Chronik.Ereignis1040 Der Kult des gehörnten Herren 02
Junkergut Tyras, Mitte Travia 1040 BFBearbeiten
Am Gutshof Al'TyrasBearbeiten
Autor: Jan
Während viele Aldige sich bereits zum Reichstag in Beilunk aufgemacht hatten oder deshalb vom Heerzug gar nicht erst nach Almada zurück gekehrt waren saß der breitgebaute Dom Rasdan in einem bequemen Lehnstuhl vor seinem Gut und kippelte damit auf und ab während er den Ausblick und die Gerüche in sich aufnahm. Seine Schwester hatte ihm bis eben noch Gesellschaft geleistet, doch war jetzt wieder gegangen um sich ihren Büchern zu widmen, da er ihr - so in Gedanken versunken - ohnehin kein guter Gesprächspartner gewesen war.
Er beschäftigte sich nun schon seit Wochen - neben seinen üblichen Tätigkeiten - mit den Namen die ihm Morena gegeben hatte und wie er es anstellen sollte mit ihnen Kontakt aufzunehmen ohne gleich mit der Tür ins Haus zu fallen. Dazu hatte er sich mehrfach schnellen und harten Ritten und Waffenübungen hingegeben, was ihm, ähnlich wie Stierkämpfe, den Kopf frei machten.
Doch war ihm bisher kein guter Einfall gekommen und die Wut über sich selbst köchelte langsam in ihm hoch. Er wollte nicht erneut scheitern. So löste er sich aus Trägheit und Lehnstuhl und stromerte durch die weiten Anlagen seiner Weiden und Gärten. Der Herbst rückte näher und mit veränderte sich die Landschaft auch hier im Süden des Reiches. Den besten Ausblick darauf hatte man vom Kamm des Hügel Tayras, an den sich sein Gut schmiegte. Er ließ also das Treiben am Gut hinter sich und stieg hinauf zum höchsten Punkt, an dem schon desöfteren Rahjas schwarzer Hengst Tharvun erschienen war, laut den alten Legenden. Und er glaubte daran, er sah die Göttin der Leidenschaft als das rassige Weib seines gewaltigen Herren, dem er hier oben ganz besonders nahe war. Schon oft hatte er hier - zwischen den alten, verwitterten Stelen, seiner Leidenschaft und Kraft gehuldigt, einmal sogar mit Morena, ziwschen ihr und ihm er Parallelen zu Rahja und dem Stier zog.
Hier oben spürte er sofort wieder die Macht die diesem Ort inne wohnte und die er sonst nur im Kampfe verspürte - Überlegenheit. Dieses Gefühl aufsaugend machte er seinem ganzen Druck Luft und brüllte laut in den Abendhimmel hinein und überspann dabei mit seinen Blicken das tiefliegendere Gut samt Arena, der Zucht und den Stallungen.
Da überkam ihn der Einfall, alles dort unten strotzte nur so vor Fruchtbarkeit und Kraft. Sein Land war ein Symbol für die Tugenden seines Herren. Er würde Herbst und Winter dazu nutzen zur großen tyranischen Frühlings-Tagundnachtgleiche zu laden, die traditionell am 1. Peraine gefeiert wurde. Dort würden sich - so der Plan - diejenigen tummeln die dem Stier nicht abgeneigt waren. Dabei könnte er die jenigen unter die Lupe nehmen, deren Namen er schon kannte und wie weit es mit ihnen noch gediehen war - und evtl. kämen auch ein paar Unbekannte, die hier vielleicht ebenso nach Verbündeten suchten. Ihnen würde er anbiten zu bleiben oder zurückzukehren zum Amadarija, den blutigen Stierkämpfen im ersten Vollmond des Ingerimm. Dort könnten sie sich beweisen.
Stolz stieß er noch einmal einen unbändigen Schrei aus und rief damit die Stärke seines gehörnten Herren auf sich herab, es gab viel zu tun, er würde sie brauchen.
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