Chronik.Ereignis1037 Keinen Heller!
Transbosquirien, Anfang 1037 BF[Quelltext bearbeiten]
Am Bosquir, einige Meilen stromaufwärts[Quelltext bearbeiten]
Autor: Der Sinnreiche Junker
"Keinen Heller für diese zwölfmal verfluchte Hochzeit!"
"Keinen Heller!", grinste Tego Colonna, und ergriff den gereichten Unterarm seines Halbbruders. Dieser sah recht mitgenommen aus nach dem Gewaltritt über Stock und Stein, ebenso wie seine Leute, die sich erschöpft und teilweise verwundet von den Rössern gleiten ließen. Vom Zustand der Reittiere ganz zu schweigen. Aber die Sache war ein Erfolg gewesen, und nun galt es die Beute auf den Getreidekahn umzuladen, der am Ufer vertäut lag.
Vorbei kommende Reisende mochten sich wohl fragen, weshalb man hier einen Getreidekahn vertäut hatte, doch glücklicherweise waren solcherlei Passanten in Transbosquirien eher selten. Und ansonsten waren Tego und ein halbes Dutzend Mercenarios zurück geblieben, um etwaigen Neugierigen die entsprechende Auskunft zu erteilen...
Die beiden Männer hatten noch ihre jeweils rechten Unterarme ergriffen, als Tego über die Schulter des Condottieres nickte. Hinter diesem hatte sich eine Tulamidin aufgebaut, und den Halbhelm mit dem Nasenbügel grinsend in den Nacken geschoben. Die Anführerin des Söldnerhaufens, den Hernán von Aranjuez extra für diese Sache aus Fasar angeworben hatte, und der nun wieder über den Raschtulsweg abrücken sollte. Eigentlich.
"Wir uns haben überlegt", grinste Belima, und fuhr in hart akzenturiertem Garethi fort: "Zwölftel sein nicht genug."
"Was soll das heißen?", knurrte Hernán von Aranjuez. Sofort hatten die Tulamiden, zumindest sofern sie zu den Fasarern gehörten, die Hände an Schwertern, Säbeln und Khunchomern, gefolgt von Dom Hernáns eigenen Mercenarios. Lauernd stand man sich gegenüber, die Leute des Baron und Junkers zwar in der Überzahl, dafür standen die Tulamiden aber beieinander, während die Landsknechte weit verteilt waren. Langsam rückten sie zusammen, bis der Condottiere die Hände hob.
"Wir nicht reden, wir wollen mehr Gold", zuckte Belima mit den Schultern und spuckte aus. Einen Moment lang maßen sich die Blicke der Hauptfrau und des Condottieres, dann nickte dieser mit eisiger Miene. "Na gut, ein Zehntel."
"Viertel", schüttelte die Tulamidin das Haupt, gefolgt von einem scharfen Einziehen der Luft von Tego. "Helft uns die Satteltaschen zu verladen", knurrte Hernán von Aranjuez, nachdem man sich auf ein Siebtel geeinigt hatte.
Getreidekähne waren beliebt bei grünen Schmugglern und erfahrenen Zöllnern. Unter dem Korn konnte man zwar viel verstecken, aber jeder Zöllner, der seine Arbeit ernst nahm, würde mit einem langen Gegenstand ausgiebig darin herum stochern. Also rissen die Mercenarios einige Planken am vorderen Ende heraus, krochen in das Brackwasser der kaum einen halben Schritt hohen Bilge und holten einen nicht unerheblichen Teil der Ballaststeine heraus. Hier verstaute man nun sechs Siebtel der Beute, ehe man die Ballaststeine wieder hinein schichtete und die Planken zunagelte. Hernach schob man wieder das Getreide darüber spannten dann die Abdeckplanen, sodass es schon eines sehr gewissenhaften Zöllners bedurfte, um dieses Versteck zu finden. Und warum sollte man sich die Mühe machen, denn was sollte man schon im muffigen Wasser der Bilge schmuggeln?
"Belima?" Hernán von Aranjuez stand an der niedrigen Reling des Kahns, sodass die Tulamidin einige Schritte in den Fluss hinein waten musste. "Was meinst Du, kaufst Du mir die Rösser ab? Es würde mir Zeit und Umstände ersparen, wenn ich sie nicht nach Ukuban bringen müsste." Und wieder ging die Feilscherei los, immerhin waren viele der Tiere in einem bemitleidenswerten Zustand, und zweifellos würden viele den Weg über den Raschtulswall nicht überstehen. Schließlich hatte man sich geeinigt, derweil die anderen Tulamiden bereits ihr durch den Handel nur wenig geschmälertes Siebtel aufluden.
"Die Götter mit Dir", lächelte der Condottiere, als man einschlug. Neben ihm bückte sich sein Halbbruder, sodass sich die Söldnerin neugierig auf die Zehenspitzen stellte um über die Reling zu linsen. Zu spät sah sie das Blitzen des Zweihänders, den der Capitán hervor holte. Sie wollte einen Schritt zurück, doch hielt Hernán von Aranjuez ihre Hand fest. Verzweifelt zerrte sie an ihrer Hand, griff mit der anderem nach einem Dolch, doch war es zu spät. Es war nur eine einzige Bewegung, mit der sich der große Mann über ihr aufrichtete, ausholte und der Söldnerin die schwere Klinge durch Kette, Leder, Haut und Knochen in die Schulter hieb, dass sie beinahe unter der anderen Achselhöhle wieder herausgetreten wäre.
"Fotze!", spuckte Tego Colonna aus, als sein Halbbruder endlich die Hand los ließ, und der Körper der Söldnerin leblos zusammen sackte und die Klinge wieder frei gab. Im Hintergrund hatten sich ihre Leute auf die Tulamiden gestürzt. Jeder der Veteranen hatte gewusst, dass ihr Condottiere die Vertragsbrecherin gewisslich nicht damit davon kommen lassen würde, und nur auf ein Zeichen gewartet. Die Tulamiden hatten zweifellos etwas dergleichen geargwöhnt, doch hatte ihre Aufmerksamkeit beim Verpacken ihrer Anteile ein wenig nachgelassen. So mancher hatte sich vielleicht auch schon auf halbem Wege unter die Erhabenen von Fasar gesehen. Der Rest war blutiges Schwertwerk.
|