YB37 Ehret den Prinzen!
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Erschienen in den Meldungen des Hauses Yaquirblick Nô 37
Travia 1034 BF (6 Hal II.)
Feierlichkeiten anlässlich der Segnung Raul Eslams von Gareth in Punin[Quelltext bearbeiten]
PUNIN. Neun Tage dauerten die Festlichkeiten anlässlich der Segnung des am 13. Rondra geborenen kaiserlichen und königlichen Thronfolgers, Prinz Raul Eslam von Gareth. Vom 16. bis 25. Efferd des 1034. Jahres nach dem Fall des vieltürmigen Bosparan wurde Punin zum Herzen des Reiches: Von nah und fern reisten Menschen an, den jungen Prinzen zu sehen, ihn mit Liedern und Wettkämpfen[1] zu ehren.
Die wichtigsten Meldungen in Kürze:
Der Unbesiegte siegt erneut - Gendahar von Streitzig gewinnt Turnier zu Ehren des Prinzen – Ragatische Furie verliert Zweikampf – Valedor vereitelt Mordtat[Quelltext bearbeiten]
Ein Höhepunkt der Festlichkeiten waren die Zweikämpfe zur Ermittlung von Almadas bestem Fechter am 18. und 19. Efferd, ausgetragen unter den Augen von Hochwürden Eslamida Fitahdjiin von Punin, Vorsteherin der Halle zu Ehren des Helden Caralus in Tiefenbrunn. Auch wenn Rapier und Degen die bevorzugten Waffen bei diesem Wettstreit waren, waren Säbel und Schwert, ja selbst Hiebwaffen und Stäbe ebenfalls zugelassen. Die Kämpfe wurden auf Wunsch des Kaisers nach Pervalschen Regeln auf das Zweite Blut ausgetragen.
Neben zahlreichen Glücksrittern traten viele der bekanntesten Duellanten Almadas an, um sich den Titel zu sichern: Gendahar von Streitzig, Talfan von Jurios, Vesijo de Fuente y Beiras, Richeza von Scheffelstein y da Vanya, Salandra von Therenstein und Contessina Amazetti.
Weitere namhafte Streiter waren Reichsmarschall Gwain von Harmamund, Reichserzzuchtmeister Dajon von Taladur, sowie die Doms Ansvin Ferbras von Al'Muktur, Escalio d'Artésa und Stordan von Culming.
Am 18. Efferd konnten die Streiter sich in jeweils drei Runden für den Folgetag qualifizieren, sofern sie zweimal als Sieger aus ihren Duellen hervorgingen. Es stand jedem Fechter frei, sich seine Gegner selbst zu wählen.
Einer der spektakulärsten Kämpfe an jenem Tag war der zwischen Rashid el-Ankhra, dem Leibwächter der Kaisergemahlin, und Vesijo de Fuente y Beiras, Valedor von Punin und Rechte Hand des Kaisers. Während der Novadi für einen Heiden beinahe rondragefällig focht, nutzte Dom Vesijo alle Vorteile eines pervalschen Gefechts für sich und bedrängte den Kontrahenten auch dann, wenn er bereits am Boden lag. Für Empörung bei dem Südalmadaner und auch vielen Zuschauern, insbesondere den Hütern des Almadin, sorgte das fortwährende Einschreiten von Hochwürden Eslamida, die den Kampf schließlich beendete, als Rashid el-Ankhra mit gebrochenen Knochen blutend vor Dom Vesijo im Staub lag und dieser noch immer auf ihn eindrosch.
Insbesondere die Gefechte der Domnas wurden von den Zuschauern mit Spannung verfolgt. Während Domna Richeza und die Taladurer Gardecapitana Contessina Amazetti gar nicht dazu kamen, einen Gegner zu fordern, da sich die angereisten Glücksritter schier darum prügelten, mit den Damen die Klinge kreuzen zu dürfen, forderte Domna Salandra gleich im ersten Kampf Marschall Gwain von Harmamund, der die inzwischen bekennende Hüterin des Almadin 1027 BF auf dem Hoftag der Königin zu Al'Muktur in Abwesenheit des Hochverrats hatte anklagen lassen. Tatsächlich sah es so aus, als würde Domna Salandra das Duell für sich entscheiden, war sie doch wesentlich schneller und gewandter als der alternde Marschall. Plötzlich aber traf ein aus der Menge heraus geworfener Stein die Haffither Vogtin an der Schläfe, sie verlor das Bewusstsein und musste den Kampf und infolge auch das Turnier verloren geben.
Am Ende des Tages wählte Hochwürden Eslamida unter den qualifizierten Streitern acht aus, welche am nächsten Tag die Endrunde bestreiten sollten. Ritterliches Verhalten, spektakuläre Fechtkunst sowie die Gunst der Zuschauer sollten ihre Wahl beeinflussen. Während Dom Gendahar, Domna Richeza und Dom Gwain sowie zwei Avesjünger, eine Glücksritterin und eine Unbekannte, die ihr Gesicht hinter einem Schleier verbarg, sowohl rondragefällig gefochten als das Wohlwollen der Menge erstritten hatten, stieß die Qualifikation Dom Vesijos bei der geweihten Zuschauerschaft auf verhaltenen Protest. Doch wer wollte dem unzweifelhaft fechtbegabten Valedor Punins vor den Augen der versammelten Almadinhüter den Einzug ins Finale verwehren, selbst wenn seine drei Gegner allesamt bedrohliche Verletzungen davongetragen hatten – unnötigerweise, wie ein Ritter vom Orden des Heiligen Zorns der Göttin Rondra sich empörte?
Die Ausscheidungskämpfe am 19. Efferd fanden vor begeistertem Publikum im ausverkauftem Caralus-Stadion statt. Unterbrochen wurde der Wettbewerb von Gladiatorenkämpfen und Gaukelspiel, sodass der Sieger erst am Abend gekürt wurde. Jeweils zwei Streiter traten nun gegeneinander an, der Verlierer schied aus, der Sieger forderte einen neuen Gegner.
Während Domna Richeza, die Verschleierte und Dom Vesijo die ersten drei Kämpfe gegen die auswärtigen Glücksritter für sich entscheiden konnten, kam es zur Mittagsstunde zu einem bemerkenswerten Duell zwischen Gendahar von Streitzig und Gwain von Harmamund, das der Yaquirtaler mühelos binnen eines kurzen Wasserlaufs siegreich beendete. Es schien, als habe Dom Gwain, der an beinahe allen Wettkämpfen zu Ehren des Prinzen teilgenommen hatte, am Ende doch unter der Last seines fortgeschrittenen Alters zu leiden gehabt.
Im ersten Halbfinale trafen Dom Vesijo und jene Unbekannte aufeinander, die schon am Vortag für Aufsehen gesorgt hatte: Nicht nur verbarg sie ihr Gesicht hinter einem Schleier, gerade so, als sei sie eine Heidin, auch schien sie eine außerordentlich begabte Fechterin zu sein. Ersteres mochte der Grund gewesen sein, warum der Valedor Punins die Fremde gefordert hatte. Sein Hass auf die Novadis ist legendär, daran hat auch die Hochzeit des von uns allen hoch verehrten Kaisers mit der Tochter des Kalifen nichts geändert.
Die Unbekannte aber, so furchtlos sie bislang gekämpft hatte, schien alles andere als glücklich über die Forderung des Valedors, hatte sie doch just selbst entschlossen auf Dom Gendahar zugehalten, als Dom Vesijo ihr den Weg verstellte. Doch wie, fragte mancher halblaut, sollte sie den Amhallasihden fürchten, wenn sie sich gar ein Gefecht wider den Streitzig zugetraute?
Die Fremde schien wild entschlossen, das Halbfinale siegreich zu beenden, doch der glühende Hass, mit dem der Valedor der mutmaßlichen Novadi entgegentrat, machte es ihr nicht leicht, einen Angriff zu wagen, zu ungestüm, ja fast brutal waren die Hiebe und Stiche Dom Vesijos. Während die Puniner, angestachelt von der Almadingarde, vornehmlich dem Valedor zujubelten, waren die Sympathien der Aramyas zwiegespalten. Während einige ein Loblied auf die mutige Achmad'sunni sangen, empörten sich andere, dass eine – aus ihrer Sicht rechtgläubige – Frau nichts in der Arena verloren habe.
Beide Gegner trugen einige leichtere Verletzungen davon, im Laufe des Kampfes aber schienen die Kräfte die Fremde zunehmend zu verlassen. Ihre Bewegungen verloren an Geschmeidigkeit, bald stolperte sie mehr als einmal und hatte Schwierigkeiten, sich der immer aggressiveren Attacken Dom Vesijos zu erwehren. Als die Unbekannte schlussendlich im Rückwärtsgehen zu Boden stürzte, schlug der Valedor ihr den Degen aus der Hand und trat ihr auf die Finger, als sie im Liegen nach der Waffe tastete. Geschmeiß wie sie zertrete er unter seinen Füßen, erklärte Dom Vesijo der Geschlagenen, sprach's und versetzte der Frau einen empfindlichen Tritt in die Flanke, dass selbst die leidenschaftlichsten Reconquistadores mitleidig zusammenzuckten.
Zornig schritt Hochgeboren Eslamida ein und verwarnte den Valedor, wenn er noch einmal gegen die Regeln verstoße, werde sie ihn disqualifizieren. "Welche Regeln?", erwiderte Dom Vesijo ungerührt und kehrte der Rondrianerin brüsk den Rücken zu, während einige besorgte Damen herbeieilten, um die Verschleierte aus der Arena zu geleiten, die darüber alles andere als erfreut schien, doch zu schwach war, um sich zu wehren.
Auch das zweite Halbfinale wurde mit Spannung erwartet, ja, es steht zu vermuten, dass der mutmaßliche Ausgang des Gefechts schon im Vorfeld zu weitreichenden Spekulationen führte und bei keinem Kampfe die Wetten so begeistert abgeschlossen wurden. Zwei der berühmtesten Duellanten Almadas trafen an diesem Tage aufeinander, um erstmals die Klingen zu kreuzen: Dom Gendahar von Streitzig, genannt die schnellste Klinge des Landes und Domna Richeza von Scheffelstein y da Vanya, bekannt als ragatische Furie. Während Domna Richeza seit achtzehn Jahren keinen Zweikampf mehr verloren hatte, ließ der Herold verkünden, Dom Gendahar habe außerhalb der Übungshallen noch nie ein Duell gefochten, aus dem er nicht als Sieger hervorgegangen sei. Doch nicht nur die unbestrittene Begabung der Duellanten heizte die Stimmung an: Insbesondere das seit Jahr und Tag verbreitete Gerücht, Domna Richeza werde denjenigen ehelichen, der sie im Ehrduell besiege, ließ die Menschen dem Ausgang des Kampfes entgegenfiebern.
Wahrlich, das Gefecht hielt alles, was es versprochen hatte. Dom Gendahar, zum Scherzen aufgelegt, erntete Beifall für seine kecken Sprüche und unverschämt mühelosen Paraden. Domna Richeza, die seit dem denkwürdigen Duell gegen den Kanzler Almadas in just diesem Stadion viele Verehrer unter den Puninern hat, begeisterte die Menge mit schnellen Vorstößen und gewagten Manövern gegen den deutlich größeren Yaquirtaler.
Der Kampf währte bald eine halbe Stunde. Auch wenn Dom Gendaher letztendlich der bessere Fechter zu sein schien, hatte es den Anschein, als wolle die Ragatierin des Gefecht um jeden Preis gewinnen. Schließlich aber verletzte der Yaquirtaler sie nach einer Finte so schwer am Arm, dass sie den Degen nicht mehr zu halten vermochte und nach einigen verbissenen Angriffen mit der linken Hand allmählich die Kräfte verlor. Als Dom Gendahar unter dem Jubel der Zuschauer der Kontrahentin den Degen aus der Hand schlug und geschickt auffing, weigerte er sich, der schwer keuchenden Domna die Waffe zurückzugeben. Beider Blick wanderte zu Dom Vesijo, der das Gefecht von der Tribüne aus beobachtete.
Er könne nicht zulassen, dass sie verwundet gegen den Amhallassihden antrete, erklärte Dom Gendahar. Inzwischen nämlich hatte sich das Gerücht verbreitet, Dom Vesijo habe im Kampf gegen die verschleierte Fremde ein Spinnengift verwendet, das diese lähmte. Domna Richeza war nicht gewillt, sich geschlagen zu geben, doch nachdem ihr der Yaquirtaler bei den drei folgenden Angriffen wieder und wieder die Waffe aus der Hand schlug, ohne dass sie ihrerseits Gelegenheit für einen Ausfall bekam, erklärte Hochwürden Eslamida den Kampf für beendet.
"Nun, Domna Richeza", lächelte der Thangolforster Vogt, "seid Ihr noch immer nicht gewillt, Euch einem flachsköpfigen Hofnarren hinzugeben?" Die Antwort der streitbaren Ragatierin fiel weniger zornig aus, als es ihrem Ruf entsprochen hätte. "Einem Hofnarren, Dom Gendahar", erwiderte sie schlicht, "jedenfalls nicht."
Der Yaquirtaler beteuerte, es sei ein guter Zweikampf gewesen, doch der Blick Domna Richezas weilte auf dem Valedor Punins, gegen den Dom Gendahar nun das letzte Gefecht bestreiten würde. Für ein Pfand werde er den Kampf für sie gewinnen, erklärte der Thangolforster Vogt. Wenn er den Kampf für sie gewinnen wolle, so solle er weniger als keine Gnade walten lassen, erwiderte sie. Dann – und nur dann – solle er erneut nach einem Pfand verlangen.
Und so waren es Dom Gendahar und Dom Vesijo, die das bang erwartete Finale um den Titel des besten Fechters Almadas bestritten. Ob die Gerüchte über die unlauteren Mittel des Valedors auch nur den leisesten Funken der Wahrheit beinhalteten, konnte nicht bewiesen werden, denn Dom Gendahar wurde in diesem Gefecht nicht verwundet, wiewohl es dem Valedor gelang, ihn um zwei Haarsträhnen zu erleichtern und das Wams des Streitzigers seine Unberührtheit verlor. Zwar musste Dom Vesijo sich am Ende verletzt geschlagen geben, doch so gnadenlos, wie es Domna Richezas Wunsch gewesen war, zeigte der Sieger sich nicht. – Nicht zuletzt wohl, da Hochwürden Eslamida endgültig genug von gnadenlosen Kämpfen hatte und nicht gewillt schien, unrondrianisches Verhalten auch noch im Endkampf zu dulden. So war es wieder einmal der landesweit berühmte Klingenjäger, der seinen Ruf als Fechtkönig Almadas verteidigte.
Domna Richeza, von Spöttern gefragt, ob sie nicht einst behauptet habe, denjenigen zu ehelichen, der sie im Ehrduell bezwänge, erklärte kühl, sie habe noch immer kein solches verloren.
Der Yaquirblick verzichtete darauf, Dom Vesijo zum Ausgang des Turniers zu befragen, denn der Valedor hatte nach seiner Niederlage wutschnaubend die Arena verlassen, gefolgt von einem Dutzend finster dreinblickender Almadingardisten. Nicht ohne den Streitzig zuvor mit finstersten Blicken zu bedenken. "Das wird Euch noch leid tun", soll er gedroht haben.
Finster blickte auch der Sohn des Streitzigs drein, den man über das halbe Rund des Stadions schimpfen hörte – auf den Valedor, die Almadingardisten, ja selbst die Rondrageweihte, welche die Kämpfe beaufsichtigt hatte. Wie dumm, keifte Valdemoro von Streitzig-Madjani, könnten die Puniner nur sein, eine Mörderin nicht als solche zu erkennen, wenn sie direkt vor ihren Augen erscheine?
Bei jener Unbekannten, welche der Valedor besiegte, habe es sich um niemanden sonst als Viminyoza von Rebenthal gehandelt, erklärte der junge Almadinhüter. Die Mörderin seines Großvaters, des seligen Alt-Ratsmeisters Gonzalo di Madjani, habe es nun auch noch auf seinen Vater Gendahar von Streitzig abgesehen, dessen Haus sich mit dem der Madjanis verbrüdert hatte. Ja, dass auch er vor einem Anschlag nicht sicher sei, erklärte Domnito Valdemoro, schließlich sei bekannt, dass zwischen dem Hause Rebenthal und dem Haus Madjani eine Fehde bis auf das dritte Blut geführt werde.
Eilige Ermittlungen der Almadinhüter bestätigten den Verdacht des jungen Madjani: Im Hotel Raschtulswall, in welchem die Unbekannte untergekommen war und zu welchem sie besorgte Jünglinge gebracht hatten, fand man später ein Taschentuch mit dem Rebenthaler Wappen – in Blau eine goldene Weinrebe, darunter zwei goldene Winzermesser, die Klingen der Rebe zugewandt. Nicht nur das Schnupftuch nahmen die Hüter an sich, weiters fanden sie ein Fläschchen, welches Shurin-Gift enthielt. Es scheint, als habe Domito Valdemoro recht und die Verschleierte tatsächlich vor gehabt, des Jünglings Vater im Zweikampf zu vergiften.
Allein – die Fremde blieb unauffindbar. Obwohl die Burschen, welche sie zu ihrer Unterkunft geleitet hatten, beteuerten, sie sei kaum fähig gewesen, sich zu rühren, war sie entkommen. Ob sie Helfer hatte? Domnito Valdemoro tobte und ließ verkünden, dass er das Kopfgeld von 500 Dukaten, welches auf die Rebenthalerin in Punin ausgesetzt ist, um weitere 50 Dukaten erhöhe.
So scheint es, als sei der Sieger des Raul-Eslam-Turnieres nur knapp einem tödlichen Anschlag entgangen. Und gewiss ist, dass es der ehrbare Valdedor unserer Stadt gewesen, welcher das Leben Dom Gendahars bewahrte, als er die Fremde des Turnieres verwies, ehe die ihr schändliches Gift verwenden konnte.
Vivat!, schreiben wir darum, vivat! dem besten Fechter des Landes. Vivat! aber auch, vivat! dem Valedor von Punin!
Domna Galetti stirbt als freie Puninerin - Kaiser begnadigt Schwerverbrecher[Quelltext bearbeiten]
Während der gesamten Fest-Tage fanden im Caralus-Stadion Gladiatoren-Kämpfe statt. Bei den meisten Kämpfern handelte es sich um verurteilte Verbrecher, denen der Kaiser in Seiner Gnade den Tod durch den Strick erlassen hatte, damit sie "zur Erbauung des Volkes und zur Abschreckung von Missetätern" in der Arena antreten und so vor ihrem Tode noch "am Jubeltage zu Ehren Unseres Sohnes" teilhaben dürften. Die Sieger der letzten Kämpfe wurden begnadigt. Sie werden fürderhin vom Kaiser selbst bezahlt, um in des Prinzen Namen das Volk zu unterhalten, auf dass dieses sich ewig an den Freudentag Seiner Allerdurchlauchtigsten Hoheit erinnere.
Weiterhin gestand der Kaiser dem Volke zu, an jedem Fest-Tag einer Frau oder einem Manne Gnade zuteil werden zu lassen, so diese es vermöchten, sich einen Platz in den Herzen der Menschen zu erstreiten.
Zu den solcherart Begnadigten gehörte die einstige Besitzerin des Puniner Spielsalons Silberling im Stadtteil Yaquirhafen. Das Etablissement von Domna Galetti und ihrem Gatten gehörte einst zu den angesehensten der Stadt. Um so schmerzlicher war es für Punins Bürger, erfahren zu müssen, dass sich das bislang als unbescholten geltende Paar des Hochverrats schuldig gemacht hatte. Wie sich im Rondra dieses Jahres herausgestellt hatte, waren Garethjünger und Horasknechte im Silberling ein und aus gegangen. Ein konspiratives Treffen mit dem Ziel, die Führer unserer geschätzten Almadingarde zu töten, war überhört worden, sodass das Attentat im letztem Augenblick verhindert werden konnte.
Die Bürger Punins riefen bereits am ersten Turniertag um Gnade für Domna Galetti, nachdem ihr Gatte im Kampf gegen einen auswärtigen Gladiator gefallen war. Domna Galetti wurde freigesprochen. Unglücklicherweise war die unerfahrene Streiterin im Gefecht schwer verwundet worden. Zwei Tage später erlag sie im Letztbarmherzigen Hospiz Unserer Sanften Frau Marbo ihren Verwundungen. Sie starb als freie Puninerin und wurde auf dem Totenfeld beigesetzt.
Novadi gewinnt Pferderennen auf der Maquammeile - Rashid el-Ankhra beschämt den Marschall[Quelltext bearbeiten]
Marschall Gwain von Harmamund gilt als einer der besten Reiter Almadas. In Rashid el-Ankhra, dem Leibwächter der Kaisergemahlin Tulameth saba Malkillah aber hat er seinen Meister gefunden. Vom 21. bis 23. Efferd stritten auf der Maquammeile 54 Reiter in insgesamt zwölf plus einem Rennen um den Titel als bester Reiter des Reiches. Jeweils sechs Reiter traten gegeneinander an, die beiden besten jedes Laufes qualifizierten sich für die Teilnahme an den Rennen des nächsten Tages.
Für eine Überraschung am ersten Tag sorgte der Ferkina Zhandur iban Khordad, Shâr der Madabiljim aus dem Stamm der Bân Gassarah. Obwohl er kein stolzes Ross, sondern nur ein wildes Bergpferd ins Rennen führte, setzte er sich als klarer Sieger gegen seine Konkurrenten durch.
Schon am zweiten Tag konnte Dom Gwain sich nicht gegen den Leibwächter der Kaisergemahlin durchsetzen und zog nur als Zweiter in das Finale ein. Am letzten Tag des Wettstreits scheint sich das Alter des Marschalls bemerkbar gemacht zu haben, denn er blieb weit abgeschlagen hinter dem nur halb so alten Rashid el-Ankhra zurück und wurde kurz vor dem Ziel sogar noch von einem fremden Reiter überholt.
Das Volk reagierte verhalten auf den Sieg des Novadi. Es scheint, als hätten insbesondere die Yaquirtaler sich noch nicht alle mit dem neuen Friedensschluss zwischen dem Reich und dem Kalifat abgefunden. Einige Unruhestifter wurden von der Almadingarde zur Ordnung gerufen und tatkräftig daran erinnert, dass man in diesen Tagen die Geburt eben jenes Prinzen feierte, der Zeugnis des neuen Bundes ist.
Unverschämte Schelmereien überschatten Bardenwettstreit - Leirix von Punin verspottet den Kaiser[Quelltext bearbeiten]
Es sollte ein Fest der besonderen Art sein: Die Bardenschule Torbenia hatte Sänger und Dichter aus allen Landesteilen zusammengerufen, auf dass sich die Besten der Besten miteinander messen sollten. Dem Sieger wurde die Ehre zuteil, beim Abschlussbankett zu Ehren des Prinzen ein Lied über den Thronfolger Raul Eslam von Gareth vorzutragen.
Am 17. Efferd traf die Leiterin der Bardenschule, Boronya Burlana Sfapano eine Vorauswahl. Auf ein Stichwort hin galt es, in kürzester Zeit einen annehmbaren Achtzeiler zu ersinnen. Es hätte ein friedlicher Wettstreit, vielleicht der erbaulichste Teil der Feierlichkeiten werden sollen, allein, die Frechheiten eines Mannes bereiteten der Heiterkeit ein jähes Ende. "Ein strammer Knabe von roter Farbe, der Mutter nicht gleich, der Vater zu bleich, die Mutter zu schlank, der Vater zu krank, wes Blutes er ist, bleibt ungewiss", war alles, was Leirix von Punin, stadtbekannter Störenfried und Schelmenkönig von eigenen Gnaden, an Dichtkunst beizutragen hatte und wagte es somit, Kaiser und Kronprinz in einem Atemzuge zu beleidigen. Selbst die nachdrückliche Ermahnung der Almadingardisten ließen ihn nicht verstummen, ja, er wagte gar, die Garde mit sinistrer Koboldmagie anzugreifen und musste in Gewahrsam genommen werden. Aufgrund der Präsenz der Gardisten kam es im Folgenden zu keinen weiteren Zwischenfällen.
Unter den sechs besten Dichtern, die sich für die folgende Runde qualifizierten, befanden sich die Oberhofkapellmeisterin Delilah Dhachmani de Vivar sowie der Kaiserliche Hofschreiber Stirian Dschadirez, der sich selbst Die Güldene Feder heißt. Der an der Vinsalter Oper bekannte almadanische Sänger Esidio Sforigan y Scheffelstein und der vor Jahren verstoßene Vetter des Puniner Landvogtes Ansvin Ferbras von Al'Muktur, der unter dem bürgerlichen Namen Veinardo Rebwinkel auftrat, konnten sich nicht durchsetzen.
Die sechs besten Dichter hatten bis zum 23. Efferd Zeit, ein Stück zu Ehren des Thronfolgers vorzubereiten. Besonders beliebt bei den Zuhörern war die Tenzone Die Jungen tragen die Träume der Alten der bekannten almadanischen Trovere Mirandola die Spottdrossel. Sie hatte vor den Ohren Maestra Boronyas jedoch keinen Bestand, die Kaiser und Reich der Güldenen Feder und der Ballade Ein Kind des Mondes der Oberhofkapellmeisterin den Vorzug gab.
Am Ende blieb ein kleiner Wermutstropfen für die Torbenia, war es doch nicht etwa einer der zahlreichen almadanischen Sänger und Dichter, der letztlich dem Prinzen sein Ständchen singen durfte, sondern ein auswärtiger Musiker, der den Wettbewerb knapp gegen Domna Delilah für sich entschied.
Kovara Londirez, Stadtschreiberin zu Punin
- ↑ Spieler des Abenteuers Der Mondenkaiser mögen einen anderen Ausgang der Wettkämpfe erleben. Künftige Briefspielgeschichten berufen sich hingegen auf die hier vorgestellten Begebenheiten.