Chronik.Ereignis1044 Selkethaler Pferderennen zu Ehren der schönen Göttin 1044 BF 22
Edlengut Selkethal, 01. Rahja 1044 BF[Quelltext bearbeiten]
Autor: Amarinto, Familie Gerber, Eliane
Der Duft von trockenem Gras und das Rufen der Zuschauer schallten durch die Luft, während sich die Reiter und ihre Pferde auf die erste Disziplin vorbereiteten: das Rennen über die kurze Distanz. Zafira von Weilenscheins Herz schlug höher, als sie zwischen den edlen Rennpferden stand, die wie Pfeile in den Startpositionen bereit waren. Ihr eigenes Pferd, ein stattliches, aber vergleichsweise langsames Schlachtross, wirkte beinahe fehl am Platz, doch sie war fest entschlossen, ihr Bestes zu geben.
Mit dem donnernden Klang eines Horns begann das Rennen. Hufe trommelten über die Erde, Staub wirbelte auf, und Zafira preschte nach vorne, den Wind im Gesicht. Sie spürte, wie das Adrenalin durch ihre Adern schoss, jede Bewegung ihres Pferdes mitfühlend, jede Sekunde genießend. Trotz des Rückstands gegen die schnelleren Rennpferde gab sie nicht auf und trieb ihren Hengst mit aller Kraft an. Als sie die Ziellinie erreichte, schaffte sie es, sechs andere Teilnehmer hinter sich zu lassen – ein Erfolg, der ihr Herz vor Stolz anschwellen ließ.
Glücklich und aufgekratzt sprang sie vom Pferd und lief mit einem breiten Grinsen durch die Menge. Die Erschöpfung ihrer Muskeln und der Staub auf ihrer Haut waren wie Trophäen. In einem spontanen, euphorischen Moment griff sie nach einem Weinpokal, den ein verblüffter Zuschauer hochhielt, und trank ihn in einem Zug aus. Der herbe Wein brannte in ihrer Kehle, und sie wischte sich lachend mit dem Handrücken über den Mund.
Erst, als das Gelächter einiger Umstehender und der erstaunte Blick des Besitzers des Pokals zu ihr durchdrangen, dämmerte ihr, dass diese Aktion vielleicht nicht die beste Idee gewesen war. Einige Zuschauer begannen zu johlen und zu applaudieren, belustigt von ihrer Ungezwungenheit und ihrem frechen Mut. „Ha! Die junge Horasierin trinkt ja fast wie eine Almadanerin!“ rief ein bärtiger Mann, während andere lachend Zafira zu prosteten.
Ein paar Stimmen klangen weniger begeistert, murmelten etwas von „Respektlosigkeit“ und „ungestümer Jugend“, doch Zafira achtete nicht darauf. Sie gab den leeren Pokal hastig zurück und murmelte eine Entschuldigung, ihre Wangen leicht gerötet. Trotz der kleinen Verlegenheit konnte sie das Lächeln nicht von ihren Lippen verbannen. Dies war das Abenteuer, nach dem sie sich gesehnt hatte, und sie war fest entschlossen, jede Sekunde davon zu genießen.
Rovena und Rondirai waren ohne große Erwartungen auf das Edlengut Selkethal gekommen. Mit zwei leichten Schlachtrössern, so war ihnen von Anfang an bewusst, würden sie gegen Rennpferde nicht wirklich bestehen können, aber es war eine gute Übung und sie würden sicher einige neue Bekanntschaften machen und wer weiß, vielleicht war jemand darunter der beabsichtigte in eine göttergefällige Queste zu ziehen und dafür noch zwei erfahrene Mitstreiterinnen suchte oder sonst etwas ähnliches.
Rovena war überraschend im guten Mittelfeld gelandet und wartete nun im Zielbereich auf die Ankunft der Freundin. Sie musste lachen, als sie mit ansah, wie eine etwas ungestüme, junge Frau sich den vollen Kelch eines völlig verdutzten Zuschauers geschnappt und den Inhalt in einem Zug hinabgestürzt hatte. Ihr dunkles, gelocktes Haar und die olivfarbene Haut weckten ebenfalls ihr Interesse. Rovena hatte die junge Ritterin, die eine Landsfrau zu sein schien, und einen wirklich schönen Rappen ritt schon zwei oder drei Male am Vortag kurz gesehen, aber ein Gespräch hatte sich nie ergeben.
Sie drängte sich zwischen den Umstehenden hindurch zu der jüngeren Frau: „Wohl geritten Signora und einen ordentlichen Zug habt ihr am Leib.“ Sie lächelte anerkennend und mit einer leichten Verbeugung fuhr sie fort: „Verzeiht, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt, Esquiria Rovena Gerber aus Arivor, naja eigentlich aus Efferdas. Mit wem habe ich die Ehre?“
Zafira, noch voller Adrenalin und mit einem Hauch von Wein auf den Lippen, blinzelte überrascht, als die elegant auftretende Frau mit dem offenen Lächeln auf sie zutrat. Für einen Moment war sie sprachlos – nicht etwa wegen der Begrüßung, sondern weil die unbekannte Signora sie direkt angesprochen hatte, anstatt wie die anderen Zuschauer aus der Distanz über sie zu tuscheln oder zu lachen.
Mit einem selbstbewussten Lächeln, das ihre leicht geröteten Wangen überspielte, wandte sich der Fremden zu. „Nun, ich danke Euch für die Anerkennung, Signora Rovena Gerber,“ antwortete Zafira mit einem leichten Neigen des Kopfes, das ihren Stolz unterstrich. „Ich bin Esquiria Zafira von Weilenschein… aus Oberfels. Es freut mich, eine Landsfrau hier zu treffen – und noch dazu eine mit einem Sinn für die wichtigen Dinge im Leben.“ Sie lachte und vollführte einen enthusiastischen Kusliker Hofknicks, bei dem man fast den Eindruck erhielt, dass er nicht vollständig Ernst gemeint war.
„Ihr habt Euch ebenso gut geschlagen, Signora. Ich würde darauf anstoßen, aber ich glaube das verschieben wir besser auf später.“ Sie lachte unbeschwert als sie zu dem Einheimischen blickte, dem sie den Kelch entrissen hatte.
Rovena mochte die unkomplizierte und vor allem erfrischend direkte und unverstellte Art der jungen Frau: „Ja, mir scheint auch, dass sich dafür noch ein besserer Ort und Zeitpunkt finden lassen.“ Die Absolventin der Akademie zu Ehren Anshag von Glodenhofs zu Arivor war lächelnd dem Blick Zafira’s gefolgt und sah sich jetzt suchend nach ihrer Gefährtin Rondirai um, wurde allerdings von einem Mädchen in Begleitung eines Pferdes, welches sich ihnen näherte abgelenkt.
Gelangweilt vom Austausch ihrer Schwester Sarkyoza mit Domna Usanza da Selaque von Culming hatte sich Ordonya Al’Morsqueta von der Zuschauertribüne gestohlen, sobald sich die Chance geboten hatte. So hatte sie das Rennen und den Zieleinlauf zwar weniger gut im Blick gehabt, sich aber mitten im Trubel um die ankommenden Reiter wiedergefunden. Da sie nicht Gefahr laufen wollte, von einem ihrer Geschwister zurück geschickt zu werden, war sie den Erstplatzierten ausgewichen und bewunderte nun mit glänzenden Augen Teilnehmer und Pferde aus nächster Nähe. Nur mühsam gelang es ihr, nicht unerlaubt dem ein oder anderen Tier über den Hals zu streichen. Wie gemein, dass sie nicht hatte teilnehmen dürfen.
Plötzlich sprang neben ihr eine Teilnehmerin geschmeidig von ihrem Pferd und verschwand strahlend in der Menge, um ohne Scheu nach einem Weinbecher zu greifen. Der Hengst blieb mit der stoischen Gelassenheit eines Schlachtrosses zurück. Vorsichtig trat das Mädchen näher, streckte die Hand aus. „Na mein Großer, du hast tapfer gekämpft, hm?“ Sanft strich sie über den verschwitzten Hals, während ihr Blick die Reiterin suchte. Da war sie, vor Lebenslust und Übermut sprühend. Bewundernd betrachtete Ordonya sie, mit der Hand weiter über den Hals des Hengsts streichend, wie sie mit geröteten Wangen den Pokal zurück gab.
Eine andere Reiterin trat dazu. Ordonya ging neugierig ein paar Schritte auf die beiden zu, unsicher, ob sie gratulieren konnte, ohne dass die beiden es als Beleidigung auffassten. Zu ihrer Überraschung machte der Hengst Anstalten, ihr zu folgen. Verlegen flüsterte sie ihm etwas zu, stupste ihn, zurück zu bleiben. Dann nahm sie ihren Mut zusammen und trat zu den Frauen.
„Herzlichen Glückwunsch zur erfolgreichen Teilnahme, Caballeras.“ Denn was sollten die beiden sonst sein.
Das Mädchen, das Zafira und Rovena ansprach, mochte nicht älter als zwölf Götterläufe sein. Aus ihrer Frisur hatten sich mehrere Strähnen des dunklen Haars gelöst und die dunklen Augen leuchteten vor Begeisterung. Ihre Kleidung verriet die Abstammung aus gutem oder zumindest wohlhabendem Hause. Der Staub und die Flecken an Hand und Ärmeln, dass sie dem ein oder anderen Pferd nach dem Rennen sehr nahe gekommen sein musste. Ein Zafira bekannter Pferdekopf schob über die Schulter des Mädchens, das ohne nachzudenken den Hals des Tieres streichelte.
Zafira, immer noch beschwingt vom Wein und Adrenalin, schmunzelte bei dem Anblick des jungen Mädchens, das sich vorsichtig näherte. Die Begeisterung in den Augen des Mädchens und ihre schüchternen, aber entschlossenen Schritte ließen Zafira ihre eigene Jugend in Erinnerung rufen – die ersten Begegnungen mit Turnieren, den stolzen Rössern und dem unbändigen Wunsch, ein Teil davon zu sein.
Mit einem freundlichen Lächeln wandte sie sich dem Mädchen zu und nickte anerkennend. „Herzlichen Dank, kleine…äh…Caballera,“ sagte Zafira etwas unsicher, aber mit warmem Ton und fügte mit einem Zwinkern hinzu: „Dein Händchen für Pferde scheint ausgezeichnet zu sein. Mein Hengst hat selten so schnell Vertrauen zu jemand gefasst.“
Die Frau mit der langen, schwarz wallenden Mähne musste bei dieser Szenerie einfach Lachen: „Auch meinen aufrichtigsten Dank junge Caballera!“ und an Zafira gewandt fuhr sie mit breitem Grinsen fort: „Mir will scheinen, dass da jemand aufpassen muss beim nächsten Rennen nicht zu Fuß antreten zu müssen! Die junge Caballera ist offenbar eine wahre Pferdeflüsterin!“ Sie zwinkerte dem Mädchen zu.
Eine Frau mit rotem, etwas zerzausten, langen Haar trat hinter Rovena, umfasste sie an der Taille und legte ihren Kopf auf deren Schulter: „Entschuldige, dass ich etwas länger gebraucht habe, aber Thurana wollte sich lieber die Landschaft in Ruhe ansehen als anderen Pferden hinterher rennen!" Rovena’s Linke ging zum Kopf der Rothaarigen und kraulte ihr liebevoll den Hinterkopf: „Jetzt bist du ja da! Darf ich dir vorstellen, Esquiria Zafira von Weilenschein aus dem schönen Oberfels und die Caballera die die Herzen der Pferde im Sturm erobert. Werte Signoras, dies ist Rondirai Nostris von Gerbaldsdyn, stolze Ritterin aus dem Königreich Nostria.“ Die eben Vorgestellte richtete sich auf und verneigte sich in Richtung der jungen Frau und dann in die des Mädchens. Schmunzelnd betrachtete sie das Mädchen mit den dunklen, warmherzig wirkenden Augen: „Wem fremde Tiere so bedingungslos vertrauen, der muss eine gute Seele haben. Wie ist euer Name junge Pferdeflüsterin?“
Ordonya merkte, wie sich ihre Wangen vor Verlegenheit röteten. Sie setzte zu einem Knicks an, entschied sich dann aber, Domna Rondirais Vorbild folgend, für eine Verneigung gegenüber jeder der drei Frauen.
„Willkommen in Almada. Entschuldigt bitte meine Unhöflichkeit, werte Domnas. Ähm, ich meine, Signoras. Ich bin Ordonya Al’Morsqueta, aus Mestera. Das ist gar nicht weit von hier, bei Bangour.“, schob sie hastig hinterher, da die Gäste ihre Heimat wohl kaum kennen konnten. „Und ich würde nie ein Pferd stehlen! Niemals!“, versicherte sie mit rotem Gesicht. „Ich hab ihn einfach nur begrüßt, und er ist mir gefolgt. Ich mag Pferde. Meine Familia züchtet, vielleicht hat er das gespürt.“ Sie zuckte mit den Schultern, tätschelte dem Hengst den Kopf.
Mit leichtem Bedauern erklärte sie: „Ich bin noch gar keine Caballera. Aber ich werde eine werden! Und denen beistehen, denen Unrecht widerfahren ist!“ Begeisterung und Leidenschaft klangen aus ihren Worten, während sie entschieden ihre Faust ballte.
„Und nächstes Jahr reite ich das Rennen mit!“
Im letzten Moment erinnerte sie sich, dass es kindisch war, zur Bekräftigung ihrer Worte aufzustampfen.
Verlegen sah sie die drei Frauen voller unverhohlener Bewunderung an. „Ihr seid alle Caballeras, nicht wahr? Ich war noch nie im Horasreich. Oder Nostria. Das möchte ich gerne irgendwann sehen. Die Welt.“ Ein Hauch von verträumter Sehnsucht schlich sich in ihre Stimme.
Rondirai lächelte milde, kam zu dem Mädchen heran und ging etwa einen halben Schritt vor ihr in die Hocke, soweit das sie auf Augenhöhe waren: „Keine Sorge, junge Pferdeflüsterin, Domna Ordonya. Keine von uns hat angenommen, ihr wolltet ein Pferd stehlen. Aber es ist ein sehr gutes Zeichen, wenn ein Tier so schnell vertrauen fasst, noch dazu, wenn es wie Signora Zafira gesagt hat, eigentlich nicht sehr vertrauensselig ist. Das zeigt, meine liebe Domna Ordonya, ihr habt ein gutes und reines Herz. Ihr müsst wissen, so etwas spüren Tiere viel intensiver als Menschen. Deswegen hier ein Rat für eure Zukunft, hütet euch vor Menschen, vor denen sonst zahme, gutmütige Tiere, vor allem Pferde, Hunde und Katzen zurückweichen oder gar aggressiv reagieren.“ Ihre Mimik wurde etwas ernster und die Nostrierin sah das dunkelhaarige Mädchen prüfend an und blickte ihr zum Schluss tief in die Augen, dann lächelte sie wieder und tippte ihr sanft mit dem Zeigefinger auf die Stelle an der sich ihr Herz befand: „Junge Domna Ordonya, ihr könnt alles werden, alles erreichen, wenn ihr es ganz tief in eurem Herzen spüren könnt, dass es das ist was ihr wirklich wollt und ihr bereit seid hart dafür zu arbeiten und euch nicht beirren oder durch gelegentliche Rückschläge von eurem Ziel abbringen lasst. Vertraut eurem Herz und glaubt stets an euch, dann wird es gelingen!“ Die Ritterin richtete sich wieder auf und mit bedauerndem Blick fügte sie hinzu: „Leider bin ich nur eine Fahrende Ritterin mit sehr begrenzten finanziellen Mitteln, sonst würde ich euch sofort als Knappin annehmen, ihr seid aus dem richtigen Holz und ich bin mir sicher, ich werde euch eines Tages als stolze Streiterin auf einem Turnier wiedersehen!“ Sie neigte ihr Haupt und schlug sich mit der Schwerthand auf die Brust, dann trat sie wieder an Rovena’s Seite.
Zafira beobachtete die Szene mit einem warmen Lächeln, während Rondirai mit sanften, aber ehrlichen Worten zu Ordonya sprach. Die Nostrierin hatte eine Ruhe und Zuversicht, die Zafira beeindruckte. Es war eine dieser seltenen Begegnungen, die einem jungen Menschen den Weg weisen konnten – eine Erinnerung, die sich tief ins Herz grub.
Als Rondirai geendet hatte und zurück an Rovenas Seite trat, ergriff Zafira das Wort. Sie beugte sich leicht nach vorne, ihre Haltung eine Mischung aus verspielter Leichtigkeit und ernsthafter Zuwendung. „Caballera Ordonya,“ begann sie, „es ist wahr, was Signora Rondirai sagt. Dein Herz führt dich, und es wird dich zu großen Taten leiten, wenn du ihm treu bleibst. Doch bedenke: Die Welt, die du entdecken willst, ist nicht immer freundlich. Stärke und Mut sind wichtig, aber ebenso Geduld und Weisheit. Lerne, beobachte und lass dich nicht entmutigen, wenn der Weg manchmal steinig ist.“ Sie zwinkerte ihr aufmunternd zu.
Sichtlich verlegen ob all der freundlichen und gut gemeinten Worte schob sich Ordonya eine Strähne ihres Haares hinter das Ohr.
Die Rechte auf dem Herzen, da, wo Domna Rondirai hingetippt hatte, versicherte sie: „Habt vielen Dank, Ihr alle. Ich werde mir jeden Eurer Ratschläge zu Herzen nehmen, das schwöre ich.“ Der Ernst in ihrer Stimme und ihrem Ausdruck hatte nichts kindliches. Dann nickte sie entschieden. „Ich werde meine Schwester bitten, mir einen Knappherren zu suchen. Und mich der Welt stellen, ihren düsteren wie freundlichen Seiten.“
Der Hengst stupste sie an, weitere Krauleinheiten fordernd. Ordonya lachte auf. „Da diese Tage der Schönen Göttin gewidmet sind sind, fang ich mit den heiteren Seiten der Welt an. Signoras, wenn Ihr wollt, hole ich jemand, der sich Eurer Pferde annimmt, dass Ihr den Tag genießen könnt und sie wohl versorgt wisst. Ihr seid schließlich Gäste in Almada. Und wenn Ihr wollt: ich, und natürlich meine Familia, wir würden uns sehr freuen, Euch auf Mestera begrüßen zu dürfen. Nur, wenn es Euch passt.“ Der Zweifel, ob sie die Einladung nicht hätte abstimmen sollen, kam zu spät. Rasch verdrängte Ordnya den Gedanken, strich dem Pferd über den Hals. „Wie heißt Euer Ross eigentlich, Domna Zafira?“
“Er heißt Corvo, da sein Fell dieselbe Farbe hat wie ein Rabe. Meine kleine Schwester Rondraybeth hat den Namen gewählt.” Sie nickte. “Und gerne will ich Euer Angebot annehmen, kleine Caballera.” Sie reichte Ordonya die Zügel ihres Pferdes. “Aber wo genau liegt den Mestera? Ihr müsst entschuldigen, dass ich in der Geographie Almadas nicht so bewandert bin.” Sie zwinkerte ihr dabei freundlich zu.
„Corvo. Der Name passt zu ihm.“, nickte Ordonya. Dann sah sie zu Domna Zafira: „Oh, wie gedankenlos von mir, natürlich könnt Ihr nicht wissen, wo Mestera liegt. Wenn Ihr von hier nach Taladur reist, wendet Ihr Euch dort gen Efferd, folgt der Eisenstraße, die in die Nordmarken führt. Noch bevor Ihr die Stadt Bangour und die dortige Brücke über dwn Theron erreicht, führt ein Weg gen Praios. Wenn Ihr ihm folgt, erreicht Ihr unser Junkergut. Erst das Gut Quríabor mit unserer firunwärtigen Zucht, dann Mestera mit dem Junkersitz. Wenn Ihr aus Eurer Heimat über den Weg entlang der Theronsschlucht, durch die Baronie Artésa, angereist seid, so seid Ihr ein gutes Stück unserer Grenze gefolgt, nur getrennt durch den Fluß und die Klamm. Und müsstet auch Bangour und die Abzweigung passiert haben.“ Sie lächelte verlegen, strich sich Haare aus der Stirn. „Es ist sehr schön. Noch liegt alles abseits, aber meine Schwester… ich meine, meine neue Soberana, will sich der Sache annehmen.“
“Ich danke Euch für die Einladung, es wäre sehr unhöflich sie abzulehnen! Gerne will ich Eurer Gastfreundschaft Ehre erweisen und würde auf dem Weg zurück in meine Heimat einen Halt auf dem Gut Eurer Schwester einlegen. Würdet Ihr mir dann Eure Pferde zeigen?”
„Sehr gerne!“, strahlte Ordonya. „Beide Gestüte, wenn Ihr wollt. Wenn Ihr drei möchtet, stelle ich Euch später meiner Schwester vor. Sie ist mitgeritten, und würde sich bestimmt freuen.”
Zefira nickte. “Ich freue mich schon darauf!”
Die beiden Freundinnen hatten schweigend, aber interessiert das Gespräch von Ordonya und Zefira verfolgt. “Auch uns ist es eine besondere Ehre, die Schwester einer so besonderen, jungen Caballera kennen zu lernen, werte Signora Ordonya!” Ergriff nun Remira das Wort.” Sie lächelte das Mädchen, das für ihr Alter schon recht reif war, freundlich an. “Ebenso wie Esquiria Zefira bereits sagte, sehen wir es ebenfalls als Akt der Unhöflichkeit an, eure freundliche Einladung zurückzuweisen.” Ergänzte Rondirai.
|