Chronik.Ereignis1036 Besuch im Vanyadâl 16: Unterschied zwischen den Versionen

keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
Zeile 217: Zeile 217:
'''Autor:''' [[Benutzer:von Scheffelstein|von Scheffelstein]]
'''Autor:''' [[Benutzer:von Scheffelstein|von Scheffelstein]]


"Legt die Waffe nieder und steigt ab!", befahl die Gardecapitana der schreienden Junkerin. "Wenn Ihr uns ohne Widerstand folgt, wird der Gefangenen nichts geschehen. Andernfalls ..." Sie zuckte bedauernd mit den Achseln und wies mit dem behandschuhten Daumen über die Schulter. Die berittenen Soldaten schlossen im Abstand von einigen Pferdelängen den Kreis um die Vanyadâlerin. "Gegen ein Dutzend könnt Ihr nichts ausrichten, wir werden Euch ohnehin gefangen nehmen. Es ist allein an Euch, ein sinnloses Blutvergießen zu vermeiden."
"Legt die Waffe nieder und steigt ab!", befahl die Gardecapitana der schreienden Junkerin. "Wenn Ihr uns ohne Widerstand folgt, wird der Gefangenen nichts geschehen. Andernfalls ..." Sie zuckte bedauernd mit den Achseln und wies mit dem behandschuhten Daumen über die Schulter. Die berittenen Soldaten begannen im Abstand von einigen Pferdelängen den Kreis um die Vanyadâlerin zu schließen. "Gegen ein Dutzend könnt Ihr nichts ausrichten, wir werden Euch ohnehin gefangen nehmen. Es ist allein an Euch, ein sinnloses Blutvergießen zu vermeiden."


"Wie kann sie es wagen?", knirschte Morena von Harmamund derweil auf der Mauer mit den Zähnen. "Denkt sie, ich meine es nicht ernst?" Die Lippen wütend zusammengepresst, griff sie nach einem am Boden liegenden, eisverkrusteten Seil und knüpfte eigenhändig eine laufende Schlinge hinein, die sie Richeza grob über den Kopf streifte. Sie winkte die Gardistinnen heran und brüllte, die Schlinge noch immer festhaltend, zur Vanyadâlerin hinab: "EURE NICHTE IST FREI, SOBALD IHR IM KERKER SITZT! UND IHR BEEILT EUCH BESSER!"
"Wie kann sie es wagen?", knirschte Morena von Harmamund derweil auf der Mauer mit den Zähnen. "Denkt sie, ich meine es nicht ernst?" Die Lippen wütend zusammengepresst, griff sie nach einem am Boden liegenden, eisverkrusteten Seil und knüpfte eigenhändig eine laufende Schlinge hinein, die sie Richeza grob über den Kopf streifte. Sie winkte die Gardistinnen heran und brüllte, die Schlinge noch immer festhaltend, zur Vanyadâlerin hinab: "EURE NICHTE IST FREI, SOBALD IHR IM KERKER SITZT! UND IHR BEEILT EUCH BESSER!"
Zeile 226: Zeile 226:


"Wenn Blut fließt, lass das Miststück los!", hörte sie die Harmamund sagen. Mit dem zurückgestreckten Kopf konnte Richeza die Frauen auf der Mauer nicht sehen und auch ihre Tante und die Soldaten nicht. Nur die Wolken, grau und schwer und die Krähen, die unheilvoll krächzend über den Himmel schwärmten.
"Wenn Blut fließt, lass das Miststück los!", hörte sie die Harmamund sagen. Mit dem zurückgestreckten Kopf konnte Richeza die Frauen auf der Mauer nicht sehen und auch ihre Tante und die Soldaten nicht. Nur die Wolken, grau und schwer und die Krähen, die unheilvoll krächzend über den Himmel schwärmten.
----
'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]]
Mit zusammengekniffenen Augen registrierte Rifada, dass die Harmamund-Schergen ihrer Aufforderung stehenzubleiben nicht nachkamen. Sie wartete deshalb gar nicht erst ab, dass sie von diesen umzingelt würde, sondern zog ihr Pferd schon vorher in die Richtung herum, aus der sie gekommen war und ließ es antraben - erst langsam, dann immer schneller. Der Anblick der sich ihr bot, als sie über die Schulter zurücksah - einerseits um zu sehen, ob sie die zwölf Reiter verfolgten, andererseits um einen letzten Blick auf die Zinnen der Burg zu werfen - ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren. Die zwölfmal verfluchte junge Harmamund hatte dort eine gefesselte Person auf den Torturm bringen lassen. Wenn sie ihre alten Augen auf diese Entfernung nicht trogen, dann war es Richeza - und eben diese Gefangene wurde nun mit einem Strick um den Hals vom Torturm gestürzt! Das war infamer, unwürdiger, niederträchtiger Mord! Keine Magnatin durfte auf diese Art und Weise ums Leben gebracht werden! Jetzt war die Blutsfeindschaft und die Fehde bis zur siebten Generation unvermeidlich! Die ganze Grafschaft musste von dieser grausamen Mordtat erfahren, die jede Frau und jeden Mann mit einem Funken Ehre im Leib auf ihrer Seite gegen die ehrvergessene Morena würde kämpfen lassen! Auch wenn ihre kochende Wut ihr riet, auf der Stelle kehrtzumachen und zwei, drei oder vieren der Harmamund-Bastarde den Schädel einzuschlagen, ehe diese sie selbst niedermachten, durfte sie doch genau das nicht tun, denn sonst würde diese Mordtat noch unentdeckt bleiben, von der die Magnatenschaft, aber auch das gemeine Volk landauf landab erfahren musste.
"Heya! Lauf zu!", peitschte sie ihr Pferd an und lenkte es an dem kleinen Wäldchen vorbei, in dem sie genächtigt hatte. Sie würde sich südwestwärts halten - in Richtung Burg Ragathsquell, denn der alten Trunkenbold Talfan war der Erste, dem sie davon berichten musste und der ihr wichtigster Verbündeter in dieser Blutfehde werden musste. Zwar besaßen auch die Ragathsqueller verwandtschaftliche Bindungen zu der Harmamunds (wie fast jedes andere Haus hier im weißen Ragatien auch) - aber die Blutlinien zu ihrer eigenen Familia waren doch enger und häufiger, und die Ragathsquells waren hier vor Ort stets die größten Konkurrenten und Antagonistas der Stierfürstin Aldea und ihrer Brut gewesen. Dass sich diese selbst ebenfalls für das rechtmäßige Fürstengeschlecht Almadas und als die Grafen von Ragath ansahen, verkomplizierte die Sache zwar noch - aber diese Ansprüche konnte man klären, wenn die Harmamunds niedergeworfen und gestraft worden waren! 
Rifada blickte sich über die Schulter um, ob ihr die Harmamunder Soldateska folgte. Offenbar hatten diese bei ihrer Flucht erst kurz beratschlagt, denn es waren nun nicht mehr zwölf, sondern nur noch sechs, die sie verfolgten - die andere Hälfte kehrte zum Castillo zurück. Wahrscheinlich wollten sie dieses nicht ungedeckt lassen, womit sie im Angesicht der jetzt kommenden Fehdentage und -wochen auch gut beraten waren.
----
'''Autor:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]]
"Du alte Vanyadâler Ferkinakken-Buhle!", zischte Morena von Harmamund mit geballter Faust. Ihr lodernder Blick begegnete der der Gardistin, welche die Gefangene am Strick hielt, doch ehe sie einen von Hass geleiteten Befehl geben konnte, spürte sie Berenger di Cornimos Handschuh auf ihrer Schulter, und der alte Haudegen, der sich bislang schweigend im Hintergrund gehalten hatte, drängte sich zwischen sie und die Bewaffnete.
"Nicht!", rief er der Gardistin zu, ehe er Morena mit einem beschwörenden Blick bedachte. "Zieht sie hoch!", sagte er eindringlich, und erst, als Morena mit zornbebenden Lippen der Soldatin zunickte und diese mit ihrer Kameradin die Scheffelsteinerin grob über die Zinnen zurückzerrten, ließ der Condottiere Morena los.
Berenger di Cornimo atmete hörbar aus und nickte seinerseits. "Auf diese Weise werdet Ihr der Vanyadâlerin nicht beikommen", sagte er leise, an die Burgherrin gewandt. "Lasst Euch nicht zu einer unbedachten Tat hinreißen! Wartet wenigstens ab, bis Ihr eine Antwort auf Euer Schreiben an den Fürsten erhalten habt. Lasst ihn entscheiden! Bedenkt: Jede Eurer Taten wird auch in Punin Kreise ziehen, und die Feinde Eures Oheims warten nur darauf, ihm den Dolch in den Rücken zu rammen. Bedenkt doch: In wenigen Wochen wird die Kaiserin in Ragath Hof halten. Wenn …"
"Belehrt mich nicht!", erwiderte Morena Solivai von Harmamund ärgerlich, dann trat sie zu der hustenden und sich am Boden krümmenden Richeza von scheffelstein y da Vanya.
"So also liebt Euch Euer eigen' Blut!", sagte sie verächtlich. "Geflohen ist sie, Eure teure Tante, geflohen, statt für ihre Taten einzustehen. Wenn das kein Zeichen ist für ihre Schuld. Denn wäre sie unschuldig an dem frevlerischen Brand, was hätte sie zu befürchten gehabt?"
Mit gerunzelter Stirn betrachtete sie die Frau zu ihren Füßen. Weit war es nicht her mit dem Stolz der viel gerühmten Ragatischen Furie, die da barfüßig auf dem vereisten Stein lag und keuchend und zitternd Tränen vergoss, die gewiss nichts mit den roten Malen und Wunden an ihrem Hals zu tun hatten.
"Sperrt sie wieder ein!", befahl sie den Gardistinnen. "Aber haltet sie vorerst getrennt von der Alten. Mit der will ich selbst erst sprechen." Sie folgte den Soldatinnen mit den Augen, die die Gefangene zwischen sich nahmen und die Treppe hinunter schleiften. Morenas Wut verebbte nur langsam. Am liebsten hätte sie der Scheffelsteinerin und der alten Domna Belisetha die Haut in Streifen peitschen lassen, ras'ragh-gefällig, obwohl ihr Hass nicht diesen galt, sondern der Geflohenen. Doch di Cornimo hatte Recht. Sie war ein Mitglied des Fürstenhauses. Sie musste sich als Politikerin erweisen. Kalt, berechnend. Immer wieder musste sie an das Gespräch mit der [[avwik:Alara Paligan|Paligan]] in der Yaquirbühne denken. An deren Andeutungen. Die Schwarze Witwe wusste mehr über sie und ihre Familie, als Morena selbst. Das war nicht gut. Sie würde aus Domna Belisetha herausquetschen, was es zu wissen gab. Subtil. Freundlich. Ja, sie würde darüber hinaus an ihrem Ruf feilen müssen. Den Zorn bändigen. Sich als Wohltäterin, als Mutter des Volkes präsentieren. Sollte die Vanyadâlerin sich an ihrer Burg doch den hässlichen Schädel einrennen, Morena würde man nichts nachweisen, was nicht ehrbar war. Im Gegenteil: Bald schon würde man ihren Namen preisen und sie als würdige Erbin des Fürsten handeln, und während ihr Stern steigen würde, würde der des Hauses da Vanya endgültig erlöschen. Sie lächelte versonnen, ließ Berengar di Cornimo stehen und schritt wortlos die Stufen des Torturmes hinab.




2.897

Bearbeitungen