Chronik.Ereignis1036 Besuch im Vanyadâl 16: Unterschied zwischen den Versionen

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==[[Mark Ragathsquell]], 3. Tsa 1036 BF==
==[[Mark Ragathsquell]], 3.und 4. Tsa 1036 BF==
===[[Burg Harmamund]], vormittags===
===[[Burg Harmamund]]===


'''3. Tsa, vormittags'''


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'''Nachmittags'''
'''3. Tsa, nachmittags'''


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"Nein", sagte die Edle und lächelte grimmig. "Ich bin hier im Namen Eures Bruders. Sie werden uns freilassen – oder mit uns untergehen."  
"Nein", sagte die Edle und lächelte grimmig. "Ich bin hier im Namen Eures Bruders. Sie werden uns freilassen – oder mit uns untergehen."  
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'''4. Tsa, vormittags'''
'''Autor:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]]
Das Gesicht der Frau wirkte müde, unter den dunklen Augen zeichneten sich violette Ringe ab, die Haut schien trotz des bronzenen Schimmers blass. [[Richeza von Scheffelstein y da Vanya|Richeza]] streckte die Hand aus, strich über die lange Narbe an der linken Wange der Frau, weißlich und schmal geworden im Laufe der Jahre, kalt und glatt unter ihren Fingern.
"Du bist nicht die Kaiserin", flüsterte sie spöttisch. "Nur eine Zahori. Alt. Verwelkend. Nur eine Trophäe. Eine Hure." Einige Augenblicke lang starrte sie die Frau verächtlich an, dann schmetterte sie den Bronzespiegel gegen den Fensterrahmen. Statt, dass der Spiegel zersprang, hinterließ er eine Kerbe in dem dunklen Holz. Wütend hieb Richeza mit dem Spiegel gegen das steinerne Fenstersims, wieder und wieder, bis der Griff verbog, doch der Bronzeplatte konnte ihr Zorn nichts anhaben. Das wutverzerrte Gesicht der Frau hatte nichts Erhabenes, nichts Edles an sich. Nicht einmal etwas Schönes. Richezas Faust traf sie mitten auf die Nase, doch die Nase brach nicht, stattdessen platzte die Haut über ihren Knöcheln auf. Noch einmal schlug sie zu, ohnmächtig, hasserfüllt, bis ihr Blut das Gesicht der Frau benetzte.
Mit aller Kraft schleuderte Richeza den Spiegel zu Boden, die Ringe des Griffes brachen, Metallsplitter verteilten sich über den Boden. Richeza fuhr sich mit beiden Händen durch das zerzauste Haar, schloss die Augen und lehnte die Stirn gegen den Fensterrahmen, spürte dem Schmerz in ihrer Hand nach und der Winterluft, die durch den geöffneten Laden in den Erker wehte, angenehm kalt auf der erhitzten Haut.
"[[Amando Amaros von Harmamund]]."
Richeza zuckte zusammen, als die Stimme ihrer Großtante direkt neben ihr erklang. Sie hatte die alte Frau auf den dicken Teppichen der Kemenate nicht nahen hören.
"Der Bruder unserer ''Gastgeberin''." [[Belisetha da Vanya]] wies an Richeza vorbei auf den Burghof, wo [[Morena von Harmamund]] einen hageren, ergrauenden Mann in der schwarzen Robe eines Boronis zu einer Kutsche begleitete. "Und deiner Mutter Verlobter."
Richeza folgte den Harmamunds mit den Augen, ehe sie der alten Junkerin einen kritischen Blick zuwarf.
"Oh ja", sagte diese. "Es war bereits alles ausgemacht. Wir warteten nur, dass Amando das heiratsfähige Alter erreichte. Aber der Wille der Götter war ein anderer. Wie es weiterging, weißt du selbst."
Richeza begegnete Belisethas Blick, ohne mit der Wimper zu zucken.
"Richeza." Die Alte seufzte leise und nahm Richezas Hände zwischen ihre knotigen Finger, drückte sie. "Glaub nicht, dass du die Erste in dieser Familia bist, der dies geschieht."
"Was?", fragte Richeza herausfordernd. "Was geschieht?"
"Deine Mutter hätte Amando Amaros geheiratet, nicht deinen Vater. Sie hatte Glück, dass dein Großvater sich so sehr für ihre Liebe einsetzte, denn Leonida wollte ihren Ungehorsam nicht dulden."
Richezas Gesicht verdüsterte sich noch weiter.
Belisetha zog sie mit sachtem Nachdruck zu den Sesseln am Kamin. Das Feuer war heruntergebrannt, nur eine Restglut glomm in der Asche. Bald würde es kalt werden.
"Es wird sich für alles ein Weg finden, mein Kind", sagte sie, als sie saßen, ohne Richezas Hände loszulassen. Die Edle schwieg. "Am Ende siegte Rahja."
"Und Rifada?" Richeza schnaubte. "Wurde sie auch von ... Rahja ''gesegnet''?" Sie entzog Belisetha die Hände und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Rifada", sagte Belisetha gedehnt, "hatte kein einfaches Leben, weiß Praios! Und doch ..." Sie lächelte. "Hat sie das getan, was am Besten war für ihren Sohn. Und hat nicht ihr Gemahl ihr eine wunderbare Tochter geschenkt, auf die sie mit Recht stolz ist?"
Richeza sah ihre Großtante schräg von der Seite an, forschte nach Falschheit im Lächeln der Alten, fand keine. ''Sie weiß es nicht'', dachte sie und spürte bitteren Triumph, dass Rifada ihr anvertraut hatte, was sie dem Rest der Familie verschwiegen hatte.
"Aber vielleicht wirst du ja den Weg Rahjens beschreiten?", fragte Belisetha hoffnungsfroh.
Richeza stand auf, warf einige Scheite in den Kamin und kniete sich auf den Boden, um mit dem Blasebalg vorsichtig in die Asche zu pusten, bis ein zartes Flämmchen an dem Holz empor leckte.
"Wenn du dir Sorgen machst, eine Hochzeit nicht bezahlen zu können, nach den entbehrungsreichen Jahren und all dem Unglück, das Kornhammer widerfuhr und deinem Großvater: Sei nur unbesorgt du bist eine da Vanya, und wir werden für dich aufkommen."
Richeza warf der Alten einen scharfen Blick zu. "Warum kümmert Ihr Euch nicht einfach um Eure Angelegenheiten, Domna Belisetha?"
Die greise Junkerin lächelte nachsichtig. "Weil dies unser aller Angelegenheit ist, mein Kind. Du trägst den Namen deiner Mutter und damit Verantwortung für deine Familia. Und diese für dich. Und nun trägst du Verantwortung für dieses Kind, das, wenn es ehelich ist, nach Gujadanyas zukünftigen Kindern an zweiter Stelle der Erbfolge steht. Und deshalb ''wirst'' du heiraten."
Richeza erhob sich, den Blasebalg noch immer in der Rechten. "Was wollt Ihr eigentlich? Was wisst Ihr schon? Habt Euch irgendeinen Edelmann genommen, der Euch gefiel, einen Sohn geboren, der selbst keinen Erben hat, und nun wollt Ihr über mein Leben verfügen? Ich bin eine Scheffelstein. Meine Mutter hat den Namen meines Vaters angenommen. So sieht das aus!" Wütend drehte sie sich zum Kamin um und feuerte die Glut weiter an, so heftig, dass die Asche zu allen Seiten aufstob, sich auf den Teppich und ihr Kleid setzte. Es war ihr gleichgültig.
"Nicht ich habe Caldaios gewählt, sondern mein Bruder und Soberan für mich", sagte Belisetha sanft. "Und doch habe ich nie gegen die Pflicht aufbegehrt, denn ich bin in dem Wissen erzogen worden, Tochter einer Fürstin zu sein. Und für jene von hoher Geburt zählt zuvörderst das Reich, dann die Familia und nicht die Träumerei eines Mädchens."
Richeza schloss die Augen, atmete zornig aus, glaubte, die Worte der Alten nicht länger ertragen zu können. Verflucht, warum hatte sie Belisetha nicht einfach ihrem Schicksal überlassen?
Doch die greise Junkerin gab nicht auf, ließ sich ächzend neben Richeza auf dem Teppich nieder, gar nicht hochadlig, stützte sich mit der gesunden Hand auf dem Boden ab, und eine Weile sahen sie gemeinsam in die allmählich an Kraft gewinnenden Flammen.
"Natürlich kannst du das Kind weggeben", sagte Belisetha. "Es wird als Kind einer Magd aufwachsen, und niemand wird von deinem Unglück erfahren. Ich möchte wetten, Rifada hat dir irgend so etwas nahe gelegt, als du mit ihr sprachst. Aber willst du das wirklich?", fragte sie leise. "Es ist dein Kind! Du wirst nicht jünger, Richeza. Vielleicht wird es dein letztes Kind sein. Und willst du dann, wenn du alt und kinderlos bist, für immer dem Kind einer Magd nachtrauern? Wenn ich mir vorstelle, ich hätte Lucrann einfach fortgegeben ... Natürlich ist das nicht dasselbe, aber ... Auch Moritatio trug unseren Namen. Und er war ein guter Junge."
Richeza rieb sich mit beiden Händen über das Gesicht, von unten nach oben und wieder zurück, verharrte mit den Händen über Mund und Nase und starrte ins Feuer. Für einen Moment war ihr, als spüre sie eine zarte Regung in ihrem Leib, knapp über dem Rahjenhügel, sacht, als streife sie eine Feder.




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