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Er lächelte schmal und hob die behandschuhte Rechte. "Und deshalb bin ''ich'' hier, Domna Estella. Denn ''mein'' Anliegen ist es, diese Sache zu einem guten Ende zu bringen. Das heißt: zu einem unblutigen und möglichst unauffälligen Ende. Seid Ihr auf meiner und der rechtschaffenen Götter Seite?" | Er lächelte schmal und hob die behandschuhte Rechte. "Und deshalb bin ''ich'' hier, Domna Estella. Denn ''mein'' Anliegen ist es, diese Sache zu einem guten Ende zu bringen. Das heißt: zu einem unblutigen und möglichst unauffälligen Ende. Seid Ihr auf meiner und der rechtschaffenen Götter Seite?" | ||
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'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]] | |||
"Falsch!", fauchte Estella von Norderwacht, als ihr Gegenüber sie fragend ansah. "Ich ''muss'' gar nichts - außer sterben, wenn der Schwarze Cumpan nach mir verlangt. Alles andere entscheide ich selbst!" Sie deutete auf die Tür, an die Domna Rifada gerade wieder dröhnend von außen schlug. "Vor nunmehr fast dreißig Jahren wollte man mir schon einmal ähnlichen Unfug einreden - 'Wenn der Wilde droht, gibt es kein Zaudern' hieß es da, 'seid Ihr ein Weib oder eine Maus, die sich feig verkriecht?" | |||
Kam es Abelardo nur so vor oder äffte sie gerade den Befehlston Rifadas nach? "Ich war damals noch jung und dumm und ließ mich darauf ein, was mir eine Nachfahrin von Fürsten und Sonnengebietern befahl. Erst hoch droben in den Bergen erkannte ich den Irrsinn unseres Feldzugs und nahm gerade noch rechtzeitig Reißaus! Von den sechs Männern und Frauen, die mich begleiteten, kehrten fünf wieder lebend nach Hause zurück. Nur einer stürzte in eine Schlucht - von den Waffenknechten Rifada da Vanyas dagegen habe ich keinen einzigen jemals wieder gesehen. So geht es denen, die ihr folgen - sie führt sie geradewegs ins Verderben! Nennt mir also einen einzigen vernünftigen Grund, warum ich Euch helfen sollte? Und was wollt Ihr überhaupt hier, auf meinem weit abgeschiedenen Land, wo sich nur selten Fremde blicken lassen? Ihr könnt von Glück reden, dass ich mich weiterhin schön aus diesem Zwist heraushalten werde - und nicht die Partei Eurer Gegner ergreife!" | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]] | |||
"Meine Gegner sind jene, die das Wohl der Menschen bedrohen, denen ich mich verpflichtet habe", erklärte Abelardo. "Und jene, die den Göttern freveln. Die Gegner Domna Rifadas, werte Domna Estella, sind in diesem Fall jedoch auch die Gegner Eures Lehnsherrn, denn dessen Mutter und Nichte wurden von Domna Morena für diesen Zwist zwischen jener und Domna Rifada – ich sage mal: missbraucht." | |||
Er sah sie eindringlich an. "Ich verstehe sehr gut Eure Bedenken gegenüber Domna Rifada. Doch in diesem Fall geht es um mehr als deren Wünsche. Es geht darum, einen Flächenbrand in der Grafschaft zu verhindern, so kurz vor dem kaiserlichen Hoftag! Domna Belisetha, die Mutter Eures Lehnsherrn, ist eine in der älteren Generation der Magnaten hoch geschätzte Dame, zudem die Schwester des Großinquisitors und – wenn ich es recht sehe – sogar mit dem Fürsten nahe verwandt. Die Nichte Domna Rifadas hingegen ist niemand anderes als die Großtochter des Kornhammer Cronvogtes, einem der letzten Friedenswahrer in dieser brodelnden Grafschaft, dem mehr an dem großen Ganzen als nur an den eigenen Interessen gelegen ist. Zudem hat sie einflussreiche und vor allem streitbare Freunde." | |||
Abelardo verzog grimmig das Gesicht. "Eine provinz- oder gar landesweite Fehde kann sich Almada nach den vergangenen Jahren wahrlich nicht leisten! Viel böses Blut wurde vergossen unter dem alten Kaiser, und mancher Magnat ist nur allzu gewillt, erlittenen Schmerz dieser Tage dreifach heimzuzahlen." | |||
Er stieß unwillig die Luft aus. Was redete er hier eigentlich? Domna Estella war nur ein kleines Licht. Sie hatte weder Truppen, noch, so schien es, den Mut, mehr als die eigene Haut zu retten oder gar für eine größere Sache einzutreten. Wie sollte sie ihnen helfen? Und wozu? Rifadas unerschütterlicher Glaube an Gerechtigkeit und Treue schienen ihm mit einem Mal selbst naiv. Sein Blick wanderte über die allzu karge Einrichtung des Raumes. Vielleicht hatte sie wahrlich nur diese beiden Alriks in ihrem Gefolge. Was also hatte sie zu verlieren? Ein Lehen, dass diese Bezeichnung kaum wert war? Nur ihr Leben, der Feiglinge liebstes Gut. | |||
Verdrossen runzelte er die Stirn. "Wie Ihr sagtet: Kaum jemand verirrt sich je auf Euer Land. Gerade deshalb und weil man weiß, dass Ihr Domna Rifada nicht sonderlich ... schätzt ..., scheint dies ein geeigneter Ort zu sein, um den Harmamund einige Tage zu beherbergen, bis es zu einem Austausch der Gefangenen kommen kann. Ein solcher allein könnte eine Fehde nun noch verhindern und Schlimmeres von Ragath abwenden." | |||
Er schwieg einen Moment und als er weitersprach, war seine Stimme leise und klang wie die eines Mannes, der die Hoffnung auf das Gelingen seiner Mission bereits verloren hatte. "Ihr fragt, warum Ihr mir helfen sollt? Weil der Mann, dem ich diene, der Vogt von Kornhammer, das Leben und die Sicherheit seiner Verwandten gleichwie seiner Vasallen oder Hörigen stets höher schätzte als den Wunsch nach Macht und Einfluss. Helft mir, seine Enkeltochter unversehrt aus der Angelegenheit herauszubekommen, und er wird sich Eurer erinnern. Auch dann, solltet Ihr jemals die Gunst Eures Lehnsherrn oder Euer Lehen verlieren." Er lächelte resigniert. | |||
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