Chronik.Ereignis1033 Feldzug Mark Ragathsquell 06

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Mark Ragathsquell und Baronie Schrotenstein, 26. Praios 1033 BF[Quelltext bearbeiten]

Auf der Straße gen Schrotenstein[Quelltext bearbeiten]

Autor: Der Sinnreiche Junker

„Ei“, schmunzelte einer der Mercenarios, als er dem Dutzend Bewaffneter angesichtig wurde, die Dom Thallian und sein Begleiter Ferox beim ersten Licht des Tages zum soeben abgebrochenen Lager führten. „Da hat der gute Dom aber jedem eine Waffe in die Hand gedrückt, den er finden konnte, eh?“

Stirnrunzelnd überblicke Hernán von Aranjuez den heranrückenden Haufen. Mit erfahrenem Blick hatte er bemerkt, dass niemand von ihnen ein Söldner war, wiewohl sich der Nachbar bei der Ausrüstung seiner Leute nicht hatte lumpen lassen. Mit einem ganzen Dutzend Bewaffneter hatte er freilich nicht gerechnet, wenn man den ungefähren Anteil der Gemeinfreien in diesen Gegenden zugrunde legte. Als sein Blick den von Rondrigo vom Eisenwalde traf, verfinsterte sich seine Miene. „Frohlock‘ Du nur“, knirschte er, obgleich sich im Antlitz des Waldwachters eigentlich nichts regte, so leise, dass nicht einmal seine um ihn versammelten Landsknechte ihn verstehen konnten. „Vor Schrotenstein hab‘ ich eine schöne Überraschung für Dich, dann sind wir wieder gleich.“

Damit setzte er einen Fuß in den Steigbügel, und schwang sich auf sein Ross. „Dom Thallian“, rief er vernehmlich. „Ihr marschiert mit Euren Leuten hinter den Wagen.“ Ob er nun tatsächlich den im Übrigen berittenen Caballero selbst ans Ende hinter die Wagen stellen wollte, oder nur dessen Leute, blieb soweit dahingestellt, jedenfalls formierte sich derweil die Marschkolonne. An der Spitze der Condottiere und Castellan, dazu die Ritterin Lilithrud Ernathesa von Silvansbühler, gefolgt von den gräflichen Reitern. Sodann schlossen sich die berittenen Söldner des Aranjuezers an, und darauf die Hakenspieße. Der Wagen, den die Simancaner mitgebracht hatten, reihte sich hinter den anderen ein, und den Abschluss bildeten wie angewiesen die Bewaffneten Dom Thallians.

So ging es, mit schnellerem Schritt als am Vortage, doch immer noch nicht im Tempo eines Gewaltmarsches gen Rahja, und als die Praiosscheibe im Zenit stand, rastete die Truppe bereits jenseits der Grenze in der Nachbarbaronie Schrotenstein im Schatten einer Baumgruppe. „Morgen um diese Zeit werden wir Selaque erreicht haben, so die guten Göttern wollen“, wandte sich der Baron und Junker an die gestern noch so ungeduldige Ritterin, die gerade mit eigener Hand ihr Ross tränkte. „Bei Einbruch der Dunkelheit werden wir im Schatten des Raschtulswalles lagern. Heute sollten wir noch bis Alina gelangen.“ Wäre Anzures hier gewesen, hätte sich dem aufmerksamen Beobachter bei den letzten Worten zweifellos ein vielsagender Blickwechsel zwischen ihm und seinem Herrn geboten.

„Dom Rondrigo…“, fuhr Hernán von Aranjuez überraschend freundlich und an diesen gewandt fort „…vielleicht möchtet Ihr voraus reiten, um Dom Lucrann – oder was wahrscheinlicher ist, seinem Vogte oder Domna Belisetha – unsere Passage zu vermelden. Wir können leider nicht verweilen, doch vielleicht gibt man uns ja noch ein paar Reisigen mit. Jede Klinge ist willkommen.“

„Ein guter Gedanke“, nickte der gräfliche Castellan, und bedeutete Domna Lilithrud ihm zu folgen, und wenig später preschten die beiden, gefolgt von zwei weiteren Reitern mit wild flatternden Wimpeln in den Farben der Grafschaft Ragath an den Lanzenspitzen, die letzten Meilen dem Zug voraus gen Schrotenstein.

„Warum wird der Alte dort keine weiteren Leute finden?“, fragte Anzures seinen Herrn mit einem Grinsen. Dieser war gerade erst wieder zu dem Zug gestoßen, zusammen mit Rondago von Aranjuez, der mit zwei berittenen Gutswächtern von Aranjuez und Valenca herkommend, bereits kurz vor Schrotenstein gelangt war, ehe ihn der Waffenmeister abfing.

Hernán von Aranjuez zuckte nur mit den Schultern, jedoch umspielte ein zufriedenes Lächeln seine Lippen. Ganz offensichtlich hatte der Mann ihn ertappt. „Offen gestanden hoffe ich es lediglich“, gab er halblaut zu, sodass die nachfolgenden Reiter nicht allzu viel würden verstehen können. „Dom Lucrann war nicht auf der Landständeversammlung, folglich gehe ich davon aus, dass er sich wie so oft außerhalb der Grafschaft befindet. Hat er einen Vogt eingesetzt, so könnte es natürlich sein, dass dieser sich von der Autorität Dom Rondrigos einschüchtern lässt. Umgekehrt aber könnte er auch vorschützen, dass er ob der Ferkinas keine einzige Klinge entbehren kann. Keine angenehme Situation für ihn, denn wenn er die Suche unterstützt, und gleichzeitig wird Schrotenstein überfallen, wird er sich nachher gegenüber seinem Herrn rechtfertigen müssen, warum er die Baronie in einer solchen Lage dergestalt entblößt hat. Insofern hoffe ich, dass er eher bereit ist, den Zorn Dom Rondrigos auf sich zu ziehen, denn den Zorn seines Herrn. Immerhin ist dagegen nichts einzuwenden, dass die Grenzbarone Land und Leute beschützen, und sich nicht auf womöglich völlig aussichtslose Suchen begeben. Hat Dom Lucrann freilich keinen Vogt bestimmt, so führt seine Mutter das Regiment in Schrotenstein. Domna Belisetha aber ist die letzte noch lebende Nachfahrin der Fürstin Rahjada da Vanya, und Du hast ja erlebt, wie sich Domna Rifada – ihre Nichte im übrigen – im Hinblick auf den Ehrensteiner gebärdete. Somit hoffe ich, dass auch sie kein Freund Seiner Hochwohlgeboren ist, und wenn sie nur ein wenig so gestrickt ist, wie Domna Rifada, so möchte ich nicht Dom Rondrigos Haut stecken. So oder so, die Chancen stehen nicht schlecht, dass er mit leeren Händen zurückkehren wird.“

Der Söldner bleckte amüsiert die Zähne, und deutete mit dem Daumen über die Schulter zu Dom Thallian und seinem Begleiter Ferox, die deutlich hinter ihnen, wenn auch seitlich versetzt zum Zug ritten. „Und was machen wir mit dem da?“

„Man wird sehen“, warf der Condottiere einen kurzen Blick über die Schulter, derweil sein Lächeln erstarb. „Krämer wie er sind nur zäh, wenn sie Dir Dein Gold aus den Taschen leiern wollen, ausdauernd nur beim Zählen ihrer gewonnenen Münzen, wagemutig nur, wenn es gilt Ihresgleichen über den Tisch zu ziehen. Gewiss wird er recht schnell die Laune an unserem kleinen Unternehmen verlieren. Und wenn er uns Schwierigkeiten macht…“, beugte er sich zu Anzures hinüber, um seine Stimme weit genug absenken zu können „…dann wird er eben das erste Gefecht mit den Wilden nicht überleben. Bedauerlich, doch wer will sich über einen verirrten Pfeil oder eine Klinge im Rücken wundern? Zweifellos hat ihn beim Anblick des Feindes der Mut verlassen, und wer will hernach schon beeidigen, was in der Hitze eines Handgemenges zugetragen haben mochte...“


Chronik:1033
Der Ferkina-Feldzug
Teil 06