Chronik.Ereignis1033 Streit ums Taubental 31: Unterschied zwischen den Versionen
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''Wie sich der schneidige Leutnant Ardan, die liebreizende Catalinenserin Elea und der grimmige Mercenario Narvin mit seinen Hunden auf die Suche nach einem Giftkundigen machten. Wie sie dabei zunächst ihre jugendlichen Begleiterinnen Corvara und Zaida verloren. Wie erstere nach dem Roten Trovere, letztere aber nach einer zahorischen Amme suchte.</center><br> | ''Wie sich der schneidige Leutnant Ardan, die liebreizende Catalinenserin Elea und der grimmige Mercenario Narvin mit seinen Hunden auf die Suche nach einem Giftkundigen machten. Wie sie dabei zunächst ihre jugendlichen Begleiterinnen Corvara und Zaida verloren. Wie erstere nach dem Roten Trovere, letztere aber nach einer zahorischen Amme suchte. Wie Leutnant Ardan einen Botenreiter rekrutierte.</center><br> | ||
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Während sich Pribaldo Tracodi mit spitzen Fingern an die Arbeit machte, an Schnürchen zog und Häkchen öffnete, berichtete Domna Yppolita von der Feier im Rosentempel und dem plötzlichen und unerwarteten Fall Dom [[León Dhachmani de Vivar|Leóns]]. Sie erzählte von der Aufregung der feiernden Gäste, der vermuteten Gewissheit, dass es ein Giftanschlag war, den Unpässlichkeiten Dom Lodovicos und dem tänzerischen und küssenden Wunderwirken Seiner Hochwürden [[Bonaventura | Während sich Pribaldo Tracodi mit spitzen Fingern an die Arbeit machte, an Schnürchen zog und Häkchen öffnete, berichtete Domna Yppolita von der Feier im Rosentempel und dem plötzlichen und unerwarteten Fall Dom [[León Dhachmani de Vivar|Leóns]]. Sie erzählte von der Aufregung der feiernden Gäste, der vermuteten Gewissheit, dass es ein Giftanschlag war, den Unpässlichkeiten Dom Lodovicos und dem tänzerischen und küssenden Wunderwirken Seiner Hochwürden [[Bonaventura XXV. Colombi|Bonaventuras XXV]]. | ||
Nach getaner Arbeit warf Yppolita das blaue Kleid achtlos in die Ecke. Gebannt verfolgte Pribaldo Tracodi das Spiel der Arm-, Rücken- und Brustmuskeln Domna Yppolitas, als sie sich Beinkleider und schwere Reiterstiefel anlegte, die Haare zu einem Eslamszopf band, ein weites Hemd rasch zuknüpfte, eine Lederweste darüber zog, sich mit einem Wehrgehänge umgürtete und eilig zu [[Caldabreser]] und Handschuhen griff, während sie ihn, den Secretario, anwies, Briefe an Domna [[Richeza de Vivar y Sangrín|Richeza]] in [[Punin]] und Dom [[Amando Dhachmani de Vivar|Amando]] in [[Inostal]] vorzubereiten und zur Villa Azucena zu tragen. | Nach getaner Arbeit warf Yppolita das blaue Kleid achtlos in die Ecke. Gebannt verfolgte Pribaldo Tracodi das Spiel der Arm-, Rücken- und Brustmuskeln Domna Yppolitas, als sie sich Beinkleider und schwere Reiterstiefel anlegte, die Haare zu einem Eslamszopf band, ein weites Hemd rasch zuknüpfte, eine Lederweste darüber zog, sich mit einem Wehrgehänge umgürtete und eilig zu [[Caldabreser]] und Handschuhen griff, während sie ihn, den Secretario, anwies, Briefe an Domna [[Richeza de Vivar y Sangrín|Richeza]] in [[Punin]] und Dom [[Amando Dhachmani de Vivar|Amando]] in [[Inostal]] vorzubereiten und zur Villa Azucena zu tragen. | ||
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Als habe die Hündin nie etwas anderes getan, hielt sie ihre Nase schnuppernd in die Höhe und lief los. Corvara und Arlen folgten: Corvara gepackt von einem Gefühl der Jagdlust, Arlen mit einem gemischtem Gefühlen: Was, wenn sein Herr ihn einmal suchen würde und er nicht gefunden werden wollte? Er hatte Geschichten gehört, dass die Hunde seines Herrn schon den ein oder anderen entlaufenen Gefolgsmann gefunden hätten... die meisten Geschichten hatten kein schönes Ende. | Als habe die Hündin nie etwas anderes getan, hielt sie ihre Nase schnuppernd in die Höhe und lief los. Corvara und Arlen folgten: Corvara gepackt von einem Gefühl der Jagdlust, Arlen mit einem gemischtem Gefühlen: Was, wenn sein Herr ihn einmal suchen würde und er nicht gefunden werden wollte? Er hatte Geschichten gehört, dass die Hunde seines Herrn schon den ein oder anderen entlaufenen Gefolgsmann gefunden hätten... die meisten Geschichten hatten kein schönes Ende. | ||
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'''Autor:''' [[Benutzer:León de Vivar|vivar]] | |||
Die schwarze Hündin hielt die Schnauze dicht am lehmigen Boden. So viele Gerüche! Der Geruch roter Blumen mischte sich mit dem von Erbrochenen, der von rotem Traubensaft mit dem von Menschen, die ihr Revier markiert hatten. Der angenehme Duft von Schweiß vermengte sich mit dem noch viel angenehmeren von gebratenem Fleisch. Und dazwischen hing, wie eine feine Marke, der einzigartige Geruch eines Menschen. Die Spur war nur äußerst schwach, und der Ablenkungen waren viele, doch Freya war eine gute Spurenriecherin. | |||
Sie drängte sich durch das Gewühl von Menschenbeinen, sich kaum dessen bewusst, dass der Rüde Koro und ihre Herrin ihr dicht auf den Fersen waren. Die Spur wurde stärker, der Geruch intensiver. Es ging leicht bergan. | |||
Als die Hündin den Ort erreicht hatte, wo es am stärksten nach dem roten Tuch roch, ließ sie sich auf ihre Hinterläufe nieder und begann laut zu bellen. Ihre Herrin konnte zufrieden sein. Würde ein Happen Fleisch für sie abfallen? | |||
Vor Corvara und Arlen, am efferdwärtigen Rande des Pilgerfeldes und damit nahe der Klause der Santa Catalina, lag das Rote Zelt - oder das, was das aufgebrachte Volk am Mittag davon übrig gelassen hatte. Die Zeltbahnen waren teils heruntergerissen, teils aufgeschlitzt und gaben im Schein von Arlens Fackel einen Blick auf das Innere frei. Stühle waren zerbrochen, ein Tisch umgestoßen und eine beschlagene Holzkiste aufgebrochen. Auf dem Lehmboden lag ein weißes Leintuch, das wohl zuvor das Zelt in zwei Teile getrennt hatte. Auch zwei einfache Lager waren durchwühlt. | |||
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Nein, so würde das nichts. "Nun hört mal zu, ihr zwei - gibt's nicht vielleicht eine Möglichkeit, bei euch am Lager jemanden zu finden, der mir helfen kann? Was ist denn mit der alten Xsarsa?" Einhelliges Kopfschütteln war die Antwort. War ihr Verdacht wohl doch falsch, dass die alte Xsarsa eine echte Hexe sei. Oder sie wollte nur nicht bei Dom León vorsprechen, denn dieser würde sicher durch ihre Verkleidung schauen können und feststellen, dass sie in Wahrheit eine bildhübsche und junge..." Energisch schob Zaida den Romananfang beiseite. Wenn sie so weiter fabulierte, würde sie noch Autorin für Rosenromane, aber keineswegs Domna Rominas Knappin! | Nein, so würde das nichts. "Nun hört mal zu, ihr zwei - gibt's nicht vielleicht eine Möglichkeit, bei euch am Lager jemanden zu finden, der mir helfen kann? Was ist denn mit der alten Xsarsa?" Einhelliges Kopfschütteln war die Antwort. War ihr Verdacht wohl doch falsch, dass die alte Xsarsa eine echte Hexe sei. Oder sie wollte nur nicht bei Dom León vorsprechen, denn dieser würde sicher durch ihre Verkleidung schauen können und feststellen, dass sie in Wahrheit eine bildhübsche und junge..." Energisch schob Zaida den Romananfang beiseite. Wenn sie so weiter fabulierte, würde sie noch Autorin für Rosenromane, aber keineswegs Domna Rominas Knappin! | ||
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'''Autorin:''' [[Benutzer:Nandra|beiras]] | |||
Corvara stutzte kurz, als sie Zaida sah. Wohin rannte diese denn so schnell? | |||
Kurz überlegte sie, ob sie ihr folgen sollte oder weiter eine Spur von | |||
Tito suchen sollte. Freya schnupperte noch immer suchend, wandte sich dann | |||
plötzlich der gleichen Richtung zu wie Zaida, so dass Corvara die | |||
Endscheidung abgenommen war. Schulterzuckend ließ sie sich von der Hündin | |||
führen und beachtete Arlen nicht, der nun einen etwas größeren Abstand | |||
hielt, um der Tochter seines Herrn nicht noch einmal zu nahe zu kommen. Man | |||
wusste schließlich nie, wie solche Herren darauf reagierten, sollte ihnen | |||
dies zu Ohren kommen.... | |||
Augenscheinlich wollte Zaida zu den Wohnwagen der am Fest teilnehmenden | |||
Zahoris und Freya folgte einer Spur, die ebenfalls zu diesem Lager führte. | |||
Aber was wollte Tito denn bei den Zahoris? Corvara nahm die Leine etwas | |||
kürzer, um das Tempo des Hundes zu verlangsamen. Es würde ihr hier | |||
schwerfallen, nicht aufzufallen, denn es waren nur noch wenige Zahoris im | |||
Lager, die meisten feierten auf dem dem Pilgerfeld oder in den Tabernas. Als | |||
Zaida bei einem Wohnwagen stoppte und nach kurzem Klopfen in dessen Inneren | |||
verschwand, verlor Corvara sie aus den Augen. Sollte sie warten bis sie | |||
wieder auftauchte? Nein, was ging es sie an, was Zaida hier trieb? Sie | |||
sollte Tito suchen und das würde sie auch tun. In ihrer rechten Hand zerrte | |||
Freya an der Leine, sie wollte weiter und der Spur folgen. Sie gab mehr | |||
Leine frei und lief weiter, nutze dabei aber die Zelte und Wohnwagen so gut | |||
wie möglich, um nicht aufzufallen. | |||
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'''Autorin:''' [[Benutzer:Romina Alba|ehrenstein]] | '''Autorin:''' [[Benutzer:Romina Alba|ehrenstein]] | ||
Aktuelle Version vom 9. März 2014, 22:56 Uhr
Wie sich der schneidige Leutnant Ardan, die liebreizende Catalinenserin Elea und der grimmige Mercenario Narvin mit seinen Hunden auf die Suche nach einem Giftkundigen machten. Wie sie dabei zunächst ihre jugendlichen Begleiterinnen Corvara und Zaida verloren. Wie erstere nach dem Roten Trovere, letztere aber nach einer zahorischen Amme suchte. Wie Leutnant Ardan einen Botenreiter rekrutierte.
Baronie Taubental, 3. Travia 1033 BF[Quelltext bearbeiten]
Auf dem Dorfplatz von Santa Catalina (zwischen Einbruch der Dunkelheit und Mitternacht)[Quelltext bearbeiten]
Autor: vivar
Der Dorfplatz von Santa Catalina war trotz der vorangeschrittenen Stunde noch lebendig. Aufgrund der morgen anbrechenden Festwoche hatten die Tabernas Erlaubnis erhalten, noch bis zur Zweiten Rahjastunde auszuschenken. Das gleiche galt für die Straßenbuden und Stände, die sich in der Hauptstraße und an der rahjawärtigen Seite des Platzes aneinanderreihten. Obschon die Stunde des Abendmahls längst vergangen war, dampfte und zischte es von dort, und ein verführerischer Duft von Schmalzfladen, gerösteten Zwiebeln, heißem Zwetschgenmus und Brathuhn stieg empor.
Fröhlich lärmende Pilger schwankten Arm in Arm über den Platz, Flöten und Trommeln erklangen gedämpft aus den Zwölf Träublein, und ein erregt kreischender Bauernbursche mit offenem Hemd spielte mit einer reich gewandeten Haferyaquirierin 'Hasch-mich-und-Verstecken' zwischen der Reiterstatue und dem Podest, das ab morgen die Statue der Schönen Göttin beherbergen sollte.
Auch auf den Holztribünen, die entlang der firun- und efferdwärtigen Seite des Platzes von der Administradora und ihren Knechten errichtet worden waren, tummelten sich vereinzelte Müßiggänger. Am morgigen Tag würden die Holzstufen für Menschen von Stand reserviert sein. Am heutigen Abend jedoch suchten junge Paare die Schatten der mit Tüchern überdachten Aufbauten auf um sich schamhaft den ersten Kuss der Nacht zu geben.
Autorin: beiras
Ebenfalls auf den Sitzen der Tribünen vertrieben sich die in schwarzen Stahl gewandeten Mercenarios, welche Baron Franco de Beiras y Vivar und seine Familie auf dem Weg ins Taubental beschützt hatten, die Zeit. Der eine schnitzte lustlos an einem Stück Holz herum, die andere achtete auf die Hundemeute, die allerdings satt und faul beisammen lag. Die Augen des dritten, Narvin mit Namen, wanderten immer wieder über das fröhliche Treiben und glitten immer wieder zu Heiligen Treppe, die zum des Tempel hinaufführte. Zwei der Mercenarios fehlten: Sie hatten sich vor einiger Zeit auf den Weg gemacht einen Auftrag ihres Herrn auszuführen.
Autorin: lasdardas
'Verfluchter Entendreck', schoss es durch Ardans Kopf, als er in Begleitung der beiden jungen Damen, der Rahjageweihten Elea Colombi und unterstützt von einer seiner Soldatinnen die Heilige Treppe verließ und auf den Dorfplatz hinaus trat. Erleichtert atmete er auf und öffnete den obersten Knopf seines Hemdes. Hier draußen war die Luft beruhigend frisch und frei von süßlichem, die Sinne berauschenden Rosenduft.
Was ein Wirrnis! Der Baron dieses abgelegenen Landstrichs im Rahjatempel vergiftet! Mochte Rahja auch nicht seine höchstverehrte Göttin sein, so fand er es dennoch sehr bedenklich, wie in diesem Teil Almadas auf geheiligtem Boden einem Adligen zugesetzt wurde. Nun mochte man darüber streiten, wie legitimiert dieser Adlige war, doch spätestens seit dem Mordanschlag in einem Tempel der Zwölfe verstand Herr von Kündoch keinen Spaß mehr. Umso unerfreulicher war es für ihn, dass er die ehrenwerte Comtessa der Not geschuldet allein in diesem Hort der Freigiebigkeit hatte zurücklassen müssen.
Eher beiläufig fasste er die Schulter unter dem wilden Lockenschopf Zaidas um sein schwarzes Schäfchen auf Kurs zu halten, das von unseligem Drang gelenkt sofort hinter den Tribünen in irgendeine Richtung hatte abdrehen wollen. Nicht mit ihm, das kannte er doch mittlerweile zur Genüge.
Autorin: beiras
Corvara war Elea Colombi und Dom Ardan, ruhig, aber keineswegs eingeschüchtert gefolgt. Trotz ihrer Jugend geriet sie ob des eben Erlebten nicht in Panik, sondern war von einer fast seltsamen Ruhe erfasst. Ein kleines Lächeln zeigte sich auf ihren Lippen, als sie die von ihrem Vater angeheuerten Mercenarios und die träge neben ihren Füßen liegenden Hunde sah. "Entschuldigt mich einen Moment, ich werde Narvin die Botschaft meines Vaters überbringen und ihn anweisen, Euch zu unterstützen." Einen Moment blickte sie die Geweihte und den Leutnant abwartend an, drehte sich dann aber bereits um und ging auf besagten Narvin zu. Die Hunde, gerade noch schläfrig auf dem Boden liegend, hoben die Köpfe und trotteten erfreut auf Corvara zu.
"Bleibt hier, verdammte Viecher!", versuchte Narvin sie schimpfend daran zu hindern - vergeblich.
"Zurück, bleibt weg. Ab, zurück zu Narvin!" erklang Corvaras Stimme, die nun einen befehlsgewohnten Klang erhielt. Sofort hielten die Tiere in ihrer Bewegung inne und kehrten gehorchend zu Narvin zurück, der immer noch brummelnd vor sich hin schimpfte. Bei ihm angekommen, tätschelte Corvara die Köpfe von zwei Hunden gleichzeitig und redete freundlich auf sie ein, bevor sie sich dem Mann zuwandte: "Mein Vater schickt mich. Ihr sollt diese Herrschaften begleiten und mit für ihren Schutz sorgen. Nur soviel: Während der Feierlichkeiten ist es zu einer prekären Situation gekommen, über die Ihr aber Stillschweigen bewahren sollt, damit es nicht zu einer Unruhe unter den Feiernden kommt. Habt Ihr mich verstanden?"
Narvin schien die Art und Weise, wie die Domnatella mit ihm sprach gewohnt zu sein, denn er zeigte keinerlei Überraschung und nickte nur.
Sie stellte sich auf ihre Zehenspitzen und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Kurz hoben sich die Augenbrauen des Mannes, dann nickte er leicht und blickte zu Dom Ardan und Elea hinüber. Er reichte Corvara die ledernen Riemen, die als Leinen dienten und diese legte sie den Hunden an. "Nimm Wargo, Rema und Zarda mit, Freya und Koro nehme ich. Wo ist Arlen?"
"Der ist vorhin so 'nem Jüngling hinterher, Domnatella. Hat geschrien, dass der stehen bleiben solle." Er zuckte mit den Schultern und wies Richtung Dorfgasse.
Etwas frustriert blickte Corvara in diese Richtung. "Ich werde ihn schon finden. Mach' meinem Vater keinen Ärger."
Mit diesen Worten hieß sie Narvin, ihr zu Elea und Dom Ardan zu folgen. "Dies ist Narvin. Er wird Euch unterstützen und beschützen, so wie mein Vater es zugesagt hat. Ich habe ihn darüber informiert, was passiert ist, er weiß aber auch, dass er darüber schweigen soll. Ich wünsche Euch den Segen der Götter für Eure Aufgabe und werde mich nun zurück in die Herberge begeben."
Sie nickte den beiden freundlich zu, ging dann erst mit Freya und Koro im Schlepptau Richtung Goldener Rose, änderte dann aber, als sie aus dem Blickfeld der kleinen Gruppe verschwunden war, die Richtung und bog in die Dorfgasse ein. Kurz wollten die anderen Hunde ihr folgen, gehorchten dann aber auf den Zug an der Leine.
"So stehe ich Euch für Eure Suche zur Verfügung", begrüßte Narvin Dom Ardan und die Rahjageweihte.
Autorin: lasdardas
Neidisch hatte Zaida zu den massigen Hunden gesehen, die sie gar zu sehr an den guten Raffzahn erinnerten. Nur zu gerne hätte sie auch ein oder zwei oder noch mehr dieser Hunde ihr eigen genannt. Aber die Tiere fraßen einem ja förmlich die Weide leer, wenn man sie ordentlich versorgen wollte. Zumindest war dies die Antwort der werten Frau Mama gewesen, als sie ihr vor einigen Jahren mit dem Wunsch nach einer Hundemeute in den Ohren gelegen war.
Sie seufzte leise und zuckte mit den Schultern, schon stahl sich wieder ein wild-entschlossenes Lächeln auf ihre Lippen. Ihr Blick suchte schon den Rand des Lagers nach den buntbemalten Wagen ab, die sie hoffte hier zu finden. Ein Blick zurück... ja, die Gelegenheit war günstig.
Nicht wirklich von der Situation überzeugt, beäugte Dom Ardan den Söldling, der die drei Hunde führte und nickte ihm knapp zu. Blieb ihm doch nichts anderes übrig, als in den sauren Apfel zu beißen und gemäß der Anweisungen Domna Rominas und Domna Fionas mit den Männern Dom Francos zusammen zu arbeiten.
Autor: vivar
Die auch im nächtlichen Fackelschein reizende Elea Colombi warf einen zögerlichen Blick auf Narvin mit seinen großen schwarzen Hunden, der auch die übrigen auf den Tribünen herumlungernden Mercenarios miteinschloss. Dann legte sie Dom Ardan sanft eine Hand auf die Schulter und sprach: "Rahja sei's gedankt, dass Ihr uns begleitet, Dom Ardan. An Eurer Seite dürfen wir uns sicher fühlen. Wohin sollen wir uns also wenden? Im Mühlenwegerl gibt es einen Heilkundigen, den alten Belmundo, aber der ist mehr ein Zahnreißer und ein Feldscher denn ein studierter Medicus. Zwar versteht er was vom Brüche einrenken, bringt Kinder gesund zur Welt und kennt allerlei Kräuterlein, die den Schmerz lindern, aber ich bezweifle, dass er viel von Giften und Gegengiften weiß.
In Orondo gibt es obendrein einen Perainetempel. Es sind wohl sieben Meilen bis dorthin, aber die dortigen Priester sind in der Heilkunst zumindest einigermaßen bewandert. Vielleicht sind die Götter uns auch gnädig und sie sind in diesem Jahr hier in Santa Catalina? Die aus Orondo sind etwas eigen... oder wir suchen die Tabernas und Wirtshäuser nach reisigen Medici ab. Dann riskieren wir allerdings, dass sogleich das ganze Dorf weiß, dass etwas im Argen liegt."
Autorin: lasdardas
Sich an seine gute Erziehung erinnernd, wandte er sich an Ihro Gnaden Elea, die sich schon suchend in der Menge umsah. "Den Zahnreißer können wir wohl getrost auslassen, Euer Gnaden, erscheint es mir doch so, als könne er wenig dazu beitragen uns zu helfen. Da erscheinen mir die Perainegeweihten in Orondo schon aussichtsreicher. Allein, ich wüsste nicht zu sage, wen wir dorthin schicken sollen. Es ist schon spät und bald dunkel, wir brauchen jemanden, der sich hier gut auskennt. Wenn", er verhielt nur kurz, ehe er bemüht fließend weiter ausführte, "die Liebreizende uns hold ist und schützend die Hand über ihren... Favoriten hält, so werden wir wohl einen, der der Heilkunde kundig ist, hier auf dem Fest finden. Also lasst uns sogleich mit der Suche beginnen und..." Waren bei diesen Worten sein Blick noch suchend über die Menge gewandert, so hatten sich seine Augen jetzt wieder der Gruppe zugewandt. Nur um festzustellen, dass seine Befürchtung sich bewahrheitet hatte und sein schwarzes Schäfchen just in dem Moment, indem er seine Aufmerksamkeit abgewandt hatte, davongeschlichen war.
"Verfluchter Entendreck!", entkam es ihm lauter, als beabsichtigt, so dass er vorgab die Überraschung in Gesicht der Geweihten nicht bemerkt zu haben. Hastig sah er sich um. Die Domnatella entglitt einem schneller als ein Flussaal. Nun war's zu spät und ihm blieb nur zu hoffen, dass das Kind wusste, sich vor den schlimmsten Stellen auf diesem Feste fernzuhalten.
"Fangen wir mit dem Suchen an und schauen wir, ob wir nicht auch jemanden von Dom Leóns Getreuen finden, die wir nach Orondo schicken können", brachte er zähneknirschend hervor. Den verdutzten Blick des Mercenarios versuchte er ebenso zu ignorieren. Wurde Zeit, dass die Knappin Manieren lernte!
Kaum dass sich das kleine Trüppchen, samt der drei Hunde, von ihrem Versteck entfernte, atmete Zaida erleichtert auf. Ha, sie konnte es immer noch, vor aller Augen einfach verschwinden. Natürlich nicht wirklich. Aber wenn man wusste, wie die Erwachsenen dachte, war es recht einfach, sich im richtigen Moment einige Schritte davon zu schleichen und hinter dem nächstbesten Objekt abzuducken. Leise wie ein Mäuslein galt es dann auszuharren, bis man niemanden mehr hörte, der einen suchte.
Selbstzufrieden schob sie die wirren Locken zurück und linste hinter Don Ardan her. Sie mochte den schmucken Hauptmann ja, doch er hätte sie nur aufgehalten auf ihrem Weg zu den Zahoris. Und sicher nichts davon gehalten, wenn sie diese um Rat und Hilfe bat.
Autor: Lindholz
Mit schlenderndem Gang bewegte sich Amaros durch den vielgestaltigen bunten Schwarm an Pilgern; vorbei an den mit lauter Stimme ihre Waren und Devotionalien preisenden Laden- und Budenbesitzern. Er hatte sich nach seinem kurzen Botengang in das Kloster an einem gut besuchten Stand einen Schlauch mit einem spritzigen Apfelwein füllen lassen. Einem Kelch als Trinkgefäß hätte er schon aus Fragen des Geschmacks eigentlich den Vorzug gegeben, doch das Gedränge in den Gassen und Straßen des Ortes ließ ihn von dieser Idee Abstand nehmen. So nahm er den Verlust an Stil gerne in Kauf, bewahrte es doch seine Kleidung vor einem andernfalls fast unausweichlichen Malheur. Während er den Weinschlauch erneut an die Lippen setzte und die feine Säure auf seiner Zunge perlte, ließ er den Blick schweifen. Auch wenn ihm nur dieser Abend und die anschließende Nacht blieben, stand es für ihn außer Frage bei der Entscheidung für sein zukünftiges Liebchen weniger wählerisch zu sein. So ließ er sich die Zeit, die es brauchte, eine wertvolle Gemme unter hunderten belanglosen Kieseln ausfindig zu machen.
Gerade wollte er einen Blick in das ‚Zu den zwölf Tauben‘, eine der Tabernas des Örtchens, werfen, als eine Person in den Rand seines Blickfeldes trat, die sein Interesse weckte. Die grazile Gestalt einer blondschöpfigen Schönheit schritt an der Seite eines schneidigen Mannes dahin, während ihnen einige Bewaffnete den Weg bahnten. Auch drei gewaltige, schwarze Biester, die wohl als Hunde zu bezeichnen waren, leisteten der Gruppe Gesellschaft. Interessiert musterten die blaugrauen Augen des Lindholzers die in das rote Gewand einer Catlinenserin gekleidete Frau, bevor sein Blick über den jungen Mann an ihrer Seite glitten, der in den Farben Ragathiens gekleidet war. Erstaunt zog Amaros eine Augenbraue hoch, als er in ihm den Leutnant wiedererkannte, den er stocksteif an der Seite seiner Schwester hatte sitzen sehen. Ebenso wie die anmutige Catalinenserin schien er nach etwas Ausschau zu halten. Warum mochte er schon so früh die Feierlichkeiten in Rahjas edlen Hallen verlassen haben? Die Neugier des in zivil gewandeten Adeptus war geweckt und er entschloss sich, der Gruppe durch die Pilgerschar zu folgen. Falls sich sonst nichts anderes daraus ergab, würde sich ihm vielleicht zumindest die Gelegenheit ergeben, das Objekt seines Interesses anzusprechen, sobald die Gruppe ihre feste Formation aufgab.
Autor: dalias
Yppolita di Dalias y las Dardas eilte zu dem schlanken Zwiebeltürmchen, das sich nur schemenhaft gegen die Nachtschwärze abzeichnete. Ihren Vetter Lodovico hatte sie in den fürsorgenden Händen Eulalias zurückgelassen. Dass er ihr Pferd nicht vergessen solle, hatte sie ihm noch zugerufen. Dass sie Secretario Pribaldo Tracodi anweisen werde zu tun, was immer zu tun ist, auch dies hatte sie ihm noch zugerufen. Dann war sie los gerannt. Sie hasste diese Schuhe und dieses Kleid. Schon als kleines Mädchen hatte Yppolita lieber mit Schwertern gespielt, als einer Puppe Kleidchen anzuziehen und das, obwohl ihre Muhme Thesia, die sie in Punin erzogen hatte, eine Rahjageweihte war. Rosa Kleidchen für zierliche Püppchen.
Sie war am schmalen Zwiebeltürmchen angelangt, das den Endpunkt der Heiligen Treppe markierte. Von hier aus ging es dreißig Schritt oder dreihundert Stufen in schnurgerader Linie Richtung Rahja hügelabwärts. Die Rufe und die Lieder der Feiernden vom Dorfplatz wehten ihr entgegen. Im Feuerschein herrschte ausgelassenes, fröhliches Treiben. Noch ahnten die Taubentaler und ihre Gäste nicht, dass Seine Hochgeboren der Baron im Taubental mit dem Tode rang. Kurz hielt Yppolita inne und sog die frische Travienluft in ihre Lungen. Ihr Korsett, das ihren Oberkörper in Kegelform presste, quälte sie. Sie bückte sich und raffte die unterschiedlichen Lagen ihres blauen Kleides hoch.
Sie eilte die Stufen hinab, eine nach der anderen. Fünfzig Stufen. Sechzig Stufen. Ungeschickt trat sie mit einem dieser von Lodovico als entzückend, berückend und verzückend gelobten Schühchen Puniner Mode in einen ihrer Unterröcke, verfing sich und stürzte. Ihr rechtes Knie schlug auf eine der natursteinernen Treppenstufen auf. Mit Händen und Armen fing sie den Sturz auf. Ein kleiner Treppenabsatz verhinderte, dass sie weiter die verbliebenen zweihundertvierzig Stufen hinunterstürzte. Fluchend rappelte sich Yppolita wieder auf, rieb ihre wunden Hände, zog den rechten Schuh aus, schleuderte ihn fluchend von sich, zog den linken Schuh aus und schleuderte auch diesen weg – nicht aber ohne noch vorher mit einem „Namenloser noch eins" auf den Schuh gespuckt zu haben. Kleid und Unterröcke raffte sie wieder hoch und hastete mit schmerzendem rechten Knie, Verwünschungen auf den Lippen hügelab. Einhundert Stufen. Einhundertfünfzig Stufen. Die Lieder der Feiernden wuchsen Yppolita in ihrer Lautstärke und Fröhlichkeit entgegen. Dort unten lag die Goldene Rose; dann hatte sie es geschafft, dann war sie Kleid und Unterröcke und das vermaledeite Korsett los.
Zweihundert Stufen. Zweihundertfünfzig Stufen. Der Schmerz in ihrem rechten Knie begann immer stärker zu pulsieren. Sie spürte wie warmes Blut über ihr Schienbein nach unten floss. Das Zwiebeltürmchen, das den Beginn der Heiligen Treppe anzeigte, war schon fast zum Greifen nah. Auf den letzten Stufen wurde sie etwas langsamer. Sie wollte nicht zu viel Aufmerksamkeit erregen. Keuchend kam sie unten an. Schweiß glänzte auf ihrem Dekolleté und ihrer Stirn. Das Korsett raubte ihr den Atem. Yppolita ließ Kleid und Unterröcke sinken, die so ihre Füße und das blutende Knie bedeckten. Hinkend ging sie zielstrebig auf das Portal der Goldenen Rose zu. Auf dem Festplatz wogte die Menschenmenge in Ausgelassenheit und Weinseligkeit.
„Nah, Du Schöne, willst Du mich nicht küssen?" Unvermittelt trat Yppolita ein mit gewundenen Weinblättern gekrönter Schlaks mit einem Kumpan und vier Weinbechern – in jeder Hand hielten sie einen – in den Weg.
Dunkel funkelte sie die beiden an und schob sie beiseite.
Mit einem „Alveranspisseundrondrasarsch" erreichte Yppolita humpelnd die Goldene Rose, riss die Tür scheppernd auf und hastete die Stufen zu den Zimmern der Daliaser hinauf. Alrico, Lodovicos Bursche, war nicht da. Der Bengel hatte sich wohl unter die Feiernden gemischt; den würde sie erst morgen stockbesoffen wieder finden. Der Lärm der Menschenmenge drang herein. Die Kammer wurde nur durch Mada- und Feuerschein von draußen erhellt. Mit brennendem Schmerz im Knie hinkte sie durch die beiden Räume. Sanft schnarchend fand sie den spitzgesichtigen Pribaldo Tracodi auf seiner Bettstatt liegen. Domna Yppolita beugte sich über ihn, packte ihn an beiden Oberarmen, hob ihn aus dem Bett und stellte ihn auf seine Füße.
„Aufstehen, Maestro Tracodi! Es gibt Arbeit!", herrschte die Caballera den aufschreckenden Schreiberling an.
„Wie? Was? Wer?…", rieb sich Secretarius Pribaldo Tracodi den Schlaf aus den Augen. „Wo ist Wohlgeboren Dom Lodovico? Was ist…"
„Hilf mir, mein Kleid und dieses verfluchte Korsett auszuziehen, und ich erzähle es dir!"
Während sich Pribaldo Tracodi mit spitzen Fingern an die Arbeit machte, an Schnürchen zog und Häkchen öffnete, berichtete Domna Yppolita von der Feier im Rosentempel und dem plötzlichen und unerwarteten Fall Dom Leóns. Sie erzählte von der Aufregung der feiernden Gäste, der vermuteten Gewissheit, dass es ein Giftanschlag war, den Unpässlichkeiten Dom Lodovicos und dem tänzerischen und küssenden Wunderwirken Seiner Hochwürden Bonaventuras XXV.
Nach getaner Arbeit warf Yppolita das blaue Kleid achtlos in die Ecke. Gebannt verfolgte Pribaldo Tracodi das Spiel der Arm-, Rücken- und Brustmuskeln Domna Yppolitas, als sie sich Beinkleider und schwere Reiterstiefel anlegte, die Haare zu einem Eslamszopf band, ein weites Hemd rasch zuknüpfte, eine Lederweste darüber zog, sich mit einem Wehrgehänge umgürtete und eilig zu Caldabreser und Handschuhen griff, während sie ihn, den Secretario, anwies, Briefe an Domna Richeza in Punin und Dom Amando in Inostal vorzubereiten und zur Villa Azucena zu tragen.
Ohne einen weiteren Gruß polterte Domna Yppolita, Dom Lodovicos Rapier und Wehrgehänge in der Faust, aus der Kammer, die Treppe hinab und auf den vor Lebensfreude überschäumenden Dorfplatz hinaus.
(wenig später)[Quelltext bearbeiten]
Autor: dalias
Wo blieben Dom Lodovico, Dom Ludovigo und die anderen? Unruhig trat Domna Yppolita di Dalias y las Dardas von einem Bein auf das andere. In ihrem rechten Knie verspürte sie immer noch einen pochenden Schmerz. Vor der „Goldenen Rose" stehend ließ sie ihren Blick über die Feiernden schweifen, die noch nichts von diesem Unglück ahnten, das diese Nacht über sie gekommen war.
„Kuhbohne?" hatte ihr Vetter Lodovico ihr außerhalb des Tempels zugeraunt. Diese Frage stellten sich die Gelehrten, wenn ein Verbrechen geschehen war, um den möglichen Urheber zu ermitteln. „Kuhbohne?", flüsterte Domna Yppolita leise in die Nacht, während sie über ihr Kinn strich. „Kuhbohne?" Yppolita konnte ihr Lachen nicht mehr unterdrücken. Die gelehrten Herrschaften waren offensichtlich verrückt. Was haben Kuh und Bohne miteinander zu tun und dann dieselben wiederum mit einem Verbrechen? Lachend schüttelte sie ihr Lockenhaupt.
Der feine Geruch des Essens, der Hähnchen, Täubchen und Schmalzkringel, stieg ihr in die Nase und trieb ihr das Wasser im Mund zusammen. Es wurde getanzt, gesungen und gebechert. Hier schmeckte der Wein noch, hier war er nicht vergiftet. Domna Yppolita beschloss, dass sie lange genug auf Lodovico und Ludovigo gewartet hatte, und dass es vorteilhafter wäre, sich unter die Feiernden zu mischen. Vielleicht könnte sie so das eine oder andere in Erfahrung bringen. Ein junger Bursche in engsitzenden, knielangen Beinkleidern, die den Anblick seiner appetitlichen Pobacken und seiner strammen Waden preisgaben, schritt an ihr vorbei. „Kuhbohne?" Yppolita di Dalias y las Dardas zog den Caldabresser tiefer ins Gesicht und beschloss, dieser verdächtigen Person zumindest bis zum nächsten Weinstand zu folgen.
Autor: lindholz
Es war zum Verzweifeln! Keiner der Perainegeweihten schien trotz der hohen Feierlichkeiten den Weg nach Santa Catalina gefunden zu haben. Offenbar waren sie eher der Kontemplation als dem Feste zugeneigt... oder gingen die Vorbereitungen des Giftanschlages gar so weit, dass jemand die Priester der Göttin der Heilung absichtlich von hier ferngehalten hatte? Ardan von Kündoch schüttelte energisch den Kopf, um den Gedanken zu vertreiben. Es brachte nichts, sich Vermutungen hinzugeben. Er musste eine handfeste Lösung finden und zwar schnell!
Von den Angestellten des Barons war allerdings auch keiner auszumachen. Der Tobrier hatte jedoch von Anfang an keine genau Vorstellung gehabt, wie er einen hätte ausmachen sollen: Sie würden schließlich nicht im Livree über den Festplatz hüpfen - und nach ihnen zu fragen oder gar zu rufen, würde Aufmerksamkeit auf sie ziehen, die es zu vermeiden galt. So blieb ihm nur die Hoffnung, dass Elea Colombi jemanden erkennen würde, doch bisher war er enttäuscht worden. Das Gefühl der Hilflosigkeit ließ ihn die Zähne so fest aufeianderpressen, dass sich seine Kiefermuskulatur verkrampfte.
Noch einmal sah er sich in der Menge um, als sein Blick auf den eines jungen Mannes traf, der ihm vage bekannt vorkam. Der Blondschopf setzte gerade den Weinschlauch von den Lippen ab und deutete keck einen Gruß an, als dem Leutnant einfiel, wo er das Gesicht schon einmal gesehen hatte. Vielleicht konnte der Bursche der Ausweg sein, nach dem sie suchten. Der Leutnant winkte den jungen Mann herrisch heran; einer Aufforderung, welcher dieser mit einem verwirrten Ausdruck auf dem Gesicht auch nachkam. In der Gruppe der Soldaten, die sie umringten, angekommen, verbeugte sich der Jüngling elegant und grüßte die beiden vor ihm stehenden mit „Euer Gnaden, Hoher Herr.“
‚Wenigstens weiß sich der Bursche zu benehmen‘, dachte Ardan von Kündoch bei sich und fragte: „Wie ist Sein Name?“
"Am... Amando Monzo, hoher Herr." antwortete der Angesprochene nervös.
„Amando, ich bedarf Seiner Dienste. Folge er mir zur Herberge!“, befahl von Kündoch und wollte schon losgehen, als unerwartete Widerworte an sein Ohr drangen.
„Das Angebot ehrt mich natürlich, hoher Herr, und gerade an den Festtagen der Rahja fällt es mir schwer, mich dem zu verschließen, aber...“, sprach der Bursche und Ardan von Kündoch kroch die Röte ins Gesicht, als das leise Lachen der Dame Colombi an sein Ohr drang.
„Davon rede ich doch nicht! Was bildet er sich ein?“, fuhr Ardan den Blondhaarigen an, „Er ist doch Botenreiter, nicht wahr?“
„Wie? Oh, ja, so ist es, hoher Herr“, bestätigte Amando und schien deutlich aus der Fassung gebracht zu sein.
Der Leutnant nickte und begann den Weg zur Herberge weiter zu gehen: „Dann kennt er sich gut in der Gegend aus, nehme ich an.“
„Nun ja...“
„Und hat sicher auch nichts dagegen einzuwenden, sich für einen schnellen Botenritt etwas dazu zu verdienen.“
„Also eigentlich...“
Vor der Tür der Herberge angekommen, wirbelte Ardan von Kündoch herum. Er hatte keine Zeit für Einwände. Sein ausgestreckter Zeigefinger schwebte vor der Nase des blonden Jünglings, der so gebannt auf die vor seine Augen befindliche Fingerkuppe starrte, dass ihm das Schielen einen dümmlichen Gesichtsausdruck verlieh. Jeglicher Spott war aus den Zügen seine Gegenübers verbannt, als der Tobrier verkündete: „Er wird noch heute eine Nachricht nach Orondo bringen und dem Geweihten des dortigen Perainetempels überstellen. Das Schreiben wird versiegelt sein. Sollte er den Brief unbeschadet überstellen, erwartet Ihn eine mehr als angemessene Bezahlung. Sollte er sich erdreisten, das Schreiben zu lesen, zu trödeln oder unachtsam zu sein, wird Er hingegen bezahlen. Hat Er mich verstanden?“
Amando Monzo hatte inzwischen den Blick von dem ausgestreckten Finger lösen können und nickte jeglicher Worte beraubt. Dann folgte der junge Mann dem Leutnant in die Herberge.
Auf dem Pilgerfeld[Quelltext bearbeiten]
Autorin: beiras
Warum nur war Arlen jemandem hinterher gerannt? Was suchte er? Corvara schlängelte sich durch das feiernde Volk, entging nur knapp einem Schwall Bier der aus einem großen Humpen schwappte, den sein Träger scheinbar nicht mehr bändigen konnte. Wahrscheinlich wegen ihres schwarzen Kleides, welches zwar vorteilhaft geschnitten war und auch ihre schlanke Figur unterstrich, aber sich von der vorherrschenden hellroten Farbe so abhob, wurde sie wenig behelligt. Und auch die Hunde mochten dazu beitragen, dass sie fast ohne Zwischenfall das Pilgerfeld erreichte. Doch wo nur sollte sie hier nach Arlen suchen?
Unschlüssig blieb sie stehen. Vielleicht sollte sie es einfach genießen, den Trubel für sich alleine zu haben? Ohne Aufsicht. Doch es dauerte nicht lange bis sie und die Hunde die Aufmerksamkeit Arlens auf sich zogen. Ärgerlich saß er auf einem Fass und suchte die Menge der Feiernden ab, die sich hier auf dem Pilgerfeld tummelte. Als er Corvara mit den Hunden auf ihn zu kommen sah, erhob er sich, damit sie ihn sah.
"Was tut Ihr hier, Domnatella? Warum seid Ihr nicht bei den Feierlichkeiten im Tempel?"
Sie unterrichtete ihn mit leiser Stimme über das Giftattentat, die verfahrene Situation innerhalb des Tempels und die Suche nach einem Heiler. Immer wieder sah sie sich dabei um, doch niemand schien Notiz von den beiden zu nehmen. Alle hatten etwas Besseres zu tun als der geflüsterten Unterhaltung zu lauschen. "Wen oder was suchst du, Arlen? Warum bist nicht bei den anderen?"
"Ich bin auf der Suche nach Tito. Er ist wie von Dere verschwunden. Nur die Götter wissen, wo er ist. Vorhin sah ich jemanden, der seinen Umhang trug. Ich könnte schwören, dass er es gewesen ist und bin ihm hinterher gelaufen. Als ich ihn endlich erwischt habe, stellte sich heraus, dass es ein besoffener Knilch war, der den Umhang irgendwo hat mitgehen lassen." Wild gestikulierte er mit dem erbeuteten Umhang. "Aber ich bin mir sicher, ihn noch gestern an Tito gesehen zu haben. Nur, wo ist der Mann, der ihn tragen sollte? Ich weiß es nicht..."
Corvara lächelte: "Die Hunde werden ihn finden. Freya ist eine gute Jägerin, sie braucht nur seinen Geruch. Gib mir den Umhang. Bist du auch wirklich sicher, dass es seiner ist?" Corvara freute sich augenscheinlich, dass sie nicht gelangweilt im Zimmer sitzen musste.
Bereitwillig gab Arlen ihr den Umhang. "Ja, ich bin mir sicher. Seht hier, dies kunstvoll gestickte 'T', Domnatella" Corvara hielt Freya den Umhang hin und diese schnupperte eifrig an dem dargebotenen Kleidungsstück. "Such, Freya! Wo ist Tito? Komm meine Große, zeig mir, wo er ist!"
Als habe die Hündin nie etwas anderes getan, hielt sie ihre Nase schnuppernd in die Höhe und lief los. Corvara und Arlen folgten: Corvara gepackt von einem Gefühl der Jagdlust, Arlen mit einem gemischtem Gefühlen: Was, wenn sein Herr ihn einmal suchen würde und er nicht gefunden werden wollte? Er hatte Geschichten gehört, dass die Hunde seines Herrn schon den ein oder anderen entlaufenen Gefolgsmann gefunden hätten... die meisten Geschichten hatten kein schönes Ende.
Autor: vivar
Die schwarze Hündin hielt die Schnauze dicht am lehmigen Boden. So viele Gerüche! Der Geruch roter Blumen mischte sich mit dem von Erbrochenen, der von rotem Traubensaft mit dem von Menschen, die ihr Revier markiert hatten. Der angenehme Duft von Schweiß vermengte sich mit dem noch viel angenehmeren von gebratenem Fleisch. Und dazwischen hing, wie eine feine Marke, der einzigartige Geruch eines Menschen. Die Spur war nur äußerst schwach, und der Ablenkungen waren viele, doch Freya war eine gute Spurenriecherin.
Sie drängte sich durch das Gewühl von Menschenbeinen, sich kaum dessen bewusst, dass der Rüde Koro und ihre Herrin ihr dicht auf den Fersen waren. Die Spur wurde stärker, der Geruch intensiver. Es ging leicht bergan.
Als die Hündin den Ort erreicht hatte, wo es am stärksten nach dem roten Tuch roch, ließ sie sich auf ihre Hinterläufe nieder und begann laut zu bellen. Ihre Herrin konnte zufrieden sein. Würde ein Happen Fleisch für sie abfallen?
Vor Corvara und Arlen, am efferdwärtigen Rande des Pilgerfeldes und damit nahe der Klause der Santa Catalina, lag das Rote Zelt - oder das, was das aufgebrachte Volk am Mittag davon übrig gelassen hatte. Die Zeltbahnen waren teils heruntergerissen, teils aufgeschlitzt und gaben im Schein von Arlens Fackel einen Blick auf das Innere frei. Stühle waren zerbrochen, ein Tisch umgestoßen und eine beschlagene Holzkiste aufgebrochen. Auf dem Lehmboden lag ein weißes Leintuch, das wohl zuvor das Zelt in zwei Teile getrennt hatte. Auch zwei einfache Lager waren durchwühlt.
Autorin: lasdardas
Tsarina und Dolora hatten sich kichernd zu Füßen der Außenmauer niedergelassen. Die beiden Zahorimädchen waren außer Atem, hatten sie doch gerade beim Zuckerbäcker zwei Honigstangen ergattert. Sie waren dem armen Mann zwei Küsse schuldig geblieben, stattdessen hatten sie Fersengeld gegeben und sich behände durch die Menge an Pilgern davongemacht. Jetzt holte jede von ihnen ihren Schatz heraus und begann eifrig zu lecken. So etwas gab es nur selten; dieses Rahjafest war wirklich ein Segen.
"Wenn ich... reich bin, ...esse ich.... nie.... wieder was anderes!" Die ältere Tsarina hatte schon immer hochfliegende Träume gehabt. Dola, wie man die Jüngere rief, lachte laut.
"Du wirst niemals reich, Rina; hör auf mit dem Unsinn!" Sinnig lutschte sie weiter den süßen Stengel. "Hast du das Gesicht des alten, dummen Bäckers gesehen? Ich hab mich kurz umgeschaut, er hat fast gesabbert, so aufgeregt war er."
Jetzt war es an Tsarina zu lachen. "Du bist verrückt! Was, wenn er dich erwischt hätte? Dann hätte er dich abgeschlabbert, wie du jetzt seine Zuckerstange abschlabberst!"
Dolora schob die Stange in den Mund, stotterte unverständliches, rempelte die Freundin an und sofort waren die beiden wilden Mädchen in eine verspielte Rangelei verstrickt.
Darum wissend, in welche Richtung Dom Ardan mit der Geweihten und dem Mercenario unterwegs waren, schob sich Zaida in entgegengesetzter Richtung durch das Gewühl. Einem Mann, der heiter angetrunken versuchte, sie in eine Umarmung zu ziehen, trat sie kräftig auf den Fuß, so dass er anstelle ihrer einbeinig hüpfend den Schuh umklammern konnte; und damit war er auch hinreichend beschäftigt. Eilig schob sie sich weiter, das Ziel vor Augen. Als sie ihr bekannte Stimmen hinter einer Häuserecke vernahm. Wie es schien, war man gut gelaunt und wild, wenn auch nicht unbedingt am Feiern.
"He da, Weibergesindel, was treibt ihr euch hier herum - ohne mir was zu sagen?" In verwegene Pose gestellt, die Hand auf der Hüfte, knapp neben dem Langdolch, so dass jeder Rauffechter vor Neid erblasst wäre, grinste sie die beiden jungen Damen frech an. Sie ließ ihnen auch gar nicht erst die Möglichkeit, die schlanken Glieder zu entwirren, da zog sie erst die eine, dann die andere in eine freudige Umarmung. "Das ist der schönen Göttin Fingerzeig, dass ich euch hier treffe!", krähte sie ihnen entgegen. Verstohlen sah sie sich um und winkte die beiden dann zu sich in die Nische zwischen den beiden Häusern. "Ich brauche eure Hilfe und die eurer Sippe, wenn's denn möglich ist, mir zu helfen."
Dola ließ während der Umarmung die Honigstange schnell wo auch immer in ihrem Rock verschwinden, wärend Rina locker weiterlutschte. "Zaida, du hast uns erwischt!" Sie zog das Zuckerwerk aus dem Mund und bot es der Magnatentochter ungezwungen an. "Magst du auch mal? Es ist schwer verdient! Der dicke Bäcker durfte uns dafür ansehen!", lachte sie und leckte das Ding noch einmal ab, bevor sie es weitergab. "Du brauchst Hilfe? Ich habe keine Ahnung, wo Santo sich rumtreibt, das Lager ist so gut wie leer. Ich weiß, dass sie alle in der Mitte der Nacht am Denkmal tanzen wollten, dazu wird Santoro fideln, doch wenn ich dort mit Dola auftauche, zieht er mir die Hammelbeine lang. Sie ist viel zu klein für ein Rahjafest." Neckend stupste die Ältere die Jüngere, die naserümpfend protestierte und schon waren die Mädels wieder in eine kleine Schlägereien verwickelt.
Mit einem Anflug von Verzweiflung rollte Zaida mit den Augen, da die beiden schon wieder am Raufen waren. Einziger Lichtblick war die Zuckerstange, welche glücklicherweise nicht wie ein Pilgerstab geformt war, wie ein kritischer Blick offenbarte und daher auch von Zaida angeleckt wurde. Ehe sie dann nachhaltig mit dem Fuß auf den Boden stampfte. "Ihr Hübschen, ihr müsst mir Santoro finden und ihn bitten, mich beim Lager zu treffen. Es ist wirklich wichtig, es geht..." Kurz zögerte sie, dann fand sie die Entschlossenheit wieder. "Es geht um Leben und Tod!" Ihr Blick war bei diesen Worten ernst geworden.
Autorin: beiras
Eifrig schnuppernd lief Freya, den großen Hundekopf nahe am Boden durch die Menge. Corvara folgte ihr, ließ ihr aber genug von der Lederleine, damit die Hündin frei laufen konnte während sie die Leine von Koro kürzer hielt, was diesen wenig erfreute. Immer wieder zog er an der Leine und musste mit einem herrischen Gegenzug zur Raison gebracht werden. Hier und da verharrte Freya für einen Moment, schnupperte intensiver und schob sich dann weiter zwischen den Feiernden hindurch, die ab und an etwas verwirrt der Gruppe hinterher blickten.
Wohin auch immer Tito gegangen war, er schien kreuz und quer über das Pilgerfeld gelaufen zu sein. Aber warum? Er wollte doch mit seiner Mutter in seinem Zelt bleiben! Wortlos folgte dem Mädchen mit den zwei Hunden der Mercenario, der sich nicht sicher war, ob er sich über die Hilfe der Hündin freuen sollte. Ein bisschen hatte diese Suche etwas von einer Menschenjagd. Bei diesem Gedanken lief Arlen erneut ein kalter Schauer den Rücken hinunter, obwohl die Luft lau und angenehm war.
Vollkommen in Gedanken prallte Arlen gegen den Rücken Corvaras, die unverhofft stehen geblieben war. "Entschuldigt", murmelte er erschrocken. Doch Corvara schien sich nicht an dem Rempler zu stören, vielmehr blickte sie aufmerksam von rechts nach links. "Hm, Freya scheint seine Spur verloren zu haben..." Sie waren am Rande des Pilgerfeldes angekommen, doch wohin sollten sie sich jetzt wenden?
Autor: vivar
In diesem Moment sah Corvara, wie nur ein Dutzend Schritt von ihr entfernt Zaida im Laufschritt hinter einem Zelt hervorkam. Ihre wilden Locken wippten auf und ab, und sie hatte zwei braungebrannte Mädchen in ärmlicher Kleidung im Schlepptau. Wurde die kleine Las Dardas etwa von Zahoridieben verfolgt? Die drei blickten weder nach rechts noch links, sondern eilten weiter am Rand des Pilgerfelds entlang; fort vom Dorf.
Autorin: lasdardas
Zahoris hin oder her, Zaida war doch der Hoffnung gewesen, dass sie den Prinzen der Zahoris auf dem Pilgerfest aufspüren konnte, bevor der Morgen graute - naja, oder bevor der mitternächtliche Tanz in der Wagenburg begann. Denn wenn sie eines gelernt hatte, dann war es, dass man tanzende Zahoris nicht aufhalten konnte. Ihre fortgesetzte Befragung der beiden Freundinnen Tsarina und Dolora hatte - von ausuferndem Kichern begleitet - in etwa das Bild ergeben, dass sich ohnehin schon in ihrem vielleicht doch etwas von rahjageküsstem Verstand zusammengesetzt hatte: Santoro, so die beiden Mädchen, hatte sich mit der Schönsten unter den Pilgern zu einem der schönen Göttin wohlfeilen Stündchen verabschiedet. Oder, das romantische Bild beiseite geschoben: Er rollte gerade mit einer Bauernmagd auf dem nächsten Heuboden herum. War nur die Frage, welcher der vielen Heuböden im Dorfe nun der richtige war. Im Geiste sah sich Zaida schon, bewaffnet mit einer Mistgabel, sämtliche Heuhaufen durchstöbern, begleitet vom wüsten Gefluche der zu Unrecht Angestochenen.
Nein, so würde das nichts. "Nun hört mal zu, ihr zwei - gibt's nicht vielleicht eine Möglichkeit, bei euch am Lager jemanden zu finden, der mir helfen kann? Was ist denn mit der alten Xsarsa?" Einhelliges Kopfschütteln war die Antwort. War ihr Verdacht wohl doch falsch, dass die alte Xsarsa eine echte Hexe sei. Oder sie wollte nur nicht bei Dom León vorsprechen, denn dieser würde sicher durch ihre Verkleidung schauen können und feststellen, dass sie in Wahrheit eine bildhübsche und junge..." Energisch schob Zaida den Romananfang beiseite. Wenn sie so weiter fabulierte, würde sie noch Autorin für Rosenromane, aber keineswegs Domna Rominas Knappin!
Autorin: beiras
Corvara stutzte kurz, als sie Zaida sah. Wohin rannte diese denn so schnell? Kurz überlegte sie, ob sie ihr folgen sollte oder weiter eine Spur von Tito suchen sollte. Freya schnupperte noch immer suchend, wandte sich dann plötzlich der gleichen Richtung zu wie Zaida, so dass Corvara die Endscheidung abgenommen war. Schulterzuckend ließ sie sich von der Hündin führen und beachtete Arlen nicht, der nun einen etwas größeren Abstand hielt, um der Tochter seines Herrn nicht noch einmal zu nahe zu kommen. Man wusste schließlich nie, wie solche Herren darauf reagierten, sollte ihnen dies zu Ohren kommen....
Augenscheinlich wollte Zaida zu den Wohnwagen der am Fest teilnehmenden Zahoris und Freya folgte einer Spur, die ebenfalls zu diesem Lager führte. Aber was wollte Tito denn bei den Zahoris? Corvara nahm die Leine etwas kürzer, um das Tempo des Hundes zu verlangsamen. Es würde ihr hier schwerfallen, nicht aufzufallen, denn es waren nur noch wenige Zahoris im Lager, die meisten feierten auf dem dem Pilgerfeld oder in den Tabernas. Als Zaida bei einem Wohnwagen stoppte und nach kurzem Klopfen in dessen Inneren verschwand, verlor Corvara sie aus den Augen. Sollte sie warten bis sie wieder auftauchte? Nein, was ging es sie an, was Zaida hier trieb? Sie sollte Tito suchen und das würde sie auch tun. In ihrer rechten Hand zerrte Freya an der Leine, sie wollte weiter und der Spur folgen. Sie gab mehr Leine frei und lief weiter, nutze dabei aber die Zelte und Wohnwagen so gut wie möglich, um nicht aufzufallen.
Autorin: ehrenstein
Nach einer längeren und heftigen Diskussion wurde klar, dass die beiden Zahorimädchen den Anführer ihrer Sippe nicht finden konnten oder wollten. So kam man überein, direkt die Älteste aufzusuchen. Los ging es im Schweinsgalopp, wie Zaida lachend bemerkte, durch die Pilger, raus aus der Menge auf dem Pilgerfeld, zu den Wohnwägen der Espadín-Sippe. Einige der Zahoris waren noch im Lager. Man grüßte die Kinder und beäugte Zaida, hielt sie aber nicht auf. Bei dem inneren Wagen bremste Tsarina und klopfte schüchtern an.
"Mhanah, bist du daheim?" Sie legte ein Ohr ans Holz und klopfte nochmal. "Mhanah, es braucht jemand deine Hilfe." Respektvoll trat sie zurück, als von drinnen Schritte laut wurden.
Autor: vivar
Schlurfend kamen die Schritte näher, bis sich schließlich die Tür mit einem lauten Donnerschlag öffnete. Aus dem Inneren des Radwagens blinkte fahles Kerzenlicht und umrandete eine monströse Erscheinung, die den Türrahmen beinahe ganz auszufüllen schien. Mit einer Schattenklaue schien die Gestalt sich am Türrahmen festzuklammern und mit einer anderen nach den drei Mädchen zu haschen. Zaida, die auf den Stufen zur Tür stand, stolperte unwillkürlich nach hinten, als der riesenhafte Schatten auf sie fiel, und musste von Dolora und Zaida aufgefangen werden.
Bei Rondra und Rahja, was für ein grauenhaftes Unwesen war dies? Der erste Impuls Zaidas war, die Beine in die Hand zu nehmen und das Weite zu suchen. Doch war sie nicht Knappin der tapferen Romina von Ehrenstein-Streitzig, die im Raschtulswall schon größeren Gefahren gegenüber gestanden hatte? In diesem Moment zuckte ein Blitz - Bruder des vorangegangenen Donners - und erlaubte den Mädchen, zu sehen, was sich in den Schatten der Nacht verbarg.
Xsarsa Espadín war ein verhutzeltes Weiblein, das von Satinav bereits so weit niedergedrückt war, dass es kleiner als Zaida selbst war. Unter Tüchern und Wickelröcken war der Leib der Mhanah ganz verborgen. Die faltigen Hände waren lang und spinnendürr, und ihr bis zur Brust wallendes Haar war grau und stumpf wie Stein. Dazwischen ragte aus einem kleinen Kindergesicht, das von den Gräben der Zeit zerfurcht war, eine Hakennase hervor. Alles an ihr schien alt. Nur die Augen funkelten die drei Kinder wie schwarze Sterne an.
Durchdringend musterte sie Zaida. Ohne die schmalen Lippen mehr als einen Spaltbreit zu öffnen, murmelte sie dann seufzend: "Bei der göttlichen Za! Diejenigen, die meine Hilfe brauchen, werden auch immer jünger. Eltern sollten ihren Kindern mehr über die Kräfte des Rahjalieb erzählen. Oder sie von Rahjafesten fernhalten. Einerlei. Ich kann dir helfen, mein Kind. Aber bedenke, ehe du in meinen Wagen steigst: Was Za gibt, nimmt Boron, was dieser nimmt, gibt jene wieder; und auch Xsarsa kann dir nichts geben, ohne dir gleichzeitig etwas zu nehmen. Also überlege gut, ob du mich wirklich um meine Hilfe bitten willst."
Ihre Worte untermalend, grollte Rondra erneut am Nachthimmel. Fast gleichzeitig sandte Efferd die ersten Regentropfen zur Erde. Die Mhanah tat ein Schrittlein zur Seite und machte eine Bewegung mit ihrer Rechten, die wohl so etwas wie eine Einladung sein sollte.
Autorin: lasdardas
Der erste Schreck war rasch überwunden und Zaida hätte sich in den Hintern beißen mögen, dass sie sich von der alten Hutzelzahori so hatte erschrecken lassen. Dabei hatte sie die alte Xsarsa doch schon aus der Entfernung mehr als einmal beobachtet. Aber da war es auch nicht Nacht gewesen und kein Traviagewitter war über den Himmel gezogen. Da war das göttliche Zankweib wohl eifersüchtig, dass Schwester Rahja ein so liebliches und wenig von familiärer Treue geprägtes Lustfest gab.
Vorsichtig trat sie der Einladung der Greisin folgend in den Wagen ein.
„Ei, werte Mhanah“, das Wort hatte sie von ihren Zahorifreunden gehört und war auch ordentlich stolz darauf, dass sie die alte Zahori mit ihren Kenntnissen beeindrucken konnte, „ich weiß genug vom Rahjalieb und dem, was Tsa säht, um zu wissen, wann, wo und wie ich vorsichtig sein muss. Aber es ist gut zu wissen, dass du dich mit derlei so gut auskennst, falls einmal meine Herrin derlei Dienste bedürfen sollte.“ Verdammt, sie und ihr elendiges Plappermaul! Hoffentlich hörte die verehrte Comtessa nicht davon, was sie hier für ein Thema anschnitt.
„Ähm, wo war ich?“ Energisch schob sie den Unfug in ihrem Kopf beiseite, so dass Logik und Notwendigkeit kurzfristig Einzug halten konnten: „Nicht ich bedarf deiner Dienste und auch nicht aus diesem Grunde. Es gibt jemanden, der ganz dringend der Dienste der Peraine bedarf. Und da ich schon von deiner Kunstfertigkeit in diesen Dingen hörte, besonders was die Hengste der Zahori angeht“, und um einen Hengst ging es hier ja schließlich auch, obschon er weder Zahori war noch auf vier Beinen durch die Gegend galoppierte, „erinnerte ich mich rasch an deine Person.“
Sie schnaufte tief durch, keine Zeit mehr, lange darum herum zu reden… „Der Baron des Taubentals, Herzensbrecher und Favorit der lieblichen Göttin, wie's scheint, wurde Opfer eines hinterhältigen Giftanschlags. Und das mitten im Tempel der Rahja. Bitte, Mhanah, kannst du ihm nicht helfen? Selbst die Geweihten der schönen Göttin konnten ihm nur einen Aufschub verschaffen. Und sicher soll es euer Schaden nicht sein, wenn euch der Baron des Taubentals einen Gefallen schuldig ist…“ Ein wenig Rahja, ein wenig Phex, das dürfte nach dem Gefallen der Zahoris sein. Dass der Patient ein hoher Magnat war wohl eher nicht…
Autor: vivar
Die Alte, die sich während Zaidas Worten bedächtig und etwas umständlich an einem Tischlein mit bunt bestickter Decke niedergelassen und mit den Fingern einen darauf wuchernden Kerzenstummel von flüssigem Wachs befreit hatte, so dass wenigstens die Gesichter gelblich erhellt wurden, hielt ruckartig in ihrer Bewegung inne, als die Rede auf den Baron im Taubental kam. Scharf blickte sie Zaida an.
"Der Baron, der schöne Vivar, liegt vergiftet darnieder? Wie bedauerlich, mein Kind." Ihre Stimme war beißend. "Und nicht einmal die Catalinenser können ihm helfen, wo er doch angeblich so ein rahjagefälliger Herr ist? Sehr bedauerlich. Wenn nicht einmal die Diener der Schönen Göttin ihrem Günstling zu helfen wissen, was soll dann eine einfache Frau wie die alte Xsarsa noch tun? Vielleicht hat Rahja ja keinen Gefallen mehr an ihrem schönen feinen Herrn?" Sie verzog das Gesicht zu einem bösartigen Grinsen. "So wie offensichtlich dieser Verrugo keinen Gefallen mehr daran hat, die Espadín zum Catalinenfest zu laden, wie es noch sein Vorgänger tat und alle Soberane vor ihm. Nicht, dass wir nicht trotzdem erschienen wären wie in jedem Jahr - wir achten schließlich im Gegensatz zu ihm die Tradition!"
Autorin: lasdardas
"Ehrwürdige Mhanah, erinnere dich daran, wie übel es uns allen, aber auch besonders den Zahoris, unter der Herrschaft dieser neuhal'schen Schnepfe ergangen ist. Wer oder was wird nachkommen, wenn es den hübschen Baron - gleich wie schlecht seine Manieren und wie wenig respektvoll sein Verhalten eurer Sippe gegenüber gewesen sein mag - zu Väterchen Boron geht?"
Zaida stutzte kurz, als ihr ein Gedanke kam. Noch eine Anwärterin auf den Baronssitz wäre auch ihre eigene Mutter, hatte diese doch bereits nach dem Versterben der alten Mastsau danach gestrebt. Andererseits musste es einen Grund dafür gegeben haben, dass Fiona de las Dardas so freizügig auf eben jene Würde verzichtet hatte. Und wenn ihre Mutter etwas scheinbar ohne Grund tat, dann hatte es meistens doch einen triftigen dafür.
Autor: vivar
Xsarsas Züge wurden hart und mit einer abwehrenden Geste wies sie den Gedanken von sich, dass die Espadín-Sippe sich in die Politik der Sesshaften verwickeln ließe. "Das Freie Volk mischt sich nicht ein, wenn ihr Verrugos darüber streiten, von wem ihr euch am liebsten tyrannisieren lasst. Ganz gleich, ob ihr eure Herren 'Neuhal'sche', 'Descendientes' oder 'Magnaten' nennt, am Ende herrschen sie alle mit Zaum und Zügel[1] über buckelnde Untertanen. Das ist nichts für jene, die frei wie der Wind geboren sind! Wenn Verrugos streiten und sich gegenseitig mit Feuer, Schwert und Gift bedrohen, dann ziehen wir lieber, Aves und Za voran, unser Wege - so viel haben wir in den letzten Jahrhunderten gelernt!"
Für einen kurzen Moment schwieg sie, und ihr faltiges Gesicht entspannte sich ein wenig. "Hat der Vivar dich persönlich geschickt, mein Kind?"
Zaida schüttelte den Kopf. "Dazu wäre er gar nicht mehr in der Lage gewesen. Hochwürden Bonaventura hat ihn in einen Schlaf versetzt, der die Wirkung des Giftes anhält, doch wenn niemand ihm hilft und der Morgen kommt, so wird er unweigerlich in Borons... in Rahjas... wird er sterben!"
"So, so", machte die Alte. "Wer hat dich dann zu mir geschickt? Wem dienst du, Mädchen?"
Autorin: lasdardas
"Wem ich diene, fragst du? Ich bin im Dienst der Comtessa Romina Alba von Ehrenstein-Streitzig, die mich just in diesen Tagen zu ihrer Knappin ernannt hat, nachdem wir gemeinsam und in Begleitung ihres Oheims, des künftigen Grafen des Yaquirtals aus dem Raschtulswall einer Horde blutgieriger Ferkinas entkommen sind."
Autor: vivar
"Und eine so mächtige Verruga ist am Schicksal des León de Vivar interessiert?", fragte die Mhanah mit Zweifel in der Stimme, ehe sich ihr Blick aufhellte. "Ah, er soll ein wahrer Levthanskerl sein. Verstehe, verstehe..."
Autorin: lasdardas
Jetzt funkelte Zaida die alte Zahori energisch an. "Meine Herrin ist rechtschaffen und ehrbar und sie tat dies nur aus Pflichtgefühl ihrem Gastgeber Dom León gegenüber. Sie hat mich ausgesandt, jemanden zu finden, der eben jenem helfen könnte, ehe er dem Boronskuss erliegt. Es war hingegen allein meine Idee dich aufzusuchen, da ich von meinen Freundinnen in deiner Sippe weiß, dass du auch eine achtbare Dienerin Peraines bist. Wenn du also den dir zustehenden Lohn für diese Hilfe einforderst, dann wende dich an den hengstigen Baron oder mich, aber lass meine Herrin außen vor. Sie weiß nicht, dass ich hier bei dir bin. Auch wenn ich sicher bin, dass sie deine Hilfe nicht ausschlagen würde. Und ich bin sicher, dass du dich mit meiner Mutter - so der Baron sich drücken mag - eine Gefälligkeit aushandeln kannst, die dir und deiner Sippe nicht zu Nachteil sein wird, ehrwürdige Mhanah."
Und mit diesen letzten Worten verbeugte sie sich ehrfürchtig vor der alten Frau.
Autor: vivar
"Hm, klug daherreden kannst du ja bereits für dein Alter. Verneigen brauchst du dich aber nicht vor mir, ich bin keine deiner adligen Herrinnen. Ich kann mir den dahinwelkenden Vivar ja einmal genauer betrachten. Vielleicht gibt es etwas, das einer alten Amme wie mir auffällt. Dann wollen wir sehen, ob wir Boron nicht ein paar Schuhe schenken können![2]
Aber" - sie reckte einen knochigen Finger in die Luft - "ich stelle zwei Bedinungen - an deine Frau Comtessa, die ja deinen Schilderungen nach die mächtigste und größte der anwesenden Verrugas ist, denn der schöne Vivar liegt im Sterben und kann mir weder etwas gewähren noch verwehren, die Macht deiner Mutter aber reicht nicht viel weiter als bis zum Rôn. Erstens: deine mächtigeren Herrin wird mir einen Brief ausstellen, der an ihren noch mächtigen Oheim adressiert ist und den Espadín freien Abzug aus dem Taubental sowie freies Geleit durch alle Gebiete der Streitzigs gewährt - dies nur für den Fall, dass Za mir die Gnade verwehren sollte, den Todgeweihten ins Leben zurückzuholen, und irgendein Verrugo uns Zahoris die Schuld dafür in die Schuhe schieben möchte.
Zweitens: Sollte Za uns wohlgesonnen sein und der Todgeweihte wieder unter den Lebenden wandeln, so wird mir deine Herrin in den nächsten sechs mal sechs Monden einen Wunsch gewähren." Und dann wiederholte sie, ob drohend oder verheißungsvoll, war nicht zu erkennen, die Worte, die sie gesprochen hatte, ehe Zaida zu ihr in den Wagen getreten war: "Was Za gibt, nimmt Boron, was dieser nimmt, gibt jene wieder."
Autorin: lasdardas
Gehorsam und gemessenen Schrittes der Geschwindigkeit der Mhanah angepasst, führte Zaida die ehrwürdige Alte aus dem Wagen. Draußen regnete es in Strömen, wie sie feststellte. Das Pilgerfeld war so gut wie verlassen; das feiernde Volk hatte sich in die Ausschankzelte und die Tabernas des Dorfes geflüchtet. Aus den Augenwinkeln nahm die Knappin wahr, dass einige Zahoris sie und Xsarsas in einigem Abstand folgten.
"Ach, ehrwürdige Mhanah, ich weiß, dass es die Zahoris vor allem mit Phexen, Rahja, Za und Väterchen Boron haben. Aber auch wenn man alle Zwölfe verehrt, so kann man doch jedem von ihnen gerecht werden, ohne allem folgen zu müssen, was sie sagen. Das ist wie mit meinen Eltern. Das kommt immer ganz auf die Situation an, in der man ist, dann weiß man schon, was es einzuhalten gilt und wo man sich durchschummeln kann. Und wenn man eine Münze verführerisch liegen sieht, dann ist's nicht Praios, an den man denken sollte, sondern Phex, der einen zublinzelt. Und wenn die Ehefrau einen hübschen Burschen sieht und der Ehemann gerade ganz wo anders weilt, dann ist's auch nicht die Gans, sondern die Stute, die ruft. Und doch wird die Familie vor Travia unverbrüchlich zusammenhalten, wenn's gegen eine verfeindete Sippschaft geht. Siehst du, es ist gar nicht so schwierig, es jedem Gott zur rechten Stunde recht zu machen. Aber wenn man natürlich versucht, immer allen alles recht machen zu wollen, dann findet man sich bald bei den Noioniten wieder..."
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