Chronik.Ereignis1033 Feldzug Selaque 33

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In Ksl. Selaque, 4. Rondra 1033 BF

Auf dem Castillo da Vanya

4. Rondra 1033 BF, am frühen Abend


Autor: von Scheffelstein

Richeza tastete nach dem Säbel, der ihr aus der Hand gesprungen war, als sie auf dem Boden aufgeschlagen war. Alles drehte sich, die Schmerzen bereiteten ihr Übelkeit. Es war eine verflucht dumme Idee gewesen, zu dritt und wehrlos in das Castillo einzudringen. Aber vielleicht wären sie draußen im Dorf längst von Ferkinas erschlagen worden?

Wenn nicht ein Wunder geschah, würden sie nun alle von dieser Frau erschlagen werden, diesem Elenta-Bastard! Der junge de Vargas hielt sich wacker, aber auch wenn er größer und der Commandanta an Kraft mindestens ebenbürtig war, brauchte es nur einen Blick, um zu sehen, dass sie die erfahrenere – und wohl auch skrupellosere – Kämpferin war.

Zitternd schloss Richeza die Finger um den Säbel, richtete sich auf die Knie auf. Sie musste ihm helfen, sie musste etwas tun! Wenn ihr nur nicht so schwindelig wäre!

Die Commandanta drängte den jungen de Vargas an die Wand des Ganges. Moritatio hinter ihm wich in Richtung des Waschkellers zurück und verschwand aus Richezas Gesichtsfeld. Noch einmal gelang es dem jungen Dom Raúl, sich zu befreien, die Kriegerin zurückzuschlagen, die mit wuchtigen Hieben auf ihn eindrosch. Stahl Schlug gegen Stahl, Stahl schlug gegen Stein, Funken stoben, Staub rieselte aus dem Loch in der Wand, knapp neben dem Kopf des jungen Mannes. Ein Scheppern, und das Schwert des de Vargas flog gegen die Wand und fiel zu Boden. Er sprang rückwärts, die Frau setzte ihm nach, hob beide Arme, um ihm mit dem Streitkolben den Schädel einzuschlagen.

Richeza kämpfte sich auf die Füße, schwankte.

"Die Waffe fallen lassen!" Die Spitze eines Schwertes drückte in die weiche Kuhle im Nacken der Commandanta, dort wo ihr Haar ansetzte. Eine braune Strähne segelte zu Boden. Den Träger des Schwertes konnte Richeza nicht sehen. "Und schön stillhalten, wäre doch schade um Euer hübsches Haupt!" Die Stimme kam Richeza vage bekannt vor, aber sie konnte sie nicht zuordnen.


Autor: Der Sinnreiche Junker

Während der Streitziger die Commandanta in Schach hielt, verteilten sich hinter ihm seine Begleiter. Eine Frau mit einer Armbrust im Anschlag postierte sich schräg hinter ihm – in einem Gang gewiss nicht ideal hinsichtlich des Schussfeldes, und es sagte wohl einiges aus über die Kampferfahrung der Schützin, doch immerhin besser als nichts. Auch die drei weiteren Bewaffneten mochten im ersten Augenblick nicht eingreifen können, doch dürften sie Yegua von Elenta vor Augen führen, dass die Situation aussichtslos war.

„Verzeiht unser spätes Erscheinen“, grinste der Mann mit dem Arm in der Schlinge breit, und bei näherem Hinsehen erkannten Domna Richeza und Dom Moritatio das bärtige und schmutzstarrende Gesicht von Anzures Ballan, dem unverwüstlichen Kumpanen eines gewissen Condottieres.


Autor: SteveT

Yegua gefror buchstäblich mitten in der Bewegung, als sie die Klingenspitze an ihrem Nacken spürte. Einen Wimpernschlag lang überlegte sie, ob sie ihrerseits den, den die anderen Raúl nannten, als Geisel nehmen sollte, um sich so Luft zu verschaffen. Aber dazu hätte sie selbst ein Schwert oder eine Klingenwaffe benötigt. Den Streitkolben konnte sie ihm schlecht an die Kehle setzen, und um noch ihren Dolch zu ziehen, war es schon zu spät. Bis sie den gegen diesen Hund erhoben hätte, wäre sie schon feige von hinten erstochen worden.

So blaffte sie stattdessen, vor allem an die Person hinter sich gewandt: "Wer zum Namenlosen seid Ihr schon wieder, und wie bei allen Gehenkten seid ihr alle hier herein gekommen?" Sie ließ widerwillig den Streitkolben sinken, nachdem sofort der hundsföttische junge Da Vanya griff. Yegua gab den Griff der Waffe jedoch nicht frei, sodass sie nun beide daran zerrten.

"Das Spiel ist aus, verfluchte Bastardin!", ätzte Moritatio und riss ihr mit aller Gewalt die Waffe aus der Hand. "Wir sind in der Überzahl und jetzt ergeht es euch hinterlistigen Burgbesetzern dreckig!"

"Pah! Ihr seid doch die Aufwiegler und Verräter, die den kaiserlichen Landfrieden gebrochen haben!", fauchte ihn Yegua an und warf auch Richeza und Raúl mordlüsterne Blicke zu. "Bald wird meine Base mit einer größeren Streitmacht und mit weiteren Soldaten des Kaisers hier sein! Dann könnt Ihr denen erklären, warum Ihr mitten während des schlimmsten Ferkinasturmes seit vielen hundert Götterläufen eine unselige Fehde vom Zaun brechen musstet und der kaiserlichen Reichsvogtin absichtlich alle Ressourcen vorenthalten habt, die sie dringend zur Landesverteidigung benötigt hätte."

"Haltet die Schnauze!", brüllte nun Moritatio und hob drohend den Streitkolben zum Schlag. "Ihr Elentas habt die Fehde ausgelöst! Das wisst Ihr nur zu gut!"

Yegua schüttelte den Kopf und wandte ihm eiskalt den Rücken zu, auch um zu sehen, wer sie da eigentlich von hinten bedrohte. "Seht Ihr, mit was für Leuten Ihr Euch da gemein macht? Wer seid Ihr überhaupt und wer war der miese Verräter, der Euch allen das Tor geöffnet hat?"


Autor:von Scheffelstein

Richeza tastete sich an der Wand entlang näher an die Türöffnung, um besser sehen zu können, was auf dem Gang vor sich ging, sie achtete jedoch genau darauf, außerhalb der Reichweite der Kriegerin zu bleiben. Auch wenn sie den Säbel fest umklammert hielt, war sie viel zu schwach, um sich zu wehren.

Überrascht hob sie die Augenbrauen, als sie erkannte, wer ihnen da so unvermutet zu Hilfe gekommen war.

"Ihr?", fragte sie an Gendahar von Streitzig gewandt. "Was macht Ihr hier? Ist meine Tante da? Seid Ihr mit ihren Soldaten zurückgekehrt?" Ihr Blick fiel auf Anzures Ballan und verdüsterte sich. "Oder mit dem Aranjuez?"

Sie wandte sich Moritatio zu. "Hol welche von den Tüchern oder Leinen aus der Waschküche, und dann fesselt sie." Sie nickte verächtlich in Richtung der Elenterin. Plötzlich fiel ihr etwas ein und ihr Gesicht verdüsterte sich noch weiter, als sie sich wieder zu dem Streitzig umdrehte. "Wo ist Praiodor? Habt Ihr ihn etwa hierher gebracht? Ihr habt versprochen, ihn in Sicherheit zu bringen! Wo ist der Junge?"



Autor: Ancuiras

"Ich freue mich auch, Euch wiederzusehen, werte Richeza", antwortete Gendahar und versuchte trotz der Umstände ein Lächeln. "Ich bin allein gekommen, weil ich solche Sehnsucht danach hatte, die liebliche Stimme einer Da Vanya zu hören. Dem Jungen geht es gut. Er ist mit den Gräflichen auf dem Weg nach Ragath, Romina wird sich in der Zwischenzeit um ihn kümmern. Aber mir scheint, es gibt jetzt Vordringlicheres."

Er wandte sich Yegua von Elenta zu. "Mit Verlaub, Caballera, ich bin Euch keinerlei Rechenschaft schuldig. Und Eure werte Base wollte uns beim letzten Besuch auf diesem Castillo gefangen setzen lassen oder Schlimmeres. Sie wird dem Kaiser Rede und Antwort stehen müssen, ebenso wie Ihr."

Er winkte noch einen Burschen hinzu. "Geh dem jungen Herrn da Vanya zur Hand, wenn er diese Dame hier einsperrt."



Autor: von Scheffelstein

Richeza klappte den Mund auf – und wieder zu. Dass der Streitzig nicht alleine war, sah sie. Den Burschen, den er hinter Moritatio her in den Waschkeller schickte, kannte sie aus dem Dorf. Und wieso sagte er, er sei allein, wenn der Söldner des Aranjuez neben ihm stand? Was wollte er hier?

Noch immer drang das Geräusch des Regens von oben herunter, leiser inzwischen. Menschen riefen auf dem Hof durcheinander. Richeza vermochte keinen klaren Gedanken zu fassen. Sie wusste nicht, ob sie nun sicher war oder nicht, ob das Kämpfen ein Ende hatte oder weiterginge. Sie war unfähig, eine Entscheidung zu treffen, und so lehnte sie wortlos an der kalten Mauer der Kammer, hielt sich an dem Säbel fest wie eine Ertrinkende an einem brüchigen Ast und starrte den Streitzig an, stumpf, aus blutunterlaufenen Augen.



Autor: Der Sinnreiche Junker

Der Mercenario hielt sich höflich im Hintergrund, stand es ihm doch nicht zu, sich in die Belange der hohen Herrschaften einzumischen. Er wusste auf wessen Seite sein Freund und Dienstherr stand, und mehr interessierte ihn nicht. Zumal ihm auch der vielsagende Blick nicht entgangen war, mit welchem die Scheffelsteinerin nach Hernán von Aranjuez gefragt hatte.

„Ich weiß nicht, wo sich Seine Hochgeboren aufhält. Ich hatte gehofft, Ihr wüsstet vielleicht etwas.“ Fragend sah er sich in der noblen Runde um.


Autor: von Scheffelstein

Richeza zuckte auf die Frage des Söldners hin mit den Schultern. Wusste der Namenlose, wo der Aranjuez sich herumtrieb. Sie konnte sich nicht einmal erinnern, wie er sie verlassen oder warum er sie zurückgelassen hatte. Sie hatte auf diesem verfluchten Ackergaul gesessen, gefesselt, er hatte mit der Harmamund geredet, irgendwo unten im Dorf, nachdem man ihnen den Einlass in die Burg verwehrt hatte. Und dann? Nichts. Irgendwann war sie in der Hütte erwacht, und Moritatio und der alte Krähenfreund waren dort gewesen. Was war zuvor geschehen?, fragte sie sich beunruhigt.

Sie sah zu Moritatio, der mit dem jungen de Vargas und dem Burschen aus dem Dorf aus der Waschküche zurückkehrte. Sie fesselten die Elenterin. Die Augen der Frau versprühten einen solchen Hass, als wolle sie sie alle am liebsten auf der Stelle töten. Doch offenbar war ihr ihr Leben teuer, und das Schwert des Streitzig, das nun an ihrer Kehle lag, und die auf sie gerichtete Armbrust, schienen überzeugend genug, dass sie sich nicht wehrte.

"Moritatio", wandte sich Richeza an ihren Vetter, "solange deine Mutter nicht hier ist, bist du der Herr dieser Burg. Du musst ..." Sie blinzelte. "Wir müssen die Gardisten loswerden. Jetzt! Bleibt zu hoffen, dass sie freiwillig gehen, wenn sie sehen, dass wir ihre Commandanta haben. Zumal diese ja mehr als deutlich gemacht hat, dass ihr das Leben ihrer Gefolgsleute umgekehrt keinen Fliegenschiss wert ist."

Ja, das blieb wahrlich zu hoffen! Denn welche Aussichten hätten sie sonst gegen ein Dutzend bewaffneter Soldaten, falls diese sich als unerwartet loyal erwiesen? Richeza musterte die Männer und die Frau im Gang. Moritatio war sicher nur ein mäßiger Kämpfer, sie selbst konnte sich kaum auf den Beinen halten, und auch der Söldner schien verletzt. Und die Dörfler waren Bauern, keine Soldaten. Blieben der junge de Vargas und der Streitzig.

Was auch immer der hier wollte. Rache an Praiosmin? So hätte sie ihn gar nicht eingeschätzt. Richeza betrachtete den Mann. Er trug einen Harnisch und Reitkleidung, Haar und Bart waren wieder sorgsam gestutzt. Falls seine Schulter ihm noch Beschwerden machte, war ihm dies nicht anzumerken. Er sah aus wie das blühenden Leben.

Ganz im Gegensatz zu ihr. In Lumpen. Mit kaputten Stiefeln. Blutbesudelt. Bleich und krank.

'Bei allen Höllen, hast du keine andere Sorgen, Richeza?', fragte sie sich und senkte verdrossen den Blick.



Autor: Ancuiras

Gendahar betrachtete die zerzauste kleine Gestalt vor ihm, die einmal Richeza von Scheffelstein gewesen sein musste. Irgendwie sah sie selbst in diesem Aufzug noch... anziehender aus. Schutzbedürftiger. Jedenfalls interessanter als die ganzen herausgeputzten Domnatellas bei Hofe.

Er riss sich aus seinen Gedanken. Er sollte sich diesen Unsinn aus dem Kopf schlagen. Sie bedurfte keines Schutzes, verlangte erst recht nicht danach. Und wenn sie sich gefreut hatte, ihn wiederzusehen, hatte sie es wohl verborgen. Das Einzige, was sie beide verband, war der kleine Praiodor, und den hatte er in ihren Augen allein gelassen.

Er blickte in die Runde. "Es wird Zeit, der Besatzung klarzumachen, dass diese Frau hier nichts mehr zu sagen hat. Moritatio, du bist jetzt in der Tat der Befehlshaber der Burg. Die Gardisten loszuwerden wird indes nicht so einfach sein", ergänzte er in Richezas Richtung. "Nicht, solange dort draußen noch die Oger wüten. Aber wollen wir doch mal sehen, ob wir die Männer und Frauen nicht unter unseren Befehl stellen können."

Er hieß ihre beiden Begleiter aus dem Dorf, die Kommandantin nicht nur zu fesseln, sondern auch zu knebeln. Dann marschierte er geradewegs auf den Burghof und bedeutete seine Leuten, die Kommandantin hinter ihm herzuführen. Im Hof angekommen erkannte er, dass die Löscharbeiten fast abgeschlossen waren. Er blickte an sich herab: In eine Rüstung gekleidet hatte er eigentlich immer eine hinreichend beeindruckende Erscheinung abgegeben. Er wartete noch einen Augenblick, bis ihm die Aufmerksamkeit der meisten Burgwachen sicher war, bevor er sich auf die Mitte des Burghofs stellte und mit lauter, über den ganzen Hof schallender Stimme auszurufen begann.

"Höret! Ich, Gendahar von Streitzig, Vogt von Gräflich Thangolforst und Ritter seiner Kaiserlichen Majestät, Hal Secundo von Gareth und Almada, gebe Folgendes kund: Im Namen Ihrer Kaiserlichen Majestät und Seiner Hochwohlgeboren, Graf Brandil von Ehrenstein und Streitzig zu Ragath erkläre ich, dass jene Person hier", er zeigte auf Yegua von Elenta, "nicht mehr befugt ist, das Kommando über dieses Castillo zu führen. Sie wird nach Punin verbracht und muss dort sich dort für ihr eigenmächtiges Handeln verantworten und mit ihr jede Person, die von nun an für ihre Sache streitet und ihren Befehlen Folge leistet. Wer aber bislang ihr aus Unwissenheit Gefolgschaft leistet, soll pardonniert werden, so er oder sie fortan wieder dem Kaiserhaus Gefolgschaft leistet. Das Kommando über das Castillo iegt von nun an wieder in den Händen des Hauses da Vanya. In Abwesenheit der Junkerin hat ihr Sohn Moritatio die Befehlsgewalt." Er hoffte, dass Moritatio ihm gefolgt war, wandte sich aber nicht nach ihm um. Er streckte das Schwert in die Höhe. "Nur gemeinsam können wir der Gefahr durch Oger und Ferkinas wiederstehen. Vivat Almada, Vivat Hal Secundo! VIVAT!"


Chronik:1033
Der Ferkina-Feldzug
Teil 33