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"Gewiss." Morenas Lächeln wurde noch ein wenig breiter. "Ihr seid bereits so gut wie frei. Doch auf welchem Wege Ihr in die Freiheit gelangt, ist nicht an mir zu entscheiden, sondern allein an Eurer Tante." | "Gewiss." Morenas Lächeln wurde noch ein wenig breiter. "Ihr seid bereits so gut wie frei. Doch auf welchem Wege Ihr in die Freiheit gelangt, ist nicht an mir zu entscheiden, sondern allein an Eurer Tante." | ||
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'''Autor:'''[[Benutzer:SteveT|SteveT]] | |||
"HALT!", rief Rifada dem näherkommenden Harmamunder Geschmeiß entgegen und ließ ihr Pferd auf engstem Raum hin- und her tänzeln. Sie hob ihr gezogenes Bastardschwert hoch in die Luft, sodass es jeder der Reiter erkennen konnte. | |||
"Der Erste, der noch einen einzigen Schritt näherkommt, kann hernach seinen Schädel im Schnee suchen!", drohte sie ihnen. Ehe sie sich wieder - noch lauter - an deren Herrin oben auf den Zinnen der Burg wandte: | |||
"MORENA! GEBT MEINE MUHME UND NICHTE HERAUS, ODER ES WIRD EINE BLUTFEHDE GEBEN, DIE DAS GANZE LAND VERHEERT! UND EURE LÄNDEREIEN WERDEN DIE ERSTEN SEIN - DAS GARANTIERE ICH EUCH!" | |||
Sie ging in Gedanken bereits die Edlen und Caballeros Ragatiens und des Bosquirtals durch, die sie im Fehdenfall um Waffenhilfe gegen die Harmamunds bitten konnte, denn es war ihr vollkommen ernst mit ihrer Drohung. Dieser Schritt war schon seit langem überfällig und hätte besser schon von ihrer Mutter oder sogar von noch früheren Ahnen vollzogen werden sollen. Jetzt, wo es einer dieser Hunderasse zum Fürst gebracht hatte, machten sich viele normalerweise treue Verbündete und Parteigänger sicher vor dessen Wort in die Hose - aber Gwain war ein verstockter alter Mann, dessen militärische Fähigkeiten bei weitem überschätzt wurden. Wenn diese perfide Infamie seiner eigenen Nichte noch sein Wohlwollen fand und von ihm gedeckt wurde, so war er damit sicher kein Fürst mehr, dem irgendjemand Respekt und Gehorsam schuldete - da wogen Generationen alte Schwurbündnisse weitaus schwerer. | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:von Scheffelstein|von Scheffelstein]] | |||
"Legt die Waffe nieder und steigt ab!", befahl die Gardecapitana der schreienden Junkerin. "Wenn Ihr uns ohne Widerstand folgt, wird der Gefangenen nichts geschehen. Andernfalls ..." Sie zuckte bedauernd mit den Achseln und wies mit dem behandschuhten Daumen über die Schulter. Die berittenen Soldaten schlossen im Abstand von einigen Pferdelängen den Kreis um die Vanyadâlerin. "Gegen ein Dutzend könnt Ihr nichts ausrichten, wir werden Euch ohnehin gefangen nehmen. Es ist allein an Euch, ein sinnloses Blutvergießen zu vermeiden." | |||
"Wie kann sie es wagen?", knirschte Morena von Harmamund derweil auf der Mauer mit den Zähnen. "Denkt sie, ich meine es nicht ernst?" Die Lippen wütend zusammengepresst, griff sie nach einem am Boden liegenden, eisverkrusteten Seil und knüpfte eigenhändig eine laufende Schlinge hinein, die sie Richeza grob über den Kopf streifte. Sie winkte die Gardistinnen heran und brüllte, die Schlinge noch immer festhaltend, zur Vanyadâlerin hinab: "EURE NICHTE IST FREI, SOBALD IHR IM KERKER SITZT! UND IHR BEEILT EUCH BESSER!" | |||
Damit wand sie das Tau dreimal um eine Zinne, drückte einer der Gardistinnen die nicht ganz dicht geholte Bucht am Ende des Knotens in die Hand und hieß die andere, das Tau an der Zinne zu verknoten. Ein Blick auf die Vanyadâlerin zeigte ihr, dass diese noch immer nicht die Waffe gestreckt hatte. "Wie Ihr wollt", zischte sie böse und versetzte der erschrocken aufschreienden Richeza einen Stoß in den Rücken. | |||
Diese rutschte über die Zinne, scharrte mit Rücken und Händen über die gefrorene Mauer, wurde jäh am Kinn zurückgerissen und schlug mit dem Hinterkopf gegen den Stein, als die Schlinge sich um ihren Hals zuzog – wenn auch nicht ganz, da die Gardistin noch immer beide Hände in der hinteren Bucht des Knotens hatte. Nichtsdestotrotz würgte das Seil die Edle, deren ganzes Gewicht den Strick in ihr Kinn drückte. Richeza wagte nicht, sich zu bewegen: Wenn die Schlinge sich zuzöge, würde sie ersticken, täte sie es nicht und fiele sie einfach aus ihr heraus, stürzte sie etliche Schritt in die Tiefe. Tränenblind starrte die Edle in den eisgrauen Himmel, betete zu den Göttern und verfluchte diese zugleich, sie wieder einmal zu einem Spielball bösen Willens gemacht zu haben. | |||
"Wenn Blut fließt, lass das Miststück los!", hörte sie die Harmamund sagen. Mit dem zurückgestreckten Kopf konnte Richeza die Frauen auf der Mauer nicht sehen und auch ihre Tante und die Soldaten nicht. Nur die Wolken, grau und schwer und die Krähen, die unheilvoll krächzend über den Himmel schwärmten. | |||
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