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Doch auch mit diesem Gestammel wollte die Hausherrin sich nicht zufrieden geben, und so wischte sich Richeza mit dem Handrücken übers Gesicht, sah ihre Tante einige Herzschläge schweigend an, während ihr Atem ruhiger wurde und ihr Zittern aufhörte, dann sagte sie sehr leise, beinahe tonlos: "Ich erwarte ein Kind." | Doch auch mit diesem Gestammel wollte die Hausherrin sich nicht zufrieden geben, und so wischte sich Richeza mit dem Handrücken übers Gesicht, sah ihre Tante einige Herzschläge schweigend an, während ihr Atem ruhiger wurde und ihr Zittern aufhörte, dann sagte sie sehr leise, beinahe tonlos: "Ich erwarte ein Kind." | ||
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'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]] | |||
"EIN KIND?", rief Rifada entsetzt aus und wiederholte dann noch einmal leiser, mit ungläubig weit aufgerissenen Augen Richezas Worte: "Ein Kind?" | |||
Sie schluckte fassungslos und knurrte dann in dem Tonfall, den man eher von ihr kannte: "Sag mir, welcher miese Hund dir das angetan hat! Ich reite noch heute los, finde und erschlage ihn, noch ehe ich mich um Praiosmin kümmere!" | |||
Sie sprang auf, offenbar plötzlich ihr lahmes Bein komplett vergessend, und schritt wie eine nervöse Berglöwin im Saal auf und ab. Die schrecklichen Tage, in denen sie ihre eigenen zwei Kinder empfangen und geboren hatte, kamen ihr wieder in den Sinn, als wären sie erst gestern gewesen. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass sie Richeza wie ein eigenes Kind liebte und mitlitt, als wäre sie es selbst, die einen neuen Bastard-Balg der Schande erwartete. | |||
"Mach dir keine Sorgen!", erklärte sie schließlich. "Empfängnis und Geburt sind zwar in höchstem Maße unangenehm – aber wir sind starke Frauen und aus hartem Holz geschnitzt! Du wirst das heldinnenhaft überstehen, wie ich es selbst zweifach überstanden habe! Wenn du nicht willst, dass Hesindian davon erfährt, so kannst du hierbleiben, solange du willst und das ... Kind hier zur Welt bringen. Meine gute alte Ludovica, die sich als Amme um meine beiden Kinder gekümmert hatte, wurde zwar ausgemordet. Aber wir haben einige Monde Zeit, eine andere Amme statt ihrer zu finden! Wenn der Vater unwürdig ist und dir ein Leid angetan hat – davon gehe ich aus! –", sie blickte Richeza prüfend an, "so kann das Kind hier auf der Burg wohlbehalten als Gesinde-Sprößling heranwachsen und niemand muss davon erfahren." | |||
Sie blickte aus dem Fenster, wo Raffzahn den Esel Berengar ankläffte, der mit einem Bein drohend nach ihm auskeilte, bis der Torwächter die beiden mühsam auseinander trieb. Rifada rieb sich grübelnd den Nasenrücken. "Andererseits würdest du Belisetha mit dieser Nachricht sehr glücklich machen. Sie fürchtet, wir wärem vom Aussterben bedroht und wenn du unserem Jahrhunderte alten Haus eine neue Stammhalterin schenkst, so wirst du bis ans Ende ihrer Tage ihre Lieblings-Großnichte sein." | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]] | |||
Richeza schloss die Augen und rieb sich mit beiden Händen hart über das Gesicht, öffnete die Augen wieder, wischte sich beidhändig über Wangen und Kinn und atmete seufzend aus. | |||
"Stammhalterin?" Sie lachte freudlos. "Kein Bastard ist je Stammhalterin geworden." Sie sprang auf, stieß einen halb unterdrückten, ebenso wütenden wie verzweifelten Schrei aus, hieb mit der Faust gegen das Kaminsims und ließ ihren Kopf schwer gegen die holzverkleidete Wand sinken. | |||
"Ihr versteht nicht", sagte sie, als sie sich wieder umdrehte. "Ich ... liebe ihn. Aber er ... wird eine andere heiraten. Nicht mich. Und niemand darf von diesem Kind erfahren." Wieder schrie sie auf und schlug auf den schweren Eichentisch ein, wieder und wieder, bis ihre Hand rot und blau war und das abgewetzte Holz ihre Haut aufschürfte. "Ich will keinen Bastard!", rief sie zornig. "Warum schon wieder? Warum ich?" | |||
Stöhnend ließ sie sich auf ihren Stuhl zurücksinken, die Fäuste vor dem Mund geballt, einen Fingerknöchel zwischen den Zähnen. "Warum? Warum? Ich verstehe das nicht!" | |||
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