Chronik.Ereignis1043 Selkethaler Pferderennen zu Ehren der schönen Göttin 1043 BF 21
Edlengut Selkethal, 22. Rahja 1043 BF, früh am Morgen
Autoren: Jott, BBB und Von Scheffelstein
Farfanya trat derweil lächelnd zu Rondrigo. “Wenn Ihr beim Rennen ebenso schnell seid, dann wird mein Wunsch, die Siegerkränze auf almadanischen Häuptern zu sehen, wohl erfüllt.”
Er lachte. "Meine Nichte ist die weitaus bessere Reiterin, Domnatella." Er wurde ernst und sah Richeza hinterher, die lässig ihr Pferd die Böschung hinab lenkte. "Ich hoffe nur, sie hat sich nicht ernsthaft verletzt."
“Hofft Ihr das für sie, da Ihr als liebender Onkel mit ihr leidet”, Farfanya lächelte schelmisch, “oder für Euch, da so das Unmögliche noch unmöglicher wäre?”
Er sah sie ernst an. "Sie ist ehrgeizig. Schmerzen zu haben oder eingeschränkt zu sein, wird sie nicht davon abhalten, an dem Rennen teilzunehmen. Doch könnte es ihre rahjagefällig heitere Stimmung trüben, die Euch so wichtig ist." Er betrachtete sie und lächelte leicht. "Und dann wäre es wohl an mir, sie hinreichend aufzuheitern, um Eure Ehre zu retten, statt selbst der Schönen Gaben zu genießen …"
“Wer hätte gedacht, dass Ihr so viel Ernsthaftigkeit ausstrahlen könnt!” Farfanya bedachte ihn mit einem sanften Lächeln. “Aber die Sorge steht Euch, Dom Rondrigo!” Sie hielt seinen Blick für einen kurzen Moment, dann schaute sie Domna Richeza und Ta’iro hinterher.
“Ich bin mir aber sicher, Eure Sorge ist unbegründet! Schließlich hat sie gerade einen Geweihten des Wanderers an ihrer Seite. Es gehört zu deren Aufgaben, sich um die schmerzenden Fesseln holder Damen zu kümmern, auf dass diese fröhlich weiterziehen können.” Sie zwinkerte Rondrigo zu. “Und wenn jemand außer uns beiden Eure Nichte wohlauf sehen möchte, dann ist es Ta.. seine Gnaden. Habt Ihr nicht bemerkt, wie bei jedem Schlag Dom Algerios seine Hand am Säbel zuckte?” Farfanya grinste.
"Ich muss gestehen", grinste Rondrigo, "dass mein Augenmerk weniger auf Eurem Zahori-Freund lag …"
“Und dann das schlechte Gewissen, als er erkannt hat, was es war, das sie hat zu Schaden kommen lassen? Ich verspreche Euch, er wird alles in seiner Macht stehende tun, um Wiedergutmachung zu leisten. Ich bin mir sicher, sollte es nötig sein, wird er ihr die Hilfe seines Herrn zuteil werden lassen. Ich hoffe nur, dass sie ehrgeizig genug ist, dass sie ihr Stolz nicht seine Hilfe ablehnen lässt.”
"Tja, das ist die Frage", sagte er.
Farfanya blickte kurz nachdenklich in die Ferne. “Sollte er nicht erfolgreich sein, weil sie es ablehnt oder sein Herr ihr seine Gnade verweigert… heute oder spätestens morgen sollte Erresto Migell Cordellesa hier eintreffen. Er ist Gildenmagier. Zur Not würde ich ihn um Hilfe bitten. Allerdings ist es mir bedeutend lieber, wenn seine Gnaden etwas bei mir gut hat, als Gefälligkeiten einer anderen Taladurer Familia zu erbitten.”
"Ein Magier?", fragte Rondrigo. "Da mag es wohl sein, dass ihr Stolz ihren Ehrgeiz überträfe …"
Farfanya blickte ihn fragend an. “Schätzt Eure Nichte Magier nicht?”
Rondrigo hob die Schultern. "Ich denke, es gibt nicht viele Menschen, denen sie vertraut, und ob Magier ausgerechnet dazu zählen …? - Wie dem auch sei." Er betrachtete sie und lächelte dann verschmitzt. "Ihr schätzt also Ernsthaftigkeit an Männern, Domnatella, hm?"
Farfanya betrachtete ihn einen Moment, dann erwiderte sie sein Lächeln. “Das tue ich wohl. Bisweilen. Überrascht Euch das?”
Algerio räusperte sich. “Ich werde mich mal auf die Suche nach meinem Pagen begeben. Hier werde ich ja offensichtlich nicht mehr gebraucht”, grinste er. “Auf bald, Dom Rondrigo, Farfanya!” Er deutete eine Verbeugung an, nachdem sein Gruß erwidert worden war, und machte sich dann auf den Weg, zurück ins Dorf.
Rondrigo, der dem Edlen hinterher gesehen hatte, wandte sich wieder der jungen Taladurerin zu. “Keineswegs, Domnatella”, erwiderte er nun ihre Frage. “Ich frage mich nur, was Ihr wohl in mir saht, dass Ihr Euch über meine Ernsthaftigkeit überrascht zeigtet.”
“Ich denke nicht, dass ein Gespräch mit einer Dame darüber, was sie in Euch sah, sieht oder sehen könnte, sich sonderlich schickt!” Farfanyas Blick ging zu Algerio, der sie hier allein gelassen hatte, dann in die Richtung in der Rondrigos Nichte und Ta’iro verschwunden waren. Sie seufzte. “Aber sei’s drum…ich will Euch antworten.” Farfanya blickte ihm in die Augen und lächelte leicht tadelnd. “Ihr habt wahrlich ein Geschick dafür, mich zu unangemessenen Gesprächen zu verleiten! Passt auf, dass meine Mutter oder meine Brüder das niemals mitbekommen, sonst wird sie Euch den Umgang mit mir verbieten.”
Farfanya betrachtete Rondrigo einen Moment lang. “Ich denke ich sehe in Euch jemanden, der versucht sein Augenmerk stets auf die schönen Seiten des Lebens zu legen. Womit ich Euch aber keinesfalls Leichtfertigkeit unterstellen möchte! Und so bin ich wohl weniger über Eure Ernsthaftigkeit überrascht, als darüber, dass Ihr sie nicht gleich hinter einem Lächeln verbargt.”
Rondrigo betrachtete die junge Frau, doch sein Blick war weiterhin ernst, als er ihre Augen suchte. "Es gibt das, was sich schickt, was passend und angemessen ist, Domnatella, und es gibt das Leben. Man kann sich verlieren in all dem Schicklichen, Passenden und Angemessenen, und irgendwann stirbt man genau dort, wo man geboren wurde: in einem beliebigen Haus in einem kleinen Weiler oder Städtchen im Nirgendwo. Oder man wagt, mit all dem zu brechen und über den Horizont hinauszugehen und immer neue Horizonte zu entdecken. Man wird manche Dame und manchen Herrn damit vergrätzen, entsetzen oder zum Gerede animieren - aber man hat gelebt und mehr gesehen als jene, die sich aus Angst vor der Freiheit auf Schicklichkeiten berufen." Er blickte sie ruhig an. "Ihr sehnt Euch nach Freiheit, das sehe ich in Euren Augen. Aber noch seid Ihr nicht bereit, den Preis dafür zu zahlen."
Farfanya hielt seinen Blick. Und auch wenn in ihren Augen ein feuchtes Schimmern zu erahnen war, so war ihr Blick doch stolz, als sie ihm antwortete: “Ihr wisst nicht, welche Freiheiten ich mir bereits hart erstritten habe, welch weiten Weg ich bereits gegangen bin und welchen ich noch gedenke zu gehen. Aber mein Weg hat nicht meine Freiheit zum Ziel … Wer stets nur nach seiner eigenen Freiheit sucht und ihr alles andere unterordnet, der wird vielleicht gelebt haben, aber er wird nichts verändern und damit nichts bedeuten. Und dies ist ein Preis, den ich niemals bereit sein werde zu zahlen!”
"Was wollt Ihr denn ändern, Domnatella?", fragte er interessiert.
“Begangene Sünden und alte Ungerechtigkeiten.” Einen Augenblick ruhte Farfanyas Blick nachdenklich auf ihm, dann ging er zu der Stelle, an der Domna Richeza und ihr Begleiter aus ihrem Sichtfeld verschwunden waren. “Sollten die Götter und ihr Diener Euch den Weg ebnen, das Unmögliche zu vollbringen, dann werde ich das als Zeichen werten und es Euch zeigen. Aber nun sollte ich mich wohl endlich auf den Weg zu meiner lieben Honoria machen, sonst schaffe ich es womöglich nicht rechtzeitig von meinem Morgenritt zurück, um mich vorzeigbar zu machen, bevor die ersten Teilnehmer eintreffen. Und einen von ihnen darf ich nicht verpassen. Werdet Ihr hier auf Eure Nichte warten oder geht Ihr ebenfalls zurück?“
Rondrigos Blick war dem der jungen Dame zu seiner Nichte gefolgt, nun kehrte er zu dieser zurück. “Wenn Ihr gestattet, geleite ich Euch zurück, Domnatella”, sagte er, ebenfalls nachdenklich.
“Ich gestatte es Euch nicht nur, ich freue mich sogar darüber!” Farfanya ging ein paar Schritte, während derer sie Rondrigo aus den Augenwinkeln betrachtete. Dann wandte sie sich zu ihm. “Aber versprecht mir bitte, heute nicht den ganzen Tag nur noch ernst zu sein!” Und ihre Hände bedeuteten ihm: Ich vermisse Euer Lächeln.
Er lachte. Und seine Hände antworteten: In Eurer Gegenwart ist es leicht zu lächeln, bezaubernde Dame.
Farfanya schlug die Augen nieder und strich lächelnd die Spitzen ihres Haares glatt, das in sanftem Schwung über ihre Schulter auf ihre Brust fiel. Dann blickte sie wieder zu ihm, während ihre Finger mit einer ihrer Locken spielten. “Werdet Ihr heute Abend mit Eurer Nichte vor der Herberge speisen, Dom? Vielleicht habe ich bis dahin alle wichtigen Teilnehmer begrüßt, alle Bitten vorgebracht und alle nötigen Pflichten erfüllt, so dass ich mich dazu gesellen könnte.”
"Ich kann nicht für meine Nichte sprechen, aber ich werde dort sein. Und hoffen, dass Ihr nicht nur ihretwegen von Euren Pflichten Abstand nähmet." Er grinste.
Farfanya schüttelte den Kopf. “Oh, werter Dom, ich habe keinesfalls vor für irgendjemanden Abstand von meinen Pflichten zu nehmen. Aber als Mitgastgeberin ist es auch meine Pflicht sicherzustellen, dass sich die Teilnehmer hier wohlfühlen, nicht wahr? Und sie nicht vor Langeweile beginnen sich nach Karavellen und Sandstürmen zu sehnen.” Sie lachte. “Vielleicht sollte also heute Abend dieser bedeutungsvollen Aufgabe mein Augenmerk gelten, was denkt Ihr?”
"Ich denke, Domnatella, dass es ein zweifelhaftes Kompliment ist, jemandem zu sagen: Ich betrachte Euch als Teil meiner herausfordernden Pflichten. Aber ich schätze Eure Ehrlichkeit, Domnatella Farfanya", sagte er lächelnd.
“Ich glaube, Dom, Ihr ahnt gar nicht, wie groß das Kompliment ist, dass ich Euch gemacht habe! Immerhin habe ich Euch nun schon zwei Abende zugesagt. Und das obwohl es meine Pflicht als gehorsame Tochter wäre, diese Abende gänzlich anders zu nutzen, indem ich den Wünschen meiner Mutter folge, um Dom...”, Farfanya unterbrach sich, “um sie mit für die Familia vorteilhaften Aufgaben zu verbringen.” Sie lächelte widerwillig. “Wenn Ich die Zeit an Eurer Seite vor mir selbst und Euch also fadenscheinig als Pflicht als Eure Gastgeberin rechtfertige, so mögt Ihr ob meiner Sichtweise gekränkt sein, aber seid nicht so leichtgläubig, sie für gänzlich ehrlich zu halten!”
Rondrigo lachte und schüttelte amüsiert den Kopf. "Um gekränkt zu sein, muss man Erwartungen hegen, doch ich lasse mich lieber überraschen, welche Komplimente Ihr noch bereithaltet." Er hielt Ihr den Arm hin. "Darf ich Euch mein Geleit antragen, Domnatella? Oder würde dies den für die Familie vorteilhaften … Dom zu einer Forderung verleiten?" Er lächelte spitzbübisch.
Farfanya hob fragend eine Braue: "Und wenn dem so wäre? Würdet Ihr verzichten?"
Sein Lächeln veränderte sich nicht. “Erinnert Ihr Euch, was ich über Herausforderungen und Wagnisse sagte? Ich bin kein Mann, der solche scheut. Und im Zweifel hätte ich die beste Sekundantin an meiner Seite, die man sich wünschen kann.” Er deutete mit dem Kopf in Richtung des Flusses, ohne Farfanya aus den Augen zu lassen. “Nun?”
“Doch bestreiten müsstet Ihr das Duell wohl selbst.” Farfanya nahm den ihr gebotenen Arm. “Seid Ihr ein guter Fechter? Ich muss gestehen, dass ich es sehr bedauerlich finde, dass die morgendlichen Übungen ein Ende nahmen, noch bevor ich ich Euch kämpfen sah.”
“Ich weiß mich meiner Haut zu erwehren, aber ob ich jedes Duell gewänne - nun, das bezweifle ich”, sagte er. “Ich habe in meinem Leben jedoch öfter gegen Banditen, Sandf… Heiden oder allerlei Getier gekämpft, als dass ich meine Ehre verteidigt hätte, Domnatella.”
Farfanya lächelte. “Dann haben wir ja neben Euren Reisen schon ein weiteres interessantes Gesprächsthema für den Abend.”
“Jene Kämpfe und diese Reisen hängen wohl zumeist zusammen”, entgegnete Rondrigo, dann sah er sie lächelnd an. “Und mit welchen Geschichten gedenkt Ihr mich zu unterhalten, Domnatella?”
"Nun, ich fürchte ich bin noch so jung an Jahren, dass die von mir erlebten Geschichten, die ich zum besten geben könnte, Euch wohl sehr langweilen würden." Sie lächelte. Dann beugte sie sich etwas näher zu ihm und ergänzte mit gesenkter Stimme: "Zumindest die, die für den heutigen Abend unter fremden Ohren und den Grad unserer Bekanntschaft angemessen wären. Aber vielleicht finde ich ja noch ein, zwei Passionen, denen ich meine Zeit widme, die interessant aber schicklich genug sind." Sie lachte.
"Wenn Ihr mir die interessanten Geschichten einstweilen vorenthalten wollt, soll ich mir da die fremden Ohren fortwünschen oder darauf hoffen, die Bekanntschaft möge sich rasch … intensivieren?", schmunzelte er.
Farfanya lächelte kokett. "Nun, Dom Rondrigo, worauf Ihr hofft und welche Wünsche Ihr hegt, das werdet Ihr schon selbst entscheiden müssen!"
"Da seid nur unbesorgt, dass ich das tue!", erwiderte Rondrigo. Sie hatten die Hacienda erreicht, und er löste sich sacht von ihrem Arm. "Nun, Domnatella, werde ich Euch, wenn auch ungern, Euren Pflichten als gute Gastgeberin überlassen. Und freue mich, wenn Ihr uns heute Abend beehrt. Mögen die Götter Euch einen angenehmen Tag bescheren!"
“Das werden sie wohl, denn glücklicherweise erwarten mich vor meinen herausfordernden Gastgeberpflichten ja noch die unendlichen Freunden als Besitzerin der wohl wundervollsten Stute Almadas! Ich danke Euch für Euer Geleit, Dom! Und wünsche auch Euch einen angenehmen und kurzweiligen Tag!” Sie knickste anmutig, schenkte ihm noch ein strahlendes Lächeln und ging dann beschwingten Schrittes in Richtung der Stallungen davon.
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