Chronik.Ereignis1036 Lindwurmhatz 09

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Baronie Taubental, Mitte Ingerimm 1036 BF[Quelltext bearbeiten]

Im Drachental (morgens)[Quelltext bearbeiten]

Autor: vivar

Der Morgen brachte Hahnengeschrei, trockene, aber leicht von erkalteter Asche bedeckte Gewänder und den Duft vom Regen getränkter Erde, der sich mit dem säuerlichen Gestank des Ziegenmists von den umliegenden Hofstellen vermengte, vor allem aber die Praiosscheibe, die über den rahjawärtigen Gebirgskamm gestiegen war und nun nach und nach die efferrdwärtigen Felsgrate der Escarraschlucht, die Wipfel der Zedern, die Giebel der schiefergedeckten Häuser und schließlich den Talboden mit ihrem güldenen Glanz bedeckte. Dampfend stieg der Morgennebel aus den Zedern, Eichen, Walnüsse, Kastanien und Steinkiefern, die sich von unterhalb des Gipfels bis an den Rand der kleinen Ansiedlung Trajalés hinunter in die steilen Hänge krallten.

Der Weiler machte auf Melcher von Ibenburg, der sich als erster von seinem Lager erhoben hatte, um hinter dem Krämerhaus Wasser zu lassen, auch im Lichte Praios’ besehen einen erbärmlichen Eindruck. Das ehemalige Herrenhaus war ebenso verkohlt wie der Stumpf des Lindenbaums auf dem Dorfanger und nur zwei oder drei der ummauerten Höfe verfügten über einen zweiten Stock. Einen Tempel oder Schrein gab es wohl tatsächlich zumindest im Ortskern nicht. Immerhin gab es neben den Olivarez auch menschliches Leben in Trajalés. Um den Dorfbrunnen unter der schwarzen Linde herum herrschte einiges Kommen und Gehen und nicht wenige der Maiden und Burschen, die dort mit ihren Eimern warteten, stierten zu dem herrschaftlich gewandeten Ibenburger herüber. Als er ihren Blick erwiderte, senkten sie jedoch verstohlen die Häupter. In einer der ummauerten, verwinkelten Gassen, die vom Dorfanger fortführten begann nun das metallische Klirren eines Schmiedehammers.

Derweil hatte Yanis – am heutigen Morgen mit ordentlich frisiertem Haar und einem leicht rosigen Schimmer auf ihren von Falten zerfurchten Wangen – ihren herrschaftlichen Gästen ein karges Morgenmahl – gesalzener Griesbrei, Walnussbrot mit Honig und verdünnten Wein – vorgesetzt und sich hinter die Theke begeben, während Adoncio einen Fensterladen geöffnet hatte, um den Schankraum zu erhellen und dann für eine Weile verschwand, um, wie Yanis ungefragt erklärte, „neu’n Schiefer für’s Dach zu brechen“.

Es dauerte nur kurze Zeit, bis die erste Kundin bei Yanis auftauchte. Es war eine schlanke, schlicht gekleidete Rustikale mittleren Alters, die mit verstohlenem Blick auf die Fremden und gedämpfter Stimme um Wein bat, den ihr die Krämerin auch nach einigem geraunten Hin und Her in einen irdenen Krug abfüllte, den die Frau mit sich führte.

Gleich darauf betrat ein kräftiger, etwa vierzig Götterläufe zählender Mann den Schankraum. Die Ledertracht, die Umhängetasche und die Armbrust, die er auf dem Rücken führte, wiesen ihn als Waidmann, die gerötete Adlernase im von schwarzen Locken umrahmten Gesicht als regelmäßigen Trinker aus. Er ignorierte die Weinkäuferin, die sich schnell an ihm vorbeidrückte, nickte Yanis kurz zu, klopfte auf den Thekentisch, hob Daumen und Zeigefinger in Fingerbreite in die Höhe – offenbar ein allmorgendliches Ritual, denn Yanis schenkte ihm umgehend einen Becher Marmelonenbrand aus – und erstarrte vor Staunen, als er die Fremden im Schankraum erblickte. Mit scharfem Auge und ohne die Unterwürfigkeit, die Yanis und ihr Gemahl an den Tag gelegt hatten, musterte er die Lindwurmjäger, insbesondere die Zwerge, die Caballera und den Magus. Dann wandte er sich wieder der Krämerin zu, ergriff den Becher, leerte ihn auf einen Zug und brummte verärgert: „Was mach’n die Fremden da, Yanis? Hast uns nix verzählt!“

Die feiste Yanis, deren Gute-Morgen-Miene einem verschlagen-unterwürfigen Blick gewichen war, als sie den Jäger erblickt hatte, erbleichte, senkte die Augen und murmelte: „Talfan, S’sind Reisende, die auf d’Nacht um Obdach g’beten hab’n. S’ist ein Magnat un’ Boronpfaff’, und weit’re Edelleut’, die sich wohl verirrt hab’n bei dem Sturm.“

„Verirrte Edelleut’, soso...“, machte Talfan. „Da brauch ich gleich noch ein’, Yanis.“

Yanis gehorchte, und im Nu war der zweite Becher leer. Solchermaßen gestärkt, wandte sich Talfan wieder dem Schankraum zu und erhob höflich, aber ohne Freundlichkeit die Stimme: „Seid gegrüßt, Doms un’ Domnas. Ist’s wahr, was d’Yanis da verzählt? Ihr habt’s euch verirrt im Drachental?“


Autorin: Tina

Ravena öffnete den Mund, um Antwort zu geben, fing den Blick Dom Isonzos auf und schloss ihn wieder. Wirklich jeder in dieser Gruppe stand im Rang über ihr – und war befugt, zuerst zu antworten. Sie biß sich in die Lippen und bedachte ihre Gruppe mit einem hoffnungsvollen Blick.


Autor: derp

Dom Rahjindan hub zu sprechen an: „Euer Gruß sei erwidert, Fremder. Mir scheint, ihr seid hier gut bekannt. Sage Er uns seinen Namen.

Eure Frage soll derweilen nicht unbeantwortet bleiben. In der Tat verschlug uns das Schicksal an diesen Ort, doch hörten wir auch manch sonderbare Leyenda über den furchtbaren Faraldur. Schaut man sich hier am Orte um, so ist auch dessen Wirken und Wüten nur schwer übersehbar. Vielleicht hätte Er die Güte, uns Näheres über die Vorkommnisse der letzten Monde zu berichten. Wirtin, bringet dem Manne und auch uns allen etwas zum Trinken, damit es sich besser sprechen lasse.“


Autor: vivar

Kaum hatte der Sagenkundler den Namen des Lindwurms ausgesprochen, legte sich eine Stille über den Raum. Eine unangenehm lange Zeit sprach keiner ein Wort oder rührte sich. Schließlich schlug der Jäger auf die Theke und brummte: „Was ist, Yanis? Hast den Dom g’hört! Was zum Trink’n sollst bring’n!“

Eilig und mit gesenktem Blick huschte Yanis hinter ihrer Theke hervor, um die Becher der ungebetenen Gäste und des Jägers erneut aufzufüllen. Die Weinkäuferin nutzte die Gelegenheit, um grußlos den Raum zu verlassen. In ihrer Hast verschüttete sie beinahe den Wein in ihrem Krug.

Der Jäger ergriff derweil mit seiner Pranke den Becher, nahm Yanis den Krug ab und näherte sich Dom Rahjindan, den er beinahe um Haupteslänge überragte. Er machte Anstalten, sich an den Tisch der Reisenden zu setzen, fing aber einen unverwandten Blick des Rabensteiners auf, der ihn zögern, den Krug abstellen und schließlich doch an die Theke zurückkehren ließ. „Talfan Canerva bin ’ch, Jäger hier im Dorf. Von ‚Vorkommnissen der letzten Monde’ weiß ’ich nix, Dom. Hier ändern sich nur die Jahreszeiten, die Monde komm’n un’ geh’n, un’ d’Jahre auch. Un’ so soll’s auch bleib’n.“ Er nahm einen tiefen Schluck und verstummte. Offensichtlich hielt er die Frage Dom Rahjindans für beantwortet.


Autor: derp

„Auch wenn Er, Canerva, wohl nicht gerne darüber sprechen mag, so ist es doch offensichtlich, dass ein Wurm hier wütete. Verstehe ich Ihn also richtig, dass dies bereits seit Götterläufen so geschah und hier keiner wünscht, etwas daran zu ändern?“ Rahjindan holte kurz Luft. „Wenn Er also nichts von den Vorkommnissen der letzten Monden weißt, so bedeutet dies entweder, dass Er längere Zeit nicht im Ort geweilt hat oder aber dass der Drache vor längerer Zeit hier wütete und sich niemand getraute, die Missstände zu beheben. Was will Er mir also erklären?“ Dom Rahjindan sah den Jäger streng an.


Autor: vivar

Der Jäger kratzte sich am Kopf. „Bin kein großer Redner, Dom. D’r... Wurm haust schon lang’ hier im Tal – sehr lang. Lässt sich nicht blicken un’ tut uns nix. Aber immer wieder gibt’s Leut’... Fremde, die kommen un’ fordern’n raus. Da wird’r zornig und kommt aus’m Obertal.“

„Und was ist das da draußen?“ Rahjindan wies auf die verkohlten Überreste des Herrenhauses.

Talfan zuckte mit den Schultern. „’S’Haus vom alten Dom’ heißen wir’s. S’ist seit... seit lang’r Zeit nicht b’wohnt g’wesen. Die Alten sagen, s’sind hundert Jahr’, die es verlassen war, ehe’s abgebrannt ist. S’ist schon so, seit ’ch denken kann.“

Er nickte zur Bekräftigung, dass seine Worte wahr waren. Dann fragte er mit einer Mischung aus Neugier und Misstrauen: „Wer seid Ihr un’ Eure G’fährten, dass Euch d’r Wurm so sehr interessiert, Dom?


Autor: derp

„Nun, ich darf mich rühmen ein bekannter Sagenkundler zu sein. Sicher hat Er von meinem Aufsatz über ‚Die korrekte Benennung des Draconis Antrum während der tempora tenebrae’ gehört. Meine Gefährten mögen sicher für sich selbst sprechen wollen.“


Autorin: Tina

„Dieser ehrenwerte Herr hier ist Seine Hochgeboren Isonzo von Phexhilf, Komtur im Orden des Heiligen Golgari. Und dieser Wurm ist eine Bedohung für Leib und Leben der Menschen hier – so ist es unsere Pflicht als ehrenwerte Streiter, dieses Untier zu erlegen.“ Wobei sie sich großzügig selbst in diese illustre Schar eingruppierte. Wann gab es schon einmal die Gelegenheit, mit einer solch erlesenen Gruppe Kämpfer auf Drachenjagd zu gehen? Ganz unbeabsichtigt wuchs sie während ihrer Vorstellung dezent einen ganzen Halbfinger vor Stolz und eigenerWichtigkeit.


Autor: Von Mesch

Melcher hatte das Gespräch bisher eher skeptisch verfolgt. Zu unruhig, kalt und ungemütlich war die Nacht gewesen, als dass es für eine bessere Laune reichte. Immer mal wieder führte er den Becher mit Wasser ein seinen Mund und nippte daran. Was gäbe er jetzt für einen warmen tulamidischen Tee, von der Sorte wie man ihn beim Krämer Bochsbansen in der Steinhauergasse in Gratenfels bekam. Dieser seltsame Eingeborene schmeckte ihm irgendwie nicht. Er war sich sicher, wenn dieser Jäger noch einen Fingerhut von dem Brand zu sich nehmen würde, dann hätte selbst ein lahmendes Hausschwein gute Chancen dem Waidmann auf der Pirsch zu entfliehen. Falls ihn nicht schon sein strenger Geruch über Meilen verriet. Angenommen er würde der neue Herr des Gutes werden, würde er die Brandweinsteuer so erhöhen, dass diesem Canerva nichts anderes bliebe als nüchtern zu jagen. Aber eventuell waren ja einige Informationen von dem Kerl zu bekommen. Bisher hatten sie nicht wirklich viel über irgendwas herausfinden können. Durch den Toten im Bach gab es ja noch mehr Rätsel und Unklarheiten als zu Beginn der Reise. Melcher überwand sich und richtete das Wort an den Jäger. „Wir werden das Monster mit klarem Kopf zur Strecke bringen, Talfan“, sprach er den einfachen Jäger an. „Aber sprich, wer waren die letzten mit gleichen Absichten, bevor wir hier eure Gastfreundschaft geniessen durften?“


Autor: vivar

„’N Mönch des dunklen G’vatters un’ sein weltliches G’folge, also“, murmelte Talfan Canerva bei sich und schenkte sich vom Brand nach. Das erklärte die Schweigsamkeit der Fremden. „Halten zu Gnaden, Dom“, wandte er sich dann wieder dem haferyaquirischen Edelmann zu. „aber d’r Wurm... er dräut uns nicht, er b’schützt das Tal. Faraldur heißt’r, un’ ist alt un’ stolz un’ klug. Und er mag’s nicht leiden, wenn Fremde ihn stören. Viele Fremde sind schon gekommen, ihn z’töten, aber jedem blieb’s verwehrt. Die meisten waren so weise, vorher kehrt zu machen. Wer aber zu Faraldur g’zogen ist, den hat keiner mehr lebendig erblickt.

Der letzte, d’r vor zwei Wochen gekommen ist, war ’n Kerl aus d’r Südpforte, ganz in graues Tuch g’wandet, d’r hieß...“ Er drehte sich zu der Krämerin um und schnippte mit den Fingern: „Wie hieß d’r Fremde mit dem mausgrauen G’wand, Yanis?“

„Giromo? Girolamo! Maestro Girolamo!“

„Genau. Maestro Girolamo. Bei Lucinda hatten wir den einquartiert. Verzählte im Dorf, ’r hätt’ schon ’n Wurm erschlagen und wär’ quasi ’n Drachenkundler un’ ’n Held und Lucindas Tochter hat ’r schöne Augen g’macht. Von Freiheit für uns unter dem rechten Herrn hat er g’faselt, aber aus seinen Augen sprach d’Gier nach Ruhm un’ Gold. Mein Bruder hat ihm dann auch abgeraten un’ hat ihm von Faraldur un’ seiner Einöde verzählt und wie dort die ‚Helden’ in ihren verkohlten Rüstungen ruh’n, da ist ’r im G’sicht so aschgrau g’worden wie sein Mantel. Am nächsten Morgen war ’r fort! Z’rückgekehrt in die warme Südpforte.“

Er richtete sich auf. „Un’ des... des rat’ ’ch Euch“ – er machte eine fahrige Geste in Richtung der Gruppe – „auch, edle Doms! Kehrt um, eh’ es z’spät ist! Faraldur tut uns nix zuleide, aber wenn Fremde kommen un’ ihn stören, so wird ’r zornig! Sehr zornig! Un’ dann... dann trifft sein Zorn nicht nur Euch, sondern auch uns, die wir Euch unter unseren Dächern beherbergt haben.“ Talfans unbotmäßige Art war mit den letzten Worten einem flehenden, fast weinerlichen Tonfall gewichen.


Autor: Von Mesch

Nachdem der Jäger geendet hatte, rieb sich Melcher etwas ratlos das Kinn und blickte von einem zum anderen in der Runde. Er wusste nicht so recht, ob er dem Fremden Glauben schenken sollte. Dass das Ungeheuer ein guter Hirte war, der auf seine Schafe achtete, vermochte der Vogt kaum zu glauben. Wie sollte so ein Tier wissen, was Recht und Ordnung bedeuteten? Andererseits waren sie in diesen Bergen klar im Nachteil. Das Ungeheuer kannte sich aus und konnte sie genau dahin lotsen, wo es ihm am leichtesten wäre sie alle zu töten.


Autor: aclorta

Aus dem hinteren Bereich war ein Hüsteln zu vernehmen. „Talfan, du weißt dies nun vielleicht nicht ganz einzuschätzen, aber für manches Ohr könntest du dich gerade um Kopf und Kragen reden“ machte sich Domna Catalin bemerkbar. „Wenn eine Sache gewiss ist, dann dass es der Herr Praios ist, der euch vor allen Gefahren schützt und über euer Wohl wacht, ganz gewiss aber kein Drache. Zumindest, solange er sich nicht Darador oder Branibor nennt. Einer anwesenden Nobleza ins Gesicht zu sagen, dass ein Drache den Schutz besser zu gewähren weiß, als die von Praios dafür Auserwählten, könnte so manchen ehrbaren und pflichtbewussten Adeligen in seiner Ehre kränken.“ Sie nahm einen kurzen Schluck von ihrem Getränk. „Ich bin da ja nun nicht so empfindlich, aber ein wenig auf deine Worte eingehen muss ich ja nun doch. Er mag sich vielleicht vorgenommen haben, euch als letzte zu fressen, aber zu glauben, er ließe euch wirklich in Frieden, dürfte mit Sicherheit ein Trugschluss sein, denkst du nicht? Die Geschichten, die ich von Drachen so kenne, sprechen zumindest immer von einem großen Hort, was so viel bedeutet wie dass er sich ganz sicher für seine Versprechen ordentlich bezahlen lässt. Und mit Verlaub, eure Ortschaft sieht mir nun auch nicht wie der Eslamidenhof aus, man darf also gespannt sein, wie lange sich so ein Drache als Taifado aushalten lässt.“ Sie legte den Kopf schief. „Das... das würde mich übrigens neugierig machen... verlangt Faraldur etwas dafür, dass er euch nicht das Leben zur Niederhölle macht? Oder willst du ihn als ehrbar bezeichnen?“


Autor: vivar

Der Jäger zuckte entschuldigend mit den Schultern. „Wen d’r Dom Praios zum Herrn des Tals erwählt hat, weiß ’ch nicht, Domna, denn ’s hat sich noch nie ein Geierschreier Praiospfaff hierher verirrt, um’s uns zu vermelden. Eins aber steht fest un’ ist wahr, wie dass die Praiosscheibe jeden Tag aufgeht: Faraldur war un’ ist unser Dom, er b’schützt uns einfaches Leut’ vor Unbill un’ ihm sind wir darob G’folgschaft schuldig. Verlangt Tribut wie jeder Dom, freilich – doch nennt mir den Dom, der’s nicht tut! Ist reicher als wir Bauern alle – welcher Dom ist’s nicht? Haben ihn nicht zu unserem Dom erwählt – aber welcher Knecht wählt seinen Herrn?

Faraldur ist der Herr im Drachental. So war’s seit alter Zeit un’ so wird’s auch bleiben. Ihr sagt, Ihr seid gekommen, um Faraldur zu töten – so haben schon viele g’sprochen, halten zu Gnaden, Domna. Un’ haben unsere Hülf und Beistand g’fordert bei der Hatz auf ihn. Aber alle sind sie g’scheitert, die Fremden, un’ wer mit ihnen zog, d’r liegt mit schwarzen Knochen in der Einöde! Halten zu Gnaden, Domna, Doms, ’ch will Euch nicht b’schwätzen, ’ch bin nur ’n einfacher Waidmann un’ ’Hr seid g’wiss große Caballeros un’ Helden, so braucht ’Hr mein’ Rat nicht hören. ’Ch hab schon viel zu viel Zeit vertan heut morgen. ’Ch werd’ nach meinen Fallen schauen gehen. G’habt Euch wohl, Ihr edlen Doms!“


Autor: derp

Dom Rahjindan schien sich gut unter Kontrolle zu haben. Nur einem aufmerksamen Beobachter wäre aufgefallen, dass die kecken Worte des Waidmannes ihn innerlich aufwühlten und mit Zorn erfüllten.

Ruhig hub er zu sprechen an: „Es ist der Herr Praios, der bestimmt, wer über euch zu gebieten hat. Faraldur wird sich wohl kaum darauf berufen, dass der Herr über die Zwölfe ihn eingesetzt habe. Wer einfach wegschaut, wenn Unrecht geschieht, gefährdet sein Seelenheil. Daher ist es unsere heilige Pflicht, dem Untier den Garaus zu machen. Wenn der Drache ein gerechter Herr wäre und euch Beistand gewähren würde, würde er nicht Unschuldige dafür büßen lassen, dass Rechtgläubige die zwölfgöttliche Ordnung wieder herzustellen trachten. Tuet Buße und kehrt in euch ein. Sollte noch einmal eine solche den Götter ungefällige Rede aus diesem Orte an unsere Ohren dringen, so seid versichert, dass berufene Stellen davon Kunde erhalten werden...“


Autor: vivar

Talfan Canerva hielt in der Bewegung inne und gab mürrisch zu: „Ei, edler Dom, Ihr wisst die Worte wohl z’setzen un’ habt g’wiss in allem Recht, schließlich habt Ihr ein Buch über..., über diese Sachen g’schrieben un’ seid sehr g’lehrt. S’ist nicht an mir, Euch z’widersprechen, Dom. Mein Tagwerk ruft! Gehabt Euch wohl!“

Ungelenk neigte er das Haupt und verließ das Haus der Olivarez, nicht ohne zuvor Yanis einen finsteren Blick zuzuwerfen. Die Alte blickte ihm einen Moment hinterher, dann richtete sie zögerlich das Wort an ihre ungebetenen Gäste: „’Hr Doms un’ Domnas, wenn Ihr den Faraldur... wollt Ihr... also werdet ’Hr dann länger hier in Trajalés bleiben?“


Autor: rabenstein

Scheinbar ruhig und unbeteiligt folgte der Komtur dem Geschehen, lediglich mit zustimmendem Brummen gab er zu erkennen, dass er den Standpunkt von Domna Catalin und Dom Rahjindan teilte. Nun begann er mit leiser Stimme zu sprechen: „Wie die Worte des Herrn Talfan gerade gezeigt haben, so scheint es, als sei unsere Anwesenheit in Trajalés doch noch etwas länger von Nöten, Frau Wirtin. Nun bin ich ganz offensichtlich kein Vertreter der Kirche des Herrn Praios - aus diesem Grunde habe ich es dem Jägersmann Talfan auch gestattet, trotz seiner reichlich ketzerischen und ungebührlichen Worte diesen Raum hier lebend zu verlassen - dennoch vertritt der Herr Boron auch die zwölfgöttliche Ordnung - und die sehe ich in eurem Ort leider in großer Gefahr. Ein goldgieriges Untier fordert hier die Rechte eines Lehnsherrn ein und verlangt offenbar Abgaben von euch. Mir ist zu Ohren gekommen, dass der Drache lebende Menschen, Jungfrauen gar, als Opfergabe verlangt. Wenn etwas dran ist an diesem Gerücht, werden wir das beenden, denn das sind menschliche Leben, über deren Ende allein der Herr Boron zu befinden hat und nicht ein irgendein geschupptes Monstrum in einer finsteren Höhle.

Ihr werdet uns also sagen, welcher Art diese geforderten Abgaben sind und wir werden euch davon befreien, sofern es sich um unbotmäßige Forderungen handelt. Wir sind hier, um euch im Namen der Zwölfe zu helfen, und nicht, um euch zusätzliche Pein zu bereiten. Wir werden also selbstverständlich für unsere Unterkunft aufkommen und erwarten die Unterstützung der götterfürchtigen Menschen dieses Ortes. Alle, die sich abgewandt haben von den Zwölfen und ihrer Ordnung, müssen sich jedoch auf ein strenges Urteil gefasst machen.

Ich habe gemeinsam mit meinen Ordensbrüdern und Schwestern in Warunk gestritten, dort hockte ein gewaltiger schwarzer Drache auf Bergen von Knochen und Leichen, der gebot über ein gewaltiges Heer aus lebenden Toten - der Drache ist gefallen und – zum Ruhme Golgaris – ich bin noch hier. Ich versichere euch also, mit diesem Drachen werden wir gemeinsam fertig – da vertraue ich auch ganz auf die Fähigkeiten meiner Gefährten“. Zuversichtlich blickte er in die Runde, wobei er besonders seine Knappin Ravena mit einem aufmunternden Nicken bedachte.


Autor: derp

Dom Rahjindan gab mit einem kurzen Nicken und einem Blick zu verstehen, dass er die Worte des Komturs voll und ganz teilte. Offensichtlich erwartete er nun, dass weitere der Anwesenden das Wort ergriffen.


Autor: Von Mesch

„Wohl gesprochen, Euer Ehrwürdige Hochgeboren von Phexhilf-Rabenstein“, stimmte Melcher dem Golgariten zu. „Möglicherweise können wir noch mehr über den Drachen herausfinden und uns so seine Gewohnheiten und Gepflogenheiten zu nutzen machen? Wir sollten weitere der Dörfler befragen.“ Er schien gedanklich den Drachen in einem geschickt gelegten Hinterhalt bereits erlegt zu haben. „Solange wir hier im Dorf versuchen werden mit unseren Spürnasen die Witterung des Faraldur aufzunehmen, gestattet mir meine beiden Zwerge zu beauftragen für jeden in der Runde ein anständiges Bett zu bauen. Es gibt wenig Schlimmeres als Stechen im Kreuz am Morgen vor einer Schlacht, denke ich.“


Autor: vivar

„So wie’s Euch g’fällt, Ehrwürden“, nickte Yanis demutsvoll. Mochten die edlen Herren tun, wie es ihnen beliebte, und sich von Faraldur zerfleischen, verzaubern oder verschmoren lassen. Eine einfache Krämerin würde sie nicht vom Gegenteil überzeugen können. Sie verbeugte sich. „Was die Betten angeht – wir haben im Haus keine, weil wir kein Gasthaus sin’, aber wenn Ehrwürden erlauben, so frag ’ch im Dorf, wer Euch Gastung zu geben vermag. Gegen ein kleines Entgelt wird g’wiss so mancher seine Kammer für Euch räumen un’ bei den Ziegen schlafen.“


Autorin: Tina

„Sollen wir wirklich die Gewohnheiten eines Drachen auskundschaften? Es reicht doch, wenn wir uns den Zugang zur Höhle anschauen – und nach eventuellen weiteren Ausgängen suchen. Dann locken wir ihn mit einem Köder ... und drauf.“

Ravena mochte einfache Strategien. Die hatten Vorteil, gelegentlich sogar zu funktionieren. Insbesondere in ‚heterogenen Gruppen’. Sie warf einen fragenden Blick zu ihrem Gevatter.


Autor: Sindelsaum

Halmdahl nickte Ravena zu. Auch er mochte eher einfach Strategien. So begann er im Dorf Nachforschungen zum Wohnort des Drachen anzustellen, doch ließ sich solcherart nichts herausfinden. Halmdahl hatte das Gefühl, dass die Dörfler den Drachen schützten. So blieb ihm nichts anderes übrig, als das Umland zu erkunden. Ein Drache dieser Größe würde sich ja kaum verstecken können, es musste also Hinweise auf seinen Wohnort geben. Wenn man einmal wusste, wo er war, konnte man an einem Plan arbeiten, um ihn zur Strecke zu bringen.


Autorin: Tina

„Ich begleite Euch, wenn mein Gevatter nichts dagegen hat.“ Bei der Aussicht darauf, im Dorf herumzustöbern und das Versteck des Drachen ausfindig zu machen, leuchteten die Augen der jungen Knappin auf und sie hängte sich an die Fersen Halmdahls. Das klang nach dem Abenteuer, das sie mit der Drachenhatz erwartete hatte – und nicht nach dem gelangweilten Herumwandern im Regen, das es bis dato gewesen war.


Autor: rabenstein

„Ja, ja, macht nur...kundschaftet ruhig die Höhle aus. Aber NICHT reingehen!“, verkündete der Komtur mit Nachdruck. „Da endet ihr nur als Drachenfutter. In dem Bau des heimtückischen Viechs ist sicher alles voller Fallen. Wir denken uns lieber einen ordentlichen Köder aus und locken das Biest heraus. Im Dorf wird sowieso keiner mit mir reden, da schaue ich mich mal lieber selbst in der Gegend um und verschaffe mir einen Überblick. Vielleicht finde ich ja eine gute Stelle für unsere Köderaktion oder irgendwas Auffälliges wie einen Kultplatz.“ Sprach’s und ging zu den Provianthühnern, um sich noch eine kleine Stärkung zu gönnen. Dann trat er hinter den Stall, schloss die Spange des magischen Gewandes und raunte die Schlüsselworte: „Auf Golgaris Schwingen enteilen wir.“ Wenig später erhob sich ein prächtiger schwarzer Rabe in den Himmel, um aufmerksam seine Kreise zu ziehen...

Chronik:1036
Lindwurmhatz!
Teil 09