Chronik.Ereignis1036 Besuch im Vanyadâl 09: Unterschied zwischen den Versionen

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"Wollt Ihr ihn gar nicht heilen?", rief die Soldatin entsetzt.
"Wollt Ihr ihn gar nicht heilen?", rief die Soldatin entsetzt.


Der Priester antwortete nicht. Als er nach einer Weile aufsah, war sein Gesicht eine bleiche, harte Maske. "Der Herr hat Marbodano bereits zu sich gerufen."  
Der Priester antwortete nicht. Als er nach einer Weile aufsah, war sein Gesicht eine bleiche, harte Maske. "Der Herr hat Marbodano bereits zu sich gerufen."
 
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'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]]
 
Rifada stürzte durch den schwarzen beißenden Qualm die ins Obergeschoss des brennenden Refektoriums führende Treppe empor. Die wenige Luft, die ihr zum Atmen blieb, brannte bei jedem Atemzug in der Lunge. Rechts neben ihr stürzte ein schwerer Holzbalken von der Decke zu Boden und blieb lichterloh brennend quer über der Treppe liegen. ''Auch das noch!'', dachte sie still bei sich - dieser Rückweg war ihr versperrt, und es konnte ihr auch niemand von draußen mehr folgen. Im Obergeschoss angekommen war zumindest die Sicht ein ganz kleines bisschen besser, weil der lange Korridor zu den Schlafstuben von den brennenden Deckenbalken und lodernden Wandvorhängen in ein unwirkliches orangerotes Licht getaucht wurde. Rifada hörte panische Schreie hinter der Tür zu ihrer Linken, die sie rabiat mit einem Fusstritt auftrat.
 
"... sterben! Wir werden alle sterben! Ich bin noch so jung! Rettet mich! Rettet mich!", plärrte die tatsächlich noch junge Bewohnerin dieser Zelle Rifada ins Gesicht und packte sie so hart und angsterfüllt am Gewand, dass sich ihre Fingernägel in Rifadas Arme bohrten. "Wir werden verbrennen! Allesamt! Das ist die Strafe Borons für unsere Sünden!"
 
Im Gegensatz zu der Insassin, der sie versprochen hatte, sie nach Ragath zu geleiten, machte dieses junge Ding wirklich einen reichlich verwirrten Eindruck. Ohne ein Wort zu sagen schickte ihr Rifada eine rechte Gerade ans Kinn. Die junge Frau verdrehte die Augen und wäre wie ein nasser Sack nach hinten gekippt, hätte ihr Rifada nicht schnell den anderen Arm um die Taille gelegt. Schwer schnaufend warf sie sich die Ohnmächtige über die Schulter und wankte mit ihr den Gang hinab in Richtung ihrer eigenen Nachtgemächer. Sie brüllte so laut sie konnte "Bel-iiii-se-thaaaa?" Aber sie erhielt keine Antwort. Dort wo sie selbst und die ihren geschlafen hatten, sah sie nichts mehr außer lodernden Flammen.
 
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'''Autor:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]]
 
Schon immer hatte Belisetha da Vanya es verabscheut, ihre Notdurft des nachts auf einem Topf zu verrichten und den Unrat dann anderntags von einer Kammermagd entfernen zu lassen, die mit stoischer Miene ihrer Pflicht nachkam und sich möglicherweise doch ihren Teil dabei dachte. Mit Grauen sah die alte Junkerin seit einigen Jahren zu, wie ihr Körper nach und nach seine Dienste versagte. Der größte Schrecken, den die ungewisse Zukunft jedoch für sie bereit hielt, war der, dereinst im Bette zu liegen und sich nicht mehr rühren zu können, während irgendein armes Ding ihr den Brei zum Munde hinein löffelte und hernach vom Hinterteil wieder abwischte.
 
Wenn es soweit wäre, dann würde sie Gebrauch von dem kleinen Fläschchen machen, dass sie daheim auf Wildenfest in ihrem Nachtschrank verwahrte oder einem weiteren, das sie auf Reisen stets bei sich trug. Der Inhalt, das war ihr wohl bewusst, war so tödlich, dass man sie niemals damit erwischen durfte, doch Belisetha da Vanya war keine Mörderin, nur sich selbst wünschte sie einen raschen und gnadenvollen Tod und keinen Zerfall, bei dem sie womöglich klaren Geistes noch jahrelang zusehen musste. 
 
Der Weg zum Latrinenhaus auf der Rückseite des Konversenhauses, in dem die Akoluthen schliefen, war weit, und so war Belisetha schon beim ersten Drücken und Grummeln des Bauches aufgebrochen, denn sie war nicht mehr gut zu Fuß, und auf den schmalen Fluren blieb sie mit dem Gehstock des Öfteren an einer Ecke hängen, zumal sie in der Linken ein kleines Nachtlicht hielt. Als sie die Latrinen endlich erreichte, blieb ihr gerade noch Zeit, das Nachtgewand zu heben und sich auf den eisigen Stein fallen zu lassen, ehe sie sich sturzbachartig entleerte. Noch so ein Übel des Alterns.
 
Es war kalt in dem Lehmanbau, durch die schmalen Fenster unter der Decke blies der Winterwind einige Schneeflocken herein, und Belisethas hagerer Körper zitterte wie eine Pappel im [[avwik:Beleman|Belaman]]. Beinahe froh war sie daher im ersten Augenblick über den Feuerschein, der vor ihren Augen tanzte, auch wenn das plötzliche Flackern sie erschreckte. Als sie erkannte, dass es ein brennender Vogel war, der zum Fenster hereingeflogen war, machte das Herz der alten Domna einen jähen Satz. Lautlos tanzte das Tier über ihrem Kopf, und Belisetha hieb zeternd mit ihrem Gehstock auf es ein, doch statt, dass der Vogel zu Boden stürzte, fing der Stock Feuer, und mit einem "Heiliger-Herr-Praios-Hilf!" ließ die Junkerin das brennende Holz fahren.
 
Schreie drangen von draußen herein, über ihrem Kopf aber jagte der Flammenvogel zwischen den Deckenbalken entlang, und es wäre nur eine Frage der Zeit, bis er den Dachstuhl in Brand setzte. "Grundgütiger Herr!", rief Belisetha aus, wischte sich mit zitternder Hand den Hintern ab und mühte sich, das Nachtgewand zu ordnen und, ihrer Stütze beraubt, zur Tür zu kommen. Sie wusch sich die Hand in einem Eimer mit trübem Eiswasser und packte das schwere Gefäß, um das Wasser nach dem Brandvogel zu gießen, doch der Eimer war zu schwer für sie, entglitt ihren Händen, fiel scheppernd zu Boden und riss sie beinahe mit sich.
 
"Gütiger Herr Praios, erbarme dich und du, Bruder Boron, zeige dich gnädig!", murmelte sie, als sie die Tür aufstieß und auf den Gang hinaus stolperte, der zurück ins Konversenhaus führte und zu der Treppe hinauf zu den Gästegemächern über dem Refektorium. Schritt für Schritt hangelte sie sich die Stiege hinauf, doch als sie die Tür am oberen Treppenabsatz öffnete, stießen ihr beißender Qualm und Flammen entgegen.
 
Ein Entsetzensschrei entfuhr der alten Domna, die rückwärts taumelte und beinahe die Treppe herabgestürzt wäre. "Hilfe!", rief sie "Hilfe! Feuer! Hilfe!" Mühsam tastete sie sich die Treppe wieder herab und zur unteren Tür ins Konversenhaus, aber der Türgriff war lose, und als sie daran rüttelte, löste er sich ganz, ohne dass die Tür aufging, und Belisetha landete unsanft auf ihrem Hinterteil. "Hilfe!", rief sie mit wachsendem Schrecken und umklammerte das Signum Griphonis Solaris, das ihre Nichte ihr vor Tagen anvertraut hatte. "Hier bin ich! So helft mir doch! Hilfe!"




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