Chronik.Ereignis1033 Feldzug Falado 04

Aus Almada Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Baronie Falado, 29. Praios 1033 BF[Quelltext bearbeiten]

Auf dem Junkergut Valenca[Quelltext bearbeiten]


29. Praios, Vormittag[Quelltext bearbeiten]

Autor: Vargas

Es gab einige Regeln, auf deren Einhaltung Aldea de Vargas unverhohlen Wert legte, und Gastfreundschaft gehörte dazu. Natürlich war es kein Staatsempfang, den sie und ihre Familia der Junkerstochter boten, zu unsicher waren dafür die Lage und zu chaotisch noch das Junkergut so kurz nach dem Umzug. Trotzdem ließ es sich die Domna nicht nehmen, persönlich für Dulcineas Wohl zu sorgen. Sie ordnete an, dass es für die Dauer ihres Besuches nur das beste Essen geben sollte, und sorgte dafür, dass immer ein Familienmitglied Zeit hatte, um die Domnatella zu unterhalten.

Zwei Tage waren jetzt seit ihrer Ankunft vergangen. Am gestrigen Tag hatten Flavia und ihr Leibwächter (oder war er ihr Kampflehrer?) Dulcinea durch das Dorf geführt und ein bisschen zu dessen Geschichte erzählt. Das Gespräch war schnell vom Thema abgekommen und hatte sich fortan nur noch um die merkwürdigen Abenteuergeschichten des Leibwächters gedreht, eines darpatischen Kriegers namens Connar. Angeblich hatte er einen Ausflug in die Dämonenbrache überlebt!

An diesem Tag war es erneut Ramón, der Dulcinea nach dem Frühstück bat, ihm in den Hof zu folgen. Er wirkte müde, gab sich aber alle Mühe, das vor ihr zu verbergen. Im Hof liefen sie der Hausherrin beinahe in die Arme, die sie freundlich lächelnd grüßte. "Was haltet Ihr von einem Ausritt durch die Weinberge? Die Aussicht ist herrlich, und nichts geht über ein Picknick im Freien", schlug sie vor, aber es klang nicht so, als ob sie Widerworte duldete. Ramón bemühte sich um ein Lächeln. "Wenn Ihr wollt, können wir auch zu Fuß gehen", fügte er hinzu.

Er überließ ihr die Wahl und schwieg, als sie den Hof verließen. Das Gut selbst lag bereits auf einer kleinen, mit Reben bepflanzten Anhöhe, und von hier aus war es ein Leichtes die Weinberge zu erreichen. Erst als sie sich ein gutes Stück vom Anwesen entfernt hatten, räusperte sich Ramón. "Ich hoffe, Ihr fühlt Euch nicht genötigt durch das Angebot meiner Mutter. Sie meint es gut. Ihre Idee war wohl, dass Euch meine Gesellschaft weniger anstrengt als die meiner Schwester", sagte er etwas leiser und versuchte, dabei aufmunternd zu lächeln. "Und falls Ihr für Ausritte oder Weinberge oder meine Gesellschaft nichts übrig haben solltet - dann könnt Ihr das hier immer noch als Spionageakt verbuchen. Ich werde ganz unschuldig pfeifen, sobald wir an meinem geheimen Schatzversteck vorbeikommen." Seine Stimme klang sehr nüchtern, sodass schwer auszumachen war, ob es Ironie hatte sein sollen oder ob er das ernst meinte.

"Alternativ dazu könnte ich Euch auch einen Vorschlag machen", fügte er urplötzlich hinzu. "Wie wäre es, wenn Ihr Euch ein wenig amüsiert, und ich werde niemandem verraten, dass Ihr einfach nur etwas Spaß hattet?" Diesmal schmunzelte er neckisch, aber seine Augen wirkten ehrlich.


Autor: von Scheffelstein

Dulcinea di Alina war in den letzten Tagen ein wenig aufgetaut und schien die Aufmerksamkeit, die ihr entgegen gebracht wurde, zu genießen. War sie zunächst schweigsam und mürrisch gewesen, hatte zuletzt mehr als einmal ein Lächeln ihre etwas zu breiten Lippen verzogen, gar ihre nachtdunklen Augen erreicht.

Zufrieden schweigend ritt sie neben Ramón die sacht ansteigende Straße entlang, ließ sich die Sonne ins Gesicht scheinen und schien ihm nur halb zuzuhören.

"Was für ein Schatz?", fragte sie dann und hielt das Pferd an. Als er weitersprach, bildete sich eine steile Falte auf ihrer Stirn. "Was? Einfach nur ..." Die Ohrfeige kam unvermittelt und war so kräftig, wie Ramón sie der hageren Junkerstochter niemals zugetraut hätte. "Unverschämtheit!", keifte sie. "Ich bin eine di Alina, keine Fellachin, mit der Ihr machen könnt, was Ihr wollt! Was bildet Ihr Euch ein, ich könnte an Euch Gefallen gefunden haben?"


Autor: Vargas

Verwirrt rieb sich Ramón die Wange und sah sie dabei fragend an. Schließlich ließ er die Hand sinken und lächelte traurig.

"Eigentlich wollte ich Euch bloß eine schöne Aussicht zeigen und mich ein wenig mit Euch unterhalten. Ihr wirktet traurig, da habe ich gehofft, es würde Euch aufheitern. Und was den Spaß betrifft... Vergebt mir die Bemerkung, Domnatella, aber Ihr wirkt oft sehr verbissen. Nach dem, was ich über Euren Vater gehört habe, nahm ich an, dass er es nicht gerne sieht, wenn Ihr Euch leichtfertigem Spaß hingebt, anstatt allzeit wachsam zu sein. Deswegen hätte ich ihm nicht verraten, dass Ihr Euch hier etwas amüsiert habt", erklärte er mit ruhiger Stimme. "Bitte vergebt mir, wenn mein Versuch Euch aufzuheitern Euch beleidigt hat. Das war sicher nicht meine Absicht."

Sein Pferd tänzelte unruhig über den sandigen Boden, und er führte es einige Schritte weiter den Weg entlang. Dann wandte er Dulcinea den Kopf zu.

"Oh, und macht Euch keine Sorgen, ich könnte in irgendeiner Weise an "Euch" interessiert sein", fügte er hinzu. "Folgt mir, dann erreichen wir einen schattigen Platz, bevor die Sonne am höchsten steht!"


Autor: von Scheffelstein

Dulcinea biss sich auf die Innenseiten ihrer Wangen und folgte dem Junkerssohn mit finster verzogenem Gesicht. Für einen Augenblick lag ihr eine Entschuldigung auf der Zunge, doch sie schluckte sie hinunter. Seine letzten Worte gingen ihr nicht aus dem Kopf. Aha, er fand sie also hässlich! Oder womöglich gar dumm und eingebildet! Natürlich gab er sich nur mit ihr ab, weil seine Mutter es von ihm forderte. Wütend versank Dulcinea in ihren Gedanken. Die Unbeschwertheit, die sie am Morgen noch verspürt hatte, war dahin.


Autor: Vargas

Frauen konnten ja so anstrengend sein! Ramón dankte den Göttern still dafür, dass sie ihm drei Schwester geschenkt hatten, die ihn schon früh auf solche Situationen vorbereiten konnten. Nur ihretwegen konnte er Dulcineas Ohrfeige ebenso wie ihren grimmigen Gesichtsausdruck schweigend ertragen, ohne aus der Haut zu fahren. Nein, er war fest überzeugt, jegliche Zickigkeit, die sie ihm an den Kopf warf, unbeeindruck von sich abprallen zu lassen.

In einer weitläufigen Kurve brachte er sein Pferd zum stehen und deutete auf die Landschaft, die man von hier aus wirklich hervorragend überblicken konnte. "Bei gutem Wetter sieht man sogar den Yaquir", behauptete er und stieg ab. Schon wollte er ihr die Hand reichen, um ihr vom Pferd zu helfen, hielt sich dann aber selbst davon ab. Seine freundlichen Ideen verfehlten ohnehin offenbar ihr Ziel. "Wartet hier bitte einen Moment und genießt die Aussicht. Ich habe dort drüber einen schattigen Platz ausgemacht und werde sehen, ob wir dort Mittagessen können."

Einige Minuten lang ließ er sie mit ihrem Zorn und der Aussicht allein, bevor er sie bat, ihm zu folgen. Offenbar hatte er sich angestrengt, auch wenn er das zu verbergen versuchte, doch die feinen Schweißperlen auf seiner Stirn verrieten ihn. Er führte sie zu einer Wiese unweit des Weges, auf der zahlreiche Kirschbäume wuchsen. Unter einem von ihnen hatte er eine Decke ausgebreitet und die Speisen, die seine Mutter ihm in einem Korb mitgegeben hatte, darauf platziert. "Bitte, nehmt Platz. Meine Mutter hat mir bedauerlicherweise ihr Dekorationstalent nicht vererbt, aber ich hoffe, Ihr seht mir das nach", kommentierte er mit einem Schmunzeln die seine Anordnung der Speisen. Dann sah er sie wieder ernst an, so als fürchte er ihre Antwort auf seine kommende Frage. "Vorher will ich Euch um etwas bitten. Ich sehe, dass Ihr mir für meine forschen Vermutungen noch immer grollt. Es wäre schade um diesen schönen Ort und das Essen, wenn ihr es auf wütenden Magen einnehmt. Wäre es möglich, dass Ihr mich einfach später weiter verachtet und jetzt eine kurze Essenspause einlegt?"


Autor: von Scheffelstein

Dulcinea griff schweigend nach Brot und Trauben und aß, als läge das Frühstück nicht erst wenige Stunden, sondern mindestens Tage zurück. Erst, nachdem sie zwei dicke Scheiben Brot, eine halbe Wurst, ein Stück Käse, zwei gebratene Hühnchenschlegel und etliche Trauben verzehrt hatte und Ramón ihr den Becher zum dritten Mal mit Wein voll schenkte, bequemte sie sich zu einer Antwort.

"Ich verachte Euch nicht", sagte sie, genüsslich kauend, spuckte einen Traubenkern aus und steckte sich eine halbe Handvoll weiterer Trauben in den Mund. Dulcinea streckte sich auf der Decke aus, stützte ihren Kopf in die Hand, spülte die Trauben mit Wein hinunter, als wäre er Wasser und hielt Ramón kichernd den Becher entgegen. "Warum sollte ich?", fragte sie, mit einem Augenaufschlag, der bei ihrem lädierten Gesicht wie das Blinzeln eines müden Hundes wirkte. Dulcinea stopfte sich einige gefüllte Oliven in den Mund - wo ließ sie all das Essen nur, dürr, wie sie war? - drehte sich auf den Rücken und legte den Kopf auf eine der Satteltaschen. "Und", fragte sie, "habt Ihr Eurer Mutter helfen können mit dem, was ich Euch über die Söldner berichtet habe?"


Autor: Vargas

Die angespannten Gesichtszüge des jungen Mannes beruhigten sich erst merklich nach dem zweiten Hühnchenschenkel, den sie verspeiste. Er wirkte verwirrt, skeptisch, unschlüssig, ob er dem plötzlichen Frieden trauen sollte. Als sie ihm den Becher entgegenstreckte, erwiderte er jedoch die Geste und trank einen tiefen Schluck, um die Verwirrung herunter zu spülen. Ob ihr auffiel, dass er selbst von dem guten Essen nur wenig anrührte, fragte er sich kurz, schob den Gedanken aber zugunsten einer Antwort beiseite.

"In der Tat. So konnte ich ihr beratend zur Seite stehen und die Last der Entscheidungen auf mehrere Schultern verteilen. Das dient der Familia, meiner Vorbereitung auf spätere Aufgaben und nicht zuletzt... Eurem Schutz. Es scheint, als hätten wir alle etwas dabei gewonnen", resümmierte er.

"Außerdem habe ich einige Erkundigungen über die da Vanyas und ihre politischen Verstrickungen in Auftrag gegeben, vielleicht gibt uns das eine Antwort oder wenigstens ein Druckmittel an die Hand. Schließlich würde nur ein Narr ohne passende Waffe zu einem Duell erscheinen, nicht?" Sein Blick war während des Redens über die Landschaft gestreift, doch jetzt fand er den Dulcineas. Er musterte sie kurz. "Ich nehme an, Ihr versteht Euch gut auf den Kampf- würde es Euch etwas ausmachen, einem Stubenhocker wie mir ein paar Kniffe zu zeigen?", fragte er nicht ohne ein leichtes Schmunzeln.


Autor: von Scheffelstein

Kurz legte Dulcinea erneut die Stirn in Falten. Wollte er sie auf den Arm nehmen? Sie und kämpfen? Sie hatte die Fechtstunden gehasst, die ihr der alte Rigoroso selbst erteilt hatte und die stets in einer Tirade über ihre Unfähigkeit geendet hatten, obwohl sie von Anfang bis Ende schon von wüsten Beschimpfungen, Gebrüll und Schlägen begleitet gewesen waren.

Bald aber verzogen sich die Gewitterwolken auf Dulcineas Gesicht zugunsten eines breiten Grinsens. Gönnerhaft winkte sie ab. "Sicher", sagte sie. "Aber Ihr glaubt doch nicht, dass Ihr von einem kurzen Klingenkreuzen zum Fechtmeister werdet?" Sie richtete sich auf einen Ellenbogen auf und schob den Caldabreser zurück, um ihn zu mustern. "Wenn Ihr das Fechten lernen wollt, müsst Ihr erst einmal lernen, Euren Gegner genau zu beobachten", erklärte sie mit wissender Miene. Grinsend setzte sie sich auf, öffnete ihr Geldsäckchen und zog ein verknicktes, speckiges Kartenblatt heraus.

"Fangen wir mit der ersten Übung an, die jeder Kämpfer beherrschen sollte." Sie mischte die Karten mit erstaunlicher Fingerfertigkeit und teilte sie aus.

"Habt Ihr Euch nie gefragt, warum jeder Söldner ein Boltan-Blatt bei sich trägt? Ich wette, Ihr habt es für unsinnigen Zeitvertreib gehalten, für trunksüchtige Vergnügung. Pah!" Dulcinea nahm einen weiteren tiefen Zug aus ihrem Becher und machte eine abfällige Handbewegung. "Blödsinn! Beim Boltan zeigt sich, wer ein Kämpfer ist. Also los. Was ist Euer Einsatz?"


Chronik:1033
Der Ferkina-Feldzug
Teil 04