Chronik.Ereignis1032 Alaunrausch in Liepenstein 27
Baronie Taubental, 2. Boron 1032 BF[Quelltext bearbeiten]
Auf Castillo Chellara (zur Mittagsstunde)[Quelltext bearbeiten]
Autor: León de Vivar
Auf den Zinnen von Chellara, hoch über Kellfall, standen León de Vivar und sein Diener und Freund Sadiq ben Omar. Sie blickten auf das baumfreie Hochplateau von Ximesín hinaus und auf den Eisenwald, der ringsherum sein erzenes Gefieder sträubte.
"Und wenn ich ihn nicht erstochen hätte?", fragte schließlich Dom León, den Blick in auf den sich auf dem Plateau gen Norden schlängelnden Karrenweg gerichtet, als läge dort die Antwort.
"Es gibt drei Dinge, die unwiderbringlich sind, Sihdi: Der Pfeil, der den Bogen verlassen hat, das zu schnell gesprochene Wort und die verpasste Gelegenheit. Zwecklos ist es, darüber zu grübeln, wie es gewesen wäre, wenn nicht oder wenn doch - al'Burdja[1] hat sich selbst gerichtet, ihr Bruder aber war von Rastullah verblendet und wurde dafür gestraft."
"Aber war es recht, mit den 'Taubentaler Briganteros' den Qasr[2] unter meine Kontrolle zu bringen? Hätten wir nicht einfach weiterziehen sollen?"
Sadiq schüttelte den Kopf und sah seinen Herrn mit festem Blick an. "Was habe ich gerade über die verpasste Gelegenheit gesagt? Der Tod der Beya hat dieses Land herrscherlos gemacht. Und ist dieses Land nicht das deiner Sippe? Waren nicht die Väter deiner Väter Beyim über diese Berge, diese Wälder, diese Täler, diese Flüsse? Rastullah, der Allmächtige und Gnädige König der Welt, hat dir in den vergangenen Tagen in klaren Lettern ein Schicksal an den Himmel geschrieben, Sihdi: die Banditen aus den Wäldern, die dich als Oberhaupt ihrer Sippe ansahen. Die Beya, die an ihrer eigenen Gier erstickte. Die Bewohner dieses Qasr, die erleichtert aufatmeten, als sie von ihrem Tod hörten. Nun darfst du die Gelegenheit nicht verpassen, die der Heilige dir schenkt! Es gilt, die Buchstaben mit Punkten zu versehen, Sihdi!"
Zweifelnd sah der Junker von Vivar den Novadi an. "Und wie soll ich das bitte anstellen?"
Sadiq überlegte einen Moment. "Deine Herrschaft steht noch auf schwachen Füßen, Sihdi. Du hast einen befestigten Qasr und einige Kämpfer, aber was du vor allem brauchst, ist Legitimität. Schreibe dem König, schreibe deiner Rosenherrin, schreibe deinen Bundesbrüdern. Sie mögen dich anerkennen und stützen. Dann musst du durch die Dörfer ziehen und Gerechtigkeit versprechen all jenen, denen Unrecht angetan wurde in den vergangenen Jahren. Viele werden dir folgen, denn viele haben - wie die Briganten - deiner Sippe über die Jahrhunderte die Treue gehalten."
"Das heißt", legte der Vivar den Finger auf die Nase, "vor allem brauche ich das Wohlwollen des Königs und den Segen des Abts von Santa Catalina." Er seufzte und blickte Sadiq mit Leidensmiene an. "Das wird Arbeit geben..."
- ↑ Tul. etwa "die Türmin", Wortspiel auf Buriana II. von Alstingen. Dom León und Sadiq sprechen selbstverständlich Tulamidya miteinander
- ↑ Tul. "Burg, Palast"
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