gemahl gegenüber verpflichtet sahen, ließ Hoffnung, sie oder ihren Sohn jemals wiederzusehen. Domna Richeza von Scheffelstein hielt fest an ihrem Schwur, ihres Onkels Sohn vor allem Unheil zu bewahren, mochte es sie auch selbst das Leben kosten. Auch Dom Hernán von Aranjuez, ein alter Freund und Waffenbruder Dom Ramiros, war entschlossen, den Erben von Schelak heil ins Reich zurückzubringen.

Begleitet von Domna Richezas Tante, ihrer Mutter Schwester, der Junkerin Rifada da Vanya und deren Sohn Moritatio da Vanya, machten sie sich auf die Suche nach Domna Fenia und ihrem Sohne.

Allein: die Fährnisse, die ob der Wilden und einer Fehde zwischen Domna Rifada und der Reichsvogtin Praiosmin von Elenta in Selaque auf die Questadores warteten, erschwerten die Suche nach den Vermissten gleichwie nach dem gesuchten Heiler.

Der junge Dom Moritatio und der bei der Niederlage des Rossbanner-Ordens - der Yaquirblick berichtete in der vergangenen Ausgabe - schwer verwundete Dom Gendahar von Streitzig, der nach seiner von den Wilden verschleppten Nichte Romina von Ehrenstein-Streitzig suchte, vermochten den Heiler zuletzt in den Bergen aufzuspüren. Bei ihm handelte es sich um niemanden anderes als den seit langem von der Suprema gesuchten und inzwischen unter Schutz und Segen der Ewigjungen Göttin stehenden Tsacharias Krähenfreund.

Domna Fenia aber konnten die edlen Herren nicht mehr zu Hilfe eilen: Tot fanden sie sie in den Bergen, ihren Leichnam zerfetzt von Krallen und Schnäbeln bösartiger Vogelfrauen. Es blieb ihnen nur, die Tote in einem einsamen Grab am Hang des Berges Djer Kalkarif zu bestatten.

So sehr der Tod der jungen Domna das Haus Culming bekümmert, so sehr aber wird es erleichtert gewesen sein, dass der Sohn Domna Fenias lebendig geborgen werden konnte. Die unerschrockene Domna Rifada da Vanya vermochte ihn aus einem Nest der Harpyien zu befreien, und es scheint, als hätten die wundersamen Kräfte Seiner Ganden Tsacharias Krähenfreund den Knaben sogar von aller Schwermut und allem Leid befreit.

Heimgeführt wurde er von niemand Geringerer als der aus der Gefangenschaft der Ferkinas zurückgekehrten Comtessa Romina und ihrem Oheim, Gendahar von Streitzig, der es sich nicht nehmen ließ, den Knaben, aber auch die traurige Botschaft vom Tod Domna Fenias, höchstselbst seinem Vetter, dem Banus der Südpforte, Baron Stordan von Culming zu überbringen.

Praiodor von Culming-Alcorta wird fürderhin auf der Burg seines Onkels verbleiben, bis er alt genug ist, um seine Knappenzeit anzutreten. Nun, da er genesen ist, wird er, unter Führung und Einfluss seines Oheims, Dom Stordans, gewiss auch sein Erbe beanspruchen: die Baronie Schelak, die, seit Domna Fenia sich gramerfüllt gen Ragath wandte, von einem Mann geführt wird, der sich Cesk von Alcorta und entfernter Verwandter Dom Ramiros nennt, der aber in den Augen manches Alteingesessenen nur zweifelhaften Anspruch auf das Lehen hat, gewiss aber in der Erbfolge hinter dem noch unmündigen Domnito Praiodor zurücksteht.

Einstweilen trägt man Schwarz in Culming, doch Dom Stordan ist dafür bekannt, die Machtansprüche seiner Familia mit Heirats- und Hofpolitik und notfalls mit wehendem Banner und blanker Klinge durchzusetzen. Die Rose von Culming, da darf man gewiss sein, wird trotz Domna Fenias Tod nicht welken, und man darf gespannt sein, ob der noch junge Praiodor unter dem Einfluss seines Soberans dereinst mehr Blüten oder aber mehr Dornen entwickeln wird.

Varmino Astuto Obiols