YB27 Cultur, Commercio und Convivencia

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Erschienen in den Meldungen des Hauses Yaquirblick Nô 27
Phex 1027 BF


„Almada blühe und gedeihe!“ – Großfürst Selindian Hal kündigt neues Zeitalter an! Die ersten Erlasse seiner königlichen Durchlaucht! Eifersüchteleien im Kronrat![Quelltext bearbeiten]

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KÖNIGSSTADT PUNIN. Wenige Monde sind erst seit der Krönung unseres vormaligen Infanten Selindian Hal zum Großfürsten von Almada vergangen. Aber schon bei ihrer allerersten Audienz bekamen die edelblütigen Mitglieder des von Seiner Königlichen Durchlaucht neu ins Leben gerufenen Kronrates einen ersten Vorgeschmack darauf, welche hehren Ziele der junge Provinzherr für das Land unter seiner Regentschaft hat.

Nach den vielen Kriegen, Fehden und Waffengängen der beiden letzten Jahrzehnte mit unzähligen Verlusten an Mensch und Besitz sei es nun an der Zeit, das Großfürstentum zurück zu altem Wohlstande zu führen, in eine Epoche hochstehender Kultur und – wenn möglich – des dauerhaften, tsagefälligen Friedens. „Almada blühe und gedeihe!“

Nickten die Kronräte ob dieser Verkündigung des Großfürsten noch artig und tauschten untereinander skeptische Blicke, ob dies jemals zu bewerkstelligen sei, so wurde der jugendliche Monarch rasch konkreter. Er verblüffte seine Ratgeber mit einem für seine Jugend beträchtlichen staatskundlichen Wissen, so dass diese immer häufiger beifällig nickten, auf den Tisch pochten und am Ende sogar allesamt ihre Weinpokale auf das Wohl des Großfürsten erhoben.

So verkündete Seine Königliche Durchlaucht zur Förderung und Entlastung seiner fleißigen Untertanen, dass die seit vielen Jahren in Almada erhöhte Kopfsteuer wieder auf das weiland gültige und reichsweit einheitliche Maß von 10 Silbertalern pro Kopf gesenkt werden solle. Auch die weitere Notwendigkeit der seit vielen Jahren in die Nordprovinzen abgeführten Kriegskontributionen sei zu prüfen: jene habe vor allem die Notkornspeicher Almadas geleert, die im Grunde für Not- und Seuchenzeiten oder zur Speisung der Ärmsten der Armen vorgesehen seien.

Die vollste Gewogenheit Prinz Selindians fand die Gründung der Loge vom goldenen Strome beider Yaquirien (s. Bericht S. 10) – kann doch die gewünschte Mehrung von Almadas Wohlstand, eine gesteigerte Prosperität und das Hinstreben auf eine neue kulturelle Hochblüte nur durch eine Verstärkung des Fernhandels – in erster Linie mit den Tulamidenlanden und dem Reiche der Horaskaiserin, und zum zweiten durch kulturellen Austausch mit ebendiesen Regionen erreicht werden. So berieten der Großfürst und seine Kronräte über ein Dekret, wonach Angehörige der Loge beider Yaquirien – ganz gleich, ob sie Untertanen der Adler- oder Rubinkrone seien – auch in der jeweils anderen Yaquirmonarchie die gleichen Rechte, Privilegien und den Schutz der Krone genießen sollten, wie der einheimische Adel. Zu weiteren Konsultationen wurde am nächsten Tage erstmals seit vielen Jahren der Vinsalter Gesandte in Punin, Signor Gharmin v. Shumir-Sewamund, zu einer offiziellen Audienz ins Residenzschloss geladen. Zu ihm hatte der vormalige Kronverweser trotz dem Frieden von Oberfels immer ein recht unterkühltes Verhältnis gepflegt.

Welche Bedeutung der junge Großfürst der Loge und dem Yaquirhandel einerseits, aber auch der Förderung von Cunst und Cultur andererseits beimisst, zeigte sich deutlich bei einem Vorschlag des Kronrates Praiodar v. Streitzig, für die Loge ein eigenes Gebäude im Herzen von Punin zu errichten. Der Soberan des Hauses Streitzig schlug hierzu vor, eine ganze Häuserzeile im Süden des uralten Quartiers Tempelhof niederzureißen und in das neu zu errichtende Logenhaus dafür ebenerdig Verkaufsläden für die geschädigten Handwerker und Kaufleute zu integrieren. Großfürst Selindian Hal – besorgt um die Schönheit und uralte Architektur seiner Capitale – entschied dagegen: die Loge solle in keinem profanen Zweckbau, sondern in einem prunkvollen Palacio ihre neue Heimstatt finden – geplant und erbaut von den besten gegenwärtigen Baumeistern und ausgeschmückt von den herausragendsten Künstlern beider Königreiche. Und wo könne der Palacio der Loge besser beheimatet sein, als „direkt am Ufer des goldenen Yaquirs“?

Der Vorschlag eines anderen Kronrates, die Castelleria abzuschaffen oder zumindest zeitweise auszusetzen, wurde von Seiner Königlichen Durchlaucht abschlägig beschieden. Trotz allem zukünftigen und ernsthaften Bestreben, im Frieden und Austausch mit den zivilisierten Nachbarvölkern zu leben, wie es in früheren Zeiten der Convivencia schon mehrfach über Generationen hinweg gelang, zeigten die Überfälle räuberischer Ferkinastämme in Selaque oder Kornhammer doch auf, dass Almada als von den Göttern mit großer Fruchtbarkeit gesegnetes Land leicht fremde Begehrlichkeiten wecke, und deswegen nach wie vor von Nobleza und Krone mit großer Wachsamkeit geschützt werden müsse.

Möglicherweise, so der Großfürst, wolle er sich gar in die Tradition seiner Vorfahren einreihen, und in seiner Ägide eine weitere Kordilleren-Festung zur „Steinernen Wacht am Yaquir“ hinzufügen.

Auch zum leidigen Zankapfel Valquirbrück, den das Hofgericht seiner königlichen Schwester in Al'Muktur noch bewusst ausgespart hatte, äußerte sich der junge Provinzherr. Der Erzene Rat von Taladur wurde per diktiertem Erlass umgehend aufgefordert, seine Soldateska von königlich-großfürstlichem Grund und Boden abzuziehen. Gleichzeitig aber sei es nicht wünschenswert, dass der regionsübergreifende Commercio innerhalb des Königreiches auf Reichs- oder Landesstraßen durch Zoll- und Mauterhebungen behindert werde. Denn dadurch seien die beförderten Erzeugnisse nur unnötigen Teuerungen ausgesetzt. Deshalb sind auf diesen Straßen (zu denen auch die durch Valquirbrück verlaufende Eisenstraße zählt) fortan alle Brücken- und Wegezölle verboten, die über das zum Erhalt des Reiseweges notwendige Maß hinausgehen! Es ist anzunehmen, dass dieses Dekret vor allem die vielreisenden Commerciantes jubeln lässt – nicht aber die Mächtigen von Taladur, Punin und Al'Muktur

Nachdem die erste denkwürdige Zusammenkunft des Kronrates ein Ende gefunden hatte, kam es beim Verlassen der Residencia durch die frischbestallten Räte noch zu unschönen Eifersüchteleien und beinahe zum Eklat. Vertreter alteingesessener Häuser, die sich bei der Hofbestallung übergangen fühlten, wie etwa Domña Aldea von Harmamund oder Dom Talfan von Ragathsquell griffen verbal ihrer Meinung nach ungerechtfertigt in den Rat berufene Mitglieder wie Lucrann da Vanya oder Amos von Jurios an, sie hätten sich ihre Würde liebdienerisch erschachert oder erkauft. Diese wollten derlei Anschuldigen selbstredend nicht auf sich sitzen lassen, so dass man um ein Haar handgemein geworden wäre.

Nachdenklich stimmte auch manch vertretenen Soberan und manche Soberana der königlich-großfürstliche ‚Wunsch‘, wonach ihr jeweiliger Mundillo oder ihre erstgeborene Mundilla künftig ganzjährig bei Hofe leben und dort die höfische Erziehung erhalten sollte. Deucht dies auch auf den ersten Blick wie eine hohe Auszeichnung, mutmaßt manch einer hinter vorgehaltener Hand, die Stammhalter seien in Wirklichkeit eher Faustpfänder in Händen der Krone, um sich der unverbrüchlichen Treue der jeweiligen Famiglia zu versichern.

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