Chronik.Ereignis1040 Der Kult des gehörnten Herren 03
Junkergut Tyras, 1. Peraine 1040 BF
Am Gutshof Al'Tyras
Autor: Jan
Es waren nicht wenige der Einladung gefolgt, es war zwar noch überschaubar, aber durchaus ein Erfolg, registrierte Rasdan. Am Morgen waren seine Familia, die Dorfbewohner, geladene Geweihte und Gäste traditionell die Felder abgelaufen, dem schwarzen, gekrönten "König der Stiere" und der rot bemalten "Weißen Kuh" folgend und die Flure segnend. Wie immer war dies eine lange, aber berauschende Zeremonie, denn schon zur frühen Stunde sprach man ordentlich dem Blute Rahjas zu und die Stimmung knisterte, Almada wie es leibt und liebte.
Auch die auswärtigen Gäste kamen - wie so häufig zu diesem Fest - ebenfalls schnell in Stimmung und er hatte die Anwesenden nochmals mit einer Ansprache begrüßt. Er wusste noch genau wann er dies das erste Mal ganz bewusst getan hatte. Damals war sein Vater noch Junker von Tyras gewesen und hatte es mit leichtem Unwohlsein aufgenommen, dass er, der Sproß, die alten Traditionen wieder beleben wollte. Das war noch vor Kaiser Selindian Hal, bevor es "Mode" geworden war und er die wahre Weite des ganzen begriffen hatte. Damals hatte er die Stierkämpfe wieder ausgerufen und hatte sich gleich dem grässlichsten der Herde gestellt - El'Enorme. Und dieser hatte ihn ziemlich zerrupft, bevor er dennoch letztlich selber den Sieg erringen und das Tier dem Grill überantworten konnte.
Sein Vater war darüber nicht sehr glücklich gewesen, Rasdans Erbe war noch nicht geboren gewesen, wenn er auch schon unterwegs gewesen war, und er selbst hätte zu Tode kommen können.
Dennoch - er hatte gesiegt, dennoch hatten die ersten, folgenden Amadarija daraufhin ohne die weitere Zustimmung seines Vaters stattfinden müssen, inmitten der Nacht.
Und er hatte mit der Zeit gelernt wie diese gewaltigen Tiere zu händeln waren, mit Rauheit, Willen und Geschick - Überlegenheit eben, welche einen zum Herrscher auserkor.
Und als solcher wollte er auch agieren und Morenas Pläne hier in Ragatien in die Tat umsetzen, als Anführer. Heiß brandete ihm dabei das Blut durch die Adern, während der Wein und das rauschende Fest das ihre dazu taten und er die Gäste bei den Feierlichkeiten und den Spielen beschaute. Wer tat sich als Heißsporn hervor, wer als solcher ohne eine Bestätigung dessen? Wer strotzte vor Kraft oder Geschick? Wer hatte das Zeug dazu ein Amadarija zu bestehen oder gar die blutigen Prüfungen seines Herren? Und vor allem, wer könnte mit ihm mithalten? Denn er liebte die Herausforderung.
Letztlich hatte er eine kleine Scharr von Kandidaten im Auge, sie würde er zum ersten Vollmond im Ingerimm erneut nach Tyras laden, um mit den Stärksten der Gegend die nächtlichen Stierkämpfe zu zelebrieren. Waren sie auch nur ein bisschen von seiner Art, konnten sie seine provokant ausgesprochene Herausforderung gar nicht ablehnen, solche könnten ohnehin keine Diener seines Herren sein.
|
|