Chronik.Ereignis1033 Streit ums Taubental 20
Wie die Verbündeten gen Busch fuhren. Wie Dom Agnello sie in der Casa Barrizal empfing. Wie der große Zug ins Taubental geplant wurde. Wie zwei ungebetene Gäste sie dabei störten.
Pfalzgrafschaft Geiersgau, 2. Travia 1033 BF[Quelltext bearbeiten]
Auf Landedlengut Busch (abends)[Quelltext bearbeiten]
Autor: vivar
Seit' an Seit' mit Cesk Alcorta ritt Remigius von Alstingen die staubige Straße entlang, die sie zu ihrem heutigen Etappenziel, der befestigten Casa Barrizal des 'Grafen' Agnello führen sollte. Dom Remigius wusste, dass Agnello di Barrizal eigentlich nichts weiter als ein Landedler war, also ein Edelmann, dessen direkter Lehensherr der almadanische König war, aber wusste ebenso, dass es der Eitelkeit dieses über Busch und das Umland herrschenden Laffen schmeichelte, wenn man ihn "Graf" nannte, und er hatte seine Leute angewiesen, es ihm gleichzutun.
Dom Remigius drehte sich im Sattel um und blickte auf den bunten Haufen seiner Verbündeten zurück: Da waren zunächst seine eigenen Männer und Frauen, elf mit Kürass und Schaller gerüstete Säbelschwinger zu Pferde, von denen drei Veteranen der jüngeren Schlachten des Reiches waren, die restlichen aber mehr Erfahrung im Plündern als im Kämpfen hatten. Dann seine Verwandten, der Praiosgeweihte Pherad mit zwei leichten Reitern und der Ritter Praionbur zwei weiteren Rittern im Vollharnisch. Schließlich kamen der ritterliche Junker Yantur, sein Gefährte Hagen sowie Herrn Cesks Vasallin, die Zauberin Elys, samt 15 Unterfelser Söldner zu Fuß. Zuletzt die acht Angroschim, die mit ihren Armbrüsten die beiden Trosswägen bewachten. Es war immer gut Zwergensöldner ins Feld zu führen, denn sie waren zäh und meist kampferprobter als ihre menschlichen Kameraden. Während des heutigen Tages hatte der ehemalige Vogt von Orondo, wo eine ganze Zwergensippe lebte, allerdings mehr als einmal darüber geflucht, dass Schwager Pherad die Burschen mitgeführt hatte: allzu sehr hatten sie mit ihren kurzen Beinchen die Reisegeschwindigkeit des gesamten Zugs beeinträchtigt.
Dabei war man eigentlich gut vorangekommen: Bald nach dem Aufbruch aus Schloss Adamantia war die Residencia Brigasella erreicht worden, wo Dom Remigius gerne einige der Zornesritter angeworben hätte. Der alte, einarmige Leutnant Perval Mühlinger hatte ihn jedoch abschlägig beschieden, als er gehört hatte wohin und gegen wen es ginge: Zum einen sei das Landgut nur schwach besetzt - man benötige alle verfügbaren Kräfte zur Apfelernte und zur Verteidigung vor Räuberpack -, zum anderen sei es nicht Sache des Ordens sich in die Fehden des Adels einzumischen - man habe sich dem Kampf gegen die Schattenlande verschrieben - und zum dritten sei der Herr von Vivar ein ehemaliger Reisegefährte, den er selbst, Perval Mühlinger, in hohen Ehren halte.
Nach einigen Worten des Hin und Wider war Dom Remigius daraufhin in solchen Zorn geraten, dass nur die besänftigenden Worte des Schelaker Barons ihn davon abbringen hatten können, dem Leutnant mit der Ochsenherde den Dickschädel zu Brei zu schlagen. Sie waren stattdessen weiter gezogen. Im malerischen Strauch hatten sie dann des Mittags gerastet und sich nach Söldnerart verproviantiert, um anschließend die Abzweigung gen Firun zu nehmen, die sie entlang des Waldes geradewegs auf Busch zugeführt hatte, das Lehen des Dom Agnello.
"Ich glaube, wir sind da, Vater", riss die Stimme Veits den Alstinger aus seinen Gedanken, und wahrlich: direkt vor ihnen erhob sich die Casa Barrizal auf einem kleinen Hügel. Wenn auch keine Burg, so war sie doch recht groß für die Villa eines Edlen. Mit ihrer gedrungenen, einstöckigen Bauform und den kreuzförmig über die gesamte Hauswand verteilten Schießscharten sah sie wenig einladend aus. Dazu trugen auch die scharf gespitzten Pflöcke bei, die am Fuß des Hügels ringsum aus dem Boden ragten und vor denen ein doppelschritttiefer Graben ausgehoben worden war. Nur eine einzige Lücke, etwa zwei Männer breit, erlaubte den Durchritt zwischen den Palisaden zum Haus.
"Mannschaften bleiben hier und schlagen das Lager auf, Offiziere mit mir!", brüllte Dom Remigius. Etwas leiser fügte er, an seinen Sohn und seinen Verwandten gerichtet, zu: "Du tust, was immer dein Knappenherr dir befiehlt, Veit. Dann wollen wir mal sehen, wie 'Hochwohlgeboren' heute gestimmt ist!" Mit leichtem Druck trieb er sein Ross zwischen den Palisaden durch und auf die Casa Barrizal zu.
Autor: madjani
"Willkommen, meine Freunde! Seid uns willkommen!", kam der Hausherr, 'Graf' Agnello vom See, mit theatralisch weit ausgebreiteten Armen aus dem säulengeschmückten Portal seines Palacios geschritten. Dem recht wohlbeleibten Taifado, der sich trotz seiner Leibesfülle in ein offenbar für ihn maßgefertigtes Kettenhemd gezwängt hatte, folgte ein junger Bursche, der ihn um Haupteslänge überragte und wahrscheinlich trotzdem nur halb so viel wog. Trotz der Unterschiede in Größe und Statur, ließ sein Gesicht aber doch wenig Zweifel, dass es sich bei ihm um den Stammhalter des Taifaherrschers handeln musste.
"Pünktlich wie ein Taladurer Handwerker! Das lob ich mir, mein lieber Dom Remegius!", klatschte Agnello di Barrizal beifällig in die Hände und schritt seinen Gästen ein wenig entgegen. Sein Sohn folgte ihm auf dem Fuße; beide hatten Schwerter angelegt und pfeilgefüllte Bogenköcher auf dem Rücken.
"Wollt Ihr und Eure Gefolgschaft erst eine wohlverdiente Rast einlegen oder seid Ihr nur erschienen, um uns abzuholen, denn ich stehe nach wie vor zu meinem Wort: Ich helfe Euch, Euer Erbland von diesem geleckten Hundsfott zu bereinigen und Ihr steht mir dafür anschließend gegen den vermaledeiten Bonladur bei!?"
Autor: vivar
Der Alstinger, in Leichte Platte und Kettenzeug gehüllt, hatte das Visier seiner Schaller nach oben geklappt, damit Dom Agnello ihn erkennen könne, und schwang sich nun von seinem mächtigen Ross. "Herr Agnello! Werter Freund! Rondra zum Gruße!", erwiderte er die Freundlichkeit des Hausherrn und nahm die Einladung zur Umarmung an, ihm mit der gepanzerten Faust den Rücken abklopfend. Dann grüßte er auch den Sohn des Landedlen mit erhobener Hand. "Wie ich sehe, seid Ihr bereits zum Aufbruch bereit, aber um ehrlich zu sein, Hochgeboren, ist es Rast, nach der uns verlangt - wir waren den ganzen Tag unterwegs und es nachtet bald. Ich habe den einfachen Rängen bereits befohlen, am Fuß des Hügels das Lager aufzuschlagen und hoffe wie die mit mir gekommenen Edlen auf Eure Gastfreundschaft. Darf ich vorstellen? Baron Cesk Alcorta zu Schelak, euer Lehnsnachbar, mit seinen Vasallen Junker Yantur von Pildek, Hagen von Mawet und Elyn di Steffano, sowie meine Nordmärker Verwandten, Lichtbringer Pherad von Gernebruch und Ritter Praionbur von Gernebruch." Er wies auf die Reiter hinter ihm. "Zu meinem Wort stehe ich selbstverständlich, Hochwohlgeboren - schließlich sind wir unter Ehrenmännern." Ein breites Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus, vielleicht etwas zu breit.
Autor: madjani
"Ihr sagt es, Dom Remegius!", antwortete Agnello di Barrizal ganz ernst und feierlich. "Und unter der Herrschaft von Ehrenmännern sollen unser beider Erblande auch bleiben - nicht unter der von geilen Dom Juans oder raffgierigen Zehntgeiern!"
Er bleckte die Zähne zu einem schiefen Grinsen und nahm nun auch erstmals die Personen in Augenschein, die dem Alstinger folgten. "Welcher Glanz in meiner bescheidenen Hütte! Nur herein, werte Doms und Domnas! Ich werde mich freilich nicht lumpen lassen und Euch nur das beste auftragen lassen, was meine alte Köchin zuzubereiten versteht. Hungrig oder durstig wird keiner von Euch bleiben, dessen seid gewiss. Allein, ausreichend Schlafplätze zu stellen, dürfte etwas schwierig werden - aber wir finden schon für jeden ein Fleckchen! Aber jetzt kommt, ich will ein Fuder vom besten Roten anstechen lassen und dann stoßen wir alle darauf an, daß der rote Saft bald aus diesem Dings....wie hieß er doch gleich.....ah ja, aus diesem Leon de Visar genauso hervorsprudelt, wenn wir ihm erst ein paar zusätzliche Körperlöcher gebohrt haben."
Er gab seinem Filius mit einem Kopfnicken zu verstehen, sich um die Versorgung der Pferde der Gäste zu kümmern, ehe er selbst an das Ross des Cesk Alcorta herantrat und dieses am Zügel hielt, während der Schelaker Baron abstieg. "Euch endlich einmal in persona kennen zu lernen, werter Nachbar, ist mir eine besondere Freude. Ich bin mir sicher, Ihr und ich werden ein ganz formidables Auskommen miteinander haben - mit Eurer spröden Vorgängerin Fenia gestaltete sich das eher schwierig, weil sie alles für bare Münze nahm, was ihr der habgierige Pfalzgraf Ragnus an Lügen über mich erzählte. Na ja, wollen wir beide hoffen und darauf anstoßen, dass ihre Verwirrtheit und der Arrest bei den Noioniten noch hübsch lange anhält, nicht wahr nicht? Am besten sollen sie die Schwarzberobten gleich für immer dort behalten!"
Autor: alcorta
"Danke für Eure Gastfreundschaft. Ihr macht uns in der Tat einen guten Gefallen, den ich Euch nicht vergessen werde. Und was Domna Fenia betrifft... bitte verzeiht, wenn ich keine Freude daran finden kann, dass die Mutter meines unmündigen Soberans bei den Noioniten weilt. Sie hat Tschelacon bei Nacht und Nebel verlassen, ohne einen Verwalter einzusetzen und mich deswegen dazu gebracht, ein enormes Risiko einzugehen, um den schutzlosen Griff des Culminger Soberans auf Schelak zu verhindern. Aber dennoch ist sie mit mir über Ramiro verwandt. Und Blut ist dicker als Wasser. Ich sage weiterhin: wenn ich den Eindruck habe, dass Fenia dieser Aufgabe wieder gewachsen sein sollte, ist Schelak ihres. Doch Ihr habt insofern mit Eurem Wunsche Recht - ich sehe nicht den Hauch einer Chance, dass das eintrifft. Zu groß ist der Zorn der Schelaker und zu sehr haben sie in den jüngsten Tagen gelernt, dass sie besser demjenigen folgen, der ihnen hilft und nicht denjenigen, die dazu gezwungen werden, nur so zu tun."
Dom Cesk nahm ein Tuch aus dem Sattel und trockete den Schweiß von der Stirn. Es war ein heißer Tag. "Wie auch immer, ich freue mich sehr auf Euren besten Rotwein", lächelte er nun. "Ich habe in der Tat einige Geschichten über Euch gehört, Dom Agnello. Wie erwähnt, die Taifaszeiten haben einen jeden der Südpforte gelehrt, dass man sich immer stets selbst sein eigenes Bild vom Gegenüber machen sollte. Ein guter Rotwein wäre der erste Schritt, um das ein oder andere Schauermärchen vergessen zu machen."
Autor: vivar
"Dann wollen wir mal!", rief Remigius von Alstingen zum wiederholten Male und schob seine Nordmärker Verwandtschaft durch das Säulenportal. "Meine Kehle ist staubig wie die Khômwüste und muss dringend befeuchtet werden! Werden wir im gleichen Saal wie vergangene Woche tafeln, Herr Agnello? Der Tschelak-See ist alveranisch schön, aber ich weiß nicht, ob Herr Cesk den Blick auf das renitente Eslamshaven leiden mag?"
Autor: Nezwar
"Ich wäre hingegen sehr erfreut, wenn ich den Blick über den See genießen könnte, solange Praios' Auge noch einige Strahlen wirft", warf Pherad von Gernebruch ein. Da der Schelaker Baron keine Einwände zu haben schien, fand sich die ganze Gesellschaft wenig später im besagten Saal ein, um ein wenig zu essen und zu ruhen.
"Ganz wunderbar dieser Blick, wirklich schön." Der Geweihte machte eine kleine Pause. "Aber lasst uns zu etwas Ernsterem kommen", wandte er sich an den Gastgeber. "Wie Ihr vielleicht schon geahnt habt, sind wir nicht aus Almada und darum bin ich mit den regionalen Verhältnissen nicht so recht vertraut. Ihr habt einen gewissen Bonladur erwähnt? Ich würde mich freuen ein wenig Erhellung über solche regionale Zusammenhänge zu bekommen."
Autor: madjani
Agnello di Barrizal hatte freilich keinen Blick für die anheimelnd schöne Glitzerfläche des Tschelaksees im Abendrot, da ihm der Anblick allzu vertraut war. Auf die Frage Pherad von Gernebruchs hin legte er die Stirn in Falten und zog eine Augenbraue in die Höhe. "Ihr scheint mir in der Tat von sehr weit her zu kommrn, werter Dom, da ihr unseren raffgierigen Zehntwucherer Ragnus von Bonladur nicht kennt. Jeder Südpforter, Dom Cesk wird mir zweifelsohne zustimmen, sieht diese Canaille viel häufiger, als uns allen lieb ist. 'Im Namen der Krone' würd er uns am liebsten noch das letzte Hemd abpressen - aber wieviel von alledem auch wirklich in Punin bei der Krone ankommt, das würde ich gerne einmal wissen - das steht nämlich auf einem ganz anderen Blatt! Schaut Euch nur einmal Burg Geierschrei nicht weit von hier an, wenn Ihr die Zeit findet, dann wisst Ihr sogleich, wo unser gutes Geld geblieben ist. Wenn wir aber verteidigen was unser ist - so wie es nun auch der tapfere Dom Remegius tut - so ist er der erste, der Zeter und Mordio schreit und greinend an des Kaisers Rockzipfel hängt. Ich wette der Visar, dieser verweichlichte Süßholzraspler und Domjuan, ist aus ähnlichem Holz geschnitzt und wird nach Hasenmanier Reißaus nehmen, wenn wir ihn nicht schnell genug zu packen bekommen."
Er griff nach seinem Weinpokal und hielt ihn auffordernd in die Höhe, bis es ihm seine zahlreichen Gäste gleichtaten. "So wie ein guter Wein nur einem gesunden Rebstock entwächst, so hängen auch am Rebstock Almada zu viele faule Trauben! Also meine Herren - seien wir die treusorgenden Winzer Almadas, die alles fortschneiden, was nicht zu uns gehört....auf Euer Wohl!"
Autor: vivar
Dom Remigius, glücklich, seine Kehle wieder mit Traubensaft benetzen zu können, fügte an den Geweihten gewandt hinzu: "Bereits morgen werdet Ihr Gelegenheit haben, die Mauern Geierschreis zu bestaunen, Euer Gnaden, denn wir werden wohl oder übel daran vorbeiziehen müssen, wenn wir morgen abend Villanúa beziehungsweise Waldhaus erreichen wollen. Wir haben uns nämlich zu einem Zangenangriff auf das Taubental entschlossen, Herr Agnello. Herr Cesk wird dabei mit seinen Gefolgsleuten Villanúa nehmen und meine Nordmärker Verwandten und ich werden nach Waldhaus ziehen. Dort wartet bereits der Koscher Ritter Halmdahl von Sindelsaum, der Sohn meines Freundes und Saufkumpans Ontho aus alten Tagen auf uns. Eine Taube brachte mir heute nacht die Zeitung, dass das Edlengut Waldhaus widerstandslos in seine Hände gefallen ist und dass das dortige Volk ihn mit Jubel als meinen Vertreter empfangen hat."
Das Wörtchen 'widerstandslos' und die Sache mit dem Jubel waren ein Zusatz des Alstingers; in Dom Halmdahls rethonischem Briefchen war nur gestanden: "Waldhaus ist unser." Aber aus Rücksichtnahme auf die moralischen Empfindlichkeiten seiner Gefährten musste er eben für die nötige Verpackung sorgen.
"Wir werden morgen bis zur Weggabelung bei Geierschrei noch gemeinsam fahren und uns dann in der erwähnten Weise aufspalten. Herr Cesk wird seine Vasallen und seine Mercenarios über die Brigellabrücke weiter gen Rahja führen und ich werde den firunwärtigen Passweg gen Kellfall nehmen. Euch, geschätzter Herr Agnello, steht es selbstverständlich frei, welchem Haufen Ihr Euch anschließen wollt. Wie viele Kämpfer könnt Ihr unserem Aufgebot hinzufügen?"
Autor: madjani
Seegraf Agnello di Barrizal nickte beifällig zu den Worten des stattlichen Alstingers, der es an Leibesfülle mit ihm aufnehmen konnte, dabei aber deutlich größer war.
"Wenn es Euch nicht kränkt, Dom Remigius, werde ich meinen werten Nachbarn Dom Cesk und die Seinen begleiten, denn wir haben unterwegs noch das eine oder andere zu bereden - leidige Südpfoter Angelegenheiten, die Euch nur langweilen würden. Direkt an Geierschrei vorbeizuziehen und die dortige Brigellabrücke zu benutzen, halte ich für einen etwas riskanten Plan, da mir der Pfalzgraf wie erwähnt nicht wohlgesonnen ist. Auch hat er es sich in den Kopf gesetzt, den jetzigen Herrschern der Südpforte im Alleingang 'das Rauben und Plündern' auszutreiben, was er uns unrechtmäßig vorwirft. Ich fürchte also, er wird unser Aufgebot möglicherweise für ein Söldlings-Terzio wie das des Schurken Galeazzo Fortezza halten und uns aufzuhalten versuchen, so dass uns der erste Kampf dann möglicherweise schon hier auf Geiersgauer Grund und Boden bevorsteht. Klüger wäre es deshalb vielleicht, die Flussschiffer von Endivarol oder Brilond in Anspruch zu nehmen und anderswo die Brigella zu überqueren."
Etwas leiser fügte er hinzu: "Aus Gründen der Vorsicht kann ich mein Gut hier auch nicht in meiner Abwesenheit entblößen. Neben mir selbst werden mein Mundillo Gioseppo und mein treuer Reitknecht Vitorio Eure Sache unterstützen. Wir sind allesamt passable Bogenschützen und werden unsere Langbögen mit uns führen."
Autor: vivar
"Ein wahrhaft gräfliches Aufgebot", antwortete Remigius von Alstingen mit beißendem Spott. Herr Agnello, seine Bohnenstange von einem Sohn und ein Pferdestriegler? Er hatte sich wahrlich mehr Unterstützung von dem beleibten Edelmann versprochen, der sich so großherrlich als 'Seegraf' bezeichnete.
"Endivarol kommt überhaupt nicht in Frage, das liegt viel zu weit praioswärts", beschied er dann knapp. "Und selbst wenn wir mühsam bei Rengor oder Brilond über die Brigella setzen, so zerstört das den besten Teil unseres Plans, nämlich den erwähnten Zangenangriff, denn um nach Waldhaus zu kommen, müssen zunächst auf dieser Seite brigellaaufwärts ziehen, bis wir beinahe Kellfall erreichen, um dann gen Rahja abzubiegen. Außerdem verlieren wir durch die Flößerei bloß kostbare Zeit.
Ich weiß, dass Geierschrei die Brücke über die Brigella bewacht, aber ich habe keinen Zwist mit dem Pfalzgrafen, denn meine Schwester - Peraine führe sie in Ihren Garten - hat immer fügsam ihren Kaisertaler gezahlt. Wenn wir seinen Brückenzöllnern sagen, dass wir unterwegs zum Rahjafest im Taubental sind, so werden sie uns wohl kaum den Übergang verwehren - zumal wir mit Eurer stattlichen Verstärkung über drei Dutzend Kämpfer sind, Adlige und Freie gleichermaßen.
Vielleicht können wir aber einen Botschafter zu dem alten Pfalzgrafen voraussenden, damit wir wissen, woran wir sind." Suchend blickte er sich in der Runde um. "Herr Yantur! Ihr sagtet doch gestern, dass Euer... Gefährte, Herr Hagen, ein ausgezeichneter Kundschafter ist. Seid Ihr bereit nach Geierschrei vorauszureiten um freien Übergang über die Brücke für Euren Herrn, Cesk von Alcorta, und freien Durchritt gen Kellfall für mich und meine Nordmärker Verwandten zu erbitten?"
Autor: madjani
Der Seegraf furchte die Stirn und schürzte angesäuert die Lippen, denn ihm war der spöttische Unterton in Dom Remigius' Respons nicht verborgen geblieben.
So gab er die Platte mit einem gebratenen Rehrücken darauf, die er gerade dem Alstinger zu seiner Rechten hatte anreichen wollen, stattdessen kurzentschlossen an Yantur von Pildek zu seiner Linken weiter. Was hatte der strubbelbärtige Rübenschädel erwartet? Daß er sein eigenes Gut komplett entblösste, bloß um irgendeinem schwachbrüstigen Tosh Murer Gockel den Hals umzudrehen? Das konnte schon eine Handvoll Kämpfer leicht bewerkstelligen! Zufrieden sah er zu, wie sich Dom Yantur, Dom Hagen und Cesk Alcorta jeweils eine schön dicke Scheibe von dem zartrosanen Rehrücken abschnitten - bis die Platte irgendwann beim hungrigen Taubentaler war, der ihr mit sehnsüchtigem Blick hinterhersah und sich dabei die Lippen leckte, wäre gewiß nur noch ein kleiner Anstandshappen darauf...
"Es ist Eure Campanya, deshalb richte ich mich nach Euren Plänen. Ich war zugegebenermaßen noch niemals im Taubental, so dass ich ganz auf Eure Kenntnis der dortigen Gegebenheiten vertrauen muss!", beschied er den Alstinger schmatzend zwischen zwei Bissen und nahm noch einen tiefen Zug aus dem Weinpokal, Dabei nickte er seiner hinter ihm stehenden Küchenmagd zu, die eine Weinkaraffe in den Händen hielt, dass sie die teilweise bereits entleerten Weinkelche seiner Gäste immer schön gefüllt halten sollte. "Was gibt es also über jenes Nest Villanúa zu wissen, das Dom Cesk und ich in unsere Gewalt bringen werden?"
Autor: Nezwar
Pherad von Gernebruch hatte bei der Erwähnung des Koschers seine Stirn einen Moment in Falten gezogen. Es war zwar nicht besonders auffällig gewesen, aber einem aufmerksamen Beobachter konnte es kaum entgangen sein. Der Name Sindelsaum ließ nun wahrlich nicht das beste erwarten, argwöhnte der Geweihte. Mit was für Leuten ließ sich der Alstinger nur ein?
Aber genaugenommen hatte er nichts anderes erwartet. Wenn man sich den Gastgeber ansah, dann war dies auch nur ein weiter Beleg. Immerhin konnte er dem Taubentaler zu Gute halten, dass aus Pherads Sicht Almadaner Edelleute wohl allesamt ziemlich suspekt waren.
Autor: pildek
Bevor Dom Yantur antwortete, musste er zuvor seinen Mund von diesem schmackhaften Rehbraten befreien - und konnte gleichzeitig etwas Zeit gewinnen um mit Hagen einen Blick zu tauschen.
Dieser allerdings zuckte bloß mit den Schultern.
"Wir können das übernehmen. Gibt es dabei irgendetwas zu bedenken? Wie ich bisher vernommen habe, gibt es leichte Zerwürfnisse mit den Unsereren. Zumindest ist der Pfalzgraf dem hiesigen Adel wenig wohlgesonnen. Daher sollte der Durchlass nicht ohne weiteres erreicht werden können. Wenn es etwas gibt, dass den Pfalzgrafen bewegt, uns den Durchzug zu verwehren, dann stehen wir vor der Brücke und werden wohl diese kaum noch queren können. Erscheinen wir aber unangekündigt, werden die Wachen uns im Zweifel kaum aufhalten können. Aber wie auch immer. Ich werde morgen in aller Frühe mit Hagen aufbrechen. Gibt es eventuell Alternativen zur Brücke? Wen soll ich nun alles ankündigen und wann werdet Ihr uns eingeholt haben?"
Autor: madjani
"Nun, mich und meinen Sohn solltet Ihr auf alle Fälle nicht ankündigen, da man andernfalls versuchen wird, uns zu arretieren", beschied ihn statt Dom Remigius der Hausherr. "Es wird uns - wenn wir diesen Weg der Brigellaüberquerung wählen müssen - nichts anderes übrigbleiben, als uns kurzzeitig zu maskieren. Ein altmodischer Topfhelm mit Visier und Nasenschutz sollte wohl genügen um unsere wahre Identität zu verschleiern. Bei unserem guten Nachbarn Dom Cesk hier glaube ich, dass Ihr seinen Namen ebenfalls besser unerwähnt lasst. Es ist Euch selbst vielleicht nicht bewusst, Bruder Alcorta - aber ich weiß aus verlässlicher Quelle, dass der Pfalzgraf Eure Herrschaft über Schelak als illegitim ansieht und lieber Stordan von Culming als Vertreter seiner Schwester beziehungsweise seines unmündigen Neffens auf Castillo Adamantia sehen würde. Von daher kündigt besser nur Dom Remigius und seine tapferen nordmärkischen Gäste an. Gegen Auswärtige, die zum ersten Mal in unserer schönen Heimat weilen, kann selbst der verfluchte Bonladur nichts vorzubringen haben. Er wird sich hüten, Gefolgsleuten von Herzog Jast Gorsam die Reise zu verleiden, wenn er dafür mit Repressalien vom Elenviner Hof rechnen müsste."
Autor: vivar
"Was? Auch gegen Euch hat der Pfalzgraf schon gedroht, Herr Cesk?", lachte der Alstinger. "Da ist es wohl an der Zeit dieser Bonladurer Zöllnerseele einen Denkzettel zu verpassen! Das bringt uns allerdings in eine verflixte Lage, denn ich selbst will die Brigella ja gar nicht überqueren, sondern mit meinen Schwagern gen Kellfall und Waldhaus ziehen."
Um Zeit zum Nachdenken zu gewinnen, eroberte sich der Alstinger von Dom Cesk die Fleischplatte zurück und legte sich den letzten kleinen Rest Rehbratens selbst auf. "Um Eure Frage nach Villanúa zu beantworten, Herr Agnello: Dieser unbefestigte Ort wird Euch und dem Schelaker Baron als Basislager dienen, so wie wir in Waldhaus Quartier nehmen werden. Er bietet -" Er unterbrach sich, als er bemerkte, dass Firnmar Krytzdorfer, der tobrische Anführer seiner Kürasser, eingetreten war. "Was gibt's, Firnmar?"
"Verzeiht, hohe, äh, Herrn", druckste der Tobrier mit sichtlichem Unbehagen herum, als die Versammelten ihr Mahl unterbrach und ihre Augen auf ihn richteten. "Also, wir haben ja, wie befohlen, am Hügel, unten, also vor dem Eingang, vor den Palisaden meine ich, Lager aufgeschlagen, und jetzt sind... also da sind zwei junge Edelleut', ein Mann und ein Weib, beide recht fröhlich und hübsch anzusehen... sowie ihre beiden Diener, die auch die Gastfreundschaft des Seegrafen in, äh... die auch hier übernachten wollen. Sagen, sie kommen aus Inostal und sind auf dem Weg ins Taubental zum Catalinenfest. Was sollen wir mit ihnen machen?"
"Nun, der Herr im Hause ist unser Freund Agnello. Er wird entscheiden, was mit ihnen zu machen ist", gab Dom Remigius die Frage an den Landedlen von Busch weiter. "Allerdings wird Seine Hochwohlgeboren daran denken, dass unsere Mission geheim ist und jeder, der Nachrichten von unseren Truppen ins Taubental weiter trägt, ihren Ausgang gefährden kann, und sei er auch nur ein hübscher Rahjajünger."
Autor: steffano
Maestra Elyn hatte sich bisher vornehmlich damit begnügt eine stille Gefährtin zu sein und die edlen Herrschaften das machen zu lassen, was sie halt so machten. Sie bestaunte stumm den Ausblick auf den See, speiste und trank stillschweigend vom aufgetischten Mahl, doch sie hörte die ganze Zeit aufmerksam zu, was die werten Herrschaften weiter planten und anderweitig zu sagen hatten. Noch während der Herr des Hauses überlegte, wie er mit den Neuankömmlingen verfahren sollte, erhob die Maga das Wort: „Wenn Ihr solche Probleme habt, die Feste Geierschrei zu passieren, so lasst mich ein paar Vorschläge einbringen, welche diese causa ad acta legen könnten, sofern sie Euch zusagen.
Ad primum wäre da die Möglichkeit, die Herrschaften, welche Geierschrei vermeiden sollten, mittels einer Variante des Transversalis eben an selbiger vorbeizuschaffen. Dies wäre aber zugleich eine Aufgabe, welche meinerseits viel Kraft kostet, und wer weiß, ob diese Kraft nicht noch benötigt wird. Außerdem besteht das Risiko, dass wir im Limbus verlustig gehen, es wäre also auch noch riskant.
Ad secundum wäre da die Möglichkeit, direkt ungesehen durch die Burg zu schreiten, wobei ich wirklich ungesehen meine, also unsichtbar. Hierbei hätten die Herrschaften und ich allerdings ein Opfer zu bringen, nämlich unsere Kleider. Diese Magie erlaubt es mir leider nur, den Menschen unsichtbar zu machen, nicht aber die Habe, welche er bei sich trägt. Ich persönlich würde aber gerne auf diesen Weg verzichten.
Finalis bliebe da auch noch die Möglichkeit, die Herrschaften ein anderes Äußeres zu geben, wobei das nicht falsch zu verstehen ist. Denn die Verwandlung beschränkt sich in diesem Fall auf Tiere und Pflanzen. Auch hier ist viel Kraft von meiner Seite einzusetzen, jedoch werden die Herrschaften als Tauben oder Rosen bestimmt nicht erkannt." Sie konnte sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen, wurde aber schnell wieder ernst.
„Dies sind die Vorschläge, welche ich Euch zur Zeit anbieten kann. Es gäbe da auch noch ein paar andere Ideen, welche ich hätte, aber die meisten davon würden wohl unweigerlich zu einer Konfrontation oder Entdeckung führen, welche wir ja verhindern wollen, oder beschränken sich auf die phexischen Tugenden, von denen ich denke, dass wir sie nicht unbedingt einsetzten müssen."
Sie verstummte wieder und ließ die Anwesenden über die von ihr dargebrachten Optionen nachdenken.
Autor: pildek
"Nun, zumindest kann ich mir angesichts des Stands der Dinge das frühe Aufstehen sparen!", sprach der Junker von Pildek und nahm einen langen Zug aus seinem Pokal. "Nur mich anzukündigen macht jedenfalls keinen Sinn, auch wenn Hagen allein reiten sollte. In Summe für einen Junker etwas zu viel Bedeckung! Und wenn der Burgherr so wie beschrieben nur ein wenig unter Verfolgungswahn leidet, wird er sicher für uns und über uns die falschen - sprich - richtigen Schlüsse ziehen.
Bleibt also die Frage, wie wir ohne die hohe Kunst der Magistra unseren Weg beschreiten können. Gibt es wirklich keinen Weg über die Brigella abseits der Burg, den man des Nachts nehmen kann? Oder wie wäre es einfach einzeln zu gehen? Hagen und ich können ohne weiteres passieren und zwei bis drei Begleiter mag man mir ohne weiteres zugestehen. Immerhin bin ich mit einem ganzen Kriegshaufen aus Torbiren zurück gekehrt und wenn man etwas über mich wei', dann, dass ich selten ohne Kriegsvolk wandere. Unsere zwergischen Begleiter allein können sicher mit Packpferden voller Ausrüstung mit Ziel Eisenwald die Brücke überqueren. Ich denke nicht, dass ein reiner Trupp Zwerge auffällig ist und noch weniger glaube ich, dass ein Zollbüttel Lust auf einen Streit mit welchen haben will, wenn nicht ein triftiger Grund vorliegt. Das gibt uns dann die Möglichkeit weitere Personen verkleidet - einzeln oder in kleinen Grüppchen - und vor allem ohne Waffen und Rüstung, die dann auf den Packpferden verstaut werden, auf die andere Seite zu bekommen. Oder wir passieren den Fluss zu Fuß und bekommen mit den Zwergen aber die Pferde rüber. Wenn die Wachen an der Brücke nicht irgendwelche Heißsporne sind, bekommt niemand mit, dass nach und nach ein ganzer Heerhaufen an der Burg vorbei wandert.
Hagen kann ja vorab mal einen Blick riskieren. Dann sehen wir, wie aufmerksam die sind." Wieder nahm Dom Yantur einen Schluck Wein. "So, jetzt war da aber noch die Sache mit den Gästen!"
Autor: Nezwar
Pherad von Gernebruch lächelte einen kleinen Augenblick verschmitzt, aber dennoch recht freundlich in Richtung der Magierin. Im Gegensatz zu vielen seiner Nordmärker Amtskollegen war er arkan Begabten gegenüber recht aufgeschlossen eingestellt, sofern es sich um Weißmagier handelte.
"Habt Dank für Eure Vorschläge. Es freut mich, dass Ihr Euch Gedanken macht. Ich bin jedoch ein wenig am Grübeln, ob wir bei dieser Lage nicht doch einfach gemeinsam an Burg Geierschrei vorbeiziehen und alle unser Lager in Villanu..., wie auch immer dieser Ort hieß, aufschlagen." Pherad pausierte: "Ich weiß, dass gerade ich denn Zangenangriff unterstützt habe, allerdings muss ich zugeben, dass ich mir nicht so sicher war, ob Waldhaus so unproblematisch auf unsere Seite fällt. Aber da Ihr ja schon Nachricht bekommen habt, dass es unser ist, sehe ich nicht, warum wir den Plan nicht ändern sollten."
Er räusperte sich. "Das hätte den Vorteil, dass wir lediglich Herr Remigius nebst Nordmärker Verwandten sind. Die anderen Personen werden in einem Zug unserer Größe sicher nicht weiter auffallen, wenn sie sich ein wenig zurücknehmen. Und schließlich kann ich mir kaum vorstellen, dass er unseren Zug allein der Größe wegen aufzuhalten gedenkt. Zumal es in Praios' Namen auch keinen Grund gibt uns den Übergang zu verwehren."
Autor: madjani
Der Hausherr schob geräuschvoll seinen hohen Lehnsstuhl zurück und nickte Yantur von Pildek zu. "Um diese sogenannten Gäste kümmere ich mich sogleich, denn ich erwartete niemanden außer Euch, die Ihr nun bereits hier sitzt!" Seine Hände schlossen sich vielsagend um den Griff seines Reitersäbels und seines Parierdolches, die er beide am Gürtel trug. Er nickte seinem bislang wortlos neben der Tür wachenden Reitknecht Vitorio zu ihn nach draußen ins Freie zu begleiten. Als er schon fast die Türe erreicht hatte, wandte er sich noch einmal zu seinen Gästen um - das Unbehagen, diese alleine in seinem Festsaal zurückzulassen, war ihm deutlich anzusehen. "Pardonniert's mir, gelehrte Magistra - für irgendwelchen Hokuspokus bin ich nicht zu haben, zumal mir Eure Vorschläge allesamt....äh, sagen wir: etwas gewagt erschienen. Euer Vorschlag, Dom Yantur, gefiel mir da schon besser. Wir werden Euch als 'Euer Gefolge' über die Brücke begleiten. Aber nun wollen wir erst einmal sehen, wer uns so frech stört! Wenn Ihr einen Alarmruf von mir hört, werte Herrschaften - durch diese Tür dort an der Rückwand gelangt Ihr auf einen Steg, der in den See hinein führt. Dort liegt ein Nachen vertäut, mit dem Ihr Euch nötigenfalls in Sicherheit bringen könnt, falls das Ganze eine Falle sein sollte...."
Mit diesen Worten ging er, gefolgt von Vitorio hinaus, um zu sehen, wer die Neuankömmlinge waren. Sein Sohn Gioseppo blieb mit den Gästen im Festsaal zurück und musterte diese scheu, während sich alle weiterhin das üppige Mahl schmecken ließen.
Autor:' steffano
Was war das? Sie glaubte, ihren Ohren nicht zu trauen. Hatte es dieser Möchtegerngraf doch tatsächlich gewagt, ihre magischen Fähigkeiten als Hokuspokus zu bezeichnen! Vor einigen Jahren hätte sie ihm dafür noch mit einer Feuerlanze geantwortet. Doch war Wut hier fehl am Platz, das wusste sie nur zu genau. Und Phex sei Dank verließ er kurz darauf auch den Saal, so dass sie sich beruhigen konnte. 'Warum bin ich noch gleich hier?' Diese Frage kam ihr in den Sinn. 'Um deiner Schwester ein paar Türen zu öffnen', antwortete sie sich. Sie hoffte, durch ihre Taten könne sie ihrer Schwester ein paar "Freunde" besorgen. War es falsch, so etwas zu hoffen oder machte sie sich nur was vor? 'Was die Zukunft bringt, das wird wohl nur Fatas wissen.'
Autor: madjani
"Wer in Praios' Namen seid Ihr um diese Zeit und was führt Euch auf mein Gut?", rief Agnello di Barrizal die Neuankömmlinge an, die von den Mannen des Alstingers in einiger Distanz zum Herrenhaus aufgehalten worden waren.
Autor: vivar
Im Fackelschein der Alstinger Waffenknechte konnte Dom Agnello vier Reiter erkennen. Die beiden hinteren waren lediglich dräuende Schatten mit Turbanen und über die Schulter ragenden Säbelgriffen, doch die beiden vorderen saßen auf edlen Rössern. Es handelte sich um einen Mann von etwa 35 Götterläufen, in ein edles Brokatwams, nach der Mode geschnittene Pluderhosen und Seidenstrümpfe gekleidet. Seine Schultern bedeckte ein Reitmantel, im Gürtel steckte ein Dolch und auf seinem Haupte mit dem Eslamszopf wippte ein schwarzes Barett mit einer blauen und einer weißen Feder. Das wie matte Bronze schimmernde Gesicht war edel geschnitten, mit hohen Wangenknochen und dunklen Glutaugen, von einem gepflegt gezwirbelten Kaiser-Alrik-Schnauzer und einem sauber gestutzten Backenbart umrahmt, und auch wenn der Reiter hier und da etwas zu gut genährt war, so war er doch alles in allem eine sehr attraktive Erscheinung.
Neben dem attraktiven saß eine etwa ein Dutzend Götterläufe jüngere Domna, die mit ihrer Figur, ihrem herrlich samtenen Haar, ihrem zarten Gesicht und ihren grünbraunen Katzenaugen gewiss auf jedem Ball Schönheitspreise gewänne, wenn sie nicht von den Füßen bis zum Hals im geschwärzten Harnisch einer Caballera steckte. An ihrer Seite baumelte ein Langschwert und auf ihrem roten Umhang prangten zwei silberne schreitende Wölfe.
"Die Zwölfe zum Gruße, Dom Agnello", rief der bronzegesichtige Barettträger zur im Säulentorbogen erschienenen Silhuette des Seegrafen hinauf. "Ich bin Amando Dhachmani de Vivar, Ratsherr zu Punin und Pfandvogt zu Inostal und die rondrianische Schönheit an meiner Seite ist meine Verlobte, die holde Odina Simona di Salsavûr, Caballera von Lîfstein. Wir sind auf dem Weg zu den heiteren Feierlichkeiten zu Ehren Rahjas und ihrer Dienerin Catalina im Taubental und suchen noch ein Dach für die heutige Nacht! Wie ich sehe, habt Ihr bereits Gäste vor Eurem Hause, aber ich versichere Euch, dass, indem meine beiden braven Khunchomer auf dem Boden schlafen können, wir zwei auch mit einem einzigen Bett vorlieb nehmen können."
Bei diesen Worten kicherte Domna Odina ganz unritterlich.
Autor: madjani
Schweratmend, mit roten Wangen, bei denen er selbst nicht wusste, ob sie von seiner Aufregung, dem vielen Weingenuss oder seinem schnellen Fussmarsch von der Hütte seines Administradors zurück zum Herrenhaus herrührten, riss 'Seegraf' Agnello di Barrizal die Tür zu seinem eigenen Fest- und "Thronsaal" auf und trat wieder hinein in die warme Stube, in der sich die Luft durch die vielen Personen im Raum staute, obwohl die rückwärtige Tür zum Tschelaksee hin offen stand.
Abrupt endete das Wortgewitter und vergnügt feixende Stimmengewirr im Inneren und alle Blicke richteten sich erwartungsvoll auf den zurückgekehrten Hausherrn, der seine Gäste übermäßig lange alleine gelassen hatte dafür, dass er nur schnell zwei unbekannte Besucher hatte abwimmeln wollen.
"Es ist der Vivar!" zischte Agnello Remigius von Alstingen und seinem Ehrengast Cesk Alcorta zu, dann wiederholte er seine Worte auch noch einmal für alle auf der anderen Seite der Festtafel. "Die beiden Besucher draußen waren der Vivar und seine Zukünftige, irgendeine dumme horasische Kebse! Nicht der Vivar, den wir beseitigen wollen, Dom Remigius, aber offenbar sein Bruder, der ihm gleicht, wie ein Ei dem anderen. Er ist eine von diesen aufgeblasenen Puniner Bachstelzen, die sich jetzt hier in der Südpforte breitzumachen versuchen, die unseren treuen Lehnsbruder Talfan von Abundil seit Jahr und Tag in lichtloser Kerkerhaft halten und die sich in Inostal selbst wie Magnaten aufführen und alle Steuern und Zölle ins Yaquirtal debarkieren. An dem Pfeffersack sollten wir, wenn ihr mich fragt, ein hübsches Exempel statuieren!" Er fuhr sich mit dem ausgestreckten Daumen in einer halbkreisförmigen Bewegung über die Kehle und deutete das Almadaner Lächeln an - einen sauberen und tiefen Schnitt durch die Halsschlagader.
Als er sah, dass seine Gäste aufgrund seines eindringlichen Tonfalls alle sofort nach ihren Waffen tasteten, hob er beruhigend die Hände. "Ganz ruhig, werte Freunde! Ich habe ihn natürlich zunächst einmal abgewimmelt und ihn drüben in der Hütte meines Verwalters einquartiert - etwa 300 Schritt von hier. Seinen beiden Waffenknechten habe ich Schlafplätze in einem Stall im Dorf zugewiesen - um die können wir uns also gesondert und zufürderst kümmern. Was mit ihm geschehen soll, dieses Urteil überlasse ich allerdings ganz Euch, Bruder Remigius, denn er stammt freilich wie seine ganze Sippschaft gebürtig aus Eurer Baronie und ist damit Euer Untertan, über dessen Leben Ihr verfügen könnt. Einen Wunsch allerdings habe ich, da es mein Ruf als Gastgeber ist, der auf dem Spiel steht, wenn ihn hier auf meinem Grund und Boden ein unerfreuliches Schicksal ereilt - entweder sie müssen allesamt sterben, so dass sie zu niemandem mehr ein falsches Wort sagen können. oder aber - wenn Ihr es vorzieht, sie gefangenzunehmen - dann dürfen sie niemals wieder das Licht der Freiheit erblicken. Ich kann mir bei der derzeitigen militärischen Lage keine zusätzlichen Blutsfeindschaften erlauben - weder mit dem Lager der Descendientes, noch mit dem Hohen Rat von Punin und schon gar nicht mit dem Adel des Horasreiches."
Autor: Nezwar
Pherad von Gernebruchs Gesicht hatte bei der Andeutung des Almadaner Lächelns für denn Bruchteil einer Sekunde versteift. Worauf nur hatte er sich hier eingelassen?
"Zweifellos ist es eine glückliche Fügung, dass der Bruder des Ursupators hier eingekehrt ist. Und sicherlich steht auch zu befürchten, dass jener den unrechtmäßigen Anspruch des Vivar zu unterstützen gedenkt. Da nun aber Ihre Kaiserliche Hoheit den Anspruch Herrn Remigius' bestätigt, ist jeder Widerstand gegen den rechtmäßigen Baron nichts anderes als Verrat gegen die Kaiserin. Allerdings ist nun auch nicht bewiesen, dass der Bruder des Vivar dies vorhat.
Zudem halte ich es für falsch, dass wir in diesem speziellen Fall anmaßen, eine Entscheidung über sein Leben zu treffen. Immerhin handelt es sich um einen Adligen. Deswegen schlage ich vor, dass wir ihn vorerst in Gewahrsam nehmen. Zudem scheint es mir sinnvoll ihn hernach zu befragen, ob er bereit ist den rechtmäßigen Baron im Taubental anzuerkennen. Wenn er hierzu nicht bereit ist, haben wir allen Grund und Recht ihn festzuhalten."
Autor: madjani
"Pah! Das soll ein Adliger sein?" Agnello di Barrizal schnaubte unwirsch. "Ein Puniner Federfuchser ist er! Ein Vielschwätzer und Leutverdummer! Er weiß soviel von Ehre und Cortezia wie meine Schankmagd hier - nämlich gar nichts! Aber wie man den braven Inostaler Bürgern einen Taler nach dem anderen aus dem Kreuz leiert und für jeden Dukat, den sie einnehmen, zwei nach Punin schickt - das weiß er ganz genau!"
Er schüttelte den Kopf und ließ sich an der Tafel direkt neben Pherad von Gernebruch nieder, wozu sein eigener Sohn rasch den Stuhl räumen musste. "Wie unser Freund Remigius schon erklärte, diese Hunderasse der Vivar ist eigentlich gar nicht wirklich von Stand - sie haben sich nur eine kleine Dominie im Taubental unrecht erschlichen und jetzt wollen sie auch noch den Rest der Baronie einheimsen. In Wirklichkeit sind das alles feilschende Tulamukken drunten aus Khunchom - als 'ibn Dhachmani' hat er sich mir draußen auch gerade vorgestellt. Heißt so ein rechter Almadani oder eher ein novadischer Wickelkopf - das frage ich Euch?"
Er wartete gar nicht erst Pherads Antwort ab, sondern ließ gleich einen eigenen Vorschlag folgen: "Am besten wir stimmen ab, wie mit diesem ungeladenen Gast und seinem fremdländischen Weib verfahren werden soll. Also - wer ist dafür, sie noch heute nacht über die Klinge springen zu lassen?"
Er hob selbst schon einmal den Arm und blickte streng zu seinem Sohn, der daraufhin sofort ebenfalls den Arm hob, während sein unsicherer Blick den von Dom Remigius suchte.
Autor: vivar
Remigius Grobhand von Alstingen war bei der Nennung des Namens seines Widersachers zunächst blass vor Schreck und dann rot vor Eifer geworden. Zwar hatte er von dem Puniner Bruder Dom Leóns noch nie gehört, geschweige denn, ihn zu Gesicht bekommen, doch wusste er eines nur zu gut: Wenn einer dieser Vivarsippe hassens- und verachtenswert war, dann waren es auch alle anderen. Als Agnello di Barrizal seine Tiraden gegen Leute, die "gar nicht wirklich von Stand" waren, führte, presste er die Lippen zusammen. Zwar war Dom Remigius als Sohn eines Barons und einer Edeldame geboren worden, doch bereits die Mutter seines Vaters war angeblich eine einfache Bäurin gewesen. Zwar hatte Kaiser Bardo höchstselbst sie als Buriana I. zur Baronin im Taubental erhoben, doch entsprach dies den engstirnigen almadanischen Vorstellungen von 'Nobleza' in keinem Maße. Von Stand war man, das hatte die Familia von Alstingen in den vergangenen Jahrzehnten schmerzlich erfahren müssen, entweder "seit jeher" oder nie.
Angestrengt kniff der Baron die Augen zusammen um nachzudenken. Der Hass, der in ihm gegen die Familia Vivar loderte, die sich selbst zu jenen "seit jeher" Adligen, den Magnaten, zählte, gebot ihm, die Hand zu heben und damit all seinen Verbündeten deutlich zu machen, dass er den Vivarbruder lächeln sehen wollte. Hatte Dom León nicht seine, Remigius, Schwester und Bruder auf dem Gewissen? Mit eigenen Händen wollte er am liebsten den Streich führen! Doch mit dieser Lust am Töten rang eine gewisse Schläue, die der Alstinger wohl von seiner bäurischen Großmutter geerbt haben musste. War es nicht klüger diesen Vivar-Dhachmani und seine Kebse als Geisel zu nehmen?
Er schlug mit der Faust auf den Tisch, so dass die Becher tanzten. "Brüder! Seine Gnaden haben Recht! Es muss eine Fügung Phexens, ach was sag' ich, es muss ein Zeichen Praios' sein, dass die Götter mit uns sind auf unserer Fahrt. Noch haben wir keinen Schwertstreich geführt, und schon ist uns der leibhaftige Bruder des Hochverräters León de Vivar in die Fänge gegangen. Des wollen wir uns freuen, denn dies ist bereits ein Vorzeichen für unseren Sieg!
Herr Graf", wandte er sich dann an Agnello di Barrizal, "Euer Eifer ehrt Euch. Glaubt mir, meine Trauer um meine vom Vivar gemeuchelten Geschwister und das Wissen, dass Blut nur mit Blut gesühnt werden kann, wollen mich das Werk an diesem Puniner Pfeffersack gerne selbst vollbringen lassen. Allein, ich kann solch travialästerliche Sünde nicht über Euer Haus bringen. Ihr habt ihn als Gast aufgenommen, und unser Gast soll er auch bleiben - so lange es uns gefällt, hohoho!"
Er lachte schallend über seinen eigenen Scherz, dann knurrte er: "Als Gast wird der Herr Dhachmani-Vivar uns ins Taubental begleiten, immer schön umringt von vier Reitern, die dafür Sorge tragen werden, dass er sich nicht gegen das Gastrecht versündigt und ohne Abschied von uns geht. Das Gleiche gilt für seine Liebfelder Dirne. Damit nicht genug! Der feine Puniner Rollbraten wird den Herrn Cesk und sein Gefolge über die Brigellabrücke führen, denn der Pfalzgraf wird wohl kaum etwas dagegen haben, wenn der Herr Vivar mit seinen guten Freunden in die Baronie seines Bruders fährt, hehehe. Und damit der Bursche auch immer schön folgsam bleibt, werde ich das Weibstück mit mir nehmen, wenn ich gen Firun über Waldhaus ziehe. Selbstverständlich bleibt es dabei, dass Herr Yantur und Herr Hagen morgen früh die Lage bei Geierschrei ausspähen werden."
Autor:' steffano
Elyn musste zumindest noch ihre Bedenken mitteilen, denn eine Geiselnahme war nun wirklich kein Kavaliersdelikt. "Seid Ihr sicher, dass Ihr Euer Recht mit einer Geiselnahme durchsetzten wollt? Denn nicht immer heiligt der Behuf das Mittel. Ich erkenne durchaus den Vorteil, welcher sich dadurch für unsere zukünftigen Taten ergibt, doch vergesst nicht, dass solcherlei Verhalten immer auch eine Konsequenz mit sich ziehen wird, welche wir wohl zu diesem Zeitpunkt nicht abzuschätzen vermögen. Ich bin durchaus dazu gewillt, diese Causa zu ignorieren, sofern Eure Pläne eine allgemeine Approbatio erfahren."
Autor: vivar
Dom Remigius blickte die Magierin entschlossen an. "Soll ich etwa warten, bis mir der Hohe Rat zu Punin eine Erlaubnis mit Wachs und Siegel ausstellt? Die Götter haben uns diesen Puniner Vivar in die Hände gespielt und ich gedenke, diese Gabe auch für meine Sache zu nutzen! Es mag sein, dass Ihr in Eurer Studierstube davon nichts mitbekommen habt, Frau Zauberin, aber hier in der Südpforte und in der westlichen Waldwacht haben wir es schon lange aufgegeben, auf Anweisungen von Punin auszuharren. Wer müßig geht und darauf wartet, dass die Krone schon alles richten wird, der ist dumm, sage ich. Dumm und schneller überfallen, geschändet und gemeuchelt, als er 'Reichsgericht' sagen kann.
Recht braucht Gewalt. Gewiss kann Euch Lichtbringer Pherad das alles fundierter ausführen, doch für uns gilt: Wir haben das Recht auf unserer Seite, und die einzige Gewalt, die wir haben, ist diese." Er klopfte auf sein Schwertgehänge. Dann schürzte er die Lippen. "Der Puniner Pfeffersack ist unser Gast, und es soll ihm nichts geschehen, so León de Vivar sich verständig zeigt und für seine Untaten einsteht. Danach mag der feiste Kaufherrn meinethalben wieder seiner Wege ziehen, so lang er sich mit seinem gepuderten Arsch nicht mehr in meiner Baronie blicken lässt.
Und damit Ihr beruhigt sein könnt, Frau Elyn, dass ich meine, was ich sage, sollt Ihr die ehrenvolle Aufgabe erhalten, Euch um unseren Gast kümmern. Ihr tragt Sorge, dass es ihm an nichts fehlt, während er mit uns reist. Und Ihr tragt auch die Verantwortung, wenn er davonläuft." Der Alstinger brach in Gelächter aus.
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