Gualdo di Dalias y las Dardas
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Dom Gualdo Lumino III. Borovigildo di Dalias y las Dardas, seines Zeichens kaiserlicher Kammerjunker, war – glaubt man den Thesen seiner Mutter Alveranis Misteria und seines Bruders Ranudo – ein direkter Nachkomme alt-bosparanischer Horaskaiser, Rauls des Großen und der cyclopaeischen Seekönige. Dieser hier beschriebene Colinidenspross allerdings stellte diese Überlegungen einem Ziel hintan: dem hingebungsvollen Kampf für das Kaisertum Hals II, für welchen er schließlich anno 1033 BF sein Leben gab.
ÄußeresBearbeiten
Sein dunkles Haar trägt Gualdo Lumino zum Eslamszopf gebunden. Seinen athletischen Körper hält er stets aufrecht. Insbesondere die Schönheit seiner Waden wird von der Puniner Damenwelt überaus gelobt: Manche Debütantinnen und alten Mütterchen behaupten sogar kühn, dass Gualdo Luminos Waden schöner wären als jene des berühmt-berüchtigten Herzensbrecher León de Vivar. Doch gänzlich anders als jener trägt Gualdo Lumino nur schwarze und hoch geschlossene Kleidung mit steifen Krägen.
Curriculum VitaeBearbeiten
Am 17ten Rondra 1008 BF erblickte Gualdo Lumino III. Borovigildo di Dalias y las Dardas als zweitgeborenes Kind einer völlig verarmten Caballera aus der mittleren Talschaft und eines nachgeborenen Caballerosohnes aus der Waldwacht in Las Colinas das Licht Derens. Sein Vater starb als er dreizehn, seine Mutter als er fünfzehn war. Seine Eltern konnten ihm keine gute Erziehung geben, dazu fehlte es an Geld und den dafür nötigen eigenen Kenntnissen – Lesen, Schreiben, ein paar Brocken Bosparano, vor allem aber Stolz auf seinen Namen, seine Ahnherren, seine große Abstammung, das war es, was er von seinem Elternhaus mitbekam. Ansonsten behielt er dasselbe auch in keiner allzu guten Erinnerung.
Im Nachhinein erschien es ihm als großer Segen, dass sich 1021 die Caballera Fiona de las Dardas, seine junge Tante aus der fernen Waldwacht, seiner annahm. Doch außer Herumlungern, etwas Fechten und Raufen sowie Reiten lernte er auch dort nicht viel, was einem Yaquirtaler Adelsmann mit dem Namen di Dalias gut zu Gesicht stehen würde. Mehr als einmal war er in Raufhändel mit Gesindel verwickelt, wenn er sein 'Yaquirtaler Maul' im Taubental mal wieder etwas zu voll genommen hatte. Mehr als einmal züchtigte seine Tante 'den ungehorsamen Bengel' und drohte, ihn nach Las Colinas zurückzuschicken.
Als anno 1026 der neue Junker von Dalias gelobte, für seine lieben Basen und Vettern wie ein Vater zu sein, wenn sie ihn denn als solchen erkennen würden, war Gualdo Lumino der erste aus der colinidischen Geschwisterschar, der seinem neuen Soberan Treue gelobte und von seinem alten Soberan, dem eigenen Bruder, nichts mehr wissen wollte. Er sollte nicht alleine mit dieser Entscheidung bleiben. Im Haushalt seines neuen Soberans wurde Gualdo Lumino gut erzogen und erhielt zu seinem Unterhalt sogar eine kleine Leibrente – und dies war weit mehr Geld als er zuvor je sein eigen nennen konnte.
Im Winter 1027 wurde Gualdo Lumino zusammen mit Enzo Sgirro, einem jungen Juristen aus Punin, als Präzepten und einem Diener ins Liebliche Feld geschickt, wo sein Soberan die Ausbildung des jungen Gualdo Lumino zu vervollkommnen hoffte. In Methumis studierte er fleißig Geometrie, Arithmetik, Jurisprudenz und Historie – am meisten jedoch faszinierten ihn – wie die meisten jungen Adligen – die Fechtkunst, das Tanzen und Reiten, die horasische Sprache und Ballspiele.
Als im späten Winter 1028 in Urbasi Traviano von Urbet-Marvinko in das Kriegsgeschehen um den Horasthron eingriff, bat Gualdo Lumino seinen Soberan, ihm zu erlauben, Traviano von Urbet-Marvinko zu folgen. Gualdo Ippolito di Dalias y Gurnabán lobte seinen Vetter für den Entschluss 'die Kunst des Kriegshandwerks in jenem regno erlernen und studieren zu wollen, wo die Blüte der Kriegsführung am prächtigsten und schönsten gediehen ist.' Denn 'dort das Kriegshandwerk zu studieren, ohne den Kopf zuvor voll zu haben, von dem alten und dummen Geschwätz neu-reichischer Kriegslehren, welche noch zur Gänze in alten Welten und Vorstellungen leben und denken, und welche nichts höher preisen als einen dummen, was sie rondrischen heißen, Reiteranfall auf das Centrum des Gegners, scheint mir gefällig und verspricht reichlichen Gewinn für Euer Wohlgeboren guter Kundschaft kriegerischen Treibens. Euer Wohlgeboren sollten sich doch dabei tunlichst zunächst nicht fest engagieren und keine feste Charge nehmen, sondern sich gar ganz als Volontaire in des gnädigen Dom Travianos Nähe halten und ihn bittend ersuchen in allem und jedem Feld gut erprobt zu werden. Erst wenn Euer Wohlgeboren in allen Feldern – Artillerie, Infanterie, Kavallerie – erprobt sind, sollten Euer Wohlgeboren daran gehen, eine Charge zu nehmen und diese am besten – da am reputierlichsten und dies ist es ja wofür der Krieg dient und geschaffen – bei der Reiterei meines gnädigsten Schwagers zu nehmen, wozu ich Euer Wohlgeboren gerne recommendieren will.'
Als Traviano von Urbet-Marvinko im Phexmond 1028 in Urbasi seine Hochzeit hielt, erschien Gualdo Lumino dort mit Glückwünschen und Empfehlungsschreiben seines Soberans, Travianos Schwager. Dieser nahm ihn tatsächlich als Volontaire ohne feste Charge in sein Gefolge auf.
In mehreren Schlachten, Treffen und Scharmützeln (so bei der Eroberung Clameths, der Ersten Schlacht von Pertakis, der Schlacht an der Kreuzung von Castarosa, den Neun Schlachten von Urbet, der Schlacht von Tolkram und der Schlacht um Urbet) bewährte sich Caballero Gualdo Lumino als ein kaltblütiger Vollstrecker empfangener Befehle, als gelehriger Schüler und schließlich nach dem Ende der Probezeit als geschickter, aber völlig rücksichtsloser Offizier einer Schwadron geworbener Reiterei. In fast hündischer Ergebenheit folgte er dem selbsternannten Fürsten Traviano in allem – allem außer seinen Rahjahändeln, die Gualdo Lumino als Grund für den Untergang dieses großen Mannes ansah.
Nach der Ermordung des Fürsten Traviano von Urbasi im Rahja 1029 quittierte Gualdo Lumino den Dienst und begab sich abseits der großen Wege zusammen mit seinem Diener zurück nach Almada – sein Präzeptor Enzo Sgirro war im Feldlager vor Pertakis einem Fieber erlegen.
Im Herbst 1030, nach fast dreijährigem Aufenthalt im Lieblichen Feld, war Gualdo Lumino in Dalias zurück, wo ihn sein Soberan Gualdo Ippolito zunächst in der lokalen Verwaltung Sherbeths einsetzte, um seine Kenntnisse zu komplettieren. Gualdo Lumino ließ dies über sich ergehen, auch wenn die Tintenkleckserei und das Schielen auf jedes Wort seine Welt nicht war. Durch die Empfehlungen seines Soberans kam er an den Hof des Grafen Praiodar von Yaquirtal, wo er diesem getreu anderthalb Jahre aufwartete. Die Treue und Hingabe im Dienst an einen Herrn zeichnete Gualdo Lumino stets aus. Und nun seit Anbeginn des Götterlaufes 1032 darf er – durch gräfliche Patronage – dem größten und mächtigsten Herrn dienen: Kaiser Selindian Hal. In blinder Verehrung und Hingabe hat er allen Feinden des Kaisers Feindschaft geschworen. Gualdo Lumino war in die Bemühungen seines Vetters, das Castillo Tarcaba zu erobern, involviert. Seinen Kampf für Kaiser Hal II. bezahlte Gualdo Lumino schließlich mit dem Leben: Er wurde im Frühjahr 1033 BF von herumziehenden Questadores erschlagen.
Charakter und EigenartenBearbeiten
Berühmt und berüchtigt ist der gutaussehende, aber äußerst sittenstrenge Adlige mit den "schönsten Waden des mittäglichen Königreiches" für seine strikte Ablehnung des Rahjakultes. In seinem Leben hat er um jegliche Form der Rahjenverehrung einen großen Bogen gemacht, zumal ihm die besondere Rahjaverehrung weiter Teile seiner eigenen Familia innerlich zutiefst zuwider war und immer noch ist und er darin keine religiöse oder sinnliche Tiefe, sondern nur tierische Buhlschaft erblicken kann. Daher kam es nicht von ungefähr, dass er in seinem zehnten Lebensjahr beschloss, sich niemals diesem viehischen Treiben hinzugeben und bei diesem Entschluss auch blieb. Insbesondere die von ihm als banal und gewöhnlich empfundenen Zuneigungsbekundungen und Werbungsrituale zwischen Frau und Mann empfindet er als im höchsten Maß enervierend. Dies machte ihn im Übrigen schon in sehr jungen Jahren zu einem entschiedenen Gegner der Puniner Komödie, in welcher eine Liebesbeziehung mit all ihren Hindernissen und Wirrungen zumeist im Zentrum steht. Mehrfach bereits hat er Komödiendichter oder Schauspieler zu Duellen gefordert und diese bisher in der Regel für sich entschieden. Neben dem Rapier greift er jedoch auch zur Feder, um seine Ziele durchzusetzen: Bis zum heutigen Tag hat er 78 Anträge beim städtischen Magistrat auf Schließung der "Lustbühne" gestellt, ohne Erfolg.
Dom Gualdo Lumino, welcher seit gut einem Jahr in kaiserlichen Hofdiensten ist, ist ein glühender Verehrer Seiner Kaiserlichen, Allerzwölfgöttlichsten und Almadanerköniglichen Majestät – mit einer Hingabe und Servilität, die viele andere Kammerjunker, Hofdamen, Hofjunker und andere Hofchargen nicht aufbieten können – oder wollen. Das Küssen des kaiserlich-königlichen Nachttopfes und das flehentliche Ersuchen als Schemel für die kaiserlich-königlichen Füße dienen zu dürfen, machten ihn in der gesamten Puniner Hofgesellschaft und darüber hinaus als Muster für beste höfische Tugenden nachgerade legendär. Am Hof zählt er mittlerweile zu den Führern einer gegen die Rahjakirche gerichteten Fraktion, die für die "Schließung der Tempelbordelle", Gebote zum Tragen schwarzer Kleidung und Verbote des „übermäßigen Trinkens verblödenden Weines“ eintreten und dies mit dem hohen sittlichen und moralischen Gehalt der endzeitlichen Herrschaft des borongesegneten Kaisers und Königs begründen.