Chronik.Ereignis1044 Selkethaler Pferderennen zu Ehren der schönen Göttin 1044 BF 17

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Edlengut Selkethal, 01. Rahja 1044 BF[Quelltext bearbeiten]

Autor: Eliane

„Schsch, meine Shay. Ganz ruhig. Gedulde dich, gleich kannst du zeigen, was in dir steckt.“

Fabiola strich ihrer Shadifstute über das goldschimmernde Fell, während sie ihr auf Tulamidya beruhigende Liebkosungen und Lobpreisungen ins Ohr flüsterte. Sie konnte Nuiannas Anspannung spüren, den Drang, sich mit den anderen zu messen, zu zeigen, was in ihr steckte. Ihr selbst ging es schließlich nicht viel anders. Der letzte ernsthafte Wettstreit war viel zu lange her.

„Bereit, Schwesterchen?“, erkundigte sich Tariano neben ihr. Seinem Rappen mit dem blauschwarz schimmernden Fell war die Erregung ob des bevorstehenden Wettkampfs ebenfalls anzusehen. Seine Gnaden hingegen sah wie üblich hinreißend gut, elegant gekleidet und ausgesprochen lässig aus. Er trug heute Zivil, ein helles Hemd nach neuster Mode, Reithosen aus grünem Leder, eine Weste in Weiß, Grün und Gold, die, für alle sichtbar als Zeichen seiner Berufung, eine Brosche mit den Ähren der Herrin Peraine in Gold und Smaragd zierte.

„Um dich Staub kosten zu lassen? Jederzeit, mein Lieber. Das weißt du ja.“, grinste Fabiola. „Wo sind die anderen?“

„Bei Domnatella Usanza und Luciana auf der Tribüne, um zu jubeln. Obwohl ich mir bei Sarkya nicht ganz sicher bin. Sie sprach vorhin von einem gewissen Falber, der ganz hinreißend sei und ihr Innerstes zu berühren wisse.“

Fabiola schüttelte den Kopf. „Netter Versuch, Bruderherz. Aber ich vertraue darauf, dass die Domnatella, Luciana und Donya ausreichen, um Sarkyas Unschuld zu bewahren, bis ich dich vernichtend geschlagen habe.“

„Wir werden sehen. Die Göttinen und Phex mit dir.“

„Und mit dir. Der Einsatz steht?“

„Der Einsatz steht.“


Das Signal zur Aufstellung erklang. Fabiola führte Nuianna ein Stück zur Seite. Als sie den Gastgeber passierte, blieb sie kurz stehen.

Dom Algerio, viel Erfolg. Mögen die Götter Euch gewogen sein. Wir sehen uns im Ziel.“

"Rahja und Phex mit Euch, Domna Selea", erwiderte dieser.


Als sie sich auf Nuianna schwang, spürte sie unter all ihrer aufgeregten Anspannung zu ihrem Ärger eine gewisse Müdigkeit in ihren Beinen. Nun, es würde nicht lang dauern, dann konnte sie sich darum kümmern.

Unter ihr vibrierte Nuianna.


Als das Startzeichen ertönte, schnellte die Stute nach vorn wie eine gespannte Feder, die plötzlich gelöst worden war. Das Donnern von Hufen erfüllte die Luft. Staub stieg auf. Zufrieden bemerkte Fabiola, dass ihr der Start hervorragend geglückt war. Mit einem Freundenschrei trieb sie Nuianna an. „Flieg meine Schöne, flieg! Mach deinem Namen Ehre!“

Die freie Wiese vor ihr bot kein Hindernis, es kam ganz allein darauf an, die Geschwindigkeit zu halten, anzupassen, sich nicht von anderen überholen zu lassen. Ein kurzer Blick zeigte Fabiola, dass Tariano ihr eng auf den Fersen war, aber ein wenig hinter ihr lag. Sie grinste, als er sich an der Siegerin des Vorjahres, Domna Verema vorbeikämpfte. Diese schien jedoch weniger auf den Geweihten, als auf den Gastgeber zu achten. Tatsächlich, Dom Algerio hatte sich wie Fabiola selber an die Spitze gesetzt, knapp vor den anderen beiden.

Fabiola beugte sich tiefer über den Hals ihrer Stute, trieb sie an. Überlegte einen Moment, ob sie zum Äußersten gehen sollte. Aber es lagen noch zwei weitere Rennen vor ihnen, und noch konnte sie mit jedem Schritt die Spitze für sich erobern.

Hinter ihr holte Domna Verema auf, während Tariano seinen Abstand hielt. Verbissen versuchte Fabiola, ihre Haltung so zu korrigieren, dass sie Nuianna entlastete. Sie donnerten auf das Ziel zu. Im Staub der sommerlichen Wiese konnte sie ihre Kontrahenten kaum noch erahnen. Sie ging leicht aus dem Sattel, beugte sich weiter vor, doch ihre müden Beine, ihr Körper wollten nicht ganz so, wie sie wollte. Frustriert musste sie zusehen, wie Dom Algerio, beinahe schon im Ziel, um Haaresbreite an ihr vorbeizog. Sie die Ziellinie als verfluchte Zweite keinen Atemzug später querte.

„Verdammter Mist! Ch‘azuul!“, machte Fabiola ihrem Unmut nach einem frustrierten Aufschrei Luft, während sie Nuianna langsam auslaufen und in großem Bogen zurücktrottten ließ. Sie hatte durch ihre eigene Schwäche einen greifbaren Sieg verschenkt. Wütend auf sich selbst hieb sie sich gegen den Arm.

„Nana, morgen ist auch noch ein Tag, Schwesterchen. Sieh es so: du hast mich deinen Staub schlucken lassen. Das ist doch auch was.“, ließ sich Dom Tariano neben sie fallen.

Mürrisch sah Fabiola ihn an. „Das ist doch nichts Neues.“ Ein Grinsen stahl sich auf ihr Gesicht. „Aber immerhin, zwei von uns unter den ersten…?“

„Vier.“, seufzte ihr Bruder. „Ein undankbarer vierte Platz.“

„Du hast einfach zuviel Respekt vor Gastgebern, deiner Soberana und Vorjahressiegerinnen, deine Gnaden.“, spottete Fabiola gutmütig.

„Ich werde dran arbeiten.“, grinste ihr Bruder, während er abstieg.


Fabiola folgte seinem Beispiel, wandte sich ihrer Stute zu. „Du warst fantastisch, meine Shay. Deine Stammutter und Mahmud wären stolz auf dich. Ich werde ihnen berichten. Und verspreche dir, mich nicht nochmal auf sowas einzulassen, wenn ich nicht auf der Höhe bin. Das hast du nicht verdient. Aber die nächsten zwei Tage stehen wir schon gemeinsam noch durch, hm?“

„Gratulation! Du warst großartig!“, rissen sie die Stimmen ihrer jüngeren Geschwister aus der Zwiesprache.

Kurz darauf fanden sich weitere Zuschauer ein, um die Zweitplatzierte zu würdigen.