Baronie Taubental, Mitte Ingerimm 1036 BF

Auf Castillo Chellara (abends)

Autor: vivar

„Es war einmal ein Baron in Tosch Mur, der von allen nur ‚der Schöne Baron’ genannt ward, weil er von der Herrin Rahja mit einem makellosen Leib gesegnet worden war. Er entstammte dem alten Geschlecht der Vivar und saß hoch über dem Tal der gurgelnden Brigella, am Rande des Hochplateaus von Ximesín, auf seinem Castillo. Sein fünftürmiges Castillo, so wird berichtet, war uneinnehmbar, denn es wurde in den Tagen des Hunderttürmigen Bosparan auf Wunsch des Zauberkaisers Fran des Blutigen von Erzgeistern auf einer Felsnadel errichtet und seither von Windgeistern beschirmt, deren Heulen und Pfeifen ein jeder Besucher auch heute noch vernehmen kann. Schon vielen, die den gefahrvollen Aufstieg aus dem Minendörfchen Kellfall wagten und Böses wider den Schlossherrn im Sinn hatten, sind die Winde zum Verderben geworden.

Und so herrschte der Schöne Baron beinahe unangefochten über die Täler des efferdwärtigen Tosch Mur. Einen Widersacher hatte er aber, einen schwarzen Lindwurm, Faraldur mit Namen, der ein Erdloch mitten im Reich des Barons behauste. Dieses Untier war ebenso alt wie böse und –“

„Haltet Ein! Was in Hesindes Namen soll das werden, Dom Rahjindan?“, unterbrach Dom León Dhachmani de Vivar den Vortragenden. Unverständnis lag in seinem wohltönenden Bariton.

Dieser ließ die Pergamentrolle sinken. „Nun, die Leyenda der glorreichen Hatz auf den Lindwurm Faraldur, die Ihr ausgerufen habt, Euer Hochgeboren.“

Dom León krauste die Stirn. „Aber diese Lindwurmhatz hat doch noch nicht einmal begonnen! Wie könnt Ihr da bereits eine Leyenda darüber niedergeschrieben haben? Und warum schreibt Ihr über mich in der Vergangenheit?“

Der Sagenkundler räusperte sich und machte ein paar Schritte auf die Tafel zu, an der Dom León samt Haushalt, Gefolge und Gästen speiste. „Halten zu Gnaden, Euer Hochgeboren, alle Leyendas über Drachentöter ähneln sich bis auf wenige Details. Immer gibt es einen finsteren Drachen oder Wyrm, der die Lande des Herrschers verheert, immer ist dieser nicht in der Lage, das Biest alleine zu besiegen und setzt daher eine Belohnung für die Tötung oder Vertreibung des Drachen aus und stets ist es der letzte einer langen Reihe von Drachentötern, dem schlussendlich von Rondra Erfolg beschieden ist.

Auch beginnt jede Leyenda mit ‚Es war einmal’ und ist in der Vergangenheitsform verfasst. Bedenket, dass sie für die Nachwelt gedacht ist und sich nicht zu sehr von anderen Leyendas unterscheiden darf, sonst wird niemand, der sie hört, dem Erzähler Glauben schenken. So habe auch ich bereits mit der Niederschrift begonnen. Da ich schon einmal Euer Hochgeboren Gast bin, wollte ich Euch den Entwurf meines Werkes vortragen, um Euer Hochgeboren Einverständnis und Wohlgefallen zu erlangen. Sollte Euch etwas missfallen, so werde ich es selbstverständlich ändern.“

Dom León widmete sich einen Moment dem gefüllten Rebhuhnbrüstchen auf seinem Teller und musterte dabei mit seinen schwarzen Jettaugen Dom Rahjindan. Der Sagenkundler war wohl an die zehn Götterläufe älter als er; bekleidet war er mit einem gewickelten Turban aus grünem Tuch auf dem von langem dunkelblonden Haar umflossenen Haupt und einer langen Gelehrtenrobe, die mit einer zum Turban passenden Schärpe um den schlanken Leib geschlungen war. ‚Alles daran missfällt mir’, wollte der Vivar sagen. ‚Eine Geschichte sollte nicht niedergeschrieben werden, ehe sie erlebt worden ist, denn ihr Ausgang liegt bis zum Ende in der Hand der Götter und erst vom Ende her können wir den tieferen Sinn unseres Handelns erkennen. Werft also Euer Pergament ins Feuer, Dom Rahjindan.’

Stattdessen tupfte er sich mit dem Tuch das Fett vom Mund und fragte: „Wie weit seid Ihr bereits gekommen in Eurer Niederschrift, Dom Rahjindan?“

Der Sagenkundler zog eine zweite Pergamentrolle hervor und wies auf den letzten, in ordentlichen Lettern verfassten Absatz. „Bis zum Tode Girolamo des Grauen, Euer Hochgeboren.“

„Wir wissen nicht, ob Girolamo Pipote tot ist oder noch lebt“, entgegnete Dom León. „Er hat nach eigenen Angaben bereits im Phecanowald einen Tatzelwurm erlegt.“

„Halten zu Gnaden, Euer Hochgeboren, Girolamo Pipote ist vor zwei Wochen ins Drachental aufgebrochen und wir haben seither nichts mehr von ihm gehört. Wir können davon ausgehen, dass Faraldur ihn geröstet und gefressen hat.“

Dom León konnte sich auch vorstellen, dass der ganz in Grau gewandete Südpforter Pipote dem Schwarzen Lindwurm mit Müh und Not entkommen war und längst das Weite gesucht hatte, doch er wollte seinen gelehrten Gast nicht vergraulen. Schließlich gab der sich sichtlich Mühe, sich für die reichhaltige Kost und die bequeme Kammer, die der Baron ihm angeboten hatte, erkenntlich zu zeigen, obwohl er bei der Hatz auf Faraldur so fehl am Platze war wie ein Erzzwerg beim Fest der Freuden.

Er erhob seinen Pokal und wollte gerade mit ernster Miene ‚auf den tapferen Girolamo Pipote aus Inostal’ anstoßen, da betrat Ugolino Gualdini den Kleinen Speisesaal. Der Castellan war klein und schmalschultrig und bereits näher an 70 als an 60 Götterläufen – sein Haar war grau und schütter und sein Gesicht tief zerfurcht. „Euer Hochgeboren, eine weitere Reckin ist soeben aus Punin eingetroffen. Sie wartet unten im Hof.“

„Ein Reckin?“ Des Vivar Gesicht hellte sich auf. „Worauf wartet Ihr noch, Gualdini? Führt die holde Amazone zu uns herauf, auf dass wir uns an ihrem im Kampfe gestählten Leib ergötzen können! Und weist Eurico an, dass er ein weiteres Gedeck auftragen lassen soll. Wer nach Chellara heraufgezogen ist, ist immer hungrig.“

Der alte Gualdini verneigte sich schweigend und machte auf dem Absatz kehrt. Dann dauerte es einige Zeit – in der Eurico einen weiteres Gedeck aus Silberteller, Silberpokal, sowie versilbertem Besteck zu Dom Leóns Linken auflegte –, bis er mit einer jungen, laut scheppernden Frau im Gefolge wiederkam. Sie war nicht sonderlich groß, jedoch von der Halsbeuge bis zum Fuß gepanzert. Unter den linken Arm hatte sie einen Visierhelm mit grün-gelbem Federbusch geklemmt, um ihre Taille waren ein Reitersäbel und ein Langdolch gegürtet. Das offene braune Haar floss ihr über die Schulterpanzer und aus kastanienbraunen Augen blickte sie sich neugierig im Saale um, bis ihre Augen Dom León fanden.

„Euer Hochgeboren, ich präsentiere Euch die Domnatella Catalin Alcorta, die gekommen ist, um den schwarzen Lindwurm Faraldur zu erlegen“, stellte der Castellan seine Begleiterin vor.

„Doch hoffentlich nicht hier im Kleinen Speisesaal!“, scherzte Dom León angesichts ihres rondrianischen Aufzugs. Dann wurde er ernst. „Domnatella Catalin, das letzte Mal, als jemand aus Eurer Familia meine Ländereien betrat, tat er es, um mich zu töten. Erst Santa Catalina höchstselbst konnte ihn zu rahjagefälliger Umkehr und Reue bewegen. Insofern hoffe ich, dass Ihr Eures rahjagefälligen Vornamens eingedenk, nicht ins Taubental gekommen seid um sein Werk fortzuführen.“ Er lächelte ein strahlendes Lächeln. Seine Augen verfolgten jedoch aufmerksam jede Bewegung der jungen Kriegerin.


Autor: alcorta

Catalin hatte mit dieser Form der Begrüßung offensichtlich nicht gerechnet. Sie brachte Dom Leon ebenfalls ein Lächeln entgegen, doch es schwang auch etwas mit, was von einem gekonnten Gesichtsleser als ein "Was willst du Spack?" hätte gewertet werden können. Catalin war müde und erschöpft von der langen Reise. Auch wenn ihr Pferd vieles der Arbeit eines Reisenden abnehmen konnte, war ihre Rüstung bedeckt vom Staub der Straße, ihre einst so bunte Kleidung mit einen grauen, fahlen Schleier aus Schmutz und Salz bedeckt. Sie war wirklich ganz frisch angekommen und natürlich bestand sie darauf, erst einmal dem Gastgeber vorgestellt zu werden, bevor ihr Gemach bezogen wurde. Für Catalin eine klare Priorität und Ehrerweisung. Dass sie nun gleich mit dem zweiten Atemzug mit den Taten ihres Bruders konfrontiert wurde, damit musste sie rechnen. Und natürlich war es ein Scherz des Taubentalers, eine rhetorische Frage, sie nach ihren Absichten zu fragen, aber dennoch, noch bevor sie das erste Wort gesprochen hatte, wurde von ihr schon ein Loyalitätsbeweis gefordert. Was für ein Beginn! Auch Dom Leóns Blick auf ihre Waffen war ihr dabei nicht verwehrt geblieben. So ganz traute er ihr wohl nicht. Aber sie war auch nicht wegen Dom León da. Sondern darum, einen Drachen zu erschlagen. Sie holte Luft zu einer Antwort.

"... äh.... ächz... habt... <<krächz>> Ihr etwas Wasser für mich.... meine Kehle....."

Mit einer eiligen Handbewegung wies Dom León sofort Eurico an.

Kaum hatte dieser einen Kelch mit Wasser gefüllt und ihr dargeboten, nahm Catalin ganz undamenhaft einen großen Schluck davon. "Entschuldigt... das geht hier ganz schön den Berg hoch..." Nachdem sie ihre Lippen befeuchten konnte, gab sie mit einem "Ich danke Euch" dem Diener den Kelch zurück und widmete sich erneut Dom León. "So... ich glaube, jetzt kann ich Euch angemessen antworten, Dom León. Nun, wie Ihr seht, verstehe ich mich offensichtlich um ein Vielfaches mehr auf die Kunst der Eroberung, denn wo mein Bruder eine ganze Armee benötigte, klopfe ich als einzelne Person einfach an der Vordertür und lasse mich ankündigen in der Hoffnung, dass Ihr mich willkommen heißt." Ihr Lächeln wurde spitzbübisch... wenn man das von einer Frau so sagen konnte.

"Wäre mir danach, das Werk meines Bruders nun fortzusetzen, wäre das jetzt aber wohl auch der Moment, an dem ich ihn damit so schlecht aussehen lassen würde, dass ich mich ob dieser Dreistigkeit nicht mehr nach Hause hätte wagen dürfen. So habt keine Angst, Rahja bleibt Euch hold. Mir ist nicht nach einem Titel der dreisten Ritterin. Will ich, dass man mich Gaunerin nennt? Nein! Ich hörte, Ihr habt ein Drachenproblem. Und dass es dafür Helden braucht. Dafür bin ich da. Wenn Ihr bereit seid, jemanden in Euer Heim einzulassen, dessen Bruder einst einen Fehler machte und sich von den Absichten falscher Freunde verführen ließ, dann kann ich Euch vielleicht beweisen, dass von einer Alcorta auch etwas Gutes kommen mag. Es liegt bei Euch."


Autor: vivar

„Dass von einer Alcorta auch etwas Gutes kommen mag, beweist bereits Euer Anblick, Domnatella Catalin. Seid also willkommen unter meinem Dach.“ Der Baron lachte. „Ihr gefallt mir. Eure aufrechte und direkte Art ist ganz nach meinem Geschmack und Euer Auftritt zeugt von rondrianischer Gesinnung. Wenn Ihr Euren Säbel nur halbwegs so gut zu schwingen vermögt wie Eure Rede, so gehört das ‚Drachenproblem’, das übrigens nicht nur meines, sondern auch dass meiner Untertanen ist, bald der Vergangenheit an.

Bevor wir uns allerdings mit dieser lästigen Angelegenheit eingehender beschäftigen, lasst Euch von meinem Castellan eine Kammer zuweisen, erfrischt Euch und gesellt Euch zu mir und den meinen an die Tafel. Gewiss seid Ihr hungrig und erschöpft von der langen Reise aus Punin. Kein Drachentöter sollte sich unausgeschlafen und mit leerem Magen seinen Aufgaben stellen.“


Autorin: Tina

Der Abend war bereits hereingebrochen und die ersten Sterne fochten einen einsamen Kampf gegen eine Armada dichter Wolken, die wie ein zu allem entschlossenes Heer von den Gestaden des siebenwindigen Meeres herantrieben. Wind kam auf und zauste die stolzen Banner, die über den Türmen der Höhenburg wehten.

„Melde Er meinen Herrn, Seine Hochgeborene Ehrwürden Isonzo von Phexhilf-Rabenstein, samt Gefolge.“ Die junge Knappin strich sich eine Strähne pechschwarzen Haares zurück, das sich aus ihrem Zopf gelöst hatte, und zog sich entschlossen den Wappenrock mit dem Wappen Phexhilfs glatt. Sie betrachtete den schmalschultrigen Castellan, dem sie gerade einmal bis zur Nase reichte, über ihre Nase hinweg und setzte ein entschiedenes „Und beeil’ Er sich – oder will Er meinen Herrn auf dem Hof warten lassen?“ hinzu.

Ein kalter Windstoß zupfte der Knappin die Haarsträhne aus den Fingern und klatschte sie ihr ins Gesicht. Ärgerlich nahm sie die Zügel ihres Pferdes kürzer, das erschrocken über diese rüde Behandlung seinen Kopf nach oben warf.

„Und schick’ Er mir jemanden, der sich um die Rösser kümmert.“

Die Nacht versprach windig zu werden – und ungemütlich kalt, für den Ingerimmmond in den sanften Hängen des Eisenwaldes.


Autor: rabenstein

Derweilen wartete der Komtur geduldig im Hof bei Pferden und Gepäck, im Vertrauen darauf, dass seine Knappin die Anreiseformalitäten mit dem hiesigen Gesinde zu seiner Zufriedenheit regeln würde. Der aufkommende Wind war vermutlich frisch aber wenigstens verhieß er keinen Regen. Sein Temperaturempfinden war seit geraumer Zeit erheblich gestört und außer extremer Gluthitze und grimmiger Kälte nahm er dazwischen eigentlich kaum Abstufungen wahr. So passte er die Auswahl seiner Kleidung den augenscheinlichen Witterungsverhältnissen an und orientierte sich an den Menschen seines Umfeldes, um Irritationen zu vermeiden.

Sollte er noch einen kleinen Imbiss zu sich nehmen, bevor der Gastgeber möglicherweise zu einer Tafel laden würde, bei der sämtliche Speisen ohnehin nur nach kalter Asche schmecken würden? Sein Blick wanderte zu den Käfigen. Nein, eigentlich hatte er keinen Hunger. In Gedanken bereits beim Burgherren und seinen künftigen Jagdgefährten, löste er den Gurt der schweren Frachtkiste mit der demontierten Belagerungsarmbrust und holte sie vom Rücken des Packpferdes. Nicht, dass er ernsthaft damit rechnete, dass der gewiefte Höhlendrache ihm den Gefallen tun würde, aus seinem Unterschlupf heraus vor die Armbrust zu rennen, um sich einen Bolzen einzufangen, aber immerhin war es besser, auf eine solche Gelegenheit vorbereitet zu sein. Außerdem würde er sich wohler fühlen, Ravena möglicherweise als Richtschützin in sicherer Entfernung einsetzen zu können, anstatt sie direkt vor den gierigen Schlund des Untieres spazieren zu sehen.

An der entsetzten Miene des eintreffenden Pferdeknechts erkannte der Komtur, dass er in seiner Unaufmerksamkeit einen Fehler begangen hatte. Wie um alles in der Welt vermochte es dieser blasse, hagere, in schwarz-weiße Ordenstracht gewandete Mann, eine derart schwere Frachtkiste scheinbar mit spielerischer Leichtigkeit mit nur einer Hand von dem Lastpferd zu zerren und auf dem Boden abzustellen?

„Keine Sorge, das Ding ist leer. Das ist für die Beute gedacht, die wir auf unserem Jagdausflug machen werden. Gut, dass nun jemand da ist, um beim Entladen und Versorgen der Pferde zu helfen. Ich hatte schon befürchtet, mich darum selbst kümmern zu müssen. Wir sind nämlich dem Aufruf deines Herren gefolgt, um euch im Taubental von einer schrecklichen Last zu befreien“ entschärfte Isonzo die Situation mit einem halben Lächeln.

Erleichtert nickte der Knecht. „Mateo - zu Euren Diensten, Dom. Ich zeige Euch schnell die Ställe und das Lager, wo wir Eure Ausrüstung verwahren werden, dann wird sicher Euch der Dom bereits erwarten.“

„Nun gut, Mateo, geht voran. Und weist auch meine Knappin Ravena entsprechend ein.“


Autor: vivar

„Ehrwürden!“ León de Vivar tupfte sich mit seinem Tuch die Lippen ab und erhob sich, um auf den Baron von Phexhilf und Golgaritenkomtur zuzugehen und ihn, wie es einem Magnaten gebührte, mit zwei Wangenküssen zu begrüßen. Der Knappin schenkte er ein knappes, nicht unfreundliches Nicken. „Es ist mir eine große Freude, Euch auf Castillo Chellara begrüßen zu dürfen! Zwar seid Ihr nicht das erste Mitglied Eures Ordens, das uns die Ehre eines Besuchs erweist – Ihre Gnaden Antara D'Altea hielt sich im 1032ten Jahre bereits hier auf – doch ohne Zweifel das bedeutendste.

Ich nehme an, dass man sich Eurer Rösser und Eurer Habseligkeiten in traviagefälliger Weise angenommen und Kammern für Euch gerichtet hat?“

Der Castellan, der die beiden Neuankömmlinge in den Kleinen Speisesaal geleitet hatte, strich sich die blaue Livree glatt. „Euer Hochgeboren, Mateo kümmert sich um die Rösser und das Gepäck. Außerdem habe ich Anweisung gegeben, dass für Seine Ehrwürden die Kammer mit dem Turmzimmer bereitet wird.“

„Ah, das Turmzimmer! Sehr gut, Gualdini.“ Dom León lächelte. „Ehrwürden, im Turmzimmer werdet Ihr Euch gewiss wohl fühlen. Es ist gut beheizt und mit allen Annehmlichkeiten ausgestattet.

Gestattet mir, Ehrwürden, dass ich Euch die Anwesenden vorstelle.“ Er machte einige Schritte in den Saal hinein und gab den Blick auf die mit einem Tischtuch gedeckte Tafel frei, auf der Platten mit knusprig gebratenen Rebhühnern in saftiger Bergkräutersauce, dazu in Knoblauch gebratene Pilze und ein Salat aus grünen Bohnen, Zwiebel und Roten Rüben ein appetitliches Ensemble bildeten. Drei Frauen und ein Mann taten sich an den Speisen und am Wein gütlich. León de Vivar wies auf die einzelnen Anwesenden. „Domnatella Catalin Alcorta, eine unerschrockene und vielversprechende Drachenjägerin aus Punin, die uns heute ihre Aufwartung gemacht hat.“ Die junge Frau hatte ihre Rüstung abgelegt und sich offensichtlich bereits erfrischt. „Dom Rahjindan Talfano von Lûr, Edler zu Imdâl. Ein Sagenkundler und Historiograph, der stets auf der Suche nach spannenden Leyendas ist und glaubt, hier im Taubental eine gefunden zu haben.“ Der schlanke Mann trug die Robe eines Gelehrten.“ Ihre Gnaden Elea Colombi, Ihres Zeichens Lehrerin der Freude und Schönheit sowie Hofkaplanin auf Castillo Chellara.“ Eine strohblonde Schönheit in einem roten, von weißen Lilien gesäumten Überwurf, der ihre schlanken Arme freiließ, blickte den Komtur aus grauen Augen an. „Maestra Lariana Lampérez, meine Hofzauberin.“ Die zierliche, unscheinbare Frau mit der Stupsnase und dem glatten schwarzen Haar war an ihrer in dunklen Tönen gehaltenen Robe sogleich als Angehörige des Magierstandes zu erkennen.

Schließlich wies Dom León auf den leeren Ehrenplatz zu seiner Rechten. „Setzt Euch nieder, Ehrwürden, und speist mit uns!“


Autor: rabenstein

„Habt vielen Dank für die freundliche Aufnahme in Eurer Feste, Dom León. Ich erinnere mich, dass auch die gute Antara sich lobend über die Taubentaler Gastfreundschaft geäußert hat. Wie viele gute Ritter habe ich sie nur ungern aus Punin ziehen lassen, aber die ungünstige Lage in der Rabenmark lässt unserem Orden da natürlich keine Wahl. Nun, während die meisten Ritter an der Front gegen die verfluchten Dämonenanbeter und Totenbeschwörer ihre zwölfgöttliche Pflicht erfüllen, halten meine Aufgaben als Komtur mich hier im Lande. Das hat den Vorteil, dass ich beizeiten in der Heimat hilfreich sein kann, falls Seine Erhabenheit, der Rabe von Punin, meiner Anwesenheit in der Hauptstadt entbehren mag.“

Isonzo nickte freundlich in die Runde und nahm schnell den ihm zugewiesenen Platz ein. Den Willkommensgruß des Gastgebers hatte er zwar erwidert, aber auf weitere körperliche Nähe, insbesondere den Damen gegenüber, schien der Komtur keinen gesteigerten Wert zu legen. „Das sieht wirklich alles ganz köstlich aus, was Eure Küche dort bereitet hat, Dom León.

Dennoch, Ravena, sei bei der Speisenauswahl maßvoll. Du weißt ja, dass der Orden der Golgariten Mäßigung verlangt. So gern ich angesichts mancher Leckerei natürlich gern mal über die Stränge schlagen würde. Wein kannst du aber reichlich nachschenken, davon vertrage ich eine ganze Menge. Und füge ein paar heilige Essenzen aus Punin hinzu, dann ist´s auch keine Sünde.“ Der Komtur drückte ihr eine kleine silberne Phiole in die Hand.

„Ihr sagtet, die Domnatella sei eine Drachenjägerin aus Punin. Interessante Profession – also habt Ihr bereits Erfahrungen mit derartigen Bestien gesammelt, Domnatella Catalin? Davon müsst Ihr uns unbedingt berichten. Bei mir ist es wohl der erste, den ich zu Gesicht bekäme. Drache - meine ich. Mal abgesehen von dem schwarzen Ungeheuer in Warunk. Aber der war ja schon tot und dafür sind meine Ordensschwestern und -brüder dann eher Experten.

Viel Drachenkundliches habe ich bereits zur Vorbereitung auf unsere Jagdgesellschaft gelesen“, meinte Isonzo dem Gelehrten zugewandt. „Doch wohl kaum so viel wie Ihr, will ich meinen. Vielleicht mögt Ihr uns im Laufe des Abends auch eine lehrreiche Geschichte über Höhlendrachen zum Besten geben, Dom Rahjindan.“


Autor: alcorta

Catalin wirkte ein wenig ertappt, wie man ihrem Gesicht unschwer anerkennen konnte. „Ich befürchte, da hat mich Dom León wohl ein wenig über den Klee gelobt. Ich bin hier, weil ich einen Drachen jagen will, das ist richtig. Ich denke, das sind wir alle. Und so sehr man unsere heimische Puniner Stadtkatze auch manchmal Hausdrachen nennen mag, so sind meine Erfahrungen mit echten Drachen wohl eher… theoretischer Natur. Ich weiß, dass diese schuppigen Viecher als Herz einen Edelstein, einen sogenannten Karfunkel haben, in dem sich quasi ihre Seele befindet. Sie sind natürlich durch die Schuppen an der Brust gut geschützt, sind aber dennoch für jeden Drachenjäger Ziel Nr. 1. Ach ja, und falls man es mit Westwinddrachen zu tun hätte, was hier nicht der Fall ist, gäbe es wohl das Problem, dass diese Rudeltiere sind. Sonst sind Drachen eher Einzelgänger… aber mit all dem sage ich Euch sicher nichts Neues.

Und wenn ihr Euch nun der berechtigten Frage stellt, warum ich überhaupt hier bin, Ehrwürden, dann kann ich dazu nur sagen, weil ich mich durch große Aufgaben nicht einschüchtern lasse. Um einen Drachen oder sonst einen übermenschlichen Gegner zu stellen braucht es Mut, Kopf, Intuition, vielleicht ein wenig Unverfrorenheit, vor allem aber einen trainierten Schwertarm oder Geschick beim Abfeuern einer Armbrust. Wenn die jeder Mensch hätte, dann hätte man auch keine Probleme mit Drachen. Doch dem ist nicht so. Also sollte es eine Verpflichtung derjenigen sein, die glauben mit solchen Sachen dienen zu können, sich damit denen in den Dienst zu stellen, denen es an solchen Talenten fehlt. Danach lebe ich und daran glaube ich. Und deswegen bin ich hier. Ich hoffe, das sorgt Euch für die anstehende Queste nicht zu sehr.“


Chronik:1036
Lindwurmhatz!
Teil 03