Chronik.Ereignis1033 Streit ums Taubental 14

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In der Goldenen Rose wird Phex gehuldigt

Wie Dom Ludovigo de Sangrín Melisandra Chaziani zur Goldenen Rose geleitete. Wie unterdessen dort Lodovico di Dalias ein tapferes Schneiderlein vertrieb, während er mit seiner Base Yppolita und zwei Haferyaquiriern würfelte. Wie sich diesem phexgefälligen Treiben die Familia von Lindholz anschloss. Wie Ludovigo de Sangrín und seine Begleiterin die Goldene Rose betraten. Wie dort kurz darauf auch die Familia de Beiras ihren Auftritt hatte.


Baronie Taubental, 2. Travia 1033 BF[Quelltext bearbeiten]

Auf dem Dorfplatz zu Santa Catalina im Taubental (2. Praiosstunde)[Quelltext bearbeiten]

Autorin: lasdardas

Dom Ludovigo hatte den bedeutsamen Blick seiner Ehefrau aufgefangen und wusste ihn aus langjähriger Erfahrung heraus richtig zu deuten. Ein kurzes Nicken in ihre Richtung und der groß gebaute Mann wandte sich, ganz almadanischer Caballero, an die beiden verbliebenen Gäste seiner geliebten Fiona. „Mir scheint, als würde meine liebe Frau im Kloster gebraucht. Wenn ich mich derweil zusammen mit der begeisterten Zaida um das Wohlergehen der beiden Damen kümmern darf? Ich denke, wir sollten zuerst einmal in der Goldenen Rose vorstellig werden und uns einrichten, ehe wir uns dann dem wilden Rahjaleben hier auf den Straßen widmen. Es wäre mir eine Ehre, Euch die Prunkstücke und Höhepunkte von Santa Catalina zeigen zu dürfen.“ Scheinbar unbedarft ob der Doppeldeutigkeit seiner Worte deutete er eine Verbeugung vor Domna Melisandra an. Das lange Gesicht von Zaida ignorierte er. Allerdings machte er sich wenig Hoffnung, den Wildfang länger als einige Minuten aufhalten zu können.


Autor: damotil

Domna Melisandra neigte ebenfalls höflich ihr Haupt zur Erwiderung. "Dom Ludovigo, es wäre mir eine große Freude an Eurer Seite hier an diesem so rahjagefälligen Ort von Höhepunkt zu Höhepunkt zu schreiten", erwiderte sie ihm dann mit einem feinen Lächeln, das ihre vollen roten Lippen umschmeichelte. "So lasst uns in dem uns zugedachten Logis vorstellig werden und dann diesen heiligen Ort der Kunst und der Freuden erkunden." Lessina, die etwas abseits stand, so dass der Dom ihren Blick nicht mitbekam, eher schon Zaida, verdreht gespielt die Augen und grinste frech. Domna Melisandra, welcher der Blick ihrer Schülerin nicht entgangen war, ließ sich davon aber nicht aus dem Konzept bringen und bot dem Dom ihren Arm, auf dass man gemeinsam die Herberge betreten könne. "Das ist wahrlich ein wundervoller Ort und ich bin der Domna Fiona wirklich dankbar, dass ihre Einladung uns hierher geführt hat", begann sie das Gespräch, als sie sich auf den Weg machten. Lessina und Zaida reihten sich hinter ihnen ein und folgten den beiden.


Autoren: lasdardas, damotil

Mit einem Schmunzeln auf den Lippen und einem spitzbübischen Glitzern in den Augen führte Dom Ludovigo die werte Melisandra am Arm auf die Goldene Rose zu; dem Kutscher und den verbliebenen Gefolgsleuten wurde bedeutet, mit Kutsche nebst Gepäck zu folgen. „Ich bin sicher, dass Ihr hier ganz auf Eure Kosten kommen werdet…“

Ein kurzer Blick zurück offenbarte, dass Zaidas schwarzer Haarschopf bereits in der Menge verschwunden war. Mochte Rahja schützend ein Händchen über die beiden Mädchen halten. Doch was sollte ihnen hier am Vortag der Rahjafeierlichkeiten schon geschehen? Nun – kurz zuckten Ludovigos Lippen – außer dem Offensichtlichen vielleicht.

Wie es sich für einen echten Landadligen geziemte, hielt er der Puniner Domna die Tür auf. „Travia und Rahja zum Wohlgefallen, das hier ist die Goldene Rose und ich bin sicher, es wartet hier schon die passende Unterhaltung auf uns.

"Oh, dessen bin ich mir an diesem Orte sicher - zumal ich mich ja bereits bester Gesellschaft erfreuen darf", erwiderte die Domna ihm, begleitet von einem verführerischen Lächeln, noch bevor sie durch die offengehaltene Türe trat.

Im Spielsalon der Goldenen Rose zu Santa Catalina im Taubental (2. Praiosstunde)[Quelltext bearbeiten]

Autor: dalias

Die großzügig abgenagten Gerippe von mehr als einem halben Dutzend Tauben lagen neben Trauben und Äpfeln in einer wohlschmeckenden Weinsauce auf einer großen silbernen Platte vor Lodovico von Dalias und Yppolita di Dalias y las Dardas. Das köstliche Waldwachter Weißbrot war fast unbeachtet liegen geblieben. In kräftigen Zügen löschte Lodovico seinen Durst. Der Wein floss aus beiden Mundwinkeln heraus, rann Kinn und Hals hinab und tropfte auf die behaarte Brust des Adligen. Das, was die beiden Zecher übrig ließen, hätte gereicht, um ein Rudel Puniner Straßenkinder eine Woche zu ernähren. Achtlos warf Yppolita einem zu gut gemästeten Hund, der müde auf dem Boden döste, eine halbe Taubenbrust zu, welche dieser nicht für wert befand, danach zu schnappen. Mit breitem Grinsen leckte die Caballera ihre Finger ab und griff zum Würfelbecher. Sie schüttelte den Becher, ließ ihn auf den Tisch sausen. Klackernd kamen die Würfel zum liegen: Zwei Fünfen, eine Drei, eine Vier und eine Eins.

„Der Schneider hat wirklich gute Arbeit gemacht", gefällig deutete der feiste Dom Lodovico auf das kurze, engsitzende Wams aus blauem Samt, das Yppolita trug. Da sie kein Hemd trug, lagen das Dekolleté und die muskulösen Arme der Domna nicht vor fremden Blicken verborgen. „Dir hat es ohnehin nicht mehr gepasst", lachend klopfte Yppolita auf den Wanst Lodovicos.

Der dritte Mitspieler, ein kräftiger, hochgewachsener Reisender in nordländischer Kleidung, nickte zustimmend. Er griff zum fettigen Würfelbecher.

„Verzeiht, gnädiger, wohlgeborener Dom." Ein kleines Männlein mit Fistelstimme war an den reich gedeckten Tisch Lodovicos, Yppolitas und ihrer beiden Mitzecher herangetreten.

„Wer ist Er? Was will Er?", herrschte Lodovico das Männlein an.

„Verzeiht, verzeiht vielmals. Ich bin der Schneider, den Ihr, werter, gnädiger, wohlgeborener Dom, gerade so lobtet… ähm… es restieren noch Schulden von zwei Dukaten, drei Silberlingen und neun Kreuzern", es drückte sich bei diesen Worten rückwärts gegen die Wand und senkte den Blick noch tiefer.

„Ach, ach so", Dom Lodovico kratzte sich am Kopf, „hat mein Secretario Ihm nicht gesagt, dass ich selbst noch auf die Zahlung eines offenen Betrages über neun Dukaten und vier Silbertaler warte. Sobald der hochgeborene Baron, Dom León, arriviert ist, werde ich meine Schulden bei Ihm sogleich stracks begleichen lassen. Sei Er dessen versichert." Lodovico wandte sich vom Schneider ab und dem Würfelspiel zu.

Das Männlein nahm allen Mut, den es in seiner Brust finden konnte, zusammen: „Verzeiht, verzeiht vielmals, gnädiger, wohlgeborener Dom. Auch auf die Gefahr hin, dass ich mir Eure Ungnade zuziehe – und nichts würde ich mehr… mehr bedauern, so muss ich Euch, gnädiger, wohlgeborener Dom, doch mit der Frage molestieren, ob Ihr die Summe, die Hochgeboren Euch schuldig, zur Gänze und im vollen Umfang, also ungeschmälert, nicht Eurem Wirt zugesichert habt?"

Ohne sich erneut seinem Gläubiger zuzuwenden, warf Lodovico zwei Silbertaler auf den Tisch, strich seinen Kaiser-Alrik-Schnauzer platt und murmelte leise, für das Männlein kaum hörbar: „Sei Er dessen versichert: Lodovico Almanzo di Dalias ist ein Ehrenmann. Noch niemals sind seine Schulden unbezahlt geblieben. Zwischen Ragath und Eslamsberge wird Er niemanden finden, der das rechtens, billig und ungelogen behaupten wird können. Mein Secretario wird Ihn bei Gelegenheit aufsuchen. Gehab Er sich wohl."


Autor: lindholz

Der Schneider stand noch einen Augenblick neben dem Adligen und betrachtete rat- und hilflos den von ersten silbernen Haaren durchzogenen Eslamszopf; denn das Gesicht hatte Dom Lodovico längst wieder der wesentlich angenehmeren Würfelrunde zugewandt. Offensichtlich war das Gespräch beendet und daran änderte auch das nervöse Fingerverknoten nichts, welches der kleingewachsene Mann betrieb. Schließlich wandte er sich geschlagen ab und schickte ein kurzes Gebet an Phex, dass er ihn bei diesem Geschäft nicht leer ausgehen lassen möge.

Zu allem Überfluss konnte er an der Tür gerade noch rechtzeitig zurückweichen, als diese vom auf der anderen Seite liegenden Schankraum aus aufgerissen wurde. Er starrte entgeistert in die grimmigen, braunen Augen eines hochgewachsenen Mannes mit welligen, schwarzen Haaren. Dessen Blick jedoch wanderte schon nach einigen Sekunden weiter und begann damit, den Rest des Raumes zu erfassen. Auf der Brust seines Gegenübers konnte der gnomenhafte Schneider die weiße Linde auf grünem Grund erkennen, die den Waffenknecht als dem yaquirischen Hause von Lindholz zugehörig auszeichnete. Nun erschien es ihm noch angebrachter, den Raum eiligst zu verlassen, wenn er bedachte, an wen er gerade zuvor noch schüchterne Worte gerichtet hatte. Und so schlüpfte er flugs aus dem Spielsalon der Goldenen Rose, als sich die Gruppe, bestehend aus drei Leibwächtern und drei Damen endlich in den Raum bewegte.

"Domna, wenn mich meine Augen nicht täuschen, ist ein di Dalias anwesend", raunte Espejo, der Leibwächter mit der stattlichen Gestalt, Domna Siona nach wenigen Schritten zu.

Diese schlug ihren Fächer auf, um ihre Lippenbewegungen zu verschleiern, während die Gruppe langsam den Raum durchschritt: "Wo befindet er sich?"

Ohne den Blick in die Richtung schweifen zu lassen, erwiderte Espejo leise: "Zu Eurer Linken, Euer Wohlgeboren. Der beleibte Herr am Tisch mit den Würfelspielern. Verzeiht, ich habe ihn lange nicht gesehen, weshalb ich ihn nicht sofort erkannt habe. Wünscht Ihr, dass wir gehen?"

Siona von Lindholz überlegte nicht lange. Jetzt umzukehren, würde wie eine Flucht wirken. Und sie würde ihrer Familie sicher keine solche Blöße geben. So schlimm würde es schon nicht werden. Wenn ihr Mann ein - wenn auch nur aus leeren Versprechungen bestehendes - Gespräch mit dem Soberan der verfeindeten Familia führen konnte, ohne, dass es zu blutigen Ausschreitungen kam, würde sie es doch wohl schaffen, sich im gleichen Raum mit einem di Dalias aufzuhalten. Immerhin musste sie nicht einmal mit ihm parlieren. Sie schüttelte dementsprechend fast unmerklich den Kopf auf die Frage des für ihren Schutz Verantwortlichen.

In diesem Augenblick; in diesem Moment, in dem Domna Siona die Situation gedanklich völlig unter Kontrolle zu haben glaubte, setzte sich ihre ältere Tochter mit einem eleganten, geradezu tänzelnden Schritt von der Gruppe ab, indem sie überraschend zwischen zwei benachbarten Tischen einbog. Das leise gezischte "Alisea." ihrer Mutter überhörte die hübsche junge Dame gekonnt, während sie zielstrebig auf den Tisch des vivarschen Administradors zuhielt. Sie trug ein aufwendiges, mit Gold besticktes Kleid in tiefem Türkis kombiniert mit einem dunklen Blau, unter dem eine weiße Spitzenbluse an den geschlitzten Ärmeln farbliche Akzente setzte. Trotz dieser Gewandung rauschte sie mit einer Grazie zwischen den Stühlen hindurch, dass der ihr zugeteilte Leibwächter kaum hinterherkam und ihr andererseits gerade noch rechtzeitig anhalten konnte, um ihr nicht auf den Rock zu treten, als Alisea von Lindholz bei der Spielrunde zum Stehen kam.

"Verzeiht, edle Herren und Damen. Wäre es gestattet, Eure Runde um eine Mitspielerin zu erweitern?" Mit diesen Worten und einem einnehmenden Lächeln machte sich die Adlige mit den dunkelblonden Haaren an dem Tisch der Spieler bemerkbar. Innerlich verstimmt, aber die Fassade wahrend, nahm nun auch Domna Siona mit der ob der Courage ihrer Schwester etwas eingeschüchterte Lianna Kurs auf die Würfelspieler. Während des kurzen Wegstückes spielte sie gedanklich mögliche Disziplinarmaßnahmen durch, wobei sich ein Hausarrest an einem der bevorstehenden Festtage als Favorit herauskristallisierte.


Autor: dalias

Lodovico di Dalias bleckte seine Zähne. Umständlich erhob sich der gut genährte Caballero von seinem Stuhl. Das Gesicht war unrasiert. Reste des Mahls hingen noch im Kaiser-Alrik-Schnauzer und in den Mundwinkeln. Das dunkle Wams und das weiße Hemd waren fast bis zum Bauchnabel hin offen und gaben den Blick auf seine behaarte Brust frei. Er roch unangenehm streng nach Knoblauch und Wein. Theatralisch neigte er sein Haupt und ergriff die rechte Hand Domnatella Aliseas und hauchte einen Kuss aus Wein, Schweiß und Waldwachter Olivenöl auf ihre Hand.

”Ob die wohl- und hochgeborene Domnatella an unserem Spiel teilnehmen darf, nun, wie könnte ich dies negativ bescheiden? Auch der Domnatella beide berückende Schwestern wären meinen Gefährten in Phex und mir”, hierbei zwinkerte er dem Nordländer am Tisch verschwörerisch zu, ”jederzeit und stets willkommen. Seid eingeladen, Euch auf meine Kosten – auf die Kosten von Lodovico Almanzo di Dalias, Administrador von Vivar – an lieblichem Yaquirtaler Wein und an köstlichen Waldwachter Spezereien zu laben. Bitte, Holdeste!” Mit diesen Worten rückte Lodovico für Domnatella Alisea einen Stuhl zu recht. Ungeduldig winkte der Administrador von Vivar eine Schankmagd heran.

Wieder an Domnatella Alisea und die mittlerweile herangetretenen ”Schwestern” Siona und Lianna von Lindholz gewandt, fuhr Caballero Lodovico mit einem Haifischgrinsen fort: ”In Rahjae nomine gebietet es mir freilich die Cortezia, Euch meine Kumpane in Phex vorzustellen. Hier zu meiner Linken, dies”, Lodovico wies auf Yppolita, die sich ebenfalls erhoben hatte, ”dies ist meine gute, liebe und wohlgeborene Cousine, Alveranis Gloria Yppolita di Dalias y las Dardas.” Unter den raupenartigen, dunklen Augenbrauen Yppolitas lagen gutmütige Augen. Denkwürdig ragte eine viel zu große und breite Nase aus ihrem Gesicht, das von einer ungebändigten dunklen Lockenmähne gerahmt wurde. Sie trug kein Hemd, nur ein dunkelblaues, enggeschnittenes Wams: Ihre Schultern waren sehr breit und ihre Arme überaus kräftig. Yppolitas linke Pranke ruhte auf dem Griffkorb ihres Raufdegens, als sie sich zum Gruße leicht vorbeugte und den drei Damen ein festes ”Rahja zum Gruße” entgegenschmetterte.

”Und das, dieser ehrenfeste Herr ist…”, etwas verdutzt hielt Lodovico inne. Er musterte den Spiel- und Saufkumpan, der ihm gegenüber saß, ”nun, dies ist…” Verlegen begann Lodovico sich am Kopf zu kratzen. Ihm war der Name des guten Mannes entfallen. Lodovico entglitt sein Haifischgrinsen. Ein Nordländer war er, das sah man ihm an. Wie heißen die da für gewöhnlich nochmal? Alrik? – Nein, das war nicht das Gesicht eines Alriks. Die Nase wollte gar nicht zu diesem Namen passen. Thronde, vielleicht? Oder Bornislaus? Hrotzfried? – Das war ein guter, starker nordländischer Name. So heißen doch alle dort oben: Hrotzfried! Lodovicos Wangen füllten sich heiß an und wurden rot. Die Scham gab den Wangen eine noch rötlichere Färbung als dies der Wein ohnehin schon getan hatte. Flehentlich blickte Lodovico di Dalias den Nordländern an, ihn doch zu erlösen und seinen Namen preiszugeben.


Autor: RobanGrobhand

Rodgrimm Grobhand von Koschtal”. Eilig erhob der Nordländer sich, schenkte den drei Damen sein strahlendstes Lächeln und die geschuldeten Handküsse. ”Eigentlich war ich nur auf der Durchreise gen Schelak, als mich ein Einheimischer auf diese Festivität hinwies. Ein Glücksfall, hätte ich doch sonst auf die Freude Eurer Bekanntschaft verzichten müssen!”

Innerlich feierte Rodgrimm einen kleinen Triumph. Neben dem dicken, stinkenden Verwalter musste er mit dem wohlgestutzten Bart, dem breiten Kreuz und fast zwei Schritt Größe einen hervorragenden Eindruck tragen. Auch wenn er ein anständiges Schwert gegürtet hatte, nicht eine überdimensionierte Nähnadel, welche die hiesigen Adligen offenbar mit sich herumschleppten.

Die drei Damen erwiderten den Gruß artig, Alisea erwiderte das Lächeln gar.

”Selbstredend wäre es mir eine Ehre, wenn Ihr an unserem kleinen Spiel teilhabt”, fügte Rodgrimm rasch hinzu, als er die Miene der Ältesten der drei Frauen bemerkte. Diese schien von der Situation wenig angetan. Da galt es, einem Machtwort zuvor zu kommen. Also rückte er rasch den eigenen Stuhl zurecht, damit Alisea Platz nehmen konnte, und winkte dem Wirt nach weiteren Sitzgelegenheiten.

Das Spiel war für ihn ohnehin nicht besonders gelaufen. Das lag nicht an seinen Würfelkünsten, sondern eher an besagtem Wams, respektive dessen derzeitigem Inhalt. Der verheissungsvolle Ausblick hatte ihn derart vom Spiel abgelenkt, dass er mehrfach Fehler gemacht und dabei den ein oder anderen Taler eingebüßt hatte. Aber das sollte ihn nicht stören. Seine Reisekasse war gut gefüllt, Schelak nicht mehr weit, und mit noch mehr schönen Frauen am Tisch würde sich hoffentlich jeder Kreuzer für ihn lohnen. Und wenn er in ein paar Tagen auf dem Adamanten-Kastell (oder wie diese Burg hieß) eintraf, würde sein Verwandter Remigius ihm notfalls wohl noch den ein oder anderen Silberling borgen können.


Autor: lindholz

"Es ist uns eine besondere Freude, die Bekanntschaft von so edlen Herrschaften zu machen und lasst mich auch unseren Dank Ausdruck verleihen, dass Ihr meine Töchter und mich an Eurem Tische willkommen heißt", erwiderte Siona von Lindholz recht förmlich.

"Überlasst mir die Ehre, uns vorzustellen, liebste Mutter", mischte sich die ältere der beiden Töchter mit einem unschuldigen Lächeln ein. "Dies ist meine hochgeschätzte Mutter und die Gemahlin des Junkers von Ribera: Siona von Lindholz. Zu meiner Rechten dürft Ihr meine wunderhübsche, kleine Schwester Lianna erblicken und mein Name lautet Alisea. Es ist mir ebenfalls eine Freude." Für einen Augenblick breitete sich eine seltsame Stille aus und Rodgrimm registrierte, wie angespannt auch die drei Leibwächter der Edeldamen waren. Dann jedoch plapperte die blondhaarige junge Blaublütige unbeschwert weiter: "Doch lasst uns nicht über Namen reden. Immerhin sind wir an diesem Ort um Phex zu ehren... und Rahja." Ein leichtes Lächeln umspielte die Lippen Aliseas, als sie Platz nahm, doch war am Blick nicht zu deuten, ob dieses einem der anwesenden Männer galt. Stattdessen ließ sie sich kurz erklären, nach welchen Regeln gespielt wurde. Auch die übrigen setzten sich wieder.

"Verzeiht, meine Herren und auch Ihr, Domna Alveranis, doch ich werde mich lieber einem guten Glas Wein zuwenden, als mich am Würfelspiel zu beteiligen. Euch allen wünsche ich jedoch den Segen des schelmischen Gottes", verkündete Domna Siona, die demonstrativ ihren Stuhl neben den des Lodovico di Dalias hatte stellen lassen, als die Bediensteten die weiteren Sitzgelegenheiten brachten. Dadurch war Alisea zwischen ihrer jüngeren Schwester Lianna und ihre Mutter gerückt, wovon sich diese erhoffte, Aufdringlichkeiten zu vermeiden, wozu ihre ältere Tochter leider gelegentlich geradezu aufzurufen schien.

"Sagt, Euer Wohlgeboren Siona, Euer Familienname kommt mir bekannt vor. Habt ihr zufällig Verwandte firunwärts des Amboss?", fragte Herr Rodgrimm die Lindholzerin.

Diese überlegte einen Moment: "Nicht, dass ich wüsste. Das wäre wirklich sehr interessant. Erinnert Ihr Euch zufällig an den genauen Namen und wo sie leben?"

Doch hier war der Koscher Ritter überfragt und hob entschuldigend die breiten Schultern: "Entschuldigt, edle Dame. Es kommt mir lediglich so vor, als hätte ich den Namen 'von Lindholz' bereits gehört. Doch wo, will mir nicht einfallen."

"Ich dachte, wir wollten nicht weiter über Namen reden", mischte sich jedoch Domnatella Alisea in das Gespräch ein und zog dabei ein so herrlichen Schmollmund, dass das Thema vorerst fallen gelassen wurde.

Nachdem Essen und Wein für die Neuankömmlinge geordert waren, wandte sich die Runde wieder dem Spiel zu. Mit einem munteren, hellen Klacken schlugen die Würfel gegeneinander und den ledernen Becher, bevor sie ihr Ergebnis auf dem tiefbraunen Holz der Tischplatte enthüllten. Während Lianna hierbei den Eindruck einer ruhig kalkulierenden Spielerin machte, genoss die ältere Schwester das Spiel sichtlich. Mit einem glockenhellen Lachen, einem Händeklatschen oder einem Dank an den Glücksgott kommentierte sie fast jeden guten Wurf ihrerseits auch wenn sie über lange Sicht gesehen keinen Gewinn zu verbuchen hatte. Ihr Mutter gönnte sich währenddessen eine Madilla Creciente, welche mit Entenbruststreifen in Waldhonig-Sesamkruste gefüllt war, zu einem Glas tiefroten Madaweins. Nach einem ersten, genießenden Schluck, fragte Domna Siona dann den Koscher Edelmann: "Sagt, Dom Rodgrimm, aus welchem Grund seid ihr denn auf dem Weg nach Schelak? Ich hoffe doch, Ihr seid Euch bewusst, dass der Weg durch die Südpforte derzeit leider nicht als sicher zu bezeichnen ist."


Autor: RobanGrobhand

Der Ritter lächelte selbstsicher. ”Werte Frau von Lindholz, derlei Gerede schreckt mich nicht. Ich weiß mich meiner Haut und meiner Habe durchaus zu erwehren, falls das notwendig sein sollte. Aber Aves, der Schutzgott der Reisenden, muss wohl seine Hand über mich gehalten haben, denn keinerlei Gefahr begegnete mir auf dem Weg hierher.”

‚Abgesehen von dem Wirtssohn, dem ich bedauerlicherweise zwei Vorderzähne habe ausschlagen müssen’, fügte er in Gedanken hinzu. Dass derlei Leute immer so empfindlich sein mussten, wenn sie einen in der Kammer der Schwester überraschten! Dabei war doch – noch – fast nichts passiert!

”Und gen Schelak zieht mich eine familiäre Angelegenheit. Außerdem drängte es mich, das Land am Yaquir zu erkunden. So nutzte ich die gute Gelegenheit, die Pflicht mit der Kurzweil zu verbinden. Und, falls Ihr gestattet”, den erneuten, unwiderstehlichen Schmollmund Aliseas kommentierte er mit einem breiten Grinsen, ”würde ich gern zu eben dieser Kurzweil zurück kehren!” Domna Siona nickte mit aufgesetzt wirkenden Lächeln, und Rodgrimm nahm die Würfel zur Hand.


Autor: dalias

Gelangweilt von derart artiger Phrasendrescherei lehnte sich Lodovico di Dalias wie ein Lümmel in den Stuhl zurück und rückte denselben langsam und bedächtig weiter nach hinten – etwas weg vom Tisch. Mit schräg gelegtem Kopf studierte er den Nacken und Rücken Aliseas. Dass sich diese frostige, alte Lindholzerin – gleich einer unüberwindlichen Eiswand – zwischen ihre älteste Tochter und ihn gesetzt hatte, empfand er als ganz und gar unverzeihlich. In Gedanken begann er sich einen geharnischten Protestbrief zurecht zu legen:

Wohlgeborene und ehrenfeste Domna, freundvetterlich geliebte Base und Gevatterin, alle guten Dienste stets zuvor, bla-bla-bla, kann Euer Wohlgeboren doch nicht verhalten, dass Euer Wohlgeboren gutmütterliches und travisches Betragen bla-bla-bla meiner geringen Person gegenüber, mir zum Höchsten als affrontös und niederträchtig erschienen, ja erscheinen mussten, da Euer Wohlgeboren durch dero eiskalte Blicke und frostigen Rücken mich der lieblichen, warmen und fruchtbaren Nähe dero Tochter beraubtet, mich austriebet in die Grimmfrostöde der zurückgewiesenen Liebe und verschmähter körperlicher Zuneigung…

Der Würfelbecher riss den Caballero aus seinen Gedanken. Übellaunig und mit Schmollmund schmetterte Lodovico den Würfelbecher samt Inhalt auf den Tisch, nur um nach Entdeckung des Ergebnisses leise Flüche gen den alveranischen Phex und auch dessen frostig-kalte Schulter zu murmeln. Missmutig schob er den Becher an seine Base weiter.

Mit Genugtuung nahm Caballera Yppolita den Würfelbecher in ihre prankenartigen Hände, sicherte er ihr doch für eine gewisse Weile die Aufmerksamkeit der anderen Mitspieler, die sie so schmerzlich entbehren musste, nachdem die püppchenhafte Alisea mit ihrem schönen dunkelblonden Haar, ihren fröhlichen meergrauen Augen und ihrem bannenden Lächeln den Kreis der Spielenden erweitert hatte. Ihre – wohl jüngere – Schwester Lianna schien sich mehr in der Rolle einer Beobachterin zu gefallen und war wohl eher daran interessiert selbst nicht aufzufallen. Yppolita sandte dieser ein freundliches Lächeln gepaart mit einem aufmunternden Augenzwinkern.

Die Caballera aus Las Colinas schüttelte den Becher kraftvoll und schleuderte die Würfel klackernd auf den Tisch, wo sie – sehr zu Yppolitas Vorteil – mit der höchst möglichen Augenzahl zu liegen kamen.

“Schelak, hmmm. Ein Ben Nasreddin, ein Medicus aus Ratzingen – ein rechter Anti-Omlader[1] – macht Schelak zu einem Schauplatz in einer seiner Novellen… wie war der Name doch gleich?... Ja, ich glaube Die Amazonenprinzessin Penthidalea. Diese Amazonenprinzessin, schön, stark, tapfer und klug, zieht incognito aus, um die Welt kennenzulernen. Auf ihrer Reise durch Almada und das Amhallas begegnet sie allerlei denkwürdigen Personen, armen, aber weisen Bettlern und reichen, aber dummen Prinzen, gerechten Gelehrten und hasspredigenden Herren.

Im Laufe der Geschichte wird der Amazonenprinzessin immer bewusster, wie sehr sich die Völker am Yaquir, seien es Aramyas oder Docenyos, doch einander gleichen, wie viel sie von einander bereits im Laufe der Geschichte gelernt haben und wie viel sie noch von einander lernen können, zum gemeinen Besten freilich. Es ist eine sehr erhebende Geschichte. Geistig schärfer als die tumbe, vaterländische Wortzauberei eines Eslam Cahusat Omlader.

Jedenfalls ist Schelak der Ort, an dem Penthidalea einem Caballero begegnet, der der Novadischlitzer heißt, der den Hass auf die Aramyas atmet und dessen einziges Lebenselixier dieser Hass ist. Doch mit klugen Reden gelingt es Penthidalea, ihm diese Quelle seiner Kraft zu nehmen, indem sie ihm die glanzvolle zukünftige Schönheit der Convivencia eindrucksvoll vor Augen führt. Daraufhin stürzt das bisherige Leben des Novadischlitzers in sich zusammen; erfüllt von der Angst vor seiner nunmehrigen inneren Leere stürzt er sich vom höchsten Turm der Burg Adamantia in den Tod. Ein sehr erhebendes Ende für diesen Schurken. Ich muss zugeben, dass Ben Nasreddin es hier gelang, mich zu Tränen zu rühren”, und lächelnd fügte Caballera Yppolita hinzu, “seid Ihr etwa gar auch eine Amazonenprinzessin Penthidalea, Dom Rodgrimmo, auf der Suche nach der Wahrheit und der Zukunft an den Ufern des Yaquirs, wo Ihr den wunderlichsten und denkwürdigsten Geschöpfen begegnet?”


Autor: RobanGrobhand

Dem Koscher war es schwer gefallen, diesem Gedankengang zu folgen. Zum einen hatte er sich noch nie für Literatur begeistern können, zum anderen überlegte er, ob es sinnvoll sei, seinerseits überhaupt noch zu würfeln und auf einen gleichhohen Wurf zu hoffen, oder diese Runde und damit seinen Einsatz verloren zu geben.

“Eine Prinzessin der Amazonen”, begann er schließlich, “ein eigentümlicher Vergleich, Frau Yppolita. Ad primum würdet Ihr wohl den passenderen Namen für eine solche Rolle tragen” - er grinste schelmisch - “ad secundum empfinde ich eine rondragläubige Amazone, die um Verständnis für die ungläubigen Novadis hält, nicht gerade als leuchtendes Beispiel von Frömmigkeit, und ad tertium führen mich familiäre Verpflichtungen, das Fernweh und die Suche nach ein wenig Kurzweil in die Lande am Yaquir. Die Wahrheit – so ich sie denn suchen würde – könnte ich vermutlich auch in den Koscher Landen finden, wo man nicht genötigt ist, sich um des lieben Friedens willen mit Heiden zu arrangieren!”

Die Entscheidung war gefallen, die Würfel waren es ebenfalls. Aber Phex schien die Seiten des Tisches gewechselt zu haben. Für einen Patt fehlten Rodgrimm zwei Augen, was jene Domna Yppolitas triumphierend glänzen ließ.

Enttäuscht wandte Rodgrimm den Blick von den Würfeln ab und damit eher unbeabsichtigt Lodovico zu. Wie dieser Verwalter sich auf seinem Stuhl ausstreckte, war einfach unmöglich. Der Kerl hatte Manieren wie sein eigener Vetter Roban. Vermutlich hätten die zwei sich gut verstanden, aber Roban weilte in Moorbrück, der passende Ort für einen Griesgram wie ihn. Beim Gedanken an Moorbrück durchzuckte ihn eine Erinnerung, aber zu rasch, um ihn festzuhalten. Es hatte irgendetwas mit der bezaubernden Dame von Lindholz zu tun, aber er kam immer noch nicht drauf, was es war. Soeben gähnte Lodovico unverhohlen, was der Ritter mit einem stummen Stirnrunzeln quittierte. Fehlte nur noch, dass...

Er konnte den Gedanken nicht zu Ende bringen, als Dom Lodovico sich schon ausgiebig im Schritt kratzte. Ja, der Kerl und Roban würden sich vermutlich gut verstehen und sich gegenseitig darin übertrumpfen, sich vor anderen zu blamieren.

“Von welcher Art sind denn besagte familiäre Obligationes, falls die Frage gestattet ist?” Alisea untermalte die Frage wieder mit einem Lächeln, mit dem sie das Eis auf dem Ruberkopf zum Schmelzen hätte bringen können.

“Damit will ich Euch weder belasten noch langweilen”, wich der Ritter aus, ohne dabei unfreundlich zu wirken. “Die Angelegenheit ist rein privater Natur, aber wohl nicht so dringend, dass man sie nicht für ein wenig Kurzweil an diesem schönen Ort unterbrechen dürfte.” Sein Lächeln wurde noch etwas breiter. “Erst recht, wenn man an diesem Ort auf eine derart bezaubernde Gesellschaft trifft!”

Das kurze Räuspern von Domna Siona überhörte er geflissentlich. Eine gute Mutter musste auf jeglichen Annäherungsversuch in Richtung Alisea wohl so reagieren.


Autoren: damotil, lasdardas

Wie nicht anders zu erwarten, war es im Spielsalon der Goldenen Rose bereits sehr gesellig. Der Vogt des Barons, sein Namensvetter, war auch schon vor Ort und frönte seiner liebsten Beschäftigung, wie Dom Ludovigo mit einem unwilligen Stirnrunzeln feststellte. Doch dann stutzte er und betrachtete die anderen Doms und Domnas am Tisch des di Dalias eingehender. Eine sehr illustre Runde, wie er befand, als er darauf zuhielt.

Auch der Blick Domna Melisandras lag auf der 'illustren' Runde, die sich dort zum Würfelspiel zusammengefunden hatte. Ohne Zweifel Gesellschaft durchweg von Stand, aber besonders, als ihr Blick den ihr noch unbekannten Dom Lodovico streifte, ging ihr ein Gedanke durch den Kopf, den sie einmal gelesen hatte: 'Wahres Adelstum ist eine Charaktersache, nicht eine Frage des Blutes.' Noch lächelnd wendete sie den Blick zu dem neben sie getretenen Dom Ludovigo, dem ihr Blick auf besagten Vogt nicht entgangen war.

„Des eigenwilligen Barons nicht minder eigenwilliger Vogt“, murmelte er ihr leise zu und richtete die Augen kurz gen Alveran, um seine Meinung darob kund zu tun. „Aber es muss schon etwas mit ihm auf sich haben, wenn der Vivar ihn eingesetzt hat“, fügte er mit einem Brummen hinzu.

„Einen anderen Tisch oder sollen wir uns an ihnen vorbei in Richtung Treppe sputen und erst einmal einen Blick in die Zimmer werfen?“ Noch hatte man sie nicht gesehen.

Neugierig ruhte der Blick aus den rehbraunen Augen der Domna auf dem Dom an ihrer Seite und sie versuchte zu ergründen, was dieser wohl präferieren würde. "Wie wäre es mit einer kurzen Inspektion der Betten... " - ein Schmunzeln umspielte ihre vollen Lippen in dem so rahjagefälligen Gesicht - "... ich meine Zimmer. Und anschließend vielleicht ein Becher Wein an einem separaten Tisch? Aber vielleicht ist uns das Schicksal ja auch hold und dieser charmante Vogt musste leider schon aufbrechen... Was meint Ihr, Dom?"

Ein formvollendeter Handkuss war die erste Antwort. „Ein kurzer Blick auf die… Zimmer, kann gewisslich nicht schaden.“ In seinen dunklen Augen glitzerte es schelmisch auf. „Dann schauen wir, ob wir uns phexischerweise an dem Tisch vorbeischleichen können.“


Autor: dalias

Dom Lodovico von Dalias – vom Gespräch sichtlich gelangweilt – winkte eifrig die Schankmagd heran und ließ sich einen Krug kräftigen Rotweins reichen. Was fiel diesen Hofschranzen und Gecken eigentlich ein, anständige Leute mit ihrem seichten Gesäusel zu enervieren? Selbst in der tiefsten Waldwacht sprachen sie so, als würden sie beim Fall eines jeden einzelnen Sandkorns in Satinavs wüstengroßer Sanduhr mit dem Erscheinen der kaiserlichen Majestät in höchster Person rechnen. Warum sagte dieser Rodgrimmo Grobhand nicht frank und frei heraus, dass er Alisea hier, jetzt und auf diesem Tisch zu nehmen bereit war?

Lodovico von Dalias entschloss sich, diesem zaudernden und stutzerhaft affektierten Koscher Rittersmann Mut zu machen. Mit seinen beiden kräftigen Händen packte Lodovico die Schankmagd, die zwischen ihn und die frostige Siona von Lindholz getreten war, an der Hüfte und sagte ihr mit kräftiger und lauter Stimme: “Bei der alveranischen Stute, du hast wahrhaft schöne und pralle Titten! Da würde selbst Rahja neidisch werden, wenn sie nichts Besseres zu tun hätte… Wenn wir schon davon sprechen, etwas Besseres zu tun”, verschwörerisch zwinkerte er der zart errötenden Schankmagd zu, die auf ihn, den Sitzenden, herabblickte, “willst du mich heute Abend deinen Khabla sein lassen, oder auch deinen Levthan?” Lodovico beugte sich vor und senkte seine Nase in den Busen der Auserwählten; dabei wieherte er – nicht ohne Können – wie ein Pferd.

Die Schankmagd – mittlerweile puterot – schien nicht so recht zu wissen, wie ihr geschah. Es bedurfte einiger Augenblicke, bis sie ihre Fassung wiedergefunden hatte. Geschickt entwand sie sich seines Griffes und raunte dem deutlich angeheiterten Caballero aus dem Yaquirtal ein leises “Später, in Eurer Kammer!” ins Ohr. Sinnend blickte Lodovico den Pobacken hinterher, ehe er sich mit breitem Grinsen wieder seinem Weinbecher zuwandte, selbigen in einem Zug in den Rachen stürzte und über den Becherrand dem Koscher Ritter einen auffordernden Blick zuwarf, mit ihm gleichzuziehen.

Domna Yppolita schien sich dabei köstlich zu amüsieren und klopfte dem Vetter anerkennend auf die Schulter. “Das ist der alte Daliaser Charme, nicht wahr?”

“Ja, ja,…”

“Aber ist Levthan nicht Rahjas Sohn?”

“Pfff”, mit einer lässigen Handbewegung wischte Lodovico derartige rahjalogische Spitzfindigkeiten beiseite. Wie ein alter und erfahrener Mundschenk es nicht besser könnte, füllte er den Weinbecher seiner Nebensitzerin, Siona von Lindholz, bis zum Rand wieder auf. Ein spitzbübisches Grinsen Lodovicos gab es gratis oben drauf.


Autor: RobanGrobhand

Rodgrimm bemerkte den herausfordernden Blick des Vogtes wohl, zog es aber vor, nicht derart stümperhaft vorzugehen. Einer Schankmaid die eigene Brunst derart offen zu zeigen, das mochte für einen sturzbetrunkenen Mietling angemessen sein. Dass es hierzulande sogar die Adligen taten, zumindest einige von ihnen, empfand er als flegelhaft. Ob dieser Lodovico sich immer so gebärdete, nur dann, wenn er getrunken hatte, oder doch nur auf dieser Festivität, wusste er nicht zu sagen, aber es war ihm ohnehin gleich.

Demonstrativ wandte er seine Aufmerksamkeit einem Paar in Begleitung eines Knaben zu, das soeben den Salon betrat. Eigentlich interessierten sie ihn nicht besonders, aber alles war im Moment besser als der Anblick seines flegelhaften Gegenüber.


Autoren: vivar, lasdardas

Gwain Taubentanz, ein hagerer Mittfünfziger mit gezwirbeltem Kaiser-Alrik-Bart und seines Zeichens Herbergsvater der Goldenen Rose, hatte die Szene beobachtet und packte die dralle Schankmagd am Handgelenk. “Pass bloß auf, Fonsa”, zischte er leise. “Wenn dich dieser Yaquirtaler Saufkopf schwängert, kannst du schauen, wo du bleibst, eh?”

Dann zog er sie, höflich seinen Gästen am Spieltisch zulächelnd, auf Dom Ludovigo und Domna Melisandra zu, die in der Eingangstür des Salons standen. “Dom Ludovigo, welche Freude!”, schüttelte er jenem die Hand und verneigte sich vor der Domna.

Soviel also zu phexischer Schleichkunst, aber Dom Ludovigo hatte einfach nicht an Gwains Aufmerksamkeit gedacht, sonst hätte er sich wohl zu aller erst einmal an der Theke der Herberge vorbeigeschlichen. „Schon erwischt", murmelte er mit einem Schmunzeln auf den Lippen der hübschen Puninerin zu. „Gwain mein Guter, es tut gut dich zu sehen. Und ich habe der bezaubernden Domna hier – sie kommt aus Punin, musst du wissen – schon von deinem Haus vorgeschwärmt. Ich bin sicher, sie wird alles sehr behaglich finden."

“Es ist bereits alles gerichtet, wie es Eure hochverehrte Gemahlin in ihrem Brief gewünscht hat. Die Zimmer mit Klosterblick, wie immer, eh? Ihr müsst wissen, Domna, dass es auf dem Platz während der Feiertage recht laut wird, und da pflegt Domna Fiona die ruhigere Rückseite des Hauses zu bevorzugen – ist aber genauso sauber wie die Vorderseite, eh?

Ach, und das ist der kleine Domnito Corveño”, wandte er sich für einen Moment dem fünfjährigen Knaben zu, der sich hinter seinem Vater versteckt hatte. “Wird auch jedes Jahr hübscher, eh? Nun, Dom Ludovigo, Domna..., Fonsa hier wird Euch den Weg in die Kammern weisen, so Ihr beliebt. Sie hat sowieso gerade nichts Besseres zu tun.”

Mit einer zweiten Verneigung drückte er sich an ihnen vorbei und betrat den Empfangsraum, wo es einer erneuten Verneigung bedurfte, denn dort standen mittlerweile sechs weitere Personen, bereits ungeduldig nach dem Wirt rufend. In Gedanken feixte Maestro Taubentanz. Dieses Jahr würde ein gutes Jahr werden! “Rahja zum Gruße, edle Pilger! Seid in ihrem Namen und in dem der Santa Catalina willkommen im Taubental und in der Goldenen Rose! Die beste Herberge in ganz Santa Catalina, eh? Habt Ihr reserviert, Dom...?"


Autorin: beiras

Franco de Beiras y Vivar betrachtete den Wirt der Goldenen Rose einen kurzen Augenblick, bevor er zu sprechen begang: "Mein Name ist Franco de Beiras y Vivar. Ich hoffe für Euch, dass mein Name für Euch ein Begriff ist, denn ich habe natürlich reservieren lassen. Drei Zimmer für meine Familia und mich. Für die Herren, die uns auf unserer Reise so vortrefflich beschützt haben, gibt es sicherlich Schlafplätze in einem Gemeinschaftsraum. Auch unsere Pferde, sowie die Hunde brauchen einen Platz in Eurem Stall."

Kaum war der Name "Vivar" gefallen, als das Lächeln des Wirtes noch breiter wurde. Und ob er sich erinnerte. Ein Reiter war vor einiger Zeit erschienen und hatte die Familia de Beiras angekündigt. Und bereits einen Teil für die Zimmer angezahlt. Wenn er es geschickt anstellte, würde sicherlich noch die ein oder andere Münze in seiner Geldkatze landen.

"Aber sicherlich, Dom Franco. Die Zimmer für Eure Familia sind hergerichtet und auch Eure Merce.... äh Eure Begleiter werden ihr müdes Haupt betten können. Solange sich Eure Hunde friedfertig verhalten, können sie mit den Pferden im Stall unterkommen, Dom Franco."

Der Wirt führte die Familia zu ihren Zimmern, während sich der Söldner zu den anderen bei den Pferden trollte, um diese in den Stall zu führen. Nach kurzer Besichtigung der Zimmer betraten Dom Franco und Domna Yedra den Spielsalon der Goldenen Rose und blicken sich in dem Raum um: "Phex zum Gruße!"


Autoren: lasdardas, damotil

Dom Ludovigo fasste den kleinen Corveño wieder an der Hand, der gerade mit düsterem Blick – was bei einem Knaben von so jungen Jahren eher niedlich wirkte – auf die dunkel gekleideten Neuankömmlinge starrte. „Die sind aba früh da für das Totenfest, die Brunis", befand der Junge mit ernster Stimme. Mit skeptischem Blick beäugte Ludovigo seinen jüngsten und hob ihn dann auf seinen Arm. Mit der freien Hand wuschelte er ihm durch die dunklen Haare. „Domna Melisandra, wenn Ihr vorgehen möchtet?", wandte er sich an die Puninerin. Mit einem Nicken bedeutete er Fonsa, dass man sie auf die Zimmer führen solle.

Domna Melisandras Blick ruhte kurz auf Corveño, als sein Vater ihn auf den Arm hob. Dann aber nickte sie auf die Worte des Sangrín hin. "Wie Ihr wünscht..." und folgte Fonsa die Treppe hinauf in das Stockwerk, wo sich die Zimmer befanden.


Autorin: beiras

Nach dem sie sich einen Überblick verschafft hatten, schritten Dom Franco und Domna Yedra auf einen kleinen Tisch zu, der in unmittelbarer Nähe der spielfreudigen Würfelrunde lag. Gwain Taubentanz näherte sich flink den neuen Gästen. "Darf ich Euch etwas zu Essen und zu Trinken anbieten? Ich hätte einen wunderbaren Rotwein anzubieten, dessen tiefrote Farbe an Samt erinnert. Dazu munden die kleinen, gebratenen Täubchen hervorragend, die von den anderen Gästen bereits gelobt werden." Einen kurzen, hektischen Blick warft er auf den Nachbartisch und die vielen kleinen Knochen, die dort überall verstreut lagen.

Dom Franco folgte dem Blick. "Ja, das hört sich nach einem guten Angebot an. Bringt uns von Eurem Wein und den Tauben. Die fröhliche Stimmung am Nachbartisch lässt auf eine gute Verpflegung durch Euch schließen." Leicht verwirrt ob dieser Worte, zog der Herbergsvater von dannen, um das versprochene Mahl zu bereiten.


Autoren: lindholz, beiras

Wie die übrigen Gäste, so begrüßten auch die drei Lindholzer Damen höflich das eintretende Paar. Danach wandte sich Alisea jedoch wieder den vor ihr liegenden Würfeln zu. Nervös presste sie die vollen, roten Lippen aufeinander. Sie wusste gar nicht genau, wieso sie gerade die letzten Münzen, die sie bei sich trug, auf den Tisch hatte legen müssen. Es war doch eigentlich gar nicht so schlecht gelaufen. Wo war bloß das ganze Geld hin? Mit einem Seufzer nahm sie den speckigen Becher, hauchte den weißen Würfeln in ihrer Handfläche einen Kuss zu und ließ sie in das lederne Behältnis fallen.

Sie schickte ein letztes Gebet an Phex, bevor sie den Becher auf den Tisch schlug. Sie hätte gar nicht auf die Würfel schauen müssen. Das breite Grinsen dieser halben Amazone Domna Yppolita hätte vollkommen ausgereicht, um Alisea wissen zu lassen, dass die Augenzahl nicht ausgereicht hatte. Enttäuschung huschte über die Gesichtszüge der Domnatella. "Nun, meine Herren, es scheint, als hätte mich das Glück verlassen", seufzte die junge Dame.

Ihre Mutter Siona von Lindholz erhob sich: "Dann scheint mir dies auch der geeignete Zeitpunkt uns zurück zu ziehen. Habt Dank für Eure werte Gesellschaft."

Die schweigsame Lianna schloss sich der Junkersgattin an und mit leichtem Zögern auch ihre ältere Schwester. Diese gab sich jedoch nur noch einen Herzschlag dem Gefühl hin verloren zu haben, und lächelte schon wieder in die Runde, als sie im Weggehen den am Tische Verbliebenen zusäuselte: "Doms y Domnas, ich wünschen eine angenehmen Abend und eine ebensolche Nacht." Dabei schenkte sie den anwesenden Herren ihr liebreizendstes Lächeln und stieß unbeabsichtigt gegen den benachbarten Tisch, an dem in der Zwischenzeit das Ehepaar de Beiras Platz genommen hatte. "Oh, ich bitte um Verzeihung!", entschuldigte sich Alisea von Lindholz. Nur kurz blickte sie direkt in die von goldenen Sprenkeln durchzogenen grünen Augen des Barons, doch es ließ ihr einen Schauer über den Rücken laufen.

Als Alisea an den Tisch stieß, hob Dom Franco eilig eine Hand, um die Karaffe Wein, die der Herbergsvater mittlerweile gebracht hatte, vor dem Umstürzen zu retten. Er blickte hoch und sah ihr unverwunden in die Augen, das Lächeln, welches seine Lippen umspielte, spiegelte sich nicht in seinem Blick wider. „Ich hoffe, Ihr habt Euch nicht verletzt, Domnatella.“ erklang es leise. Mit gesenktem Blick antwortete die junge Domnatella: „Mir ist nichts geschehen, Euer Hochgeboren. Habt Dank für Eure Besorgnis.“ Fast schon hektisch knickste Alisea und wandte sich zum Gehen. Einen Moment folgte sein Blick noch der jungen Frau, dann schaute Dom Franco zu seiner Frau hinüber, deren Gesicht ein Schmunzeln zierte.

Als Alisea von Lindholz zu ihrer bereits ungeduldig am Eingang zum Spielsalon wartenden Mutter aufschloss, raunte sie dieser zu: "Unheimliche Augen hat der Baron." Diese erwiderte, während die drei und ihre Leibwächter das Foyer durchquerten und die Verabschiedung des Wirtes entgegennahmen: "Du solltest nicht so über einen Mann des Hochadels sprechen, auch wenn ich zugeben muss, dass ich beeindruckt bin, dass Du den Baron von Bangour erkannt hast."

"Nun, ich halte mich eben auch auf dem Laufenden." Aliseas Lippen formten ein stolzes Lächeln, bis ihre Mutter fortfuhr: "Aber bilde dir nicht ein, dass ich deshalb darüber hinwegsehe, in welche unmögliche Situation du uns hättest bringen können. Da du offensichtlich keinen großen Wert darauf legst, in meiner Begleitung zu bleiben, stört es dich sicher nicht, wenn du uns morgen nicht zu den Eröffnungsfeierlichkeiten begleitest."

Die Domnatella öffnete zweimal den Mund und setzte zu einer Antwort ein, doch am Ende entschied sie sich dagegen. Es würde sowieso zu keinem Erfolg führen. Grübelnd schritt sie über den Hauptplatz von Santa Catalina.


Autor: RobanGrobhand

Der Abschied der drei Damen von Lindholz beraubte Rodgrimm des einzigen Grundes, seinerseits noch länger am Spieltisch auszuharren. Gewinn und Verlust hielten sich – der Pechsträhne Aliseas sei Dank – beinahe die Waage, und der Benimm von Dom Lodovico von Dalias wurde mit jeder Minute provokanter. Offenbar hing er schon jetzt seinen Gedanken über das vereinbarte Rahjasstündchen mit der Schankmagd nach und leckte sich in unverhohlener Vorfreude die wulstigen Lippen.

Mit einem unechten Lächeln verabschiedete Rodgrimm sich von seinen Mitspielern und ließ den Blick noch einmal durch den Raum streifen. Ein Mann am Nachbartisch blickte kurz zu ihm auf, mit eigenartig gelb-grünen Augen, die bis auf seine Seele zu blicken schienen. Einen Wimpernschlag lang nur dauerte der Blick, doch schien er dem Koscher Ewigkeiten zu dauern, ehe der Edelmann den Blick wieder abwandte.

Rodgrimm straffte sich, ehe jemand seine Befremdung bemerken konnte, und schlenderte zum Tresen hinüber. Vielleicht kredenzte man an diesem gastlichen Ort nicht nur den allgegenwärtigen Wein, sondern auch ein anständiges Bier!


Autorin: beiras

Während sie aßen, unterhielt sich das Ehepaar de Beiras leise. Als dann am Nachbartisch erneut jemand aufstand, hob Dom Franco neugierig den Blick – wieder ein stummer Blickwechsel, den Dom Franco aber desinteressiert beendete, indem er sich erneut seinem Mahl widmete. Als der Koscher Edelmann den Spielsalon verlassen hatte, erklang ein leises „Es scheint mir so, als würdest du den Menschen hier Unbehagen bereiten.“ Auf den Gesichtszügen Domna Yedras zeigte sich nun ein breites Lächeln.

„Ich? Unbehagen? Ich schaue den Menschen in meiner Umgebung doch nur gerne in die Augen...“, antwortete Dom Franco. Sein breites Grinsen entblößte weiße Zähne, die ihm etwas Raubtierhaftes gaben.

„Mir scheint, dass Euch Eure Mitspieler allein gelassen haben. War Phex Euch gnädig?“, rief Dom Franco damit die am Nachbartisch sitzenden Daliaser an.


  1. Gemeint ist hiermit freilich: Eslam Cahusat Omlader.