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Keuchend eilte Richeza zu ihr herüber, zu ihr und der Abundilerin, die kotzend und wimmernd im Schnee kniete. | Keuchend eilte Richeza zu ihr herüber, zu ihr und der Abundilerin, die kotzend und wimmernd im Schnee kniete. | ||
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'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]] | |||
So schnell, wie es ihr mit dem lädierten Bein nur möglich war, eilte Rifada zurück zum Refektorium, auf dessen Dach bereits die Flammen mannshoch züngelten. Auch hinter den Fensternischen im Obergeschoss, wo sie selbst allzu kurz genächtigt hatten, war bereits orangeroter Feuerschein zu sehen, der nichts Gutes verhieß. | |||
Jetzt wo sie direkt vor der Tür stand, hörte Rifada auch Schreie und angsterfüllte Rufe aus dem Obergeschoss – wenn auch 'glücklicherweise' nicht die raue Greisenstimme Belisethas, sondern eher in der Tonlage mehrerer junger Frauen und auch eines Mannes. Rifada blickte kritisch zum Dachfirst hinauf – es war Wahnsinn, dort jetzt noch hineinzugehen. Aber was blieb ihr übrig? Ihre Muhme war ihr Blut – kein Da Vanya, zumindest nicht die jetzt lebenden, hatte je einen anderen im Stich gelassen. Sie trat die Tür mit einem kräftigen Fußtritt auf – sofort quoll ihr eine Wolke beißenden schwarzen Qualms entgegen. Sie zog den Kragen ihres Gewandes nach oben über Mund und Nase, nahm sich vor, so wenig wie möglich zu atmen und hastete dann mit gesenktem Kopf und zusammengekniffenen Augen durch die Eingangshalle, etwa in die Richtung, in der sie die Treppe zur Empore vemutete. | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]] | |||
Richeza hatte die Abundilerin unsanft auf die Füße gezerrt und sie geheißen, mitzukommen, kümmerte sich jedoch nicht darum, ob diese ihr folgte, sondern stürzte schwer atmend hinter ihrer Tante zurück in den Hof. Trotz der alten Verletzung war Rifada schneller als sie, und als Richeza das Hoftor passierte, verschwand die Vayadâlerin bereits in dem brennenden Gebäude. Entsetzt beobachtete Richeza, wie die Flammen immer höher aus den Fenstern schlugen. Die Hitze, die von den Gebäuden ausging, war noch am anderen des Hofes zu spüren, statt Schnee, bedeckte stinkender Schlamm den Boden. | |||
Ohne zu zögern stürzte Richeza auf den Eingang des Refektoriums zu. Rauch quoll aus der Eingangshalle und versperrte ihr die Sicht. Der beißende Gestank war so stark, dass ihre Augen brannten und ihr schlagartig wieder übel wurde. | |||
"Rifada!", rief sie über das Prasseln und Tosen des Feuers hinweg, erhielt aber keine Antwort. Angst schnürte ihr die Kehle zu. Es wäre Irrsinn, dort hineinzugehen! Selbst, wenn sie im Vollbesitz ihrer Kräfte gewesen wäre, wäre es ein lebensgefährliches Wagnis gewesen, so aber war sie sich beinahe sicher, dass sie nicht wieder lebend herauskommen würde. ''Bedenke, dass du jetzt nicht mehr nur für dich alleine verantwortlich bist!'', hörte sie die vorwurfsvolle Stimme ihrer Tante in ihrem Geist. Sie schluckte und tat, was sie seit Langem nicht getan hatte: Beten! Für das Heil ihrer Verwandten, dass sie es unversehrt wieder herausschafften. Mehr konnte sie nicht für sie tun. | |||
Stattdessen lief sie zum Stall hinüber, dessen Dach ebenfalls in Flammen stand, und half den Burschen, die schreienden Pferde hinauszuführen und runter vom Hof, hinaus auf die Straße. Die Tiere rissen an den Zügeln und waren kaum zu halten. Gerade hatte sie Rifadas Schlachtross an einem Baum auf der anderen Straßenseite festgemacht, als die Soldatin sie anrief, die ihr gegen den hünenhaften Untoten beigestanden hatte. | |||
"Schnell", rief sie, "holt die Mönche, einen Heiler, Magier, irgendwen! Rasch!" Zusammen mit einem ihrer Gefährten schleppte sie den reglosen Körper eines Mannes auf das Tor zu. "Der Abt! Er stirbt! Beeilt Euch!" | |||
Richeza rannte zurück auf den Hof, so schnell sie konnte. Einige der Geweihten, Laienpriester und Bediensteten waren damit beschäftigt, eine Eimerkette vom Brunnen zum Haupthaus zu bilden, in dem verzweifelten Versuch, der Flammen Herr zu werden. Es dauerte einen Moment, bis die Edle sich Gehör zu verschaffen vermochte, da kamen die Soldaten auch schon auf den Hof und ließen den Abt auf einer steinernen Bank nieder. Richeza eilte mit einem der Priester herbei, der neben dem Sterbenden niederkniete. Er sah grauenvoll aus: Sein Gesicht eine unförmige, rot-schwarze Masse, seine Robe verkohlt, seine Brust von Blasen und nässenden Wunden überdeckt. | |||
"Bruder Boron", sprach der Geweihte leise und drückte die versehrte Hand des Abtes, "geleite diese Seele in dein Gemach, wo alles Leid und aller Schmerz Vergangenheit sind. Lasse deinen treuen Diener an deiner Seite ruhen und seine Seele Frieden finden in deiner Ewigkeit …" | |||
"Wollt Ihr ihn gar nicht heilen?", rief die Soldatin entsetzt. | |||
Der Priester antwortete nicht. Als er nach einer Weile aufsah, war sein Gesicht eine bleiche, harte Maske. "Der Herr hat Marbodano bereits zu sich gerufen." | |||
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