Chronik.Ereignis1033 Streit ums Taubental 41

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Dreimal Schwarzer Kater

Wie Domna Romina mit ihrer Knappin, ihrem Leutnant und einem albernischen Schwertgesellen den dunklen Katzenwald erkundete. Wie sie eine Wächterin des Waldes fanden und diese ungefragt in ihre Gruppe aufnahmen. Wie sie sich im Herzen des Waldes als Sterne am Firmament wiederfanden. Wie Domna Romina ein Bad nahm. Wie eine Katze die Hand biss, die sie streichelte. Wie Domna Romina dem Meister der Katzen begegnete - und ihm widerstand. Wie sie und ihre Begleiter das Grauen erblickten und gegen die Schmusekatzen fochten.


Baronie Taubental, 4. Travia 1033 BF[Quelltext bearbeiten]

Im Katzenwald (1. Efferdstunde)[Quelltext bearbeiten]

Autor: vivar

Der Wald war nicht wie jeder andere. Im schwankenden Schein der albernischen Laterne stellte er sich als märchenhaft, ja unberührt von jeglicher Menschenhand, doch unheimlich dar. Über und über waren die Bäume von moosigen Flechten bewachsen, verhüllten ihre Stämme und Zweige mit gräulich-grünen Röcken. Rinden, Nadeln und Blätter waren so gut wie unsichtbar, denn alles war mit saftigem, schmarotzendem Moos umwickelt. Es schien die Feuchtigkeit aus den Bäumen zu saugen, die entlang des Inoschaufers übermäßig, gewissermaßen auf Schritt und Tritt, vorhanden war, und drohte den Wald zu verschlingen. Auch die Felsbrocken, die gelegentlich emporwuchsen, waren gänzlich in Moos gekleidet wie in grüne Pelzmäntel.

Der schwarze Boden indes war mit Nadeln und zu früh abgestorbenen Blättern – schließlich war erst Frühherbst – übersät, die in Folge des Regens unter den Stiefeln zu einem klebrigen Brei zertreten wurden und daran kleben blieben. Geräusche waren bis auf das Schmatzen des Schuhwerks auf der Böschung, den eigenen Atem und das Gluckern, Schlürfen und Zischen des Baches, wenn er wieder einen Stein umspülte oder eine Stufe hinab sank, keine zu vernehmen. Denn das war unzweifelhaft, dass die Inoscha, sobald sie in den Wald eingedrungen war, ein beeindruckendes Gefälle aufwies und es immer eiliger zu haben schien, jenen dunklen Grund irgendwo im Herzen des Waldes zu erreichen, dem auch die kleine Gruppe mit dem Licht zustrebte und an dem man hoffte, einen schwarzen Lotos zu finden.

Mit dem Gefälle nahm auch der Lärm zu. Das Gluckern ward ein Brodeln, das Schlürfen ein Rumpeln und das Zischen ein Tösen. Schließlich blieb Zaida so abrupt stehen, dass die anderen, wären sie weniger geistesgegenwärtig gewesen, wohl in sie hineingestürzt wären. Das wäre übel ausgegangen, denn die Knappin stand an einem steilen Abgrund, der – zumindest an dieser Stelle – unüberwindbar schien, wie die Laterne des Hagen von Mawet bezeugte. Die Inoscha freilich störte sich nicht daran, sondern stürzte sich mit Gejohle und Geprassel über die Kante hinab, um in der Schwärze zu verschwinden.


Autor: ehrenstein

Nach einigen gebrüllten Wortfetzen war man sich einig. Man würde nach einem Wildwechsel oder einem ähnlichen Pfad suchen, in der Hoffnung, tiefer in den Wald vorzustoßen und einen Abstieg zu finden. Oder vielleicht schon vorher eine sumpfige Ecke samt Kraut.


Autor: pildek

‚Wie in der guten alten Heimat! Dunkel und verwunschen und vermutlich weit weniger harmlos als er im Moment noch wirkt!‘, dachte Hagen und blickte noch mal den Abhang hinunter in die Dunkelheit. ‚Zumindest jetzt macht der Abstieg keinen Sinn. Vielleicht bei Tageslicht. Das müsste klappen.‘ Mit einem Blick auf seine gerüsteten Begleiter verwarf er allerdings diese Idee wieder und folgte den anderen, die schon auf das Licht warteten.

„Lasst mich direkt hinter der Domnatella gehen. Dann hat sie etwas mehr Licht.“ Er blickte sich kurz um und hob einen etwa zwei Schritt langen Ast auf. „Haltet mal“, rief er und drückte dem Leutnant die Laterne in die Hand, der sie etwas verdutzt entgegen nahm.

Mit geschickten Schnitten seines Jagdmessers befreite Hagen den Ast von allen weiteren Ästchen, bis schnell ein passabler Stecken entstanden war.

„Hier, nimm den Stab. Damit kannst du gut den Weg in diesem Dickicht prüfen. Es wird dort sicher nicht der einzige Abgrund sein und wer weiß, was das Grün noch alles so verdeckt.“ Er nahm dem Leutnant wieder die Laterne aus der Hand und hielt Zaida mit der anderen den Stab hin.


Autor: lasdardas

Die beäugte spekulativ den Stab und reichte dem Albernier als Pfand das Seil, dass sie sich um die Schulter geschlungen hatte. "Und Ihr nehmt das Seil, dann könnt Ihr mir ein Ende zuwerfen, falls ich doch abrutschen sollte." Ein kurzer, prüfender Blick hin zur Comtessa, ob das so auch recht war.


Autor: vivar

Mit der Knappin als Stabhalterin tasteten sie sich entlang des Abgrunds weiter. Dabei entfernten sie sich Schritt für Schritt von dem Wasserfall, der in ihrem Rücken immer leiser donnerte. Nach einer Weile hörten sie schließlich auch die Nadeln und Blätter wieder, die unter ihren Füßen brachen und raschelten. Die Kante bog sich sanft gen Praios. Als sie ihr weiter folgten, gerieten sie schließlich an eine Art Schneise, welche diese Mauer aus Felsen, Moos und Bäumen durchbrach. Hier konnte man gewiss auf allen Vieren hinabsteigen. Das war einer Caballera zwar nicht würdig, doch mit dem nächtlichen Herumspazieren in finsteren Wäldern waren die guten Sitten ohnehin bereits arg strapaziert.

Hagen von Mawet indes nahm mit einem Mal leuchtende Augen am unteren Ende der Bresche war. Er richtete eilig den Strahl der Laterne auf die Stelle, und tatsächlich! Dort, etwa sieben Schritt entfernt, saß ein Katzentier und starrte die vier Menschen aus grün leuchtenden Pupillen an. Die aufmerksame Wächterin war von jener Farbe, die alle Katzen des Nächtens zu tragen pflegen, und rührte sich nicht.


Autor: lasdardas

Bereits beim Aufblitzen der Pupillen war Zaida wie magisch angezogen auf das Katzentier aufmerksam geworden. Vorsichtig ging sie in die Hocke und blinzelte erst einmal, dann ein zweites Mal langsam, so wie es Katzen untereinander zur Begrüßung zu tun pflegten. "Die Arme, ganz allein hier im Wald...", murmelte sie mitfühlend in Richtung ihrer Begleiter. "Wir nehmen sie mit!" Leise, doch mit Nachdruck sprach sie, um das Tier nicht zu verschrecken. Dann kschkschte sie leise in Richtung der nächtlich Grauen und ließ sich, alle Proteste ignorierend ihrer menschlichen Begleiter, langsam auf sie zu rutschen. Bislang hatte noch keine Katze widerstehen können, sich nicht wenigstens ein paar Streicheleinheiten bei ihr abzuholen. "Zum Gruße, edle Schmuskratztatze", gurrte die Knappin wenig knappenhaft, als sie der Katze genau richtig über den Rücken strich und die Wange schmuste. "Begleitest du uns nicht ein Stückchen, na?"

Bevor die Katze groß die Möglichkeit hatte, sich anders zu entscheiden, nahm Zaida sie gekonnt auf einen Arm und nahm mit der anderen Hand den Stab wieder auf. Zufrieden grinste sie zu ihren Begleitern zurück. "Ich denke, mit dieser Botschafterin des Waldes sollte uns im Katzenwald nichts mehr zustoßen können, olé!"


Autor: pildek

„Hoffentlich sieht der Wald das auch so!“, sagte Hagen zu Zaida und warf einen skeptischen Blick auf das Tier in ihrem Arm. „Ich glaube, so allein wie du meinst, ist sie nicht.“ Wieder ließ er die Laterne kreisen und versuchte mit den Augen seine Ahnung zu bestätigen. Aber zumindest im Moment konnte er nichts erkennen. „Sind es nicht die Töchter Satuarias, die an solchen Orten leben und stets Tiere in ihrer Nähe haben – solche wie die da?“ Er zeigte wieder auf das Tier, das inzwischen in Zaidas Arm zu schnurren begonnen hatte und sichtlich das Kraulen genoss. „Sei’s drum, ihr scheint es gut zu gehen und das wird uns sicher nicht schaden."


Autor: ehrenstein

Hinter der erfahrenen Tierfängerin wischte Romina sich über die Augen. Zaida und das Viehzeugs. Es war immer dasselbe. Egal, welches Getier ihnen über den Weg lief, es wurde hochgenommen, gehuschelt und mitgeschleppt. Normalerweise wäre jetzt der Zeitpunkt zu protestieren und die Knappin zurechtzuweisen. Doch in den letzten Stunden war soviel danebengegangen, dass es auf eine mitgeschleppte Katze auch nicht mehr ankam. Romina wechselte einen gequälten Blick mit von Kündoch und machte sich daran, ihrer Knappin ganz unedel nachzurutschen.


Autor: vivar

Nachdem auch die beiden Herren den Abstieg in das, was man wohl am ehesten das untere Stockwerk des Waldes nennen konnte, gewagt hatten, leuchtete Hagen von Mawet mit der Laterne um sich. Auch hier war der Wald dicht. Linkerhand musste wohl irgendwo der Wasserfall liegen. Rechterhand krümmte sich die bemooste Felswand bis in die Dunkelheit hinein. Vor ihnen schmiegten sich Bäume – Pinien, Buchen und Eichen – und Gebüsch – mannshohe lanzenblättrige Krummgewächse – ihre moosigen Zweige aneinander, um das Innere des Waldes vor den Augen der vier Menschen zu verbergen. Über ihnen war durch eine Lücke im Blätterdach ein kleines Stück des Nachthimmels sichtbar. Ein einzelner Stern, unmöglich, einem Sternbild zuzuordnen, funkelte sie aufmunternd an.


Autor: pildek

„Würd’ sagen, wir folgen der Felswand zurück zum Wasser und folgen dann dem Lauf weiter.“ Hagen machte zwei entschlossene Schritte und hielt dann inne, blickte sich nach der Domna um. „Oh, verzeiht! Ich will mich nicht vordrängen, Eure Queste!“


Autor: ehrenstein

Selbige hatte den Kopf schiefgelegt und den Albernier amüsiert beobachtet. Der Mann schien von einem Ausflug mit ihm fremden Bewaffneten unnatürlich begeistert. Oder er mochte dunkle, unheimliche Wälder. Albernia war das Land der Feen - höchstwahrscheinlich war er Dinge gewohnt, die sie sich nicht einmal vorstellen konnte.

Aber was machte er hier und jetzt mit der Laterne? Romina brummte unwillig und kniff die Augen zusammen, als das Licht sie blendete und er an ihr vorbeistürmte.

Sie ließ ihn passieren und als er sich nach ihr umdrehte, war das Amüsement wieder eisiger Kühle gewichen. Er gehörte zu denen, die ihre Männer gefangen hielten. Heiße Wut wallte in ihr hoch. Das Ganze würde mindestens eine Duellforderung nach sich ziehen, dafür würde sie sorgen. Sie löste die geballte Faust und nickte knapp zu seinen Worten.

"Wir folgen der Felswand, bis wir wieder am Bach sind! Zaida, du und das Schnurrhaar, ihr geht voran. Dann folge ich, nach mir Dom Ardan und das Licht bildet den Schluss."

Ohne auf Antwort zu warten, stapfte sie weiter. Zaida verzog ihr Näschen, schmuste die Katze und suchte gehorsam nach einem Weg.


Autor: vivar

Entlang der Steilwand zogen sie also, bis das Gluckern und Blubbern wieder lauter wurde. Schließlich rauschte und donnerte es so wie zuvor. Nach wenigen Schritten standen sie unterhalb des Wasserfalls und bestaunten für einen Moment die im Laternenlicht glitzernden Schaumkaskaden. Gischt sprühte Zaida ins Gesicht, als sie das Ufer mit den Blicken absuchte. Auch hier waren nur bemooste Steine zu finden. Das Wasser hielt sich nicht damit auf, einen See zu bilden – wo die gütige Tsa hätte Seerosen wachsen lassen können –, sondern spülte ohne Unterlass in moosig-grünem Bette weiter in den Wald hinein. Das Tosen machte alle Worte zunichte, und so winkte Zaida nur mit dem Kopf, weiter zu marschieren. Die anderen drei folgten ihr.

Entlang des Baches, der nun den einzigen Anhaltspunkt in der Dunkelheit darstellte, kämpften sich die Menschen durch das dichte und obendrein von Spinnen verwebte Unterholz. So manches Mal zerrten Dornen an ihren Gewändern und rissen gar ihre Haut auf. Zaidas kätzischer Begleiterin schien das Geraschel wenig zu behagen. Mehrere Male miaute sie kläglich.

Als sich der Leutnant mit dem Schwertgehänge zum dritten Male verhakt hatte und umständlich befreit werden musste, war Domna Romina nahe daran, aufzugeben und umzukehren. Doch sie ballte die Fäuste zusammen und befahl den Weitermarsch.

Nur wenige Dutzend Schritte später zeigte sich, dass dies die rechte Entscheidung gewesen war. Zaida stolperte aus dem Wald heraus, so wie sie ihn betreten hatte – und blickte ins Weltall. Ringsumher funkelten Sterne am sich wölbenden Firmament. Über ihnen, vor ihnen, rechts von ihnen, links von ihnen – alles war voller weiß leuchtender Himmelskörper. Domna Romina war, als hätte Phex höchstselbst sie ergriffen und in die Sternenordnung erhoben, sie eingefügt zwischen Greif und Schwert, zwischen Elfenstern und Rohalsstern. Verwirrt drehte sich der Rominastern um die eigene Achse. Neben ihm rotierten Zaidastern und Hagenstern.

„Was, bei allen –?“, entfuhr es dem braven Leutnant-Ardan-von-Kündoch-Stern. Er verstummte abrupt, als er erkannte, welchem Trugbild sie alle anheim gefallen waren. „Seht nur, Hochwohlgeboren, seht!“

Vor ihnen breitete sich in einer Lichtung ein See aus. Er war nicht sonderlich groß, aber so spiegelglatt, dass sich der gesamte Nachthimmel darin spiegelte und ihn auf zauberhafte Weise erleuchtete. Kein Wellenschlag störte die Glätte. Das Ufer war von niedrigem Schilfgras bewachsen. Hier und dort lugten die bereits bekannten Moossteine hervor. Der See wurde von der Inoscha gespeist, die hier wieder zu einem friedlichen Gemurmel herabgesunken war. In seiner Mitte erhob sich eine kleine Insel, die gänzlich im Dunkeln lag. Um sie herum lagen große flache Schilde auf dem Wasser, aus denen sich wiederum Kronen mit vielen kleinen Blättern hervorschraubten. Weiß und rot, gelb und schwarz waren die Blüten – kein Zweifel: in der Mitte des Sees blühte der Lotos.


Autor: pildek

„Bei des Flussvaters Bartpracht!“, entfuhr es Hagen. „Es ist lange her, dass ich einen solchen Ort sah!“ Seine Stimme senkte sich zu einem Flüstern. „Feenland. Wunderschön, zauberhaft und so voller Liebreiz …,“, seine Stimme war kaum noch zu hören, „ dass das Verderben nur eine Winzigkeit entfernt liegt!“ Er stellte die Laterne auf einen der Moossteine und trat auf das Wasser zu an eine Stelle, wo das Schilfgras eine kleine Lücke ließ. Dann kniete er sich hin und streckte seine Hand aus, um das Wasser zu berühren. Ganz vorsichtig, ganz langsam, als ob er vermeiden wollte, jemand Schlafenden zu wecken. Als seine Finger die Oberfläche berührten, bildeten sich kleine ringförmige Wellen, die aber nicht lange die makellose Glätte störten. Das Wasser war kalt, sehr kalt. Und der See schien tief zu sein. Er richtete seinen Blick auf den See und den Lotus, der durch die auf dem Stein stehende Laterne in unwirkliches Licht getaucht wurde. Die Schatten verliehen diesem Ort zusätzliche Mystik.

„Ich hoffe, Ihr könnt schwimmen, Domna.“ Er richtete sich vorsichtig auf und schritt langsam rückwärts, ohne den See aus den Augen zu lassen. Erst als er wieder kurz vor Domna Romina stand, drehte er sich ihr halb zu. „Für wen tut Ihr das hier?“ Seine Stimme war immer noch gesenkt und die Domna konnte deutlich die Anspannung des Schwertgesellen fühlen. Es schien nicht unbedingt Angst zu sein, vielmehr Respekt vor Orten wie diesem. Wie eine Katze, die beobachtete, neugierig war, aber jederzeit bereit zum Sprung, so wirkte er.


Autor: ehrenstein

Verzaubert hielt Romina inne. Bei allen Zwölfen, was für ein Anblick! Sie ertrank in Sternen; ihr wurde leicht ums Herz. Sie hob den Blick und betete einen kurzen Dank zu Tsa und Phex. Dann holte sie tief Luft und zwang sich zur Realität zurück. Hier in Verzückung zu versinken, half dem Vergifteten kaum, dort über dem Wasser gab es das Kraut, das sie brauchte.

Etwas drang in ihr Bewusstsein. Der Albernier hatte mit ihr gesprochen, sie gefragt, für wen sie das hier tat?! Eine gute Frage. Genau darüber wollte sie eigentlich nicht nachdenken. Sie hob den Blick und schaute den Recken an. Diesmal sprühten ihre Augen nur so vor Lebendigkeit und gaben einen kurzen Eindruck vom unverfälschten Temperament der jungen Frau preis.

“Für die Ehre, Dom Albernier“, kam die direkte, leidenschaftliche Antwort. “Und gegen die Niedertracht. Es ist nicht wichtig, wer vergiftet wurde, niemand verdient es, solch einen Tod zu sterben.” Sie senkte den Blick und dachte an die Schmerzen damals. Sie musste sich beeilen. Sie schaute zu Dom Ardan, der wachsam an ihrer Seite stand.

“Auch wenn es hier überderisch und friedlich scheint, wollen wir die Gerüchte nicht vergessen. Vielleicht trügt der Schein und es lauert etwas hinter der schönen Fassade. Leutnant, ich werde dort hinüber schwimmen und eine der schwarzen Blüten ernten. Ihr werdet mich mit dem Seil sichern.” Sie machte sich daran, ihre Brünne zu lösen.


Autor: lasdardas

Wenig begeistert verzogen sowohl Dom Ardan als auch Zaida das Gesicht. Letztere war schon dabei gewesen, die samtpfotige Begleiterin abzusetzen, um selbst in den See zu steigen. Jetzt zog sie eine Schnute und herzte das Katzentier, dem zwar nicht ganz bewusst war, wie ihm geschah, dass aber dennoch energisch schnurrte. Leise, dass nur die Domna sie hören konnte, wandte sie sich an diese: "Dom Ardan mag Euch sichern, aber wenn Ihr in Schwierigkeiten kommt, dann werde ich kommen und Euch helfen. Bitte, ich kann gut schwimmen, wie ein Hecht!" Mit großen bittenden Augen sah sie ihre neue Herrin hoffnungsvoll an.


Autor: ehrenstein

Romina lächte Zaida an, wurde aber schnell wieder ernst. Sie hätte dem Mädchen gern übers Haar gestrichen, doch sie hielt sich zurück.

„Wenn ein Tier mich angreift, darfst du kommen und es bändigen. Ansonsten wirst du Dom Ardan helfen, mich zurückzuziehen. Selbst wenn du schwimmst wie ein Hecht, hast du dennoch nicht dessen Zähne. Kämpfen ist im Wasser gänzlich anders und du kannst es bisher nicht einmal an Land gut genug. Ich will dich nicht retten müssen. Hast du verstanden?“

Ohne eine Antwort abzuwarten, zog sie sich bis aufs Unterkleid aus. Sie behielt ihren Dolch und das Säckchen mit dem Wachspapier für das Kraut am Gürtel. Dann schlang sie sich das Ende des Seils um den schlanken Leib und verknotete es sorgfältig. Ein tiefer Atemzug, ein Stoßgebet und sie watete ins kalte Wasser, um los zu schwimmen.


Autor: pildek

Hagen war inzwischen etwas zurück getreten und suchte die bestmögliche Position für seine Laterne. ‚Eine wahrhafte Domna, wie man sie in den Geschichten über dieses Land beschreibt‘, dachte er. Er stellte die Laterne an eine Stelle, die er für geeignet hielt, so ausgerichtet, dass der Schein den See möglich gut ausleuchtete und ihn doch weitgehend in seiner Dunkelheit ließ. Etwas abseits davon legte er seinen Rucksack ab und nahm eine kleine Fackel heraus, die er neben die Laterne legte.

Kurz noch den Sitz der beiden Säbel prüfend, brachte er sich in Stellung zwischen dem Wald und den beiden Sichernden ohne von der Laterne geblendet zu werden. ‚Bei Rahja, eine schöne Frau! Jetzt aber Konzentration!‘ Er löste seinen Blick von der Schwimmerin und wandte sich dem dunklen Wald zu.


Autor: vivar

In dem Moment, als die Grafentochter an dem Schilf und den moosigen Ufermonolithen vorbei geschritten war, wadentief in dem See stand und versuchte, sich an die Kälte zu gewöhnen, stieß Zaida einen spitzen Schrei aus. Die Kätzin hatte aller Klugheit entsagt und voller Hinterlist die Hand gebissen, die sie streichelte. Die Knappin spürte, wie Feuchtigkeit aus ihrer Handfläche trat.


Autor: lasdardas

Ob dieses hinterhältigen Verhaltens der eben noch friedlich schnurrenden Katze besonders getroffen, widerstand Zaida dem ersten Impuls, das Tier loszulassen und von sich zu schieben. Stattdessen bekam sie das Tier mit der unverletzten Hand im Genick zu packen, wo sie wusste, dass auch ein erwachsenes Tier sich steif wie ein Kätzchen im Maul der Mutter hängen ließ und griff mit der malträtierten Hand nach dem Schwanz des Tieres und biss ihr beherzt in die Schwanzspitze. Sogleich ließ sie dann los. "He da, Schnurren und Beißen in einem Atemzug, recht geschieht's dir! Und das nächste Mal werf’ ich dich ins Wasser, wenn du so garstig bist!"

Grummelnd wandte sich die Knappin im Licht von Sternen und Mond der Hand zu, um zu sehen, wie tief das Katzentier hinein gebissen hatte. Kräftig saugte sie an der Wunde und spuckte Blut und Dreck aus.


Autor: vivar

Das Kätzchen fauchte bösartig, als es den Biss im Schwanz spürte. Als es feststellte, dass das bei Zaida nichts half und es unsanft zu Boden geworfen wurde, verlegte es sich aufs Klagen. Das Miau, Miau des Tierchens trug über den See und hallte von den Bäumen wieder. Mit einem Mal blinkte im Wald ein Augenpaar auf. Dann noch eines und noch eines. Und noch eines – bis schließlich der ganze See von Katzenaugen umgeben war. Es waren Hunderte. Die Bewohner des Katzenwaldes beobachteten aufmerksam, was mit ihrer Gefährtin geschah – und was die Menschenfrau im Wasser tat.


Autor: lasdardas

Zaida erstarrte. "Ahm... mir scheint, der Weg ins Wasser wäre für uns alle der Passendere? Es scheint, als habe der Katzenwald es sich jetzt doch überlegt, uns nicht als liebsame Besucher anzusehen?"

Hund, sie hatte gewusst, dass sie sich lieber einen Hund zulegen sollte. So einen wie Raffzahn, ja, das wäre jetzt was Feines. Das erste, was sie tun würde, wenn sie wieder aus diesem vermaledeiten Wald heraus waren, wäre sich – gleich was ihre Herrin davon halten mochte – den Welpen des größten Hundes zu suchen, dessen sie habhaft werden konnte. Diese Zahori aus der Sippe, mit deren Mädchen sie bekannt war, die eine also, die hatte doch so große Hunde. Der würde sie einen Welpen abschwatzen, mit Pfoten, so groß wie Pferdehufe. Bei... welche Gottheit auch immer Gefallen an großen Hunden fand.


Autor: pildek

„Das sind mal viele!“, murmelte Hagen, als er sich wieder dem Wald zugewandt hatte. Einen Moment hatte das Geschehen um Zaida und ihre unfreiwillige Begleiterin seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Er ärgerte sich, da er kurzfristig überlegt hatte, seine Rüstung abzulegen. Jetzt war es zu spät, zumindest wenn der See tief war.

„Wir wollen euch nichts Böses, nur eine der Blumen, um einen Sterbenden zu retten!“, sagte er laut zu den Katzen gewandt. „Sobald wir die haben, verschwinden wir auch wieder und lassen euch euren Frieden. Bitte! Lasst uns gewähren und uns in Frieden ziehen.“ Dabei ging er langsam zu der Laterne, hob diese wie die Fackel auf und zog sind schnell zum Rand des Sees zurück. Ob es wohl einen Anführer gab? Vielleicht ein besonders groß scheinendes Augenpaar oder gar die obligatorischen roten Augen? Sein Blick suchte den Wald ab.

Zu seinen Begleitern flüstere er: „Ich fürchte, mit der Rüstung werde ich mich nicht lange über Wasser halten können und einer muss ja die Laterne halten!“ Er sah Ardan an und ein Lächeln huschte über sein Gesicht. „Naja, vielleicht auch zu zweit!“ Hagen war froh, „nur“ seine Lederrüstung zu haben. Die machte es zumindest nicht unmöglich zu schwimmen, nur eben sehr schwer.


Autor: lasdardas

"Das ist Zwergenstahl - schwimmt oben!", kommentierte von Kündoch trocken. Seite an Seite stand er neben dem Albernier und zugleich schützend vor Zaida, welche schmollend in Richtung Wasser schielte. Das nächste Mal würde er dem Mädchen die Hände auf den Rücken binden. Aber vermutlich würde nicht einmal das helfen - er könnte Wetten darauf abschließen, dass ihr das Viehzeug dann vorne in die Bluse hüpfte oder die Hosenbeine hinaufkroch. Demnächst nisteten noch die Spatzen in ihren Locken.

"Es bleibt zu hoffen, dass Eure kleine Ansprache von den Herren des Waldes wohlwollend aufgenommen wurde." Unwohl rollte er mit den Schultern – energisch darum bemüht, keinen Blick über die Schulter zurück und auf die Comtessa zu werfen. Lediglich das Seil, dass er eng um seine Hand gewunden hatte und straff gespannt hielt – immer gerade so viel nachgebend, wie die hübsche Grafentochter an Strecke weiter schwamm - beruhigte ihn etwas.

Und Ardan von Kündoch wusste, wieso er gut daran tat, keinen Blick auf die hübsche Domna zu werfen. Durchgefroren von dem kalten Wasser des Sees, das Kinn entschlossen vorgereckt, erreichte diese die kleine Insel. Die nasse Unterkleidung schmiegte sich eng an ihren schlanken, von Kampfesübungen gestählten Leib und betonte doch aufs vortrefflichste ihre rahjanischen Reize, als sie langsam ans Ufer watete. Ihr Blick schweifte über die Seerosenblätter und -blüten, darauf bedacht, rasch eine Schwarze zu erhaschen.


Autor: ehrenstein

Da war eine. Romina watete zu der schwarz schillernden Blüte hin. Wie groß sie doch war! Sie zog den Dolch, holte tief Luft und beugte sich darüber. Die Luft anhaltend tastete sie nach dem Stiel im Wasser und durchtrennte ihn. Sie richtete sich auf, steckte den Dolch weg und drehte den Kopf zur Seite, um einmal tief durchzuatmen. Sie zog das Wachspapier heraus, faltete es auf, holte noch einmal seitlich Luft und machte sich mit angehaltenem Atem daran, die Blüte sorgfältigst einzupacken. Erst als das Päckchen am Gürtel hing, atmete sie wieder durch. Das war geschafft. Sie schwenkte die Hände im Wasser, strich sich die nasse Haare zurück, schaute wieder auf und...


Autor: vivar

...erstarrte. Romina blickte in zwei große, goldene Katzenaugen. Sie leuchteten wie zwei Dukaten, nur dass sie nicht das Konterfei des Kaisers Selindian – oder der Kaiserin Rohaja? – zeigten, sondern ihr eigenes, das sich darin spiegelte. Für einen Moment nahm Romina nichts anderes wahr, sondern war gefangen in dem Anblick. Dann setzten ihre anderen Sinne wieder ein. Ein feiner, süßlicher Geruch drang in ihre Nase. Sie identifizierte ihn zunächst als den Duft frischgebackener Zuckerkringel, wenn auf Castillo Ragath Backtag war. Der eisenhaltige Geruch des Bluts frisch erlegten Wilds kam dazu. Das angenehm schmerzhafte Stechen heißen Wasserdampfes, der von glühenden Holzkohlen aufstieg, legte sich darüber. Und schwach, ganz schwach, klebte sich schließlich der süßlich-schwefliche Geruch verfaulter Blüten daran. Ihr wurde warm ums Herz und sie bemerkte, dass die Kälte des Wassers um ihren Unterleib einer angenehm lauen Temperatur gewichen war. Schließlich spürte sie auch den Atem des Tiers. Wie ein heißer Wüstenwind strich er über ihr Gesicht.

Der Kater – dass es ein männliches Tier war, hatte sie vom ersten Augenblick an nicht in Zweifel gezogen – saß ihr aufrecht gegenüber am Strand der Insel. Mit seinem gewaltigen Haupt war nur eine Handbreit von ihrem Kopf entfernt. Sein Leib war muskulöser und größer als der des größten Jagdpardels, den Romina in der Eslamidenresidenz je erblickt hatte. Und sein samtiges Fell war schwärzer als die Nacht. Das war kein einfaches Wildkätzchen, das war ein wahrhafter schwarzer Löwe – oder ein Panther gar, Kors heiliges Tier? Ein Jäger der Nacht in jedem Fall, der so schnell und lautlos zuschlug, wie er auftauchte. Wenn sie nur eine Bewegung machte, würde er sie mit einem Prankenhieb töten. Doch was tat er stattdessen? Er schnurrte. Laut und vernehmlich.

Zumindest für Romina. Die drei, die vom Ufer des Sees aus wachsam die Katzen des Waldes betrachteten nämlich, bekamen davon nichts mit. Weder hörten noch sahen sie den schwarzen Kater in der Dunkelheit auf seiner Insel. Selbst wenn es helllichter Tag gewesen wäre, hätten sie vermutlich keinen Blick für die Insel gehabt. Denn lautlos begann die schnurrbärtige Armee des Waldes, ihre komfortable Deckung zu verlassen und in ihre Richtung zu schleichen. Es waren hunderte Katzen aller Arten, Größen und Farben. Mit genüsslicher Langsamkeit schlichen sie auf breiter Front heran.

Hagen von Mawet war ein tapferer Mann, doch auch er wich instinktiv einen Schritt zurück. Dabei entdeckte er etwas Verwunderliches. Der bemooste Stein, von dem er soeben die Laterne genommen hatte, hatte eine flache Seite, die zum See hin zeigte. Darin war ein seltsam verschlungenes Symbol eingraviert.


Autor: pildek

Ohne zu zögern tat Hagen wieder einen Schritt vor und wischte mit der freien Hand über den Stein. Ardan wollte ihn schon einen Narren schimpfen, als Hagen nun im Licht der Laterne das Zeichen deutlich erkennen konnte.

„Auf dem Stein ist ein Symbol!“, sagte er zu seinen Begleitern.


Autor: vivar

Das Zeichen war ihnen gänzlich unbekannt. Irgendwie gemahnte es sie jedoch an eine Katze. Waren da nicht zwei Augen? Und ein Schwanz? Sie blickten um sich. Etwa ein Dutzend Schritt weiter links ragte ein weiterer Monolith aus dem Schilf – und ein Dutzend Schritt weiter rechts ebenfalls.


Autor: lasdardas

Von Kündoch hatte ob der Zeichen die Stirn gerunzelt. Für einen Moment meinte er gar, sie schon einmal gesehen zu haben. Irgendein Schriftstück, dass sein Onkel Ernbrecht ihm gezeigt hatte und von dem er behauptet hatte, es stamme aus den besetzten Landen? Unfug und Entendreck!

Hinter sich hörte er es platschen und er warf rasch einen Blick über die Schulter zurück. Die kleine Zaida war ins Wasser gehüpft und schon dabei, sich in Richtung der Insel aufzumachen. Er selbst wurde sich gerade wieder des Seiles bewusst, dass er sich um die Hand geschlungen hatte. Die mit Symbolen bekratzten Steine mochten einen Adeptus wohl interessieren, doch das einzige, dass man ihm über obskure Runen und Magie beigebracht hatte, war, tunlichst die Finger davon zu lassen und nicht mit etwas herumzuspielen, von dem er keine Ahnung hatte.

"Also, Herr Hagen", knurrte er in Richtung des Alberniers, "mir scheint, jetzt wird es doch Zeit zu testen, wie schnell ein Tobrier aus seiner Rüstung kommt..." Er trat rückwärts in den See, wobei seine Finger sich hastig an den Schnallen seiner Platte zu schaffen machten. Er zuckte nicht schlecht zusammen, als kleine flinke Finger überraschend zur Stelle waren und ihm halfen. Die Domnita war doch nicht gleich hinüber geschwommen auf die Insel. Derweil sie beide sich weiter ins Wasser bewegten, darauf hoffend, dass Katzen auch hier im Katzenwald wasserscheu waren, lösten sich die Riemen und die Platte glitt ins Wasser. Geistesgegenwärtig schlang er das Seil darum und warf sich herum, um los zu schwimmen. Wie ein Frosch hüpfte Zaida die letzten paar Schritte mit Ufer unter den Füßen voraus. Wenn sie an der Insel angekommen waren, würde er doch einmal überprüfen müssen, ob ihr nicht sogar Schwimmhäute gewachsen waren. Vor sich als Ziel sah er die helle Gestalt Domna Rominas, die im Mondlicht schimmerte und ihn an eine aus dem Sternenhimmel herabgestiegene Fee gemahnte.


Autor: pildek

Während der Tobrier sich seiner Rüstung entledigte, wischte Hagen mit der Hand noch mal um den Stein herum. Gab es auf den anderen Seiten auch noch Zeichen? Wenn, dann vermutlich auf der gegenüberliegenden Seite. Er ließ dabei die schon sehr nahen Katzen nicht aus den Augen.

„Verfluchter Magiermist. Davon habe ich wahrlich schon genug gesehen in Tobrien. Und immer waren es irgendwelche Totenbeschwörer oder andere Dämonenknechte! Und nie weißt du, ob es dich schützt oder ob irgend so ein Ding dadurch seinen Weg zu uns findet. Hesinde steh uns bei!“, sagte er mehr zu sich als zu den anderen, aber laut genug, dass zumindest Ardan und Zaida ihn hören könnten.

Nachdem er seine Untersuchung abgeschlossen hatte – erfolglos, denn es gab keine weiteren Symbole auf dem Stein –, wich er schnell zurück. Einige der vorderen Katzen erschraken und fauchten ihn bösartig an. Da die beiden anderen bereits das Ufer Richtung der Insel verlassen hatten trat auch Hagen in den kalten See.

Langsam, immer noch zum Wald sichernd trat er tiefer in den See. Vergeblich versuchte er in der Dunkelheit die Zahl der Monolithen zu schätzen, nur um kurz darauf mit seinem eigentlichen Problem konfrontiert zu werden: dem See.

Das Wasser stand dem fast zwei Schritt großen Mann bereits bis zum Bauch, als er sich kräftig mit den Beinen abstieß und dabei versuchte, die Laterne über Wasser zu halten. Mit dem freien Arm und seinen Beinen hielt er sich über Wasser und schob durch den Sprung eine kleine Welle vor sich her. Wenig elegant, in der Stille des Sees sehr laut und spritzend, letztendlich aber erfolgreich schaffte er die Strecke und stellte sich auf, sobald wieder schlammiger Grund unter seinen Stiefel zu spüren war. Sichtlich zufrieden, dass das Licht der Laterne nicht verloschen war, reckte er sie empor und wurde sich erst in diesem Moment der Situation bewusst.

Schlagartig galt seine Aufmerksamkeit der Comtessa, deren zauberhafter Anblick ihn im Bann hielt. Und doch sickerte langsam der Gedanke in den Vordergrund, dass etwas nicht stimmte. Auch wenn es Überwindung kostete, den Blick von ihr zu lösen, so siegte wie stets die Neugier des Alberniers. Sein Blick folgte dem der Almadanerin.


Autor: ehrenstein

Diese rührte sich nicht und starrte auf einen schnurrenden, riesigen, schwarzen Kater (oder auf etwas, was Hagen nicht sehen konnte?!) Ihre Gedanken überschlugen sich. Woher kamen diese Gerüche und warum war das Wasser plötzlich warm. Was war das für ein Vieh und warum hatte sie es vorhin nicht sehen können?!

Obwohl das Tier schnurrte, sträubten sich bei Romina die Nackenhaare. Das war Magie. "Ihr Zwölfe, beschützt uns." Leise begann die Comtessa zu beten und schob sich langsam, ohne den Blick aus diesen Augen zu nehmen, rückwärts.


Autor: vivar

„Schönes Menschenkind, geh nicht, ich bitte dich!“ Die Stimme des schwarzen Katers war warm und samtig. Tief in Romina drinnen brachte sie eine Saite zum Schwingen. Die Stimme klang beinahe, als ob – konnte das möglich sein? – als ob Aureolus und León gleichzeitig sprächen. „Ich bin nicht wirklich ein Katzentier! Ich bin ein Fürstenspross! Ein finsterer Zauberer hat mich verhext und auf dieser Insel eingekerkert, die ich aus eigener Kraft nicht verlassen kann! Aber du kannst mich von meinem Elend erlösen! Es kostet dich nichts, nur einen Kuss!“ Mit flehend großen Augen blickte das große Tier die Comtessa an.


Autor: ehrenstein

Die junge Frau schauderte wohlig und verharrte in der Bewegung. Aureolus. Sie hatte seit Tagen nicht mehr an ihn gedacht. Jetzt sah sie seine goldenen Augen vor sich, im Kopf dieses Katzentiers. Umrahmt von schwarzem Fell. Schwarz wie die Haare des schönen Barons. Léon. Sie musste zurück, durfte sich nicht ablenken lassen. Die Zeit lief davon. Sie wich weiter zurück.

„Ich habe keine Zeit. Ich muss einen anderen Magnatenspross retten. Er wurde heimtückisch vergiftet und nur diese Blüte und ein Storchenei können ihn retten. Ich werde wiederkommen, wenn er gerettet ist. Wenn du wirklich unschuldig verhext wurdest, werde ich dich befreien, so ich es vermag. Doch darfst du mich nicht belügen. Du darfst nicht tun, als wärst du ein anderer oder mich gar noch einmal mit fremden Stimmen locken.“ Sie sah energisch in diese goldenen Augen. „Versprich es!“


Autor: vivar

„Alles, was du willst! Jeden Wunsch erfülle ich dir!“, schnurrte der Kater. „Wenn du mich nur befreist, kann ich deinen Magnatenspross auch von seiner Vergiftung befreien!“


Autor: lasdardas

Entgegen ihrer kleinen Gestalt machte Zaida platschend und prustend Krach wie ein ganzer Trupp tobrischer Ritter, als sie am Ufer der Insel wieder Boden unter die Füße bekam. „Domna…“ Weiter kam sie nicht, da verstummte sie und starrte mit großen Augen auf die gestaltgewordene Finsternis vor Domna Romina. Wie gut, dass sie…

„Keine Namen nennen!“, quietschte sie sogleich laut heraus und duckte sich dann soweit ins Wasser, dass nur noch die schwarzen Locken und das Näschen über der Oberfläche heraus lugten. Wusste doch hoffentlich jeder, dass man solch dämonisches Viechzeugs bei den Zwölfen nicht noch Macht verleihen durfte, in dem man ihm seinen Namen aushändigte.

Auch Ardan von Kündoch erstarrte, als er der Situation gewahr wurde, doch statt wie Zaida abzutauchen, schob er sich langsam und vorsorglich näher heran, um seiner Herrin beistehen zu können. „Hört sich nach einem guten Vorschlag an“, murmelte er leise in Richtung des Alberniers. Doch wie er den einschätzte, kannte der sich mit solchen Ammenmärchen – gut, an dem mochte etwas dran sein – weit besser aus, als die hier versammelte Almadanerschaft.


Autor: ehrenstein

Romina blinzelte und blieb wiederum stehen. Das war wie im Märchen. Jeder Wunsch würde erfüllt. In den Geschichten, die sie kannte, machten so etwas Dschinne in Lampen oder kleine bösartige Wichtelmänner, die an Baumharz festklebten. Bei ersteren ging es gut aus, zweitere führten einen ins Verderben. Und immer war die Formulierung wichtig. Er sagte, er könnte Léon von der Vergiftung befreien, doch nicht, dass dieser es auch überleben würde. Und warum hatte der Kater es so eilig?

Sie runzelte die Stirn.

„Ich habe jetzt und hier keinen Beweis für deine Ehrlichkeit, Kater. Du bist mir fremd, benutzt eigenartige Magie und scheinst sehr mächtig. Solltest du wirklich ein unschuldig verzauberter Fürstensohn sein, werde ich zu dir zurückkommen und dir helfen. Doch ich lasse mich nicht von dir in meiner Not zu unbedachten Handlungen hinreißen. Allein, dass du es versuchst, ist verwerflich und trägt nicht dazu bei, mich milde zu stimmen.“

Sie wandte sich um und sah ihre Begleiter. „Wir gehen. Wir haben eine Aufgabe zu erledigen.“


Autor: vivar

„Ihr geht, wenn ich es euch gestatte, Sterbliche!“ Schlagartig hatte sich die schmeichelnde Stimme des Schwarzen Katers in schneidenden Stahl verwandelt. Die goldenen Augen erglühten in giftigem Grün. Die schwarzen Haare des Katers stellten sich eines nach dem anderen auf. Dann riss er sein Haupt in die Höhe. Ein grauenvolles Brüllen entrang sich seiner Kehle und dröhnte über den gesamten See. Die Katzen am Ufer stimmten sogleich ein abscheuliches Gejammer an. Den vier Menschen war, als ob ihnen das Blut in den Adern gefröre. Mit Entsetzen wurde Domna Romina gewahr, wie sein Rücken sich zu einem Buckel verkrümmte, und drei blutrote Hörner daraus hervor wuchsen. Wie eine schwarze Peitsche zischte der Schwanz durch die Luft und schlug schließlich mit Gewalt auf die Erde.

Eine spürbare Erschütterung durchfuhr die Insel und davon ausgehend den gesamten See. Unter den Füßen der Menschen erbebte der schlammige Grund. Blasen stiegen auf und zerplatzten, nach mooriger Fäulnis riechend, an der Oberfläche. Noch ehe jemand reagieren konnte, hatte eine der Lotospflanzen ihren dünnen Stängel um Zaidas Beine geschlungen und zerrte daran. Im nächsten Augenblick war die Knappin unter Wasser verschwunden.


Autor: pildek

Hagen hatte sich der Domna von der anderen Seite genähert, auf gleicher Höhe wie der Leutnant. Als das Wesen seine wahre Natur endlich zeigte, war er sofort hell wach – zehn Götterläufe in den Schwarzen Landen konnte er nun in die Waagschale werfen: Er zog augenblicklich seine Säbel. In der Rechten den geweihten, links das profane Gegenstück. „Zurück Domna, schnell, ich gebe Euch Deckung! Schnell!“

Er tat einen Schritt nach vorn, um in Reichweite der Domna zu kommen. Dann begann er zu beten, so wie er es immer tat, wenn namenlose Schrecken drohten ihn zu übermannen, erst leise, dann lauter werdend: „Heiliger Hlûthar, voll der Gnade, stehe uns bei, bewahre uns vor allem Übel, Heiliger Hlûthar, voll der Gnade, stehe uns bei, bewahre uns vor allem Übel …“

Seine Sinne indes fixierten wie im Tunnel den Gegner. ‚Ein Zantähnlicher – Pranken, Maul und Schwanz, schnell, ist hinterhältig – Gegenhalten mit der geweihten Waffe – seine Überraschung mag uns einige Augenblicke schenken.‘ „ …Heiliger Hlûthar, voll der Gnade, stehe uns bei, bewahre uns vor allem Übel, Heiliger Hlûthar, voll der Gnade, stehe uns bei, bewahre uns vor allem Übel …


Autor: lasdardas

"Domna, rasch, hierher!", schallte es auch aus Ardans Richtung. Seine Herrin – durchaus eine gute Kämpferin – trug doch nicht mehr als einen Dolch an der Seite und das mochte dem Untier sicher wenig Widerstand bieten. Umso wichtiger war es, dass irgendjemand nach der abgetauchten Knappin angelte. Inbrünstig fiel er in das Gebet des Alberniers ein und hob den Säbel. Er betete zu den Zwölfen, dass der Feldsegen, den er seinerzeit in den schwarzen Landen auf die alte Familienwaffe erhalten hatte, noch vor Praios Wohlwollen fand.

Wütend zog und zerrte derweil Zaida an den Pflanzenstängeln, die sich um ihre Beine geschlungen hatten. Wo hatte man denn so etwas schon einmal gehört? Schlingpflanzen, die kleine, unschuldige Domnitas ertränkten? Wild stocherte sie mit ihrem Dolch nach den Fasern, derweil sie wie ein Karpfen blubberte.


Autor: ehrenstein

Die Comtessa erstarrte bei dem Anblick des gehörnten Dämons. Noch nie war sie dergleichen begegnet, hatte aber sehr viel über Unheiliges gelesen. Sie spürte, wie ihr die Angst durch die Glieder kroch, sie wollte schreien, weglaufen, doch der Körper gehorchte nicht. Ein schriller Laut drang durch ihre Lähmung. Zaida. Das Mädchen brauchte Hilfe. Ein trockenes Schlucken, dann trat ein Schatten zwischen sie und das Geschöpf der Niederhöllen. Der Schrecken fiel augenblicklich von ihr ab. Obwohl ihr das Herz aus der Brust zu springen drohte, sah sie sich um und versuchte zu ergründen, wo ihre Knappin untergegangen war.


Autor: vivar

Schnell hatte sie die Stelle entdeckt, an der stoßweise Blasen aufstiegen. Auch Ardan von Kündoch spürte nun, wie sich die Schlingpflanzen, zwischen denen er im hüfttiefen Wasser stand, Schnüren gleich um seine Beine wickelten und ihm ins Fleisch schnitten.

Gleichzeitig wurde der Fäulnisgestank, der sich beim Zerplatzen der Wasserblasen ausbreitete, immer drückender. Er stach in der Nase, würgte den Gaumen und biss in den Augen. Es war, als ob die gesamte Flora des Sees mit dem dämonischen Geist gemeinsame Sache gemacht und sich gegen sie verschworen hätte.

Der Schwarze Kater selbst indes verließ seine Insel nicht, um, Domna Romina, Hagen oder den Leutnant anzuspringen, sondern schlich darauf umher, die strauchelnden Sterblichen aus seinen leuchtend grünen Augen belauernd. Katzen sind wasserscheu, und offensichtlich galt das auch für die dämonischen Vertreter ihrer Art.

Hagen von Mawet, der mit gezückten Säbeln jede Bewegung des Untiers aufmerksam verfolgte, wurde mit einem Male am rechten Bein gepackt. Eine eiskalte, klauenartige Hand umschloss seine Wade. Der Albernier dachte zunächst, dass es das untergetauchte Mädchen sei, das sich Hilfe suchend an ihn klammerte. Doch als sich scharfe Fingernägel in seine Haut bohrten, merkte er schnell, dass es sich um eine weitere widernatürliche (oder widernatürlich belebte) Kreatur handeln musste.


Autorinnen: ehrenstein, lasdardas

Romina hustete, während sie die junge Zaida an die Wasseroberfläche zog. Das junge Mädchen zappelte und stach mit dem Messer nach unten, bemüht, sich nicht noch einmal von den Schlingpflanzen fassen zu lassen. „Schwimm!“, forderte ihre Knappherrin sie hektisch auf und zog sie mit sich auf den See hinaus. „Leutnant, Albernier, fort von hier!“, rief sie den Männern zu und schwamm ihrerseits schnell auf das andere Ufer zu.

Prustend und Wasser spuckend wie die Levschije auf dem Brunnen des Rahjatempels von Santa Catalina, mühte sich Zaida der Grafentochter zu folgen. Hektisch strampelte sie sich von den letzten Resten der Schlingpflanze frei und wagte dann einen Blick zurück über die Schulter, derweil sie sich so nahe wie möglich bei Domna Romina hielt.

Hinter ihr war Leutnant von Kündoch an die Seite des Herrn Hagen getreten und hatte sich inbrünstig dem Gebet angeschlossen. Es hatte ihn verwundert, dass der Albernier sich nicht ihrer Flucht anschloss. Ein Blick nach unten offenbarte ihm einen Schatten, der sich neben den Beinen des Anderen im Wasser abzeichnete. Während eines Gebetes sollte man nicht fluchen, doch der Drang war fast überwältigend. Mit wildem Schlag hieb er nach unten, darum bemüht, den Herrn von Mawet aus dem Griff des Wasseruntiers zu befreien. Offenbar hatte er etwas getroffen, denn die Wasseroberfläche geriet in Aufruhr und der Schatten zuckte einen Moment zurück. "Kommt, schnell... ich decke Euch den Rücken!", blaffte er ihm zwischen zwei Gebetszeilen zu. Das unheilige Wesen vor ihnen ließ er keinen Moment aus den Augen. So blieb es ihm nur, sich auf sein Gehör zu verlassen um abzuschätzen, wie weit die beiden Domnas schon auf dem Weg zum anderen Ufer waren. Ein Glück machte Zaida so viel Lärm wie eine ganze Schwadron beim Praiostagsbaden.


Autor: pildek

Der Hieb des Tobriers und das aufspritzende Wasser unterbrachen für einen winzigen Augenblick das Blickduell des Schwertgesellen mit der niederhöllischen Kreatur und der Gedanke an Rückzug drängte sich in den Vordergrund. War da nicht ein Ruf? Immer noch das Gebet auf den Lippen, wich er zurück. Ein Schritt, noch einen Schritt, einen dritten. Das Wasser wurde tiefer – ‚Schwimmen, du musst schwimmen‘, dachte er. Noch aber war er der Insel zugewandt und zwei Schritt vor ihm Ardan.

„Ardan, jetzt du! Möge Efferd uns Flossen schenken!“ Er wartete, bis auch der Leutnant sich umwandte und fuhr mit beiden Klingen noch mal durch das Wasser, ohne auf einen Widerstand zu stoßen. Die beiden Frauen waren schon ein gutes Stück voraus.

Mit einem gewaltigen Wurf beförderte er den Säbel aus der linken Hand Richtung Ufer, weit genug von der Bahn der Frauen entfernt, und umklammerte mit der Rechten den zweiten fester um mit einem Satz auf das rettende User zu zu schwimmen. Doch der Boden war zu rutschig und so tauchte Hagen kurz mit dem Kopf unter Wasser. Er begann aber sofort zu schwimmen und tauchte auch kurz danach wieder auf - nur mit deutlich weniger Schwung als erhofft.


Autor: vivar

Vielleicht waren die verzweifelten Gebete an Rondra doch von Efferd erhört worden. Vielleicht hielt dieser die Schlingpflanzen und toten Hände davon ab, aus dem Schlamm heraus die beiden Krieger erneut zu packen und auf ewig zu einer der ihren zu machen. Tatsächlich gelang es Ardan von Kündoch und Hagen von Mawet, das seichte Wasser um die Insel zu verlassen. Angst trieb sie an – Todesangst vor dem Untier, das sie erweckt hatten und das immer noch aufs Grauenvollste brüllte. Auf halbem Wege zum Ufer erreichten sie die hastig schwimmende Grafentochter und ihre Knappin, die bereits prustete und Wasser schluckte. Stumm zog der Leutnant sie mit sich. Sie war eine aufmüpfige kleine Waldwachterin, aber in diesem Höllenwasser zu ersaufen, hätte Ardan selbst seinem schlimmsten Feinde nicht gewünscht.

Unter dem Toben und Wüten des Dämons erreichten die Vier platschend und triefend das Ufer. Domna Romina schloss kurz die Augen zu einem stummen Dankgebet. Sie vergewisserte sich, dass das Päckchen noch an ihrem Gürtel war und atmete erleichtert auf, als sie das Leder fühlte. Zaida hustete und spuckte aus, was sie unfreiwillig getrunken hatte. Ardan von Kündoch stand vornüber gebeugt, mit auf die Knie gestützten Händen, da und keuchte. Hagen von Mawet versuchte im flachen Wasser seinen zweiten Säbel wieder zu finden.

Das Sternenlicht half ihm bei der Suche, und alsbald hielt er wieder zwei Klingen in den Händen. Zufrieden lächelnd richtete er sich wieder auf. Doch das Lächeln erstarb, als er das Katzenheer erblickte. Die Truppen des Schwarzen Katers hielten das Ufer vollständig besetzt. Nur drei Schritt entfernt lauerten sie mit gesträubtem Fell und gebuckeltem Rücken, bereit, die Menschen, die ihrem Herrn und Meister entflohen waren, wieder zurück in den See und damit in ihr Verderben zu treiben.

„Ksch! Ksch!“, machte Hagen von Mawet und schlug probeweise mit dem Säbel vor sie hin, doch die kleinen Bestien ließen sich nicht beeindrucken. Garstig fauchten sie zurück und schlugen mit den kleinen Pfoten durch die Luft.

„Was nun?“, fragte Zaida kläglich.

„An ihnen vorbei kommen wir nicht, über sie hinweg kommen wir nicht, und zurück können wir nicht. Wir müssen durch sie hindurch“, sagte ihre Knappherrin. Ihre Stimme zitterte; ob vor Furcht oder vor Zorn, war nicht auszumachen. „Albernier, leiht mir Euer Schwert. Ich habe nicht vor, hier länger als notwendig zu verharren.“

Hagen zögerte einen Augenblick, dann reichte er der nur mit einem Dolch bewaffneten Almadanerin den einen seiner beiden Kusliker Säbel.

„Zaida, bleib mir auf den Fersen. Leutnant, haltet mir den Rücken frei. Albernier... ähm... haut ordentlich zu. Ich zähle bis drei. Eins. Zwei. Drei! Rondraaaa!“

Und damit begann das blutigste Rückzugsgefecht, das jemals gegen samtpfotige Schmusekatzen geschlagen worden war. Schreiend, fuchtelnd, mit jedem Hieb zwei, drei Vierbeiner erschlagend, stürmten die Zweibeiner auf die Bäume zu. Doch die Tiere waren im wahrsten Sinne des Wortes vom Dämon besessen und sprangen eines um das andere die Menschen an. Wo eine Katze fiel, waren sofort zwei neue, die sich mit scharfen Krallen an Beine, Arme, Brust, Rücken und Haupt klammerten, die Haut aufkratzten und Gewänder zerfetzten. Auf der Insel heulte ihr Meister.

Gewiss drei Dutzend Katzen lagen tot, ehe Domna Romina als erste den Ring des Heeres sprengen konnte. Sobald sie die Lichtung verlassen hatten, verlegten sie sich aufs Rennen. Durch die Dunkelheit des modrigen, moosigen Unterholzes rannten sie, ließen zu, dass Zweige ihnen ins Gesicht schlugen, Dornranken tiefe Risse in Haut und Hemden rissen, Harz ihnen die Haare verklebte und Wurzeln sie der Nase nach hin schlagen ließen. Nur fort!

Die Katzen folgten ihnen auf dem Fuße, heulend und fauchend, sie immer und immer wieder im Rücken bespringend, hier einen Kratzer, dort einen Biss hinterlassend. Wischte man sie ärgerlich fort, dauerte es nur Herzschläge, bis wieder eine dort war. Mehrmals stürzte einer der Flüchtenden zu Boden und musste von zwei anderen hastig wieder auf die Beine gezogen werden, während der vierte wild um sich schlagend die Katzen zurückhielt.

Die Felswand, welche das untere vom oberen Geschoss des Katzenwaldes trennte, war in der Hast schnell überwunden, doch auch sie hielt die Biester nicht von ihrer Verfolgungsjagd ab. Und so ging es weiter über bemoosten Stock und bemoosten Stein, in rasender Eile und das Katzenrudel ständig im Nacken. Die einzige Chance war, den verfluchten Wald so schnell wie möglich zu verlassen.

In der Tat wurde das Gefauche und Gekreische immer leiser, je lichter die Bäume wurden. Dann ließen die Katzen gar davon ab, sie anzufallen und hetzten nur noch lautlos hinter ihnen her.

Schließlich war das Ende des Katzenwaldes erreicht. Direkt vor ihnen erstreckte sich, von den Sternen beschienen, ein verfallenes Dorf. Die Mauern der Häuser waren kaum mehr brusthoch, die Dächer eingefallen, die Balken längst verrottet. Nur ein einziges Gebäude ragte aus den Ruinen basaltschwarz in den Nachthimmel empor.

„Die Torre Tai Andor!“, stieß Zaida hervor. "Wir sind in Villanúa!"