Chronik.Ereignis1036 Besuch im Vanyadâl 09: Unterschied zwischen den Versionen

Zur Navigation springen Zur Suche springen
keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 392: Zeile 392:


Einige Augenblicke lang starrte die Edle stumm in die Flammen, dann griff sie nach Rifadas Hand. "Kommt!", sagte sie. "Lasst uns hier fortreiten, nach [[Castillo Quazzano|Quazzano]], irgendwohin. Der Abt ist tot, das Kloster ist verloren. Wir können hier nichts mehr tun."
Einige Augenblicke lang starrte die Edle stumm in die Flammen, dann griff sie nach Rifadas Hand. "Kommt!", sagte sie. "Lasst uns hier fortreiten, nach [[Castillo Quazzano|Quazzano]], irgendwohin. Der Abt ist tot, das Kloster ist verloren. Wir können hier nichts mehr tun."
----
'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]]
Rifada nickte finster - auch sie konnte den Blick nicht von dem Hügel aus Flammen nehmen, der bis vor Kurzem das Refektorium La Dimenzias gewesen war. Auch die anderen Gebäude, mit Ausnahme des kleinen Borontempels und des Galgenturms, brannten mittlerweile lichterloh.
"Das wird nicht ungesühnt bleiben - das schwör' ich dir, Belisetha!", sprach sie in Richtung der lodernden Flammen, das Antlitz hart und kalt wie eine Maske.
"Abt Marbodano ist auch tot, sagst du?", drehte sie sich schließlich doch zu Richeza herum, als ihr deren Worte erst richtig gewahr wurden. "Damit verlieren wir auch noch einen unserer treusten Clientes hier in Ragatien! Die verfluchten Harmamunds strecken seit Langem ihre gierigen Finger nach diesem trutzigen Kloster inmitten ihres vorgeblichen Grund und Bodens aus. Ein Sohn der Hexe Aldea ist meiner Kenntnis nach selber ein Fraternello des Schweigsamen - na ja, zumindest hat er dessen Weihen empfangen. Es würde mich nicht wundern, wenn dieser schwarzberobte Hundsfott, den ich bislang als Einzigen der ganzen Dreckssippschaft noch nicht von Angesicht zu Angesicht kennengelernt habe, schon sehr bald hier klerikale Herrschaftsansprüche stellen wird. Der Rabe von Punin könnte es verhindern - das Kloster anderweitig vergeben, aber ich habe nicht die Zeit und die Kraft, um dorthin zu reiten und ihn um etwas zu bitten. Wir haben genug andere Sorgen!"
Sie stützte sich kurz auf Richeza auf und deutete in Richtung des Gatters, wo die wiehernden Pferde in der Not hingetrieben worden waren. Es war wirklich höchste Zeit, diesen verstörenden Ort zu verlassen - auch wenn Morena von Harmamund dann gewiss glaubte, dass die Da-Vanya-Frauen etwas mit dem verheerenden Großbrand zu tun hatten. Aber es war ihr einerlei, was dieses miese Aas dachte!
Nach wenigen humpelnden Schritten kam ihr in den Sinn, dass es nicht unbedingt ratsam war, sich mit ihrem für eine Frau doch recht hohen Gewicht auf eine zierliche und vor allem schwangere Frau aufzustützen, und so entließ sie ihre Nichte wieder aus ihrem Klammergriff. "Ich wollte eigentlich nur Belisetha nach Quazzano bringen, damit sie zu der Zeit, in der du niederkommst, nicht im Vanyadâl ist. Da sich die Dinge nun geändert haben, schlage ich vor, wir reiten stattdessen zum Stammsitz des Aranjuez und fragen ihn, ob wir auf seine Hilfe zählen können, wenn es gegen die Elenterin und Albacim geht. Vorher geleiten wir nur dieses Frauenzimmer nach Ragath, denn ich halte meine Versprechen. Wir hören uns dort im Spital nach einer fähigen Hebamme um, die bereit ist, uns bei diesem orkschen Wetter ins Vanyadâl zu folgen."
Sie blieb plötzlich wie angewurzelt stehen und deutete mit starrem Blick geradeaus: "Moment mal ... sag mir ... sag mir, dass das da nicht mein Schlachtross ist, auf dem unsere angebliche ''Nicht-Irre'' da hinten davonreitet?" Sie begann mit schmerzverzerrtem Gesicht immer schneller zu humpeln und reckte drohend ihr Schwert in die Luft. "KOMM ZURÜCK, DU ELENDE CANAILLE! ICH HAU DICH IN TAUSEND STÜCKE!  NIEMAND KLAUT MIR DAS PFERD - NIEMAND, HÖRST DU?" Sie stieß einen Wutschrei aus und hackte mit einem beidhändigen Schlag die Spitze eines Holzpfostens ab, der zur Umzäunung des Viehgatters gehörte. Sie trat den abgehackten Klotz zehn Schritt weit davon und rammte ihr Schwert tief in den Boden. "Was ist das bloß für eine dämonenverfluchte Nacht?", rief sie, die Arme weit ausgebreitet und anklagend gen Himmel gereckt.
----
'''Autor:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]]
Richeza wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. Jetzt, da sie sich von den Flammen entfernten, brannte die kalte Nacht auf ihrem nassen Gesicht. Erschöpft sah sie der Abundilerin nach, die sich immer weiter vom Kloster entfernte – tatsächlich auf Rifada da Vanyas Rappen. Sie hatte ein zweites Ross am Zügel, das brav hinter dem ersten her trabte. Kurz überlegte Richeza, ob sie sich kurzerhand auf das nächstbeste Tier schwingen und der Flüchtenden hinterher reiten sollte. Wenn sie sich eilte, würde sie sie einholen können. Und dann? Sie vom Pferd stoßen? Niederstechen? Warten, bis Rifada herangehumpelt wäre und ihren Zorn an der Unbewaffneten ausließe?
Schritt um Schritt entfernte sich die Südpforterin, Richeza aber stand noch immer wie angewurzelt. Die Müdigkeit lastete bleiern auf ihren Schultern, sie hatte Kopfschmerzen und fühlte sich elend. Nur eines wollte sie: So rasch wie möglich fort von diesem Ort. So löste sie die Zügel eines der Pferde vom Gatter und hielt das Tier fest, sodass ihre Tante aufsteigen konnte. Als diese selbst nach den Zügeln griff, ließ die Edle sie nicht los.
"Bitte", sagte sie, "wir können uns später um Euer Pferd kümmern! Wir wissen doch, wer die Diebin ist, können sie immer noch zur Rechenschaft ziehen." Sie folgte Rifadas zerknirschtem Blick nicht, sondern musterte ihre Tante. Wahrlich, auch diese sah nicht allzu gut aus. Doch es wäre sinnlos gewesen, an ihre Vernunft zu appellieren – um ihre eigene Gesundheit hatte sich Rifada da Vanya noch nie geschert, im Gegenteil, trotz ihres Alters und ihrer Verletzungen schien sie sich immer noch für mehr oder weniger unverwundbar zu halten. Also verstärkte Richeza den Griff um die Zügel und setzte einen flehentlichen Blick auf.
"Mir … geht es nicht gut. Bringt mich nach Quazzano, bitte! Ihr könnt hernach noch immer zum Aranjuez reiten, falls der überhaupt gerade hier auf seinem Junkergut weilt. Er sollte mich ohnehin nicht zu Gesicht bekommen, er würde misstrauisch werden, warum nicht einfach ich Euch zu der Elenterin begleite. Außerdem …" Sie sah an sich herab. Lange würde sie das Elend nicht mehr vor den Augen der Welt verbergen können. Und was dann? Sie fürchtete nichts mehr als den Hohn und das Geschwätz des Adels, auch wenn wohl niemand ahnte, dass ihre zornige, unnahbare Art nichts als eine Maske war, hinter der sie – so lange schon! – die namenlose Furcht verbarg, die ihr ganzes Leben beherrschte wie ein tyrannischer Gott.
Sie ließ die Zügel los, saß auf einem Grauschimmel auf und ritt an Rifadas Seite. "Quazzano?", fragte sie leise.




2.897

Bearbeitungen

Cookies helfen uns bei der Bereitstellung von Almada Wiki. Durch die Nutzung von Almada Wiki erklärst du dich damit einverstanden, dass wir Cookies speichern.

Navigationsmenü