Chronik.Ereignis1036 Lindwurmhatz 10

Baronie Taubental, Mitte Ingerimm 1036 BFBearbeiten

Im Drachental (mittags)Bearbeiten

Autor: Sindelsaum

Während Dom Halmdahl, Dom Rahjindan und Ravena aufbrachen, um sich die Höhle des Lindwurms anzusehen, wollten die übrigen Erkundigungen im Dorf einholen. So manches Paar Augen folgte den drei Reitern, als sie gen Höhle aufbrachen. Halmdahl brauchte tatsächlich eine ganze Weile um den Ort wiederzufinden, war er doch zuletzt vor einigen Jahren hier gewesen und damals war es dunkel gewesen und sie hatten große Eile gehabt.

Nach einigen Stunden Ritts fanden sie jedoch die Stelle. Ganz wie vor ein paar Jahren war der Boden ohne erkennbares Muster umgepflügt worden. So mochte es wohl aussehen, wenn der Rabbatzmann betrunken Bierfässer durch die Gegend zog. Dazu kamen dann noch die verbrannten oder angekohlten Baumstämme. Einmal mehr wurde Halmdahl die Kraft und Gewalt des Drachen bewusst. Ob es eine gute Idee gewesen war hierher zu kommen? Die Höhle des Lindwurms, es war mehr ein großes Loch im Boden, stank ganz erbärmlich. So manche Furchen waren erst kürzlich gegraben worden, und so mancher Baumstamm brutzelte noch leise vor sich hin. Jedenfalls war es eindeutig, dass der Drache in der Gegend war. Halmdahl hatte keinen Appetit nachzusehen, ob er sich derzeit wirklich in der Höhle befand. Also drehte er sich zu Ravena und Dom Rahjindan um. „Herr von Lûr, Rabanna, wir haben genug gesehen. Fabaldur war offensichtlich vor kurzem da, oder ist sogar jetzt gerade in seinem Loch. Ich habe jedenfalls keine Lust mich alleine von ihm abschlachten zu lassen. Lasst und zum Dorf zurückkehren und versuchen, etwas mehr über den Drachen herauszufinden. Vielleicht hat er ja einen Schwachpunkt, von dem wir noch nichts wissen.“ So sprach Halmdahl und stampfte, ohne auf die anderen zu warten, zu den Pferden zurück.


Autorin: Tina

„Aber jetzt sind wir schon hier!“ Ravena schloss den Mund, der ihr bei Halmdahls entschiedenem Abgang offen stehen geblieben war. Mit einer Mischung aus Abscheu, Vorsicht und Neugier betrachtete sie den Eingang zur Drachenhöhle. „Wir können doch nicht einfach gehen, ohne ihn zumindest einmal gesehen zu haben!“

Ravena griff an das Heft ihres Knappenschwerts, blickte zwischen Halmdahl und der Drachenhöhle hin und her, und schlich sich dann auf leisen Sohlen – oder zumindest dem, was sie dafür hielt – zum Eingang. Ein schier überwältigender Brodem nach Asche, verwesendem Fleisch, Raubtier und unbenennbaren Dingen schlug über ihr zusammen und ließ sie nach Luft schnappen. Steil führte der Eingang in den lehmigen Boden nach unten und tiefe Furchen auf dem unebenen Grund verrieten, dass hier ein gewaltiges Tier ein- und ausging. Ein tiefes Grollen aus dem Inneren des Lochs verriet, dass dieses sehr wohl bewohnt war.

Ravena hatte noch nie einen Drachen gesehen.
Drachen waren gefährliche Monster.
Uralt und geheimnisvoll.
Vorsichtig streckte Ravena ihren Kopf über den Höhlenrand.

Aus dem Dunkel klang ein Schrei, der von den lehmtriefenden Wänden und den verkohlten Baumstümpfen wiederhallte. Das Mädchen – eher schon eine junge Frau - zuckte zusammen und verlor den Halt.


Autor: Sindelsaum

Halmdahl fiel vor Schreck fast von seinem Pferd, als er den markerschütternden Schrei hörte, denn er war gerade dabei, sich in den Sattel seines Pferdes zu schwingen, verlor jedoch um ein Haar den Halt und konnte sich nur mit letzter Kraft am Sattelknauf festhalten. Nur mühsam konnte er sein Pferd beruhigen. Peinlich berührt blickte er sich nach Ravena um, doch konnte er sie nirgends entdecken. Wo war die Knappin nur? Sie war doch nicht etwa in die Höhle gegangen? Unschlüssig blickte Halmdahl sich um, band dann sein Pferd erneut fest und zog sein Schwert und bewegte sich zögerlich auf den Höhleneingang zu. Der Gestank verschlug ihm einmal mehr den Atem und er musste sich zu ruhigen Atemzügen zwingen. Als er in den Höhleneingang trat, konnte er anfangs nichts erkennen. Nur langsam gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit.


Autorin: Tina

„Ich bin hier unten“, erklang es leicht kläglich und bemüht leise aus der Dunkelheit. Tastend und schlitternd versuchte Ravena, in der tintenschwarzen Dunkelheit Zuflucht vor dem monströsen Drachen zu finden.

In diesem Moment öffnete sich fast direkt vor Halmdahl ein einziges, riesiges, gelbes Auge und ein tiefes Knurren fegte einen Schwall heißer Luft samt dem Gestank nach Verwesung und Schwefel über den Koscher hinweg.


Autor: Sindelsaum

Halmdahl handelte mit dem Instinkt eines langjährigen Berufskriegers und stieß mit dem Schwert nach dem Drachen, doch hatte er in der Dunkelheit die Entfernung falsch eingeschätzt und so ging der Stoß ins leere. Halmdahl war sich nicht einmal sicher, ob der Drache die Bewegung in der Dunkelheit wahrgenommen hatte. „Raus hier“, murmelte er zu Ravena, packte sie kurzerhand am Kragen und half ihr damit umgehend gen Ausgang zu kommen. Der Drachenkopf bewegte sich zwischen den beiden Eindringlingen hin und her. Halmdahl hatte einer solchen Kreatur noch nie gegenüber gestanden, doch die beiden riesigen gelben Augen ließen ihm das Herz in die Hose sacken. Was hatte er sich nur dabei gedacht, sich dieser Gruppe anzuschließen? „Verzeiht, Herr Drache, wir haben uns verlaufen und wollten nicht stören. Wir sind gleich wieder weg“, nuschelte der Koscher in seinen Bart und machte einen Schritt nach hinten.


Autor: derp

Dom Rahjindans Herz wollte ihm in die Hose rutschen. Es war heimelig, sich am wärmenden Kaminfeuer über die Drachigen zu informieren und pläsierlich, wenn einem die Eleven an den Lippen hingen, wenn er von seinen minder zahlreichen Begegnungen mit den Echsischen berichtete, doch war es etwas Anderes, einer solchen Kreatur leibhaftig entgegentreten zu müssen.

Nun, er hatte sich auf diese Aventiure eingelassen und würde sie zu Ende bringen. Hieß es nicht, dass Lindwurmtöter in Gold baden würden und ihr Andenken nimmer vergessen werden würde?

Beherzt griff er zu seiner Waffe, nicht jedoch, ohne dass dies zu einer wirklichen Beruhigung geführt hätte. „FARALDUR, Herr und Meister dieser Kaverne, wir sind gekommen, um mit Euch ein ernstes Wort zu sprechen.“ So hätte Rahjindan gerne zu sprechen angehoben, doch kamen keine Worte über seine Lippen. Was sollte man einem Drachen eigentich sagen wollen, den man zu töten trachtete? Um seine Unsicherheit zu überspielen, hob er erneut zu sprechen an, doch kam lediglich ein fast lautloses „Ha“ von seinen Lippen. Das hatte er sich anders vorgestellt – etwas heldenhafter und entschlossener.


Autorin: Tina

Tief holte der Drache Luft und Rauch kräuselte sich aus seinen Nüstern, während sich das Untier zwischen Ausgang und Beute schob und die beiden mit feuerglühenden Augen anstarrte. Seine gespaltene Zunge schob sich zwischen seine Lippen und züngelte, einer Schlange gleich, in der Luft.

Eine Schlange – und wäre es eine noch so giftige Natter – wäre Ravena an dieser Stelle deutlich lieber gewesen. Sie holte tief Luft und ein entsetztes ‚Hch!’ entrang sich ihrer Kehle.


Autor: vivar

Als ob das Untier ihre Gedanken hätte lesen können – hatte Dom Rahjindan am gestrigen Tage nicht erzählt, dass Drachen dies vermochten? – verwandelte sich die gespaltene Zunge vor Ravenas und Halmdahls Augen in zwei armdicke schwarze Nattern mit goldgelben Augen. Noch während sie sich aus dem gewaltigen Maul herauswanden, sperrten sie ihre Rachen auf, je vier Giftzähne präsentierend – statt einer gespaltenen Zunge jedoch spieen die Biester jedoch wieder je zwei nur unwesentlich kleinere schwarze Nattern mit goldgelben Augen aus. Und wieder! Und wieder! Und wieder! Die Mundgeburt pechschwarzer Schlangen wollte kein Ende nehmen. Bald wanden sich hunderte Nattern aller Größen am Boden und bildeten bedrohlich zischelnd einen Kreis in der Grube, in die Ravena gestürzt und der heldenhafte Halmdahl ihr hinterhergerutscht war, um sie zu retten.

Am Eingang der Höhle stand Dom Rahjindan, der den beiden gefolgt war und starrte mit gerecktem Rapier in die Dunkelheit hinab. Sein „Ha!“ wurde von keinem Echo zurückgeworfen, sondern vom Dunkel der Höhle verschluckt. Mehr als Dunkelheit konnte der Sagenkundler auch nicht sehen, seine Gefährten waren ihm am unteren Ende des steilen Abhangs verhehlt. Doch die fauchenden Geräusche der sich mischenden Elemente Feuer und Luft und vor allem der elendigliche Gestank nach Verwesung waren eindeutig: Die Lindwurmjäger waren an Faraldurs Türe angelangt – und Dom Halmdahl und die Knappin hatten daraufhin ohne zu klopfen die Schwelle übertreten.


Autorin: Tina

Ravena erstarrte. Schlangen! Sie verabscheute das kriechende Gewürm! Ihre Linke krallte sich um Halmdahls Oberarm, während sie stocksteif stehen blieb, mühsam bemüht, auch nicht mit der kleinsten Regung eine der Nattern zu reizen. Eines der Untiere begann, sich ihren Stiefel emporzuringeln. Auf Ravenas Schläfen sammelten sich große Schweißperlen.


Autor: rabenstein

Der Rabe zog bedächtig seine Kreise. Da sah er von Ferne, wie zuerst seine Knappin Ravena und dann auch der Herr Halmdahl im finsteren Schlund einer Höhle verschwanden. Lediglich die dritte Gestalt, es mochte Dom Rahjindan sein, verharrte zögerlich am Eingang. ‚Welchen Teil von "NICHT reingehen!" haben die eigentlich nicht verstanden?’, schoss es dem verärgerten Isonzo durch den Kopf. Naja, sei´s drum. Seine Nichte und Knappin mochte in Schwierigkeiten geraten sein, da musste er sich wohl oder übel kümmern! Dabei hatte er doch nur den Drachen ausspähen und eventuell eine Übereinkunft mit ihm bezüglich der vermissten Reliquie Rabenfaust treffen wollen. Die verschwundenen Jungfrauen waren ihm herzlich egal, er glaubte ohnehin nicht daran, dass der Drache sie einfach aufgefressen hatte, sondern dass noch etwas ganz anderes dahintersteckte. Aber das konnte er ja seiner idealistischen Knappin schlecht verraten, die hier auf echte Heldentaten aus war. Warum, bei den Zwölfen, hatte er sie da überhaupt mit reingezogen? Seufzend ging der Rabe in den Sinkflug. Vielleicht würde er jetzt doch einen Drachen über’s Nirgendmeer befördern müssen. Die Begegnung an der Seite seines Ordens mit dem untoten Scheusal in Warunk hatte ihm in dieser Hinsicht eigentlich schon gereicht.

Der Rabe glitt an Dom Rahjindan vorbei auf leisen Schwingen in die Höhle. Bei Boron, das sah gar nicht gut aus! Ravena und Halmdahl schienen bereits die tödliche Aufmerksamkeit des Drachen auf sich gezogen zu haben. Als könnte es nicht schlimmer kommen, bemerkte Isonzo kurz darauf ein widerliches Gewirr unzähliger schwarzer Nattern am Boden! Doch halt - die Viecher rochen gar nicht nach kaltem Schlangenblut und auch der typische Reptiliengeruch fehlte, wie ihm seine geschärften Vampirsinne verrieten. „Keine Furcht, meine Freunde, das sind nur Trugbilder!“, krächzte der Rabe und begann eine einfache Liturgie in Form eines Stoßgebets, den Weisheitssegen, um seinen verzagten Gefährten beizustehen. „Herr Boron, Herrin Hesinde und ihr anderen Himmlischen: Schenkt diesen Sterblichen die Gabe, die Wahrheit zu erkennen, die Weisheit zu erleben und die Irrtümer des sterblichen Geistes hinter sich zu lassen, auf dass ihnen die Herrlichkeit eurer göttlichen Ordnung offenbar werde. So sei es!“


Autor: derp

Die Dunkelheit schmeckte Dom Rahjindan gar nicht. War jetzt vielleicht der rechte Moment für seinen magischen Ring, um Licht zu schaffen oder sollte er lieber auf herkömmliche Art und Weise eine Fackel entzünden?

Ihn irritierte die Stille, nachdem Ravena heruntergeschlittert war. Ein Feuer zu entzünden, würde zu lange dauern. Außerdem würde der Drache ihn kaum wieder gehen lassen. „FUNKELGOLD“, sprach er deutlich vernehmlich den magischen Auslöser. Wenn er korrekt belehrt wurde, müsste der Ring jetzt mit einem Feuerzauber die Höhle erleuchten und stünde ihm immerhin für noch eine weitere Anwendung zur Verfügung.

Die Dunkelheit wich augenblicklich einem magischen Feuerschein, der von einer Kugel ausging, die kurz über seinem Handrücken in der Luft erschienen war. Was er nun sah, erschreckte den Sagenkundler.


Autor: Sindelsaum

Halmdahl war bei dem Anblick der Schlangen erstarrt, aber nun hatte er erkannt, dass es sich wohl um einen Zaubertrick handeln musste. Endlich erwachte der Koscher aus seiner Lethargie. Der Drache schien von dem gleißenden magischen Licht geblendet zu sein, also stieß Halmdahl mit seinem Schwert nach dessen Bein, aber die Waffe verursachte nur einen Kratzer, zwei weitere Hiebe folgten, aber auch die brachten keinen Erfolg, dafür musste Halmdahl zwei schnellen Schlägen des Drachen ausweichen. So war gegen den Drachen kein Auskommen.

„Wir müssen raus hier!“, rief Halmdahl und stieß Ravena gen Ausgang; er selbst ließ den Drachen nicht aus den Augen. Was hatten sie sich nur gedacht, hier einfach so reinzulaufen, ohne auch nur irgend etwas über die Schwächen des Drachen zu wissen? Solche Dummheit passte nicht in eine Heldensaga, sondern in ein Totenlied.


Autor: derp

Im magischen Feuerschein zeigten sich die gewaltigen Umrisse einer Monstrosität, von der allerdings große Teile noch im Dunkeln verborgen blieben. Parallel dazu vernahm Rahjindan Heimdahls Worte.

Hier würden sie in der Tat nichts ausrichten können. Vorsichtigen Schrittes wich der Sagenkundler langsam aus der Höhle zurück, nur, um sich hinter dem Ausgang schnellst möglich in Deckung zu begeben – schließlich konnte der Wurm in jedem Augenblick damit anfangen, eine seiner gefürchteten Feuerlanzen nach den Sterblichen auszusenden. Dann würde auch von ihm nicht mehr als ein Häufchen Asche verbleiben. Dem musste er zuvor kommen. Außerdem hieß es nun, einen Plan zu fassen, der Hoffnung auf Erfolg bieten würde.

Vielleicht ließ sich ja die Höhle über dem Drachen zum Einsturz bringen oder ein Fluss hineinleiten, der das Monstrum ersäufen würde….


Autor: vivar

Bilder in den Köpfen: ‚Zwei Glattwarme. Drei Glattwarme. Junges Eisen und altes Licht. Und ein Todesvogel...’ Ein Schnaufen brachte heiße Luft hervor, ließ jedoch die Lindwurmjäger erzittern. Die Nüstern blähten sich. ‚Ein toter Todesvogel? Ein Todesvogel, der totenkalt ist, aber trotzdem lebend umherflattert. Drei Glattwarme rennen vor einem nichttoten Todesvogel davon in Faraldurs Höhle hinein. Das Bild verblasst, eine andere Wirklichkeit entsteht. Ein nichttoter Totenvogel fliegt drei Glattwarmen davon in Faraldurs Höhle hinein. Goldgelbe Augen öffnen sich. Die Erde bebt. Das Bild verblasst, eine andere Wirklichkeit entsteht. Drei Glattwarme stehen vor einer Tür. Drei Glattwarme treten und schlagen diese ein. Drei Glattwarme stürmen in das steinerne Haus. Drei Glattwarme stoßen die dort Versammelten vom Tisch fort. Drei Glattwarme machen sich über das Essen her. Drei Glattwarme durchwühlen Kisten, stopfen Münzen in ihre Taschen und zerschlagen alles, was sie nicht mitnehmen können. Viele Glattwarme in rot und blau erscheinen. Sie tragen Speere in den Händen. Drei Glattwarme werden vor einen Stuhl gezerrt. Drei Glattkalte baumeln im Wind. Totenvögel flattern umher.’

Die Schlangen waren verschwunden und von dem Lindwurm war nur noch das geschuppte Haupt zu sehen. Die Schuppen waren von einem schäbigen, stumpfen Schwarz. Spröde und schmutzig, an einigen Stellen sogar bemoost, glichen sie alten Dachschiefern. Glänzende Teller aus rötgeädertem Gold schwangen hin und her: lauernd, bemessend, hinterhältig.

Ein weiteres Bild in Halmdahls Kopf: ‚Halmdahl sieht sich selbst. Halmdahl schlägt mit dem Schwert nach dem Lindwurm. Halmdahl geht in Flammen auf. Flavia irrt, den kleinen Baduar auf dem Arm, weinend im Drachental umher, verkohlte Leichname umdrehend, geschwärzte Visiere aufklappend, vergeblich nach einem Erkennungsmerkmal ihres Gemahls suchend.’

Ein weiteres Bild in Ravenas Kopf: ‚Ravena steigt aus einer güldenen Wanne mit dampfendem Wasser. Sie duftet. Ihr eigener Geruch betört sie. Sie fühlt sich erquickt. Da umringen sie stumme Gesichter. Bärtig sind sie und vom Wetter gegerbt. Grobe Fellachenhände greifen nach ihr, zerren an ihr, heben sie in die Höhe, tragen sie einen goldenen Hügel hinan. Der Hügel rührt sich, der Abhang gerät ins Rutschen. Münzen kullern hinab. Auf dem Hügel wartet der Lindwurm.“

Ein weiteres Bild in Rahjindans Kopf: ‚Die von ihm gerufene Flammenkugel erleuchtet die Höhle. Die Flammenkugel kommt zurück zu ihm. Sie ist heiß, sie versengt. Rahjindan streckt die Hand aus, um sie von sich fernzuhalten. Die Kugel wird von Gedanken getragen. Mächtigen Gedanken, die bereits gedacht wurden, bevor Rahjindans Sippe entstand. Die Kugel fährt zwischen seine Augen und wird immer heller und heller. Alles ist leuchtend weiß. Rahjindan ist blind.’

Ein weiteres Bild im Kopf des Raben: ‚ Ein Flammenstrahl, hell wie der Tag. Ein Wimpernschlag. Ein gerösteter Rabe fällt vom Himmel. Das Bild verblasst, eine andere Wirklichkeit entsteht. Ein schwarzer Rabe hockt vor einem schwarzen Lindwurm. Der Größenunterschied ist gewaltig, doch der Lindwurm ist ruhig und aufmerksam. Bilder schwirren um sie herum, zwischen ihnen hin und her. Neben ihnen: Glattwarme in einem großen Käfig, wie Vögel auf der Stange sitzend.’


Autor: derp

Es fiel Rahjindan schwer, die vom Drachen eingeflüsterten Gedanken abzuschütteln, wenngleich er damit gerechnet hatte. Immer dann, wenn er einen Schritt zurück aus der Höhle tun wollte, krochen die hinterhältigen Worte des Drachen in seinen Kopf. Was sollten die „Glattwarmen“ sein? Dies gab für ihn den Ausschlag, dass das hier nicht die Wirklichkeit war. Endlich war es ihm gelungen, den Bann abzuschütteln und einen schnellen Weg aus der Höhle zu finden.

Wie lange würde es ihm gelingen, den geflüsterten Bannsprüchen des Wurmes zu widerstehen? Oder war dies die Art der Drachin mit ihm zu sprechen? Nein, er suchte kein Gespräch. Die alte Melodei vom schluchzenden Drachen kam in seinen Kopf: „Brátha cána amhrá, tásha aeshíalá, gvíana elsce’m…“ So konnte er den Einflüsterungen am besten widerstehen. Gut nur, dass die Frouwe Sveva ihm diese Worte gelehrt hatte.


Autor: rabenstein

Der Rabe versuchte, die Gedankenbilder in seinem Kopf zu ordnen. Die Warnung mit dem Flammenstrahl hatte er wohl verstanden, doch er hatte keineswegs vor, den Drachen in gefiederter Gestalt zu bekämpfen und sich dabei einfach braten zu lassen. Na, immerhin schien der Drache auf seine Art und Weise durchaus vernünftig zu sein und einer für ihn gleichermaßen profitablen Übereinkunft nicht abgeneigt – so, wie es von einer hochintelligenten, Schätze hortenden Kreatur, welche bereits Jahrhunderte überdauert hatte, zu erwarten war. So zumindest deutete Isonzo die weiteren Bilder. Wer mochten bloß die Gefangenen im Käfig sein? „Sieht nach Sklavenhandel aus. Gar nicht gut! Sowas betreibt man ungestraft im verhassten Al'Anfa, aber doch nicht in den Mittellanden! Vielleicht auch Geiseln“, schossen dem Baron die Gedanken durch den Kopf. Den Beginn der fremdartigen Gedanken konnte er hingegen nicht richtig zuordnen. War das etwa die Sicherheit, welche sich die Dorfbewohner vom Drachen versprachen? Schutz vor Dieben, Räubern und Plünderern? Warum kamen dann dort die Soldaten und sorgten für Bestrafung? Darüber konnte man sich später den Kopf zerbrechen, jetzt mussten aber erst mal seine Gefährten, vor allem seine Knappin, hier herausgeschafft werden!

„Bewegt euch, nichts wie weg hier! Ihr seht ja selbst, dass der Hausherr ziemlich erbost ist über den ungebetenen Besuch!“, krächzte der Rabe und umschwirrte die Gefährten.


Autorin: Tina

Ravena zuckte zusammen. Ihre Schläfen pochten, als die Gedankenbilder über sie hereinstürzten, wild und aufwühlend, wo die kühle Berührung des Weisheitssegens ihre wirren Gedanken geglättet hatte. Sie schlang die Arme eng um sich. Das Dröhnen in ihrem Kopf nahm an Stärke noch zu und überschwemmte sie. „Ich will hier raus!“ War es nur ein Gedanke oder hatte sie das laut ausgesprochen? Kein Bad. Und vor allem: kein Drache!


Autor: Sindelsaum

Auch Halmdahl wusste mit den Gedankenbildern nicht umzugehen. Er verstand einzig die Drohung die in ihnen enthalten war und beschleunigte seinen Gang nach draußen. Es war gar nicht so einfach die Höhle rückwärts laufend zu verlassen, wollte der Koscher den Drachen doch nach Möglichkeit nicht aus den Augen lassen.


Autor: vivar

Alle ihre Kräfte zusammennehmend, gelang es den Lindwurmjägern – nun eher Lindwurmgejagte –, die Höhle zu verlassen. Keinen Herzschlag, nachdem auch der Rabe herausgeflattert kam, ertönte ein Fauchen und kurz darauf wurde es in der Höhle sehr heiß und sehr hell. Dann wurde es still.

Schwer atmend hielten die drei Menschen inne und blickten sich auf der Einöde um. Um ein Haar wären sie so geendet wie jene Helden, von denen nur noch verkohlten und verbrannten Knochen und Rüstungsteile zeugten. „Was nun?“, keuchte Dom Rahjindan, sich immer wieder nach dem Höhleneingang umblickend.


Autor: Sindelsaum

„Rückzug“ grummelte Halmdahl. „Wir brauchen einen Plan und zwar einen guten, wenn wir dem Untier beikommen wollen.“ Auch die anderen Drachenjäger hatten dagegen nichts einzuwenden und so machte sich die Gruppe auf den Weg zurück zum Dorf.


Autor: derp

So hatte er sich seine erste Begegnung mit dem Lindwurm nicht vorgestellt. Wie stand er, der Drachenexperte, nun da?! Rahjindan versuchte seine Gedanken zu verdrängen und an etwas Angenehmeres zu denken. Im nächsten Götterlauf würde er nach Gareth reisen, um sich dort um das Amt des Reichsrichters zu bewerben. Gut nur, dass er mit einem Zwerg befreundet war, der für ihn ein gutes Wort bei der Ingerimmkirche einlegen würde. Wer gegen einen Drachen ins Feld zieht, steigt sicher im Ansehen jeden Zwerges….

Rahjindan besann sich wieder eines Anderen. Er müsste sich um die Schwachstellen des Wurmes kümmern. Wenn er wüsste, wie es ihm gelingen würde, das Untier zu bezwingen, wären alle seine Geldsorgen ein ums andere Mal Vergangenheit. Auch könnte er endlich sein großes Werk beginnen, das er sich schon so lange vorgenommen hatte. Sicher würde man auch am Horashof nicht unglücklich sein, zu hören, dass es Rahjindan gelungen war, seine gesellschaftliche Stellung in Almada zu verbessern und dadurch mehr Einfluss im Land zu erlangen.


Autorin: Tina

Ravena saß schweigend auf ihrem Roß, betrachtete den Raben mit sehr nachdenklichem Blick und grübelte vor sich hin. Sie schluckte und wischte sich einmal mit dem Ärmel über die Augen. Dieser elende Ausrutscher! Sie hatte doch wirklich nur einen Blick riskieren wollen – anstelle unverrichteter Dinge wieder abzuziehen. Dennoch würde das ein Donnerwetter von gewaltigen Ausmaßen nach sich ziehen. Und eine laute Standpredigt wäre ihr auch noch am liebsten gewesen – aber das war ganz sicher nichts, was sie bei ihrem Gevatter zu erwarten hatte. Und dennoch hatte er sie herausgehauen – ohne das Auftauchen des Raben, der den Drachen ablenkte, wären sie nie, niemals wieder lebendig aus der Höhle gekommen. Große Gesten und Gefühlsausbrücke waren ihre Sache nicht – und erst recht nicht die seine.

Und so wartete sie mit einer Mischung aus Bangen und Hoffen, bis ihr Knappenherr sich wieder zu der Gruppe gesellte.

Sie fiel vor ihm auf die Knie, ergriff seine Hände und legte ihre Stirn in sie. Tränen standen in ihren Augen. „Habt Dank, Dom Isonzo.“


Autor: rabenstein

Dom Isonzo runzelte ob dieses Gefühlsausbruchs seiner Knappin leicht irritiert die Stirn, ließ sie aber gewähren. „Du musst mir nicht danken. Es ist die Pflicht eines Knappenherren, seine Knappinnen und Knappen aus tödlicher Gefahr herauszuhalten, Ravena. Wie sonst könnte er sie unbeschadet zum Ritterschlage führen? Insofern erscheint mir diese ganze Drachenhatz auch gar nicht mehr als eine so gute Idee. Das ist jedenfalls kein Abenteuer, in das man dich hätte mit reinziehen dürfen. Wir belassen es daher bei einer Rüge für dein Missgeschick, denn zumindest trifft mich daran eine gewisse Mitschuld. Dem ganzen Ausflug verdanken wir allerdings eine wichtige Erkenntnis: Ich denke mal, der Drache lässt mit sich reden. Er hat jedenfalls nicht reagiert wie ein rasender Irrer und ist wie eine wütende Bestie über uns hergefallen, sondern hat uns lediglich verwarnt und aus seiner Wohnstatt vertrieben. Vielleicht lässt sich eine Übereinkunft mit ihm erzielen.“