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Sie überlegte kurz und sah zum Fenster in die stockdunkle Nacht hinaus. "Die Abrechnung mit Praiosmin muss aber bis nach dem Hoftag warten. Erst einmal hat die Befreiung von Richeza und Belisetha Priorität. Wenn wir also nicht an Morena selbst herankommen, schlage ich vor, dass wir uns stattdessen ihren Bruder als Faustpfand greifen, um diesen gegen meine Angehörigen einzutauschen. Ich sage Euch eins gleich vorneweg, damit Ihr keine Skrupel bekommt, wenn es Zeit zum Zuschlagen ist: Es handelt sich bei ihm um einen Fraternello - er ist ein Geweihter des Schwarzen Cumpans. Aber keine Sorge - er ist kein wirklicher Mann der Kirche, dessen Entführung uns der Herr Boron krumm nehmen wird, sondern er empfing die Weihen nur aus machtpolitischen oder dynastischen Gründen - vermutlich weil ihn die verfluchte Aldea von Harmamund als ungeeignet für ihr Erbe ansah. Aber er ist in Wahrheit nicht gläubiger als Ihr oder ich und wird uns nicht mit Gebeten zum Schweigsamen einschläfern können oder dergleichen. Wir packen ihn uns einfach in dem Kloster, das er besetzt hat, ohne vom Raben von Punin dort eingesetzt worden zu sein und geben ihn dann wieder im Tausch gegen Richeza und Belisetha heraus. Dies aber muss schon jetzt bald passieren, da Richezas Zustand erwähntermaßen nicht der Beste ist. Zwei Männer von Vogt Hesindian von Kornhammer haben mich zu diesem Behufe schon hierher auf Euer Castillo begleitet. Wenn Ihr selbst mich noch mit zwei, drei kampferprobten Getreuen begleitet, so können wir schon morgen früh zurück nach Ragathsquell reiten und losschlagen!" | Sie überlegte kurz und sah zum Fenster in die stockdunkle Nacht hinaus. "Die Abrechnung mit Praiosmin muss aber bis nach dem Hoftag warten. Erst einmal hat die Befreiung von Richeza und Belisetha Priorität. Wenn wir also nicht an Morena selbst herankommen, schlage ich vor, dass wir uns stattdessen ihren Bruder als Faustpfand greifen, um diesen gegen meine Angehörigen einzutauschen. Ich sage Euch eins gleich vorneweg, damit Ihr keine Skrupel bekommt, wenn es Zeit zum Zuschlagen ist: Es handelt sich bei ihm um einen Fraternello - er ist ein Geweihter des Schwarzen Cumpans. Aber keine Sorge - er ist kein wirklicher Mann der Kirche, dessen Entführung uns der Herr Boron krumm nehmen wird, sondern er empfing die Weihen nur aus machtpolitischen oder dynastischen Gründen - vermutlich weil ihn die verfluchte Aldea von Harmamund als ungeeignet für ihr Erbe ansah. Aber er ist in Wahrheit nicht gläubiger als Ihr oder ich und wird uns nicht mit Gebeten zum Schweigsamen einschläfern können oder dergleichen. Wir packen ihn uns einfach in dem Kloster, das er besetzt hat, ohne vom Raben von Punin dort eingesetzt worden zu sein und geben ihn dann wieder im Tausch gegen Richeza und Belisetha heraus. Dies aber muss schon jetzt bald passieren, da Richezas Zustand erwähntermaßen nicht der Beste ist. Zwei Männer von Vogt Hesindian von Kornhammer haben mich zu diesem Behufe schon hierher auf Euer Castillo begleitet. Wenn Ihr selbst mich noch mit zwei, drei kampferprobten Getreuen begleitet, so können wir schon morgen früh zurück nach Ragathsquell reiten und losschlagen!" | ||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Boraccio D'Altea|Boraccio D'Altea]] | '''Autor:''' [[Benutzer:Boraccio D'Altea|Boraccio D'Altea]] | ||
Der Cronvogt hatte sich während der Antwort seines Gastes Wein nachgeschenkt und war bereits im Begriff gewesen zünftig anzustoßen, als sich seine Miene bei den letzten Worten der Vanyadâlerin deutlich verfinstere. Der Becher senkte sich wieder. "Dom Rifada" erwiderte er ernst "Ich sollte Euch wohl besser mitteilen, dass dem Herrn Boron im Hause Altea große Verehrung entgegen gebracht wird. Sowohl mein Onkel Boronian, der im Tempel der Capitale dient, als auch meine [[Antara D'Altea|Schwester Antara]], die zu den Rittern Golgaris zählt, sind dem Herrn geweiht. Und der Geweihte, von dem Ihr da sprecht, dient sogar hier im Tempel. Was Ihr da vorschlagt ... ist ... schwer zu akzeptieren." Er schnaubte vernehmbar. "Nun, ich will annehmen dass die Zeit ein wenig drängt und die Sorge um Eure Nichte Euch zu dieser Tat verleitet ..." | Der Cronvogt hatte sich während der Antwort seines Gastes Wein nachgeschenkt und war bereits im Begriff gewesen zünftig anzustoßen, als sich seine Miene bei den letzten Worten der Vanyadâlerin deutlich verfinstere. Der Becher senkte sich wieder. "Dom Rifada" erwiderte er ernst "Ich sollte Euch wohl besser mitteilen, dass dem Herrn Boron im Hause Altea große Verehrung entgegen gebracht wird. Sowohl mein Onkel Boronian, der im Tempel der Capitale dient, als auch meine [[Antara D'Altea|Schwester Antara]], die zu den Rittern Golgaris zählt, sind dem Herrn geweiht. Und der Geweihte, von dem Ihr da sprecht, dient sogar hier im Tempel. Was Ihr da vorschlagt ... ist ... schwer zu akzeptieren." Er schnaubte vernehmbar. "Nun, ich will annehmen dass die Zeit ein wenig drängt und die Sorge um Eure Nichte Euch zu dieser Tat verleitet ..." | ||
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'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]] | '''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]] | ||
Die Vanyadalerin stellte ihren Kelch ebenfalls wieder auf den Tisch, ohne einen Schluck vom Wein genommen zu haben. Ihre kurzfristig aufgehellte Miene hatte wieder jenen düsteren, hoffnungsarmen Ausdruck angenommen, den sie schon bei ihrem Eintreffen hatte. Dass man die blasse Aaskrähe hierher in diesen abgeschiedenen Landstrich abgeschoben hatte, war ihr nicht bekannt gewesen. Für einen Freund Richezas hatte ihr Gastgeber für ihren Geschmack viel zu viel mit den Harmamunds zu schaffen. War es vielleicht am Ende gar ein Fehler gewesen, hierher zu kommen? | Die Vanyadalerin stellte ihren Kelch ebenfalls wieder auf den Tisch, ohne einen Schluck vom Wein genommen zu haben. Ihre kurzfristig aufgehellte Miene hatte wieder jenen düsteren, hoffnungsarmen Ausdruck angenommen, den sie schon bei ihrem Eintreffen hatte. Dass man die blasse Aaskrähe hierher in diesen abgeschiedenen Landstrich abgeschoben hatte, war ihr nicht bekannt gewesen. Für einen Freund Richezas hatte ihr Gastgeber für ihren Geschmack viel zu viel mit den Harmamunds zu schaffen. War es vielleicht am Ende gar ein Fehler gewesen, hierher zu kommen? | ||
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"Oder aber", sie hob einen zweiten Finger, "wir greifen uns doch Morena selbst. Eigentlich würde ich diese Lösung bevorzugen, weil sie die ehrenhafteste ist und für Morena kein Leben wertvoller ist wie ihr eigenes. Aber in diesem Fall müsst Ihr mit mehr Leuten ausrücken. Wir müssen Morena dann auf dem Weg zum Hoftag stellen! Ich gehe davon aus, dass sie schon einige Tage vor Beginn des kaiserlichen Landtagsfriedens in ihr Stadthaus zu Ragath aufbrechen wird, da ihre Familia ja einer der Mit-Gastgeber des Hoftags ist. Ich kenne selbst in der dichtbevölkerten Ragathsqueller Mark ein paar Stellen, die recht gut für einen Hinterhalt geeignet wären." | "Oder aber", sie hob einen zweiten Finger, "wir greifen uns doch Morena selbst. Eigentlich würde ich diese Lösung bevorzugen, weil sie die ehrenhafteste ist und für Morena kein Leben wertvoller ist wie ihr eigenes. Aber in diesem Fall müsst Ihr mit mehr Leuten ausrücken. Wir müssen Morena dann auf dem Weg zum Hoftag stellen! Ich gehe davon aus, dass sie schon einige Tage vor Beginn des kaiserlichen Landtagsfriedens in ihr Stadthaus zu Ragath aufbrechen wird, da ihre Familia ja einer der Mit-Gastgeber des Hoftags ist. Ich kenne selbst in der dichtbevölkerten Ragathsqueller Mark ein paar Stellen, die recht gut für einen Hinterhalt geeignet wären." | ||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Boraccio D'Altea|Boraccio D'Altea]] | |||
Boraccio lauschte besorgt den Worten über Richeza und nickte vielsagend ... aber nur weil er sich nicht die Blöße geben wollte zuzugeben, dass er nicht die geringste Ahnung hatte, was die Junkerin damit meinte. Immerhin war sie Richezas Tante und ihre Besorgnis war Grund genug für ihn ebenfalls in Sorge zu sein. | |||
Nach den weiten Ausführungen Rifada hob er beschwichtigend die Hände. "Immer langsam mit den jungen Rössern, werte Domna. Ich habe ja gar nicht gesagt, dass ich nicht bereit wäre gegen Domna Morenas Bruder vorzugehen. Da es sich aber nun einmal um einen Geweihten des Schweigsamen handelt möchte ich nur sicher gehen, dass im Eifer des Gefechts nichts geschieht, was wir später bis in alle Ewigkeit bereuen mögen, wenn wir dereinst vor Rheton treten müssen. Seiner Schwester einen gehörigen Schrecken einjagen ist eine Sache, einem Geweihten der Zwölfe tatsächlich ein Leid zufügen eine ganz andere. Mehr wollte ich gar nicht sagen." | |||
Nachdenklich strich er sich durch den Bart. "Ein Vorgehen gehen Domna Morena halte ich nach wie vor für unklug. So kurz vor dem Hoftag erregt ein solches Schurkenstück sehr viel unerwünschte Aufmerksamkeit, bis hinauf zu Fürst und Kaiserin. Und soviel Aufmerksamkeit zwingt seine Durchlaucht geradezu dazu durchzugreifen, wenn er sein Gesicht vor der Kaiserin nicht verlieren möchte. Wenn hingegen ein Diener des Dunklen Gevatters für einige Zeit ... unauffällig schweigt ... dann kann die Angelegenheit im Stillen ablaufen und niemand sonst muss sich bemüßigt fühlen bei dem Spiel mitzumachen, der dabei nichts verloren hat." | |||
Er griff wieder zum Weinkelch. "Wenn Ihr also einverstanden seid, dann können wir zur Tat schreiten." | |||
{{Chronik.Ereignis|Zurück=[[Chronik.Ereignis1036 Besuch im Vanyadâl 25|Teil 25]]|Chronik:Jahr=Chronik:1036|Ereignisname=[[Chronik:1036#Besuch im Vanyadâl|Besuch im Vanyadâl]]|Teil=Teil 26|Weiter=[[Chronik.Ereignis1036 Besuch im Vanyadâl 27|Teil 27]]}} | {{Chronik.Ereignis|Zurück=[[Chronik.Ereignis1036 Besuch im Vanyadâl 25|Teil 25]]|Chronik:Jahr=Chronik:1036|Ereignisname=[[Chronik:1036#Besuch im Vanyadâl|Besuch im Vanyadâl]]|Teil=Teil 26|Weiter=[[Chronik.Ereignis1036 Besuch im Vanyadâl 27|Teil 27]]}} | ||
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