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Zu Asmodenas Glück im Unglück schenkten die Ferkinas ihrer Hütte keine weitere Beachtung, sondern sie ritten die einstige Pinienallee in Richtung des Dorfes hinab, wo die Plünderer und Brandschatzer von heute Mittag ihr Lager aufgeschlagen hatten. | Zu Asmodenas Glück im Unglück schenkten die Ferkinas ihrer Hütte keine weitere Beachtung, sondern sie ritten die einstige Pinienallee in Richtung des Dorfes hinab, wo die Plünderer und Brandschatzer von heute Mittag ihr Lager aufgeschlagen hatten. | ||
Ungestüm rannte der Großteil der über einhundert Krieger mitten in die Lücke zwischen den gefällten Bäumen hindurch ins Lager der Almadanis hinein, die ihnen diese auch als Einfallspforte zugedacht hatten und wo sie sie mit einem Spießwall erwarteten. Nur | Ungestüm rannte der Großteil der über einhundert Krieger mitten in die Lücke zwischen den gefällten Bäumen hindurch ins Lager der Almadanis hinein, die ihnen diese auch als Einfallspforte zugedacht hatten und wo sie sie mit einem Spießwall erwarteten. Nur Hazargul und seine erfahrenen Krieger waren nicht auf dieses Hasardspiel hereingefallen. Sie umrundeten das befestigte Lager über die dunklen Viehweiden im Süden und griffen das Lager schließlich von Westen, aus Richtung des Dorfes her an, ohne Alina selbst zunächst viel Beachtung zu schenken - das musste bis später warten. | ||
Ardavan iban Arthabas dankte Raschtula und dem Himmelsstier, daß er unbeschadet an dem Spießwall der Blasshäute vorbeigekommen war. Die Blasshaut in schimmernder Rüstung die vor ihm stand - obwohl man diesen Krieger kaum als "Blasshaut" bezeichnen konnte - schien der Anführer der Blutlosen zu sein, da er am meisten in herrischem Ton herumschrie und alle anderen scheinbar das taten, was er ihnen befahl. Wenn er diesem Haran den Kopf nahm, würde sein Ruhm beträchtlich sein und jeder im gesamten Stamm würde ihm fortan mit höchstem Respekt begegnen. | Ardavan iban Arthabas dankte Raschtula und dem Himmelsstier, daß er unbeschadet an dem Spießwall der Blasshäute vorbeigekommen war. Die Blasshaut in schimmernder Rüstung die vor ihm stand - obwohl man diesen Krieger kaum als "Blasshaut" bezeichnen konnte - schien der Anführer der Blutlosen zu sein, da er am meisten in herrischem Ton herumschrie und alle anderen scheinbar das taten, was er ihnen befahl. Wenn er diesem Haran den Kopf nahm, würde sein Ruhm beträchtlich sein und jeder im gesamten Stamm würde ihm fortan mit höchstem Respekt begegnen. | ||
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Überrascht und den schweren Reitern an Rüstung und Waffen deutlich unterlegen, waren es nun die Ferkinas, die hinfort gefegt wurden. Der Sturmwind, der Hazargul gerade noch in den Sinn gekommen war, war nun mit eiserner Macht durch seine eigenen Leute gefahren, die nur nach vorne gesehen hatten und in vollem Galopp den von der Seite kommenden Eisenreitern nicht mehr ausweichen konnten. Beinahe die Hälfte fiel sogleich im ersten Anprall Schwertern, Rabenschäbeln und Streitkolben zum Opfer und der Rest würde alsbald folgen. „Ha!“, lachte Hazargul mit geradezu irrem Gesichtsausdruck seinen Gegnern und dem Tod ins Gesicht, hob den schartigen Amazonensäbel hoch über den Kopf, und stürzte sich auf die Fußsoldaten vor ihm. | Überrascht und den schweren Reitern an Rüstung und Waffen deutlich unterlegen, waren es nun die Ferkinas, die hinfort gefegt wurden. Der Sturmwind, der Hazargul gerade noch in den Sinn gekommen war, war nun mit eiserner Macht durch seine eigenen Leute gefahren, die nur nach vorne gesehen hatten und in vollem Galopp den von der Seite kommenden Eisenreitern nicht mehr ausweichen konnten. Beinahe die Hälfte fiel sogleich im ersten Anprall Schwertern, Rabenschäbeln und Streitkolben zum Opfer und der Rest würde alsbald folgen. „Ha!“, lachte Hazargul mit geradezu irrem Gesichtsausdruck seinen Gegnern und dem Tod ins Gesicht, hob den schartigen Amazonensäbel hoch über den Kopf, und stürzte sich auf die Fußsoldaten vor ihm. | ||
Ein einziger Krieger war durch gekommen, und hatte berserkergleich auf die sich ihm entgegen streckenden Stahlspitzen eingehauen, und obgleich sie sein Bergpony unter ihm abgestochen hatten, und er selbst bereits aus einem Dutzend Wunden blutete, war es ihm tatsächlich gelungen noch einen der Mercenarios nieder zu hauen, und zwei weitere zu verwunden, ehe ein halbes Dutzend Klingen auf und nieder fuhren. „Behaltet die Flanke im Auge. Womöglich werden es einige von ihnen noch einmal probieren. Ich schicke euch, was ich an Spießen und Lanzen auftreiben kann“, erklärte der Condottiere seinen Leuten | Ein einziger Krieger war durch gekommen, und hatte berserkergleich auf die sich ihm entgegen streckenden Stahlspitzen eingehauen, und obgleich sie sein Bergpony unter ihm abgestochen hatten, und er selbst bereits aus einem Dutzend Wunden blutete, war es ihm tatsächlich gelungen noch einen der Mercenarios nieder zu hauen, und zwei weitere zu verwunden, ehe ein halbes Dutzend Klingen auf und nieder fuhren. „Behaltet die Flanke im Auge. Womöglich werden es einige von ihnen noch einmal probieren. Ich schicke euch, was ich an Spießen und Lanzen auftreiben kann“, erklärte der Condottiere seinen Leuten. Kurz noch grüßte Hernán von Aranjuez die Gräflichen mit erhobenem Schwert, die sich, mit nur geringen Verlusten, wieder in ihre Reserveposition zurück zogen, dann hastete er wieder er wieder mit klirrender Rüstung nach Norden. | ||
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"RONDRA!" brüllte die junge Da Vanya und ritt ihm entgegen, den Amazonensäbel ziehend. | "RONDRA!" brüllte die junge Da Vanya und ritt ihm entgegen, den Amazonensäbel ziehend. | ||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Dom Thallian|Dom Thallian]] | |||
Laut und gellend pochte der Stich in seiner Schulter, der sich damit sogar noch über die Kakophonie der Schmerzes legte den jede Fasers seines Körpers auszusenden schien. Das Klirren von Waffen, Schreie, donnernder Hufschlag, gebellte Befehle und das Kläffen und Heulen von Khoramsbestien – kurzum das ohrenbetäubende Gebrüll einer Schlacht – drang an seine Ohren und liess seinen Kopf förmlich explodieren. Wie Stakkato der Hiebe eines Schmiedes auf dem Amboss, hämmerte es in seinem Geist und irgendwie wirkte das Dunkel der Nacht so verschwommen. Schemenhaft nahm Thallian Bewegungen um ihn herum wahr und es dauerte einige Herzschläge bis er realisierte, dass er inmitten des Schlachtgetümmels sich bewand. ‚Oh Götter... wir sind überrant worden...‘ Noch immer etwas benommen sah er sich um, betrachtete abwesend wirkend das verzweifelte Ringen seiner Bauern und Fellachen mit den gnadenlosen Ferkinas die die Brustwehr hinaufkletterten. Dann fühlte er auch den Stahl in seiner Hand, schmeckte das Blut auf seinen Lippen und mit einem peinigenden Schlag verflog die Benommenheit... Aus den Augenwinkeln sah er noch wie eine Klinge in der Nacht aufblitzte und instinktiv riss er die Waffenhand nach oben. Mit grellem Kreischen glitten die beiden Klingen einen Moment übereinander... Mit einem leichten Anflug von Panik blickte der Caballero dem wie aus dem Nichts aufgetauchten Bergkrieger in die Augen und das was er sah liess ihn bis in Mark erschaudern. Sein Gegner indes bei bester Laune – mehrere Blasshäute hatte er heute schon bluten lassen – und dieser hier würde der nächste sein, auch wenn er den Hieb mit dem vor Jahren geraubten Säbel gerade noch hatte abwehren können. Aber seine Flanke war ungeschützt und so riss er seinen Arm empor und liess mit gnadenloser Wucht die bullige Faust in das Gesicht des Simancaner schnellen. Der Kopf von Thallian flog herum und sein Kiefer explodierte in einem wilden Reigen aus Schmerz. Dann wurde es dunkel... Fast schon etwas enttäuscht war die Miene des Ferkina als der Fausthieb die Blasshaut direkt gegen Boden stürzen ließ. Gerade wollte er sich bücken um dieser erbärmlichen Kreatur endgültig das Leben zu rauben, als zwei seiner abgemagerten Kameraden ihn unbeholfen mit ihren albernen Waffen attackierten. Er knurrte sie an als er ihrer Offensive auswich und liess den Säbel ein wenig kreisen, bevor er mit einem wilden Ausfall versuchte sich etwas mehr Raum zu verschaffen. Es war Carlitos, jener vielleicht sechzehn Götterläufe zählende Bursche m,it dem pechschwarzen Haar und der in Simancas meist als persönlicher Gehilfe des Caballero fungierte, welcher dem sich verzweifelt gegen die Hiebe des Kriegers zur Hilfe kam. Wie aus dem Nichts tauchte er auf, unterlief die Waffenarme der beiden Kontrahenten und mit verstörend kaltem Blick hob er seinen schlanken Dolch, der dann emporschoss und dem Ferkina gurgelnd die Kehle öffnete, woraufhin dieser, mit den Händen nach dem Hals greifend, röchelnd zu Boden stürzte. Der andere Bauer, der dem was sich direkt vor seinen Augen abspielte mit Anflug von Panik zugesehen hatte, reagierte zu spät, als der nächste Feind auftauchte. Während Dom Thallian die ausgestreckte Hand von Carlitos ergriff und sich mühsam aufrichtete, grub sich tief in den Arm des simancanischen Bauerns die Waffe seines Feindes. Gefolgt von einem brutalen Faustschlag der auf den ungeschützten Hals zielte und ihm den Kehlkopf zertrümmerte. Röchelnd ging er zu Boden und der Lebensatem verliess ihn alsbald... | |||
Gerade noch hatte er mit einem Gegner gerungen und diesen mit einem abschliessenden Angriff seinen Stahl schmecken lassen, als ein kalter Windhauch Ferox streifte und seine Nackenhaare zu Berge stehen liess. Rasch blickte er sich um und konnte so eben noch beobachten wie der Bursche, den er meist dienstbeflissen an der Seite seines Freundes in Simancas gesehen hatte, diesem aufhalf und dabei einem der Bergkrieger den Rücken zuwandte. Er wollte grad zu einem Warnschrei ansetzen, als Carlitos seltsam gelassen den Kopf wandte, den Ferkina für einen Bruchteil eines Herzschlags einfach anblickte, lächelte und dann in er raschen Bewegung, der Ferox Augen kaum zu folgen vermochten, diesem den Dolch zielsicher in die Brust bohrte und ebenso schnell ihn wieder herauszog. Für einen Moment glotze der muskelbepackte und narbenverzierte Krieger die bohnestangenhafte Blasshaut an, dann gaben seine Knie nach und er sank zu Boden. Ungläubig und im Innersten zutiefst alarmiert verfolgte Ferox das Geschehen und als der Bursche sich wieder Thallian zuwandte meinte er gar ein schwaches rotes Glimmen unter dessen Hemd gesehen zu haben. Aber darüber nachzusinnen bliebt gerade keine Zeit. Weitere Ferkinas erklommen die Wehr und die Reihen der Simancaner waren bereits deutlich gelichtet, so tapfer sie sich auch wehrten... | |||
Von seiner Warte aus beobachtete Rondago zufrieden das Ergebnis seines Paralys – zahlreiche Khoramsbestien erstarrten in ihrer Bewegung. Struktur kehrte zurück in die Reihen der Kämpfenden und das Blatt wendete sich leicht wieder zu ihrem Gunsten. Er holte tief luft und massierte sich mit der Linken sanft die Schläfe, um das Pochen zu vertreiben, dass ihn daran gemahnte dass der Einsatz grösserer Mengen arkaner Kraft nicht ungestraft an ihm vorbeigehen würde. Er wollte gerade ansetzen erneut den Cantus des Paralys zu weben, um weitere dieser verfluchten Bestien zur Ruhe zu bringen, als der berittene Angriff auf die rechte Flanke seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Im letzten Moment hatten die Gräflichen eingegriffen und die Attacke auf die Flanke verhindert. ‚Bei den Göttern... wieviele von denen sind denn da draussen noch?‘ fuhr er ihm durch den Kopf. ‚Schone Deine Kraft!‘ rief er sich selbst im Geiste zu während er weiter aufmerksam das Geschehen rund um ihn herum verfolgte, in der Hoffnung eine etwaige weitere böse Überraschung so früh wie möglich zu bemerken... | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer: SteveT|SteveT]], [[Benutzer:Der Sinnreiche Junker von Aranjuez|Der Sinnreiche Junker]] | |||
Anstrengung und Aufregung, kurz: die Hitze des Gefechts hatte einen Hauch von Röte in sein blasses Antlitz gezaubert, und die edlen Züge nur verschönert, als Hernán von Aranjuez auf seinen Neffen Gualterio traf. „Onkel“, lachte dieser, ganz offensichtlich zufrieden mit dem bisherigen Verlauf der Schlacht. Und zweifellos auch mit seinem eigenen Beitrag. Obgleich mit Blut besudelt, und auch mit der einen oder anderen Delle in seiner geschwärzten Rüstung, bewegte sich der schlanke Jüngling elegant mit scheinbar traumwandlerischer Sicherheit über den aufgewühlten Boden. | |||
„Neffe“, atmete hingegen der Condottiere schwer und nur mit sachtem, Lächeln, als er den Unterarm seines Teniente ergriff, sichtlich erleichtert, diesen wohlauf zu sehen. Zahlreiche Jahre und noch mehr Schlachten trennten die beiden, sodass sich beim einen Erschöpfung statt Begeisterung zeigte, die schwer lastende Verantwortung des Kommandos statt dem Wunsch nach Vermehrung des persönlichen Ruhmes. Ein kurzer Blick zeigte dem erfahrenen Soldaten, dass die Mitte noch immer gut hielt, und so durfte sich Gualterio Colonna eines anerkennenden Nickens erfreuen. | |||
Diesem schien das freilich nicht genug zu sein. Stattdessen deutete er mit dem Schwert auf den Baum rechts der Lücke, während in einigen Schritten Entfernung noch immer der Kampf tobte. „Onkel, erlaubt mir, mich mit ein paar Leuten dort hindurch zu schlagen. Dann nehmen wir die Wilden in der Flanke, und werfen sie endgültig aus der Bresche.“ | |||
Einen Moment lang erwägte der Baron und Junker wohl den Vorschlag, dann wischte er sich eine Locke aus der schweißnassen Stirn, und schüttelte das Haupt. „Einige suchen bereits nach anderen Stellen. Um ein Haar hätten soeben sie unsere Rechte aufgerollt…“ | |||
Weiter kam er nicht, denn in dem Augenblick stürzte Gualterio plötzlich nach vorne auf ihn zu. Im ersten Moment dachte er, sein Neffe wäre von einem Geschoss getroffen worden, und fing seinen Körper mit einem Scheppern aneinander schlagender Rüstungen auf. Dann hörte er hinter sich ein gurgelndes Stöhnen, und als er über die Schulter sah, blickte er in die vor Überraschung weit aufgerissenen Augen eines Ferkinas. | |||
‚Endlich!‘, frohlockte Ardavan. Da war der Haran der Blasshäute wieder, nachdem sich vorhin eine Flachländerin eingemischt hatte, und der Eisenmann somit entkommen konnte. Sein Zorn war übermächtig gewesen, sodass er gar nicht daran dachte, sie womöglich nur zu überwältigen, um sie hernach als Sklavin fort zu schleppen. Stattdessen hatte er ihr schließlich den Schädel eingeschlagen, doch war es zu spät, der herum brüllende Haran hatte schon das Weite gesucht. Dieses Mal aber würde sich der Feigling nicht davon machen können, und so stürzte der junge Krieger aus der Dunkelheit, und schwang seine Waffe gegen den ungeschützten Hinterkopf seines nichtsahnenden Feindes. Doch mitten in der Bewegung musste er innehalten, denn ein heller Blitz war am Haran vorbei auf ihn zugefahren, und als er hinab auf seine Brust starrte, sah er, dass sich ein Schwert mehrere Spann weit in seinen Körper gebohrt hatte. ‚Welch ein dummer Tod‘, war sein letzter Gedanke, als er wieder aufsah, nun in das Gesicht des halb herum gedrehten Harans. Seine Finger verließen die Kraft, und seine Steinaxt glitt zu Boden. Dann brachen seine Augen und Ardavan iban Arthabas war tot. | |||
Gualterio Colonna indes hielt sich gar nicht lange mit der Sache auf, sondern riss sein Schwert aus dem toten Körper. „Gebt mir die Leute, Onkel, und ich mache dem ein Ende!“, forderte er erneut, und wiederum schien es, als überlegte der Condottiere. Die Ferkinas würden gewiss nicht weichen, nur weil sie plötzlich Feinde in der Flanke hatten und weitere im Rücken fürchten mussten, doch mochte es dem Schlachten ein schnelleres Ende bereiten. Und somit eigenes Blut sparen. | |||
„Die Brustwehr!“, ertönte in diesem Moment von irgendwoher der Warnruf. Es war Dunkel, und im spärlichen Schein von Fackeln, Feuern und Laternen war dort nicht viel mehr zu sehen, als schattenhafte Bewegungen. Diese freilich waren nicht mehr schon nur auf der Brustwehr, sondern bereits dahinter, und das Triumphgeheul der Ferkinas ließ nichts Gutes erahnen. | |||
„Soll der Pfeffersack doch bluten!“, zischte Gualterio, und hielt seinen Onkel an der Schulter fest. „Seine Bauern halten uns ohnehin nur auf und schwingen freche Reden, genau wie ihr Herr. Lasst die Ferkinas über die Brustwehr, Onkel, und sobald sie mit unseren ungebetenen Begleitern fertig sind, soll der trottelige Ritter über sie herfallen.“ | |||
Der Gedanke schien in der Tat verlockend. Die eigenen Leute schonen, derweil die Ferkinas ihm die Arbeit abnehmen, und mit den wenig kampferprobten Bauern aus Simancas kurzen Prozess machten. Die schweren gräflichen Reiter indes würden sie dann zwischen ihren Rössern und der Brustwehr zerquetschen. Und dabei zweifellos ebenfalls Verluste erleiden. | |||
„Nimm Dir ein Dutzend Leute…“, ein zufriedenes Lächeln breitete sich auf dem Antlitz Gualterios aus „…und bring sie zur Brustwehr. Ich habe keine Lust, dass man mir nachsagt, unter meinem Kommando wären die Linien zerbrochen!“ Das Lächeln des jungen Offiziers war verschwunden, und es dauerte einige Momente, ehe er die gepanzerte Faust an die Herzgegend legte, und sich davon machte, einige Schwertkämpfer zu sammeln, um der bedrängten Landwehr zu Hilfe zu eilen. | |||
„Dom Servando“, wandte sich der Baron und Junker dann lautstark an den nur wenig älteren Caballero, der mit seinen Leuten zwanzig Schritt weiter hinten wiederum das Geschehen verfolgte. „Reitet mit Euren Leuten im Süden um die Bäume herum, und fallt den Wilden in der Bresche von hinten in den Rücken.“ Er machte wie zur Erklärung mit dem freien Arm eine ausholende Bewegung, den Schwenk demonstrierend. Die Gräflichen durften ruhig auch noch ein wenig bluten. | |||
Yistarrech iban Akbar fluchte. Die Flachländer hatten sie offenbar erwartet und ihnen eine Falle gestellt, in die die meisten seiner jungen Krieger dumm hineingetappt waren. Jetzt kämpften sie wie ein Rudel in die Enge getriebener Schakale gegen die schwer gepanzerten Krieger der Blasshäute um ihr Leben. | Yistarrech iban Akbar fluchte. Die Flachländer hatten sie offenbar erwartet und ihnen eine Falle gestellt, in die die meisten seiner jungen Krieger dumm hineingetappt waren. Jetzt kämpften sie wie ein Rudel in die Enge getriebener Schakale gegen die schwer gepanzerten Krieger der Blasshäute um ihr Leben. | ||
Von den Bani Khadr und dem Hund Nasfagul Pascha war weit und breit nichts zu sehen. Aber wer hatte dann das große Steinhaus angezündet? Führten die einzelnen Stämme der Blutlosen etwa auch Krieg gegeneinander, wie die Ban Gassarah und die Bani Khadr? Zu fliehen kam nicht in Frage, ein Gassarah floh nicht - schon gar nicht vor Blasshäuten. Aber um das Blatt noch zu wenden und die Gunst Ras'Raghs zurückzugewinnen, blieb ihm nur ein Weg - er musste den Haran der Blutlosen im Zweikampf töten. | Von den Bani Khadr und dem Hund Nasfagul Pascha war weit und breit nichts zu sehen. Aber wer hatte dann das große Steinhaus angezündet? Führten die einzelnen Stämme der Blutlosen etwa auch Krieg gegeneinander, wie die Ban Gassarah und die Bani Khadr? Zu fliehen kam nicht in Frage, ein Gassarah floh nicht - schon gar nicht vor Blasshäuten. Aber um das Blatt noch zu wenden und die Gunst Ras'Raghs zurückzugewinnen, blieb ihm nur ein Weg - er musste den Haran der Blutlosen im Zweikampf töten. | ||
Wenn er ihnen den abgeschlagenen Kopf ihres Anführers präsentierte, dann verließ die Blasshäute für gewöhnlich schnell der Mut und sie würden rasch aufgeben. | Wenn er ihnen den abgeschlagenen Kopf ihres Anführers präsentierte, dann verließ die Blasshäute für gewöhnlich schnell der Mut und sie würden rasch aufgeben. Da! Im Feuerschein hatte er die Eisenhaut eines einzelnen Anführers aufblitzen sehen, deutlich hinter dem eigentlichen Geschehen. Und einen Augenblick später rückten schattenhafte Reiter ab. Zweifellos hatte der Mann ihnen den Befehl gegeben, dort musste er nach dem Haran suchen. | ||
Mit einem gewaltigen Satz sprang der Shâr vom Wagen herab, mitten unter die schwächlichen Blasshäute, und hieb sich den Weg durch die teilweise mit skurrilen Werkzeugen oder dergleichen bewaffneten Flachländer, als er plötzlich vor einem bulligen Kerl stand, der zwei blutige Schwerter in den Fäusten hielt. Im Gegensatz zu den anderen Flachländern sah er in dessen kantigem Gesicht keine Angst, sondern im Gegenteil, die Narbe hätte sogar einem Ferkina zur Ehre gereicht. Keinem Ban Gassarah natürlich, aber vielleicht immerhin einem Bani Khadr. Offenbar wollte Ras’Raghs ihn prüfen, ehe er sich das Haupt des Harans holen konnte. | |||