Chronik.Ereignis1032 Der Zenit des Mondes 02

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Sherbeth, Rahja 1032 BF[Quelltext bearbeiten]

Im Palacio derer von Rebenthal (nachts)[Quelltext bearbeiten]

Autor: Dom Gualdo

"Ein edler Tropfen aus Artésa!" Gallig begann die schon 60jährige Domna Zuniga Violanta von Rebenthal zu lachen. "Edel, edel, edel! Nun, ich finde den Tropf aus Artésa weder edel, noch süß, noch sonst etwas angenehmes. Am Anfang lockend und viel versprechend - vielleicht, im Abgang aber bitter. Der Mann ist wie sein Wein und seine Weine sind wie er."

Einsam saß Domna Zuniga in schwarzer Trauerkleidung am Fenster ihres Palacios in Sherbeth. Groß und übermächtig stand das Madamal am Himmel und beherrschte die Nacht über dem kleinen Ort. Nur eine kleine Kerze gab ihr Licht. Ihre alten, des Weinens müden Augen folgten langsam den ordentlich geschriebenen Zeilen des Briefes, den sie in Händen hielt. Am Ende des Schreibens angelangt quälte sich ein mattes Lächeln in ihr Gesicht. "O Dom Sarebun, Ihr seid ein Fuchs. Ein alter Gauner." Damit hatte sie den Formulierungen und Wendungen des Briefes genug der Ehre getan.

Langsam sank ihre Hand mit dem Brief herab, immer näher kam das Schreiben den sengenden Flammen der Kerze. "Der Mondenschein soll nicht zu viel von deinen Worten erhaschen, kleines Brieflein", sprach sie leise zu sich, als sich das Kerzenfeuer in den Brief zu fressen begann. "Wer weiß schon, wo du Augen und Ohren hast. Hier in Sherbeth auf jeden Fall in meiner nächsten Nähe, vielleicht..." Domna Zuniga unterbrach ihre leisen, in die sternklare Nacht gesprochenen Worte. Achtsam bettete sie den brennenden Brief im Kamin hinter sich zur Ruhe.

Ihr Gesicht war alt und welk und ihre Hände, die einst als die schönsten des Königreiches gegolten hatten und für deren Ehre Dom Hilbarn Al'Shirasgan gar die Klinge gezogen hatte, fanden ihre höchste Zierde nurmehr noch in Altersflecken. Alles war ihr im Laufe ihres qualvoll langen Lebens genommen worden, ihr geliebter Hilbarn, ihr Gatte Maqueda, ihre Ländereien, ihr Castillo, ihr Stolz, ihre Schönheit.

Langsam wanderte ihr herausfordernder Blick von ihren Händen zurück zum alles überstrahlenden, prachtvollen Madamal. "Ja, ich werde kommen, Dom Sarebun. Doch, wem kann ich trauen? Wem? Und wie täusche ich die Augen und Ohren des Castellans?" Leise sprach die schwarze Dame diese Worte in die einsame Sherbether Nacht.

Chronik:1032
Der Zenit des Mondes
Teil 02