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K (Positionierung der Burg und des Ortes auf dem Albamonte) |
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Und dennoch: Er wollte sie sehen, er musste sie sehen, er konnte nicht anders - sein bang klopfendes Herz gebot es ihm. | Und dennoch: Er wollte sie sehen, er musste sie sehen, er konnte nicht anders - sein bang klopfendes Herz gebot es ihm. | ||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Romina Alba|Romina Alba]] | |||
Romina lachte gezwungen über einen kleinen Scherz des Caballeros und bat ihn mit einer Handbewegung, ruhig zu sein. Ihr Herz wurde schwer, hier gab es unzählige bettelarme Flüchtlinge. Sie schienen Angst vor ihnen zu haben, Kinder wurden zurückgehalten und nur die hohlen Wangen und die großen Augen sprachen Bände. | |||
Es war nicht das Einzige, was sie beunruhigte. Immer wieder strich ihr Blick über die große Burg. War er irgendwo hier? Sie sah deutlich sein schönes Gesicht und die goldenen Augen vor sich. | |||
Ramin. Er hatte sie angelogen, hatte sie und die anderen Magnaten im Stich gelassen. Hatte sie magisch angegriffen. Nein, sie hatte er geheilt und wollte sie in Sicherheit bringen. Warum nur? Wieder glitt ihr Blick über die Fenster der Burg. Er hatte goldene, wunderschöne Augen. Junge Tsa, was hast du dir dabei gedacht, einem Magier solch praiosgefällige Augen zu geben? | |||
Sie seufzte. Sie würde sich von ihm fern halten, wie Gendahar es gesagt hatte. Sie hatten nur kurz über die Sache geredet, und sie hatte versprochen, sofort Hilfe zu rufen, wenn er wieder auftauchen sollte. Er konnte auftauchen, wo er wollte, er war ein Magier. Es schauderte sie und wieder suchten ihre Augen nach ihm. Sie hatte soviele Fragen und doch, sie wusste nicht, ob sie die Antworten wissen wollte, ob sie die Fragen überleben würde. Wenn er wirklich der Sohn seines Vater war, schwebte sie in großer Gefahr. Wie er sie angesehen hatte! Sie kannte den Blick von vielen Männern. Doch das Ziel war stets Rahjada gewesen. Sie hätte es Gendahar sagen sollen, doch sie hatte nicht gewusst, wie. Außerdem hatte Onkelchen andere Sorgen. Bestimmt war der Sohn der Vogtin nicht hier, und bestimmt war er klug genug, sich von ihr fernzuhalten. Bestimmt sah er viele Frauen so an, schön wie er war. Sie senkte den Blick, denn man ritt durch das Tor. | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer: | '''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]] | ||
Die Reichsvogtin nickte unleidig zu allem, was Aureolus ihr zuflüsterte, als wüsste sie dies bereits alles selbst. | |||
Als er geendet hatte, zischte sie dorthin, wo sie ihn vermutete: "Hör auf mit diesem Blendwerk! Du weißt, dass ich keine Zauberei hier auf meinem Castillo nahe des Schreins unseres Herrn wünsche! Steck deine Nase lieber einmal ins ''Brevier der zwölfgöttlichen Unterweisungen'', anstatt fortwährend in diese lästerlichen Machwerke von Ketzern und Geisteskranken!" | |||
Zwei der Hellebardiere, die links und rechts des Radmonstores zur Vorburg standen, tauschten untereinander einen irritierten Blick mit hochgezogener Augenbraue. Führte ihre Herrin Selbstgespräche? Sie war ihnen schon des öfteren etwas sonderbar vorgekommen - aber da außer ihr niemand oben auf der Loggia des Palas stand, redete sie ganz offenbar mit der Luft - jedenfalls formten ihre Lippen Worte, die sie von hier unten nicht verstanden. Dann aber ritt die Reisegruppe der Gräflichen in den Hof der Hauptburg, und einer der Gardisten hob seine Fanfare zum Mund und stieß zu einem langgezogenen majestätischen Salutton hinein. | |||
Nun wandte die Reichsvogtin ihre Aufmerksamkeit endlich den Ankömmlingen zu und schritt nach vorne zum Geländer der Loggia, auf das sie sich mit ihrer ganzen beachtlichen Leibesfülle stützte. Die Gardisten ließen ihre Blicke anerkennend auf der blonden Domnatella ruhen, die als zweite nach dem zauselbärtigen gräflichen Castellan in den Hof eingeritten war. Das war doch mal ein schöner Sonnenschein in diesen finsteren Tagen - gerade wenn man sie vis-a-vis mit ihrer eigenen Herrin sah ... | |||
Allerdings wurde die Aufmerksamkeit der Gardisten sofort wieder an anderer Stelle gefordert, denn direkt hinter den Gräflichen war auch eine Meute ausgehungerter Selaquer Halbstarker in die Hauptburg eingedrungen, und nun hingen sie mit ihren bettelnd hochgereckten Händen, fahlen schmutzstarrenden Gesichtern und ''"Eine milde Gabe!"''oder ''"Ein Obulus! Bitte ein Obulus!"''-Rufen wie lästige Kletten an den Rocksäumen und Pferdedecken der gräflichen Deputation. | |||
Das Gesicht der Reichsvogtin verdunkelte sich sofort bei diesem Anblick. "HINAUS MIT DIESEM PACK!", brüllte sie mit sich überschlagender Stimme, worauf sieben Gardisten mit gesenkten Spießen vorrückten und den jungen Burschen und Maiden - viele davon etwa in Zaidas Alter - das stumpfe Stielende ihrer Waffen in die Bäuche rammten, um sie dann mit Hieben wieder hinter das Tor zur Vorburg zurückzutreiben. Als auch der letzte jugendliche Bettler auf diese Weise aus dem Hof verjagt war, befahl Praiosmin: "SCHLIESST DAS TOR!", worauf hinter der kleinen gräflichen Equipage unter ohrenbetäubendem Getöse das Fallgatter herunterrasselte. | |||
Einen Moment lag nun gespannte Stille über dem Burghof, da die Gräflichen Mühe hatten, ihre durch den tosenden Lärm verängstigten Rösser wieder unter Kontrolle zu bringen. | |||
Dann aber breitete Praiosmin, nun wieder lächelnd, als habe es den vorangegangenen Zwischenfall überhaupt nicht gegeben, in großer Geste ihre massigen Arme aus.und rief Rondrigo vom Eisenwalde an: "Willkommen, werter Castellan! Seid mir vielfach willkommen! Ich hatte bereits früher auf Euer Erscheinen gehofft, um uns aus der Umklammerung dieser grauenhaften Belagerung zu lösen - aber nun seid Ihr ja endlich da, um uns den verdienten Entsatz zu bringen! Wie ich sehe, haben es die guten Götter auch gefügt, dass Ihr das zarte Töchterlein Eures Herrn aus den Fängen der Wilden befreien konntet - Praiosseidank! Auch ich habe häufig zu allen Heiligen des Himmels gebetet, dass das gute Kind lebend errettet werden möge." | |||
Auf einen Wink von Praiosmin hin kamen vier Knechte aus dem Nebengebäude der Kemenate auf die Neuankömmlinge zu, offenbar um die Pferde der Gräflichen in Empfang zu nehmen und sie zu den Stallungen zu führen. | |||
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