Chronik.Ereignis1043 Selkethaler Pferderennen zu Ehren der schönen Göttin 1043 BF 50
Edlengut Selkethal, 25. Rahja 1043 BF[Quelltext bearbeiten]
Auf der Rennstrecke (morgens)[Quelltext bearbeiten]
Autorin: Jott
Glückstrahlend erreichte Farfanya die lange Gerade, die sich an das Feld anschloss, auf dem sie gestartet waren. Sie war achte! Und wenn sie sich nicht ganz dumm anstellte, dann würde es den anderen in diesem Streckenabschnitt nur schwer möglich sein, an ihr vorbei zu kommen. Zu eng war der Weg. Die Reiterin direkt vor ihr, Gelda von Altenberg, schien jedoch keine Ahnung zu haben, wie sie diesen Vorteil für sich am besten nutzen konnte und so zog Farfanya bereits auf den ersten Metern an ihr und ihrem Elenviner vorbei. Lachend tätschelte Farfanya kurz Honorias Hals, als sie aus dem Augenwinkel sah, dass sich ein Shadif neben sie schob. Sie lächelte. Es musste der Baron sein, denn die beiden anderen Shadife waren ein Stück weiter vorne. Ein kurzer Blick über ihre Schulter verriet ihr, dass sie Recht hatte. Ihr Lächeln wurde breiter. Der Herr Baron brauchte anfangs scheinbar immer ein bisschen, um in Schwung zu kommen. Aber auf einem Pferd war er ein umwerfender Anblick, das musste man ihm lassen. Noch umwerfender als ohne. Selbst auf einem dieser schrecklichen Ketzerpferde. Aber auch wenn er auf einem Yaquirtaler sicherlich noch besser aussehen würde, zumindest in ihren Augen, musste Farfanya zugeben, dass seine Stute verdammt schnell war. Sie war inzwischen fast gleich auf und dies wohl der letzte Moment, um ihr mit Honoria den Weg abzuschneiden. Doch Farfanya ließ den Moment ungenutzt verstreichen. Stattdessen betrachtete sie Dom León eingehend. Praevalent inlicita. Es stimmte. Als er sich anschickte an ihr vorbei zu ziehen, trieb sie Honoria an, doch war sie der Schnelligkeit von Dom Leóns Stute nicht gewachsen. So verfolgte Farfanya ihn noch einen Moment mit ihrem Blick, bis sie plötzlich ein stechenden Schmerz im Gesicht spürte, der sie aufschreien ließ und dafür sorgte, dass sich ihre Augen mit Tränen füllten und sie kaum noch den Weg erkennen konnte. Sie hörte Hufschläge und sah schemenhaft an ihr vorbeiziehende Schatten. Farfanya zügelte Honoria und betastete vorsichtig ihr Gesicht. Stirn, Augen, Nasenrücken und Wange brannten wie Feuer. Und durch den Schleier ihrer Tränen konnte sie Blut an ihren Fingern sehen. Sie fluchte, während ihre Tränen liefen und weitere Reiter sie überholten. Sie musste in den niedrig hängenden Ast geritten sein, dem sie am gestrigen Abend noch ausgewichen war. Hatte sie sich wirklich so sehr ablenken lassen? Ein weiterer Reiter. Würde sie nicht schon vor Schmerz weinen, dann würde sie es jetzt wohl vor Ärger über ihre eigene Dummheit. Doch zog der Reiter nicht vorbei, sondern blieb neben ihr. Dann hörte sie die besorgte Stimme Laurentios.
Laurentio schloss zu seiner Schwester auf. Doch schien sie ihn nicht erkennen zu können. Ihre Wangen waren feucht und über ihre geröteten Augen und ihre Wange und Stirn lief ein roter Striemen, der auf Wange und Stirn leicht blutete. “Was ist passiert, Schwester? War das dieser elende Hurenbock? Ich hab gesehen, wie er an dir vorbeigezogen ist, bevor du dir das Gesicht gehalten hast. Ich schwöre dir, der wird mehr als nur meine Gerte zu spüren kriegen, wenn ich ihn in die Finger bekomme!” Laurentio gab sich keine Mühe, seine Wut zu verbergen. Wie konnte man einer Frau die Gerte ins Gesicht schlagen, nur um zu gewinnen? Farfanya schüttelte langsam den Kopf. “Ein Ast.”, presste sie hervor. “Er hat dich in einen Ast gedrängt?” Das machte die Sache kein bisschen besser! “Nein, ich… ich habe nicht auf den Weg geachtet.” Laurentio seufzte. “Ach, Kleines. Ich dachte, du wolltest hier Vater ehren. Und stattdessen lässt du dich von ihm davon ablenken? Ausgerechnet von ihm?” Laurentio war nicht stolz auf seine Worte, denn er wusste, wie sehr sie Farfanya schmerzen mussten. Ihr Vater hatte den Vivar für seine Rolle im Prozess um seinen Kameraden Dom Ramiro und die daraus resultierenden Folgen stets verachtet. Er hätte wohl kein Verständnis für ihr Interesse am Baron gehabt. Selbst wenn es noch so gering wäre. Und dass es so gering war, wie sie es behauptete, daran glaubte Laurentio keinen Augenblick. Aber es war besser für Farfanya, wenn sie alle Absichten, die sie in Bezug auf den Vivar haben könnte, schnell vergessen würde. Besser für sie und besser für alle, die ihr nahe standen. Er hoffte inständig, dass Milia und die anderen ihr Vorhaben bald in die Tat umsetzen würden.
Farfanya schluckte. Da war er, der Gedanke, den sie in den letzten Tagen immer von sich geschoben hatte. Was würde Vater denken? Laurentio hatte recht. Sie war angetreten, um ihren Vater zu ehren, doch nun enttäuschte sie ihn. Und das wegen eines Mannes, der einen Ketzer zu einem Rennen zu Ehren der Heiteren mitbrachte. Der Schuld am Tod des Vaters und des Onkels der Verlobten ihres Bruders hatte. Und wohl nicht nur an deren… Aber noch lag der Großteil der Strecke vor ihnen. Noch konnte sie zurück ins Rennen finden. Ärgerlich über sich selbst, rieb sie sich ein letztes Mal die Augen und gab Honoria die Sporen. Sie konnte zwar noch nicht wieder gänzlich klar sehen, aber es würde reichen müssen. “Ich sehe dich im Ziel, Bruder! Danke!” “Viel Glück!”, rief Laurentio ihr hinterher.
Autor: BBB
“Jetzt oder nie”, schoss es Manùel durch den Kopf.
Der Stallknecht hatte keinen guten, aber auch keinen allzu schlechten Start erwischt gehabt und sah sich auf der langen Geraden zunächst direkt hinter der Schwester seines Herrn platziert. Nun aber drängte von hinten Dom León de Vivar, der Baron vom Taubental auf seinem schlanken und geschmeidigen Shadif nach vorn, dem die Enge der Strecke hier nichts anzuhaben schien. Reiter um Reiter passierte Dom León, der einen ausgesprochen schlechten Start erwischt hatte und nun an Manùel vorbei zog. Diesen Augenblick nutzte der Stallknecht und scherte direkt hinter dem Baron ein.
Zwar konnte er die Geschwindigkeit des Shadif nicht mitgehen - zu schnell trugen die Beine des schlanken Novadischen Pferdes den schönen Baron. Aber die Schneise, die sich ergab, wusste Manùel zu nutzen.
Hochgradig angespannt und sich selbst möglichst klein machend, damit der Wind nicht ganz so unangenehm ins Gesicht schnitt, zog Manùel erst an Domna Madalena, und dann, zu seiner eigenen Verwunderung, an einer ganzen Handvoll weiterer Reiter vorbei.
Überrascht sah er, wie die Mit-Veranstalterin der Rennen und gute Freundin seines Herrn, Domnatella Farfanya von Taladur, erst Dom León… Platz machte? Was ging denn da vor sich? Und dann ritt sie mitten in einen herabhängenden Ast, der ihr einmal quer durch das Gesicht peitschte und sie vor Schmerzen aufschreien lies.
Sie verlangsamte ihr Pferd.
Sein erster Impuls war es, ebenfalls anzuhalten und zu schauen, was passiert war.
Aber noch ehe er dem Impuls folgen konnte war er schon an ihr vorbei und… es fühlte sich gut an.
Es würde schon nichts Ernstes sein.
Und überhaupt: Er war hier, um ein Rennen zu gewinnen. Irgendjemand würde sich ihrer schon annehmen, beruhigte Manùel sein Gewissen. Die Nobleza hielt ja schließlich zusammen, nicht wahr?
Erst jetzt merkte er, dass er bei all der Aufregung Dom León aus den Augen verloren hatte. Der schöne Baron war ihm enteilt, die Gelegenheit, weitere Konkurrenten zu überholen, verflogen.
Aber vielleicht würde er ja eine weitere bekommen…
Autorin: Sabine
Die lange Gerade kam und wieder kam Cassia ihre kleine Statur zu Gute. Sie schob sich an einigen Kontrahenten vorbei. Unglaublich wie schnell die kleine Stute werden konnte. Nihal war begeistert. Sie beugte sich tief über den Hals der Urkuzistute und ließ sie rennen. Das dumpfe Hämmern der zarten Hufe auf dem Boden ließen keinen Zweifel zu. Cassia war in Hochform. Sie hatte alle Weidener hinter sich gelassen.
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