Ragnus von Bonladur
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Dom Ragnus Examio Alfonso von Bonladur und Brigellan ist Burgherr und Verwalter der kaiserlichen Pfalzburg Geierschrei am Oberlauf der Brigella und des dazugehörigen Landes. Als Pfalzgraf ist er einer der ranghöchsten Beamten Kaiserin Rohajas und von dieser ermächtigt, selbst hohe Magnaten und Großwürdenträger verhaften zu lassen, wenn diese unter Verdacht der Zehnthinterziehung geraten oder sich der Abzweigung von Steuergeldern schuldig gemacht haben.
Er ist als eisenharter, wenig nachsichtiger Staatsdiener gefürchtet, den kaum jemand je an der Nase herumführen konnte. Den zwischenzeitigen Zerfall seines Zuständigkeitsbereiches in einen Flickenteppich der Kleinstaaterei während der Taifado-Herrschaften in den 1030er Jahren fasst er fast als persönliche Kränkung auf, zumal diese Entwicklung sein Amt und damit seine Existenz in Frage stellte.
Äußeres[Quelltext bearbeiten]
Auch wenn Ragnus von Bonladur - anders als sein Amtsvorgänger Kelsor von Rengor - nicht der Suprema angehört, gleicht der stechende durchdringende Blick seiner schwarzen Augen doch dem eines Praiosdieners. Den meisten Zehntbetrügern (und welcher Almadani gehört nicht dazu?) wird schon in seiner bloßen Gegenwart ganz unbehaglich zumute. Der Pfalzgraf ist von seiner äußeren Erscheinung ein würdevoller Edelmann hoch in den Fünfzigern, mit grau meliertem, aber immer noch dichtem schwarzen Haar und ebensolchem Vollbart.
Seine kerzengerade Habacht-Haltung verrät noch immer die jahrelange Zugehörigkeit zur kaiserlichen Schatzgarde. Als ehemaliges Auge der Kammer, wie man die Ermittler der Kanzlei für Steuern, Tribut und Zollwesen zu Zeiten des Kaiserreichs von Gareth nannte, trägt er noch immer deren bevorzugte Tracht in Schwarz. An einer schweren Goldkette um den Hals trägt er bei Tag und bei Nacht das Siegel der kaiserlichen Schatzkanzlei, das ihn vor jedermann als den ausweist, der er in Wirklichkeit ist.
Curriculum Vitae[Quelltext bearbeiten]
Dom Ragnus wurde als einziger Sohn des kaiserlichen Zehntmanns Jacinto von Bonladur auf dem Gutshof der Eltern im Geiersgau geboren. Seine jüngere Schwester Smeralda starb 1011 BF bei der Geburt ihres einzigen Kindes. Domnito Ragnus trat als Mundillo in die Fußstapfen seines Vaters und trat dem Puniner Banner der kaiserlichen Schatzgarde bei. Nach mehreren Dienstjahren wurde er selbst zum Zehntmann unter Gaugraf Kelsor von Rengor und eines der gefürchteten Augen der Kammer - ein kaiserlicher Zehntprüfer.
Nach dem Verschwinden und wahrscheinlichen Tod Gaugraf Kelsors in der III. Dämonenschlacht wurde Dom Ragnus von Reichsbehüterin Emer selbst zum Pfalzgraf in seiner Heimat bestallt und zog mit seiner Familia auf die zugige und wenig luxuriöse Kaiserpfalz Geierschrei am Ufer der Brigella um. Da seine Gemahlin Desidera, die kinderlos geblieben war, zwei Jahre später an den Blattern starb, blieb ihm fortan nur seine Nichte Concabella, das Vermächtnis seiner toten Schwester, die der strenge Pfalzgraf - so flüstert man hinter vorgehaltener Hand - geradezu abgöttisch und mehr noch wie ein eigenes Kind lieben soll. Es heißt, er behüte Domnatella Concabella wie seinen Augapfel oder wie ein eifersüchtiger Gockel, und jeder Verehrer, der sich ihr nähere, begäbe sich unweigerlich in akute Lebensgefahr.
Charakter[Quelltext bearbeiten]
Seine anmutige Nichte scheint jedoch die einzige Schwäche zu sein, die sich Dom Ragnus zugesteht. Immerhin lagern auf Pfalz Geierschrei ein Teil der almadanischen Krönungsinsignien - der Große Kaiserliche Krönungsmantel und die Güldenen Sporen - und zeitweise sogar auch ein Teil der Reichskleinodien (namentlich die Griffonsphäre). Welche Geldsumme die Schatzkammer der Pfalz birgt, gehört zu den bestgehütetsten Staatsgeheimnissen und ist heute außer Dom Ragnus nur noch der Kaiserin und der Hofkämmerin Argiope Paligan bekannt. Böse Zungen behaupten aber, dass es erschreckend weniger als in früheren Jahren sei, wozu man in Anbetracht der derzeitigen Lage in der Südfpforte aber auch kein Prophet sein muss.
Noch immer kann kein Magnat oder ein selbsternannter "Taifa" Pfalzgraf Ragnus für dumm verkaufen - er kann selbst immens hohe Summen im Kopf berechnen, für die andere Papier und Rechenschieber bräuchten und auch den Inhalt und Wert von Schatztruhen und Geldsäcken so genau schätzen, wie sonst nur ein erfahrener Bankier. Dazu gibt es - seine Cumrater Amtskollegin Caldja von Jurios einmal ausgenommen - wohl niemanden in ganz Almada, der alle Zehntgesetze und -beschlüsse der letzten 300 Jahre Wort für Wort aus dem Kopf rezitieren kann, wie es dem Geierschreier spielend leicht gelingt.
Als ehemaliger Elitesoldat weiß er sich mit dem Schwert seiner Haut zu erwehren und seine Zehntleute gelten als disziplinierte und kampfstarke Einheit. Nichtsdestotrotz ist es mühsam und lebensgefährlich geworden, aus der kriegsversehrten und ausgeplünderten Südpforte weiter Steuergelder wie in früheren Jahren heraus zu pressen. Folglich beschränkt sich der Pfalzgraf in jüngerer Zeit vornehmlich darauf, zunächst einmal seine eigenen Pfründe zu sichern und den Geiersgau frei von Eindringlingen jeder Art zu halten. Seine Feinde behaupten, er sei korrupt geworden und würde bei Zuwendungen in seine eigene Geldkatze - ab einer gewissen Größenordnung - schon einmal einen Landstrich bei der Steuerschröpfung 'übersehen'. Andere behaupten, er sei ein verbitterter und rachsüchtiger Mann geworden, der Gharrucha, Streckbank, Daumenschrauben, Beilunker Stiefel, 'Eiserne Jungfrau' und andere Torturutensilien in der Folterkammer unter Burg Geierschrei heute öfter denn je zum Einsatz kommen lässt.
Stimmen der Nobleza über Ragnus von Bonladur[Quelltext bearbeiten]
"Nimm schnell deine öligen Augen von der Kleinen, du Trottel! Da drüben steht ihr Oheim und beobachtet uns! Der hat einmal einen Pferdeknecht, der nachts an den Rosensträuchern zu ihrem Schlafgemach hochklettern wollte, so lange auf die Streckbank schnallen lassen, bis der arme Hund über zehn Spann lang war..."
- Dom Juanito di Dubiana zu seinem Vetter Filippo di Lacara
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