Chronik.Ereignis1033 Feldzug Mark Ragathsquell 05

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Mark Ragathsquell, 25. Praios 1033 BF

Im Lager an der Straße nach Schrotenstein, nahe des Caballeroguts Simancas (abends)

Autor: Dom Thallian, Der Sinnreiche Junker

„Halt! Wer da?“, rief ihnen ein Wachtposten aus der Dunkelheit entgegen. Das Lager war noch ein Stückchen entfernt, doch konnte man im Schein zweier Lagerfeuer und einiger Fackeln bereits die Zelte zählen, sodass der erfahrene Ferox raunte: „Mindestens dreißig, eher vierzig. Schlecht.“

„Hmm...“, brummte Thallian, als sein Begleiter die Anzahl der erwarteten Bewaffneten nach oben korrigierte. „Wollen wir doch mal sehen, wer sie anführt.“

Der Posten, der seine Runde ein gutes Stück vom Lager entfernt machte, um nicht vom Feuerschein geblendet zu werden, trat heran, so dass man ihn besser erkennen konnte. Ein ausgebleichter Caldabreser, abgewetztes Lederzeug und die eine Hand an der Klinge, die andere am Horn, welches um seinen Hals hing. Misstrauisch blinzelte er die beiden Reiter an, die ihre Rösser in sicherer Entfernung gezügelt hatten.

Im langsamen Schritt und mit der Hand am Zügel liess Thallian dann sein Pferd noch etwas näher an den Wachposten herankommen, auf dass dieser ihn besser erkennen konnte. „Berechtigte Frage, guter Mann“, erwiderte der Dom dann dem Wachposten. „Ich jedenfalls bin Caballero Dom Thallian zu Simancas und der Herr dieser wunderschönen Dominie auf dessen Grund und Boden ihr euch derzeit befindet.“ Er brachte das Pferd zum Stehen und betrachte den Mann neugierig. Er selbst machte wohl keinen zu gefährlichen Eindruck, denn er trug wie meist eher bequeme und modische Kleidung als kampftaugliche. Der bullige Mann an seiner Seite indes mochte eingedenkt seines ganz und gar kriegerischen Aussehens schon eher den Wachposten alarmieren. Während Dom Thallian sich darauf beschränkte ein schlichtes Rapier an seiner Seite zu tragen, war Ferox da nicht so zurückhaltend. Kreuzweise über seinen Ruecken geschnallt, ragten die Griffe zweier Schwerter über den Schultern empor. Hartes, schlachterprobtes und schweres Lederzeug panzerte den Leib des Veteranen. „So wie ich das also sehe...“, fuhr Thallian fort und lächelte breit, „befindet ihr euch auf meinem Grund und daher stelle ich mal die Fragen. Wer seid ihr und wer führt euch an?“

Einen Moment lang behielt die Wache die Hände dort, wo sie sie hatte, und drehte sich halb in Richtung des Lagers um. „Besuuuuuuchäääääääär!“, rief er laut und langgezogen. Wieder zu den beiden Reitern gewandt fuhr er fort: „Wir sind auf dem Weg nach Selaque, Dom Thallian, unter Hernán von Aranjuez und Rondrigo vom Eisenwalde, des Grafen Castellan.“ Dennoch machte er keine Anstalten beiseite zu treten, wiewohl die beiden Berittenen natürlich im offenen Gelände kein Problem gehabt hätten, ihm einfach auszuweichen. Einige Augenblicke später eilte ein weiterer Wachtposten aus der Dunkelheit heran, woraufhin der Erste nun beiseite trat, und den beiden Gästen mit einem Nicken bedeutete, dass sie dem Neuankömmling folgen sollten.

Neugierige Blicke folgten den beiden Reitern auf dem Weg durch das kleine Lager. Ein gutes Dutzend Zelte, eine längere Reihe von angepflockten Rössern, einige aneinander gelehnte Spieße und wie Ferox zutreffend geschätzt hatte, um die 40 Bewaffnete, die sich teils lauter, teils leiser an oder in der Nähe der beiden Feuer unterhielten. An diesen vorbei ging es zu einem kleinen, unscheinbar wirkenden Zelt, vor dem ein Mann auf einem einfachen Feldstuhl saß, den Thallian Damotil als seinen seit langer Zeit absenten Nachbarn Hernán von Aranjuez erkannte. Der Condottiere trug lediglich wattierte Unterkleidung, sodass anzunehmen war, dass er erst vor kurzem eine Rüstung abgelegt hatte, und einzig eine purpurne Schärpe zeigte seinen Rang. Bei ihm stand, im Gegensatz zu ihm noch in Stahl gewandet, eine junge, nicht allzu glücklich dreinblickende Ritterin.

„Wäre das soweit alles?“, wandte er sich kurz an sie. Ein knappes Nicken, dann wandte sie sich um, und stapfte mit langen Schritten davon. Der Aranjuezer indes blickte den Gästen mit scheinbar ruhiger Miene entgegen, doch durfte sein Sitzenbleiben durchaus als Gradmesser des Maßes an Wertschätzung dienen, welche er seinem neuadligen Nachbarn entgegen brachte. „Dom Thallian“, war seine Begrüßung dann auch eher eine Feststellung denn ein Willkommensgruß.

‚Sieh an... der Condottiere von nebenan...‘, ging es dem Caballero durch den Sinn, als er erkannte, wer hier ganz offensichtlich das Kommando inne hatte. „Die Götter zum Abendgruß, Dom Hernán.“ Er setzte ein höfliches Lächeln auf um die Begrüßung freundlich abzurunden. „Es ist mir eine Freude Euch hier, auf dem Grund meiner Dominie zu begrüßen.“ Zwar war er sich selbst nicht ganz sicher, ob das wirklich so erfreulich war, aber etwas freundlich zu sein, hatte noch nie einem Geschäft geschadet. Eine der Weisheiten seines verblichenen Vaters, wie er sich in dem Moment erinnerte. Andererseits fragte er sich, welcher Art dieses Geschäft wohl sein könnte. Immerhin war der Nachbar bislang nicht durch freundliche Worte gegenüber Simancas aufgefallen. Kurz wanderte sein Blick zu seinem Begleiter, der in stoischer Ruhe, nachdem er kurz aufmerksam sich umgesehen hatte, nun dastand und dem bisherigen Wortgeplänkel gefolgt war. „Was verschafft mir die Ehre Eures Besuches, Dom?“

„Ich fürchte…“, lächelte der Condottiere dünn, „…es handelt sich hier mitnichten um einen Besuch, hätten wir doch ansonsten die zweifellos vorhandenen Annehmlichkeiten Eures Gutes der Unbill des freien Feldlagers vorgezogen.“ Die Geste, welche er mit der Rechten vollführte, schloss die sie umgebende Ansammlung von Zelten ein. „Tatsächlich sind wir auf den Weg gen Osten, wo, wie Ihr zweifellos gehört haben werdet, der Ferkina wütet. Gewiss wollt Ihr uns hier, an der Straße des Grafen, nicht die Lagerstatt verweigern, wiewohl ich einräume, dass es ein beinahe unverzeihliches Versäumnis meinerseits war, Euch nicht vorab zu informieren. Vergebt mir, Dom Thallian.“ Und obgleich die Worte wenn auch nicht ohne Spitzen, so doch mit ausgesuchter Höflichkeit gesprochen waren, sprach das übertrieben freundliche Lächeln im Gesicht des Barons und Junkers doch Bände, wie es tatsächlich um seine Zerknirschtheit bestellt war.

„Ahhh....“, erwiderte Dom Thallian auf seine Ausfuehrungen hin etwas gedehnt und nein, über das wahre Bedauern des Condottiere machte er sich in der Tat gar keine Illusionen. Aber ganz unkommentiert wollte er es dann doch nicht stehen lassen. „Aber, aber, Dom. Das ist doch gar kein Problem. Ihr und Euer bewaffnetes Gefolge seid doch stets in der nachbarschaftlichen Dominie zu einem Besuch willkommen... und im Geiste Travias begrüße ich Euch hiermit.“ Völlig unschuldig lächelnd sah er den Dom dabei an. „Aber in der Tat ist es absolut vortrefflich, dass Ihr Eure Aufwartung hier macht. Auch ich habe nämlich von dem Ferkina-Problem gehört und beschlossen Dom Hesindians Aufruf zu folgen. Daher habe ich bereits vor einigen Tagen die nötigen Schritte getroffen und mein Begleiter...“ - er deutete mit kurzem Seitenblick zu dem bulligen Kriegsveteranen an seiner Seite - „... ein schlachterprobter Recke namens Ferox – und im Übrigen ein guter Freund und langjähriger Gefährte auf Reisen - hat bereits Unterstützung hier geleistet, in dem er Waffenübungen mit den Frauen und Männern, die uns begleiten werden, durchgeführt hat.“ Kurz hielt er inne und sah nochmals zu Ferox, bevor er fortfuhr. „Unser Plan sah einen Aufbruch am uebernächsten Tage vor.“

„Eure nachsichtige Freundlichkeit rührt mir das Herz“, gab der nun mehr oder weniger unfreiwillige Gast mit einem Anflug von Ironie zurück. „Bedauerlicherweise wird es uns Euer hochnobles Ansinnen dann freilich nicht erlauben, zumindest ein Stück des Weges gemeinsam zurück zu legen, denn weder kann ich bis Übermorgen warten, noch werden wir direkt zum Scheffelsteiner stoßen. Als wir Kornhammer verließen, drohte dem Castillo keine unmittelbare Gefahr mehr, so dass sich die Magnaten aufteilten. Unser Rückweg führt nach Selaque, doch wird Dom Hesindian Euch und Eure wohlfeilen Männer und Frauen…“, ein belustigtes Schmunzeln umspielte die Lippen des Condottieres „…zweifellos freudig willkommen heißen. Gewiss ist dies der beste Ausgangspunkt um -“

„WIE!?“, donnerte hinter Dom Thallian und seinem Begleiter Rondrigo vom Eisenwalde, der mit schnellem Schritt heran kam. „Dom Thallian, Euer Nachbar vergaß zu erwähnen, dass wir uns auf der Suche nach Domna Romina von Ehrenstein-Streitzig befinden, und als Gräflicher Castellan fordere ich Euch im Namen Seiner Hochwohlgeboren auf Euch mit allen verfügbaren Leuten anzuschließen!“

Jener Nachbar, dem eigentlich der Zorn des Castellans galt, auch wenn die solchermaßen gesprochenen Worte sich an Dom Thallian gerichtet hatten, zuckte mit entschuldigendem Lächeln mit den Schultern. Dieses Detail hatte er tatsächlich vergessen zu erwähnen, so dass man beinahe zu dem Schluss gelangen könnte, er hatte den Simancaner loswerden wollen. „Ich darf Euch daran erinnern, Dom Rondrigo, dass vor allem Ihr es wart, der ein gewisses Maß an zweifellos gebotener Eile verlangte. Wie Ihr vielleicht ebenfalls… gehört…habt, werden die Bewaffneten Dom Thallians erst Übermorgen marschbereit sein…“

Ungerührt hatte der ehemalige Patriziersohn aus Gareth die Spitzen des Doms aus alt-almadanischen Adelsgeschlecht zur Kenntnis genommen. Vor einem Dutzend Götterläufe wären nun sicher mit ihm die Pferde durchgegangen und er hätte ein Duell der Worte begonnen um den Nachbar Baron zu reizen und zu provozieren. Aber in Anbetracht der Umstände, der drängenden Situation und nicht zuletzt auch weil mit dem Alter bei ihm so etwas wie ein Ansatz von Vernunft Einzug gehalten hatte, verzichtete er dann doch in diesem Momente darauf.

Ein wenig überrascht und auch mit etwas Bestürzung folgte er dem Wortwechsel und der Nachricht, dass sich Domna Romina in den Händen der Wilden befände. „Die Götter zum Abendgruße, Dom Rondrigo. Im Namen Travias willkommen in Simancas.“ Er deutete eine höfliche Verneigung gegenüber dem Castellan an, bevor er fortfuhr. „Wie ich zuvor anmerkte, war der Plan erst übermorgen aufzubrechen, allerdings stimme ich Euch vollkommen zu, dass die Situation nach Eile gebietet. Ich denke, wir können auch morgen früh bereits aufbrechen.“ Kurz sah er fragend zu Ferox, der gelassen bis gleichgültig mit dem Schultern zuckte, aber keinen Widerspruch erhob. „Ich werde selbstredend alles Nötige umgehend veranlassen.“ Sein Blick kehrte für einen kurzen Augenblick zu Dom Hernan zurück. „Allerdings, Castellan, erlaubt mir eine kurze Anmerkung: Meine Leute folgten meinem Aufruf aus Treue zu unserer almadanischen Heimat...“ - fügte in Gedanken aber hinzu ‚wenngleich ein Teil der Treue recht golden schimmerte‘ – „... aber es sind naturgemäss keine Veteranen vieler Schlachten, wie ich sie hier versammelt sehe.“

Der alte Castellan erwiderte die Ehrenbezeugung nur kurz und funkelte stattdessen lieber Hernán von Aranjuez warnend an. „Gewiss wird der Condottiere bei all seiner Erfahrung eine nützliche Aufgabe für Euch und Eure Leute finden. Er mag hier das militärische Kommando führen, doch in allen anderen Belangen bin ich es, der mit dem Wort des Grafen spricht, und ich bin mir sehr sicher, dass Seine Hochwohlgeboren jedwede Hilfe bei der Suche nach seiner Tochter zu schätzen wissen wird. Nicht wahr, Dom Hernán?“

Dieser hatte die Augen zu schmalen Schlitzen verengt, und das vorherige Schmunzeln war von einem harten Zug in seinem Antlitz verdrängt worden. „Gewiss werden wir eine adäquate Verwendung finden“, presste er hervor. Zweifellos dachte der Baron und Junker gerade an das Ausheben von Latrinengräben und dergleichen, doch schien dann nicht einmal eine solche Vorstellung seine Laune wieder bessern zu können, war doch die numerische Überlegenheit der Seinen – denn auf wessen Seite der Caballero von Simancas im Fall der Fälle stünde, war gewiss – und damit auch seine Position in dieser Unternehmung in Gefahr.

„Wir brechen im Morgengrauen auf. Bringt genügend Proviant mit, und warme Sachen. Es kann sein, dass wir längere Zeit im Gebirge unterwegs sind“, knirschte er in Richtung des Neuadligen. Rondrigo vom Eisenwalde indes stapfte davon, nachdem er den beiden Nachbarn noch einmal zugenickt hatte, dem einen freundlicher, dem anderen kühler.

Der Caballero hatte während des Wortwechsels die beiden Sprecher oder vielmehr Kontrahenten aufmerksam beobachtet; die Spannungen zwischen diesen beiden traten ja mehr als offensichtlich zu Tage. Er war sich noch nicht klar darüber, was wohl die Ursache hierfür sein mochte, aber eines war er sich gewiss – er würde ungern zwischen diese beiden geraten wollen, wobei das vermutlich nur wenig schlechter wäre, als zum Feindbild des Barons von Dubios zu werden. Dieser verbreitete nämlich für ihn jene Art von Aura, welche aus einer Melange von Kälte, Unbarmherzigkeit, Zielstrebigkeit, Gold- und Machtgier bestand, die seinen Erfahrungen auf früheren Reisen zufolge den erfolgreichen Söldnerführern oft zu Eigen war. Eine sehr unangenehme Art, wie er befand - und gefährlich. Kurz sah er dem davonstapfenden Castellan nach, bevor er sich zu einer Antwort an den Baron wandte.

„Dom Hernán“, hob er an. Er hatte sich zu einem diplomatisch-höflichen Ansatz entschieden - jedenfalls fürs Erste. „Lasst mich kurz Eines noch klar stellen. Ich hege keinerlei intentio Euer Kommando über das militärische Vorgehen in Frage zu stellen, noch Euch oder den ehrenwerten Castellan auf der anstehenden Mission zu behindern. Mir ist allein daran gelegen den praiosgegebenen Pflichten nachzukommen, die mir durch mein Amt angetragen wurden. Meine Leute und ich wünschen Euch zu folgen, um für das Wohl unserer gemeinsamen almadanischen Heimat zu streiten. Ich werde meine Leute unter Euer Kommando stellen, in allen Fragen die diese Mission angehen.“ Er hatte mit ruhiger, ernster Stimme gesprochen und sein Blick hatte währenddessen aufmerksam auf Dom Hernán geruht. „Wir werden zum Morgengrauen zurück sein, mit Proviant und adäquater Ausrüstung. Wenn es noch etwas gibt, womit ich diese expeditio unterstützen kann, lasst es mich wissen.“

‚Fallt vom Pferd, und brecht Euch das Genick, damit könnt Ihr in dieser Geschichte am besten dienen!‘, mochte der Gedankengang des Barons und Junkers gewesen sein, doch kaute er nur grimmig auf seiner Unterlippe, derweil er Rondrigo vom Eisenwalde hinterher blickte. „Jaja, schon gut“, brummte er stattdessen mit abwinkender Geste der Rechten, woraufhin Dom Thallian Ferox zunickte, und sich mit einem kurzen Kopfneigen verabschiedete.

Die beiden waren bereits einige Schritte gegangen, als in ihrem Rücken doch noch einmal die Stimme des Nachbarn erklang. „Dom Thallian.“ Ruhig sah der Condottiere den Caballero an, und fuhr mit leiser Stimme fort: „Wenn Ihr mir in die Quere kommt... dann bringe ich Euch um.“ Damit erhob er sich, und verschwand grußlos in seinem Zelt, und nur die den Eingang verhängenden Stoffbahnen bewegten sich noch eine Zeit lang.

"'Gemeinsame almadanische Heimat'...'praiosgegebene Pflichten'...was bildet sich dieser garethische Pfeffersack eigentlich ein?", knurrte er leise, und unhörbar für die Scheidenden, die auf ihren Pferden zurück nach Simancas kehrten.

Dort sorgte der unerwartet rasche Aufbruch für einiges an Aufregung, doch da Ferox hier das Kommando übernahm, liefen die Vorbereitungen hierzu dennoch koordiniert ab. Der Caballero indes saß noch einige Zeit mit seinem Vogt zusammen um die Angelegenheiten für die nächste Zeit in Simancas zu regeln, galt es doch sich noch rasch über eine Reihe von Handelsdingen und ausstehenden Entscheidungen zu einigen...

Chronik:1033
Der Ferkina-Feldzug
Teil 05