Chronik.Ereignis1036 Lindwurmhatz 07
Baronie Taubental, Mitte Ingerimm 1036 BF[Quelltext bearbeiten]
Im Drachental (mittags)[Quelltext bearbeiten]
Autor: vivar
Nachdem man sich also gegenseitig bekannt gemacht hatte, bog die Jagdgesellschaft, um einen Edlen reicher, auf den Weg gen Trajalés ein, während die wenig vertrauenerweckende Zahori kehrtmachte und nach Kellfall zurückkehrte. Der schlechtgepflegte Karrenweg, der sich entlang des felsigen Ufers der Escarra durch den dichten Wald wand, war eine Herausforderung für Rosse und Reiter. Die knorrigen Äste der Pinien, Eichen und Zedern hingen tief und fuhren, vom Wind bewegt, so manchem Reiter ins Gesicht, derweil die über den Weg wuchernden Wurzeln die Rosse ein ums andere Mal zum Stolpern brachten. Am übelsten erging es jedoch Meister Duglim, der den Karren des Ibenburgers zu lenken hatte. Über Stock und Stein ächzte und rumpelte das Fuhrwerk, das der Zwerg jeden Moment fürchten musste, dass die Achse bräche.
Zum allgemeinen Verdruss hatte sich der kalte Talwind in ein kräftiges Blasen verwandelt, der an Wämsern und Mänteln, Haaren und Bärten zupfte und die Bäume durchschüttelte, als ob es Pflaumen zu ernten gäbe. Dom Rahjindan versuchte mehrmals, Dom Halmdahl nach seiner Herkunft zu auszufragen, gab sich aber alsbald geschlagen, weil der Wind die Worte verwehte und verwirbelte und nur fetzenweise bei dem Waldhauser Edlen ankommen ließ.
Nach einer guten Stunde mühsamen Ritts bat Domna Catalin die anderen darum, eine kurze Rast einzulegen, weil sie fürchtete, dass ihrem Ross ein Eisen lose war und es sich verletzen könne. Während sie abstieg und nachsah, führte Ravena ihr eigenes Pferd ans Ufer der Escarra. Der Wildbach führte zu dieser Jahreszeit nur wenig Wasser in seinem mit Felsen und großen Steinen gefüllten Bett. Hinter einem der Felsen am diesseitigen Ufer blitzte etwas hervor, das sie stutzig machte. War es eine rote Feder? Ein roter Stoffetzen?
Autor: alcorta
Die Puninerin redete beruhigend auf ihr Pferd ein und strich ihr langsam das Bein entlang. Das Pferd blieb tatsächlich ruhig und erlaubte ihrer Reiterin ohne auszuschlagen, den betroffenen Huf zu untersuchen. Zum Glück hatte sich das Hufeisen nicht gelöst, doch es hatten sich doch einige kleine Steinchen und Dreck eingeklemmt, sodass sie begann, das Hufeisen auszukratzen. Ihr Blick und ein Nicken gab den anderen Reisenden Entwarnung, es konnte also gleich weiter gehen. „Ich will gerade noch den Huf auswaschen“, gab sie an und führte das Pferd ebenfalls zum Escarra, wo sie die Hufe mit einer Bürste abschrubbte. Schnell bemerkte sie Ravenas fixierenden Blick und blickte ebenfalls ins Wasser. Schnell bemerkte sie den roten Fleck. „Hat da jemand seinen Caldabreser weg geworfen?“, fragte sie Ravena, machte aber keine Anstalten, sich diese Stelle nun anzusehen. Ihr Pferd hatte Vorrang.
Autorin: Tina
„Keine Ahnung ... .“ Statt einer weiteren Antwort kraxelte die Knappin auf den Uferfelsen entlang, um sich das seltsame Ding genauer anzuschauen.
Autor: derp
Rahjindan beobachtete aufmerksam die Reaktion der Pferde, wohl in der Hoffnung, dass er dadurch einen Anhaltspunkt über eine mögliche Anwesenheit des Ungetüms in der Nähe erhalten würde. In Gedanken ging er noch einmal alles durch, was er über die magischen Fähigkeiten von Drachen in den gängigen Standardwerken gelesen hatte.
Autor: vivar
Dabei fiel ihm auf, dass mehrere Rösser mit den Hufen scharrten oder den Boden beschnupperten. Sein eigenes Tier schnaubte leise und das Ross des Waldhauser Edlen schien besonders widerspenstig zu sein. Unruhig tänzelte es hin und her und Dom Halmdahl musste sich sichtlich Mühe geben, es unter Kontrolle zu halten. Einzig das gewaltige Reittier des Barons und Golgaritenkomturs schien von all dem Gescharre und Geschnaube unbeeindruckt.
Derweil legte sich die Knappin Dom Isonzos auf den rundgeschliffenen Felsbrocken, der trotz des frischen Windes noch warm von der Mittagssonne war, und griff nach dem roten Fetzen. Es war ein zwei Finger breites, spannlanges Stück einer mit roten Rosen bestickten Borte, das sich in einem Ufergebüsch verfangen hatte. Es musste irgendwoher abgerissen worden sein. Ravena blickte um sich – und tatsächlich! Im Schatten des Busches, nur einen Schritt unter ihr, lag im Ufersande der Escarra ein Mann. Er lag auf dem Rücken und hatte die Augen geschlossen. Das Wasser leckte an seinen nackten Füßen. Er trug zerschlissene Hosen, ein schlichtes Wams aus Leder und ein Leinenhemd. Dieses und an sein grauer Reisemantel waren an Ärmel und Kragen mit der gleichen Borte bestickt, die Ravena in der Hand hielt.
Autorin: Tina
„Hier liegt jemand!“ Ravena biss sich auf die Unterlippe, als sie vorsichtig über die Steine zu der liegenden Gestalt kletterte. Eine hübsche Borte – sie passte zu ihrem Träger. Er war ein Mann von etwa 50 Jahren, wohlproportioniert und mit ordentlich geschnittenem graubraunmeliertem Haar, das ihm nass am Haupte klebte. Allein sein blasses Gesicht mochte nicht zu der restlichen Erscheinung passen. Freiwillig jedenfalls hielt niemand so ein Nickerchen. Sie legte vorsichtig eine Hand auf den Hals des Mannes, ob sich noch ein Puls fühlen ließ. Oder auch nicht – es wäre nicht die erste Leiche, die sie zu Gesicht bekam.
Autor: rabenstein
„Ist das vielleicht dieser Girolamo der Graue, von dem die Rede war? Kennt den jemand? Wie ein Drachenjäger sieht der Kerl, der Gewandung nach zu urteilen, ja nun nicht gerade aus. Lebt der noch, Ravena? Kannst du irgendwelche Verletzungen feststellen?“, fragte Dom Isonzo beunruhigt.
Autor: vivar
Die Haut des Mannes war kalt und kein Blut floss mehr durch seine Halsschlagader. Ravena schüttelte den Kopf. „Dieser Mann ist tot, Herr“, rief sie.
Dom Rahjindan war ihr auf den Felsen nachgefolgt und blickte von oben auf Ravena und die Gestalt herunter.
Autor: derp
„Eine Borte mit roten Rosen also. Hmm. Die Rosenborte spricht für eine starke Verehrung der Herrin Rahja. Dass er keine Schuhe trägt, kann entweder bedeuten, dass jemand ihm diese gestohlen hat, dass er sie verloren hat oder dass er gar keine besaß. Die eher schlichte Kleidung spricht zunächst für eine Person niederen Ranges, die allerdings immerhin soviel Geld besitzen musste, dass sie sich ein Wams aus Leder leisten konnte. Auch die Borte spricht für einen gewissen sozialen Status. Dass wir Borte im Gebüsch finden konnten, kann entweder bedeuten, dass der Tote dort versucht hatte, sich zu verstecken und dabei in den Bach hinabgestürzt ist oder dass er durch das Gebüsch fliehen musste. Es wäre nicht einsichtig, wieso jemand den Weg durch das Gebüsch ohne Not der Reise auf der Straße hätte vorziehen sollen. Da nichts auf eine Kämpfernatur hindeutet und niemand sich ohne Schuhe im Gebüsch verstecken würde, müssen wir davon ausgehen, dass der Tote auf der Flucht war. Wir sollten den Toten auf etwaige Wunden untersuchen, um festzustellen, woran er genau gestorben ist. Mir will nur die Nervosität unserer Tiere nicht behagen. Mich deucht, wir sollten vorsichtig sein, ob nicht der oder die Täter in der Nähe sind und uns gar beobachten. Mit Sicherheit können wir nur ausschließen, dass ein Tier oder gar der Drache das Leben des Mannes auf dem Gewissen hat, denn sonst würde die Leiche sicher anders aussehen, als sie sich uns zurzeit darbietet.“ Mit diesen Worten beschloss Rahjindan seinen Monolog.
Autor: vivar
Eine genauere Untersuchung des Toten durch Ravena brachte weitere Erkenntnisse hervor. Der Mann wies bis auf einige Schrammen keine Verletzungen auf. Am ledernen Gürtel, der das Gewand zusammenhielt, hingen eine leere Dolchscheide und ein paar abgerissene Lederbänder – vielleicht von einem Geldbeutel –, sowie eine Ledertasche. Darin fanden sich ein durchnässter Feuerstein und ein gesiegeltes Stück Pergament. Das Siegel – ein geflügeltes Ross - war intakt, aufgrund der Feuchtigkeit hatte es sich jedoch gelöst.
Die Knappin entfaltete sorgsam das Schreiben, das vom Wasser durchweicht und daher an manchen Stellen verwischt war, und las:
Autor: Di Côntris
„An seine Hochwürden Bon[unleserlich]
[unleserlich] im Kloster [unleserlich]atalina im Taubental.
Reverendissimo!
Habt Dank für die milden [unleserlich] und Brüder aus dem Taubental. Beim nahenden Fest der Freuden werden sie gute Verwendung finden. Zu diesen heiligen Tagen Glück und den Segen der Rosenfingrigen Göttin! Wir folgen Eurem Wunsch und entsenden Euch die zwei Jungpferde aus dem Gestüt von Rahjensgart.
Ad primo: die Jungstute Saetta, vier Götterläufe, [unleserlich]inie Graziano-Stella.
Ad secundo: den Junghengst Cayeno, fünf Götterläufe, Fuchs, aus der Stammlinie Becco.
Die Urkunden [unleserlich] unser Tempeldiener Liudolfo, welchem wir aufgetragen haben, die beiden Tiere ins Taubental zu überführen.
Wir hoffen, dass die beiden Rösser ganz Euren Ansprüchen an Qualità und Sprezzatura gerecht werden.
Die Gastgeberin der Leidenschaft von Rahjensgart, unsere liebe [unleserlich] außerdem mit einer Bitte an Euch: In Begleitung unseres treuen [unleserlich] Mädchen aufgrund seiner außergewöhnlichen Begabungen für das Noviziat bei den Catalinensern.
Rahjalina, natürliches Kind der Vogtin von Sarcomella nahe Pertakis, wurde bereits nach ihrer Geburt in das Kloster Rahj[unleserlich] seither unter der Obhut des Stiftes auf. Das Kind ist sehr kunstfertig und zeigt Talent beim Kopieren und Illuminieren von Schriftstücken. Da sich die Catalinenser ganz den Schönen Künsten verschrieben haben, sei Euch das Mädchen für die Prüfung zum Noviziat anempfohlen. Zwar ist das Kind mit seinen knapp zehn Götterläufen recht jung für [unleserlich] soll das Talent des Kindes auf Wunsch unserer Hochgeweihten nicht weiter hinter den Mauern von Rahjensgart verschwendet werden.
[unleserlich] Identität des Vaters hat die Vogtin unserer Hochgeweihten unter dem Beichgeheimnis [unleserlich].
[unleserlich]ch darum, das Kind einer gründlichen Prüfung zu unter[unleserlich] Anmut und Kunstfertigkeit betrifft. Sollte Euch das Kind ungeeignet erscheinen, so bitten wir Euch, es wieder mit dem guten Liudolfo gen Yaquirien zu senden.
Gezeichnet, im Namen der Gastgeberin der Leidenschaft Aischa Khabladija, Praetorin des Stiftes Rahjensgart.
Adso von Menzheim, Lehrer der Freude
Gegeben zu [unleserlich], am Rohalstag, [unleserlich]“''-Der Brief des Toten in der Escarra, 1036 BF
Autorin: Tina
‚Und was soll denn das?’ Ravena schüttelte den Kopf und runzelte die Stirn. „Verletzungen finde ich keine, Herr, aber er hatte einen Brief bei sich. Er war wohl Bote eines Rahjaklosters und hieß Liudolf.“ Sie faltete das Schreiben, stopfte es in ihr Wams und machte sich auf den mühsamen Rückweg, darauf bedacht, nicht ebenfalls in den kalten Fluten des Gebirgsbaches zu finden. Eine ungeschickte Bewegung ließ sie einmal fast abrutschen und brachte ihr einen blutenden Riss am Daumen ein. „Mist!“
Endlich hatte sie die anderen Reiter wieder erreicht. Sie trat auf ihren Knappenherrn zu und überreichte ihm den Brief, der nun noch um einen Blutfleck ihrerseits ergänzt wurde. „Es scheint wohl, dass er mit zwei Pferden und einem Mädchen ins Taubental unterwegs war. Letztere sind verschwunden.“
Sie musterte die Umstehenden und entschloss sich zu etwas Eigeninitiative. „Hilft mir jemand, den Mann zu bergen? Hier liegenbleiben kann er nicht.“ Mit gerunzelter Stirn schüttelte sie ihre noch immer blutende Hand.
Autor: alcorta
„Das ist korrekt, wir sollten ihn in die nächste..." - ein Gedanke schlug wie ein Blitz in Catalin ein - „...Ortschaft... Gib den Zettel!“ Hektisch riss sie Rovena den Schrieb aus der Hand und las ihn sich nervös durch. Als sie ihn beendet hatte, warf sie ihn zu Boden. „Diese Feiglinge! Wenn die Begleitung ein 10-jähriges Mädchen war, kann ich genau sagen, was hier passiert ist. Trajalés hat soeben seine Jungfrau geraubt. Wir müssen uns sputen, bevor diese Hunde sie dem Drachen zum Fraß vorwerfen!“ Sie begann sofort, ihr Pferd wieder aus dem Wasser zu führen, hielt dann aber inne, da sie feststellte, dass sie Ravena unbeabsichtigt alleine mit der Leiche gelassen hatte, statt zu helfen, sie auf ein Pferd zu bringen. Das war nicht gerade höflich. Sie drehte sich noch einmal zu den anderen. „Kann jemand Ravena helfen, die Leiche auf ein Pferd zu bringen? Und ist hier jemand fährtenkundig? Man könnte versuchen herauszufinden, ob es hier zumindest einen Kampf gegeben hat und dieser Bote im Fluss ertränkt worden ist oder nicht. Dann können wir einschätzen, mit wem wir es zu tun bekommen. Wenn nicht“ - sie blickte auf Dom Rahjindan - „kann man irgendwie erkennen, ob Magie am Werke war? Nicht, dass diese Saubande noch einen Magier in ihren Reihen hat. Als wär ein Drache nicht genug...“
Autor: derp
Dom Rahjindan sah zurück. „Leider kann zumindest ich keine Hinweise auf Magie erkennen. Vielleicht fühlt sich jedoch Magister Emmeran dazu in der Lage, eine entsprechende Aufklärung zu leisten.“
Autor: von Mesch
Langsamen Schrittes führte Melcher sein Ross über den felsigen Boden an den Wildbach heran. Als er die Knappin erreicht hatte, nestelte er mit einer Hand sein Wams ein Stück auf, griff darunter und zog ein kleines Tiegelchen hervor. Sorgsam entfernte er den Korken, der den Inhalt schützend verschlossen gehalten hatte, und hielt das kleine Tongefäß der Rabensteiner Knappin hin. "Wirselkrautsalbe. Sie wird die Blutung stoppen. Seit meiner ersten Jagd außerhalb der Grafenmark führe ich immer etwas davon mit. Dort, bei der Jagd, traf ich auch erstmals Euren werten Herrn Vater."
Kurz in Gedanken, sprach der Vogt nach einer Pause weiter. "Wir sollten vor allem nichts überstürzen und unserer Pflicht als Zwölfgöttergläubige zuförderst nachkommen. Eure Exzellenz von Rabenstein, wenn ich mich nicht sehr täusche, habt Ihr die Weihe des unausweichlichen Herrn Boron empfangen? Lasst uns den armen Kerl aus dem Bach fischen und seinem Leichnam gleich hier ein göttegefälliges Begräbnis zukommen lassen. Ich werde Euch, Exzellenz, so gut es geht assistieren." Noch immer hielt er, fast auf dem Rücken seines Pferdes liegend, das Tiegelchen für Ravena mit Blick in Richtung des Trägers der Rüstung, die er dachte schon einmal gesehen zu haben.
Autorin: Tina
„Habt Dank.“ Ravena nahm den Tiegel an, roch daran und strich sich schließlich eine dünne Schicht auf ihren blutenden Daumen, ehe sie ihr Handtuch darüber knotete und das Tiegelchen zurückgab. „Dann kommt, und wir nehmen uns dieses armen Kerls an.“
Wieder begann sie die Klettertour über die Ufersteine des Wildbachs, dieses Mal mit einem Seil um die Schulter geschlungen, das sie aus dem Gepäck ihres Pferdes genommen hatte. „Kennt Ihr meinen Vater näher?“
Autor: von Mesch
Der Gratenfelser verschloss das kleine Tiegelchen wieder, um ein wenig Zeit für die Antwort zu gewinnen. Es war ja nicht der Vater der jungen Knappin selbst, den der Vogt hoffte in seinen Erinnerungen begraben zu haben, es waren die Umstände, die damals die beiden zusammengeführt hatten. „Nein, Euer Wohlgeboren, näher kenne ich ihn nicht. Wir haben zusammen vor einiger Zeit an einer Jagd im Norden der Grafschaft Gratenfels teilgenommen und so hatten wir bei der mehrtägigen Hatz die Gelegenheit, einige Worte zu wechseln.“ Melchers Blick ging kurz in Richtung des Baches.
Als er den Kopf wieder zu Ravena drehte, fuhr er fort: „Zumindest ich richtete meine Worte an ihn“, korrigierte der Vogt. „Seither schätzen wir uns, glaube ich. Wohlan, Euer Wohlgeboren, sobald sich der Zauberer den Toten angeschaut hat, können wir den Kerl zusammen aus dem Bach ziehen.“ Er stieg vom Pferd und half der jungen Rabensteinerin mit dem Seil.
Autor: rabenstein
Der Baron starrte zunächst etwas irritiert den Blutfleck an und schüttelte den Kopf. Das erinnerte ihn auf unangenehme Art und Weise daran, dass er langsam etwas - hungrig - wurde. Naja, vielleicht war ja später in Trajalés Zeit für ein Hühnchen...
„Der Bote tot - zwei Pferde und ein junges Mädchen aus einem Rahjakloster vermisst. Das ist sehr beunruhigend und entspricht leider ganz dem Beuteschema unseres Drachen“, meinte er an seine Knappin gewandt. „Aber auch Ihr habt Recht, Dom Rahjindan, nach einem Drachenopfer sieht der Mann nicht gerade aus. Ich stimme Euch zu, Domna Catalin, vermutlich haben ihn mörderische Schurken aus der Gegend überfallen, weil sich die Gelegenheit bot, dem Drachen mal eine Jungfrau nicht aus den eigenen Reihen zu kredenzen. Und ein paar stattliche Pferde kann man ja auch immer brauchen...“, führte er fort. „Dennoch, Dom Melcher, ist es natürlich unsere dringlichste und heilige Pflicht, dieser armen Seele, die in Erfüllung ihres Auftrags gestorben ist, einen Weg auf Golgaris Schwingen in die Zwölfgöttlichen Paradiese zu ebnen, nachdem wir diesen Körper einer eingehenden Untersuchung bezüglich seiner Todesursache unterzogen haben. Danach können wir immer noch Jungfrauen retten gehen. Auch wenn rondrianisch gesinntere Geister und solche Helden aus dummen Bardenliedern vielleicht andere Prioritäten setzen würden.“
Er stieg vom Pferd und zog ein abgegriffenes, in schwarzes Leder gebundenes Kirchenbrevier aus der Satteltasche, ging zum Packpferd und ergriff einen Spaten. „Ich werde dem Leichnam dieses Mannes den Boronsegen erteilen. Erst brauche ich aber ein Loch abseits des Flussufers, zwei Schritt Länge, ein Schritt Breite, sechs Fuß tief. Also, wer hilft graben?“ Auffordernd blickte er in die Runde, bereit, noch mehr Utensilien aus dem Arsenal seiner Grabwerkzeuge zur Verfügung zu stellen.
Autor: von Mesch
„Degro und Duglim! Helft beim Ausheben der Ruhestätte und Emmeran, sieh zu, was du solange über den Boten herausfinden kannst, aber verzettle dich nicht wieder mit Kleinigkeiten, wir müssen irgendwann weiter“, befahl der Vogt seinen beiden zwergischen Begleitern und dem Zauberer.
Zumindest einem der beiden Zwerge schien das gar nicht zu gefallen. Vor sich hin murmelnd stieg er vom Wagen. 'Ein Loch ausheben auf diesem steinigen Boden?', dachte sich Degro. 'So eine Idee konnte nur von Menschen kommen.' „Wir bringen auch ein paar Steine, Herr, so müssen wir nicht ganz so tief graben“, sprach der Bärtige und machte sich sogleich an die Suche.
Emmeran krempelte indessen seine Hose bis zu den Knien hoch und stieg zu der Leiche ins Wasser. Einige Zeit später verkündete der Magus, immer noch bis zu den Knien im kalten Wildbach stehend, sein Monokel unter das linke Auge geklemmt, das Ergebnis der Untersuchung lauthals, so dass es alle gut hören konnten. „Der arme Kerl ist wohl ertrunken. Ich erkenne keine Schwerthiebe oder Stichverletzungen, auch keine Luxation, sodass er wohl nicht gefoltert wurde. Er ist auch nicht hier an diesem Ort gestorben, sondern wurde wohl von weiter oben angeschwemmt. Bei unserer Anreise regnete es stark, als wir den Eisenwald überwanden. Vielleicht auch hier? Der Bach wird wohl bis vor zwei bis drei Tagen mehr Wasser geführt haben und so könnte es sich auch um ein tragisches Unglück handeln, das dem armen Kerl zum Verhängnis wurde.“
Autor: Geron
Halmdahl hatte derweil sein Pferd angebunden und machte sich daran die Gegend nach Spuren abzusuchen. Vielleicht war ja noch der ein oder andere Hinweis auf die Täter zu finden. Halmdahl hatte jedenfalls lange genug als fahrender Dienstritter gelebt um leidlich Fährten suchen zu können.
Autor: vivar
Der Waldboden war verwurzelt und steinig. Abseits des Weges waren keine Spuren zu finden. Der Weg selbst aber wies Fuß- und Karrenspuren unterschiedlichen Alters auf. Auch das Ausheben einer Grube war Schwerstarbeit, welche die Angroschim leise murren ließ. Aus der dichten Wolkendecke fielen die ersten dicken Tropfen herab.
Autorin: Tina
„Nun, dann sollten wir jetzt aber den armen Kerl hier herausziehen.“ Ravena warf einen argwöhnischen Blick auf den Magus, kletterte abermals zu der Leiche – mittlerweile kannte sie den Weg zur Genüge – und begann, diese so zu verschnüren, dass sie einigermaßen sicher auf den Weg gezogen werden konnte. Mit vereinten Kräften war dies dann auch zu schaffen.
Ravena schüttelte traurig den Kopf. „So hat der sich seine Reise sicher auch nicht vorgestellt.“
Autor: von Mesch
Melcher ließ das Seil von den Schultern rutschen, dessen Ende der sich umgebunden hatte, um den Leichnam aus dem Wasser zu ziehen. Er schnaubte und blickte zur Knappin. „Hoffen wir mal, dass unsere Reise ein besseres Ende nimmt“, grinste Melcher. Er stellte sich über den toten Körper und packte ihn mit beiden Händen unter den Achseln. Langsam zog er ihn nun Richtung der Mulde, die das Grab werden sollte.
Autorin: Tina
„Kommt, tragen wir ihn richtig.“ Ravena packte die Leiche an den Füßen, und hievte sie mit lautem Schnaufen an. Ganz so kräftig wie der Vogt war die Knappin nicht, aber die Ausbildung bei ihrem Gevatter hatte sie einiges an Muskeln gewinnen lassen. Mit einem traurigen Blick betrachtete sie die Leiche des jungen Mannes, den sie unter anderen Umständen gerne einmal kennengelernt hätte.
Autor: derp
In der Ferne dräute eine Wolkenbank. Dom Rahjindan kam nicht umhin, in dieser das Antlitz einer längst vergessen geglaubten Geliebten zu erkennen. Zumindest kam es ihm so vor. „Du bist verrückt“, schalt er sich selbst, „in so einer Situation an Domna Taheara zu denken.“ Er musste wohl etwas zu laut gedacht haben, denn Ravena warf ihm einen verwunderten Blick zu und Dom Melcher frug, was er denn gesagt habe. Rahjindan tat es dann aber so ab, als wäre nichts geschehen.
Wehmütig folgte sein Blick den Wolken. Es gelang ihm nicht, sich auf das aktuelle Geschehen zu konzentrieren. Für einen Moment war er so unachtsam, dass er beinahe vom Pfad abgekommen und gestrauchelt wäre. Dann fasste er sich wieder.
„Ist eigentlich bekannt, ob Faraldur ein Drache oder eine Drachin ist? Mir sind keine Leyendas bekannt, nach denen Drachen sich für Jünglinge, sondern stets nur für Jungfrauen interessieren. Kann das daran liegen, dass in allen Berichten von männlichen Drachen die Rede ist oder liegt es daran, dass auch Drachinnen menschliche Jungfrauen erstreben? Ich berichtete ja zu einer anderen Gelegenheit davon, dass Höhlendrachen einigen Leyendas nach magische Gegenstände von grüner Farbe horten würden. Möglicherweise ist es also so, dass männliche Drachen nach Jungfrauen, weibliche Höhlendrachen hingegen grüne Artefakte erstreben. In diesem Fall wüssten wir zumindest schon einmal, dass Faraldur ein Drache und keine Drachin ist.
Eine andere Frage, die interessant sein könnte, ist, wann Faraldur sein letztes Opfer gefordert und wann er sein letztes Opfer erhalten hat.“
Autorin: Tina
Ravena schnaufte, die Hände um die Füße der Leiche gelegt, bis sie den schlaffen Körper endlich an den Rand des Grabes gewuchtet hatten. Gerade noch laut genug, dass Melcher dies vernehmen konnte, brummte sie. „Der hat Humor. Jetzt von irgendwelchen Damen zu schwärmen.“ Sie wischte sich die Hände an den Schenkeln ab und warf ihrem Knappenherrn einen prüfenden Blick zu – dass sie lange untätig herumstehen und Maulaffen würde feilhalten können, war in Dom Isonzos Diensten schwerlich zu erwarten.
Autor: von Mesch
„Ja“, erwiderte der Ibenburger kurz und ließ seine aufgequollene Fracht in die Mulde plumpsen. „Aber wisst Ihr, Euer Wohlgeboren, desto weiter wir hier in diese Berge vordringen, desto mehr wir uns diesem Drachenvieh nähern, umso eher denke ich, dass wir alle einen gewissen Humor brauchen. Das würde uns mit Gewissheit darüber hinweg helfen, die Tatsache, dass wohl keiner von uns jemals einem Drachen begegnet ist zu verdrängen. An holde Maiden dachte ich ihn der Tat nicht, eher an meine junge Gemahlin und ob ich sie wohl jemals wieder in die Arme schließen kann.“
Autor: derp
Dom Rahjindan sah erstaunt auf. Da hatte er wohl von Domna Taheara laut gedacht. 'Soll nicht wieder vorkommen', dachte er sich. 'Meine Frage hat aber wohl niemanden interessiert. Hmm', kreisten seine Gedanken weiter. Intensiv dachte der Gelehrte darüber nach, welches weitere Wissen er über Drachen im Allgemeinen, Höhlendrachen im besonderen und Faraldur im Speziellen beitragen könne. Ausführungen über die Form und Farbe der Schuppen oder Mythen über die Geburt von Drachen dürften aber wohl kaum jemand anderen hier interessieren. Dann kreisten seine Gedanken über die Geburt des Khadan-Horas. Wie es wohl wäre, das Kind eines Drachen zu sein? Wie vollzog sich wohl der Zeugungsakt? Schon musste er ungewollt wieder an Domna Taheara und an besagte laue Sommernacht vor einigen Götterläufen denken.
Er musste sich ablenken. Daher fing er nun mit an, die Leiche zu begraben. Gleichwohl schweifte sein Blick stets umher auf der Suche nach den Spuren eines Drachen oder wohl auch einer überraschenden Begegnung mit seiner einstigen Geliebten.
Autor: vivar
Es war eine rechte Knochenarbeit gewesen, das Grab nach jenen Maßgaben anzulegen, die laut Dom Isonzo einer borongefälligen Ruhestätte angemessen waren. Es hätte angesichts dieser langwierigen, schweißtreibenden Plackerei des immer stärker fallenden Regen nicht bedurft, der ihnen in Kragen und Stiefel lief, um die Reisenden bis auf die Haut zu durchnässen. Erst als der Abtkomtur höchstselbst den Spaten ergriffen und Hand angelegt hatte, ging es leichter. Steine und Erde waren nur so aus der Grube geflogen.
Als die Grube bereitet und der Tote darin gebettet war, heulten Wind und Regen bereits, als wollten sie des Abtkomturs knappen Grabsegen mit einem alveranischen Trauerchor begleiten.
Als die Lindwurmjäger weiterzogen, war es bereits später Nachmittag. Das Unwetter toste nun genau über ihnen. Bis Trajalés stand ihnen noch ein mühsamer Ritt auf dem miserablen Uferweg über Schlamm, Steine und Wurzeln und unter herabhängenden Zweigen und dem Wasser aus Efferds Tränensack von oben bevor.
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