Rahjastift Taubental
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Als Rahjastift Taubental werden die Ländereien des Catalinenserordens in der Waldwachter Baronie Taubental bezeichnet. Es ist das größte, bevölkerungsreichste und ertragreichste Afterlehen in der Baronie. Da es eine geographische und finanzielle Schlüsselposition einnimmt - Taubental wird auch als das 'Herz der Baronie' bezeichnet -, ist es quasi unmöglich die Baronie gegen den Willen des Stiftsherrn zu kontrollieren. Dieser ist stets der Abt des Rahjaklosters Santa Catalina im Taubental, derzeit Bonaventura XXII. Colombi. Der Abt wird vom Klosterkapitel mit einer Zweidrittelmehrheit auf Lebenszeit gewählt.
Derographie
Lage
In heutigen Tagen erstreckt sich das Stift vom efferdwärtigen Ufer des Rôn im Osten, bis zu dem bewaldeten Bergrücken im Westen, der das Taubental vom Drachental trennt. Wo die Hügel von Aralar im Norden in Wald übergehen, grenzt es an das Freiherrliche Eigengut Orondo, während im Süden die Grenzsteine der Baronie auch die des Stifts markieren. Im Katzenwald verläuft die Grenze zum Caballerogut Las Dardas nominell entlang des Rôn, aber da sich niemand in den unheimlichen Forst hineintraut, ist diese Setzung nur auf dem Pergament von Bedeutung.
Örtlichkeiten
Das Rahjakloster samt zugehörigem Dorf am Ufer des sanft plätschernden Baches Inoscha ist nicht nur Hauptort des Stiftes, sondern darüber hinaus auch spirituelles und politisches Zentrum der gesamten Baronie. Die Familia Vivar hat hier seit Gründung des Klosters ihre Grablege und die Barone halten traditionell im Kapitelsaal ihren Richttag. Das umliegende Land ist von einer Fruchtbarkeit, die in den restlichen Bergtälern des Tosch Mur nur selten zu finden ist. Die guten Erträge der umliegenden Felder, vor allem der Obst und Getreide tragenden Hügel von Aralar, und das menschenfreundliche Wesen der Catalinenser haben dafür gesorgt, dass nicht wenige der Einwohner über die Jahrhunderte ihre Freiheit erlangen konnten und nun als Pächter des Klosters ihre Abgaben zahlen. Es gibt jedoch immer noch genügend Eigenleute für die zahlreichen Fron- und Spanndienste, die über das Jahr anfallen. Administradora des Dorfes ist Zafira Brago ( 976 BF).
Hügelige Felder, Obstwiesen und Schafweiden prägen das Bild des Rahjastifts. In den Bergwäldern dominierien knorrige Eichen (unter anderem Kork- und Steineichen) von niedrigem Wuchs, weitausladende Pinien und sturmfeste, tiefverwurzelte Zedern. Wild findet sich hier reichlich, und vom Kloster zertifizierte Jäger bringen so manchen Eber ins Tal. Da in den vergangenen Jahren die Abgabenlast der Alstinger Barone immer schwerer wog, hat allerdings auch die Zahl der Wilddiebe zugenommen, die, wenn erwischt, schwer bestraft werden. Immer wieder lassen sich auch Überreste der zwergischen Besiedlung entdecken: Angramrunen auf Findlingen oder sogar behauene Steine, die von den Taubentalern zum Häuserbau verwendet werden.
Am Rande des unheimlichen Katzenwalds liegt das kleine Dörfchen Villanúa, in dem fast ausschließlich Hörige leben. Am Talausgang gelegen, war es nicht selten Kriegsgräueln ausgesetzt. Wiederholt wurde es gebrandschatzt und geplündert und im Anschluss wieder aufgebaut. Dies hat zu einer kuriosen Dorfstruktur geführt. Während sich der vom Waldwachter Stieg abzweigende und nach Santa Catalina führende Hauptweg durch die geographische Mitte Villanúas schlängelt und auf beiden Seiten von Bruchsteinmauern begleitet wird, befindet sich der eigentliche Dorfkern mit dem Rahjaschrein, dem Haus des Administradors Catalín Vinalegre ( 964) und der Taberna efferdwärts in Richtung der Felder. Der Teil, der rahjawärts der Straße liegt und direkt an den Katzenwald grenzt, ist seit den Kaiserlosen Zeiten, als Villanúa gut doppelt so viele Einwohner hatte, verfallen und zerstört. Einzig ein zweistöckiger Gasthof an der Straße und die Torre de Tai Andor ragen weithin sichtbar über den Ruinen auf.
Dieser siebenseitige Basaltturm zwergischer Bauart, der schon an dieser Stelle stand, als Ramón Azucena 466 das Land in Besitz nahm, wurde wiederholte Mal von unheimlichen Zauberern als Sitz auserkoren, zuletzt vom Graumagier Tai Andor, von dem das Bauwerk seinen Namen hat. Maestro Tai Andor verschwand bei der wohl von ihm heraufbeschworenen Plage des Schwarzen Katers 1017 spurlos. Weil die Ruinen und vor allem der Turm das bevorzugte Jagdrevier außergewöhnlich vieler wilder und halbwilder Katzen sind, pflegen die Villanúenser den rahjawärtigen Teil ihres Dorfes zu meiden. Nichtsdestotrotz hat ihnen die Präsenz der schnurrenden Jäger den Beinamen Katzendorf und den Ruf, mit finsteren Mächten im Bunde zu stehen, eingebracht.
Historie
Wann die zwergische Herrschaft im Taubental begann und ab wann sich Menschen in den fruchtbaren Auen der Inoscha niederließen, ist unbekannt. Die um 620 BF von Äbtissin Bonaventura III. Colombi verfasste Hagiographie Vita Catalinae berichtet jedoch, dass Santa Catalina um die Mitte des III. nachbosparanischen Jahrhunderts südlich des heutigen Hauptortes des Lehens ihre bescheidene Klause errichtete. Wenn dem Werk zu trauen ist, müssen zu diesem Zeitpunkt bereits Gesetzlose und Verfemte dort gelebt haben, die den Erzzwergen von Orondo Abgaben, meist in Form von Stollen- und Brennholz, entrichteten. Bald darauf etablierte sich dort auch die eremitische Gemeinschaft der Catalinenser. Als Dom Ramón Azucena und seinen Nachkommen im Jahre 466 "alles Land zwischen Rôn und Escarra" als Landjunkergut Vivar übereignet wurde, fand er das Hüttendorf der Gesetzlosen und die von diesen als Taubentaler Tänzer verehrten Einsiedler vor.
Fürst Tyandaris von Punin schuf im Jahre 575 mit der so genannten Waldwachter Ordonnanz, die diverse verwaltungsrechtliche, militärische und juristische Angelegenheiten ohne Absprache mit den Landständen regelte, für seinen Günstling die Baronie Taubental neu. Da zu diesem Behufe das Landjunkergut Vivar in drei gewöhnliche Junkergüter aufgeteilt werden solle, beschloss Landjunker León I. de Vivar y Cotar, bis dato unangefochtener Herr über Taubental, Drachental und Rôntal, kurzerhand im fruchtbarsten Teil seiner Besitzungen, dem Taubental, ein Kloster für Santa Catalina zu stiften und dieses samt Grund und Regalien der Rahjakirche auf immerdar zu schenken, ehe Dom Lope Castañeda als neuer Baron sein Amt antreten konnte. Das Rahjastift Taubental wurde zwar Teil der neuen Baronie und war dem neuen Baron Gefolgschaft schuldig, doch war es dem direkten Zugriff der Barone entzogen, und in den Catalinensern fanden die Vivar treue Verbündete wider die "Fremdherrschaft" der Barone.
Die geographische und finanzielle Schlüsselposition im neuen Lehen gab den Äbten eine herausragene Macht unter den Aftervasallen der Taubentaler Barone. Zunächst noch unerfahren und in Abhängigkeit von den Junkern von Vivar, entwickelten die Stiftsherren ab 700 einen starken politischen Eigenwillen, der sie zu engen Beratern der Baronsfamilia di Bellini und schließlich sogar selbst zu Baronsäbten werden ließ. Als solche beherrschten sie von Santa Catalina aus die gesamte Baronie und formten ihr Kloster zu einem Wahrzeichen der Macht Rahjas auf Deren, das vor allem in den Schönen Künsten Maßstäbe setzte. Auch über die Baroniegrenzen hinaus gelangten die Baronsäbte zu erheblichem Einfluss. So veranlassten sie 785 den Baron von Flogglond zur Schenkung des Edlenguts Brilond an den Orden.
Mit der Einsetzung eines neuen Barons 834 sank der Stern der Taubentaler Stiftsherren wieder. Ein letztes Aufbäumen ihrer Macht war die Brilonder Fehde 836-838, bei der Äbtissin Bonaventura XV. Colombi versuchte das erwähnte Edlengut samt seinem Gestüt in das Rahjastift einzugliedern. Als der Baron im Taubental und der Baron von Flogglond ihr diesen Anspruch streitig machten, war sie sich nicht zu schade, hoch zu Ross, gerüstet und mit dem Schwert in der Hand, einen Haufen Mercenarios nach Brilond zu führen und die Truppen des Barons Sansovino Erlani im Taubental zu vertreiben. Unter dem Druck des Klosterkapitels, das die weltlichen Einmischungen der Äbte zunehmend kritischer betrachtete, und der mit der Familia von Viryamun verbündeten Junker von Vivar konnte sie jedoch dazu gebracht werden, Brilond an den Baron von Flogglond zurückzugeben. Dessen Ansprüche wurden anschließend in einem gräflichen Urteil bestätigt. Wenig später löste Dom Sansovino das Waldgebiet zwischen Tauben- und Drachental aus dem Stift heraus um es als Edlengut Waldhaus an seinen treuen Gefolgsmann Sedef di Montiano zu verleihen.
Unter der Nachfolgerin der Äbtissin Bonaventura XV. wandte sich der Catalinserorden immer mehr von der Welt ab und entsagte jeglicher Politik. Bonaventura XVI. Taubentanz, genannt die Reinigerin, bestallte ein Mitglied der Familia Vivar als Administrador des Rahjastifts, womit diese beinahe wieder ihren gesamten ehemaligen Machtbereich kontrollierte. Diese Vivar'sche Schattenherrschaft nahm 966 ihr Ende, als die neue Baronin Buriana von Alstingen die Catalinenser dazu bringen konnte, Lope de Vivar y Viryamun, den Mundillo des Junkers von Vivar, wegen Untreue als Administrador abzusetzen und ihr auszuhändigen. Die Vivar verweigerten der Rescendiente-Baronin nämlich den Lehnseid und folglich sowohl den Zehnt aus ihrem Junkergut als auch den aus dem Rahjastift. Die Catalinenser wahrten Neutralität, so dass Dom Lope in die Berge fliehen konnte. Von dort aus versuchte er mit einer Handvoll Gefolgsleute, die den Kern und Ursprung der Taubentaler Briganteros bildeten, der Baronin zu schaden. Durch Interzession anderer Descendientes vor Graf Rabosch von Waldwacht wurde Domna Buriana schließlich gezwungen, alle Vorwürfe gegen ihren aufsässigen Lehnsmann fallen zu lassen.
Die als Plagen des Schwarzen Katers bekannt gewordenen dämonischen Umtriebe des Jahres 1017, die einen Großteil der Felder verwüsteten und denen auch der XXI. Abt zum Opfer fiel, bilden einen Tiefpunkt in der Geschichte des Rahjastifts. In den folgenden sieben Jahren waren die Erträge so gering wie noch nie, und die Bevölkerung litt schweren Hunger. Nach dem Ende der Alstinger Dynastie stellte sich der derzeitige Abt Bonaventura XXII. Colombi mit erstaunlicher Deutlichkeit hinter den neuen Baron León Dhachmani de Vivar und schwor ihm den Lehnseid.
Wirtschaft
Von der Plage des 1017ten Jahres hat sich das Rahjastift inzwischen erholt. Haupteinnahmequellen sind der Anbau von Oliven, Getreide und Obst aller Art. Zum Leidwesen der Catalinenser wächst in den Höhenlagen des Tosch Mur jedoch kein Wein. Die Schafszucht ist ein weiteres gewinnbringendes Gewerbe, denn die Wolle erzielt auf dem Markt in Flogglond stets einen guten Preis. Das gleiche gilt für die Bienenzucht, die Taubenzucht - sowohl zum Verzehr als auch zur Nachrichtenübermittlung - und die Trüffelsuche. In beschränktem Maße wird auch Bauholz geschlagen und über die Escarra und die Brigella gen Süden verschifft. Häufiger werden in den Wäldern jedoch Kohlenmeiler gezündet, die Brennmaterial für die energieintensive Glasbläserei liefern. Wild wird vor allem für den Eigenbedarf gejagt.
Ein nicht zu unterschätzender Wirtschaftsfaktor ist auch das jährliche Fest der Santa Catalina im Traviamond (und in eingeschränkterem Maße das Frühlingsfest Rahja auf den Fluren), währenddessen sich die Einwohnerzahl des Hauptorts verdreifacht. Die Pilgerströme spülen gutes Geld in die Kassen der Catalinenser, die monopolistisch Pachten für Herbergen, Ausschänke, Kunsthandwerkstätten und Verkaufsstände vergeben.
Brauchtum
Der Glaube der Taubentaler ist stark von der Dualität zwischen Harmonie und Chaos geprägt. Rahja gilt als die Göttin der Liebe, der Schönheit, der harmonischen Ordnung und der Kultur, während Levthan für die wilde, ungezähmte und bedrohliche Natur steht. Diese Mächte ringen ständig miteinander, was besonders durch die beiden großen Feste im Jahreskreis symbolisiert wird. Beim Fest der Santa Catalina im Herbst wird die Statue der Göttin in einer Prozession ins Dorf getragen, damit sie während der Tristeza den Menschen näher ist. Beim ersten Frühjahrsvollmond findet das Fest Rahja auf den Fluren statt, bei dem die Göttinnenstatue wieder aus dem Dorf hinaus in die Natur zieht.
Aufgrund den Erfahrungen der Vergangenheit haben die Rustikalen des Rahjastift ein gespaltenes Verhältnis zu Katzen und Zwergen. Katzen werden zwar als Rattenfänger gschätzt; ihre hochmütige Art und ihr Hang, stets alles von erhöhten Positionen aus überwachen zu wollen, sind jedoch verhasst. So wie andernorts der Vogelflug gedeutet wird, werden in Villanúa aus den Bewegungen der Katzen Voraussagen für die Zukunft getroffen. Den Angroschim verbietet ein ungeschriebenes Gesetz sich auf dem Gebiet des Rahjastifts niederzulassen, weil sie als "Mörder unserer lieben Frau Catalina" gelten. Da aber der Handel auf dem Pilgerfeld während des Catalinenfests auch ihnen gestattet ist, kommt es nicht selten zu Übergriffen gegen zwergische Händler von Seiten aufgehetzter Pilger.