Chronik.Ereignis1036 Besuch im Vanyadâl 04: Unterschied zwischen den Versionen

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Stöhnend ließ sie sich auf ihren Stuhl zurücksinken, die Fäuste vor dem Mund geballt, einen Fingerknöchel zwischen den Zähnen. "Warum? Warum? Ich verstehe das nicht!"
Stöhnend ließ sie sich auf ihren Stuhl zurücksinken, die Fäuste vor dem Mund geballt, einen Fingerknöchel zwischen den Zähnen. "Warum? Warum? Ich verstehe das nicht!"
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'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]]
"Du ... liebst ... ihn?", wiederholte Rifada wiederum ungläubig und begann nun auch damit, den Kopf zu schütteln. "Was sind das plötzlich für dumme Gedanken, die ich noch nie von dir kannte?"
Sie knirschte mit den Zähnen und tigerte wieder im Raum auf und ab. Es war ihr deutlich anzusehen, dass sie mit sich selbst rang, ob sie etwas erzählen sollte oder nicht. Schließlich gab sie sich aber doch einen Ruck, sie ging zu Richeza hin und umfasste deren Handgelenk fest wie ein Schraubstock, so dass sie aufhören musste, ihre Hand und den Tisch zu malträtieren. 
"Hör zu! Wie du weisst, bin ich selbst Mutter zweier Kinder ..., aber keines dieser Kinder war ein Spross der Liebe, sondern sie waren Sprößlinge des Leids – desselben Leids, an das du nun glaubst, welches sich aber im Nachhinein doch zu Glück wandelte." Sie überlegte einen langen Augenblick ehe sie fortfuhr. "Wie du weisst, geriet ich als einzige Überlebende einer mißglückten Strafexpedition der hiesigen Magnatenschaft in die Gefangenschaft der Wilden. Deren Shâr, ein stinkendes Stück Dreck namens Khenubaal Pascha, verging sich unzählige Male an mir, während ich gefesselt war und von seinen Kriegern festgehalten wurde, sodass ich dem Mistkerl nicht einmal die Kehle durchbeißen konnte.  Später konnte ich mich erretten und ihn zur Rechenschaft ziehen – aber es half mir nicht mehr viel, denn ich war schwanger, wie du es nun bist. Ja, dein Vetter – mein Moritatio – war der Spross eines ekelhaften Wildenhäuptlings! ''Das'' ist ein Bastard, nicht das, was du nun erwartest! 
Einige Jahre später ging ich zum ersten und einzigen Mal in meinem Leben an den Hof zu Punin – ein weiterer schwerwiegender Fehler meines Lebens! Am Hofe der widerwärtigen Solivai aus der Rasse der Harmamunds gab es für mich nicht viel zu lachen, ich wurde nur wegen meines Namens von allen gemieden und geschnitten. Dann aber traf ich ''ihn'' – ich war noch so jung und dumm, er war viel älter und erfahren und scheinbar so galant und weltgewandt. Jedermann bei Hofe suchte seine Gunst." 
Rifada fasste sich an die Stirn und bedeckte ihre Augen, es überkam sie heute noch Scham, wenn sie daran dachte. "Für ihn war es nur eine einzige Nacht, eine schnelle Vögelei mit einem dummen Ding vom Lande – er war ja der Mundschenk der Krone, und die Fürstin selbst hing wie gebannt an seinen Lippen. Ich war ja bereits mit einem anderen vermählt, einem langweiligen braven Kronbeamten, der mich zwar hoch verehrte, für den ich aber keinerlei Liebe oder Verlangen empfand. Verbittert und mit gebrochenem Herzen kehrte ich dummes Ding also nach Hause zu meinem Ehegemahl zurück, der glücklicherweise dumm genug war zu glauben, Guja sei seine Tochter. Seitdem hasse ich die falschen und heuchlerischen Yaquirtaler sehr, und kein Mann hat mich jemals wieder angerührt. Im Gegenteil, durch die Achmad'sunni lernte ich ... äh ... also, ich lernte die Gesellschaft von Frauen mehr wertzuschätzen."
     
Die letzten Worte hatte sie, offenbar etwas peinlich berührt, zum Fenster hinaus gesprochen. Was sollte Richeza jetzt bloß von ihr denken? Noch nie hatte sie mit irgendjemandem über diese Themen gesprochen – nicht einmal mit Jelissa, ihrer vor Rondra angetrauten Schwertgemahlin.
"Aber genug von mir", wechselte sie schnell das Thema, "denn du bist es, die jetzt in derselben Situation ist, wie ich damals zweimal war!  Wer – wenn ich als ältere Schwester deiner Mutter fragen darf – ist dieser strunzdumme Hohlkopf, der irgendeine andere dir vorzieht? Hunderte Männer in ganz Almada, so hört man, sind verrückt nach dir und tun alles, um deine Gunst und Aufmerksamkeit in irgendeiner Weise zu gewinnen. Und da soll einer so dämlich sein, und dich – die eventuelle Erbin vieler Burgen und Ländereien in ganz Bosquirien und Ragatien, eine Nachmalige von Fürsten, Sonnen-Gebietern, Grafen, Baronen und Großinquisitoren, die zudem auch noch so schön wie eine Weinkönigin ist, zugunsten einer anderen zu verschmähen? Ist ''er'' denn der Kaiserin höchstselbst versprochen?"
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'''Autor:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]]
Richeza war während der Geständnisse ihrer Tante immer stiller und blasser geworden, sah sie aus großen Augen bestürzt an und schien erst langsam zu merken, dass ihr eine Frage gestellt worden war.
Sie blinzelte mehrmals und fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. "Ich ... kann es Euch nicht sagen", stieß sie heiser hervor. "Bitte, fragt nicht, es geht einfach nicht. Ich habe schon zuviel gesagt. Ich ..." Sie legte ihre freie Hand auf die ihrer Tante, noch immer diesen verstörten Ausdruck in ihren Augen, drückte kurz die eisenharte Hand, die sie festhielt, und schob sie dann beinahe zärtlich und so sacht beiseite, als sei sie eine Feder.
Die Zeigefinger vor dem Mund zusammengelegt, machte Richeza einige Schritte im Raum auf und ab, blieb stehen, sah die Junkerin an, senkte wieder den Blick. "Ihr Götter", murmelte sie, "das wusste ich nicht. Ich ... Was müsst Ihr nun von mir denken?" Sie zupfte an ihrer Unterlippe, während ihr Blick sich jenseits der Burgmauern vor dem Fenster verlor. "Ich habe immer gedacht ... Oh, Ihr Götter, ich hatte ja keine Ahnung! Ich habe immer gehadert ... mit ... meinem Schicksal, aber ... Es ... das ist ja geradezu lächerlich!"
Sie strich sich über das Gesicht, atmete aus, sah wieder zu Rifada. "Moritatio? Er war also ... Das ... wusste ich nicht. Er ... Oh, Ihr Götter!" Sie nahm ihre Wanderung durch den Raum wieder auf, ziellos, von einer inneren Unruhe angetrieben. Plötzlich blieb sie stehen, sah Rifada erstmals direkt in die Augen, statt halb durch sie hindruch. "Und was meint Ihr damit, Gujadania sei ..." Ihre Augen richteten sich kurz nach rechts und links oben, ehe sie zum Gesicht ihrer Tante zurückkehrten, gerade so, als versuche sie, sich etwas ins Gedächtnis zu rufen. Der verstörte Ausdruck in ihren Augen verwandelte sich in schiere Fassungslosigkeit. "Was? Moment: Wer war Mundschenk unter der Harmamund? Ihr wollt doch nicht sagen ... der Madjani? Der alte ... Waaas? ''[[Gonzalo di Madjani]]''?" Mit offenem Mund starrte sie ihre Tante an. "Nein!"
Rücklings ließ sich Richeza auf den nächstbesten Stuhl fallen. "Ihr Götter!" Sie sprang wieder auf, machte einige Schritte hierhin und dorthin, ließ sich abermals, diesmal auf den Stuhl sinken, auf dem sie zuerst gesessen hatte, neben ihrer Tante, legte wieder die Hände vor Mund und Nase zusammen, die Ellenbogen auf den Knien aufgestützt. "Entschuldigt!", sagte sie dann. "Ich bin unhöflich! Ich ... ich kann es nur einfach alles nicht glauben ..."
Sie drehte den Kopf, langsam, sah Rifada da Vanya von unten herauf an. "Und ... dieser ... Barbar ... Ich meine ..." Sie schluckte. "Ich habe Euch immer für ... unantastbar gehalten", flüsterte sie. "Unbesiegbar!" Plötzlich traten ihr wieder Tränen in die Augen, liefen ihr über die Wangen, während sie die Junkerin stumm ansah.




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