Chronik.Ereignis1033 Feldzug Selaque 18: Unterschied zwischen den Versionen
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Die Soldaten ds Grafen waren gut vorangekommen, nachdem sie nur wenig nach [[Mercenario]]s aufgebrochen waren. Beinahe hätte man diese sogar noch eingeholt, denn immerhin war man im Gegensatz zu diesen vollständig beritten. Doch schien [[Hernán von Aranjuez]] ein gutes Tempo vorzulegen, sodass es dann bergab trotz der Rösser doch nicht mehr ganz gereicht hatte. Die Spuren, auf die man am Fuße stieß, waren freilich noch frisch, und führten hinein ins Tal der [[Familia da Vanya|da Vanyas]]. Manch einer mochte vielleicht kurz gen Osten geblickt haben, als man selbst die Rösser gen Westen wandte, endlich flacheres Terrain vor sich. | |||
Die Stimmung war freilich etwas merkwürdig. Einerseits gelöst, da man sich auf dem Heimweg befand, und auch wenn man noch lange nicht außerhalb der Gefahrenzone befand: welche [[Ferkina|Wilden]] würden es schon wagen, auf freiem Feld ein Dutzend schwer gewappnete Reiter anzugreifen? Und man hatte ja auch den Auftrag erfolgreich ausgeführt, Domna [[Romina von Ehrenstein-Streitzig ä. H.|Romina]] und darüber hinaus auch Dom [[Gendahar von Streitzig|Gendahar]] und die [[Zaida de las Dardas y Sangrin|kleine Waldwachterin]] waren gerettet. Andererseits war der Abschied alles andere als erfreulich gewesen, und die Reibereien, die es von Beginn an zwischen [[Rondrigo vom Eisenwalde]] und Hernán von Aranjuez gegeben hatte, hatten schließlich ihren Höhepunkte gefunden. Und mancher mochte bei aller Erleichterung auch irgendwo tief in seinem Inneren das Gefühl verspüren, dass man sich hier vorzeitig aus dem Staube machte, derweil andere zurück blieben und sich weiterhin mit wahnsinnigen Ferkinas und wilden Domnas herumschlagen mussten. | Die Stimmung war freilich etwas merkwürdig. Einerseits gelöst, da man sich auf dem Heimweg befand, und auch wenn man noch lange nicht außerhalb der Gefahrenzone befand: welche [[Ferkina|Wilden]] würden es schon wagen, auf freiem Feld ein Dutzend schwer gewappnete Reiter anzugreifen? Und man hatte ja auch den Auftrag erfolgreich ausgeführt, Domna [[Romina von Ehrenstein-Streitzig ä. H.|Romina]] und darüber hinaus auch Dom [[Gendahar von Streitzig|Gendahar]] und die [[Zaida de las Dardas y Sangrin|kleine Waldwachterin]] waren gerettet. Andererseits war der Abschied alles andere als erfreulich gewesen, und die Reibereien, die es von Beginn an zwischen [[Rondrigo vom Eisenwalde]] und Hernán von Aranjuez gegeben hatte, hatten schließlich ihren Höhepunkte gefunden. Und mancher mochte bei aller Erleichterung auch irgendwo tief in seinem Inneren das Gefühl verspüren, dass man sich hier vorzeitig aus dem Staube machte, derweil andere zurück blieben und sich weiterhin mit wahnsinnigen Ferkinas und wilden Domnas herumschlagen mussten. | ||
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Freilich hatte er darüber nicht seine Pflichten als [[Caballero]] vergessen, und sein Ross neben das Domna Rominas gesetzt, wo er nun den beiden Damen erklärte, was es über Castillo Albacim, welches man ob der Farbe seiner Gemäuer die „Weiße Brünne“ nannte, und wo die Vogte des kaiserlichen Eigengutes residierten, zu wissen gab. Wenn es um den hesinde- und nandusgefällige Ausbildung ging, war er gewiss nicht der Begabteste gewesen – um nicht zu sagen, stets einer der Letzten in seiner Klasse – doch die Historie, und damit verbunden die Örtlichkeiten, wo sich diese zugetragen hatte, hatte ihn stets interessiert. | Freilich hatte er darüber nicht seine Pflichten als [[Caballero]] vergessen, und sein Ross neben das Domna Rominas gesetzt, wo er nun den beiden Damen erklärte, was es über Castillo Albacim, welches man ob der Farbe seiner Gemäuer die „Weiße Brünne“ nannte, und wo die Vogte des kaiserlichen Eigengutes residierten, zu wissen gab. Wenn es um den hesinde- und nandusgefällige Ausbildung ging, war er gewiss nicht der Begabteste gewesen – um nicht zu sagen, stets einer der Letzten in seiner Klasse – doch die Historie, und damit verbunden die Örtlichkeiten, wo sich diese zugetragen hatte, hatte ihn stets interessiert. | ||
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Domna Romina war wortkarg. Sie hatte Golshan letztendlich die eigene Kleidung gelassen und ihr einfach die Zügel eines Pferdes in die Hand gedrückt. Jetzt ritt die Wilde, sich staunend umschauend, dicht hinter ihr. | |||
Burg Albacim war in Sicht. | |||
Dom Servando ritt nun schon ein geschlagenes halbes Stundenglas neben ihr und redete fast ununterbrochen. Er schien jede noch so kleine Schlacht und jeden noch so unscheinbaren Vogt zu kennen, der je Burg Albacim heimgesucht hatte. Sie wollte nicht dahin. Weder zu der angeblich so praiotischen Vettel, noch zu deren Sohn. | |||
Zum wiederholten Male bohrte sich ihr Blick in den Rücken des Castellans, dem es egal war, wem sie in der Gefangenschaft begegnet sein wollte und auch, was diese freche Waldwachter Göre behauptete. Er wollte nur die Tochter seines Herrn dahin bringen, wo sie hingehörte und seiner Meinung nach auch immer bleiben sollte: Hinter die Mauern des [[Castillo Ragath]]! In Sicherheit! Wo sie niemanden gefährdete, weil man nach ihr suchen musste. | |||
Tief spürte sie den Stich seiner derben Worte. Erinnerte sich an den Blick von Dom Hernán. Hatten sie recht? War sie nur ein verzogenes Grafentöchterchen, das sich beweisen musste? Und dadurch Männer und Frauen in Gefahr brachte? Wofür war sie dann Caballera geworden? Hatte sich geschunden und war besser geworden als viele andere? | |||
Sie sah den selbstvergessen erzählenden Servando von der Seite an. Er schien glücklich, sie gefunden zu haben und sich kümmern zu können. Er war Caballero, genau wie von Silvansbühler und wie sie selbst Caballera waren. Doch sie hatte sich ihnen nie zugehörig gefühlt. | |||
Sie tastet nach dem Banner. Es war nicht absehbar gewesen, dass so viele Ferkinas aus den Bergen herabsteigen würden, ja, dass es überhaupt so viele gab. Oder doch? Waren die Ritter wegen ihr gestorben oder wären sie auch tot, wenn sie nicht bei ihnen gewesen wäre? Sie hatte sich diese Frage in der Gefangenschaft so oft gestellt. Sie hatte sie den Göttern gestellt und deren Antwort waren das Banner, Domna Richeza und Golshan gewesen. | |||
Domna Richeza hatte sich nicht einmal von ihr verbschiedet! Natürlich, sie hatte sie einfach mit der Bitte um Hilfe stehen lassen. Aber sie würde sich um das Banner und Golshan kümmern. Und danach würde sie eine gute Grafentochter sein und sich nicht mehr in solch eine Gefahr bringen. | |||
Sie lächelte Servando nickend an, als dieser sie fragte, ob es ihr denn wirklich gut ginge. Nein, es ging ihr nicht gut, doch das ging wiederum niemanden etwas an. | |||
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Version vom 24. April 2012, 18:22 Uhr
In der Baronie Selaque, 2. Rondra 1033 BF
Auf Burg Albacim
2. Rondra, am späten Nachmittag
Autor: Der Sinnreiche Junker
Die Soldaten ds Grafen waren gut vorangekommen, nachdem sie nur wenig nach Mercenarios aufgebrochen waren. Beinahe hätte man diese sogar noch eingeholt, denn immerhin war man im Gegensatz zu diesen vollständig beritten. Doch schien Hernán von Aranjuez ein gutes Tempo vorzulegen, sodass es dann bergab trotz der Rösser doch nicht mehr ganz gereicht hatte. Die Spuren, auf die man am Fuße stieß, waren freilich noch frisch, und führten hinein ins Tal der da Vanyas. Manch einer mochte vielleicht kurz gen Osten geblickt haben, als man selbst die Rösser gen Westen wandte, endlich flacheres Terrain vor sich.
Die Stimmung war freilich etwas merkwürdig. Einerseits gelöst, da man sich auf dem Heimweg befand, und auch wenn man noch lange nicht außerhalb der Gefahrenzone befand: welche Wilden würden es schon wagen, auf freiem Feld ein Dutzend schwer gewappnete Reiter anzugreifen? Und man hatte ja auch den Auftrag erfolgreich ausgeführt, Domna Romina und darüber hinaus auch Dom Gendahar und die kleine Waldwachterin waren gerettet. Andererseits war der Abschied alles andere als erfreulich gewesen, und die Reibereien, die es von Beginn an zwischen Rondrigo vom Eisenwalde und Hernán von Aranjuez gegeben hatte, hatten schließlich ihren Höhepunkte gefunden. Und mancher mochte bei aller Erleichterung auch irgendwo tief in seinem Inneren das Gefühl verspüren, dass man sich hier vorzeitig aus dem Staube machte, derweil andere zurück blieben und sich weiterhin mit wahnsinnigen Ferkinas und wilden Domnas herumschlagen mussten.
Immerhin, es dauerte nicht lange, da kam der Hauptort der Baronie in Sicht, Selaque, mit dem Castillo Albacim darüber auf dem Berg Albamonte. Nun mochte sich doch auch noch ein Gefühl der Beklommenheit in mancher Magengrube breit machen, hatten doch beinahe alle mehr oder weniger ausführlich gehört, was vor nicht allzu langer Zeit auf Castillo da Vanya geschehen war. Wie würde Praiosmin von Elenta nun sie empfangen? Ganz sicher schien sich auch des Grafens Castellan, Rondrigo vom Eisenwalde nicht zu sein, ritt er doch an der Spitze der kleinen Gruppe neben Gendahar von Streitzig mit einer Miene, als gelte es eine Schlacht zu schlagen. Einzig Servando Cronbiegler schien bester Stimmung, sah er sich doch bereits als strahlender Held in Ragath. Nun musste ihn Domna Rahjada schließlich beachten, immerhin hatte er ihre kleine Schwester gerettet. Nun ja, nicht ganz alleine, aber er hatte seinen Anteil gehabt, im Gegensatz zu all den anderen Lakaien und Speichelleckern bei Hofe, welche die mittlere Grafentochter so ausgiebig umschwärmten.
Freilich hatte er darüber nicht seine Pflichten als Caballero vergessen, und sein Ross neben das Domna Rominas gesetzt, wo er nun den beiden Damen erklärte, was es über Castillo Albacim, welches man ob der Farbe seiner Gemäuer die „Weiße Brünne“ nannte, und wo die Vogte des kaiserlichen Eigengutes residierten, zu wissen gab. Wenn es um den hesinde- und nandusgefällige Ausbildung ging, war er gewiss nicht der Begabteste gewesen – um nicht zu sagen, stets einer der Letzten in seiner Klasse – doch die Historie, und damit verbunden die Örtlichkeiten, wo sich diese zugetragen hatte, hatte ihn stets interessiert.
Autor: Romina Alba
Domna Romina war wortkarg. Sie hatte Golshan letztendlich die eigene Kleidung gelassen und ihr einfach die Zügel eines Pferdes in die Hand gedrückt. Jetzt ritt die Wilde, sich staunend umschauend, dicht hinter ihr. Burg Albacim war in Sicht.
Dom Servando ritt nun schon ein geschlagenes halbes Stundenglas neben ihr und redete fast ununterbrochen. Er schien jede noch so kleine Schlacht und jeden noch so unscheinbaren Vogt zu kennen, der je Burg Albacim heimgesucht hatte. Sie wollte nicht dahin. Weder zu der angeblich so praiotischen Vettel, noch zu deren Sohn.
Zum wiederholten Male bohrte sich ihr Blick in den Rücken des Castellans, dem es egal war, wem sie in der Gefangenschaft begegnet sein wollte und auch, was diese freche Waldwachter Göre behauptete. Er wollte nur die Tochter seines Herrn dahin bringen, wo sie hingehörte und seiner Meinung nach auch immer bleiben sollte: Hinter die Mauern des Castillo Ragath! In Sicherheit! Wo sie niemanden gefährdete, weil man nach ihr suchen musste.
Tief spürte sie den Stich seiner derben Worte. Erinnerte sich an den Blick von Dom Hernán. Hatten sie recht? War sie nur ein verzogenes Grafentöchterchen, das sich beweisen musste? Und dadurch Männer und Frauen in Gefahr brachte? Wofür war sie dann Caballera geworden? Hatte sich geschunden und war besser geworden als viele andere?
Sie sah den selbstvergessen erzählenden Servando von der Seite an. Er schien glücklich, sie gefunden zu haben und sich kümmern zu können. Er war Caballero, genau wie von Silvansbühler und wie sie selbst Caballera waren. Doch sie hatte sich ihnen nie zugehörig gefühlt.
Sie tastet nach dem Banner. Es war nicht absehbar gewesen, dass so viele Ferkinas aus den Bergen herabsteigen würden, ja, dass es überhaupt so viele gab. Oder doch? Waren die Ritter wegen ihr gestorben oder wären sie auch tot, wenn sie nicht bei ihnen gewesen wäre? Sie hatte sich diese Frage in der Gefangenschaft so oft gestellt. Sie hatte sie den Göttern gestellt und deren Antwort waren das Banner, Domna Richeza und Golshan gewesen.
Domna Richeza hatte sich nicht einmal von ihr verbschiedet! Natürlich, sie hatte sie einfach mit der Bitte um Hilfe stehen lassen. Aber sie würde sich um das Banner und Golshan kümmern. Und danach würde sie eine gute Grafentochter sein und sich nicht mehr in solch eine Gefahr bringen.
Sie lächelte Servando nickend an, als dieser sie fragte, ob es ihr denn wirklich gut ginge. Nein, es ging ihr nicht gut, doch das ging wiederum niemanden etwas an.
Autor: von Scheffelstein
Das Rufen und Schnattern der Menschen, das aus der Vorburg in das schattige Erkerzimmer herauf drang, lenkte ihn ab. Aureolus stützte die Stirn auf die Finger und versuchte, sich zu konzentrieren. Er konnte den Dschinn rufen, wenn er in der Nähe des alten Ferkina-Schamanen Ghazal iban Muyanshîr war. Falls es sich bei dessen Begleiter um einen Dschinn handelte. Und dann? Vielleicht konnte er ihm einen Auftrag erteilen, der ihn weit fort und hoffentlich nie mehr zurück führte. Oder er konnte ihn töten. Oder bannen? Wie bannte man Dschinne?
Konnten diese verdammten Flüchtlinge nicht einmal ihre nutzlosen Mäuler halten? Wütend schlug der junge Zauberer Das Große Elementarium zu und trat ans Fenster, von dem aus er weit über die Vorburg und die sich von Selaque zum Albamonte hinauf schlängelnde Straße blicken konnte.
Überall auf dem ausgedörrten Gras und zwischen den Stallungen und Werkstätten der unteren Burg lagen und saßen ärmlich gekleidete Menschen. Hier und dort brannten Feuer, und der Geruch nach gebratenem Fleisch und Kohlsuppe überlagerte den Gestank der schwitzenden Bauern. Zu den Höllen mit ihnen, dachte Aureolus, und wollte sich gerade wieder abwenden, als ein Gleißen sein Augenmerk auf sich lenkte: Dort unten auf dem Weg zum Burgtor näherten sich Reiter, deren Rüstungen in der Sonne blinkten. Ihre Banner wehten in Grün und Gold und Gold und Purpur. Wer war das schon wieder? Die da Vanyas? Die Harmamunds, mit denen seine Mutter sich neuerdings verschwesterte? Nein, das Grün passte nicht ins Bild. Das mussten Soldaten des Grafen sein.
Aureolus kniff die Augen zusammen und verfolgte, wie die Reiter um die nächste Biegung den Berg herauf kamen. Sein Herz schlug schneller, noch ehe er begriff, was seine Augen ihm zeigten: Die Blonde dort, gekleidet in schlichter Landsknechttracht, das war niemand anderes als - seine Romina! Und der große Blonde Mann hinter ihr, verflucht noch mal, das war der Drecksack, der ihm das Gesicht zertrümmert hatte! Wer aber war der junge Schönling, mit dem sich die Comtessa da so angeregt unterhielt? Bei allen Dämonen, wie konnte er es wagen, sie zum Lachen zu bringen! Seine Romina!
Was wollten die Reiter hier? Suchten sie ihn? Oder hatte, hoffte er einen unvernünftigen Augenblick lang, sich es die Domnatella doch anders überlegt?
Bestimmt nicht!, dachte Aureolus grimmig, trat vom Fenster zurück und steckte seine Bücher in eine Reisetasche, stopfte seine Tränke, Schreibzeug und ein paar Kleider hinzu und stellte den Ranzen neben die Tür. Es wäre sicherer, zu verschwinden. Aber er fürchtete, dass seine Mutter in der aktuellen heiklen Lage nur Dummheiten begehen würde. Und außerdem ... außerdem musste er die liebliche Romina noch einmal wiedersehen. Vielleicht bereute sie ja doch, nciht mit ihm gegangen zu sein?
'Dummkopf!', schalt er sich. 'Du darfst dich ihr nicht zeigen, nicht hier!'
Und dennoch: Er wollte sie sehen, er musste sie sehen, er konnte nicht anders - sein bang klopfendes Herz gebot es ihm.
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