Chronik.Ereignis1033 Feldzug Selaque 13

Version vom 11. März 2012, 10:40 Uhr von Von Scheffelstein (Diskussion | Beiträge) (Die Seite wurde neu angelegt: „==In der Baronie Selaque, 1. Rondra 1033 BF== ===Auf Burg Albacim=== <br> '''Autor:''' SteveT Et…“)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)

In der Baronie Selaque, 1. Rondra 1033 BF

Auf Burg Albacim


Autor: SteveT

Etwa zur selben Zeit, in der man sich in Grezzano ein karges Söldlingsmahl schmecken ließ, saßen auch einige Dutzend Meilen weiter südlich zwei Personen beim gemeinsamen Essen, wenngleich deren Tafel weitaus opulenter gedeckt war.

"Greif nur tüchtig zu, Junge!", lächelte Praiosmin Aureolus-Ramin mit mütterlicher Wonne zu und ließ sich selbst den geschmorten Kalbsbraten mit scharfen Calapuñios und Aliner Teigtaschen schmecken, den ihr Leibkoch für sie zubereitet hatte, obwohl rund um den steilen Berg Albamonte nach wie vor die Wachfeuer der Ferkinas brannten und sich drunten im Vorhof des Castillos über zweihundert halb-ausgehungerte Schutzbefohlene drängten. Aber jetzt war nicht die Zeit, sich um das Schicksal anderer Gedanken zu machen - sie hatte selbst ein paar Wochen vor der unverhofften Heimkehr ihres Sohnes in ihrer Schreibstube eine beunruhigende Entdeckung gemacht. Beziehungssweise sie hatte etwas nicht entdeckt, von dem sie sich sicher war, es normalerweise dort hätte finden zu müssen ...

"Ihr könnt euch zurückziehen! Ich habe mit meinem Mündel in privatim zu sprechen!", schickte sie die beiden grün-weiß livrierten Domestiken hinaus, die hinter ihrer beider hoher Lehnsstühle standen, um das Essen aufzutischen und abzuräumen oder ihnen zwischendurch Wein nachzuschenken. Ihr Stammhalter hatte spöttisch eine Augenbraue in die Höhe gezogen, als sie ihn ihr "Mündel" nannte.

Aber für das Gesinde von Albacim war er immer noch der Neffe einer Bediensteten und dass sie ihn offiziell als ihr Mündel angenommen hatte, machte wenigstens halbwegs plausibel, warum die "kinderlose" Hausherrin so viel Zeit mit dem jungen Mann verbrachte.

"Du weißt, mein lieber Sohn", fuhr Praiosmin fort, als die Diener die Tür des in güldenes Nachmittagslicht getauchten Erkerzimmers von außen geschlossen hatten, "dass ich gemeinhin nicht erfreut über deine Beschäftigung mit diesem ganzen Zauberwerk bin. Ich weiß, ich weiß, die Magie ist eine altehrwürdige und hochgelehrte Wissenschaft und unsere Academia in Punin gilt als die beste aller Lande. Dein Vater hat es seinerzeit weit gebracht in ihrer Beherrschung und Meisterschaft. Dennoch bin ich nach wie vor der Auffassung, dass es der Herr Praios und seine elf Geschwister nicht gerne sehen, wenn wir Menschen uns mit dieser Kraft der Sterne beschäftigen, die den Allmächtigen anderer Sphären denn der unseren vorbehalten bleiben sollte und die nur durch Madas Frevel in unsere Welt gelangte."

Sie sah, wie sich die Mundwinkel ihres Sohnes im Missfallen zusammenzogen und wie er offenbar gerade schon zu einer spöttischen Erwiderung ansetzen wollte. Deshalb fuhr sie schnell fort: "Aber da du nun einmal von deinem Vater diese ... äh, Gabe ... ererbt hast und mit ihr leben musst, weil er von allen von mir vorgeschlagenen Exorzismen nichts wissen wollte, um dich von dieser ererbten Last zu befreien, müssen wir nun das Beste aus diesen in dir schlummernden Hexen ... äh ... Geisteskräften machen! Also worauf ich hinaus will: Bist du in deinen Studien bereits soweit fortgeschritten, für deine liebe Mutter etwas wiederzufinden, was mir augenscheinlich jemand geraubt und gestohlen hat? Es handelt sich genau gesagt um ein Bündel Briefe deines Vaters, allesamt adressiert an mich. Jemand hat sie aus der silbernen Schatulle in meinem Schreibzimmer gestohlen - alles in allem mindestens ein Dutzend Briefe. Bei all den Missetaten, derer die dummen Menschen deinen Vater zeihen, könnten die Briefe auch gegen mich verwendet werden, da sie unsere geheimgehaltene Liebe, deren Spross du bist, vor aller Welt offenlegen und breittreten würden. Ich will nicht unken - aber in den falschen Händen könnten sie schlechtestenfalls das Ende meiner Amtszeit als Reichsvögtin dieses Landes bedeuten. Und das wollen wir beide nicht! Ich habe die verfluchte Metze Liguria in Verdacht, die Briefe gestohlen zu haben, die hier früher ein- und ausging. Sie wurde meines Wissens beim Angriff der Wilden auf Elenta grausam umgebracht, was ihr nur recht geschah - doch leider fanden sich die Briefe nicht in ihrem Turm dort, den ich vergangene Woche von meinen Reitern auf den Kopf stellen ließ. Diese kündeten mir aber davon, dass jemand bereits vor ihnen in den Turm der Suprema eingebrochen war und dort alles auf den Kopf gestellt habe."

Sie stürzte einen tiefen Schluck Wein hinunter, um die Aufregung in ihrer Stimme hinunterzuspülen und fuhr dann etwas ruhiger fort: "Es bedarf keiner großen Phantasie, wer das gewesen sein könnte, denn Elenta liegt nahe am Land dieser verrückten Rifada da Vanya. Als wir sie damals in der Falle hatten, in ihrem eigenen Burghof, sah ich, wie sie kurz vor ihrer Gefangennahme einem ihrer Begleiter hektisch etwas Weißes übergab. Dieser war nicht ihr Sohn, sondern ein anderer Mann - ein dunkler ragatischer Soldknecht – An ... Hernán oder dergleichen mit Namen. Leider ist uns dieser entwischt - zusammen mit der Scheffelsteinerin und dem Sohn der Verrückten. Aber das könnten - im allerschlimmsten Fall - tatsächlich die Briefe gewesen sein."

Sie ließ das Gesagte einen Moment auf ihren Sohn wirken und griff dann über den Tisch nach dessen Unterarm: "Deshalb meine Frage, Junge: Wenn ich dir erlaube, deine Kräfte drüben in meinem Schreibzimmer einzusetzen? Kannst du dann herausfinden, welchen Weg die Briefe genommen haben und wo sie sich heute befinden? Wir müssen sie wiederbeschaffen - selbst wenn wir dazu über Leichen gehen müssen!"


Chronik:1033
Der Ferkina-Feldzug
Teil 13