Chronik.Ereignis1036 Lindwurmhatz 05

Baronie Taubental, Mitte Ingerimm 1036 BFBearbeiten

Auf Castillo Chellara (morgens)Bearbeiten

Autor: vivar

Als Dom León, ein notorischer Langschläfer mit einem Hang zu einem ausgiebigen Morgenmahl, auf die Galerie trat, welche den Innenhof des Castillos auf allen fünf Seiten umgab, war Maestro Gualdini bereits seit gut zwei Stunden auf den Beinen und eilte zielstrebig zwischen den Drachenjägern, Rössern, Rossknechten, Dienstboten und Proviantsäcken herum, die sich auf dem Pflaster tummelten. Sättel wurden zurechtgerückt, Satteltaschen geöffnet, befüllt, geschlossen und wieder geöffnet, um noch etwas hineinzustopfen, der Sitz der Schwertgurte geprüft, Köcher mit Bolzen befüllt und vieles mehr. Dom León lächelte von seiner erhabenen Position, gewiss ein Dutzend Schritt über den Köpfen der anderen, zufrieden auf die Szenerie herab. Seine Gäste vom gestrigen Abend waren schwer mit ihren Vorbereitungen beschäftigt und schienen in der Tat bereit, das Abenteuer zu wagen.

Zu ihnen war ein junger, großgewachsener Krieger mit schwarzem Haar und einem Schwert zu anderthalb Hand gestoßen, der unter anderem von einem Angroscho begleitet wurde. Der Krieger musste Vogt Melcher von Ibenburg aus Gratenfels sein, der in der Nacht angekommen war und von dem Gualdini ihm berichtet hatte, dass er ganz versessen darauf sei, Faraldur den Garaus zu machen. Dom León, dem derlei rondrianische Ruhmsucht fremd war, wusste nicht, was er davon halten sollte, konnte jedoch, da ihm der Ibenburger vollkommen unbekannt war, zunächst keine anderen Beweggründe erkennen – um das Caballerogut konnte es dem Landvogt einer so wohlhabenden Mark wie Gratenfels kaum gehen.

Er beschloss, sich zur Verabschiedung der Recken in den Hof hinab zu begeben.


Autorin: Tina

Schwer bepackt trat Ravena auf den Hof und machte sich daran, eines der Packpferde und ihr Reitpferd mit allem zu beladen, was auf der Drachenhatz vielleicht benötigt werden würde. Allein der schwere Schimmelwallach ihres Herrn bekam vergleichsweise leichte Satteltaschen.

Erst danach wandte sie sich um, bemerkte den jungen Ritter und begrüßte ihn mit einer höflichen Verbeugung. „Die Zwölfe zum Gruße.“ Ein nachdenklicher Blick traf Wappen und Ausrüstung des Neuankömmlings. Schließlich gewann ihre Neugier jedoch die Oberhand. „Sagt mir, mit wem habe ich das Vergnügen?“ Das Mädchen – oder eher, die junge Frau - hatte ihr schwarzes Haar zu einem langen Zopf gewunden, angetan war sie mit einem Kettenhemd, einem Kurzschwert und einem Wappenrock in den Phexhilfer Farben. Sie wischte ihre Hände an ihren Beinkleidern ab und bedachte Melcher mit einem fragenden Blick.


Autor: von Mesch

„Mädchen, das ist Landvogt Melcher Sigismund von Ibenburg aus den Nordmarken“, belehrte einer der Zwerge die Knappin. Mit einem wohlwollenden Kopfnicken stellte er sich selbst vor, „Ich bin Degro Sohn des Dergram, der dort drüben, der gerade die Seile des Fuhrwerks festzurrt, ist mein Bruder Duglim und auf dem Kutschbock hat schon Emmeran, unser Magus, Platz genommen.“ Dann neigte sich der Zwerg ein gutes Stück in Ravenas Richtung und flüsterte ihr zu: „Ihr müsst wissen, den Gelehrten Herren liegt die körperliche Arbeit nicht so und sie setzen sich auch mal hin und lassen andere schuften“. Mit einem breiten Grinsen zwinkerte der Zwerg der Knappin zu.


Autor: rabenstein

Der Komtur betrat den Hof in seiner weiß-schwarzen Ordensgewandung und mit Kettenzeug gerüstet, bewaffnet mit einem almadanischen Reitersäbel auf der einen und mit dem geweihten Rabenschnabel auf der anderen Seite. Den mattierten Rabenhelm mit den seitlichen Zierflügeln trug er unter dem rechten Arm. Um seine Schultern wehte - nicht ganz der Ordenstracht entsprechend, ein Umhang, der vollständig aus Rabenfedern gefertigt zu sein schien. Isonzo wirkte etwas blass und ausgezehrt und blickte aus tiefschwarzen Augen ernst und grimmig-entschlossen in die Runde, wobei er den Blick auch über den ihm unbekannten Neuankömmling schweifen ließ. Zwar wies das Wappen den Mann als Vogt der Gratenfelser Mark aus, persönlich bekannt war er dem Phexhilfer Baron aber nicht.

„Naja, der wird sich schon äußern, wenn er was mit der Drachenjagd zu tun hat“, dachte der Golgarit bei sich, dann begutachtete er die Packarbeiten seiner Knappin und bedachte sie mit einem wohlwollenden Nicken, als er festgestellt hatte, dass alles an Ort und Stelle für die Abreise war.

„Was für ein hässliches Riesenvieh, dabei sollte man doch meinen, alle Almadanis besäßen edle und feine Rösser. Irgendwie unheimlich, der Kerl. Diese Kiste, die wir heute Morgen auf´s Pferd gehievt haben und die seine Hochgeboren gestern ganz allein abgeladen hat, die war ziemlich schwer. Hat der die etwa über Nacht vollgepackt?“, raunte der Knecht Mateo einem anderen Pferdeknecht leise zu. Schnell trat Isonzo hinzu und lächelte böse. Mateo wurde blass. Das konnte der Golgarit auf diese Entfernung doch unmöglich gehört haben!

„Es kommt dem fähigen Krieger nicht darauf an, ob ein Schlachtross hässlich oder schön ist, Mateo, sondern ob es in der Schlacht standfest ist. Bollwerk hat mich an der Trollpforte und vor Warunk nicht im Stich gelassen und wird das auch angesichts eines Drachen nicht tun. Das allein bestimmt seinen Wert für mich.“

„Gewiss, Herr! Ich wollte Euch nicht beleidigen! Ihr habt wirklich sehr gute Ohren, Euer Hochgeboren...“stammelte der Knecht. „Ganz genau. Merkt Euch das, wenn Ihr demnächst wieder Euren Mund auftut!“, herrschte der Baron den eingeschüchterten Dienstboten an. Dann rief er aus: „Auf nun nach Trajalés, es gilt einen Drachen zur Strecke zu bringen!“, und begab sich zu seinem Streitross.


Autorin: Tina

Wortlos übergab Ravena ihrem Knappenvater die Zügel seines weißen Wallachs, ohne indes das Schmunzeln, dass sich bei Isonzos Worten gegenüber dem Knecht in ihre Mundwinkel gegraben hatte, ganz auszuwischen. Ihre schwarzen Augen funkelten vergnügt, als sie sich in den Sattel schwang. Auf nach Trajalés!


Autor: vivar

Doch wo lag dieser Ort eigentlich? Und hatte der Baron ihnen nicht versprochen, ihnen eine Führerin zur Seite zu stellen, die sie bis dorthin führen würde? Suchend blickte Ravena im belebten Hof um sich und sah den schönen Baron die breite Treppe herabschreiten. Wie bereits am gestrigen Abend war er säuberlich frisiert und trug ein rotes Brokatwams, das ihm auf den Leib geschneidert sein musste, da es Schultern und Taille vorteilhaft hervorhob. Ihn begleitete eine kleine, kraftstrotzende Frau mittleren Alters, die durch ihren Gang, ihre Gewandung und ihre Ausrüstung Ravena alles andere als Vertrauen einflößte. Sie trug einen Reitmantel mit hohem Kragen, ein speckiges Lederwams, ebensolche Beinkleider sowie hohe Stiefel. Ihr Gesicht, umrahmt von ungebändigten schwarzen Locken, lag im Schatten des tief hinab gezogenen Caldabresers und an ihrer Seite baumelten Rapier und Linkhand. Auf den Rücken hatte sie eine leichte Armbrust und einen Köcher geschnallt.

Während León de Vivar freundlich lächelnd von einem zum anderen ging und jedem Lindwurmjäger einzeln mit wohlgesetzten Worten den Beistand Rondras und Phexensglück wünschte, verschwand die Frau wortlos in den Stallungen und kehrte bald darauf auf einem gesattelten Yaquirtaler wieder. Nun konnte Ravena unter dem Hut ihre scharfe, schmale Nase in ihrem dunklen Gesicht erkennen – eine Zahori!

„Verehrte Lindwurmjägerinnen und Lindwurmjäger“, rief Dom León und eilte zurück auf die Treppe, so dass ihn jeder sehen konnte, „ich sehe, Ihr seid gut gerüstet und entschlossen, unverzüglich und gemeinsam aufzubrechen! So soll es sein! Reitet ins Drachental, scheucht Faraldur aus seinem Hort und wer mir den Kopf des Scheusals bringt, soll sich fortan Caballero von Drachental nennen dürfen und über das Gut herrschen! Eure Führerin wird meine treue Nuerta Espadín sein, die sich bestens in diesen Bergen auskennt und Euch sicher bis nach Trajalés geleiten wird.“

Die Zahori tippte sich mit dem Finger an den Hut, hielt es aber nicht für nötig, die Blicke der Drachenjäger zu erwidern.

„Mögen die Zwölfe Euch bei dieser Queste voll Fährnis und Ehre behüten! Auf bald, tapfere Recken!“

Grüßend hob der Baron die Hand. Nuerta Espadín nahm dies zum Zeichen um mit einem Zungenschnalzen ihr Ross in Bewegung zu versetzen und durch das Hoftor hinaustrotten zu lassen. Ohne sich umzublicken, ritt sie durch die Vorburg und über die heruntergelassene Zugbrücke. Dom Rahjindan, der Sagenkundler, tauschte einen verwunderten Blick mit Domna Catalin. Wie den anderen blieb ihnen jedoch nichts anderes übrig, als der Zahori zu folgen.


Chronik:1036
Lindwurmhatz!
Teil 05