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Sobald sie ihre Tante aus dem Fenster springen sah, rannte Richeza los, ohne weiter auf die Soldaten oder den Boroni zu achten. Sie erreichte den Karren, als Rifada da Vanya gerade von ihm herunterstieg, berührte sie am Ärmel, und als diese sich zu ihr umdrehte, warf sie sich geradewegs in ihre Arme. Eine Welle der Erleichterung rollte über sie hinweg. Dann aber fiel ihr Blick an der breiten Brust der Vanyadâlerin vorbei auf die bewusstlose Frau auf dem Karren. Sie hob den Kopf und starrte Rifada aus großen Augen an. "Das … ist nicht Belisetha!" | Sobald sie ihre Tante aus dem Fenster springen sah, rannte Richeza los, ohne weiter auf die Soldaten oder den Boroni zu achten. Sie erreichte den Karren, als Rifada da Vanya gerade von ihm herunterstieg, berührte sie am Ärmel, und als diese sich zu ihr umdrehte, warf sie sich geradewegs in ihre Arme. Eine Welle der Erleichterung rollte über sie hinweg. Dann aber fiel ihr Blick an der breiten Brust der Vanyadâlerin vorbei auf die bewusstlose Frau auf dem Karren. Sie hob den Kopf und starrte Rifada aus großen Augen an. "Das … ist nicht Belisetha!" | ||
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'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]] | |||
Ein jäher Schmerz, schlimm wie der Biss von zehn Nattern, durchzuckte Rifada, als sie vom Karren herunterrutschte und ihr ohnehin halblahmes Bein auf dem Boden auftraf. Die knallharte Landung auf den Kornsäcken war Gift für sie gewesen - hoffentlich war nichts gebrochen; zumindest konnte sie das Bein kaum belasten. | |||
Als sie Richeza wahrnahm und ihre Frage vernahm, musste sie schlucken und schaute eine Weile betreten zu Boden. Dann murmelte sie halblaut, da sie ihre eigenen Worte hasste: "Ich kam zu spät! Ich ... ich konnte sie nicht mehr retten. Wo wir schliefen, gab es nichts mehr außer Flammen. Ich habe sie zweimal gerufen, aber niemand antwortete." Sie schlug wütend mit der Faust gegen den Karren. | |||
"Es ist sündig so zu denken, aber langsam beginne ich zu glauben, dass sich die guten Götter von uns abgewandt haben und dass nun die Dämonen der Hölle die Welt regieren, die uns auf die Probe stellen wollen. Erst Moritatio, dann Berengar – nun auch noch Belisetha! Und wenn du ein Kind erwartest, wenn eine kleine Hoffnung für den Fortbestand unseres Hauses aufflammt, muss dafür sogleich eine andere sterben." Sie schüttelte den Kopf und deutete auf die Brandvögel, die wandelnden Leichname, die inzwischen alle bis auf einen zu Boden gesunken waren. "Sieh dir das an! Das ist doch alles nicht normal. Ich weiß nicht, ob die Elenterin dahintersteckt oder ob die Macht ihres missratenen Sohnes groß genug für so etwas ist ... aber irgendwer oder irgendetwas will uns vernichten. Und wir beide müssen dafür Sorge tragen, dass ihm das nicht gelingt." | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]] | |||
Richeza schluckte, ließ ihre Tante los und trat einen Schritt zurück. Ein unbestimmtes Schuldgefühl stieg in ihr auf, das ihr allzu vertraut war, sie viel zu lange schon Tag für Tag und Jahr um Jahr begleitete. Doch sie sprach nicht aus, was sie dachte, ihre Tante hätte es als Unfug angetan. Sie war nicht schuld an Belisethas Tod. Die Zweifel, die Rifada da Vanya äußerte, trafen Richeza bis ins Mark, nährten ihre eigenen Ängste, rührten an ihrer Bitterkeit. Aber auch hierzu schwieg sie. | |||
Einige Augenblicke lang starrte die Edle stumm in die Flammen, dann griff sie nach Rifadas Hand. "Kommt!", sagte sie. "Lasst uns hier fortreiten, nach [[Castillo Quazzano|Quazzano]], irgendwohin. Der Abt ist tot, das Kloster ist verloren. Wir können hier nichts mehr tun." | |||
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