Chronik.Ereignis1033 Streit ums Taubental 39: Unterschied zwischen den Versionen
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Sporenklirrend, mit raumgreifenden Schritten und stolzgeschwellter Brust trat Caballera Yppolita wie ein zum Kampf bereiter Gockel in das Tempelrund. Bruder Farimiro und Schwester Isandra, die verdattert am Portal standen, bedachte die Yaquirtalerin nur mit kurzem Blick. Ihr folgte auf dem Fuße ein junger Mann in unscheinbarer und schlammbesudelter Kleidung. Sein Haupthaar war schwarz und im Nacken zusammengebunden. Seine smaragdgrünen Augen strahlten Ruhe und Würde aus. | Sporenklirrend, mit raumgreifenden Schritten und stolzgeschwellter Brust trat Caballera Yppolita wie ein zum Kampf bereiter Gockel in das Tempelrund. Bruder Farimiro und Schwester Isandra, die verdattert am Portal standen, bedachte die Yaquirtalerin nur mit kurzem Blick. Ihr folgte auf dem Fuße ein junger Mann in unscheinbarer und schlammbesudelter Kleidung. Sein Haupthaar war schwarz und im Nacken zusammengebunden. Seine smaragdgrünen Augen strahlten Ruhe und Würde aus. | ||
Auffordernd glitt der Blick der Caballera über die anwesenden geistlichen und weltlichen Würdenträger, von [[Bonaventura | Auffordernd glitt der Blick der Caballera über die anwesenden geistlichen und weltlichen Würdenträger, von [[Bonaventura XXV. Colombi]] über die Damen aus dem [[Familia von Lindholz|Hause Lindholz]], [[Elena de las Dardas]] und [[Leonora Karinor vom Berg]] zu [[Yashima saba Dhachmani]]. | ||
„Hier“, krächzte die Daliaserin mit erbärmlich heiserer Stimme, „bringe ich, Yppolita di Dalias y las Dardas, Euch, werte Hochwürden, Gnaden, Hoch- und Wohlgeboren, Seine Gnaden Perinyo Salpena, den Perainehochgeweihten zu Orondo und ausgewiesenen Meister der Heilkünste. Wir sollten ihn rasch zu Seiner Hochgeboren geleiten!“ Weniger fest und weniger kratzig fügte sie mit einem leichten Anflug von Schamesröte auf den Backen hinzu: „Oder kommen wir zu spät? Ist Seine Hochgeboren von uns…?“ | „Hier“, krächzte die Daliaserin mit erbärmlich heiserer Stimme, „bringe ich, Yppolita di Dalias y las Dardas, Euch, werte Hochwürden, Gnaden, Hoch- und Wohlgeboren, Seine Gnaden Perinyo Salpena, den Perainehochgeweihten zu Orondo und ausgewiesenen Meister der Heilkünste. Wir sollten ihn rasch zu Seiner Hochgeboren geleiten!“ Weniger fest und weniger kratzig fügte sie mit einem leichten Anflug von Schamesröte auf den Backen hinzu: „Oder kommen wir zu spät? Ist Seine Hochgeboren von uns…?“ |
Aktuelle Version vom 9. März 2014, 22:55 Uhr
Wie Domna Yppolita einen Perainediener in den Rosentempel brachte. Wie angesichts dieser Tatsache die alten Zahori fortgeschickt werden sollte. Wie der Perainediener dies unterband und selbst zu der alten Zahori hinabstieg. Wie Domna Siona besorgniserregende Zeitung von ihrem Sohne erhielt
Baronie Taubental, 4. Travia 1033 BF[Quelltext bearbeiten]
In den Hügeln von Aralar (1. Efferdstunde)[Quelltext bearbeiten]
Autor: dalias
Bleiern drückten Müdigkeit und Erschöpfung auf Yppolitas Glieder und Geist. Sie war am Rande ihrer Kräfte angelangt. Immer wieder fielen ihre Augen zu und ihr Kopf nickte nach unten. Wie ein müdes, frierendes und völlig ausgekühltes Häufchen Elend hing sie nach vorne gebeugt im Sattel von Azúcar. Mit einer ihrer großen Pranken fuhr sie sich über ihr blutverschmiertes und von Ästen zerkratztes Gesicht. Warum bei allen Göttern bändelte sie für einen Baron, den sie nicht einmal kannte oder schätzte, mit Marbo an? Ihr alter Gaul jedenfalls hatte dafür mit dem Leben bezahlt. Sie wollte nicht darüber nachdenken. Sie hoffte nur, dass sich dieser Taubentaler Baron großzügig erweisen würde und ihren Schaden mit einem neuen Ross kompensieren würde. Wäre dem nicht so, wollte sie sich ihre Schmach gar nicht ausmalen, zu Fuß aus Santa Catalina im Taubental abreisen zu müssen. Für die Ehre ihrer Familia wäre dies ein schwerer Stoß.
An ihrem Rücken spürte sie die Bewegungen des Perainegeweihten Perinyo Salpena. Kurz löste er die eine Hand, nur um sich kurze Zeit später mit der anderen umso fester in ihr Wams zu krallen. Sein Kinn presste sich unsanft gegen ihr Schulterblatt.
„Meint Ihr, Perinyo, dass wir den Weg verloren haben?“, krächzte die Caballera di Dalias y las Dardas mit heiserer Stimme.
„Nein, nein, bei Aves! Solange das Plätschern der Inoscha uns begleitet, sind wir auf dem richtigen Weg“, gab ihr Perinyo Bescheid.
„Denkt Ihr, dass Amando Monzo wohlauf ist, dass die Zwerge ihn nicht erwischt haben?“ Die fauchende Stimme der Caballera war kaum mehr zu verstehen. Ihr Hals kratzte. Das Schlucken bereitete ihr Qualen. Sie fühlte eine fiebrige Hitze in sich aufsteigen.
„Ja, ich denke. Er ist ein pfiffiger Bursche. So einen erwischen die Kurzbeinigen nicht so schnell... Verzeiht meine Frage, aber die werte Dame scheint Gefallen an diesem Boten gefunden zu haben?“ Der Perainegeweihte lächelte, als er diese Frage stellte, gähnend über seine Gesäßschmerzen hinweg. Zumindest löste er für einen Augenblick sein Kinn von ihrem Rücken. Doch der Schmerz blieb fest in ihren Knochen sitzen. Sie war jenseits von Müdigkeit und Erschöpfung angelangt.
Die ihr gestellte Frage bedachte die Caballera lediglich mit einem knappen Brummen.
Im Kloster der Santa Catalina im Taubental (1. Efferdstunde)[Quelltext bearbeiten]
Endlich sahen sie Lichterschein vor sich aus dem Dunkel der Nacht auftauchen. Gesang und das Brausen menschlicher Stimmen wehten über das Gurgeln der Inoscha zu Yppolita und Perinyo herüber. Die Caballera straffte sich im Sattel und bemühte sich nach Kräften, die Müdigkeit von sich abzuschütteln. Auf ihren Schenkeldruck hin fiel der zuvor schreitende Azúcar in Trab und schließlich in Galopp. Der schöne Falbe jagte auf Santa Catalina im Taubental zu. Kurz vor der Inoscha-Brücke zügelte Caballera Yppolita das Ross wieder.
„Aves und den Zwölfen sei's gedankt, wir haben's geschafft“, seufzte der Perainegeweihte auf. Müde nickte die Caballera di Dalias y las Dardas. Ermunternd klopfte sie auf den Hals des schönen Tieres.
Gerade hinter der Brücke lenkte Yppolita das Pferd nach rechts und nicht direkt auf den Hauptplatz mit seinen feiernden Menschen zu. Unter Umgehung des Platzes kamen die beiden recht rasch zu jenem Karrenweg, der aus firunwärtiger Richtung zum Tempel führte, wo Seine Hochgeboren, der Baron im Taubental ihrem Wissen nach mit dem Tode rang. Mit jedem Höhenschritt, den der Weg sich nach oben wand, fiel etwas von der Müdigkeit von ihr ab, gleich Säckchen, die auf sie gedrückt hatten. Als sie mit dem Perainegeweihten das Klosterportal erreichte, begann Stolz in ihrer Brust zu keimen. War es tatsächlich ihr vergönnt, dem Baron mit Hilfe dieses Geweihten das Leben zu retten? Das Vorgefühl des Triumphes, den Tag oder vielmehr die Nacht gerettet zu haben, ließ sie Azúcar weiter antreiben. Vorbei an Feiernden, Knechten und Mägden trieb sie den Falben in den Klosterhof.
Vor dem Tempel kam das Ross zum Stehen. Die aufgrund ihres schmerzenden rechten Knies hinkende Yppolita di Dalias y las Dardas und der durch den Ritt und die Kälte steifgliedrige Perinyo Salpena eilten schlammbesudelt und blutverschmiert, wie sie waren, auf das Heiligtum, das Herz der Klosteranlage zu. Dorthin, wo es galt, dem Baron mit dem Segen Peraines wieder neues Leben einzuhauchen.
Die Treppen hasteten beide hoch, zwei Stufen mit einem Schritt nehmend. Plagen, Widrigkeiten und Schmerzen, die sie den ganzen Ritt gequält hatten, lösten sich auf. Ein breites stolzes Grinsen malte sich auf Yppolitas zerkratztes Gesicht. Am Wasserbecken benetzten Perinyo Salpena und Yppolita di Dalias y las Dardas rasch ihre Hände und Gesichter mit dem erfrischenden Nass – mehr um der von Kindesbeinen an anerzogenen Pflicht zur Befolgung religiöser Riten und Traditionen genüge zu tun, als um Schmutz und Dreck wirklich effektiv und gewissenhaft von ihren Leibern zu tilgen. Es eilte. Ein Hochgeborener lag danieder. Jeder Herzschlag zählte. Jeder Herzschlag mochte sein letzter sein.
Sporenklirrend, mit raumgreifenden Schritten und stolzgeschwellter Brust trat Caballera Yppolita wie ein zum Kampf bereiter Gockel in das Tempelrund. Bruder Farimiro und Schwester Isandra, die verdattert am Portal standen, bedachte die Yaquirtalerin nur mit kurzem Blick. Ihr folgte auf dem Fuße ein junger Mann in unscheinbarer und schlammbesudelter Kleidung. Sein Haupthaar war schwarz und im Nacken zusammengebunden. Seine smaragdgrünen Augen strahlten Ruhe und Würde aus.
Auffordernd glitt der Blick der Caballera über die anwesenden geistlichen und weltlichen Würdenträger, von Bonaventura XXV. Colombi über die Damen aus dem Hause Lindholz, Elena de las Dardas und Leonora Karinor vom Berg zu Yashima saba Dhachmani.
„Hier“, krächzte die Daliaserin mit erbärmlich heiserer Stimme, „bringe ich, Yppolita di Dalias y las Dardas, Euch, werte Hochwürden, Gnaden, Hoch- und Wohlgeboren, Seine Gnaden Perinyo Salpena, den Perainehochgeweihten zu Orondo und ausgewiesenen Meister der Heilkünste. Wir sollten ihn rasch zu Seiner Hochgeboren geleiten!“ Weniger fest und weniger kratzig fügte sie mit einem leichten Anflug von Schamesröte auf den Backen hinzu: „Oder kommen wir zu spät? Ist Seine Hochgeboren von uns…?“
Autor: lindholz
Alisea von Lindholz, die wieder an die Seite des Taubentaler Barons geeilt war, sobald die ragathische Grafentochter den Rahjatempel verlassen hatte, erhob sich und ließ sogar für einen Augenblick die Hand seiner Hochgeboren los, die zu wärmen sie sich offenbar zur Aufgabe gemacht hatte. „Peraine und Ihren göttlichen Geschwistern sei Dank!“, die Erleichterung war ihrer Stimme deutlich anzumerken und sie breitete die Arme zu einer einladenden Geste aus, „Seid uns willkommen, Euer Gnaden. Wie Ihr seht, steht es schlimm um den Baron, auch wenn sein Herz noch schlägt. Ja, der Verzweiflung nahe ist unsere Lage, darum zögert nicht und kommt schnell herbei!“ Die junge Lindholzerin eilte dem näherkommenden Geweihten entgegen, knickste erst anmutig, um ihn dann fast ungestüm an der Hand zu nehmen und mit sich zu ziehen: „Diese ungewaschene Vettel hat sich mit ihrem Kessel in die Krypta verkrochen! Allein die Götter wissen, was sie dort für eine finstere Hexentinktur zusammenbraut!“, erboste sie sich.
„Wer braut was?“, fragte der völlig überrumpelte Perinyo Salpena.
„Eine Zahori, grässlich anzusehen, wie ich anmerken möchte, die behauptet, sie könne seine Hochgeboren heilen. Lächerlich, ich weiß! Da seht Ihr, wie aussichtslos uns alles schien, bis Ihr hier eintraft“, führte Domnatella Alisea in flinkem Redefluss aus. „Doch nun wird sich alles zum Guten wenden: Endlich kann hier ein Heilkundiger sein Werk tun, der sein Handwerk versteht!“ Sie war mit dem Diener der Peraine neben dem daniederliegenden León de Vivar stehen geblieben und blickte Perinyo Salpena erwartungsvoll an. Dieser beugte sich herab, um sich ein Bild von dem Zustand des nur schwach atmenden Barons zu machen.
Siona von Lindholz war derweil näher an Yppolita di Dalias y las Dardas herangetreten und sprach diese an: „Meine Tochter hat in ihrem Übermut vergessen, Euch willkommen zu heißen und den Dank auszusprechen, der Euch gebührt. Lasst mich dies in Ihrem Namen und dem von uns allen nachholen. Wenn man Euch ansieht, kann man erahnen, welche enormen Strapazen Ihr auf Euch genommen habt. Wirklich bewundernswert.“
Autor: dalias
Verlegen schlug die Daliaserin ihre Augen nieder und ihre Backen begannen rot zu glühen. War es die Anstrengung, die Aufregung, die plötzliche Aufmerksamkeit oder doch das sich langsam bemerkbar machende Fieber? Sie deutete eine leichte Verbeugung vor der älteren Domna an. „Wohlgeborene Domna, ich danke Euch für Eure guten Worte“, krächzte Domna Yppolita mit leiser Stimme, „aber der Dank gebührt nicht mir allein, sondern auch Eurer Familia, der ehrbaren Familia Lindholz. Denn ohne Euren getreuen und tapferen Diener, den jungen Amando Monzo, säßen Hochwürden und ich jetzt wohl noch in Orondo… Ich hoffe, dass dieser gute Mann und treue Diener unversehrt und rasch zu Euch zurückkehrt. Euer Pferd, das Pferd Eures Dieners, steht im Klosterhof. Über Futter, Wasser und etwas Ruhe wäre es wohl genauso erfreut wie ich.“ Yppolita schenkte Domna Siona ein müdes Lächeln.
Autor: lindholz
Nur ein kurzes Stirnrunzeln flog über die Züge der Domna Siona, dann setzte sie ein unverbindliches Lächeln auf und nickte der erschöpften Yppolita die Dalias y las Dardas zu. Der Name 'Amando Monzo' sagte ihr nicht das Geringste. Konnte es sich um eine Verwechslung handeln? Unauffällig verließ sie den großen Saal und machte sich misstrauisch auf den Weg in den Klosterhof. Vielleicht würde das Brandzeichen des Reittieres ihr mehr verraten.
Autor: vivar
Derweil war Yashima saba Dhachmani, die wohlgenährte Vaterschwester des Vergifteten, ebenfalls an Perinyo Salpena herangetreten, um ihm die Hand zunächst kräftig schütteln und anschließend sogar mit einem feuchten Kuss zu benetzen. „Peraine sei gelobt in Alveran! Sie hat ihren Diener zu meinen geliebten Neffen, dem schönsten aller Schönen, gesandt, damit dieser mit Wundermacht an ihm wirke, was bisher keinem gelungen ist, und ihn aus der finsteren Umarmung des Todes befreie! Gelobt sei auch Rahja, die ihrer lieben Schwester Peraine gebeten hat, nach ihrem schändlich – schändlich! – vergifteten Schützling zu sehen!“
Meister Perinyo war ganz verdattert und antwortete murmelnd, dass er zunächst einmal nachsehen müsse, um was es sich überhaupt handle und wie er dem Seiner Hochgeboren helfen könne.
Doch die Händlerin hörte schon nicht mehr zu. Sie wirbelte weiter und stimmte wortgewaltig der jungen Alisea von Lindholz zu: „Dieses Zahoriwaschweib wird ab sofort nicht mehr benötigt! Sie soll sich mit ihrem stinkenden Kräutersud wieder dahin scheren, wo sie hingehört! Liebe Freunde, ich schlage vor, dass wir diese Hexe mitsamt ihrem Plunder unverzüglich aus dem Kloster werfen!“
Autor: lindholz
Ein Murmeln ging durch den Festsaal. Weder Gäste noch die Angehörigen des Klosters schienen sich jedoch eindeutig gegen oder für die Verbannung der Zahori aus Rahjas Hallen positionieren zu wollen.
„Nun, meiner Unterstützung in dieser Angelegenheit, werte Domna Yashima, könnt Ihr mehr als gewiss sein“, antwortete Alisea von Lindholz hingegen ohne zu zögern. Hierbei kräuselte sie die vollen Lippen, nur um diese einen Herzschlag später zu einem Lächeln zu formen, welches sie dem Diener der Göttin der Heilkunst schenkte: „Ihr stimmt uns doch zu, Meister Perinyo, nicht wahr? Sicherlich war es hanebüchener Humbug, den uns diese Vettel das Gift betreffend aufgetischt hat.“
Alles in der erwartungsvollen Haltung und Miene der jungen Domnatella spiegelte wider, dass nur vorbehaltlose Zustimmung ihrer Meinung nach eine passende Antwort darstellen könnte. Prompt wurde sie enttäuscht, denn der Heilkundige war so sehr in seine Untersuchung des Taubentaler Barons vertieft, dass die junge Adlige, nach kurzer Zeit des Wartens, fast glaubte, dass ihre inbrünstigen Worte nicht einmal an sein Ohr gedrungen waren.
Schon war sie versucht, ihre Frage zu wiederholen, als der Perinyo Salpena seinerseits fragte: „Was war denn ihre Diagnose?“
„Was meint Ihr, Euer Gnaden?“ Domnatella Alisea blinzelte irritiert. Sie hatte das ungute Gefühl, dass sich dieses Gespräch nicht in die von ihr gewünschte Richtung entwickelte, während Meister Perinyo ihr nicht einmal das Gesicht zuwandte, während er erklärte: „Ich würde gerne wissen, was die Mhanah Euch über die Vergiftung des Barons erzählt hat.“
„Was weiß denn ich?“, gab die junge Yaquirtalerin unwirsch zurück.
„Sie erwähnte Omrais, Euer Gnaden. Das Gift eines Wüstenskorpions“ Mehrere Blicke wanderten zu Domnatella Lianna, die sich das erste Mal an diesem Abend zu Wort meldete. Lange Zeit hatte sie neben ihrer Mutter in der Nische sitzend die Geschehnisse verfolgt. Nun war sie jedoch aufgestanden und führte weiter aus: „Sie erwähnte, dass ein Trank aus Schwarzem Lotos, Storcheneiern und weiteren Zutaten dem Gift entgegen wirken könnte.“
Der Perainegeweihte nickte nachdenklich und sagte dann bestimmt: „Ich möchte mit der Mhanah sprechen.“
Domnatella Aliseas hübscher Mund klappte erst zweimal auf und zu, bevor sie in der Lage war, eine passende Erwiderung zu finden. „Wollt Ihr damit sagen, dass Ihr den Worten dieser Quacksalberin Glauben schenkt?“, fragte sie regelrecht entsetzt und musste mit ansehen, wie der Angesprochene, der ihr zum ersten Mal das Gesicht zuwandte, die Frage bejahte.
„Ich denke, dass die Mhanah der Zahori viel über diese Dinge weiß. Ja, womöglich weit mehr als ich selbst. In den Bergdörfern des Taubentals haben wir es nur selten mit Gift zu tun, edle Domna. Und wenn, dann handelt es sich um einheimische Pflanzen, die ein Kind oder ein Tier versehentlich verzehrt hat.“, erklärte der Geweihte mit ruhiger Stimme, „Womöglich ist die Zahori die einzige, die das nötige Wissen besitzt, um das Leben des Barons zu retten. Dieses, das kann ich mit Sicherheit sagen, hängt an einem seidenen Faden.“
Erschrocken sog die blonde Yaquirtalerin die Luft ein und senkte den Blick, um zu verschleiern, dass sie sich aus verletztem Stolz auf die Lippen biss, während Meister Perinyo sanft fortfuhr: „Es ist doch das Wohl seiner Hochgeboren, welches uns allen am meisten am Herzen liegt, habe ich nicht recht, edle Domnatella? Deshalb wünsche ich, die Zahori zu sprechen.“
Eine seltsame Stille hatte sich über den Raum gelegt, als die Worte des Geweihten verklangen. Domnatella Alisea hob den Blick. Ihr Gesicht war eine steinerne Maske, als sie sich umwandte: „Folgt mir, Euer Gnaden, ich werde Euch zur Krypta führen.“
Autor: vivar
Nach einem Blickwechsel mit dem Abt trat Bruder Farimiro, der schlanke Kabasflötenspieler, schließlich vom Rand des Tempelrunds zu der Domnatella und dem Perainediener.
Er schlug einen der reich bestickten Teppiche zur Seite, welche die Wände bedeckten. Dahinter wurden eine Türöffnung und eine Treppe sichtbar, die in die Dunkelheit hinab führte.
Der Perainegeweihte ergriff seine Tasche und folgte gemeinsam mit der Yaquirtaler Domnatella dem Rahjageweihten.
Breit und flach wanden sich die Stufen nach unten. An den Wänden waren in regelmäßigen Abständen schmiedeeiserne Kerzenhalter in Rosenform befestigt, die jedoch derzeit nicht bestückt waren. Stattdessen nahm Bruder Farimiro eine kleine Handlaterne an sich, die – noch brennend – in einer wohl für diesen Zweck ausgesparten Mauernische stand.
Schweigend stiegen sie hinab, bis die Treppe zu des Perainegeweihten Erstaunen auf eine Galerie mündete. Neugierig trat Perinyo Salpena vor und blickte in ein etwa sechs Schritt durchmessendes, kreisrundes Gewölbe. Es wurde von zwölf Säulen getragen und war damit ein verkleinertes Abbild der Tempelhalle, die, wenn ihn sein Orientierungssinn nicht trog, sich genau über ihnen befand. Die Galerie ging einmal im Kreis um die Säulen herum und war mit einer steinernen Balustrade versehen, die von stilisierten Lilien durchbrochen wurde.
„Dies ist also die Krypta der Catalinenser, wo alle Junker von Vivar ruhen“, sagte Perinyo Salpena schließlich, nur, um etwas zu sagen.
„Fast alle, ja. Vor allem aber ist es das Grab der Santa Catalina. Unsere große Heilige ruht unter dem Klosterhügel und ist somit gewissermaßen das Fundament unseres Ordens“, antwortete Bruder Farimiro lächelnd und deutete nach unten.
Perinyo Salpena beugte sich über die Brüstung. Tatsächlich konnte er in der Tiefe unter ihnen einen steinernen Sarkophag erkennen, der über und über mit Rosenblüten und Lilien aus lauterem Silber beschlagen war. Zwölf Kandelaber erleuchteten das Grab.
Der Catalinenser fuhr fort: „Unter ihrem Schutz ruhen auch die Angehörigen der Familia Vivar in den umliegenden Kammern. Außerdem einige andere Barone und Edle des Taubentals, die in ihrem Leben der Schönen Göttin nahe standen. Während diese, ebenso wie unsere verstorbenen Äbte und Äbtissinnen, ihre Gräber auf der Ebene haben, auf der wir gerade stehen, liegen die Vivar auf der unteren Ebene und damit näher an der Heiligen. Hier entlang, bitte.“
Er wandte sich nach links und schritt mit der Laterne die Galerie entlang, so dass dem Geweihten und der jungen Baronesse nichts übrig blieb, als ihm zu folgen. Sie passierten mehrere vergitterte Türöffnungen, die den eslamidischen Stil des Rosentempels imitierten und hinter denen im Vorbeihuschen des Lichts die ein oder andere Grabplatte zu erahnen war.
Dann ging es eine weitere Wendeltreppe hinunter, die auf die Ebene des Heiligengrabes und der Gruften der Vivar führte. Die Silberblumen auf dem Sarkophag glänzten geheimnisvoll im Kerzenlicht. Hier unten waren die Türbögen bedeutend uneinheitlicher. Eslamidische Zwiebelformen krümmten sich neben Spitzbögen der Kaiserlosen Zeit, und rohalische Filigranarchitektur stand in unbekümmerter Nachbarschaft zu schlichten Rundbögen, deren Alter undefinierbar war. Zwölf Türen waren es insgesamt, die auf das Grab blickten, und alle schienen sie zu anderer Zeit in den Fels gehauen.
Aus einer rechteckigen Türöffnung, der Türsturz war waagrecht und unverziert, fiel flackerndes Licht. An der Wand daneben lehnte Schwester Eulalia, jene Catalinenserin, die früher am Abend von dem valponischen Lodovico di Dalias umschwärmt worden war und ihm später beim Austreten behilflich gewesen war. Ihre Körperhaltung war entspannt, fast lässig, ihr Gesicht jedoch war für eine Rahjani ungewöhnlich ernst.
Mit einer sanften Berührung am Arm ging Bruder Farimiro an ihr vorbei in die Kammer hinein. Die beiden anderen folgten, der Perainegeweihte höflich nickend, die junge Adlige mit abweisendem Blick.
Drinnen stand das alte Zahoriweiblein und rührte mit einer Kelle in einem Kessel, der über einer Feuerstelle mit Rauchabzug hing. Auf einem glatten Steintisch, der sonst der Präparation der Toten auf ihre ewige Ruhe diente, lagen ein Messer, gehäckselte Kräuter, Wurzeln und in Holzschälchen weitere Ingredienzen. Versiegelte Tonkrüge standen in einer Ecke. Ansonsten war der Raum kahl.
Der Perainegeweihte blickte von dem Catalinenser zu der verhutzelten Frau. „Die Kammer zur Totensalbung. Ein sonderbarer Ort, um einen Trank zu brauen, der unserem Baron das Leben wieder schenken soll, meint Ihr nicht?“
„Die Gruft“, krächzte die Mhanah, ohne sich umzudrehen, „ist ein Symbol der alchimistischen Verwandlung.“
„Das Grab?“, wunderte sich Meister Perinyo.
"Ja, die Stätte der Verwesung!“ Xsarsa Espadín drehte sich um und musterte die Ankömmlinge. „Sie ist der Inbegriff aller Hermetik, nichts anderes als das Gefäß, die wohlverwahrte Kristallretorte, worin der Stoff seiner letzten Wandlung und Läuterung entgegengezwängt wird.“
„Und deshalb soll der Heiltrank für Seine Hochgeboren auch hier, unter dem Schutz der Gebeine der Heiligen, gebraut werden?“
Bruder Farimiro antwortete: „Unser Abt höchstselbst bestand darauf, nachdem einige Gäste“ – er blickte zu Domnatella Alisea – „Bedenken gegen das Brauen der Arznei im Tempel selbst geäußert hatten. Wie drückte er sich aus? ‚An diesem heil’gen Orte wird auch heilig die Retorte.’ Zudem steigen die hier produzierten... Gerüche durch den Kamin ins Freie auf, und verbreiten sich nicht im Rosentempel.“
Die alte Zahori stemmte die Fäuste in die Hüften. „Bist du etwa gekommen, um Gedichte vorzutragen, Bruder Rosenholz? Sorg lieber dafür, dass man mir bald meinen Lotos und meine – he, das ist ja ein Storchenbruder! Bist du persönlich da, um mir die Storcheneier zu bringen?“
Autor: lindholz
"Nun, verehrte Mhanah,“ - an dieser Stelle würde die Antwort des Meister Perinyo durch ein verächtliches Schnauben der jungen Yaquirtaler Domnatella untermalt - „wie Ihr Euch denken könnt, ist es jetzt, da der Frühling weit und die Tristeza nah ist, fast unmöglich, eine solche Zutat aufzutun. Doch trage ich dieses Beutelchen mit den feinen Daunen vom abgelegten Jugendkleid eines Storches bei mir. In vielen Rezepturen kann es als veritabler Ersatz genutzt werden." Der Perainegeweihte zögerte zunächst, als er die Gier in den Augen der alten Frau aufflammen sah. Dann reichte er Xsarsa einen kleinen Lederbeutel, welchen diese mit geschickten Fingern - Domnatella Alisea hatte bereits ihre Theorie, wie sich die Alte dieses Geschick erworben hatte - öffnete.
"Ja, das wird es auch tun", verkündete die Mhanah mit krächziger Stimme, während sie den feinen, gräulichen Flaum auf ihrer faltigen Handfläche verrieb und dann dem blubbernden Kessel überantwortete. Anschließend ergänzte sie, den Blick auf Bruder Farimiro gerichtet: "Zwar dient das Ei auch als Bindemittel, doch da tut es auch ein Hühnerei. Was denkst du, Brüderlein, lässt sich so etwas hier auftreiben?"
Der Angesprochene nickte: "Ich werde mich sofort darum kümmern. Möchtet Ihr mich wieder nach oben begleiten? Domnatella? Euer Gnaden?"
Meister Perinyo schüttelte den Kopf: „Ich werde hier helfen, so gut ich kann und für das Gesunden Seiner Hochgeboren beten.“
Auch die Domnatella verneinte. Offenbar hatte sie nicht vor, die Mhanah mit dem Perainegeweihten alleine zu lassen und so machte sich Bruder Farimiro alleine auf den Weg zurück aus den prächtigen Grabkammern.
Zur gleichen Zeit betrat Domna Siona von Lindholz eiligen Schrittes wieder das Innere des rahjanischen Prachtbaus. Auch wenn sie bemüht war, sich Ihre Gefühle nicht zu deutlich anmerken zu lassen, während sie zielgerichtet auf die Yppolita di Dalias y las Dardas zuhielt, waren ihr Lippen zu einer schmalen Linie zusammengepresst. Als sie die Caballera erreichte fragte sie sogleich: „Domna Yppolita, jener Bote, den ihr erwähntet… hatte er blondes, recht kurzes Haar?“
Die Angesprochene war verwirrt, ob der seltsamen Frage und der Unruhe, die von der Lindholzerin ausging, doch bejahte sie ohne zu Zögern. Die Antwort ließ sämtliche Farbe aus dem Gesicht ihres Gegenübers weichen und fast schien es, als würde die aus Albernia stammende Domna für einen Herzschlag um ihr Gleichgewicht kämpfen müssen.
„Oh mein dummer, starrköpfiger Junge!“, entfuhr es Domna Sionas Lippen. Erst danach schien sie sich wieder der Anwesenheit der Caballera bewusst zu werden und fragte besorgt: „Bitte erzählt mir, Domna Yppolita, was Ihr über den Verbleib jenes Boten wisst. Wo befindet er sich jetzt?“
Autor: dalias
Caballera Yppolita erhob sich aus Gründen der Höflichkeit vom Diwan, auf dem sie Platz genommen hatte, um sich von den Anstrengungen des nächtlichen Ritts zu erholen. Ihre beiden Hände umschlossen einen Becher mit Wein. Die dicke rechte Augenbraue der Daliaserin wölbte sich fragend nach oben.
„Nun“, krächzte Yppolita di Dalias, „gewiss, Domna Siona. Eure Frage will ich Euch gerne beantworten – so gut ich es vermag.“ Verlegen schlug die sie die Augen nieder und nahm einen kleinen Schluck des Tees.
„Um der Wahrheit Genüge zu tun, folgte ich Eurem Kurierreiter von Santa Catalina im Taubentale bis nach Orondo, da ich ihn für… nun für einen Verdächtigen in diesem Komplott hielt. Von den wahren Beweggründen Eures Dieners nichts ahnend, stellte ich Hochwürden Perinyo Salpena und eben denselben, Amando Monzo, im Perainetempel von Orondo.“ Entschuldigend zuckte Caballera Yppolita mit ihren breiten Schultern und nahm einen weiteren Schluck Wein, um das Kratzen in ihrem Hals zu besänftigen.
„Im Gespräch klärte es sich rasch, dass Amando Monzo von Santa Catalina aufgebrochen war, um Hilfe für Seine Hochgeboren in Person des Perainegweihten von Orondo zu holen. Doch hatte sich die Angelegenheit dergestalt entwickelt, dass die Angroschim von Orondo nicht willens waren, den Perainegweihten nach Santa Catalina im Taubentale reisen zu lassen. Der Perainegeweihte saß also fest – gleichsam ein Gefangener im eigenen Tempel. Waffengewalt wäre angesichts der zahlreichen Zwergenäxte wenig aussichtsreich gewesen und auch Worte vermochten nicht, diese lebenden Felsbrocken zu schuldigem Mitleiden mit dem vergifteten Baron zu bewegen. So griffen wir drei – der Perainegeweihte, Amando Monzo und ich – zur phexgefälligen List: Während ich die Angroschim ablenkte, schlich sich Euer Diener in der Tracht eines Perainegeweihten aus dem Tempel…“
Yppolita unterbrach ihren Redefluss und biss sich auf die Lippen. Sie senkte ihre Augen erneut und leerte die Tasse mit einem Zug. Kopfschüttelnd sah sie wieder auf und suchte den Blick Domna Sionas. Tröstend legte die Daliaserin ihre Hand auf die Schulter der kleineren Frau. „Wohl ein halbes bis ein volles Dutzend Angroschim nahmen die Verfolgung des zu Fuße flüchtenden Amando Monzo auf. Mehr weiß ich von seinem Verbleib nicht… Er wollte sich – so die Abrede – nach Montevivar durchschlagen. Auf dem Ritt hierher habe ich mehr als einmal zu den guten Göttern gebetet, dass es ihm gelungen sein möchte.“
Als Yppolita der Trauer und Verzweiflung in den Augen der Lindholzerin gewahr wurde, fühlte sich die Caballera in einen yaquirischen Ritterroman versetzt. Nun war die Stunde gekommen, der Welt ihre Ritterlichkeit strahlend vor Augen zu führen. Welche Rolle war erstrebenswerter als jene der tadellosen Heldin, die aufbricht, um allen Gefahren zu trotzen und den Prinzen zu erretten – selbst wenn jener nur der geschätzte und hübsche Diener einer adligen Dame war. Worte flossen aus Yppolitas Mund, wie sie auch in einer Geschichte von hellstrahlenden Rittern und Heldinnen stehen könnten: „Wohlgeborene Domna, ich weiß, dass die Namen unserer Familias im Yaquirtal einzig Hader und Feindschaft verbinden. Doch hier in der Fremde, in der tiefen Waldwacht, muss dies nicht so sein. Wenn es Euch Trost und Hoffnung bedeutet, will ich noch zu dieser Stunde gen Montevivar aufbrechen, um – allen Fährnissen trotzend – Euren Diener Amando Monzo zu retten. Wenn Wohlgeboren diese meine geringen Dienste annähmen, würde mir eine große Ehre zu teil…“
Autor: lindholz
Die hehren Worte versetzten Domna Siona in die Lage, Mut zu fassen. Tiefe Dankbarkeit lag in ihrem Blick, als sie sich straffte und mit warmer Stimme antwortete: „Euer aufrichtiges Angebot alleine ehrt Euch bereits mehr als ich es auszudrücken vermag, Domna Yppolita. Euer Haus kann sich glücklich schätzen, eine Person in Ihren Reihen zu haben, die so von den Tugenden und dem Feuer einer wahren Caballera beseelt ist. Doch habt Ihr heute schon so viel geleistet. Ihr müsst sehr erschöpft sein und Ruhe steht Euch mehr als nur zu. Ich kann unmöglich noch mehr verlangen.“
Die Mutter in Siona von Lindholz hätte diese würdevoll gesprochenen Worte am liebsten zurückgenommen. Ihr Sohn, ihr einziger Sohn, wurde von einem Dutzend Angroschim durch die unbekannten Waldwachter Berge gehetzt. Die Domna mochte sich gar nicht ausmalen, was ihm alles zustoßen könnte, selbst wenn er ihnen entkommen sollte, wie leicht er sich verletzen oder sich verirren und dann verdursten oder verhungern könnte. Dennoch musste sie vernünftig sein und ihren Verstand die Entscheidungen treffen lassen. So, wie es ihr immer geholfen hatte. Sie schluckte hart, damit das Zittern nicht in ihre Stimme zurückkehrte. Dann fuhr sie fort: „Drei Waffenknechte unserer Familia haben uns hierher begleitet. Zwar habe ich Ihnen für diesen Abend freigegeben, doch bereits angekündigt, dass ihre Dienste morgen wieder benötigt werden. Ich bin sicher, dass sich zumindest Espejo in einem Zustand befindet, in dem er reiten kann. Ich werde in den Ort gehen und ihn über seine Aufgabe unterrichten.“
Autor: dalias
Die wohl gesetzten Dankesworte ließen Caballera Yppolita kurz vor Verlegenheit erröten. Müdigkeit und Erschöpfung drückten bleiern auf ihre Glieder. Die kurze Rast auf dem Diwan hätte sie beinahe in Schlafes Arme sinken lassen. Doch hätte der große Caralus aus den Legenden der Altvorderen es mit diesen Worten der Domna genug sein lassen? Hätte Ben Nasreddins Amazonenprinzessin Penthidalea aus gleichnamiger Novelle nicht eisern darauf bestanden, Queste und Heldentat bis zum glorreichen Ende durchzufechten? Caballera Yppolita straffte sich, eingedenk dieser ruhmreichen Vorbilder.
„Wohlgeboren, erlaubt mir, Euch doch zumindest zum Dorf hinab zu geleiten und gemeinsam nach Euren Knechten Ausschau zu halten. Nun, da Meister Perinyo Salpena anwesend ist, sind wir hier wohl nicht mehr vonnöten. Ich könnte es mir nicht verzeihen, wenn Euch im Getümmel der Feiernden etwas widerführe.“
Domna Siona von Lindholz schenkte der Caballera ein gezwungenes Lächeln und ließ sich von ihr aus dem Tempel geleiten.
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