Chronik.Ereignis1043 Die einsame Rose von Culming 02
Junkergut Aranjuez, 25. Ingerimm 1043 BF[Quelltext bearbeiten]
Das herrschaftliche Nachtlager[Quelltext bearbeiten]
Autor: Der Sinnreiche Junker
Die Luft im Raum war schwül und die weit geöffneten Fenster sorgten nur für wenig Linderung: almadanische Nächte waren auch im Ingerimm schon warm. Dementsprechend waren die bloßen Körper der Eheleute nur von einer dünnen Decke halb bedeckt. Der Baron und Junker hatte sich ein Kissen in den Rücken geklemmt und las Korrespondenz im Kerzenschein, derweil Rahjada von Ehrenstein-Streitzigs Wange auf seiner Brust ruhte und ihr Leib sich an seine Seite schmiegte. Die Grafentochter hatte die langen Wimpern halb gesenkt, dösig von der Hitze, erschöpft vom Liebesspiel, und lauschte dem Herzschlag ihres Gemahls. Und dem Rascheln des geduldigen Papiers.
„Es ist ein Brief von Dom Stordan dabei“, verkündete die Comtessa schließlich beiläufig.
Wieder raschelte das Papier, als Hernán von Aranjuez die Dokumente durchging und schließlich einen Umschlag mit dem Siegelwachs des Cronrats aus der Südpforte in den Händen hielt. Die Rose der Culmings war geteilt, dort wo das Siegel gebrochen war. Natürlich hatte seine Gemahlin das eigentlich an ihn gerichtete Schreiben bereits geöffnet. Entsprechend ließ er den Umschlag sinken und wandte den Kopf in ihre Richtung. „Was schreibt Dom Stordan?“, erkundigte er sich ohne Groll.
Rahjada von Ehrenstein-Streitzig hauchte dennoch einen entschuldigenden Kuss auf seine Brust, und stützte dann das Kinn darauf um ihn von der Seite aus anzusehen. „Er macht uns darauf aufmerksam, dass eine seiner Verwandten auf der Suche nach einem Ehegatten ist. Ultranca von Selaque und Culming, oder so…“
„…da Selaque von Culming“, verbesserte der Condottiere sie schmunzelnd. Während es der schönen Grafentochter ähnlich sah, dass sie natürlich einen mächtigen Magnaten wie Stordan von Culming kannte, endeten ihre Kenntnisse der zweiten und dritten Reihe der Nobleza irgendwo knapp hinter Punin. Hernán von Aranjuez hingegen durfte sich einen durchaus intimen Kenner der Edlen des Königreiches nennen.
„Wie auch immer“, verzog sie freilich unbeeindruckt die Lippen. „Viel wichtiger ist, dass wir hier unsere Freundschaft mit Dom Stordan mit einer Ehe zwischen unseren Häusern festigen könnten. Wie hoch steht diese Ulvanca in der Erbfolge der Culmings?“
Ein Schulterzucken war die Antwort. „Wohl nicht besonders hoch. Domna Madalena ist die Junkerin von Blumenau und damit wohl die Ältere. Und dann gibt es da noch einen Bruder. Ich habe ihn einmal bei einer Djosta reiten sehen. Wahrscheinlich ist sie die Jüngste.“
Rahjada von Ehrenstein-Streitzig rümpfte die fein geschnittene Nase. Eine Drittgeborene! „Und warum nennen Sie sich da Selaque von Culming? Warum führen sie diesen götterverlassenen und nur von Ferkinas und da Vanyas bewohnten Ort vor einem der edelsten Geschlechter der Südpforte?“
„Wohl ein weiterer Hinweis darauf, dass es sich eher um eine Nebenlinie der Culmings handelt. Simanca wüsste sicherlich mehr. Aber an wen hattest Du gedacht? Doch wohl nicht an Gualterio? Oder gar Tego?“
„Natürlich nicht!“, entfuhr es ihr und sie strafte den Gedanken, dass sie seinen Bastardbruder oder dessen Sohn im Sinn gehabt haben könnte, mit einem spielerischen Hieb auf den Rippenbogen. „Ich hatte überlegt, ob sie nicht jemand für Rafik wäre. Der alte Knabe ist doch ohnehin die meiste Zeit im Yaquirbruch und scharwenzelt schon viel zu lange um Concabella von Bonladur herum. Ausnehmend erfolglos, wohlgemerkt! Für derlei jungenhafte Schwärmereien ist sein Haar mittlerweile wirklich zu grau. Es ist an der Zeit, dass er sich zum Wohle der Familia verehelicht.“
„Ich weiß nicht…“, grübelte Hernán von Aranjuez. „Ich hatte immer angenommen, dass er irgendwann eine Horasierin heiraten wird, um seine und unsere Position in Unterfels zu stärken.“
„Wenn ich zwischen dem wankelmütigen Unterfelser Pöbel und den Culmings wählen kann, weiß ich, wofür ich mich entscheiden würde.“
Der Gesichtsausdruck des Aranjuezers verriet, dass er nicht so überzeugt war. „Nun gut, ich werde ihm gleich morgen schreiben. Wir werden sehen, wohin das führt.“, versprach er seiner Frau dennoch.
„Dom Stordan?“
„Rafik.“
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