Chronik.Ereignis1036 Lindwurmhatz 08

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Baronie Taubental, Mitte Ingerimm 1036 BF[Quelltext bearbeiten]

In Trajalés (abends)[Quelltext bearbeiten]

Autor: vivar

Am Abend, als die Reisenden nach einer gefühlten Ewigkeit müde und durchweicht den Weiler Trajalés erreichten, hatte sich dem ewignassen Efferd auch noch die zürnende Rondra angeschlossen, die nicht nur ohrenbetäubend donnerte, sondern auch ihre Blitze gegen die Bergspitzen warf. Hin und wieder waren daraufhin in der Nähe Bäume zerborsten und umgestürzt – ein Umstand, der Domna Catalin Alcorta eine der häufigeren Todesursachen in der Südpforte und der Waldwacht erinnerte.

Auch Trajalés, das hin und wieder von Blitzen erhellt wurde, schien das alveranische Ehepaar zu fürchten. Seine schemenhaft erkennbaren Bruchsteinhäuser und Holzhütten kauerten sich im Talgrund dicht aneinander. Die einzelnen Gehöfte waren auf geschickte Weise durch mannshohe Mauern miteinander verbunden, so dass äußere Feinde es schwer hatten, ins Herz der Ansiedlung vorzudringen – Feinde, die nicht fliegen konnten, wohlgemerkt, was in einer Gegen mit dem Namen Drachental durchaus der Erwähnung wert war.

Kaum war Domna Catalin, die voranritt, in Steinwurfweite dieser Mauern angelangt – viel weiter war in der Dunkelheit auch nicht zu sehen -, da schlug ein Hund an. Kurz darauf war ein ganzes Dutzend in sein Bellen eingefallen, das mit dem Sturm wetteiferte.

Die Reiter gaben ihren Rössern die Sporen und lenkten sie, aufmerksam nach links und rechts schauend, zwischen den Mauern den verwinkelten Karrenweg ins Dorf hinein. Der Dorfanger war eine Enttäuschung. Das größte Haus am Platz, wohl das ehemalige Herren- oder Vogtshaus, stand leicht erhöht auf einem künstlich aufgeschütteten Fundament. Doch es war nur eine Ruine mit eingestürztem Dach. Fensterläden und Türen fehlten. Eine Linde inmitten des Angers war schwarzverkohlt und reckte ihre Aststümpfe traurig gen Alveran. Einen Tempel oder auch nur eine Kapelle schien es nicht zu geben. Alle anderen Häuser wirkten, als wollten sie sich hinter den Mauern der Gehöfte vor den Ankömmlingen verbergen. Überall waren die hölzernen Fensterläden geschlossen.


Autor: Von Mesch

„Vor Blitz und Unwetter bewahrt uns, Ihr Götter“, sprach Melcher mit einer Hand an seinem Amulett, das er um den Hals trug. Langsamen Schrittes lenkte er sein Pferd auf das alte Herrenhaus zu. Er hoffte einer der scheuen Bewohner des Fleckens würde sich, bis der die Ruine erreichte, zeigen und ihnen ein warmes trockenes Bett für die Nacht anbieten. „Hat jemand ein Gasthaus gesehen?“, rief er laut zu den anderen.


Autor: derp

„Kein Gasthaus“, äußerte sich Dom Rahjindan, „doch seht das Haus rechterhand des Dorfplatzes!“ Er zeigte auf das Anwesen, welches ein nur schritthohes Mäuerchen Richtung Anger hatte. „Hier scheint es einen Laden zu geben. Vielleicht gibt es hier einen Händler. Möglicherweise ist dies auch eine einfache Schankstube. Lasst es uns hier versuchen.“ Dom Rahjindan schwang sich vom Pferd, marschierte kräftigen Schrittes auf eine Art Ladentür zu und klopfte an. „Mache man uns auf! In Travias Namen bitten wir um Einlass! Wir sind hungrig und durstig.“


Autorin: Tina

Ravena zuckte die Schultern, sprang von ihrem Ross und stellte sich hinter Dom Rahjindan. Regen war schlecht – ganz schlecht. Die Laune ihres Knappenherrn sank zu solchen Gelegenheiten auf einen seltenen Tiefpunkt. Außerdem würde es sie sowieso schon die halbe Nacht kosten, alle nassen Sachen leidlich trocken zu bekommen. Sie zählte langsam auf zehn – wider besseres Wissen hoffend, dass sich bis dann im Haus etwas tun würde. Und bereit, massiv nachzuhelfen, wenn der Bitte des Doms bis dahin nicht nachgekommen worden war.


Autor: derp

Unvermutet öffnete sich die Tür und im Gegenlicht einer Blendlaterne stand ein gebückter Mann, der die Fremden misstrauisch beäugte. „Wir mögen keine Fremden. Sofern ihr keine andere Unterkunft finden solltet“ – dabei warf er Ravena aus unerfindlichen Gründen einen bösartigen Blick zu – „könnt ihr beide in meinem Stall nächtigen. Essen hab' 'ch net. Hab' selber kaum was zum Beißen. Morgen will 'ch euch hier nimmer sehen. Dort ist mein Stall.“ Damit verwies der Hutzelkerl auf einen Verschlag, durch den fleißig das Regenwasser tropfte und in dem sich ein einsames Schwein in sein Schicksal ergeben hatte. Dom Rahjindan blieb bei solch götterlästerlicher Unverfrorenheit sprachlos.


Autorin: Tina

Im Gegensatz zu der Knappin des Abtkomturs. „Was?! Wisst Ihr, dass Ihr hier den Gästen Eures Herrn die Tür weist?“ Erbost schob sie einen Fuß in die Tür und baute sich vor dem Hutzel auf. „Ihr habt eine traviengefällige Pflicht. Entweder, Ihr gebt uns Gastung unter Eurem Dach – oder wir zeigen euch, was es bedeutet, wenn Ihr Euch Herrn und Göttern widersetzt.“ Heller Zorn funkelte in den Augen der jungen Frau, und sie hatte nicht übel Lust, diesem frechen Kerl mit einem pädagogischen Drehgriff an der Nase beizubringen, was Demut hieße. Entschlossen tat sie einen Schritt auf den Hutzel zu.


Autor: derp

„Das solltet ihr besser nicht tun.“ Die Stimme des Mannes wurde drohend. Er zeigte keine Anzeichen von Angst. „Ich hab' euch Gastung in meinem Stall angeboten. Solltet ihr handgreiflich werden, werdet ihr dies bereuen.“ Der Gesichtsausdruck wirkte entschlossen und selbstbewusst.

Der Regen war mittlerweile noch stärker geworden und irgendwie hatte alle Anwesenden den Eindruck, dass die Dunkelheit zugenommen hatte. Hatte nicht gerade irgendetwas im Hintergrund des Mannes gefunkelt? Lag nicht irgendein seltsames Knistern in der Luft?


Autorin: Tina

Was erdreistete sich der Kerl eigentlich? Energisch griff Ravena nach dem frechen Kerl, um ihm mit einem gezielten Griff Manieren zu lehren.


Autor: vivar

Der Hausbewohner zuckte instinktiv zurück und hielt Ravena die Laterne entgegen, so dass sie geblendet ins Leere griff. Nun tauchte hinter ihm eine zweite Gestalt auf. „Adoncio!“, rief eine Frauenstimme voller Entsetzen. „Was ist das für ein Aufruhr um diese Zeit?“

„Bleib im Haus, Yanis!“, wandte der Mann den Kopf, so dass Ravena sein vom Alter kahles Haupt erkennen konnte. „Sin’ Fremde, die in unser Haus eindringen wollen. Lasst euch gesagt sein“, knurrte er nun wieder Ravena und den Sagenkundler an, „dass hier im Tosch Mur das Travienrecht immer noch gewährt, un’ nicht genommen wird! ’Ch hab’ unter meinem Dach nur wenig Raum un’ kann nicht jeden vor Schlamm un’ Dreck starrenden Landfahrer aufnehmen. Nehmt mit dem Stall vorlieb oder zieht vor eine andere Tür!“


Autor: rabenstein

Angestrengt versuchte Isonzo dem Gespräch vor der Tür zu folgen. Er fand, dass seine Knappin das Problem mit diesem frechen Fellachen schon ganz richtig anging. Missmutig streifte sein Blick zu der Seite des Schlachtrosses, an dem die schwere Boronsichel gut geschützt vor den Elementen in ihrer eingefetteten, ledernen Hülle auf ihren Einsatz wartete. Kurz kam ihm der verlockende Gedanke, den unverschämten alten Kerl einfach zu enthaupten, sein Haus als Quartier zu requirieren und das Blut seiner Frau Yanis als Abendmahlzeit zu verkosten - zur Entschädigung für den bereits viel zu langen Aufenthalt in diesem fürchterlichen Landregen. Zwar schützten ihn sein Ölzeug, der breitkrempige Hut und eine Gesichtsmaske vor den schlimmsten Folgen, dennoch waren überall dort, wo Regenwasser durch die Schutzkleidung gedrungen war, unangenehme Verbrennungen zu spüren. In seinem Aufzug wirkte er gerade nicht wie ein stolzer Ritter des Herren Golgari, sondern wie ein Fischer auf seinem Kahn in schwerem Unwetter. Ärgerlich - es wurde Zeit, aus diesen Klamotten heraus und ins Trockene zu gelangen! Der Baron beschloss, die Mordgedanken aufzugeben und den Dingen da vorn weiter ihren Lauf zu lassen. Es würde sicher keinen guten Eindruck bei den Dorfbewohnern machen, gleich am ersten Tag ihres Eintreffens ein paar Tote zu hinterlassen. Das dürfte der Gesprächsbereitschaft kaum förderlich sein, immerhin war man ja hier, um denen bei ihrem Drachenproblem zu helfen und man hatte sich ja auch noch nicht als Personen von Stand zu erkennen gegeben...


Autor: alcorta

Catalin seuftze ein wenig. Natürlich war es bei solch einem Wetter – gerade in Almada – nicht unbedingt einfach, die Haltung zu bewahren, aber sich schon an der Haustür zu streiten würde den Aufenthalt in Trajalés nicht unbedingt einfacher machen. Nach einem weiteren Donnerschlag blickte sie unter dem Schirmaufsatz – offensichtlich drei aneinander gebundene, zum Kreis geformte große Fächer mit Katzenemblemen, die sie in der Mitte mit einer Halterung einfach auf ihre Schwertspitze gesteckt hatte, welches sie seit Beginn des Regenschauers nun über sich hielt – hervor und blickte nach oben. „Du willst uns doch jetzt nicht sagen, dass diese Blitze wirklich uns gelten, oder?“, schien sie etwas vorwurfsvoll gen Rondra zu sprechen, um dann von ihrem Pferd abzusteigen.

„Rahjindan, Rovena, lasst gut sein!“, rief sie die beiden zurück, als sie, weiter den Schirm – oder das Schwert, je nachdem – über sich haltend auf den Mann in der Tür zuging. „Entschuldigt meine Reisegefährten. Ihr seht ja das Wetter, ich kann ihnen da keinen Vorwurf machen, dass man da schnell ins Trockene will. Und danke auch für das Angebot der Scheune. Alleine, ich befürchte, unsere Gruppe ist ein wenig zu groß dafür und mit Verlaub, eure Scheune wirkt mit der heutigen Herausforderung Efferds auch ein wenig… nennen wir es überfordert. Ich kann verstehen, dass ihr solch nasse Katzen wie wir es sind nicht in euer Haus lassen wollt und Speis und Trank teilen wollt, aber … schaut uns an? Wir kennen uns hier nicht aus und planen tatsächlich, etwas länger in Trajalés zu weilen. Ihr seid die erste Person, die wir treffen und naja…“ – sie blickte kurz nach oben – „ob dieses Wetters sind wir schon auf eure Hilfe angewiesen.“

Sie presste ihre Arme näher an den Körper und beugte sich etwas weiter nach vorne, was zweifelsohne ihren Ausschnitt in eine bessere Position rücken ließ. Zudem setzte sie den zuckersüßestes und unschuldigsten Blick auf, den sie sich nur vorstellen konnte. „Ihr steht hier vor einer Domna mit Freunden in Nöten. Wir sind auf euch angewiesen. Könnt ihr uns denn nicht noch ein wenig mehr helfen als nur mit der Scheune?“ Catalin wechselte ihren zuckersüßen Blick nicht, blickte dennoch auffällig zuckersüß einen kurzen Moment auf den Stiel ihres Schwertes, bevor sie erneut Adoncio anblickte und dem „Hilf mir“-Gesicht auch noch ein Lächeln hinzufügte.


Autor: vivar

Adoncios verkniffene Züge lösten sich angesichts der offenherzigen Catalin, deren durchweichte Gewänder auch außerhalb des Ausschnitts nicht mehr von viel Züchtigkeit zeugten, ein wenig. „Hrm, das ist traviagefällig gesprochen. Wenn ihr mir nun noch eure Namen verratet wollt?“

Als Catalin Adoncio die Namen der Reisenden nannte – sie waren ausnahmslos von Rang und Adel – erbleichte der Alte. Er verneigte sich unbeholfen und wich mit der Laterne zurück und gab somit den Weg ins Innere des Hauses frei. „Ihr Domnas un’ Doms! Ihr müsst verzeihen, aber in Eurem Aufzug... ’ch hab’ net erkannt, dass Ihr der Nobleza angehört! Selten kommen Fremde nach Trajalés un’ noch seltener Magnaten un’ Mitglieder der Nobleza!“, rief er. „Wir haben keine Betten, aber ihr mögt diese Nacht in unserem Schankraum nächtigen, so Ihr dies begehrt. Wir haben selbst nicht viel, aber gegen ein paar Kupferstücke kann mein Weib Euch auch eine Nachtspeise bereiten.“


Autorin: Tina

„Na also, warum nicht gleich so?“ Ravena schnaufte, schüttelte sich das Wasser aus der Kapuze, und schritt dann doch abermals in den strömenden Regen, um das Streitross ihres Knappenherrn in Empfang zu nehmen und zusammen mit ihrem Tier in den Stall – oder Scheuer, was auch immer das baufällige Ding sein mochte – zu bringen. Mit einem neidischen Blick sah sie dem Abtkomtur hinterher, der schnurstracks im Trockenen verschwand, und machte sich dann auf, sich um die Tiere zu kümmern und das Gepäck abzuladen.


Autor: rabenstein

Zu ihrer Verwunderung gesellte sich der Baron nach kurzer Zeit wieder zu ihr. Offenbar hatte er nur kurz seinen Rucksack im Schankraum abgeladen, um dann ungehindert den Stall aufsuchen zu können. Ravena wusste nicht, ob sie sich nun freuen sollte, weil Dom Isonzo ihr bei der Versorgung der Pferde helfen würde und sie nun schneller ins Trockene gelangen könnte, oder ob sie sich über das fehlende Vertrauen ihres Herren ärgern sollte, der ihr offenbar die ordentliche Versorgung des Schlachtrosses nach einem solchen Unwetter nicht zutraute. Dom Isonzo murmelte aber nur etwas von „Proviant fassen“ und „Gastgeschenk“ und entnahm den Käfigen zwei kläglich gackernde, vom Regen ziemlich zerzauste Hühner, bevor er wieder Richtung Herberge verschwand. Seufzend ergab sich Ravena in ihr Knappinnenschicksal.

Auf dem Rückweg verschwand Dom Isonzo kurz hinter der Hauswand, drehte den Hühnern den Hals um und versenkte die ausgefahrenen Fangzähne in ihrem Fleisch. Bereits nach wenigen Schlucken verspürte er, wie die lästigen, schmerzenden Brandflecken auf seiner Haut verblassten und schließlich ganz verschwanden. Nach dem abscheulichen Mahl spülte er schnell mit ein paar Schlucken guten almadanischen Landweins aus seinem Weinschlauch nach, um den widerlich schalen Geschmack des Hühnerblutes zu vertreiben. „Bah, vielleicht hätte ich doch von der dicken Wirtin kosten sollen“, dachte er grimmig. Sorgfältig reinigte er seinen Mund von Blut und Hühnerfedern, bevor er wieder die Stube betrat. Nun war es aber wirklich an der Zeit, diese nasse Regenbekleidung loszuwerden! „Hier, für Euch, als Gastgeschenk. Hühnchen, frisch geschlachtet, und ein paar Münzen für Eure Mühen.“ Mit diesen Worten drückte er der verdutzten Wirtin das Federvieh und etwas Kupfer in die Hand, bevor er sich des Ölzeugs entledigte und sich einen trockenen Platz im Gastraum suchte.


Autorin: Tina

Erst geraume Zeit später kam Ravena, triefnass bis auf die Haut, mit dem Reisegepäck beladen ebenfalls in das selten gastliche Haus, wo die Mehrzahl ihrer Reisegenossen schon im Schankraum versammelt war. Kunststück – sie hatten ja auch nur ein Pferd und nur ihr eigenes Gepäck zu versorgen.

Sie wrang ihre nassen Haare aus und musterte die zufrieden schmausende Gruppe. „Und nun? Haben wir einen Plan für morgen?“

Für Pläne waren die Älteren zuständig – vorlaute Knappen, das hatte sie gebührend gelernt, mochte niemand.


Autor: Sindelsaum

Halmdahl von Sindelsaum schaufelte sich eine Portion nach der anderen von der Bohnensuppe in den Mund, welche ihre Wirtin ihnen hergerichtet hatte. Heute Nacht würde für manche seiner Mitreisenden sicher unangenehm werden, aber das war Halmdahl egal. Ein voller Magen war ihm wichtiger, als die Nasen seiner Begleiter. Kurz blickte er zu Ravena auf ,als sie sprach und erwiderte, nachdem er die letzte Portion herunter geschluckt hatte: „Am Morgen sieht die Welt sicher schon wieder ganz anders aus. Ich schlage vor, dass wir die Dörfler befragen und in der Umgebung nach Spuren suchen werden. Wir sollten dabei allerdings auf der Hut sein. Es mag gut sein, dass wir den Drachen gar nicht zu suchen brauchen, sondern der Drache uns von sich aus finden wird.“


Autorin: Tina

„Das würde die Sache abkürzen.“ Wenn endlich der elende Regen aufhören würde, wäre sie schon zufrieden. Ravena rieb ihre klammen Hände gegeneinander. „Spricht etwas dagegen, dass wir uns zur Ruhe begeben? So, wie es klingt, steht uns morgen ein anstrengender Tag bevor.“ Ein fragender Blick in die Runde begleitete ihre Worte.


Autor: vivar

Müde Augen, das verstohlene Gähnen des Sagenkundlers und das weniger verstohlene Gähnen von Degro Sohn des Dergram schienen Antwort genug: Es war ein anstrengender Tag gewesen, und die Nacht auf den harten Dielen des großen Raumes, in den sie der alte Adoncio geführt hatte, versprach zwar trocken, aber nicht unbedingt gemütlich zu werden. Das flackernde Licht eines offenen Kamins, vor dem die triefenden Stiefel und Übergewänder der Reisenden über Stühle gehängt waren und feuchte Pfützen bildeten, ließ die Schatten der Lindwurmjäger über den von verrußten Zedernbalken gestützten Schankraum und die Ladentheke links der Tür wandern. Eine Waage, mehrere Bündel, Säckchen und Kisten sowie eine Regalwand mit allerlei Schubfächern bezeugten, dass hier tagsüber nicht nur ausgeschenkt, sondern auch Handel getrieben wurde.

Nun öffnete sich die Tür hinter der Theke zum zweiten Male – beim ersten Mal war Yanis mit der Bohnensuppe erschienen –, doch nicht die feiste Matrone, sondern ihr Gatte Adoncio trat mit einer Flasche und ein paar kleinen, grob geschliffenen Gläschen heraus. Er verbeugte sich, platzierte die kaum zwei Finger durchmessenden Behälter auf dem Tisch vor den Edlen, entkorkte die Flasche und befüllte sie zur Hälfte mit einer klaren Flüssigkeit. „Bester Tosch Murer Marmelonenbrand, Doms un’ Domnas! Der soll Euch wärmen! ’S soll keiner sagen, dass’r sich unter Adoncio Olivarez’ Dach d’Triefnas’ g’holt hat! Mit Verlaub!“ Er füllte auch sich ein Gläschen voll, verneigte sich der Reihe nach vor dem Baron, dem Vogt, dem Edlen und der Caballera und kippte es in einem Zuge hinunter. „Ahh!“, seufzte er zufrieden und fuhr dann in seiner schwer verständlichen Tosch Murer Zunge fort: „Verzeiht, Doms un’ Domnas, un’ g’stattet mir eine Frag’: Was führt Euch nach Trajalés? Seid Ihr auf der Durchreis’ ins Taubental un’ vom Weg abkommen? Ist dem so, kann’ch Euch morgen wohl d’Weg weisen. Oder wollt ihr tatsächlich länger hier verweilen? Wisset: Für g’wöhnlich finden keine Reisenden zu uns, denn der Karrenweg endet hier.“


Autor: rabenstein

Bedauernd, dass die wärmende Wirkung des Alkohols bei ihm ausbleiben würde, leerte der Baron das Glas mit dem Hochprozentigen. Naja, immerhin schmeckte das nach irgendwas, zwar nicht wie der Wein, aber wenigstens besser als Hühnerblut oder die meisten anderen gewöhnlichen Speisen und Getränke. Isonzo beschloss, den Grundsätzen seines Ordens getreu hier Stillschweigen zu bewahren und ihrem Gastgeber vorerst keine weiteren Auskünfte über den Grund ihrer Anwesenheit zu geben. Er blickte nur bedächtig in die Runde und bedeutete seinen Reisegefährten mit warnenden Blicken, dass auch sie noch nicht zu viel preisgeben sollten. „Für Pläne ist es heute zu spät. Sprechen wir morgen darüber.“ Mit diesen Worten begab er sich zur Ruhe in eine Ecke des Raumes und breitete zum Schutz sein trockenes Ersatzölzeug über sich. Man konnte ja nicht wissen, ob die Decke dichthielt, an einigen Stellen feuchtete es schon verdächtig und das wäre dann eine recht schmerzhafte Erfahrung, die der Baron unbedingt vermeiden wollte. Isonzo beschloss, die Nacht mit geschlossenen Augen nur im Halbschlaf zu verbringen. Hier war immerhin schon ein Möchtegern-Drachentöter verschwunden und man konnte nicht wissen, inwiefern die Dorfbewohner vielleicht mit dem Drachen paktierten. Als Golgarit konnte er mühelos die fehlende Nachtruhe durch innere Einkehr, Kontemplation und tiefe Meditationsphasen ersetzen und wollte nicht riskieren, dass der alte Zausel und seine Frau damit begannen, ihm und seinen Gefährten des Nachts die Kehlen durchzuschneiden.


Autor: derp

Draußen hatte der Sturm an Heftigkeit zugenommen. Mitunter übertönte das Gewitter alle Stimmen. Nach einem heftigen Donnerschlag fiel unvermutet ein Tonkrug aus einem Regal, zerplatzte am Boden und entließ eine klebrige Flüssigkeit auf den Boden. Adoncio und Yanis warfen sich furchtsame Blicke zu.

Von der Raumdecke begann es allmählich zu tropfen. Erst langsamer und dann immer schneller. Schnell hatte Yanis einen Holzeimer herbeigeschafft. Rahjindan blickte mit glasig wirkenden Augen in das Licht des Kaminfeuers und schien nichts von dem wütender werdenden Stürmen mitzubekommen.


Autor: Sindelsaum

Halmdahl von Sindelsaum hatte auf die Frage des Dörflers nicht geantwortet, hatte er doch den Blick des Golgariten bemerkt. Auch schien es ihm als würde der Baron nur so tun, als schliefe er. Sollte ihm recht sein, man wusste ja nie bei diesen Leuten. Es war ja gut möglich, dass die Dorfbewohner in einem unheiligen Pakt mit dem Drachen standen. Tief schlafen würde Halmdahl hier sicher nicht. Wie üblich behielt er seine Waffen dicht bei sich, während er sich zur Ruhe begab. Die vielen Jahre als fahrender Ritter hatten ihn vorsichtig gemacht.


Autorin: Tina

„Habt Dank.“ Ravena nahm den Schnaps – mit einem Seitenblick auf Dom Isonzo – ebenfalls entgegen und kippte ihn in einem Zug hinunter. Sie schaffte es, nicht zu husten, obgleich ihre Augen tränten. Sie gähnte. Morgen würde es weiter in Richtung Drachen gehen – und sie vielleicht des Untiers ansichtig werden. Ob am Abend dieses Tages ihre Reisegruppe noch die gleiche Zahl an Menschen umfassen würde? Sie gähnte erneut, wickelte sich in ihre Decke und musterte ihre Mitstreiter, wickelte sich in ihre Decke und gähnte erneut. Während sie noch darüber grübelte, dass sie eigentlich ein Nachtgebet beginnen sollte, fielen ihr auch schon die Augen zu und der Schlaf deckte sie mit seinen dunklen Schwingen.


Autor: alcorta

An was für Leute war sie da nur geraten? Hätte sie nicht Gefahr laufen wollen, ihre Reisegefährten zu brüskieren, sie hätte wohl deutlich und enttäuscht den Kopf geschüttelt. Hatten sie aus der Sache an der Tür denn nichts gelernt? Adoncio mochte nun ein freundlicherer Gastgeber sein, als er es üblicherweise war, aber er bemühte sich. Ihm nun so schroff zu entgegnen und ihn einfach anzuschweigen, war nicht minder traviaungefällig als zuvor die Szene an der Eingangstür. Wenngleich es ihr auch nicht in den Sinn kam, jedem daher gelaufenen Dorfbewohner ihren Auftrag auszuplaudern, so hatte der Hausherr es verdient, dass man ihn zumindest beachtete. Entsprechend nahm sie auch den Brand an. „Danke, Herr Adoncio. Der wärmt uns bestimmt, aber es würde uns wahrscheinlich auch helfen, wenn nicht nur wir, sondern auch unsere nassen Kleider etwas Wärme erhalten. Da der Kamin ja schon brennt, meint Ihr, Ihr habt irgendwo eine Schnur, die wir aufhängen können, um daran die Wäsche zu hängen?“

„Klar, Wäscheleine… kein Problem…“ Der Hausherr suchte kurz und fand dann einen Draht, den er auch sonst gerne nutzte, wenn Wäschetag war. Entsprechend gab es auch dazu passende Vorrichtungen. Catalin half beim Aufspannen der Schnur und begann sogleich, die Nasse Kleidung abzulegen und über die Leine zu hängen. Jetzt, da sie nur noch in ihrer Unterwäsche im Raum stand, fröstelte sie allerdings doch ein wenig, trotz des knisternden Kaminfeuers. Da auch ihre Reisedecke vom starken Regen völlig durchnässt war, entschied sie, Adoncio eine weitere Gelegenheit zu geben, sich nützlich zu machen. „Ihr… habt nicht noch zufällig eine Decke für mich?“ Catalin wusste, dass Männer mit jedem Stück zu sehender Damenhaut freundlicher wurden. Und sie zeigte gerade mehr Haut als üblich. So dauerte es tatsächlich nicht lange, bis Adoncio auch hier hilfreich wurde – wenngleich seine Gemahlin dies mit immer unwilligerem Blick schweigend kommentierte. Yanis schien keine Vorstellung davon zu haben, dass diese sicherlich bettwanzenverfluchte Steppdecke noch unangenehm genug für Catalin werden würde. Doch jetzt wärmte sie und erfüllte erst einmal ihren Zweck. „Danke erneut…“

Sie blickte um sich. „Eure Frage bezüglich unserer Pläne sollten wir wirklich morgen erst besprechen… schaut Euch um: Meine Reisegefährten werden nach diesem Gewaltmarsch durch den wohlmöglich efferdgefälligsten Regenschauer dieses Jahres froh sein, wenn sie ein wenig mit ihren eigenen Gedanken alleine gelassen werden können. Das war doch etwas viel heute. Seid aber gewiss, dass wir alle sehr dankbar sind, dass Ihr Euer Herz ganz traviagefällig am rechten Fleck zu tragen scheint. Für uns ist das ein Glücksfall. Und auch wenn hier nun fast alle eine viel zu borongefällige Miene zu ziehen scheinen, bin ich ganz sicher, dass sie alles daran tun werden, auch für Euch als göttergefälliger Glücksfall in Erinnerung zu bleiben.“ Ihre Worte hatte sie mehr als bewusst gewählt. Samt ihrer für Adoncio sicher nicht erkennbaren Doppeldeutigkeit. Es reichte auf jeden Fall aus, um Adoncio für den Rest des Abends los zu werden.


Autor: vivar

Adoncio sah ein, dass die Magnaten an diesem Abend nicht mehr geneigt waren, seine Neugierde zu befriedigen und da sie Magnaten waren, er aber nur ein gemeiner Krämer, wusste er, dass es töricht wäre, weiter in sie zu dringen. Dass die beiden Diener Borons nicht besonders gesprächig waren, leuchtete ihm ein, aber auch die anderen Edlen straften ihn mit Missachtung. Adoncio musste diese Erniedrigung unter seinem eigenen, tropfenden Dach mit gesenktem Kopf hinnehmen, denn er hatte einmal einen Geiersgauer Praioten predigen hören, dass dies eines der ‚Privilegien der Nobleza’ die der Götterfürst nach seinem Willen gefügt habe. Wäre nicht die junge Caballera Catalin gewesen, die trotz ihres adligen Standes eine traviagefällige Freundlichkeit und – das konnte Adoncio trotz seines fortgeschrittenen Alters nicht verleugnen – eine rahjagefällige Offenherzigkeit zur Schau stellte, er wäre gewiss mit der vor Zorn geballten Faust in der Tasche in sein Bett gestiegen.

So aber war er gleichermaßen von der Worten der Caballera milde gestimmt und aufgrund ihres Anblicks von einer wohligen, an jugendlichere Tage gemahnende Wärme durchdrungen. Er wünschte seinen ungebetenen Gästen „in des G'vatters Namen“ eine geruhsame Nacht, scheuchte sein Weib in die Schlafkammer, verriegelte die Tür und nahm – ihm Geiste das Bild der spärlich bekleideten Caballera heraufbeschwörend – zu Yanis’ Überraschung und heimlicher Freude seine seit langem nicht mehr ausgeübten ehelichen Vorrechte und Pflichten wahr.


Chronik:1036
Lindwurmhatz!
Teil 08