Chronik.Ereignis1033 Feldzug Raschtulswall 06

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Kaiserlich Selaque, 16. Praios 1033 BF[Quelltext bearbeiten]

In der Ortschaft Elenta[Quelltext bearbeiten]


Raschtulas Krieger[Quelltext bearbeiten]

Autor: SteveT

Charrizul ärgerte sich. Der junge Krieger vom Stamm der Bâni Khadr war von Shâr Nasfágul Pascha persönlich auserwählt worden, mit einer Gruppe anderer junger Heißsporne den Rückweg des Stammes in die Berge zu decken. Gewiss, sie hatten überrreiche Beute gemacht. Der Überfall auf das steinerne Lager der schwächlichen Flachländer hatten ihnen wohl hundert Rinder, Schafe und Ziegen eingebracht, so daß sie diesen Winter alle keinen Hunger würden leiden müssen. 20 Weiber der Flachländer waren als Sklavinnen fortgeführt worden - allesamt nur Mädchen und junge Frauen, die gesund und stark genug waren, im Gebirge zu überleben und ihnen gesunde Söhne zu gebären. Die älteren Weiber hatten sie wie die schwächlichen Männer, die Greise und die kleinen Kinder gleich alle an Ort und Stelle dem Großen Stier geopfert - sie waren von keinem Wert und nutzlos, es hätte keinerlei Sinn gemacht, sie am Leben zu lassen.
Der Überfall auf den Stamm der berittenen Krieger der Flachländer war fast noch besser verlaufen. Sie hatten Pferde, gute Metallwaffen und steinharte Kleider erbeutet, wie sie die Flachländer an ihren weichen Körpern trugen, um sich vor Hieben und Stichen zu schützen. Charrizul fuhr mit dem Daumen über die Schneide des langen gebogenen Messers, das so lang war wie sein ganzer Arm - viel besser und tödlicher wie die Steinkeule, mit der er die letzten Jahre gekämpft hatte.
Er hatte das Messer einem wunderschönen blonden Mädchen abgenommen, der die dummen Flachländer - sogar die Männer! - wie einem Häuptling nachgefolgt waren. Sie hatte ihm vom ersten Augenblick an gefallen und er hätte sie gerne als seine allererste Sklavin behalten - aber leider hatte sie der Shâr für sich selbst beansprucht, obwohl er bereits fünf oder sechs Weiber in seinem Zelt hatte!
Mißmutig hackte sich Charrizul ein Bein von der Ziege ab, die sie gerade geschlachtet hatten, und riß mit seinen Zähnen ein blutiges Stück aus dem rohen Fleisch.
Plötzlich stieß ihn Sharkhan an - sein Rivale, der zusammen mit Mahadjir Wache hielt, während sie in dem Wachholder-Hain nahe des noch immer rauchenden Steinlagers der Flachländer aßen und schliefen.
Ein weitere Gruppe Flachländer näherte sich in der Ebene dem Steinlager - zum Teil beritten, zum Teil zu Fuß. Der Anführer ritt ein riesiges schwarzes Pferd, das in eine lavendelfarbene Decke gehüllt war. Auf der Stirn des Pferdes glitzerte eine metallene Platte im Sonnenlicht, deren Form genau zu der des Pferdekopfes passte. Die wollte Charrizul unbedingt haben! Was man dafür alles eintauschen konnte! Aber es kam noch besser - hinter dem weit vorneweg galoppierenden Anführer folgte ein Weib mit langem schwarzen Haar, die reiten konnte, als wäre sie eine Bâni Khadr. Wie schön sie war! Da konnte der Häupling die blonde Sklavin gerne behalten - dieses Weib hier würde er sich holen! Auf sie folgte noch ein schwarzhaariger Schwächling, auch er zu Roß, und dann mit einigem Abstand noch einmal zwei weitere Krieger der Flachländer in glitzernden Kleidern, die scheinbar ebenfalls etwas zu sagen hatten, weil ihnen noch zwei Hände voll Krieger zu Fuß nachfolgten, die kaum mit den Berittenen Schritt halten konnten und nach Luft japsten, wie Fische auf dem Trockenen.
"Worauf wartest du, Charrizul iban Buskurzuf?" höhnte Sharkhan in der harten Rachensprache ihres Volkes und legte sich so dicht neben ihm auf die Lauer, daß er dessen Schweißgeruch riechen konnte. "Reicht Dein Mut nicht aus, so wenige Krieger der Flachländer anzugreifen? Dann werde ich mir die reiche Beute holen!"
"Du wirst schon bald sehen, wie groß mein Mut ist. Der Shâr hat mich zum Anführer bestimmt - vergiß das nicht!" giftete Charrizul zurück und bedeutete den jungen Kriegern das Essen fortzuwerfen und sich zum Angriff bereit zu machen.

Gebückt hasteten die Ferkinas wieder auf Elenta zu, daß sie erst vor 3 Tagen in Rauch und Trümmern verlassen hatten. Die Gassen kannten sie dadurch noch gut. Durch die Lücke im Palisadenwall, durch die auch die flachländischen Krieger in den Ort gelangt waren, rannten sie auf die Dorfstraße, auf der nach wie vor viele Leichen und Tierkadaver lagen. Eine alte Frau erblickte sie und wollte schreien, aber Mahadjir war schneller. Sein geschleuderter Speer traf die Greisin im Oberkörper und nagelte sie an die Wand ihres Hauses, so daß anstatt eines Schreies nur ein letztes Krächzen aus ihrem Mund kam.
Charrizul bedeutete den zwölf jungen Kriegern lautlos, ihm zu dem hohen Steinhaus des getöteten häßlichen Weibes mit den goldenen Kleidern zu folgen, das fünfmal so hoch wie alle anderen Hütten des Dorfes aufragte.
Tatsächlich, als er vorsichtig um die Ecke der Gasse spähte, die auf das hohe Haus zuführte, sah er die flachländischen Krieger darum herumstehen. Ein paar von ihnen schienen darinnen zu sein, da von oben irgendetwas schneeweißes heruntergeflattert kam, was aber kein Vogel war.
Charrizul fasste das lange Messer der blonden Sklavin fester und wank zum Angriff. Mit markerschütterndem Gebrüll stürmten Sharkhan, Mahadjir, er selbst und die anderen jungen Heißsporne auf die überraschten Flachländer los, die ihnen mit schreckgeweiteten Augen entgegenstarrten.


Autor: Der Sinnreiche Junker

So langsam begannen seine Arme zu schmerzen. Dem jungen Ferkina vor ihm mangelte es eindeutig an Kunstfertigkeit im Umgang mit einem Säbel, dafür aber prügelte der ansonsten wohl eine Steinaxt führende Krieger mit der Kraft eines Grobschmiedes auf ihn ein. Kaum einmal kam der Baron von Dubios dazu, seinerseits den Gegner anzugehen, und um ihn herum sah es nicht viel besser aus, obgleich sich die Zahl der Kontrahenten zu Beginn in etwa die Waage gehalten hatte. Doch die erbeuteten Waffen und die wilde Mischung aus Rüstungsteilen der Rossbannerritter machten die Ferkinas noch gefährlicher, sodass einem toten Wilden bereits zwei gefallene Söldner gegenüber standen.

Anzures, jetzt!“, rief er schließlich dem neben ihm Fechtenden zu, und machte einen Schritt zurück. Sein Gegner folgte ungestüm, derweil Anzures seinen Kontrahenten Klinge an Klinge zurück stieß, um einen Augenblick Bewegungsfreiheit zu gewinnen. Ein scheinbar nachlässig geführter Hieb, und der an ihm vorbei drängende Krieger taumelte mit durchtrennter Kniesehne. Den so aus dem Tritt gekommenen Angriff konnte Hernán von Aranjuez mühelos abwehren, und einen Ysilischen Wolfsbiss später schoss eine rote Fontäne aus der aufgeschlitzten Kehle des jungen Kriegers.

Umso wütender attackierte nun Anzures’ Gegner. Die eigene Klinge zu tief, blieb dem Ragatier nichts anderes übrig, als sich unter einem gewaltigen Schwerthieb hinweg zu ducken, welcher ihm ansonsten sauber das Haupt vom Rumpf getrennt hätte. Aus dem Gleichgewicht gekommen, blieb ihm nichts anderes übrig, als sich nach vorne zu stürzen, und dem Krieger die gepanzerte Schulter vor die Brust zu rammen, sodass beide unter einem Wasserfall aus zweisprachigen Flüchen zu Boden gingen. Beide ließen ihre Schwerter fahren, und griffen nach Dolch und Messer, während sie über den Boden rollten und die Oberhand zu gewinnen suchten.

Der Aranjuezer wollte zwar folgen, doch stellte sich ihm sogleich der nächste Krieger in den Weg. Zuvor hatten zwei von ihnen einem der Mercenarios schwer zu gesetzt, doch versprach der Kampf gegen einen der Flachländer in den Eisenkleidern weit mehr Ruhm...


Autor: von Scheffelstein

Richeza warf ihrer Tante einen alarmierten Blick zu, legte den Stapel Noticias über den Heiler auf den Tisch und die Kette mit den Schlüsseln daneben. Von draußen drangen Schmerzensschreie und Rufe herein. Die Worte verstand Richeza nicht, aber die Sprache erkannte sie: "Ferkinas!", rief sie.

Mit einem Satz war sie auf der Treppe nach unten, zog den Säbel und fluchte innerlich. Wieder einmal die falsche Waffe im falschen Moment! Was nützte ihr der Raufedegen am Sattel des Pferdes? Nun würde sich zeigen, ob sie sich noch ausreichend an die Lehrstunden in ihrer Jugend erinnern konnte. Im Laufen wog sie die Waffe in der Hand. Wildenfeind war schwerer als ihr Degen und hatte nur eine Schneide. Was sie aber weit mehr störte, war der Harnisch, mit dem sie sich unbeweglich und langsam vorkam ...

Als sie die letzten Stufen erreicht hatte, verhielt die Edle ihren Schritt. Einen Moment verharrte sie im engen Vorraum, um sich an das gleißende Sonnenlicht zu gewöhnen. In der Sackgasse vor dem Inquisitionsturm herrschte Chaos. Die Söldner standen mit dem Rücken zum Turm, zwei waren schon gefallen, einige weitere schienen verletzt. Anzures Ballan wälzte sich mit einem Ferkina auf dem Boden, der Baron erwehrte sich zweier Angreifer. Wie es um die Ferkinas stand, vermochte Richeza nicht zu beurteilen. Sie kämpften, als gäbe es kein Morgen. Und es waren viele ...

"Für Praiodor!", rief sie und stürzte sich auf einen der Männer, die dem Dubioser Baron zusetzten. Sie ließ ihren Säbel auf den wollenen Umhang niederfahren und zuckte überrascht zurück, als die Klinge hart auf Metall prallte. Der Krieger fuhr herum, und sie konnte sich gerade noch unter seinem Schwerthieb hindurchducken. Der zerfetzte Umhang glitt ihm von der Schulter. Darunter trug er eine seltsame Mischung aus stählernen und ledernen Rüstungsteilen.

Einen Augenblick lang starrten Richeza und der Ferkina sich an, dann legte sich ein breites Grinsen auf das Gesicht des jungen Mannes. Er mochte Mitte zwanzig sein, trotz des Bartes, der ihn älter wirken ließ, und er war ein gutes Stück größer als Richeza und deutlich kräftiger.

Richeza machte einen Satz zurück, um sich aus seiner Reichweite zu bringen, aber der Ferkina war schneller. Er fasste in den Korb des Säbels und zerrte daran, dass es der Edlen fast die Finger brach. Ungeachtet des Schnittes, den er sich durch den kühnen Vorstoß selbst zufügte, entriss er Richeza die Waffe und schleuderte sie von sich. Richeza stolperte mit dem Rücken gegen die Wand des Turmes, erwartete mit weit aufgerissenen Augen den tödlichen Hieb. Doch offenbar hatte er nicht vor, sie zu töten. Stattdessen griff er erneut nach ihr.

Richeza warf sich zur Seite, rollte sich katzengleich über ihre eigene Schulter - wobei sie den Hut verlor - und hechtete nach dem Säbel. Noch immer liegend, riss sie mit beiden Händen die Waffe hoch ...


Autor: SteveT

Rifadas Augen weiteten sich, als sie ebenfalls die Kampfschreie von draußen vernahm. "Der Junge! Wenn ich mich nicht täusche, hatte er keine Waffe um, als du ihn gerade wieder nach unten geschickt hast! Der Narr lässt sie immer am Sattelknauf hängen!"

Richeza war bereits auf der Wendeltreppe nach unten, aber Rifada trat stattdessen zunächst zum Fenster des Turmes und warf einen Blick nach draußen, der ihre Befürchtungen bestätigte. Elf oder zwölf junge Ferkina-Krieger kamen unter großem Gebrüll auf den Turm zugestürmt und griffen sofort Dom Hernán und die Seinigen an. Ihren eigenen Filius konnte sie nicht ausmachen, offenbar stand Moritatio unten ganz dicht am Turm oder er war so klug, wieder hereinzukommen - sein Schwert hing jedenfalls gut sichtbar an seinem Pferd, wie sie es geahnt hatte. Kurzentschlossen nahm sie die Holzkiste, die sie aus dem ersten Stock mit heraufgebracht hatte und die mit "Udinia Krähenfreund" beschriftet war - offenbar einer Anverwandten des gesuchten Heilers Tsacharias - und schleuderte sie auf die Ferkinas hinab. Tatsächlich traf sie einen an der Schulter und seitlich am Kopf, der taumelnd zu Boden ging. Zu ihrer größten Überraschung stand er aber sofort wieder auf - schüttelte sich einmal und stieß den Schrei einer Khormsbestie aus. Bei Rondras Zorn - wie sie diese primitiven Bestien hasste! Sie zog den Morgenstern aus dem Gürtel und hastete Richeza hinterher, die Treppe hinab.

Charrizul sah sich unterdessen nahe am Ziel seiner Träume. Er hatte die Augen eines Bergadlers und hatte sich bei dem jungen Weib trotz der großen Entfernung nicht getäuscht. Diese oder keine wollte er als seine erste Sklavin heim ins Lager führen - was würden ihn die anderen jungen Krieger des Stammes allesamt beneiden! Mit einem Aufschrei stürzte er sich auf die zu Boden gegangene Schöne und versuchte ihr mit einem beidhändig mit voller Wucht von unten nach oben geführten Schlag den hochgereckten Säbel aus den Händen zu prellen. Da sie ihn jedoch weiter umklammert hielt - sie musste viel stärker sein, als ihr schlanker Körper auf den ersten Blick verriet, trat er ihr mit der Ferse in den Bauch, daß sie aufstöhnte. Allerdings krümmte sie sich nicht zusammen, wie er erhofft hatte, da ihre glitzernde Kleidung so hart war, daß er sich dabei selbst am Fuß wehtat, was er aber mannhaft ignorierte, wie man ihn erzogen hatte. Aus den Augenwinkeln sah er Mahadjir mit erhobenem Steinbeil heranstürmen, der es offenbar ebenfalls auf seine Sklavin abgesehen hatte. "Zur Seite!" brüllte dieser im Dialekt der Bâni Khadr. Charrizul schüttelte den Kopf: "Diese ist meine!" Im nächsten Moment wurde er von hinten angesprungen und umgerissen - offenbar hatte ihn Mahadjir warnen wollen, der den Angreifer von hinten hatte kommen sehen.

Moritatio hatte Dom Hernáns Rat befolgt und seine ursprüngliche Intention, noch rechtzeitig zu seinem Pferd zu gelangen, schnell verworfen. Stattdessen war er auf der Rückseite eine Runde um den Turm herumgerannt und sah, als er auf der anderen Seite wieder nach vorne zum Eingang kam, den Aranjuezer und die Söldner ins Gefecht mit den Wilden gehen. Einer der Barbaren wurde von einer Holzkiste getroffen, die die Frauen offenbar von oben herabgeschleudert hatten, dann aber stürzte schon seine Base mit dem Schlachtruf "Für Praiodor!" aus dem Turm heraus und geradewegs auf den offensichtlichen Anführer der Blutsäufer los. Entsetzt sah er, wie dieser Richeza den Säbel entriss und sich dann auf sie stürzte, auch wenn sie sich wacker wehrte. Moritatio fasste in seinen Stiefel - den Zwölfen sei dank! Wenigstens das Stilett war da! Mit einem Aufschrei sprang er von hinten gegen Richezas Bedränger und erwischte ihn an der Gurgel, so daß sie beide zu Boden gingen. Schon beim harten Aufprall auf den Boden rammte ihm der Ferkina den Ellenbogen ins Gesicht und biss in Moritatios Hand, mit der er den Ferkina am Kiefer und am Hals gepackt hatte. Diese Barbaren kämpften wirlich schlimmer wie wilde Tiere und hatten scheinbar nicht den geringsten Funken Ehre im Leib!


Autor: Der Sinnreiche Junker

Es schien, als wäre Domna Richeza genau im richtigen Moment erschienen. Aus dem Augenwinkel hatte Hernán von Aranjuez gesehen, wie sich noch ein zweiter Krieger auf ihn stürzen wollte, sodass er mit einigen wüsten Hieben seinen eigentlichen Gegner zurück treiben musste, um den Angriff des Neuankömmlings abzuwehren. Bevor er sich aber Gedanken machen musste, wie er sich nun gegen beide verteidigen konnte, wurde Letzterer der schönen Scheffelsteinerin gewahr, und beschloss anscheinend mit etwas weniger Ruhm, dafür aber mit einer neuen Sklavin heimzukehren. Und scheinbar schien sich sein erster Gegner mit ähnlichen Gedanken zu tragen, wirkten seine Angriffe doch jetzt geradezu planlos, so als wolle er einfach nur den Kampf rasch beenden.

Diesen Gefallen wollte ihm der Aranjuezer gerne tun, als die Hast des Ferkinas ihn einen Moment lang unaufmerksam werden ließ. Die Parade des Wilden kam nur den Bruchteil eines Augenblickes zu spät, doch kam ihn dieses Versäumnis teuer zu stehen, als ihm der Anderhalbhänder oberhalb des Beckens tief in die Seite schnitt. Noch während sein Gegner auf die Knie sank, die Hände auf die Wunde gepresst, aus welcher innerhalb von Sekunden sein Leben rann, eilte der Baron weiter zu Anzures.

Zwar war dieser mittlerweile obenauf und an seiner Rüstung waren schon mehrere Stiche des Ferkinas wirkungslos abgeglitten, doch schien dieser kräftiger als der Ragatier zu sein, sodass es wohl eher dem Gewicht der Rüstung geschuldet zu sein, dass dieser seinen Kontrahenten nieder halten konnte, ohne sich freilich ansonsten einen Vorteil verschaffen zu können, wie sie beide mit ihrer freien Hand den Waffenarm des jeweils anderen gegriffen hatten. Als nun freilich der Aranjuezer hinzukam, war das Schicksal des Wilden besiegelt. Mit einem hässlichen Knacken brach sein rechtes Handgelenk, als der Baron seinen Stiefel darauf stellte, und das Messer entglitt seinen kraftlosen Fingern. Der Schrei erstickte in einem blutigen Gurgeln, als Anzures ihm die frei gewordene Panzerhand ins Antlitz hieb, sodass der am Boden liegende endlich seine andere Hand mit dem Dolch los ließ, sodass der Linkshänder ihm mit erschreckender Routine die Kehle durchschneiden konnte.

Anzures ergriff zunächst wieder sein Schwert, welches er beim Nahkampf mit dem Ferkina fallen gelassen hatte, und danach den dargebotenen Unterarm seines Herrn, um wieder auf die Beine zu kommen. Einen Moment lang atmeten beide tief durch, und versuchten sich einen Überblick über die Lage zu verschaffen. Jeweils ein weiterer Söldner und ein Ferkina lagen in ihrem Blut, sodass das Zahlenverhältnis nun ausgeglichen schien. Domna Richeza und Moritatio indes schienen in Schwierigkeiten zu sein, sodass die beiden Aranjuezer gerade in deren Richtung eilen wollten, als Domna Rifada mit dem Morgenstern in der Hand und dem deutlich kürzeren Weg in der Turmpforte erschien.


Autor: von Scheffelstein

Richeza nutzte den Angriff ihres Vetters auf den jungen Ferkina, um wieder auf die Beine zu kommen, doch da drehte sich auch schon der zweite Wilde nach ihr um, die Steinaxt erhoben. Die Edle wich dem Schlag aus und machte einen Ausfall. Der Säbel fuhr in die nackte Brust des Barbaren, jedoch nicht tief. Verdammt! Eine Hiebwaffe blieb eine Hiebwaffe!

Wütend über das Grinsen des Ferkinas sprang Richeza zurück. Sein zweiter Angriff verfehlte sie nur knapp. Funken stoben, als seine Axt gegen die Wand des Turmes prallte. Sofort hatte er die Waffe wieder erhoben. Richeza zögerte nicht, stieß sich von der Wand ab und trat ihm mit Wucht zwischen die Beine. Der Ferkina zuckte zusammen. Die Edle nutzte den winzigen Moment der Verzögerung und zog ihm den Säbel über den Hals. Der Schlag, seiner Kraft beraubt, traf sie am linken Oberarm, dann stürzte der Ferkina gegen sie und riss sie zu Boden. Der Aufprall drückte Richeza die Luft aus den Lungen. Halb blind von seinem Blut, das ihr in die Augen spritzte, versuchte die Edle, den massigen Körper von sich zu stoßen.


Autor: SteveT

Als Domna Rifada unten aus der Turmpforte trat, sah sie bereits mehrere Kämpfer beider Seiten regungslos am Boden liegen. Dom Hernán und sein Adjutant machten gerade einem dieser wilden Tiere den Garaus, aber Richeza und Moritatio befanden sich mit zwei weiteren Barbaren im verbissenen Nahkampf. Während erstere mit ihrem Gegner fertigzuwerden schien, hatte der offensichtliche Anführer der Wilden ihren Sohn an der Gurgel gepackt - genau wie dieser umgekehrt auch ihn - und drückte Moritatio unter sich und hämmerte seinen Kopf auf den Boden, sodass er vor Schmerz aufstöhnte.

Rifada stieß ein Knurren vor Wut aus und ließ die Stachelkugel ihres Morgensterns an der Kette durch die Luft schnellen. Sie traf den Wilden hart von rechts hinten am Kopf, dass er mit einer blutenden Wunde von ihrem Mundillo heruntergeschleudert wurde. Sie erkannte dabei, dass sie nur um Haaresbreite am Ohr einer Söldnerin des Aranjuezers vorbeigeschlagen hatte, die direkt neben ihr kämpfte, und hob entschuldigend den linken Panzerhandschuh in deren Richtung. Sie ließ den Morgenstern besser ganz fallen und zog stattdessen ihr Krummschwert aus der Scheide.

Zu ihrer Überraschung rappelte sich der so hart am Kopf getroffene Ferkina aber tatsächlich schon wieder auf und rannte - wenn auch etwas schwankend - genau auf ihren Rappen zu! "He, du Canaille! Jetzt bezahlt ihr eure Blutschuld für das hier und alle anderen Missetaten!" Sie brüllte ihm noch die schlimmsten Schmähungen, Beleidigungen und Herausforderungen in seiner eigenen Sprache hinterher, an die sie sich noch aus der Zeit ihres Martyriums bei den Ferkinas erinnern konnte, aber er lief einfach weiter und schwang sich auf Almanzors Rücken, wie ihr treues Schlachtroß hieß. Rifada lief es eiskalt den Rücken herunter und sie spurtete los, mitten durch Freund und Feind hindurch. Das Heilige Rossbanner! Es steckte in ihrer Satteltasche!

Charrizul versuchte den hämmernden Schmerz abzuschütteln, aber ihm wurde während des Laufens kurzzeitig schwarz vor Augen. Er spürte, wie sein eigenes Blut warm und pochend aus der Wunde am Hinterkopf in seinen Haarschopf rann. Die schöne Sklavin war eine Kriegerin - so etwas gab es tatsächlich in der abartigen Welt der Flachländer! - und hatte Mahadjir getötet. Wenn schon nicht sie, so wollte er wenigstens das starke Pferd mit der glitzernden Platte auf der Stirn für sich gewinnen.

Selbst der Anführer der Blutlosen - oder vielmehr der, den er dafür gehalten hatte - war in Wahrheit ein Weib, wenn auch eines mit breiten Schultern und einer lauten Stimme! Er glaubte, sie als Knabe schon einmal gesehen zu haben - das war Yil'Hayatim, die den Shâr Kenubaal Pascha getötet hatte, als er selbst noch ein schwaches Kind gewesen war. Charrizul sprang auf den Rücken des Hengstes und trat ihm mit den Fersen in die Seite, dass er wiehernd vorwärtspreschte.

Er hörte, dass ihm der junge Guchanshir hintergerannt war und sich ebenfalls auf ein Pferd der Flachländer schwang - aber alle anderen, allen voran Sharkhan, würden bis zum Tode kämpfen und niemals fliehen oder sich ergeben. Wenn sie aber obsiegen sollten, so war sein eigenes Leben verwirkt, denn der Nasfágul Pascha oder der Schamane Ghazal schätzten Feiglinge nicht sonderlich ...


Autor: von Scheffelstein

Richeza wälzte den Körper des toten Ferkina von sich und rappelte sich auf. In unmittelbarer Nähe schien sich kein weiterer Gegner zu befinden. Mit dem Hemdsärmel wischte sie sich über die vom Blut verklebten Augen. Einen Moment blieb sie keuchend an der Mauer des Turmes stehen und versuchte sich zu orientieren.

Vier der Söldner lagen am Boden. Ob sie tot oder schwer verwundet waren, konnte Richeza nicht erkennen. Von den Ferkinas standen nur noch zwei, die sich erbittert der von allen Seiten auf sie einschlagenden Mercenarios erwehrten. Sie sahen nicht aus, als würden sie sich ergeben wollen. Aber, obwohl ihre wütenden Schläge noch manchen Treffer landeten, bluteten sie bereits aus mehreren Wunden. Sie waren dem Tod geweiht. Der Kampf würde siegreich ausgehen.

Erschöpft lehnte sich die Edle an die Wand. Ihr linker Arm schmerzte so sehr, dass sie ihn nicht zu bewegen wagte. Ihr Brustkorb fühlte sich an, als wäre sie aus vollem Galopp vom Ross gestürzt. Widerwillig musste sie sich eingestehen, dass auch dieser Kampf nicht zu ihren ruhmreichsten gehörte. Dass auch diesmal ein Ferkina sie mühelos entwaffnet hatte. Und wieder auf dieselbe Weise. Ärgerlich wischte die Edle den Säbel an ihrem Hemd ab und steckte ihn weg.

Als sie aufsah, begegnete sie dem Blick des Dubioser Barons.


Autor: Der Sinnreiche Junker

Hernán von Aranjuez hatte, wie die Edle von Eslamsstolz nun sehen konnte, seinen Untergebenen Anzures am Arm gegriffen, offensichtlich um ihn zurückzuhalten. Beide standen gleichfalls etwas abseits, und schienen unterschiedlicher Meinung gewesen zu sein, was nun weiter zu tun war. Die übrig gebliebenen Ferkinas schienen geneigt zu sein, sich buchstäblich in Stücke hauen zu lassen, ein Schlachterwerk, wofür die zahlenmäßig nun überlegenden Mercenarios kaum Hilfe benötigen würden. Offensichtlich war es also um die beiden flüchtenden Ferkinas gegangen, die gewisslich einige Schritte Vorsprung hatten, doch wer es nicht einmal versuchte, der würde sie gewisslich nicht einholen.

Was also war der Grund, dass der Baron seinen Handlanger zurückpfiff? Gewisslich würde sich der aranjuezer Schmerz in Grenzen halten, sollte ihr etwas zustoßen, und nicht minder wahrscheinlich war die Vorstellung, Domna Rifada müsse zumindest einige Meilen zu Fuß zurücklegen, derweil sie sich über den Verlust ihres Streitrosses ärgern durfte, ein zweifellos verlockender Gedanke, doch ging es am Ende gar nicht darum, der hinterher hastenden Bosquirtalerin beizustehen?

So oder so, die Gelegenheit war vertan, und so wandte sich Hernán von Aranjuez in Richtung der Turmpforte, wo er im Augenwinkel Domna Richeza hatte kämpfen sehen. Diese war offensichtlich wohlauf, wiewohl sie doch ein wenig lädiert aussehen mochte. Damit war sie freilich keine Ausnahme, wie auch der Baron beim ersten Schritt auf sie zu spürte. „Seid Ihr verletzt?“, erklang es so auch etwas gepresst aus seinem Munde, auch wenn ihn gleichfalls die Rüstung vor ernstem Schaden bewahrt zu haben schien.


Autor: von Scheffelstein

Richeza blickte an sich herab. Ihr Hemd, das unter dem Harnisch hervorschaute, war mit Blut getränkt, aber es schien nicht ihr eigenes zu sein. Sie schüttelte den Kopf. "Ich glaube nicht." Abermals stieß sie sich von der Wand ab, blickte die Gasse hinunter, wo am anderen Ende einige verängstigte Elentaner aus einer Hofeinfahrt hervorschauten.

Von Domna Rifada war nichts mehr zu sehen. Richeza hatte nur am Rande mitbekommen, dass ihre Tante zwei flüchtenden Ferkinas hinterher geeilt war. Nun ja, wer gab schon freiwillig sein Ross in die Hände eines Wilden? Kurz erwägte Richeza, sich auf ihr Pferd zu schwingen und ihr hinterherzureiten. Aber der Vorsprung der Barbaren war zweifellos zu groß. Wenn es Rifada nicht gelungen war, sie zu stellen, würde auch sie sie nicht mehr einholen. Dennoch war ihr unwohl bei dem Gedanken, ihre Tante und deren Ross einfach ihrem Schicksal zu überlassen.

Dom Hernán schaute sie noch immer an. Richeza wandte sich wieder dem Baron zu. Sie musste an Rifadas Worte denken und musterte ihn kritisch. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie der letzte der Ferkinas zu Boden ging. Wie ein waidwundes Tier versuchte er, sich wieder aufzurichten, weiterzukämpfen, aber die Söldner prügelten das Leben gnadenlos aus ihm heraus.

"Es tut mir leid um Eure Leute", sagte die Edle und nickte auf einen der im Straßenstaub liegenden Mercenarios. Sie zögerte einen Moment, presste die Lippen aufeinander, und eine Falte bildete sich auf der blutverkrusteten Stirn. Schließlich versuchte sie es mit einem Lächeln. "Und ich muss mich entschuldigen. Ich weiß nicht, was meine Tante Euch gesagt hat, aber ... ich bin mir sicher, dass ... es von ausgesuchter Freundlichkeit war." Ihr Mundwinkel verzog sich zu einem ironischen Grinsen, dann wurde sie ernst und blickte dem Baron fest in die Augen. "Ich jedenfalls, Dom Hernán, weiß wohl zu schätzen, dass Ihr mich begleitet, um Domnito Praiodor und seine Mutter zu finden. Ich würde alles tun, um ihn zu finden, und wenn ich allein in die Berge gehen müsste. Aber ich vergesse jene nicht, die sich auf meine Seite stellen." Einen Augenblick noch hielt sie seinen Blick fest, dann wandte sie - beinahe verlegen - den Kopf ab.

'Verzeiht mir, Tante', dachte sie, 'aber das musste sein.'


Autor: Der Sinnreiche Junker

Der Condottiere zuckte eher teilnahmslos mit den Schultern, als Domna Richezas Blick zu einem der gefallenen Mercenarios ging. ’Berufsrisiko.’, mochte er wohl denken, abgesehen davon, dass es nicht wirklich seine Leute waren, sondern ja erst vor wenigen Tagen angeworbene Mercenarios. Entsprechend ’kümmerten’ sich auch gerade die Überlebenden um die weniger Glücklichen, nämlich indem sie ihre einstigen Kameraden um alles Brauchbare erleichterten. Dort, wo sie hingehen würden, brauchten sie weder Münzen noch Stiefel.

So fiel schließlich auch Hernán von Aranjuez in ein schiefes Grinsen ein, auch wenn er es rasch wieder sein ließ, als dabei seinem Griff nach zu urteilen wohl die eine oder andere Rippe unter der Brustplatte schmerzte. „Ja, Eure werte Tante ist ein wahrer Ausbund an Höflichkeit, und unser aller Quell an Erbauung und guter Laune. Anzures nimmt schon Wetten an, nicht ob Eure Tante und ich uns an die Gurgel gehen, sondern wann. Sollten wir das hier unbeschadet überstehen, werd ich sie Dom Rafik anempfehlen, falls er mal missliebige Diplomaten oder penetrante Bittsteller loswerden muss. Einmal quer durchs schöne Bosquirtal, mit Domna da Vanya als Reisebegleitung...“ Schließlich brach er aber ab, wohl gewahr, dass er sich gerade auch nicht unbedingt ausgesuchter Höflichkeit befleißigte.

„Was hat denn die Suche im Turm ergeben? Irgendwelche Hinweise auf den Heiler?“, wechselte er rasch das Thema. „Offen gestanden mache ich mir Sorgen um unsere halbierte Zahl. Denn bislang haben wir nur auf unserem Grund und Boden gekämpft, nicht in ihren Bergen...“, grübelte er bei einem weiteren Seitenblick zu den Gefallenen vor sich hin.


Autor: von Scheffelstein

Die Edle von Eslamsstolz nickte. "Wie weit wir mit den Pferden in die Berge kommen, ist ohnehin etwas, was wir noch besprechen müssen. Aber vielleicht haben wir Glück, und der Heiler ist noch irgendwo in Selaque. – Falls das wirklich die glücklichere Alternative ist", überlegte sie laut.

"Wie auch immer: Er scheint hier irgendwo im Umland von Elenta gewohnt zu haben. Die Inquisitorin hat was von einer Kate am Waldrand geschrieben, ich muss es noch einmal genauer nachlesen." Ein Nicken auf den Turm. "Aber, halt! Mei… Domna Rifada hatte doch noch diese Truhe gefunden. Ich sollte mal oben nachsehen, was sie enthält."

"Nicht nötig, Base", mischte sich nun Moritatio ein, der schweigend im Hintergrund gestanden hatte. Unsicher lächelnd wies er auf eine Truhe, die kopfüber im Staub der Gasse lag. Richeza runzelte die Stirn, als ihr Vetter sich bückte, um die Truhe aufzustellen. "Wo ich es gerade von der Inquisitorin hatte", wandte sich die Edle dann noch einmal an Dom Hernán, mit einem Seitenblick auf die plündernden Mercenarios, die hemmungslos ihre gefallenen Kameraden, aber auch die Ferkinas, ihrer Stiefel, Waffen und Rüstungsteile entledigten. "Wir sollten die Toten nicht einfach hier herumliegen lassen. Ich weiß nicht, ob es hier einen Boronanger gibt, aber ich schätze, es reicht fürs Erste, sie hinter dem Turm zu begraben. Man kann ja später einen Geweihten vorbeischicken, wenn's sein muss", ergänzte sie schulterzuckend.


Autor: SteveT

Bei aller Spurtstärke, die Rifada da Vanya in Anbetracht ihres Alters und ihrer schweren Rüstung an den Tag legte - den nicht einmal halb so alten Ferkina Charrizul einzuholen, der zudem neben seiner Lederweste und offensichtlich erbeuteten Plattenschultern unten herum nur einen Lendenschurz trug und dadurch volle Bewegungsfreiheit genoß, war ihr nicht vergönnt und von vorneherein zum Scheitern verurteilt.

Mit einem lauten Schrei sprang der junge Barbar behende auf den Rücken ihres Rappens und trat ihm mit den Fersen in die Seiten, sodass Almanzor sofort wiehernd losstürmte.

"Bleib stehen und kämpf', du feiges Stück Ziegenscheisse!", brüllte ihm die Junkerin wie eine verrohte Mercenaria hinterher - aber selbstverständlich verstand sie der Wilde nicht und jagte mit wilden "Ayayayayay!"-Rufen die Elenter Dorfstraße in Richtung des Ortsausgangs hinunter. Das heilige Rossbanner! Es steckte in ihrer Satteltasche und durfte nicht auf diese Weise verloren gehen!

Rifada hörte hinter sich den gehetzten Atem eines schnellen Läufers und sah einen weiteren Ferkina - den erst 17jährigen Guchanshir, dem als Einzigem der Wilden noch kein rechter Bart wuchs, ebenfalls zu ihren Rössern laufen und sich auf den Rücken des Braunen schwingen, den der Adjutant von Dorm Hernán geritten hatte. Mit drei schnellen Schritten verstellte sie ihm den Weg und schlug dem Ross, als er gerade losreiten wollte, mit voller Wucht den Panzerhandschuh auf die Nüstern.

Das arme Pferd stieg sofort auf die Hinterbeine und keilte nach ihr, aber sie hatte damit gerechnet und rollte sich nach links weg - in die Richtung, in der auch der junge Ferkina hart aus dem Sattel stürzte. Sie packte ihr Schwert mit zwei Händen am Griff wie einen Pfahl und rammte es dem gestürzten jungen Stammeskrieger so tief in den Leib, dass er am Boden festgenagelt wurde. Er schrie schrill auf vor Schmerz und umfasste mit seinen blutbeschmierten Händen die Schwertklinge, um sie sich selbst aus dem Bauch zu ziehen - Rifada aber erwiderte seinen schreckgeweiteten Blick kühl und drehte ihm zweimal die gekrümmte Klinge im Leib herum, dass es ihm die Eingweide zerfetzte. "Ja ja, schrei nur, du Tier - so wie die Leute von Elenta geschrien haben. Das ist wie Musik in meinen Ohren!"

Sie riss ihre Waffe aus dem Sterbenden aus fing den Zügel des nervös um sie herum tänzelnden Pferdes, das sie gerade geschlagen hatte. Der Braune bockte etwas, als sie sich auf seinen Rücken schwang, aber mit einem leichten Sporentritt brachte sie ihn zur Raison und nahm die Verfolgung des Fliehenden mit dem Rossbanner auf.

"Da entlang!", wies ihr eine Elenter Mutter mit ihrem Kind auf dem Arm den Weg, den der Barbar aus dem Dorf hinaus genommen hatte. Rifada konnte ihn zwar noch sehen, als sie selbst durch die schmale Lücke im Palisadenwall auf die Elentinische Ebene hinausritt - aber die Chancen, ihn einzuholen, standen gegen Null. Almanzor war nicht nur der größte und stärkste Hengst, den sie je besessen hatte - er war auch ein sehr ausdauernder Renner und konnte fast eine halbe Stunde in höchstem Tempo laufen. Der Mähre, die sie jetzt ritt, hing dagegen schon nach wenigen hundert Schritt die Zunge aus dem Maul und sie keuchte, als sei sie ihr Leben lang noch keinen Galopp gelaufen. Auf hundert Schritt nahm ihr der Wilde auf Almanzor zweihundert Schritt ab, bald konnte sie ihn nur noch als kleine Staubwolke am Horizont erkennen.

"Brrr!" Rifada zügelte den Brauen und lenkte ihn im Zockeltrab, der mehr nach des Tieres Façon war, zurück nach Elenta. Sie blinzelte und wischte sich verschämt einige Tränen aus den Augen, teils vor Wut, vor allem aber vor Scham und Ärger über sich selbst. Das Rossbanner musste zurückgewonnen werden - selbst wenn sie alle dabei zugrunde gingen! Es war das heilige Symbol Almadas schlechthin. Sie konnte schon vor ihrem inneren Auge irgendeinen Pfaffen in 50 Jahren in der Praiostagsschule vor seinen Scholaren stehen sehen: "Klein-Alrik! Wer waren die Unseligen, die anno '33 das heilige Rossbanner an die Wilden verloren haben?" - "Dom Hernán, Domna Richeza und vor allem Domna Rifada, Euer Gnaden!" - "Richtig, Klein-Alrik! Verflucht seien ihre Namen!"

Die Vanyadâlerin schüttelte den Kopf: Nein! Nein! Nein! So weit durfte es nicht kommen! Sie schalt sich selbst eine Idotin, dass sie ausgerechnet diese Mähre zur Verfolgung gewählt hatte! Richezas Pferd wäre die bessere Wahl gewesen oder besser noch der Schimmel ihres Sohnes - erhielten die Hofjunker nicht Rösser aus dem kaiserlichen Marstall?

Als sie endlich wieder am Inquisitionsturm ankam, nickte sie dem Aranjuezer und Anzures Ballan fast ein wenig anerkennend zu: "Gut gemacht! Ihr habt Euch recht ordentlich geschlagen, wenn man bedenkt, dass Ihr Männer seid." Moritatio blickte bange zum dubianischen Baron und hoffte, dass dieser erkannte, dass das für die Verhältnisse seiner Mutter geradezu schon ein außergewöhnliches Kompliment war, aber wie er es erwartet hatte, folgte natürlich sogleich eine kleine Relativierung hinterher: "Aber von Pferden versteht Ihr nichts! Dieser Gaul hier", sie reichte Anzures Ballan naserümpfend die Zügel und stieg ab, "ist seinen Lebtag lang vor einem Karren, einem Treidelkahn oder gar vor einem Pflug getrottet - zum Reiten völlig ungeeignet!"

Erst jetzt bemerkte sie erschrocken die Unmengen von Blut in Richezas Gesicht und auf ihrem Hemd: "Kind! Was ist mit dir? Was haben dir diese eklen Hunde angetan?" Vorwurfsvoll blickte sie zu ihrem eigenen Stammhalter: "Was war das für ein dummer Angriff, Junge? Du hast nicht nur dich, sondern auch sie in Gefahr gebracht! Und was spazierst du hier ohne Waffe herum, als wärst du auf der Promenade in Punin?"


Autor: von Scheffelstein

Die Edle von Eslamsstolz bedachte den Dubioser Baron mit einem sorgenvollen Blick und atmete tief aus. Domna Rifada war unversehrt zurückgekehrt, soviel stand fest! Richeza unterdrückte ein Lächeln und schüttelte den Kopf. "Es ist nichts, Tante. Mir geht es gut. Kommt," sagte sie dann und fasste die Junkerin am Arm, ehe ein neuerlicher Streit mit dem Baron vom Zaune brach, "wir wollen sehen, was in der Kiste ist, die Ihr gefunden habt, während die Mercenarios ihre Kameraden und Domna Liguria begraben."


Autor: Der Sinnreiche Junker

„Verzeiht, dass wir unsere Rösser aus Unterfels beim überstürzten Aufbruch in Ragath nicht schnell genug zur Hand hatten...“, murrte Anzures, der bereits hinter dem Rücken Domna Rifadas ob ihres geradezu überschwänglichen Kompliments zuvor die Augen verdreht hatte. Es schien wahrlich kein Vergnügen zu sein, die gleiche Luft zu atmen wie die Vanyadâlerin. Zumindest nicht als Mann. Und vor allem dann nicht, wenn man Raufhändel und Messerstechereien als legitime Art der Konfliktlösung erachtete, so wie es ein Halsabschneider wie des Aranjuezers rechte Hand gewisslich tat.

So musste dieser auch rasch einspringen, und während er gegenüber seines Untergebenen nur rasch den Zeigefinger an die Lippen legte, sprach er zu den Damen gewandt: „Ich werde gleichfalls hier bleiben, und die Arbeiten beaufsichtigen.“ Bedachte man das grobe Verhalten der Mercenarios in den letzten Minuten, war dies wohl nicht einmal die schlechteste Idee, wiewohl es wohl eher darum ging, Domna Rifada aus dem Wege zu gehen.



Chronik:1033
Der Ferkina-Feldzug
Teil 06