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Er versetzte dem Teller einen Stoß, sodass er über den Tisch rutschte und gegen Praiosmins Weinkelch stieß. "Also, Mutter, welchen Bissen wollt Ihr zuerst schlucken?" | Er versetzte dem Teller einen Stoß, sodass er über den Tisch rutschte und gegen Praiosmins Weinkelch stieß. "Also, Mutter, welchen Bissen wollt Ihr zuerst schlucken?" | ||
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'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]] | |||
"Sprich nicht so undankbar und überheblich mit mir, mein Sohn!", warnte ihn Praiosmin und hielt ihm drohend den Zeigefinger unter die Nase. "Ist das der Dank dafür, daß ich dich Zeit deines Lebens vor der Welt da draußen beschützt habe, die meinem Jungen nur Böses will? Was würde dein Vater wohl sagen, wenn er dich so mit mir reden hören würde? Ich bin mir sicher, er hört uns zu - wo immer er jetzt auch ist!" | |||
Sie starrte ärgerlich auf das Loch in ihrem schönen Esstisch und auf die säuberlich wie von einem Fleischer zerteilten Bratenstücke auf Ramins Teller vor sich. "Das mit den Dämonen und Mordaza Maraneta vergessen wir ganz schnell! Ich will, dass du dich für immer von dieser Person fernhälst und ihr auch niemals mehr Grund gibst, am Ende noch hier zu erscheinen. Eine Praiosmin von Elenta paktiert nicht mit Hexen und Dämonenanbeterinnen - das weißt du ganz genau." | |||
Sie begann überlegend über ihr feistes Doppelkinn zu streichen - leider hatte ihr Filius ja mit fast allem Recht, was er ihr vorwarf. Es war leichtsinnig gewesen, die Briefe aufzubewahren - aber sie waren das einzige - neben Aureolus-Ramin natürlich - was ihr von Raihé Cuolu als Erinnerung geblieben war. | |||
"Ich werde einen Unterhändler zu diesem Soldknecht schicken. Ein Söldner wäre kein Söldner, wenn er nicht käuflich wäre. Mein Gesandter soll ihn einfach fragen, ob er möglicherweise etwas in seinem Besitz hat, was in Wahrheit Praiosmin von Elenta gehört, ohne zunächst zu sagen, um was genau es sich handelt. Geht er darauf ein, würde ich ihm ... sagen wir zweitausend Taler für die Briefe zahlen. Das ist auch für einen Landsknecht, der wahrscheinlich nicht einmal Lesen und Schreiben kann, ein | |||
hübsches Sümmchen für ein paar gefaltete Blätter Papier. Wenn ich dann freilich die Briefe erst einmal habe, dann muss ihm leider etwas zustoßen, bevor er Selaque verlässt - nicht, daß er am Ende noch irgendwo zu plaudern anfängt." | |||
Sie spießte eines der von ihrem Sohn geteilten Bratenstücke auf und schob es sich genüßlich in den Mund, da ihr eigener Teller bereits leer war. "Ja, so mache ich das!", nickte sie schmatzend. "Wenn du auch undankbar gegen deine liebe Mutter bist, so bist du doch inzwischen ein verständiger Ratgeber geworden, mein Sohn! Wenn die Sache schiefgeht, dann werde ich einen anderen deiner Vorschläge in Betracht ziehen." | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]] | |||
Aureolus schnalzte ungeduldig mit der Zunge. Sein Ärger war noch nicht verflogen. "Habt Ihr vergessen, wer Mordaza Maranetas Lehrmeister war? ''Mein'' von Euch so verehrter Vater! Dass sie nun mich unterweist, ist also nur folgerichtig. Ihr paktiert also nicht mit Dämonenanbetern? Was meint Ihr wohl, was mein Vater getan hat? Er war zu klug, um einen Pakt einzugehen, aber er hat Dämonenknechte für sich arbeiten lassen! Er wollte Macht und er hat sie bekommen. Weil er keine Furcht kannte! Fürchtet Euch, und andere werden Macht über ''Euch'' haben! Was mein Vater sagen würde ..." | |||
Aureolus biss sich auf die Zunge. Nein, er wollte ihr nicht weh tun. Eigentlich war es genau das, was er an seinem Vater ''nicht'' gemocht hatte. Dass seine Mutter für ihn eben nicht das gewesen war, was sie in ihm gesehen hatte. Glaubte sie wirklich, er hatte sie geliebt? Wer war sie schon? Nützlich, das war sie für ihn gewesen. Ein Werkzeug, eine Frau, die seinen Sohn austrug. Das würde er ihr niemals sagen, auch wenn er fürchtete, dass sie es irgendwo in ihrem Herzen ahnte. | |||
Er lehnte sich zurück und seufzte. Verstand sie nicht? Er war seines Vaters Sohn. Selbst wenn sie ihn in ein Kloster steckte, wie sie es vor Jahren versucht hatte - sein Vater hatte den Inquisitionsrat, der ihn hatte abholen sollen, von Höllenhunden zerreißen lassen - selbst dann wäre er noch seines Vaters Sohn für die Welt: Ein Verfehmter, ein Bastard, der es aufgrund seines Namens und seiner Abstammung nie zu etwas bringen würde, den man wegschließen würde, aus Angst. Wenn er erfolgreich sein wollte, musste er dem Weg seines Vaters folgen, nicht dem, den seine Mutter für ihn wünschte. | |||
"Ihr könnt das mit dem Söldner versuchen", sagte er. "Aber wer sagt, dass der Mann die Briefe nicht längst weitergeleitet hat. Und dass er bei seiner Suche nicht zuviel redet? Das ist alles sehr unsicher und erscheint mir wie eine Geld- und Zeitverschwendung! Ihr solltet Euch das mit dem Dämon noch einmal überlegen, Mutter! Mordaza ist fähig genug. Der Dämon holt Euch die Briefe von überall her, wenn sie nicht gerade in einem von Euren Praiostempelm lagern. Schnell und sicher. Und in den Tempeln - nun, dann zeigt sich, wie gut Eure Beziehungen sind. Wir sollten nicht nur ein Eisen schmieden, sondern mehrere im Feuer haben, falls etwas schief geht. Holen wir uns die Tochter oder die Nichte der da Vanya, ihren Sohn oder irgendwen, der ihr sonst am Herzen liegt, falls Ihr so jemanden wisst. Ihren Mann vielleicht? Ihr habt ihn als schwach beschrieben, es sollte ein Leichtes sein, ihn zu fangen. Die Briefe gegen ein Leben. Wenn die Alte sich nicht darauf einlässt, hat sie Pech gehabt. Es versteht sich von selbst, dass wir alle Briefe zurückhaben wollen. Vollständig und unversehrt. Also erinnert Euch besser, wieviele Euch verloren gingen." | |||
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