Chronik.Ereignis1033 Feldzug Alina 01

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Baronie Schrotenstein, 26. Praios 1033 BF

Einige Meilen nördlich von Schrotenstein

Früher Abend

„Reiter!“, entfuhr es dem Caballero Servando Cronbiegler, der im gleichen Alter wie Domna Lilithrud war, jedoch im Gegensatz zu ihr nicht die Knappschaft beim alten Castellan durchlaufen hatte. So hatte Dom Rondrigo, immerhin noch ein Ritter von echtem Schrot und Korn, eigentlich nicht vorgehabt, den aus der ragathischer Bürgerschaft Aufgestiegenen mit zu nehmen, doch hatte dieser darauf bestanden – wohl um die Schwester der vermissten Domna Romina, Domna Rahjada Mera von Ehrenstein-Streitzig ä. H. zu beeindrucken, zu deren zahlreichen Verehrern er zählte.

Der Trupp war bis hart vor den Ort und das gleichnamige Castillo Schrotenstein gelangt, als südlich von ihnen eine Staubwolke eine sich offensichtlich schnell bewegende Kavalkade verriet. Zweifelnd wurden einige Blicke getauscht, mochte die Richtung doch im Hinblick auf Dom Rondrigos erwartete Rückkehr nicht recht Sinn ergeben. „Sie führen ein schwarzes Banner. Mit etwas Silbernem.“, fuhr Dom Servando fort, nachdem er sich in den Steigbügeln aufgerichtet hatte, und die Augen mit der Hand beschattete. „Sieht wie ein Hammer aus. Oder eine Streitaxt.“

„Es ist ein Rabenschnabel“, erklärte Dom Thallian dem jungen Caballero, der wohl die besten Augen haben mochte, aber offensichtlich nicht den schnellsten Verstand. Die Blicke der Gräflichen wandten sich zu Hernán von Aranjuez, dessen schwarzer Umhang eben jenen silbernen Rabenschnabel zeigte. Dieser erwiderte die Blicke nur ausdruckslos, wiewohl er sich tief in seinem Inneren mutmaßlich eines gewissen Triumphgefühls wohl kaum erwehren konnte. Die alte numerische Überlegenheit seiner Leute war wieder hergestellt.

Wenig später ergriff er den Unterarm eines gutaussehenden, jungen Mannes, für den das Wort ‚Schnösel‘ wie gemacht schien. Das Schicksal schien den schlanken Jüngling mit zahlreichen Vorzügen gesegnet zu haben, sah man einmal von der Gnade einer standesgemäßen Geburt ab; zwei Umstände derer sich Gualterio Colonna zum Leidwesen seiner Mitmenschen nur allzu sehr bewusst war. So musterte er unverhohlen mit scheinbar gelangweiltem Blick die übrigen Reiter der Spitzengruppe – und schien nicht sonderlich beeindruckt zu sein. „Am Abend des 26. vor Schrotenstein. Ganz wie Ihr befohlen habt, Onkel.“, wandte er sich statt eines Grußes wieder an den Baron und Junker.

Hinter ihm warteten, jeweils zu Pferd, zehn Mercenarios, die jenen nicht unähnlich schienen, die sich bereits in ihren Reihen befanden. Wettergegerbte, narbige Gesichter, sofern sie Männer waren häufig mit Bart oder zumindest unrasiert. Von der Sonne gebleichte Caldabreser oder visierlose Helme und Sturmhauben auf den struppigen Häuptern, und die Leiber in Kette und Leder gehüllt. Manch einer trug eine Armbrust auf dem Rücken, alle aber ein wildes Sammelsurium aus allerlei längeren oder kürzeren Klingen, und ein jeder mit einer zumindest einstmals (gold)gelben Schärpe, die sie als Angehörige des Unterfelser Terzios Dom Hernáns auswiesen. Einzig Gualterio trug eine geschwärzte Rüstung, und darüber die purpurne Offiziersschärpe.

Kurz wurden die wesentlichen Protagonisten einander vorgestellt, wobei der Neuankömmling wiederum keinen Hehl daraus machte, dass er dabei allenfalls der Höflichkeit genüge tat. Nicht einmal Anzures Ballan, immerhin seit vielen Jahren Freund und Vertrauter seines Onkels, und gleich ihm selbst Offizier in dessen Terzio, widmete er besondere Freundlichkeit.

Etwas überraschend lenkte Hernán von Aranjuez dann aber sein Ross von der Straße. „Wir werden Dom Rondrigos Rückkehr in Alina erwarten, wo wir auch das Nachtlager aufschlagen werden. Dort steht der Gutshof eines alten Bekannten“, verkündete er, ohne irgendjemandes Einverständis zu erfragen. Eine Kreisbewegung der über das Haupt erhobenen rechten Hand, und wortlos folgten ihm seine Leute, Reiter wie Fußsoldaten samt den Karren. Die Übrigen blieben zunächst etwas ratlos zurück.

„Aber was ist, wenn Dom Rondrigo uns nicht findet? Was ist, wenn er annimmt, wir seien in Richtung Selaque gezogen?“, rief der junge Caballero hinterher.

„Keine Sorge“, antwortete Dom Hernán, ohne sich umzuwenden. „Dom Rondrigo wird uns finden. Es ist nicht weit.“

So blieb dem Caballero wenig anderes übrig, als seinen Leuten das Zeichen zu geben, den Mercenarios zu folgen, die scheinbar ohne Eile zwischen Trauerklippen und Briesacher Wald vorbei zogen. Als sie wenig später aus dessen Schatten heraus ritten, lag vor ihnen, am Rand der Elentinischen Ebene und die Aliner Kuppen im Hintergrund, das Dörfchen Alina, an das sich Rigoroso, das Gut Dom Ordonyo di Alinas anschloss.




Chronik:1033
Der Ferkina-Feldzug
Teil 01